Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1863 (Jahrgang 10, nr. 123-146)

1863-06-03 / nr. 125

Ist­«­­Pa­kő? so 6 zwischen diesen Beiden wird die engere Wahl vorgenom­­­men werden. Bon Thiierd sei noch bemerkt, daß er gegen den Rath seiner Freunde seine Ansicht aufrecht erhalten, den Wählern von Paris nichts als seinen Namen zur Beurtheilung darzubieten; er erließ sein Wahlmanifest, so hatte es der offiziösen Anklagen gegen ihn geregnet, die fon erwähnte Broschüre „Ein Pariser Wähler an die Mäpler von Paris, Air und Balenciennes", sagte von ihm: „Herr Thiers hat immer nur Schler , Narrheiten und Unsinn gemalt; er verfriecht sich , so oft sich eine Revolu­­tion zeigt; jede Gefahr jagt ihn in die Flut; am 24. Beber bat er den König, ihm zu erlauben , si in seinem Wagen zu verbergen — so groß war seine Angst.” Während fo Ihiers­chmieg, sprachen sich die an­­deren Oppositionskandidaten um so energischer aus. Mon­­talembert’s Manifest fiel so heftig aus, was sein Bruder ető zu veröffentlichen wagte ; es findet sich darin unter anderem bei Gap: „Ich gestehe, hab Ich das Regime der Rhetoren dem der Schlemmer vorziehe; sie foften Stanfreich weniger und beschimpfen wenigstens nicht die Beflegten." Wie groß in diesen Tagen die Aufre­­gung, in Paris gemein, beweist,, daß man allgemein Versigny, in Erinnerung an den für Karl X. so unglücfeligen Polignac — Persignac nannte, Zur uffito-politischen Frage über­­gehend, Haben mir zunächst zu erwähnen, daß die mich­tigen Mittheilungen Des „Memor, Diplom­" an von der offiziösen „G ener.- Store." indirekt bestätigt werden. Diese Storrespondenz bemerkt nämlich : Korrespondenzen der „Köln. 3ta." Seien die Ber­hauptung auf, Difterreich habe ss in der polnischen Sache dem Antrage auf Gewährung eines­ Waffenstillfandes ange­­t­roffen. Die Wahrheit dieser Behauptung dürfte sehr zu bezweifeln sein und fehnertich [egen für dieselbe positive An­­haltspunkte vor. Die Worte nun, welde das „Memoriel” in diefer Beziehung Oesterreich in den Mund legt und die der Leser aus unserem Morgenblatte rennt, Tauten elostif genug, um das offiziöse Dementi zu rechtfertigen, das Indes für das endgültige Ergebnis der Unterhandlungen gleichfalls Nichts präjudizier. — Aus Warschau sind einige Interes­­sante Mitteilungen eingelaufen : Die Details der am 24. Mai erfolgten Abreise des Grafen Stiegm Wielopolsft, die bekanntlich zu dem Zwecke eines mit dem Grafen Branich verabsedeten Duelle, das In der Schweiz bei Benf stattfinden sol, in Be­­leitung des Herrn Halpert, seines Attaché, und eines Arztes erfolgte, — Yefen wir In der „Schlei, 3." , — find ber Er­­wähnung weich. Tages zuvor (am 23.) erhielt Graf Wie­­sopolaki auf dem Stadthause eine an ihn in rufflicher Sphrache adreffixte Depesche durch einen Kosaken ausgehändigt, in der­ er von dem geheimen Stadth­aupt aufgefordert wurde, unverzüglich die eingegangene Verpflichtung hinsicht­lic ber Duelle abzumachen, damit Jodann das von dem Zen­­tral-Komite gegen ihn gefällte Urtheil vollzogen werden könnte ! — No an demselben Tage gab er den Dienst als Stadt- Präsident ab, brachte dann die Nacht auf der Zitadelle so und reiste am 24. in aller Frühe auf einem Kanonenhof mit 2 Sefügen u ter Militärbegleitung auf der MWeichsel nach Ihorn ab. Diese Ebatfache zeigt aufs Neue, welchen Befehlen hier geborgt wird, Es HMingi tote eine Ironie, das ein Wielopoisti die Befehle seines geheimen K­onkurren­­ten befolgen muß. Ale Bürgermeister und Saul. Be­­­­gen des Landes haben bereits unter dem 17. April von der Nationalregieru­ng folgenden Befehl erhalten „Der Chef des Streifen N, N, feßt die Stadtpräsidenten, Bürgermeister und Schulzen davon In K­enntnik , bag ihnen untersagt ist, unter irgend­welcher Form Rapporte zu erflat­­ten Über die Bewegung, Zahl und Unternehmungen der auf­wändi­gen Nationaltruppen, überhaupt über Alles, was den Aufstand betrifft, widrigenfalls sie als DBerräther des Landes angesehen und als solche sofort und unbedingt mit dem Tode bestraft werden würden.” — Als unter Anderm der Bürger­­meißer A. in dem Städten R., Kreis W., diese Anforde­­rung der Nationalbehörde erhielt, sehien er unter dem 23. April Nr. 509 einen Berut an den Landrat (der rusfischen Regierung), worin er unter Darlegung der ihm von beiden Seiten drohenden Gefahren seine vorgefechte Behörde erfuh­r, ihm den Schug angezeigen zu lassen, dessen er zur Erfüllung seiner Am­tspflichten bedarf. Die Bitte ist in ehrfurchtischem und reg­ierungsfreundlichen Zone abgefaßt; er beruft, sich unter Hinweis auf die Pinftichfett der Nationalregierung in Bollístredung ihrer Strafen und appelirt an die Gefühle der Mensclichkeit der ruffifigen Regierung. Die Antwort, die er auf sein gehorsamstes Gefüch unter dem 20. Mai Nr. 36,008 von der hiesigen Immission des Innern erhielt, lau­­tet dahin, daß er vors Kriegsgesst gestellt und erschossen werden würde, falls er seiner Amtsprliat­ität genügte. Der „Eras” veröffentlicht ein Schreiben der Witwe des ermordeten Schriftstellers Minigensti an den Gra­­fen Wielopolst und eine Eingabe derfelden an die Regie­­rungskommission, morin fe erklärt, auf die ihr Dewik­ate Summe von 1000 ©, Rubel und die ihr in Aussicht gestellte Denfton u verzichten. Da ihr Mann zu kurze Zeit gedient hat — schreibt sie — ala daß sie auf eine Benfion­ Ansprug machen könnte, und ja es den Anschein hätte, dag man ihr mit den 1000 Ruseln das Leben des Oniten bezahlen wollte, so wolle je keines von Beiden. In Warschau zistuitrt ein in hebräischer Sprache ver­faster Tagesbefichl des geheimen „Stadtäefs." Dielg­oripts, nelle Altenfibel lautet : 1. Im Sinne der von der National­­regierung (memszelet haam) unterm 9. erlassenen Verord­­nung fordert der Stadtehef (rosz hair) ale Söhne Polens auf, teit Niemand bei einer von den Rufen angekündigten Rizitation, weder selbst noch für einen Vertreter sich bethei­­lige. Wer gegen dieses Verbot handelt, verwirkt das Reden. Dadurch, daß die Israrkiten Warschau’s an der Miederrei­­fung der Häuser in der Stalauer Borstadt nicht mitwirken wollten, haben sie dem Baterlande den gebührenden Tribut gezollt. Der zweite Punkt dieses Befehles verbietet den An­­lauf der von den rufltigen Spldaten erbinteten Gegenstände: „Wer dagegen handelt, wird ein schlechtes Ende nehmen, und das Blut fällt auf sein Haupt zurück. Bringt jemand in Er­­fahrung, daß wer immer sich mit einem solchen Bachel ber faßt, hat er birs anaugeiger , denn die heilige Schrift faßt s­­hr solt das Schlechte aus eurer Mitte entfernen.” In der Not vom Fredlagn zum Sonnabend Wurden aus der Masichauer Zitadelle eine Unzeblson Berurt­eil­­ten nach dem Bahn­kofe verhofft, um per Extragug Türe Reife nach Sibirien anzutreten. Die Unglühlinien waren ge­­­boren und in Sträflingskleidern, mit den üblichen farbigen Feiden ausgenäht, je nach dem Grabe ihrer Schule oder der Strafzelt. Die Einen behaupten, «8 seien 80 Mann gewe­­sen. Die Andern wollen nur von 13 wissen. Als der Zug zwischen B­idany und Pobborodie den Wald palfirte,­urde er durch die Hufkändischen zum Halten gendtöigt. Ma Fur­ser Gegenwehr der sehr Heinen Bebehung wurden alle Ber­­urtheilten b­freit. Der Rubel darüber it grenzenlos, Wlan nennt an Namen von dort Befretten, Zwei Geistlie sollen si darunter befinden, Nachstehendes Untermezzo wird aus Lewc­yree mit­­netheilt : In der Nähe dieser Stadi hat der Inturgenten­­führer OberstXt einen Sieg über die Rufen davongetra­­gen. Als nun die fegieren ihre Tobten and verwundeten auf mehreren Reitermagen nach Jenesye brachten, war­ bald eine Menge Neugieriger auf dem Marktplege versammelt, und fiberfig war auf den Geilätern der Polen He Freude über die russische Niederlage zu Teten. Der dort allein bereichende ©indarmerieoffizier mochte diese Kundgebung nicht leiben, und [es auf die versemmelten Gruppen fcliefen, Mie eg | ;_

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