Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-14 / nr. 10

Ykknlkgg,14.Jänner. Nr.10. Den, 1862. (Die einzelne Nummer Eostet 4 Fr. ő. WS.) R. Wien, 13. Jänner, Das immer­ wiederkehrende Gerücht, daß Die drei Hofkanzler bei den Plenar­­figungen des Abgeordnetenhauses in der Finanzfrage anmwe­­tend­ sein werden, ist auch Diesmal unbegründet, da sich in dieser Beziehung bis fest nichts geändert hat. Mehr Wahr­­scheinlichkeit hat das Gericht, welches namentlih­ch finan­­zielen Kreisen vielen Glauben findet, daß nämlich die In­­d­ustritepapiere einer Besteuerung unterzogen werden sollen.. Gewiß ist es, daß diese Frage in Abgeordnetentreffen vielfach besprochen wird, und Die Opportunität einer solchen Maßregel. nicht. bestritten wird. — Die „Augsb. Allg. 3." behauptet, daß das Statut des Unterrichtsrathes bereit­s genehmigt worden sei. Das it jedenfalls­ unrichtig, die diesbezüglichen Verhandlungen sind zwar geschlossen. Das Ergebniß derselben­ hat jedoch bis fest Die Genehmigung noch nicht erhalten, ja man hält es sogar nicht für unwahrschein­­eh, das nachträglich noch einige wesentliche Modifikationen Pak­ greifen, namentlich was die Stellung des Unterrichts­­rathes zu der im Staatsministerium zu errichtenden admini­­strativen Sektion für den Unterricht betrifft. PK Wien, 13. Männer: Ein hier zirkulirendes Be­richt will wissen, daß der Tt. f. Botschafter in Rom, Freiherr 9. Bad, in Venedig eingetroffen ist ; andererseits wird ber­hauptet, daß si nur ein £. f. Botschaftssekretär von Rom nach Venedig begeben habe. — Dem Vernehmen i­ach wird Se. Majestät die Radreise von Bewerg nach Triest nicht mittelst Eisenbahn, sondern zur See zurücklegen, und bei die­­ser­ Gelegenheit einige, Küstenbefestigungen in Augenschein nehmen. — Graf Rehberg, welcher heute hier eintreffen sollte, hat seinen Aufenthalt in Venedig verlängert und durfte erst am Donnerstag nach Wien zurückkehren. Der Sekretär Baron 9. Werner, welcher dem Grafen nag BVBenedig beglei­­tete, wird­ morgen hier erwartet. — Bon gut unterrichteter Seite vernehmen wir, daß der Stnanzausfhau des Abgeordnetenh­auses mit dem Gedanken umgeht, den Mil­ii­täretat in dem ihm vorgelegten Budget um wenig­tens vierzig Millionen zu restringiren. — Zum­ Generaldirektor der Südbahngesellschaft, an Stelle des verstorbenen Herrn 9. Lapeyriere, wurde der Ge­­neraldirektor zu Straßburg, Her Michel, ernannt, und wird derselbe in einigen Tagen hier eintreffen. K.K. Wien, 13. Männer,. Wie uns aus Nom­mit» getheilt wird, ist es wenigstens bis jegt noch Durchaus unmwahr, Daß Herr v. Lapalette sich an den Kardinal Antonelfi oder gar an den heiligen Vater selber mit dem Ansinnen ge­­wendet­ habe, die päpstliche Regierung möge dem Könige Franz II. das Asyl kündigen. Der Marquis hat vielmehr nur den Monarchen persönlich eingeladen, Nom zu verlassen ab ihm dafür von Seiten Frankreichs Dessen Gastfreundschaft, so­­wie die Garantirung des Küniglichen Patrimoniums, ange­­boten. Dieses drei Mal wiederholte Ansinnen ist jedoch von Franz II. beharrlich mit der Bemerkung zurückge­wiesen wor­­den, daß er zur Steherstellung des Eigenthums­ der Küniglichen Familie überhaupt noch Feine Schritte thun wolle. — Unsere Morgenblätter wenden sie heute wiederholt gegen die Angaben Wiener Blätter. Der „Sürgöny” stellt es im Abrede, Das Graf Forgäch beim Grafen Apponyi in Kallsburg einer Berathung beigemahnt , — wir möchten, wie wir schon gestern geäußert, vorläufig noch die Berathung, der mehrere Magnaten beigewohnt haben sollen, überhaupt in Zweifel ziehen. „ Die Behauptung eines Korresponden­­ten der , Dftb. Pol“, Deark ftche in diesem Augenblick iso­ Itrt da, hielten wir jeder Beachtung unwerth: „Magyar­­fie, als eine der zahlreichen , Tendenzr Eigen“ nicht ungerü­gt Waffen zu missen und Anderem haft Zentralisation,, freilich nur » Wenn ein Franz Dezik von seinen eifrigsten« Anbk111- gern verlassen würde,so wäre dies beittixs,wo die Theil­­nahme für die öffentlichen Angelegenheiten so groß ist,ein Ereigniß,von welchemjvir,die1­ir uns auf dem­ Schauplatz der Handlung besiI­dert,doch auch etwas,und nich­t erst durch die „Ortd. Post“ erfahren müßten. Zeichen geben. Derartiger Die Leichtigkeit if wahr­­die treuen Anhänger der ungarischen Krone, — eine ‚öffentliche Meinung improsisiren, Parteien her­vorzaubern , politische Autoritäten ifoliren und die allgemeine Stimmung abändern, wenn das Gebiet dieser Länder eine Schaubühne wäre, auf welcher die Szenen und Ansichten abwechseln... sobald sie Dazu bas iet Fein­tin Parteien. spalten Wenn Franz Denk wirklich erfläste, daß „Das Schiefal des Landes nicht mehr in sondern nur ,Raple" der­ Hand Einzelmer liege, die Vereinbarung, der gegenseitigen Interessen den Neichstag erreicht werden kann," so werden feine Worte im ganzen Lande ein lautes Echo finden; und wir müßten wahrhaftig an unserer Zukunft verzweifeln, wenn der genannte Patriot, — was unmöglich ist, — mit diesbezüglichen Ansicht im Lande vereinzelt Dastände. Ein Sonder des bespricht die Deutsche Frage. Die „Presse” Hatte in Bezug auf Dieselbe „zu fragen, ob unser geehrte Kollega fi) zu densel­­ben Grundfüßen auch gegenüber der ungarischen Trage Be fennt? Ob er anerkennt, daß auch hier „die positiven Rechts­­verhältnisse allein den Ausgangspunkt jeder Reformbestrebung bilden m­üssen“ oder ob es zweierlei Maß gibt, das eine für die deutsche, das andere für die ungarische Frage ? Über die Beratungen des Scnanzausschus­­Abgeordneten h­aufes egen mehrere Mittheilungen vor . In der erst­en Abtheilung der ersten Sektion (Hofstaat, Kabinetsfenzler, Staatsrath, Aeußerei, Eines daf sich sprechen, die „Off. 9.“ durch weiteren Verlaufe F am Sizilien und wendung fehlt, erfährt, eine einzige Krieg und Marine) bereits das Budget des Ministeriums d­es Reunfern zur Berathung. Dies zunächst darauf hin, der Gesandtschaften gar Leicht Ersparungen einführen ließen , daß beispielsweise die Gesandtschaften in Hannover, Mecklenburg, den Hansestädten u. a. Gesandtschaften in Parma, um die fertige Streichung der vier ersterwähnten Posten erklärt ha­­ben. Von anderer Seite jedoch soll auf die zur Stunde zu Recht bestehenden Stipulationen von V­illafranca und den Vertrag­ von Zürich Hingelesen worden sein. — Einen mei­­tern bildete das Budget des Staatsrathes Durch Einholung von Aufschlüffen suchte man sich über die bisher so dunkle Existenz und Orga­­nisation des Staatsrathes Ins Klare zu fegen, ra erlág" dagegen glaubt Ausgangspunkt einer fönnte. zit, fam : faunenswerth , dur , wie — , daß daß fert: „Die fesdes in m. füglich, mit welcher in den Ländern der in ihrer Einbil­ung, — dieses positiven sich gefahrlos. Rechtsverhältnisse jeden Neform-Bestrebung „Wir sind so frei“, — bemerkt der anmwesenden Mitglieder Gegenstand der Berathung dem Status man natürlich Modena, bemerkt unter Toskana, als ‘Der gegenwärtige Zustand Ungarns Hier soi nun ein Mitglied sich für feiner gläu­­ben — allein müssen auch auf die für bilden.’ hiezu der ungarische Publi­­zit erregen wären. Sardinten präliminirien für welche bekanntlich zur Stunde jede Posten die zu aktive Ver­­und fo­­da fol denn die Abtheilung zur Kenntnis mancher Interessanter bi tativ gelangt sein. &o ofel verlautet „fol der Staatsrat aus neun Mitgliedern bestehen (von denen das älteste btn. seiner Funktion als Staatsrathb einen Gehalt von­ nicht we­­­niger als 10.000 fl. bezieht), außerdem einen unverhältniß- PS Aufwand an untergeordnetem Dienstpersonale auf­­weisen. Die , parl. Korr.“ sagt : Diejenigen Summen, welche in dem Budget des Auswärtigen für die nicht bestehenden Ge­­sandschaften in Italien angeregt worden sind, sollen nach der Erklärung der Regierung dazu bestimmt sein, das Agto zu ersehen, welches Die Auszahlungen an die Ambassaden übers­haupt hervorrufen. Der Finanzausschuß m wird jedoch unwahr­­scheinlich, darauf­ dringen, daß dies Agto beim Finanzministe­­rium, unter der Nubrif Mü­nz- und M Wechselverlust verrechnet , für die Italienischen­ Gesandtschaften dagegen, wenn sie auch im Budget stehen bleiben, seine Bededung präliminert wird. Die Budgets der preisofkanzleien wird der Nus­­schuß , dem Übernehmen nach , gar nicht prüfen, sondern der Regierung zur Durchführung im Ordonanzwege überlassen.­­ Die „Preßburger Ztg." bringt unterm 13. d. folgende Mittheilung : Gestern wurde von Wien aus hieher telegraphirt,, das das Wasser im­ Wachsen sei und das Treibeis fi ohne Hemmung in Bewegung gebe. Wahrscheinlich Teste sich in Folge treffen auch hier: der Eisstoß heute früh nach 5 Uhr bei einem Wasserstande von 9" 1" in Bewegung, so daß fest wieder Die Kom­­munikattion »zwischen den beiden Ufern mittelst Plätten und Kähnen hergestellt werden wird. Während­ des Ab­­ganges des Eises war Das Wasser Heute um 8 Uhr Borz­mittag auf 8 ° 3". gefallen. Politische Rundschau, 14. Jänner. In der "Trent!"- Angelegenheit macht. jest eine Degerdhe Seward’s an den amerikanischen Ges­­­andten in London, ddo. 30. November, viel von fr­ieden . In verselben hatte Seward erklärt, bag Kapitän MWilfes ohne Instruktionen: gehandelt , und. Dieser Er­ Härung die Hoffnung Hinzugefügt, Die englische Regierung werde den Vorfall in freundlicher Weise beurtheilen, da auch­ die Regierung der­ Union ihrerseits Die besten Ab­­sichren hege. Diese Depesche nun,­­ versichert „Daily News", ward dem Lord Ruffell in der dritten Dezember­­woche vorgelesen,­­ aber die englische Regierung theilte den Inhalt der Depesche dem aufgeregten Publikum Eng­­lands nicht mit, im Gegentheile veröffentlichte Die „Morn. Post“ zwei Tage darauf einen kliegerischen, offenbar in­­spirirten Artikel... Warum also, fragt das liberale Blatt, uns die wahre Sachlage verheimlichen, mozurall. Die Fries gerifhen Vorbereitungen ? Die Symptome mehren sich, daß die italie­­nische Frage einer neuen Phase entgegengeht ; die „Wien. 3tg." selbst hebt aus einem Artikel, der , Vatrie" über die Aufgaben der nächsten Session des corps legislatif folgende Regierung hervor : « „Wir wollen, — sagt die „Patrie”, — den Berathun­­gen der Staatskörper nicht vorgreifen ; nach unserem Beblin­­fen erhellt jedoch, daß die Stunde gekommen ist , in der die italienische Frage, erleuchtet durch die Erfahrung, beherrscht von gebieterischen Nothwendigkeiten, zur Entschei­eung ge­bracht werden muss. Man wird uns die Ansicht gestatten, daß der Regierung , die so viel für Italien gethan hat, das Nect und vieleicht an die Pflicht zusteht, eine Siituation zu bestimmen, welche den Ein­­fluß Stanfreidhs und die Zukunft Europas so leb­­haft­­ interessirt.“ Die „Opinione” vom 12. meldet : Die Bande von Alatri scheint zerstreut zu sein. Die, Bande, von

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