Pester Lloyd - Abendblatt, August 1866 (Jahrgang 13, nr. 175-199)

1866-08-02 / nr. 176

ll Paris«20.Juli.Unleugbar und unverkennbar be­­steht in diesem Augenblick eine Spannung zwischen ven Kabine­­s an­ Von Paris und Ber­lin.Der durch die Haltung Preu­­ssens herbeigeführte Mißerfolg der Vermittlung Frankreichs un­­ter­ den kriegführenden Mächten ist hieran im Allgemeinen,im Besonderen ü­ber die Thatsache Schuld,daß Graf Bismarck den Plan der Tuileriere,die alten Wiener Verträge von einem europäischen Kong­teß feierlich bestatten zu lassen und vor dessen­ Forum d­ie deutsche Frage zu ziehen,durchkreuzt hat. Das Körliner Kabinet macht nämlich geltend,daß einem Kon­­greß das Objekt fehle,da der Krieg die beiden brennenden Fra­­gen­ die schleswig-holsteinische und die italienische——aus der Welt geschafft habe.Es bleibe allerdings noch die römische Frage zu lösen,aber durch die Septemberkonvention sei dieselbe des europäischen Charakters entkleidet worden­.Und was endlich die Angelegenheit der Rekonstruktion des deutschen Bundes an­­belange,so könne dieselbe nur in dem Falle aufhören eine in­nere deutsche Frage zu sein,falls es sich darum­ handeln würde, die beiden Unionen oder was sonst an die Stelle des alten Bun­­des zu treten haben wird,des rein defensiven Charakters,de1­ derselbe bewahrte,zu entkleiden,woran aber gar nicht gedacht wird.Das Tuilerienkabinet seinerseits vermag vorläufig nicht, dieser Argumentation stichhaltige Grün­de entgegenzusetzen,wird indeß abwarten,was zunächst in Deutschland geschieht und die Dinge reifen lassen. Einstweilen haben die Mächte von Mint erhalten, den Kongreßgedanken mit äußerster Vorsicht zu behan­­deln, was an, wie Sie bemerkt haben werden, geschieht. — | — Der „Wand.” und die „Pr.“ berichten von einem Putschverfune, der von Seite Klappa’s am 29. und 80. v. M. an der ungarischen Grenze gegen das Waagthal statt­­gefunden haben soll . Es ist bekannt—­berichten beide Blätter übereinstimmend —­daß die preußische Regierung während der Dauer der Kämpfe in Böhmen und Mähren es "Ahn ließ , daß Georg Klapta eine „ungarische Legion“ aus Abenteurern und kriegsgefangener Mannschaft der ungarischen­­ Regimenter zu bilden versuchte. An die Kriegsgefangenen hat Klapta eine Proklamation gerichtet. Wie die „Schleifisbereitung“ meldet, fand sie wenig Anklang. Dennoch wuchs die Legion auf angeblich #000 Dann an. Klapfa machte mit seiner „Legion“ von Schlesien aus dur den Sablunfauer Rat­ einen Einfall in das Trentschiner Komitat. Die eingetretene Waffenruhe hatte die Verhältnisse vollkommen geändert, und Klapfa sah sich gerade in dem Momente, als er in die Aktion eintreten wollte, als unnüses Werkzeug behandelt, von Seite Preußens vernachlässigt und im Stiche gelassen. Er versuchte deshalb die Diversion auf eigene Nehrung , sah aber gleich bei seinem Webertritt auf Magen Boden , wie falsch dieselbe sei. Die Haltung der Bevölkerung zeigte ihm, daß es ihm nicht möglich sei , dieselbe zum Aufruhr zu bewegen , und selbst in seiner unmittelbaren Umgebung sah er eine Bewegung ausbrechen,, welche seinem Unternehmen so ungünstig war, daß er es­ vorzog, sch shleunigst nach Oder­­berg und auf teftischen­­ Boden zurückzuziehen. Die un­garischen Soldaten, welche in preußischer Gefangenschaft ge­­wesen, hatten, sobald sie auf heimischem Boden standen , nichts Eiligeres zu thun, als Erkundigungen einzuziehen, uno ihre Re­­gimenter stehen, um zu diesen einzuladen, und Klapfa erfuhr da erst, daß sie sich der Diversion nur angeschlosfen, um der Ge­­fangenschaft zu entrinnen. Mit dem feleunigen Rüczuge Klapfa’3 war auch­ das Unternehmen beendet. Der Zustand , in welchem sich gegenwärtig Preußen den Mittelstaaten gegenüber befindet, kann schwer mit dem richtigen Namen benannt werden. Einerseits ist von einem ab­­geschlossenen Waffenstillstande die Rede, und andererseits wird wieder von einem Bormarsche der in Baiern eingedrungenen preußischen Truppen gesprochen. Was die Stellung Württem­­­­bergd zu Preußen anbelangt, so meldet der „Staatsanzeiger für Württemberg” vom 30. Juli :­­ Herr v. Neurath ist heute aus dem Hauptquartier des preußischen Generals v. Manteuffel zurücgekührt, wo er in Ge­­meinschaft mit dem General v. Hardegg die Unterhandlungen­ mit­ demselben eröffnen wollte. Verwandlung der faktischen Kat­tenruhe in eine rechtliche war zur Seit deshalb nicht möglich­, weil General v. Manteuffel, von telegraphischer Verbindung ab­­geschlossen , noch seine Vollmacht zu irgend­welchem Abschlüsse mit den Staaten des 7. und 8. Armeekorps hatte, bed­­at aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß die eingetretene faktische Waffenruhe für das 7. und 8. Armeekorps gleichmäßig fort­dauert. Herr dr. Neurath wird morgen wieder in das Haupt­­quartier des Generals v. Manteuffel abgehen , um mit General v. Hardegg seinen Auftrag zu Ende zu führen. Nach einem dem erwähnten Blatte zugegangenen eler­gramm aus dem Hauptquartier ist am 30. Juli zivischen den Oberbefehlshabern des 7. und 8. Armeetorgs und­­ der preußis­chen Mainarmee Waffenruhe auf Kündigung von 24 Stunden abgeschlossen worden. Wie die „Baier. Big.” vernimmt,­­ist Oberstlieutenant Roth mit einem Extrazuge nach Baireuth abge­­­­fahren, um beim Herzog von Mecklenburg, der bekamntlich von dem baierischen Streife Oberfranken im Namen Preußens Besis ergriffen, gleichfalls eine Waffenruhe zu erwirken. Die Truppen des Herzogs drangen, den rechten Berichten zufolge, in Oberfran­­ken vor. Am 29. Juli rückten dierelben gegen Bayreuth und die fränkische Schweiz ; deshalb ist der Eisenbahnverkehr von Nürnberg nach Bamberg eingestellt worden. Ein Münchener Berichterstatter der«A.Z­«hört«von­ einem Tagesbefehl,, in melchem der baierische Feldmar­­schall Prinz Karl aus Anlaß des Gefechtes vom­­ 26. Juli den baierischen Truppen die wohlverdiente Anerkennung"aus­. Spricht, zugleich aber dem 8. Bundesarmeefor­g „eine Rüge, und namentlich dem Kommandanten desselben,Prinzen Alexan­der’ von Hefsen, wegen Nichtbefolgung der gegebenen Dispositionen, einen Ber­eis ertheilt". Der „Kamerad“ erinnert diesem Vor­­würfe gegenüber an die Geschichte von dem Splitter und Bal­­fen! Seit acht Tagen wachte man im baierischen Hauptquartier, daß der über Hof eingerückte Feind nach Baireuth marschirt ; man wollte­ diese Stadt nicht aufgeben und dirigirte Truppen gegen das Invasionskorps. Dieselben kamen aber troß der Eisen­­bahn zu spät, und­ die Preußen fanden den legten Berichten, zu­ folge in Waldmünchen, an der Regensburg-Pilsener Bahn, nur mehr etliche Tagmärk­te von der Donau entfernt. . Im»Boten für Ti­.1t.Vor­«liegen mehrere Nachrich­­ten­ aus Sü­dtirol vo­n­cs welchen wir das Wesentlichste an­zugsweise m­it theilen.­­­­ Wie man aus Novere Do schreibt, gingen von dort Bionniere mit drei Bulverluffern in südlicher Richtung ab. Eine starre Grplosion in der Ferne ließ vermuthen, daß dieselben die Etschrüche bei Mori gesprengt haben. « s. Aus Feldkirch vom 26.v.ål­k.wird geschrieben : Heute Vormittags traf das fürstlh Liechtenstein’sche Bun­deskontingent, circa 80 Mann, aus Vaduz unter Führung des Herrn Oberlieutenant­ Rheinberger hier ein.­­Die hiesige politische und städtische Behörde sowie die städtische, Mus­­ifkapelle und eine Anzahl Feldkircher waren zum freundlichen M­illtonim unseren anderen Grenznachbarn entgegengegangen, um ihnen das Geleite duch die Stadt zu geben. Die Feldkircher Schützenkompagnie liegt ajf der­ Tiroler Grenze,etwa neuntausend Fufz über demeeres­­spiegel.Um kochen zu können,muß zuerst der noch inIL M­enge vorhandene Schnee geschmolzen werden-Wenn es d urften im Thale regnet,hagelt u­nd schneit es dort.Fast jeden andern Tag und jede andere Nacht trifft ess jeden Mann auf die Felds­wache,wobei man das Vergnügen hat,noch etwas­oor Fuß höher durch den Schnee hinaufzusteigen. .­­ &

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