Pester Lloyd - Abendblatt, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 200-223)
1866-09-19 / nr. 214
Abendblatt as Pester L10 Mittwoch, 19. Septemb. Nr, 2, (Die einzelne Nummer Eostet 4 Er, 6. 8.) Pest, 1866. T elegraph. Depesche des „Pester Lloyd,“ Wien, 15. September. (Originaldepeche.) Die „Debatte“ meldet: Der Hofkanzler Majlath tue Abends einen kurzen Urlaub angetreten. In positiven Reifen verlautet, die Regierung habe ihr Programm ftgestellt, könne jedoch, die Aktion nicht beginnen, solange e Unterhandlungen mit Italien schweben. Es sei Grundzunehmen, daß im Laufe des Septembers der riedenschluß erfolgen werde. Die Zwischenzeit wolle der Herizler zu einer Erholungsreise im Vaterlande benügen. Wien, 19. September. (R.-B.) Die „Debatte“ endet : Monsignor Hohenlohe hat sich mit einem eigenindigen Schreiben des Papstes an die Königin von Großtannien am 16. d. in Civita-Bedicia eingeschifft. Paris, 19. September. (R.-B.) Der „Moniteur“ teilt mit, daß der Kaiser ein Schreiben des Königs von Kiechenland mit dem Großkreuz des Erlöserordens füraiserlichen Bringen erhielt. Konstantinopel, 18. September. (R.-B.) Auf andia wurde eine Schlacht geliefert; 30.000 Türken undgyptier sollen gegen 40.000 schlecht bewaffnete Informien Herren des Schlachtfeldes geblieben sein. Die Iniwgenten sollen 600 Z Tobte verloren haben. *) Wie uns berichtet wird, it Se. Erzellenz rammt Gemahlin mit dem heutigen Frühzug hier eingetroffen und sogleich streift Dampfschiff nach Fünfkirchen weitergereist. 9. R. sza Baron Friedrich Bodmanicztín hält heute in Spalten des „Hon“ eine „Umschau” über die Ereignisse, in die Art und Weise anzugeben, wie das durch den Sturm Schäbigte Staatsschiff wieder in den Stand zu feßen sei: ‚sehen — sich zu prophezeien erkühnt, ist in Erfüllung gegenStaatsschixfch lwurde leichtfertig dem Sturme aus- aber ist zudem Experimente,dessen fortwährendes-iel es seit einem halben Jahrhundert ist«die öffentlicheinung unseres Vaterlandes zu brechen und dem Joch der Minorität zu unterwerfen.·Die Zeit ist endlich da,daß jene, die sich der öffentlichen Meinung des Landes nicht beuen wollen,abtreten und Anderen Platz machen;denn einerfoweisveränderung kann nunmehr nicht helfen,bis ein Systemwechsel vermag dies,und wer dies nicht einsieht,oder es mit seiner Ueberzeugung nicht vereinbar findet,der ziehe sich zurück,setze sich auf die Ruinen seines eigenen Systems und bewundere dann von dort aus nach Gefallen die Vergänglichkeit der Welt, der politischen Systeme und der Parteien.Wer nicht sieht,den Liegt man blind zu nennen,doch in der heutigen kurzsichtigen Welt vermag auch der Halbblinde es einzusehen,daß nach Ereignissen,wie es die Siege der Preußen,die Neugestaltung Deutschlands und die Stabilisirung der Einheit Italiens sind, kaum jemand auf seinen Lorbern ruhen,oder den erlittenen Schaden leicht herstellen könne,falls er nicht mit verdoppelten Kräften zur Arbeit schaut.Seit Jahren rüstete die preußische Regierung,und bei uns wußte man von all diesem nichts, und verlachte jene,die etwa die Betreffenden aufmerksam zu machen sich getrauten. Seit Jahren bereitet die russische Regierung jenes Stuwer’sche Feuerwerk vor,welches sie in Form der orientalischen Frage abzubrennen sich anschickt.Und was that man seither der uns?Die Regierung und das Prinzip der Reaktion förderte noch in unserem Lande und der Monarchie das Wachsthum des russischen feindseligen Einflusses,oder kann man das Hätscheln der Nuthenen und Kroaten,die Entsetzung des Erzbischof Hagnald und das unter der Aegide von Nkoyses,Kuzmånd, Hurbåm Hodzia und Konsorten blühende Patent,welchem zufolge aug einstigen Guerillaführern«Hochwi iden«wurden,anders bezeichnen.—Bei uns herrscht die Theorie der Lebensrücksichten5 diese sehen Allem vor—Eine genitale,gesunde Idee kann,wie es den Anschein hat,in der Auidiosphäre gar nicht mehr Wurzel fassen,t welche die Reaktion,das Mißtrauen und die Versehrtheit so ungesund gemacht. Der Grazer,,Telegraph««verwahrt sich gegen die Beschuldigung der»Presse«,als würde sich die Haltung der Autonomisten in der Verfassungsfrage im Widerspruch mit der Kundgebung von Aussee befinden,welche,,die freiheitliche Entwickelung der Monarchie bedroht.«—Die Beformnisse der ,,Preffe«,sagt das Grazer Blatt,dürstets mit der Furcht vor dem Dualismus umso rascherschwinden,als ja ihre Aversion gegen diese letztere Staatsform sehr jungen Datums ist und sicherlich noch nicht feste,unausrottbare Wurzel in ihrer freiheitbewegten Brust gefalst haben wird. ls Die Prager Blätter bringen nähere Angaben über die Exzesse und Plünderungen,die seit mehreren Tagen in Prag und Karolinenthal an der Tagesordnung sind, und die vorgestem einen gefährlichen Charakter angenommen haben.Die Preußen hatten nämlich bedeutende Vorräthe verkauft,die ursprünglich zur Armeeverpflegung bestimmt,nach abgeschlossenem Frieden nicht mehr verbraucht werden konnten. Die Betheiligung des Publikums bei dieser Lizitation war eine massenhafte,da bei dem Einzelverkaufe viele für den Hausbrauch wichtige Artikel zu sehr billigen Preisen erstiegen wurden.Eine Anzabhenscheu aus den untersten Polisschichten machte es sich nun förmlich zur Aufgabe,den vom Bahnhofen