Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1866 (Jahrgang 13, nr. 224-250)

1866-10-01 / nr. 224

Montag,1.Oktob. Nr. 224, (Die einzelne Nummer Eoftet 4 Er, 5. WS.) Best, 1866. Eselegr.Depeschendes,,Pester Lloyd-«­­ ang,30.September·(K.-B.)Die Auflösung er zweiten Kammer ist beschlossen.Man versichert,der­önig werde eine Proklamation erlassen,in der er die Sünde des Beschlusses angeben werde.Morgen findet er Sessionsschluß statt. Konstantinopel,30.September.(K.-B.)Die Mission Su­rbey’s ist erfolgreich.Fürst Karl wird defini­­iv anerkannt.Anfangs Oktober findet die Investitur un­d ermanübergabe statt.Moustier warnte die Pforte,an Fußland oder Amerika einen Hafen im ägeischen Meere —Verwundete Egyptier sind hier angelangt· afvet Pascha ist angekommen.­——Dem Sultan wurde O Wien,80. September.In den Regierungskreisen glaub­t man,daß das königliche Reskript für den Wiederzusam­­mentritt des ungarischen Reichstags gleich nach erfolgter Ratistiirung und Publikation des Friedensvertrages mit Italien,welche man für den 8.Oktober erwartet,erschei­­nen werde.Bei diesem Anlasse glaube ich Sie auf das Be­­stimmteste versichern zu können,daß das bekannte Elaborat des Fünfzehner-Komités über die Behandlung der gemeinsa­­men Angelegenheiten an entscheidender Stelle als nicht annehmbar bezeichnet wurde. Jn Wien,30­ September.Bei der einflußreichen Stellung,welche man dem Grafen Moriz Esterházy zugeschrieben,ist es begreiflich,daß,als er vor einigen Tagen einen Urlaub nahm,die bloße Möglichkeit,es könne dieser U­r­­laub der Vorläufer seines Rücktrittes sein,mit lebhaftem In­­teresse diskutirt wurde.Noch heute aber ist man darüber nicht im Klaren und noch heute weiß manc nicht«wird der Minister dhne Portefeuille in das Bureau zurückkehren,welches­ er an­­scheinend blos verlassen,um den österreichisch italienischen Frie­­densbevollmächtigten ein geeignetes Konferenzlokale zur Verfü­­gung zu stellen,oder läßt sich zwischen den Zeilen e­iner Aeuße­­rung,welche eine etwas indiskrete Frage in diskreter Weise zu erledigen bestimmt war,aus der Aeußerung,waß,,ein offizielles Entlassungsgesuch im Kabin­er des Kaisers noch nicht vorliege­«, das gerade Gegentheil derauslesens Thatsache ist,daß der Anfangs­ aufs Wochen bemessene Urlaub des Grafen nachträg­­lich auf unbestimmte Zeit erstreckt wurde­­­n­—Se.Exzellenz der Herr Hofkanzlers Majlath langte Samstag mit dem Abendzugehier an und setzte gestern früh die Reise nach Wien fort. "Belti Napló" eröffnet unter der Weberschrift „Zur Orientirung” eine Reihe von Artikeln, die im Angesicht des im November zu eröffnenden Neid­dtags eine um­so. größere Be­deutung für sich in Anspruch nehmen. , Naple" sagt : Im „Hon” vom 25. September sagt Kunagotai unter Anderem Folgendes: , von dem berühmten Osterartikel, der vom festen Bestand der Monarchie sprach und daher von der Wiener „Debatte genug“ deutlich im Interesse der Monarchie interpre­­tirt wurde, rede ich nicht, weil ich nicht glaube, hab es außer den Einge­weih­ten damald­einen Menschen in ganz­ Ungarn gegeben, wer in dieser Beziehung eine Meinungsgleichheit zwischen dem „Weisen” unseres Vater­­landes und der Partei und den Prinzipien der Debatte über un­­sere wichtigste nationale Angelegenheit vorausgefebt hätte.” Ki­m habe nit die Absicht mit Kunagotai zu polemisiren , da er aber in den eben angeführten Zeilen glauben machen will, daß daz Bublitum dur ven Diterartikel mystifiziet wor­­den sei, und daß nur wenige Eingeweihte die Trag­­weite des Artitels verstanden haben, so muß ich aufrichtig aus­­sprechen, daß Herr Kunagotai mit dieser Behauptung das unge­­siche Publitum , nach dessen Gunst er zu bafchen scheint, tief verlegt, indem er es als so einfältig darstellt, wie selbst die­lorz nirten Abberiten nicht sein konnten. Der Osterartikel hat eine beispiellose Wirkung im ganzen Lande gemacht ; jeder, der einen Ausgleich mit Wahrung der Selbstständigkeit und territorialen Integrität des Vaterlandes zu erreichen wünschte, er machte nach langer Betragskeit und Apathie zu neuen Hoffnungen ; die Tem­peratur der politischen Atmosphäre wurde mit einem Male eine andere, und auf die Gleichgiftigkeit und Passivität folgte plöß­­li­chas Verlangen nach Thätigkeit. Diese Schatsache zeigt zur Genüge, das nicht nur einige wenige Dingeinweihte, son­dern auch die große Majorität des Landes den Literartitel ver­­standen hatten. Und wenn wir auch den großartigen Beifall, dessen Runagotai zu gedenken gezwungen ist, nir als vollstän­­diges Zeugniß ansiehen würden, können wir hiezu noch heron­­­heben, daß jene Fraktion der Außersten Batriet, welche in dem mäßigenden Einflusse DesP’s ein Hinderniß für die Erreichbar­­keit ihrer 3wede erbliche,, plöglich sehr unruhig wurde und ihren Berbruß nicht nur nicht unterbrachte, sondern sogar zu er­kennen gab. Kurze Zeit nach dem Literortitel erschien der Nedakteur der „Debatte”, Mori­ Lupafi, bei Deák­ und ersuche diesen, seine algemeinen Ansichten über eine zriedmäßige und konstitutionelle Gebarung der gemeinsamen Interessen, von welchen ein Theil schon Durch die pragmatische Sanktion zur gemeinsamen Angelegenheit geworben, auszusprechen. Deát hatte von früher und nit nur den ein­geweihten fontern auch Männern von Kunagotai’scher Schattirung die Ansichten mitgetheilt, die in der „Debatte” ersz­­hienen sind. .« Deát hat von den drei ín die , Debatte" aufgenom­menen Mritteln erklärt, wat sie — einige Schattirungen ausgenommen — seine Ansichten getreu ausprühten, und bezeichnete auch die Stelle, worin durch die Schuld des Ahfchreibers ein Mikver­­stäudniß vorkam. Die ungarischen Blätter iheilten ohne Aus­nahme diese Artikel in Weherregung mit, und nur das „B. Staple" ließ den dritten weg , weil es fonfiszier wurde. “ Das Publiz­­um hat weder geglaubt, hab Deát weshalb, weil Lupdafi dessen Ansichten in der „Debatte” mittheilte, mit den Grafen L­ö hen und Ezh­áfy zu einer Bartei gehöre, noch hab die Eingemweihten Deát auf irgend­einem Punkt exponis­ten werden, damit sie ihn von dort aus den Umständen angemessen wirken lassen. Das Bublistum war überzeugt, bas Deát der natürliche Führer der liberalen Bartei sei , welche woriges Jahr noch in großer Majorität war, und zweifelte nicht, vab auf der Bafız, melche Desk anráth , die Verhandlung der gemeinsamen Angelegenheiten zweckmäßig erledigt werden könne. Deshalb ge­­­chah es, daß, als nach Einberufung des Neidätages die Wahl­­bewegungen anfingen , die Kommittenten von ihren Kandidaten zumeist verlangten, hab sie Deat unterfrügen, und das wird 4 _

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