Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1866 (Jahrgang 13, nr. 224-250)

1866-10-19 / nr. 240

Freitag, 19. Oktober, Jr. 240, (Die einzelne Nummer Eostet A fr. ő. 8.) eft, 1866, Abencuilattas gkester Lloyd­ Telegraph. Depeiche des „Pester Lloyd.“ . Gran, 19. Oktober, 11 Uhr Vormittag. Heute Morgens, 7 Uhr A0 Minuten, ist Se, Eminenz der Fürste Primas verschieden, Brünn, 19. Oktober. (R.-B.) Die heutige „Brün­­ner Zeitung“ veröffentlicht ein kaiserliches Handschreiben an : Belerebi betrefft Beschleunigung des Baues von mähri­­schen Landesbahnen ; ferner ein Handschreiben betreffend die Reorganisirung der technischen Lehranstalt in Brünn, Handschreiben an den Erzbischof Fürstenberg , den Bischof Schaafgotthe, Landeshauptmann Dubsly, Fürsten Salm, daufend für Die patriotische Haltung während der Kriegs­­dauer. Der Kaiser hat zehntausend Gulden zur Unter­­frügung der Armen in Brünn bewilligt ; die Errichtung zweier, vierflüssigen Ohymmnasien in Brünn und Olmüg mit böhmischer Unterrichtssprache genehmigt. Gisfra hat den Leopoldsorden erhalten, der Handelskammerpräsident wurde baronisirt. Maris, 18. Oktober. (R.-®.) Senator T­ho­u­­venel,ist plöglich gestorben. Die , Batrie" verfriert, Monstier habe eine Note bezüglich Rom’s an die katholi­­schen Mächte abgesendet. =. Ueber. das A. b. Handschreiben an den Herrn Hoftanzler v. Majláth äußert „Berti Napló": Et Was die Form­ der Handschreiben betrifft, so­ ist es vielleicht überflüssig, hervorzuheben, daß das an den ungarn­ 1898 Hofkanzler gerichtete nur von Sr. Majestät unterzeichnet ft, während das Handschreiben wegen Einberufung der trans­­leithanischen Landtage auch die Unterschrift eines Ministers trägt, indem es nämlich auch vom Staatsminister Belcredi unterzeichnet ist.” — „Wenn wir," bemerkt , Naple" ferner, „aus diesen­ Veröffentlichungen einiges Weniges kombiniren dür­­fen, so wird zwar der ungarische Neid­etag vielleicht päter als die transleithanischen Landtage zusammentreten ; da aber die Ursache dieses Aufschubes nur in der Epi­demie und nir in dem Um­stande liegt, hab etwa die srage der Ernennung oder Nichternennung des ungarischen Ministeriums noch der Ent­­scheidung entgegenharet , so kann die Einberufung nicht lange auf sich warten lassen." Die „N. Fr. Pr.” kommentirt die Verschiebung der Ein­­berufung unseres Neichetages wegen der herrschenden Epidemie mit den Worten : „ Die Lestere wird nicht verfehlen, Orstaunen zu erregen, da man eher an eine Verschiebung der Landtagsression für die deutichstavischen Kronländer, als an eine neue Vertagung der nur dur­ Ausbruch des Krieges unterbrochenen Thätigkeit des ungarischen Landtages glaubte. Immer ferner rüht die Aus­­sicht auf den Wiederbeginn der Verhandlung zur Lösung der Verfassungsfrage. Auch der in Prag erscheinende „Tagesb. a. Böhmen“ begleitet das Handschreiben bereits mit Bemerkungen , die wir jedoch nicht gut hier wiedergeben mögen. Unsere Leser dürften vielleicht schon von dem Umstande an sich überrascht sein, daß ein Prager Morgenblatt bereit geitern Früh in der Lage sein konnte, bat A. b. Hauptschreiben zu kommentiren, während die Ausgabe unseres Aben­dblattes ein­gestellt ward, weil es den Wortlaut desselben Handschreibens enthielt , obschon gerade für Ungarn das Handtreiben an den Hofkanzler besonderes Interesse haben mußte. — Wenn dem­­nach hierorte, abweichend von den Ländern jenseits der Leitha, eine Verordnung dahin besteht,, mag die Mittheilung ähnlicher Altenstüde von der Preßbehörde so lange untersagt wird, bis sie in den (hiesigen?) amtlichen Zeitungen erscheinen, so wird das Verlangen wohl gerechtfertigt sein, daß der amtliche „Sürgöng“ bei ähnlichen Fällen das Späterefie feiner und der Leser der unabhängigen Brefse mehr im Auge habe. Der Pester Korrespondent der „N. Fr. Presse“ berichtete kürzlich, daß Se. Exzellenz Baron Senngen während sei­­ner jüngsten Anwesenheit in Wien sich vergebens bestrebt, eine der wahren Sachlage entsprechende Auffassung der Situation zum Wege zu bringen und daß derselbe demzufolge — nunmehr zum dritten Male — um­ seine Enthebung von der Leitung der ungarischen Angelegenheiten angefucht habe. Dem entgegen bemerkt ,Hirner" : Mir wissen nicht, wo der Korrespondent der „N. Fr. Br." die wohlunterrichteten Orte sucht oder findet, doch willen, oder glauben wir wenigstens, daß unser Taverninus sich in der vollkommensten Eintracht mit unserem Hofkanzler befindet und demgemät an handelt, und daß Freiherr v. Genngeb ,weder vor der Krone noch vor der Nation freisinniger als Majläth sein oder­ scheinen will und es somit nicht nöthig war, Dr. Majestät gesonderte­rBropositionen und Bedingungen zu unterbrei­­­ten. Der betreffende Korrespondent täuscht sich aus diesem Grunde fehr, wenn er durch solche S Infim­ationen zwischen den Räthen der Krone eine Spaltung hervorrufen zu können glaubt. Im heutigen „Son“ seien wir : Die Wiener „Presse“ läßt sich von Geßt telegraphiren, daß am 13.—14. b. bei Kolo­­man Tipa eine Parteiberathung angeblich unter Theilnahme Ghyczy’3, Nyáry3 und Báradys stattgefunden. Dieses Gerücht können wir entschieden widerlegen. Am 13. d. war Koloman Tiba’3 Namenstag , und der glaubwürdige Korrespondent der „Bresle” konnte damals die zur üblichen Namenstagsgratulation ankommenden Verwandten, Nachbarn und in der nächsten Nähe wohnenden guten Freunde Koloman Tipa’3 sehen; dab jedoch unter diesen weder Ghyczy, noch Nyáry, noch VBarady anmwetend waren, und folglich auch das Familienfest seine Parteikonferenz sein konnte , dafür kann der Berichterstatter der , Presse" natür­­li nichts. Bekanntlich hat die serbis­che Kirchengemeinde zu Groß­ Kifinda die Frage, ob unter der Führung des Patriarchen zur Wahrung der „alten nationalen Privilegien­­rechte" eine Deputation nach Wien gehen sol, oder ob die Ausführung dessen den serbischen Repräsentanten am ungari­­schen Reichstage überlassen werde, zu Gunsten der festern Ansicht entschieden ; in Neusas dagegen ward am 17. b. von der dort zusammengetretenen Konferenz serbischer Abgeord­­neten beschlossen, an Se. Majestät eine Deputation mit einer Petition im Sinne der Beichlüsse des serbischen Meetings zu Beczlerel zu sennen.

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