Pester Lloyd - Abendblatt, August 1861 (Jahrgang 8, nr. 175-199)

1861-08-02 / nr. 176

ax ama Freitag, 2. August Nr. 176. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 Er, 5. XB) Abendblattas Pester Lloyd. I­­n der ungerischen Hofkanzlei hat gestern eine Gütung stattgefunden, bei welcher der Hofkanzler Graf Torgäadh, der Herr Minister Graf Moriz Esterhazy und meh­­rere Magnaten anwesend waren. Unter G-Korrespondent ver­­sucht es Über den Inhalt dieser Sagung die unten folgenden Angaben zu machen. Zu viel: des Zentralisirens ! so rufen fest auch fan die treuesten Anhänger des Herrn Ritter v. Schmerling aus. Die „Konst. Korr.” kann sich zum mindesten nicht enthalten in ein gelindes Schmollen zu verfallen : „Die Art — sagt sie, — wie das Ministerium die La­n­­d­esauschüsse behandelt, wie es ihnen die Vermaltung der Grundentlastungsfonds so­wie die Heraus­­gabe vieler ständischer, fett aber von politischen Behörden der wüster Gebäude verweigert, und den Verkehr mit den Regie­­rungsbeamten erschwert, hat in den Nethen der Linken viel böses Blut gemacht. Herr 9. Schmerling sollte nicht ver­­gessen, Daß die liberale Linke da nur insofern und insoweit tralistisch ist, ais sie Die Autonomie der einzelnen Kron­­ander durch Die, den Landtagen und Landesausschüssen zuge­­­wiesene Kompetenz genügend gewahrt glaubt. Schon Die gefiri­­gen’Interpellationen ober- und niederösterreichischer Abgeord­­neten haben darauf hinge­wiesen, daß man in diesen Streifen nicht geneigt ist, die Autorität der Landesausschüile auf Null reduziren­ zu lassen. Sest läuft nun gar noch aus Linz die Nachricht ein, daß der dortige Statthalter Freiherr v. Bag, bekanntlich ein Bruder des Erministers und regigen Botschaf­­ters in Rom, unter Berufung auf eine frühere Dronung der Dinge,­ das Gymnasium der Stadt wiederum dem Klerus übergeben hat, ohne Die Stände zu fragen. Wahrscheinlich wird dieser Akt Gegenstand einer neuen Interpellation werden. Wenn die Linie jegt­­on, wo man noch ihrer be­­darf, um die Rechte im Zaume zu halten , in solcher Weise vor den Kopf gestoßen wird, wie — fragen wir — würden sich die Meister der Zentralisation dann benehmen, wenn sie das Feld ausschließlich beherrschten? — Die Freude, welche noch vor Kurzem im zentralistischen Lager über den „großen Steg‘ Schmerling’s herrschte , veranlaßt einen Wiener Kor­­respondenten der , Deutsch. Allg. Ztg.” zu folgenden Be­merkungen : Je offiziösen und zentralistischen Organe — fagt der Korrespondent — erinnern uns in ihrem Label über das glückliche Bomstapelgehen des Resfripts an die allerdings sehr geschickten französischen Chirurgen, denen jede, auch die fehmwie­­rigste und gefährlichste Operation aufs glänzendste gelingt. Der Schnitt ist auch merklich fein, meisterhaft. Wagt man es aber, einige Tage nach der Operation sich um das Befinden des Patienten bei dem gefechtesten Operateur zu erkundigen — der Kranke ist währenddessen den Weg alles Fleisches gegan­­gen —, so heißt es, der Chirurg habe blos den Schnitt zu machen; 00 aber derselbe unwundenheilend oder todbringend ausfalle, sei dem Arzte, der seine Aufgabe mit der vollbrach­­ten Operation für erledigt halte, ganz gleichgiltig. Das Re­­script ist an manchen Stellen mit geshteter Nachgiebigkeit abgefaßt, der gefährliche Schnitt, von Herr v. Schmerling — er ist die Seele des Kabinets — an der Wunde unsers Staatskörpers machte, wäre also gelungen, aber die Nahmwir­­kung dieser Operation ist leider ‚seine günstige. Sollte die Regierung in Wien zu dem traurigen Noth­­kőebell greifen, den jebigen engeren Retichgrath zum Sesammt­ der jenigen mit dem Ministerium überallhin folgenden Majorität diktatorische. Semalt, über die größere Hälfte der Monarchie, die im Hause nicht vertreten it, einräumen — an diesen Tall knü­pft der genannte Korre­­spondent folgende Betrachtungen : Wir glauben uns der Auseinandersegung überhoben zu fehen, daß dieses Mittel gegen den Geist und gegen das Prin­­zip der Volfsvertretung verstößt , allein es follt,f$t an eine Modifikation des Februarstatuts insbesondere , gegen die sich das Ministerium mit Händen und Füßen sträubte, in sich. So mangelhaft der Wahlmodus bei uns, so wenig die nach ihm zusammengefegte Vertretung geeignet it, nur im entferntesten den Willen des Volks widerzuspiegeln,, so foricht Do das Februarpatent bis in seine einzelnsten Bestimmungen hinab, von den „‚Vertretern‘’ aller Ränder der Monarchie. Nun, eine Kammer zusammenzimmern , wollen aus dem geringen, verhältnismäßie Heinen Material der Erbländer, eine Vertre­­tung aus dem Westen des­ Neic­s zusammenrufen und Dieser Vertretung bintendrein auch die gefeßgebende Gewalt über den DÖften zu vindiziren, diese Sintention. widerspricht Dem GSeifte wie­ dem Buchstaben des Februarpatents. Die Wolfs­­vertretung würde dann nur Äußerlic, nominell eine solche sein, sie würde blos das Schild einer Wolfsvertretung an sich tra­­gen. Es ist in einem unserer frühern Berichte auseinander gefegt worden, daß das Tebruarpatent und die ungarische Konstitution unversährliche Gegenzüge sind, Daß sie beide mo­­difizirt werden müssen, sol ein ruhiges Nebeneinanderleben oder gar eine Verschmelzung der einen mit der andern mög­­lich sein. Nur in einer Abänderung in den beiderseitigen Ber­­faffungen , deren Soigen gegeneinander gewendet sind, und nur in einer von den beiden Bolfsvertretungen vorgenomme­­nen Abänderung war ein heilsamer Ausweg zu sucren. Das Ministerium muß ja selbst zu einer Modifikation des Februar­­patents greifen, wenn es seine Plane realisiren will, aber zu einer solchen, melche die Kluft erweitert, statt sie aus­­zufüllen. In dem Lager der Ministeriellen wird den Liberalen vorgeworfen, daß sie mit dem Wunsche nach Abänderung der Februarverfassung ein Ziel mit den Reaktionären verfolgen, die ebenfalls auf den Umsturz des Patents hinarbeiten. " Das Abendblatt der, "Wiener Ztg." meldet: Die bisher über das Befinden Ihrer Majestät der Na­i­­ferin aus Corfu bekannt gewordenen beruhigenden Nachrichten finden dur die Meldungen des von Sr. Majestät dem Kaiser dahin entsendeten, nun zurückgekühr­­ten m$. Grafen Grünne, ihre erfreuliche Bestätigung. “ In der „Parlam. Korr." seren wir: Ein Plan zur Tilgung des 1854er Nationalanse­­hens wurde sicherem Übernehmen nach vor einigen Ta­­gen von Seite eines Herrn Eduard Klamynety Gr. Erz, dem Herrn Finanzminister vorgelegt. Der Plan soll mit besonderer Rücksicht der privatrechtlichen Verhältnisse und einer großen Ersparung des Baarsilberfondes auf das Zweitmäßigste entworfen sein, und dürfte bei einem etwa ins Leben tretenden neuen Ansehen seine Anwendung finden. + Konstantin Batalosih, Vertreter des Zsombolyer Bezirkes im Torontäler Komitate, it am 31. Juli auf seiner Refisung bei Habfeld, wohin er ss vor einigen Tagen in­ Privatangelegenheiten begeben­­ hatte, in Folge eines Schlagfluffes perfihieren, Friede seiner Ace­ veicherath zu erklären und so N * Ver, 1861. G, Wien, 1. August. Heute Vormittags findet in der ungarisgen Hofkanzlei eine Situna statt, in welcher unter an­­deren wichtigen Angelegenheiten die Steuerrenitenz und ein Antrag auf vorläufige Siftirung der Steuer­­evolationen zur Verhandlung kommen sollen. Es wird der Vorschlag gemacht werden, daß die ungarische Hofkanzlei ein Manifest an die Obergespanschaften des Inhaltes erlasfen solle, daß diese kraft ihrer Amtspflicht eine freiwillige Ein­­zahlung der Steuerrückstände bewirken, und Hiedurch die Mi­­litärevolationen überflüssig machen mögen. Dadurch­­ würden auch die Klagen und Proteste, m welche gegen die militärische Steuereintreibung von einzelnen Komitaten bei der Hofkanzlei eingelangt sein sollen, ihre Erledigung finden. Wie ich höre, soll namentli­cuch das Neutraer Komitat einen derartigen Protest gegen die terroristische Wirt­schaft Halzl’s eingereicht haben. Bei der heutigen Gitung fungirt der neu ernannte Hofrath von Papay zum ersten Male als Hofkanzlerreferent.. Wie ich so­eben vernehme, sol dur die ungarische Hofkanzlei in der österreichischen P­inanzfrage mit den Stimmführern des Landtages in Veit eine privative Verständigung­ versucht werden, und sollen sie zu Diet­m Behufe einige Mitglieder der Hofkanzlei Heute Abende nach Pest begeben, ein Gericht, das ich nicht verbürgen möchte. Politische Rundschau, 2. August. Gegenüber dem in Wien verbreiteten und gestern von uns er­­­wähnten Gerücht : Se. Majestät der Kaiserr werde, dem König von Preußen in Baden-Baden, einen Besuch abstatten , meldet die „A. 3." : „Se. Majestät besuche den König von Griechenland in Gastein und werde Sam­­stag wieder hier eintreffen.” Aus Turin dl. Juli wird telegraphirt­: Die heutige „Opinione‘‘ meldet­e Padre Giacomo, der Beichtvater Cavour­s, langte am 24. Juli in Rom an und hatte Tags darauf Audienz beim Papst.­­ Was mehrere Zei­­tungen anläßlich heilen, über Drohungen des Papstes und Ber­weigerungen des Padre Giacomo erzählen, sind Erdichtun­­gen. Man glaubt, General Lamprictere fehre in päpstliche Dienste zurück. Man spricht wieder von der Abreise­­ des Papstes In’s Ausland, wenn Kaiser Napoleon den Piemon­­tern freies Spiel sefe. « Die»Italie«gibt folge jede Details über die bei I dee in Turin verhafteten Werber,Namens Groeben und Austerlitz: »,,Eksteter nennt sich Alfried Ritter von der Gweben, mcus Hannover gebüttig und hat in der königlich hannoveri­schen Armee gedient.Hierauf trat er als Lieuteaant in die österrechische Armee,nahm aber bald wieder seinen Abschied, um sic von Msgr-Merode anwerben zu lassen.Er wachte mehrere Reisen von Rom nach Deutschland und unterhielt in Prag ins Zentralbureau,welches Hellebardiere und Neophyten(?) nach Rom lieferte.»Er zeigte bei dieser Missioniior viel Eif­er­,­ daß er sich eine päpstliche Danksagungsbulle und ein­ Kreuz von Citelfidardo verdiente,obgleich er an keiner Schlacht theilgenmmen hatte.Später begab er sich mit einer­ ange­­worbec Bande nach Rom,wo er den Befehl erhielt die Yawetlingen einzustellen,und da die Verabschiedung Illus­­ksterreichischen Offiziere der«päpstlichen Armee ihn der Ge­­­fahr ausktztey brodlos zuwerden",so verschob er es an eine bessere Z«t Msgr.v.Merode Rechenschaft abzulegen-c­iffte sich Endechin d.J.in Civitavecchia ein,landete in Monaco«­­und begab sich von­ direkt nach Turin in der Hoffnung-da ihn Niemad daselbst kenne,in die königliche Armee aufge­­nommen zu werden. «­­er Lieutenat in der feinen Abfded, um österreichischen Armee unter der­­ päpstlichen Er­begab er nach Rom und sümpfte unter verabfahrdet,als die BED er Annahme in die und nahm Fahne,zu dienen.“ den Befehlen­ des Migr. 9. Mode. Kaum waren die­sterreichischen Offiziere er nagy Oesterreich zurückehrte, und da ihm Österreich d­ie Armee verweigert wurd, 1 abet er irgend­ eine Penition zu erhalten, Er vers zweifelt periparan sein Gefuch günstig aufgenommen zu sehen MR seinen“ deshalb nach Italien leben, wo er Gerede, den Bekannten von Rom her Alder Aufterlig ist in Böhmen geboren. Zuerst war , begegnete, dann­­

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