Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)

1860-11-22 / nr. 270

. Abend­blatt dis bester Hof- Donnerftag, 22. Novemb. Nr. 270. eft, 1860. (Die einzelne A­ummer Eostet 3 fr. 6. 33.) 83 Kaschau, 19. Nov. Sonntag war großes Diner im schönen, sinnig mit den Nationalfarben geschmückten Saale des Gasthofes , Köderer", woran zumeist Der Adel der benachbar­­ten Komitate theilnahm. Wir laben manchen , legten Ritter" unseres ehemaligen nationalen Beamtenstandes , der in der unglücseligen Zeit des eilfiährigen Prosiforiums in filler Zurückgezogenheit lebte; manches theure Haupt, früher kaum vom Reif der Sabre getroffen, trug lebt den Schnee des Kum­­mers und des Schmerzes um die vielgeliebte Mutter, die so lange den Witwenschleier getragen. Aber nun es zu tagen anfängt, kommen sie Alle herbei, wenn auch mit warfenden Spritzen, und wollen mithelfen den zusammengeflürgten Pracht­­bau unserer Väter wieder aufzurichten und zu erweitern, damit uns Allen darin gleiches Wohl, gleicher Schub und gleiche N Rechte werden. Diese, mitunter Ausperst gelungene Toaste befundeten das üppig aufreimende politische Leben, das lebhafte Interesse an allen Zeitfragen und vor Allem die sest uralten Zeiten hersagende liberale Richtung unseres Komitates,­­ Als später die Tafel abgeräumt wurde, und die Ver­sammlung dur das Kontingent aus allen Schriften unserer Stadtbevölkerung mehr als verdoppelt worden war, nahm dieselbe einen offiziellen Charakter an, Herr Graf­ Pallapat­­etini, als Präsident des „Abaus-Zornaer land» wirthchhaftlichen Berein­s", erklärte die Sigung für eröffnet, und den Berein auf Grundlage des Exlasses Str. Erzellenz des Herrn FZIM, Ritter von Benebef für Fon­­ftitutrt. Die Berlefung der dem Verein in beutfaler Nieder­­fegung zugemittelten Statuten wurde übergangen. Man wollte nun sogleich zur Wahl des BV Vereinsbeamtenstatus sehreiten s, es wurde jedoch geltend gemacht, dad die Anzahl der Mitglie­­der noch Feine so große sei, um der Wirksamkeit des Vereines das gewünschte Geld zu eröffnen , indem von den Betreffenden in der Sammlung von Beitrittserklärungen eine tadelnswerthe Lau­­heit beobachtet wurde, und somit die Wahl der Beamten und des Ausschusses weder möglich, noch berechtigt erscheine. Doch wurde der Borsigende, Herr Graf v. Pallavicini, in seiner Eigenschaft als Präsident des Vereines, einsimmig bestätigt und beschlossen, das die Sammlung von Mitgliedern sogleiciy in thätigen An­­griff genommen werde, damit der Herr Präsident im Stande sei . Die Generalversammlung schon im Sänner oder­ Feder des Fünftigen Jahres auszuschreiben,, und daß zu diesem Zwecke der Aufruf im Wege des Komitees und sämmtlicher Zeitfäriften des Landes zu verbreiten sei. In Folge einer zeitgemäßen Interpellation bezüglich der Benennung des Ber­­eines, welche noch das Gewand des früheren Systems an sich trägt, wurde unter rauschendben Elfen ausgesprochen, daß er nun, ja fi­ unsere eben Nachbarn aus Torna für das Ver­­bleiben im Vereine erklärten, aus Achtung der autonomen Sleichheit selbstverständli­chen Namen : , Abauj és Torna­­megyei gazdasági egyesület" tragen wird. Nachdem Diese Angelegenheit erledigt war, wendete sich der anmwesende Herr Graf Eduard Károlyi an die Versammlung und forderte sie auf, die Schritte feszustellen, die man zur baldigen Refonsituirung unseres Komitates machen müsse, und erinnerte zuvor, zu die­­sem Zweckk einen Borfigenden zu erwählen, um in die Ver­handlung mehr Ordnung zu bringen und eine größere Ein­­heit zu erzielen. Mit lebhaften allseitigen Eh­enrufen zum Borfigenden bezeichnet, richtete er an die Versammlung eine durch oftmaligen Zuruf unterdrogene Ansprache, in welcher er die Hauptfragen der Gegenwart in klarer, anschaulicher­­ Weise erörterte, und über manche Gebrechen der jüngsten Zeit die satyrische Geißel fchmang. Der Redner fárlok mit der Aufforderung, regt sogleich eine K­andinatenliste zur Belegung sammtlicher Komfttatsämter zu entwerfen, um tag zur um so sernelleren Konstituirung unseres Komitates dienende Mate­­riale an der Hand zu haben. Es fehlen anfangs, als wo dieser Borfálag Beifall und Unterftüsung fände, allein bald erhoben sich zahlreiche mitbilligende Stimmen, und als fr Herr Pfarrer Lacsny in einer zündenden, in echt parla­­mentarischem Geiste gehaltenen Rede, welche oft von donnern­­dem­ Applaus unterbrochen wurde. Dagegen aussprach und hierin von dem ehemaligen, bei uns in großem Ansehen ste­­henden Stuhlsichter Terdbinandoy Bertalan unter­­fragt wurde, nahm der Herr Vorfigende seinen Antrag zurück. es wurde geltend gemacht, dag das Komitat Ahaus zwar das Gefeß vom Jahre 1847/8 als alleinige Grundlage seiner künf­­tigen Koordinirung betrachte, — was unter endblosen Essen zum Befluß­ erhoben wurde, — die Bersammlung sich aber eben aus Achtung für diese Gefege für unvollständig und da­­her für inkompetent hält, die in Anregung gelernten Kandi­­daturen vorzunehmen, daß ein solcher Schritt nur dazu dienen würde, die öffentliche Meinung zu präoffupiren, gu­tielerlei Reibungen und Beindseligkeiten Anstoß gäbe. Intern fehlte sich der oberwähnte Beischlag der Ver­sammlung bezüglich des Festhaltens an den Ge­hegen der Jahre 1847/8 vom Borfigenden wieder­­holt wurde, machte Derselbe noch den Borschlag, diesen Be­­schluß dem Herrn Odbergespan durch eine Deputa­­tion überbringen zu lassen. ., Nem kell küldöttség, mind­­nyajan megyünk !" hieß es aber, und er fegte (fch) eine De­­putation in Bewegung, wie sie nicht sehr oft zu sehen is. Schon während der Sigung war die Bersammlung fortwäh­­rend gewac­hsen und als der Zug vor dem Hause des Herrn Obergespans ankam, bestand er sicher aus mindestens tausend Personen, ohne diejenigen zu rennen, melde sich dem Zuge auf der Safe aus Neugierde anschlossen. Eine Anzahl Per­sonen (80—100), welche die Seite des Zuges bildeten,­­ be­­traten unter dem Vortritt des Grafen Eduard Károlyi den Salon, in welchem sich der Herr Obergespan Graf Emanuel v. Pédy befand, und der erstgenannte Herr Graf verfün­­digte demselben in einer wohlgefesten Nede den Beschluß der Versammlung. Der Herr Graf Obergespan richtete einige Worte an die Anmwefenden, deren Gehalt und Bedeutung einen tiefen Eindruck machte ; beinahe jeder Sat wurde mit flürmischem, si­e 18 auf die Gaffe hinaus fortpflangendem Susel beglei­­tet. Er sprach ungefähr Folgendes : , Auch mein Grundtag ist es, an den ruhmreichen Gefegen des Jahres 1847/8 fest­­zuhalten, und ich freue mich, daß dieses Prinzip von der hochgeehrten Versammlung in einer so seltenen Allgemeinheit getheu­t wird. Es thut mir Ieid, die Koordiierung dieses Komitates nicht sogleich vornehmen zu können, allein ich habe in dieser Beziehung von der hohen Ts­ ungar, Hofkanzlei das Ernennungsdiffet noch nicht erhalten, und wird es überhaupt von den damit verbundenen Sinsiruftionen abhängen, ob ich die mir angebotene Würde annehmen kann. Wenn dies, wie ich hoffe, möglich sein wird, werde ich unmittelbar darauf das Nöthige veranlassen, um unsere alten Institutionen , in dem durch die Gefege vorgeschriebenen, dem vorgeschrittenen Geiste unserer Zeit entsprechenden, erweiterten Mafftabe in’s Leben zu rufen, zu meld’ mühr soller Arbeit ich schon fest um Ihre gütige Mitwirkung bitte. Wir werden gewissen Her­­ren beweisen, das es Feinesswegs einer Unmaffe von Krige­ Ieien bedürfe, um die Geschäfte zu erledigen und Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten.‘ Beim Nachhausegehen wurde trob des Negens das „Szösnt‘‘ abgefangen, und vor dem Hause des allverehrten Herrn 9. Szentimreg wiederholt. Prozes Nichter. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung dem 20. d. wurden an Niter weitere Fragen über die Verhält­­nisse seiner Talerit und Die Reduktion der Lieferungsver­­­­träge gesteh­t, Befragt, ob sich Die Direktion der Kredit

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