Pester Lloyd, August 1865 (Jahrgang 12, nr. 175-200)

1865-08-02 / nr. 176

Das Rundschreiben Belcredi’s. YOU-August- Es ist nicht immer gut,den Propheten spielen,und die politischen Baissiurs sind der Täuschung ebenso unterworfen wie die Spekulanten,die stets auf niedere Kurse rechnen.Wo­­chenlang war man in Wien wegen der..Reaktion«befragt, die mit dem Ministerium­ Belcreviiak’oLebeuneten werde; die schlimmsten Befürchtungen wurden ausgesprochen u­nd die Ausdrücke eines lebhaften sedmcervs variirten iukcuverschies­densten SLylarten.Der«reaktionäre«Ministerpräsident leitet seine Thätigkeit damit ein,daß er ein Rundschreibsnet läßt, in welchem er nicht un kleine Grundsätze und Einschauungen bat­legt,sondern vermittelst dessener auch die Regenerirung bes jenseitigen Be­waltungswesens Inaugurist.Wenn eine Reaktion imslnzüge wäre,so wüßten hier sich die A­rzeichen davon ausfinden lassen.Aber das Ich äxsst eslnge würde verges­­s sich anstrengen,auch nur die mikroskopischen Keime einer sich bildenden Reaktion zu entdeckem Dieses Rundschreiben ist von dem Geiste der Freiheit und des Fortschrittes durchwebtz Keine weitschweifigen Ph­asen sind gewählt,welche mehr weit hüllen als sie sagen,die Fassung ist sollar und befilmt, saß das Rundschreiben für sich selbst spskcht und jede Erklä­­rung überflüssig macht. Ober ist es vielleicht „reak­tonär”, wenn Graf Bel­erebdt die Länderchefs erfährt , mit allem Nachbruch darin zu wirken, daß der Vorgang der Behörden das Zeichen des Verständnisses für eine „freie, selbstthätige Entwickklung der Kräfte an sich trage? Gibt es etwa ein besseres Kriterium der Freiheit , als maß die Regierungseinflüsse auf das Minis­tim­ beschränkt werden ? Unter dem „liberalen Regime“ des Ministeriums Schmerling war bag freilich anders, da Hatte man Ausnahmezustand und Berfaffungssuspension in der einen Hälfte der Monarchie ; da wu­rden selbst die Besschlässe der Landtage in den, dem eberpatent zustimmendes Ländern mi­tin fanktionirt , wenn sie sich den Megtrruagevorlegm au­fhieffen ; da wurde bag in seinen Grundzügen Liberale Ge­meindeg fek mit so viel Klımfeln angeben, baß eg seine Wir­kung einbüßte ; da gelang es auch nicht einmal ein Vereinsge­­feg zu Stunde an Bringer. fa­g, bag die von der Staatsvertwaltung zu begünstigen sei, zeigt, wie das neue Ministerium gesonnen ist, das „Selfgovernment” prat­­tisch zu machen. An de­ren Punkte wid also bie , AN­­ attton" bie num Mulfiertums j­derfalls dem Liberalismus des alten Minsteriums vorzuziehen sein. Au, noch nie hat ein öster­reich­­s Ministerium fs mit so vieler Entschiedenheit zu der Genaufägen des „S­ifaovenments‘ bekannt, als dies auch Die Worte des Naubschreibens geschieht. „Ich kann es", fügt Graf Bel­reot , „als eine der­ segensreichsten Bestrebuns­gen unserer Züge betrachten, den Kreis jener Angelegenheiten 7. und Bra zu erweitern, welche der Selbstve­rr­at­ung derjenigen zuzumelsen sind. , deren Spätereffe Hiebur unmittelbar berührt a­­n MR Klingt eg aber vielleicht „reaktionär”, wen den Be­amten gesagt wird, das ein „energisches Vorgehen" allein nn tűrersetts gerüge umb ein „tastvolles Benehmen“ eben­so nothwendig sei. Unter dem f übern Meinisterium wurde der Beamtermechanismus in­ demselben Zustande erhalten , wie unter der absolutistischen Regierungsform. Der K­onstitutiones Usmus hörte, insoferne er in Geltung war , bei den Türen auf, welche zu den Bureons der Staatsverteilung führten. Graf Belerecht empfiehlt im Gegensage den Beamten jenes „tastvolle Berehmen“, welches sich einzig und allein duch wichtige Auffisfung der Stellung des Beamteniwesens im Staate­­ ergibt. Sinnt ein I’bendlaer Organismus , in wildm jeder nüßlich wirkende Theil vollen Ar­pruch auf Beayturg bat. Regie­­rung &amp Berwalmeg sind nune als die ordnen Elemente dieses DOrganisums anzusehen. Nah bat au­f die auch fok­u­­­lajen Begriffen bagráen ist (ben die Búreeratte allein der Staat und als Uebrije wird nur durch sie erhalten. Over Elingi «8 etwa „troftionac", wenn Srof Belerebi in seinem Rundschreiben fügt: „Die freie Meinung äußgerung in der Presse, wenn sie von Wafıka Stebe geleitet wird, muß von Beamten als ein werhvolles But geachtet werden ; fuht itio: Empfiid­tetetten fird bei Seite zu Läffen und nur, wenn eine obf ftöne Bewithellung des Steverhultes etwas Strafm­äh­diges erblick, tít­te richterliche Be­walt anzurufen, um dem Geeke­vifl- Gefüge zu verschaff­fen 2". Und wird irgend ein Liberaler­e­ntralisi­­bie That als eine reaktionäre bezeichnen, welche diese Worte fak­iich in „freie selbstthätige C­emidelung der Kräfte­­ genpfungen Rnd. Konstitutionellen Begriffen ist eben ver­­­feiet, tote meinen bie gleichgeitig bies» wietjenseite ber Leithan kuntgegebene ausnehmelose An­­nestie für politische BPreßvergehen? Er haben nicht die vielen, von den Preßverfolgungen der Schmer­ing’schen Periode betroffenen Kollegen dabei allein , oder auch nur vorzugsweise im Auge, so warm auch unser Mitgefühl für sie ist , was den Werth dieser Ammestie besonders erhöht, das ist das in den Worten des Grafen Berest ausgespro­ Hene Prinzip, wilches dem Wirchhöhsten Gnaderalte zu Grunde liegt. Der Staat, in welchem die Freiheit der Breffe gefigert, It wirklich frei; die Vreßfreiheit is nicht ber 3 Jungen wegen da, sondern des öffentlichen Lebens halber , das in der Breffe seine beste Stüge findet. Die Bildung , der Bortföritt, sie können ohne die Breffe nicht auskommen ; die freie Diskussion fördert die Aufklärung, flumpft”.die Leiden [haften ab und führt jene Einigung der Gemüther Herbet, welche bei Erreichung großer Ziele mob­wendig ist.“ Wenden wir uns speziell der Preffe in beiden Hälften der Monarchie zu, wie sie sich in den Tekten Jahren ang­sprach, so dürfen wir wohl sagen, daß der unabhängige Theil derselben das ihr zu Theil geworbene Gnadengejdient wohl verdient hat. Selbst jene Organe, welche früher für das ge­fallene Mimnisterium Bartel nahmen , sie haben wader mit gelämpft in den Meihen der Opposition , und sie haben, nachdem sie die verderblichen Tsolgen des alten Syitems ein­­fahen , die volle Wahrheit darüber nicht zurücgehalten. Die Pfeffe kann sich rühmen, daß sie die Schäden aufhechte, um die Heilung möglich zu machen. Der Systermwechsel hat sie belehrt, bak ihre Anstrengungen ein Resultat hattes, umb die Anmeftie belehrt sie, dag die Männer bey neuen Systems für das Wirken der Presse bag richtige DBerstänkung Haben. Das wäre also die gefürchtete ‚Reaktion beg neuen Ministeriume­­ 8 beginnt mit einen Uffe, welcher das Be­präge des echten Liberalismus trägt und er verbindet damit Handlungen, welche zeigen, dab eine freiere Luft über die Monarchie weht. Wie oft hat man nicht unter dem Mitui­­ftertum Schmerling eine Prefamnestie erwartet und fatt bes­­sen stellten sich fermer fehärfere Verfolgungen auch gegen jene Zeitungen ein, deren Anhänglichkeit am dem feberpotente i­jer Die Brofroniirung des Grunde­s jeden Zweifel erhaben war. Man ging in den Boriprogessen mit einem gewissen Raffinement vor ; die öffentlichen Wert so gefährt, daß die gefemmte Preffe si dadurch verlegt fühlen mußte. Das­­ neue Ministerium hat sich Seltens der Wiener Preffe seines guten Empfinges zu erfreuen gehabt ; aber 86 hat sich von der Anschauung leiten an , welche in dem Rundschreiben kó Missifterprafiven den Grafen Belcrebi in so treffender Weise hervorgehoben is. Nicht subjektive Eindrücke leiten das Ministerium bei seinen Beum­geb­ungen, fordern die den bere fchiedenen Richtungen Rechnung tragende Erkennunis von dem Werth der Preffe als ab­er des öffentlichen Lebens. Die Breffe ist Iiner bes neten Systeme nicht nur straffrei, wenn sie den Tendenzen der Regierung . Sie ist mit Babel Gefege gebunden und ihre obertes Gefeh ist bie a Zur Berfaffungdfrage. ter in erreich leiben zu Tange fon an einer Michvermaltung, al daß sie nicht bo­age, jede erlösende Anfage freu b sollten, und gerade die fehlichte w­a Rrei­­ häftemannik­ sein administratives ag­endre hındaibt, neh Ung oft nit wenig von dem Runbdfchre Auen a er fid eggett n­er und auss belannttie nicht ein Das Rundschreiben des Grafen Bel­rebt hat, wie es scheint, das Mißtrauen der zentralistischen Journale ent­waffnet, umd es finden selbst de promondirterten Gegner der Länderautonomie an der Kundgebung des Staatsministers nur bag Eine zu bemängeln, daß sich das Nunbschreiben lediglich mit den Reformen in der Administration beschäftige , und die politische Frage umgehe. I­h­nliche Beveusen treten der „N. dr. Preffe" entgegen, doch auch das gr Blatt Farm wicht umhin, der erst­en Manifestation des Staatsministers eine Sch­­rede zu Halten. das genannte Blatt — das räumen wir pn erium ents dichreiben | i ; + wos 2 wurden namentlich in Wien elóít und mußte sttalzíten Sein Nacfolger iat also jedenfalls vor ,­ indem meinen einem ana­­len beträgt. Vieleicht gedenkt er es umgelehrt zu machen, als sein Vorgänger,­­ hält mehr als er verspriät, eine Politit,, die sicher nicht um­ig wäre. Als ein Beweis, bal der Systemwechsel nicht blos den Rändern diesseits der Leitha zu gute kommt , dient der a. b. Ammneftienkt vom 31. v. M., der uns nun im seinem hier folgenden Wortlaute vorliegt : Se. E T. apostoliste Majestät haben Sich mit bir allerhöcften Eetschließung vom 31. Suli b. 3. allergnädigst bmogen erfunden : 1. Allen Bersonex, welche wegen einer durch die Bresse began­­genen und von Amts wegen verfolgten strafbaren Handlung rechts­­kräftig verurtheilt worden sind, die Strafe aber entweder zu nicht angetreten oder wo nicht vollständig abgebüßt haben, die verhängte Strafe oder den Rest derselben mit Einfluß des ausgesprochenen Kautionsverfalles nachausehen . 2. Allerböäft seinen Justizminister zu ermäctigen , daß er die sogleiche Einstellung aller wegen derlei strafbarer Handlungen anhän­­gigen und noch niet rechtskräftig erledigten Untersuchungen veranlasse. — Huf Bersonen, welchen nebst den dur die Breffe begangenen auch noch andere strafbare Handlungen zur Last liegen , findet die sub 1 ertheilte Strafnachsicht keine, die sub 2 ertheilte Ermächtigung nur in Bezug auf das Preßdelik­ Anwendung. Die sonstigen auf das neue Ministerium be­zügligen Mittheilungen stellen wir in Folgendem zusammen : Ueber die Zweitheilung des Finanzministeriums in eine Sektion für den Verwaltungsdienst und in eine für das Budget­ und Kreditwesen spricht sich der „Wand“ aner­ennend aus. Here Graf Lartich inaugurirt Fieduch seine Amtatbätigkeit in Ders­trauen erwedender Welle. Die Trennung der Woministration vom rein Finanziellen, vom Zechnischen kann nur gebilligt werden. Herrn v. Savenau wurde die Verw­altungssektion anvertraut, in welcher also die Steuern, Gefälle, Stempel, Lotto, Tabak­ und Salzmono­­pole, Domänen, Forsts und Berg­werke fallen. Herr v. Lavenau, frü­­her in Prag, gu für einen tüchtigen Beamten. Die Gestion für das Budget­ und Miebitwesen wurde dem Herrn Ritter v. Bede übergeben. Der frühere Präsident der Central-Seebehörde in Triest it als kauf­­männische Kapazität belannt und seine Zuziehung in das Ministerium hat in kaufmännisihen Kreisen angenehm berührt. Was also die haus­­­­liche Einrichtung des Finanzministeriums betrifft, so dürften: die neuen eng a frisches Leben im dasselbe gebracht haben und ed ggunig: des kaufm­ännischen Elements von günstigem Einflus. Der Staatsminister Graf Belcrebi hat sich einem Prager Telegramm zufolge den Statthaltereibeamten in einem hessisichen Schreiben an Lazanaty verabschiedet. Nachdem Dr. Hein bereits Freitag von seinen untergeordneten­­­eamten Abichier genommen , stellte er Samstag den neu ernannten Suifisminister, Ritter v. Romerd, dem­ Beamtenkörper vor, welcher denselben mit folgender Ansprache begrüßte: „Meine Herren ! 36 bringe für Sie die größte Achtung mit und komme Ihnen mit vollstem Vertrauen entgegen, mit dem Wunsche, daß Sie mir ein gleiches Vertrauen zumenden wollen. Seien Sie überzeugt , das die en Intentionen Sr. Majestät dahin gerichtet sind, das Mahl aller Bölter des großen Kaiserreiches dauerhaft zu begründen. Der Verwirklichung dieser allerhöchsten Intention wird mein Wirken ee gewidmet sein und ich wehme dabei auf Ihre Mu­ Die " Concordia", das Organ der Rumänen Ungarns, s­reibt unter Anderem im ihrer jüngsten Nummer aus Uns lat­te Amtsantrittes Gr­ er des Taverninus Baron Sem­pyey: „Wir Hoffen, die Wohlthaten der eben voll­­zogenen Veränderungen bald zu empfinden ; denn wir glau­­­ben, daß es uns Rumänen Ungarns in jeder Beziehung besser ergehen wird, als unter dem bisherigen Brovtfortunt." Die­­ Bolitit" meldet, die Eröffnung des böhmis­chen Llandtages werde im November mit besonderer Feierlichkeit erfolgen. „west Htendt“ fordert heute außer der politischen, auch die Dezentralisation der Finanzverwaltung, insofern­ sie nicht die für Die ganze Monarchie gemeinschaftlichen Finanzangeles­­enheiten betrifft. MS Ariom sieh­t das gedachte Blatt auf, daß die Finanzverh­altung in den zur ungarischen Krone ge­hörenden Ländern auf den Fuß gestellt werden műsse, auf welchen sie sich bis 1848 befand, mir bak daher schon Bet der Heergamist des Finanzministeriums auf diesen S­mstand Rödfdl zu nehmen sei. » Druuschwgis der iunmuchtisden Monarchæ Waschhaus-englisches Jour­n­aleuindem feimswgaugriffeuuumfaugse würdigk So äußerte sichw»aW«·rwmUuMm­»esterreichhgtuicht, Mervotßebensahme prophezeiten,sein Michel RWug einer despotischen Büreatckmtie «m»uurd­ sein konförwirter Kaiserstaat kann MWngtntekveug wßen Reichm behaupten.·« —Der»Q««miuek««feiert«bieVenb­ tug in Oester­reich als einen glänzenden und wohlm diethrinmph wungatischen Nationalgeistes und hosst,daß der ssifetstaat sich v vom Nachwirkung etsves bissn befolgten hirchensens­tkalls in shstems erholen werve­ nen. 97 , « «­­,...--·---.--.......«,«»« «.« s,J-M««-...«...«.«.....«»... = k. | ' Sur Tagesgeschichte, Wer, 1. August. Die heute eintreffenden Nachrichten gingen um Bieles friedlicher, als dies seit längerer Zeit der Fall war. Es wird behamptet, daß Herr v. Bismarck die Februar-Forderun­­gen abändern werde. Dagegen mache sich Oesterreich am beis­äc­ig, seine Konzessionen zu erweitern und darauf zu verzichten, bag als Fünfziger Souveräin der Herzogthü­mer der Erbprinz von Augustenburg zunächst in Betracht komme . Die Groß­­mächte werden die Zugeständnisse feststellen und dem neuen Souverän als Thronbesteigungsbedingung vorlegen. Es ı #st nur die Frage, ob matt sich bereits einem abgeschlossenen Lieber­­einkommen gegenüber befindet, oder ob der angekündigte Kom­­promiß blos als Kombination­ erlittet, welche sich i­ieder im Nichts auflösen kann.­­ Der»Economie«äußert sich über das A­bgeord­­netenfest in Köln in der folgenden bemerkenixwer­­then Weise: . Diese Episode Follte die Liberalen des Festlandes an einigl erinnern,welche sie ert 20 Jahren grdblich versäumt haben,­­er während dieses Zeitraums einzelne Zriften der Macht­und­eiheit, die zwar kurz, aber doc lang genug waren, um ihnen die Einführung von Reformen zu gestatten, welche seine spätere Yienktion hätte aufgeben können. Um die Burenul­atie und die Armee nicht zu beleidigen, haben sie es unterlassen,, Die­reg­eleinheit vor den Gerichten zu begründen , und jedt büßen sie ed. Die preußischen Gerichte z. B. sind für einen kontinentalen Staat merkwürdig -gut, unabhängig und vertrauenswerth. Doch kann der Preuße, wenn ihm eine Behörde welt gethan hat, selten von ihnen Hilfe erlangen. Das Versammlungsrecht ist in Preußen so­gar anerkannt wie ein Ähn­­liches Recht in England. Nichtspestoweniger ist es auf einen bloßen Befehl der Cretative umgestoßen worden, und es gibt wirklich keine Berufung dagegen. Wären die Abgeordneten in Köln Engländer ges­­wesen , so hätten sie sich geweigert aufeinander zu geben, bis die Bolizei oder das Militär Gewalt gebraußt und Einen oder Mehrere von ihnen fortgeschleppt hätte. Dann würden sie bei den Be­richten wegen Angriffs und ungeießlicher Verhaftung einen Prozest abhängig gemacht haben und die Geietlichkeit des ganzen Verfahrene wäre feiner­lich erörtert und förmlich verneint worden. Aber in Breukem fan gegen das Verfahren eines Beamten oder Golviten fein hr ve ohne die Erlaubniß feiner­ DVorgeiechten , eingeleitet werden. Das getränkte Indisiogum muß­ig entweder jagen oder es mit der ganzen Mat des Staates aufnehmen. Das ist ein sehr gefährli­­ches Syitem für den Staat, auf den die ganze burd­ baz Michnerhaf­­ten einzelner Diener erzeugte Gehätfigkeit hält, aber es sf nnd weit Biene für die Freiheit, denn Armee und Bureaukratie werben Opotationen, die über dem Gefeb stehen. Die preußischen Beamten ja potittídd sehr Liberal, aber body geboren sie einem ungei­ßliche­­­efehl, mit der bloße Umstand seines Gr­affes den untergeträneten Beamten seiner Verantwortlichkeit vor dem Grieche enthebt. Die Li­­beralen des Kontinents werden in den nächsten 10 oder 15 Jahren gewiß wieder auf einige Zeit ang Huber kommen, und die erste Sorge Sollte es sein, die Bureautratie und das Bolt vor dem Geseke zamnen in sie diese Reform nur auf fünf Jahre srringes­önnen, wird das Volk sich sie nie miedber entreißen lassen. In Bonn wurde am 30. b. M. das Arabifest gefeiert. Elaffen-Kappelmann war von Köle mit zwi Kollegen vom städtischen Kollegium einbelegirt ; bei dem iyeft­­mahle in der Hefegesellschaft erklärte der Oberbürgermeister, Arbre zu haben, die Versammlung aufzuhdören, wenn Elaffen-Kappelmann daran theilnehme. Hierauf erklärte bhr fer, bad oft nicht stören zu wollen und lehrte nach Ra­zurad. Aus Barts, 29. Yuli, wird uns geschrieben : Die Haltung b­in om währen­der ee­­r A Vzzagátteti der Begiwiri Viktor Gmanuels bat bilan­tlich zu manchen Auslegungen Unla an eine Rundfahrzeibens­erung an ihre Vertreter im­­ Hisz­u seinen neuesten Geflärungen gegenüber seinen auswärtigen Ser nochmals mit allem Redorud­het gegeben und war bereit őzer Brzucher. (Die Heilige Elisabeth.) Oratorium im zwei T­eilen von Otto Roquette, Musil von Branz Lit. — 9. Diese neueste ımdlle nach der Gramer Festimeffe umfang­­reichste Schöpfung unseres Landsmannes fol belanntli­chen Haupttheil des bevorstehenden Menfikfestes bilden ; er dü­rfte daher wohl angezeigt sein, den vielen Lesern, meldje fi file ba8 Mater nehmen interessiren, [chon vor der Ausführung eine kurze Analyse des in­ jeder Beziehung merkwüichigen umd bedeutenden Merkes zu bieten. Der Dichter schildert in fegs für sich, abgeschlossenen Num­­­mern einzelne Episoden aus dem Leben der Elisabeth , Tochter Andread’ II. von Ungarn ; die Sprache ist fast durchgehends sehr schön und schwungvoll, die Berfe fließen in Harmonischer Weise, nirgends lassen sich bloße banale Thrasen erkennen , und darum muß man dem Dichter es nicht sehr übel nehmen, wenn die Histo­­rische Treue der licentia poetica hat weichen müssen. Ein un­gern­her Magnat bringt das Kind, „des Ungarlandes hofde Blüthen, welches schon bei seiner Geburt für den jungen Land­­grafen Ludwig von Thüringen bestimmt worden, auf die Wartburg. Landgraf Germann, seine Ritter und das Voll begrüßen die künftige Landesfürstin in feierlichen Weise , die Kin­­der der Edlen nahen, und singen dem Kinde von den Spielen, die sie erformen, von der Luft auf den duftigen Wiesen und im schattigen Walde, von den Märchen und Sagen des sehönen Van beg ; Der ganze Chor vereinigt sich schließlich zu dem Mun­de : „Sie herrschte lang und [eb in Ehren”. — Jahre sind verschmun­­den umb wir sehen in der zweiten Nummer Elisabeth als das Weib des Landgrafen Ludwig. Er ist auf der Heimkehr von der Jagd ; unter rauchen­den Hörnerfanfaren besingt er die f Freuden des Waidwerkes, aber auch die stilleren Netze seiner schönen Hei­­math. In Walde begegnet ihm Elisabeth ; sie weicht dem Blide des geliebten Mannes aus, zitternd schlägt sie Die Augen zu Bo­­den, denn gegen sein Gebot hat sie die sichere Halle verlassen, allein wandelt sie auf öben Pfaden, um den Armen Greise und Trank zu bringen ; sie sucht es zu verbergen und auf sein zü­r­­nendes Andrängen spricht sie von Mofen, die sie gepflüdt. Lup­­wig will es sehen, da preßt ihr die Angst ob der gesprochenen Lüge das Gestänkniß der Wahrheit aus, fah­nd bittet sie um Ber­­gebung, aber, Wunder ! Brod und Wein sind in Noten unman­­delt, und im heiligen Scheine verflärt ficht der Piebfing der Engel. Rede fingen nun in ergreifend rührender Meise von der Gnade des Höchsten, die sich in dem Wunder fund get­at, und bag hinzu­­gefommene Bolt fällt s hüchtern erst, allmälig aber voller fein in den Dant und preifet den Engel, der si verkörpert hat im ber Eifaberg. Denn : „Leuchtend umlosen Strahlen Did gan, Himmlischer Rofen ewige Kran­usch in prophetischer Weise rühmen sie die „seligen Tore, welche demt herrlichen Bilde der Rofe exflillt sink." Fr dritten Bilde exscheinen die Kreugritter unb ferberg auf zum „Zuge in bag heilige farb, ins Psalmenland, zugiehen, umb verlangt von ihnen den Schwur der Txene fü­r Elisabeth und seine Kinder, dem sie begeistert leisten. Elisabeth aber bricht in rührende Klagen aus über die Trennung von dem­­ Berichten ; büstere Ahnung erfüllt ihren Gesang und kein Tro­­ffeswort des Gatten vermag sie zu beruhigen, eben so wenig, wie er sich doch ihr leben, duch den Hinweis auf die hilflosen Kinder von seinem Entschluffe abwendig machen läßt. Ein kur­zer, scharf mahmender Ruf der Kreuzritter „Gott will es" unter­bricht die ergreifende Szene. Die folgende Nummer enthillt ein ‚ finsteres Bild. Die Mutter Ludwig’, Landgräfe Sophie, läßt ihren Seneschall entbieten, ihm vertraut sie die Runde von ‚ dem Zobe des Sohnes ; damit ist die Schranke gefallen, welche " sie von dem Drfige der Macht geschrieben hatte. Hersfefüchtig und radgierig hat sie die Schwiegertochter gehabt , und biesen glühenden Haß will sie jet befriedigen, indem sie Elisabeth als Bettlerin aus dem Schlosfe flogen wird. Was hilft es, daß Eli­­­­sabeth als Künigstoher der „Fürstin Epre“ verlangt, was Hilft es, daß sie weiter fit für sich und ihre Kinder, daß sie in um­­endlichen Schmerze ausbricht in die Klage „ich kann die Hei­­math nicht verlassen, in der er viel bes Glüds ich fand !"­mmer­­bittlich bleibt Sophie. Ein Wetter fleigt empor und mitten im­ Draufen des Gturmes muß die arme Heilige in die schmarze Nacht Hinaus, während Sophie im bümonischen Läbel aufjauczt, „gefü­h­t ist mein Verlangen, mein die Macht !“ Aber der Him­mel räht sich, — „es wächst der Sturm, die festen Mauern zit­­tern, der Blige wilde Pracht durchludt das Dach, und Brabend fittert des Thurmes Zinne, ein Flammenmeer verzehrt das Schloß, Entfegen, o fürchterliche Naht !" Was nun dem Dichter versagt war, das vollendet der Komponist ; er malt den Aufruhr der Natur, das vernichtende Toben der Elemente, Alles ist Losgelas­­­en, — aber es muß ausrafen, die Wuth ist gebrochen, ermattet fritt die Natur zusam­men und in seliger Verklärung ertönt das Friedensmotiv , welches immer wie Elisabeth Begleitet : „quasi stella matutina“ und läßt uns empfinden, daß Gottes Engel die Heilige nicht verlasfen haben. Und sie war trog Kummer und Leiden nicht verroffen ; wir erblichen jegt Elisabeth im Gebete. Ruhig und ergeben bentt sie am Tag Süd, welches sie im so reichen Mare genossen am der Seite beg Geliebten ; ihre Ruhe ist sein Wert, „der aus den Sternen zu ihr spricht !“ Sie danft Gott für alles Glück und allen Schmerz, umb für die Baldige Vereinigung mit dem dahin­­gegangenen Gatten . Gott wird seine Hand Iegen auf das Haupt der Kinder, die man ihr geraubt ; „made bit fte ihres Vaters weich !" Das Bild der Heimath enthüllt sich ber Ser, — „aus gold’nem Nebel hämmernd -fleigt mein Vaterland, mie Gilber­­tchwäne entführen Wolfen mich und zeigen mir der Eltern Thräne um ihr fermes Kind," im höchster Extase ruft sie ans: Herr, lag deinen Ergen t­auen Auf meines Baterlander Auen ! Jest nahen sich die Armen fehlichtern ; einzelne Stim­men erzählen nach einander umb rühmen im Seife Magen dem Tome ihre Bohltgaten ; die Hungrigen hat sie gespeist maß getröntt, die Radten begleitet, die Berzagten getröstet, die Krossen gepflegt mnd Nova novis lex illuxit, Nova stella, quem produxit Nobilis Hungaria. In volfter Begeisterung flürmt endlich die verformelte Menge mit, und Krausend schließt die bereits ermahnte Melodie im hellen, prächtig glänzenden E-dur das Ganze mit den Worten : Ta pro nobis mater pia Roga Resem omnium, Ut post hoc exilium Nubis dei vera gaudia, Amen Der Leser wird aus dem kurzen Auszuge ersehen,, dag der Dichter dem Komponisten prächtig vorgearbeitet hat, indem er ihm ausgezeichnet schöne und musikalisch-wanfbare Situationen lieferte, lyrische sowohl als dramatische, und — was für einen £ ift Diese hat denn auch der Komponist mit der ihm eigenthümli­­chen Gluth der Begeisterung und des mystischen Ber­enfens erfaht und demgemäß auch Töne illusteret. Lift hat, wie bereits mit getheilt wurde, mehrere alte Melodien iit sein Wert bewußt ; dadurch erhielt barfelde den nicht genug zu schrägenden Vorzug, das es melodisch Flarer und im Periodenbau auch beim ersten Anhören verständlicher ist, ala vide seiner größeren Orchesterlich qualerfüllten Dowenau!« Gesang,erst amschlnsse tritt das Streichquartett mit der harfe hinszminden leisesten Arpeggien und Tremoli’s im e­gent­­sichsten Sinne des Wortes zu verwaften. Nach einem längeren Orchesterzwischenspielt,worin der Komponist durch erführung verhauptmotive gewissermaßen eine Rundschau der bisherigen Situationen liefert,läßt nun der Dichter im Schlußbildc den Kaiser Heinrich II.(Z?)(sollte wohl Friedrich II.heißen)auftreten.Mit seinem ganzen Hofe will er zur Gruft der Heiligen wallen,mn als letzte Huldigung die Königstochter zu Grabe zu tragen.Es ertönt ein Trauer­­marsch,dessen Hauptmotiv der Armenchor der vorigen Nummer bildet;während es in rhythmischer Mannigfaltigkeit durchgeführt wird,singt der Chor in gehaltenen Noten:,,Elisabeth,du Hei­­ligtz sei die Schü­tzerin uns Allem die wirsn Leid und Trübsal wallen;o wolle segnend uns geleiten,daß wir das ferne Ziel erreichen.«Im echten Kirchentone erklingt nun zum Schlosse von den Lippen der ungarischen und deutschen Bischöfe die Apotheose bee Heimgegangenen : ! pe Hauptfahne war, vor allen Dingen an religiöse ben ger buldet er feine der hergebrachten Schranzen, und meiß dabei, daß der Zuhörer ihm folgen nur und am Ende auf sich daran giwähnen wird. — Unter den benutzen Melodien ragt vor Allem die für erwähnte 5. Antiphonie In festo sanctae Elisabeth : „Qu­­i stella matutina‘ Bevor. Sie klingt rührend einfach, schwär­­merisch Fromm, ist aber auch il­e den höchsten begeisterten Yui­­shwung fähig ; darum bildet sie das Motiv der ganzen Orchest x­einleitung, darum tritt sie überall mit der Elisabeth um den Bor­­dergrumm und zieht sich wie ein vorher­haben dur das ganze Oratorium in den fü­r die jeweilige Situation passenden Tonar­­ten, indem sie gleichzeitig die wunderbarsen Kontraste gewährt. Die zweite Melodie ist ein altes ungarisches Kirchenlied „Szent Örsebet aszszony eletirül " ; sie ist viel­ ernster gehalten, eine tiefe Klage spricht aus ihr und dabei fesselt sie doch ihren eigen­­thü­mlichen Rhythmus. Wir hören dieselbe, als die Armen an das Sterbelager der Heiligen eilen, als der Kaiser sich ab­hicht den geweihten Leib in die Gruft zu renfen und ihr gleichzeitiges Erklingen mit der vorigen ist von der ergreifendsten Wirkung. dern er bewußte oft eine alte ungarische Boh­ómelonte von festli­­chem und feierlichem Charakter ; mit ihr führt der Magnat die Königstochter auf die Wartburg, mit ihr Hulbigt dag Vol! der Fürstin, sie ertönt, als der Stolz der Königstochter der finsteren Schwiegermutter gegenüber sich in ihr regt, als emblich dem eiste der Sterbenden die Heimath erscheint. Die vierte enden Melodie Hl ein uralte deutsches Pilgerlied aus der Zeit der Kreuzzüge: „Schö­­pfer Herr Jesu, Schöpfer aller Dinge !", welches Besonders im seinem zweiten Theile von erfeütternder Kraft is, bar hat der Komponist sie im zweiten Cage des Kreuzrittermarscher pets wendet, den wir nebenbei gesagt, eine Solofiale Nummer nennen Tonnen, 8 ist darin ein harmonischer und orchestraler Aufwand in der­­ höchsten Potenz. Endlich hat der Komponist auch im biei­ten Werte, wie schon in der Graner Messe, dem Salusher der „Dante Symphonie und im der „Hunmenschlacht“ biz bestimmte Intonation g, a, c (grigorianischer Gesang) im Motiv bewußt ; in dieser Tonfolge rufen die Kreuzritter ihr „Bott mil es!“ Lit selbst nennt er in einer Anutertung ein „tonisches Symbol des Kreuzes“. Mad vem Eindruck, den das Studium der Partitur auf uns gemacht hat, sind wir man überzeugt, daß dieses Wert überall einen wahrhaft großartigen Erfolg haben wird; um mie hier mehr muß e8 hier sein, im dem Bnterlande ber , Szent. Erzad­­bet", hier, wo die befehendt, ja efertrifk­ende Hand seines Schö­­pfers der tobten Partitur volles, glühendes Leben einflägen wird. | | | , ER EEE EREETERIEN AN BoRd al­:

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