Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1863 (Jahrgang 10, nr. 223-249)

1863-10-10 / nr. 231

Samstag, 10. Oktober. Ar. 231. def, 1863. (Die einzelne Nummer Fortet 3 fr. 5. 8.) Abendblatt a: P Iran­­ester Lie, St. Paris, 7, October, Wie man sei fast allgemein üiber die Rede des Erzherzog Maximilian denkt, zeigt das stark verbreitete Gerücht, nach welchem Frankreich, nicht zufrieden mit der Antwort des Erzherzog, diesen veranlassen werde sich durch ein bestimmtes Sa oder Nein auszubrüchen. Dieses Ge­­richt ist gewiß nicht begründet , denn Frankreich wird fedwer­ U ein solches DBerlangen stellen, wo es falt. sicher if, eine abschlägige Antwort zu erhalten. Ein anderes Gerücht sagt, daß im Falle der Ablehnung des Erzherzogs der Regentschaftsrath in Mexiko sich als provisorische Regierung unter dem Protektorate Frankreichs Tonfiituiren würde. Man hat schon früher von einer solchen Eventualität gesprochen, und es ist bemerkenswerth, das sich heute die nämliche Ansicht wieder geltend macht. Es zeigt dies nur zu deutlich, welche Absichten man Tranfreid in Bezug auf Mexiko zumuthet : Die Anbietung der Krone in Miramare sei nur eine Masterade, und­ die merikanischen Staatsmänner Marionetten,­­welche von Paris aus in Bewegung gefegt würden. Die Regierung führe in der merilanischen Angelegenheit drei Hauptsoups aus: Sie " ruft den Merilanern ihre Selbstbestimmung, wahrt ich das Anbieten der Krone an einen fremden Prinzen den Schein der Unelgennügigkeit und­­ sorgt body im Grunde nur für sich fehlt. Denn an eine Annahme der Krone von Seiten des Erzherzogs glaube sie nicht. Das sind die Ansichten, die wieder auftauchen, Bien, 9. Ch­ober, Se. Erzellen, Graf Apyonpyt, österreicischer Gesandter in London, Meist In Diesem Augenblicke in Wien und hatte heute vielfache Besprec­hungen mit dem Minister und den bedeutenden Persönlichkeiten des auswärtigen Ministeriums. Seine Anwesenheit sol sich auf die neueste Phase der diplomatischen Verhandlungen wegen der polnischen Frage beziehen. Es handelt sich um per­­sönliche Berichterstattung über die Stimmung der reitenden englisgen Staatsmänner und um Einholung persönlicher In­­struftionen, Deanche gehen sogar so weit in dem Grafen den Nederbringer neuer Vorschläge aus London zu sehen. Als bemerkenst verte tít Hervorzuheben, daß Für G zar Jory SET, der hier weilende Repräsentant dieser Familie, in unserem­ Ministerium des Auswärtigen empfangen wird. Obwohl es die Besuche eines Privatmannes sind , so entbehren sie doch selbstverständlich nicht der politischen Bedeu­­tung. — Für die Steuerzahler, welche von der neu projektirten Steuer betroffen werden sollten, ist es wesentli­­che Chancen zu fennen, welche die neuen Steuern auf Bericirtlichung haben. Zum Trost kann man sagen , daß wenig Aussicht vorhanden ist, daß die Entwürfe über die Personal-, Luxus- und Er­­werbsteuer Gefege werben. Die Abgeordneten sind aus politi­­sschen und volkswirthschaftlicen Gründen begegen und zu den legteren zählen nicht als die unbedeutendsten die aus dem Noth­­stande in Ungarn abgeleiteten Gründe. 7­agram, 8. Oktober. Den fast ausfließlichen Gee­genstand des Tagsgespräches bilden die Antworten Gr. Ex­zellenz des Banns, welche er dieser Tage an das Professoren-Kollegium der Rechtsakademie und andere Lehrkörper der Oberrealschule gerichtet, als sich diese Korporationen an­­laßlich des Beginnes des neuen Schuljahres zum vorgestellt hatten. In den vertroffenen Monaten fanden bekanntlich hier wiederholte Demonstrationen statt, denen man einen politischen Grund untershnd, und deren Urheber man in der füh­renden Jugend suchte. Dies gilt namentlich von jener Ovation, welche die Jugend dem wegen Störung der öffentli­­chen Ruhe zu einem einmonatlichen Arreste verurtheilten Fiu­­maner Komitats-Oberminar Dr. Starcevics zu bringen beab­­fitigte, da­ss derselbe gerade unter der Jugend einer bedeu­­tenden Popularität erfreut. Der Banus wies in seiner (nach dem „Pozor“ bekannten) Antwort darauf hin, daß die flucirende Jugend statt mit Eifer den Studien abzuliegen, und sich so zu nüglichen Staatsbü­rgern heranzubilden, mehr mit Politik fich befasle, zur Nachtzeit herumschwärme, finge und lärme, dadurch die Bewohner beunruhige, kurz, daß in dieser Beziehung fast gar keine Disziplin obwalte. Der Ruf der Agramer Rechts­­akademie habe in Folge dessen so sehr gelitten, daß die Eltern mit Recht Anstand nehmen, ihre Kinder hieher zur Ausbildung zu fährden u. |. w. Politische Rundschau, 10. Oktober. In Paris findet man es wieder für gut in der polnischen Frage abzumwiegeln. Der gesteige „Constitutionnel“ brachte einen Artikel, welcher gegen die Gewohnheit dieses grafel­­haften Blattes nur einen Sinn hat, nämlich daß Frankreich für sich allein nichts thun werde. Da wir nun außerdem wissen, wie es mit der gemeinsamen Nation steht, so kann man sagen, daß diesmal Harer Wein ein­­gefchenzt wird. Der telegraphische Auszug des Arti­­fels lautet: € i­st nothwendig , die Beunruhigungen und Ungemeiß­­heiten bezüglich Polens aufhören zu machen. Frankreich ist dahin gelangt, Polen unter den Schug Europas zu stellen ; es wird die erlangten Bartheile nicht aufgeben, indem er ich in die Abenteuer einer tHchiten Aktion stürzt. 13, wird fortfah­­ren, seine Pflichten gegen Polen zu erfüllen , ohne Frankreichs Kezzel (fortune) zu engagiren, welches Frankreich allein ebört. i Mit dieser Wendung feht wohl ein Dementi der „Brance" in Zusammenhang. Die „Srance“ "erklärt nämlich das Gerücht, Hurst Cszartoryoti habe im Namen der polnischen Regierung einen formellen An­trag auf Anerkennung Polens seitens der Kabinete von Paris und London gemacht, für durchaus unbegründet. Zuvörderst trage Hürst Czartoryott keinen offiziellen Ein­­alter und die poliische Negierung sei noch von Nieman­­dem anerkannt worden, dann aber auch müßten erst vor­­her die Belibredite Rußlands auf Polen als verfallen er­ Hart werden, d. h. England müsse die Erklärung Lord Ruffell’s in einen diplomatischen Alt verwandeln. Leb­­teres sei allerdings nicht unmöglich, und wenn es ein» teäf, dann erst könne man darüber heschliegen, wie man si zur polnischen Regierung stellen wolle. — Während fr die polnische Trage zur Ruhe gebracht­­ wird , scheint es Doch nicht, Daß Europa sich ungetrübter Friedens» aussichten erfreuen soll , times" wenigstens sieht von Dä­­nemark her schwarze Kriegsmwolken heranziehen. Was Hilft es, meint das Cityblatt, daß die Mächte Rußland gegenüber so viel Mäßigung gezeigt haben? Die Hal­­tung Deutschlands gegen Dänemark macht einen Krieg wahr­­scheinlich, Schweden wird sich betheiligen, dann tritt Stanf­­ig ein und endlich wird auch England nicht neutral bleiben­önnen. Es ist leicht hier eines der beliebten Kraftmittel der englischen Presse zu sehen, um Deutschland zu frreden. Der Krieg um Dänemark ist nicht so nahe und der Krieg um Polen vielleicht nicht so fern als "Zimes" haben

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