Pester Lloyd - Abendblatt, September 1861 (Jahrgang 8, nr. 200-224)

1861-09-12 / nr. 209

Pell, 1861, Abendblattas Pester Lloy T­onuetttag , 12. September. Nr. 209, Die einzelne Nummer Eofiet 5 Er. 6, WS.) G, Wien, ... September, Die ungarische Trage ist in eine neue Phase getreten, und zwar Dant dem ehrwürdigen Patriarchen Kardinal Sch­ospski. Der geistliche Triedengstifter, den das Gerücht, ausgerüstet mit vermitteln­­den Borschlägen , eine persönliche Repräsentation an Seine Majestät­ unternehmen ließ, hat seinen Friedenszug nach Wien nicht so erfolglos gethan, als einige hiesige zentrali­­stische Blätter vom heutigen Datum zwar kurzweg, aber doch nur ohne Beigeschmach von triumphirender Genugthuung pro­ Hamiren. Wenn Se. Eminenz au nicht in einer kaiserlichen Audienz empfangen worden, so ist die Lösung der ungarischen Trage doch in eine ganz neue Bahn gelenkt worden, die, wenn au nicht auf den ersehnten 1848er Boden. Doch gewiß völlig zum 20. Oktober zurückführen dürfte. Es ist richtig, Daß der Primas mit Vorschlägen nach Wien gekommen,, daß er eine längere Unterredung mit Graf Forgach, und hiernach mit Erzherzog Rainer hatte, und daß Se. Majestät ihn nicht empfangen, oder vielmehr, daß er seine Audienz genommen. Der Grund von diesem mebteren negativen Schritte aber ff, daß Erzherzog Rainer Sr. Eminenz vorstellte, es läge im Wunsche Sr, Majestät, daß eine persönliche R­epräsentation des ‚geliebten und hochwürdigen‘ Patriarchen nicht ohne be­­friedigenden Zweck bleibe. Die von Sr. Eminenz mitgebrach­­ten , Borschlage" seien aber derartig, daß sie einen solchen Erfolg nicht gestatteten. Graf Borgád sowohl als Erz­­herzog Rainer machten dem Kardinal Gegenvorfäl­ge, aber er hielt sich nicht für ermächtigt, auf Grundlage derselben im Namen seiner Nation ein bindendes Wort zu sprechen , und er erbat si Aufschub, bis er sich mit den Stimmführern in Pest besprochen haben, und mit den erforderlichen Bollmachten wiederkommen wird, Ueber die vom Erzherzog Rainer und Grafen Sorgád im Namen Sr. Majestät — vorläufig mit Umgehung ds Staatsministeriums­­ gemachten Gegenvorfäl­ge herrscht bisher ein begreifliches Dunkel. Was ich Ihnen aber mit Besti­mmtheit mitzutheilen in der Lage bin, ist, daß die Wiedereinberufung des ungariischen Reichstages in die nächte Aussicht gerückt ist, dag von den Wahlbestimmungen nach dem Steuerbogen abgegangen werden, und daß der 20. Oktober als alleinige Basis der neuen Einigung zu gelten haben wird. Diese neue Phase der ungarischen Angelegenheit übt all ihre natürliche Rückwirkung auf die siebenbür­gtsch­e Landtagseinberufungsfrage aus, die sich bereits ihrem Abschluffe genähert hatte.­­ Dieselbe hat nun einen Auffegub erhalten, und Baron Kemény, dessen Entlassungsgesuch bereits zur Einreihung parat lag, bleibt vorläufig wieder im Amte. — G — Bien, 11. September, Ungeachtet der Energie, mit welcher die ungarische Hofkanzlei, die Befol­­gung der in ihren legten Zirkularfchrerden enthaltenen Anord­­nungen in Angriff genommen, ft sie mit dem fernerhin zu beobachtenden­ Verfahren mit sich keineswegs im Reinen. Die Herst­llung „einer geordneten Verwaltung‘ gegenüber den­­widerstrebenden Munizipien mit konstitutionellen Mitteln ist wahrlich keine Kleinigkeit. Man scheint zwischen der Motivirung und der Form, unter m welcher die Landtagsbe­­schlüsse von den Komitaten gutgeheißen wurden, einen Unter­­schied eintreten lassen, und nur jene Ausfälle auflösen zu wollen, welche dem Proteste ansprüchlich beigetreten sind. Nur bezüglich Szabolcs, Delft und der Stadt Stuhlweißenburg sind bis jeßt definitive Beschlüsse gefast geworden, und selbst die in „Sürgöny” angedeutete I­nttruktion für die kö­inglichen Kommissäre wird fortwährend revidiert und verbessert: Das Hevefer Komitat kommt zu­­nächst an die Reihe, und die Wahl des zu ernennenden Kom­­missärs hat bis nun die Erlassung des biesfälligen Reskriptes verzögert. Auch das Dekret für Herrn v.Ra­mp­y zum Kom­­missär des Pester Komitats ist noch nicht ausge­fertigt, da mehrere von ihm gestellte Bedingungen noch die Genehmigung bedürfen. Die bis fest verzögerte Organisirung der Diner Statthalterei wird energisch in Angriff gr­ommen. Ge, Erzellenz der Herr Ladislaus v. Karolyt ist zum ersten, und Herr Ernst v. Hedry, Präsident der Eperjeser Distrik­­tualtafel, zum zweiten Vicepräsidenten ernannt. Ebenso werden die Vorschläge für das subalterne Personal erwartet. P. K. Wien, 11. September. Als Se. Majestät der K­atfer heute Früh nach beendetem Kavallerie-Manöver von der Schmelz in die f. E. Hofburg fuhr, sind auf der Maria­­hiffer Hauptstaße die beiden Wagenpferde gestürzt. Se, Maje­­stät verließ sogleich den Wagen und der Stater Mr. 392, welcher sich in der Nähe befand , hatte die Ehre, den Kaiser in die £,­­ Hofburg fahren zu dürfen. Kurz nach seiner An­­kunft empfing der Kaiser den Ministerpräsidenten, Herrn Erz­­herzog Rainer, und ließ hierauf die Grafen Esterházy und Forgád zu fi berufen. Der Ankunft des Herrn Erz­­herzogs Stephan wird nunmehr im Monate Oktober entge­­gengesehen. Herr Erzherzog Albrecht wird Mitte Septem­­ber hier eintreffen, um seine Familie abzuholen. Herr Erzher­­zog Wilhelm wird am Montag nach Berona abreisen. — Der Taverninus, Herr v. Majlath, wird näch dte Woche von seiner Urlaubsreife wieder hier eintreffen. Der Herr Lu­­ftigminister Freiherr v. Pratobeneran mt auf Anrathen der Aerzte um seine Entlassung angefucht, Pod wurde Dieselbe von Sr. Majestät dem Kaiser nicht angenommen, Freiherr b. Pro­­tobevera Yeibet bekanntlich an einem Augenübel, — So wenig wir eine Vereinbarung zwischen Ungarn und der Regierung jenseits der Leitha auf jener Basis für möglich halten, wie sie unsere erste, oben mitgetheilte Wiener Korrespondenz charakterisirt; so wenig wir daher auch der Mit­­theilung Ölauben fchenfen künnen, daß der Fürst­ Primas sich fest derselben Ihufion hingeben sollte, melde die Män­­ner des Oktobers vor einem Jahre bei ihren Berathungen ge­lettet und der die Z­wischenzeit ein so eflatantes Dementt ge­geben, — wollen wir doch nicht unerwähnt lassen, daß bie ;

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