Pester Lloyd - Abendblatt, August 1868 (Jahrgang 15, nr. 176-199)

1868-08-04 / nr. 178

. 1858.«---5Tc.178 (Die einzelne Kummes toftet 4 fv. b. 8.) Dienstag 4 Originakdepes Vklgkqd,3.August.’«)(Original-Tele­­gramm.)Das offizielle Regierungsorgan von heute weist die unwahren Belgrader Briefe und Depeschen einiger Journale mit Entschiedenheit zurüc. Keiner der fünfzehn Angekragten wurde zu seinen Aussagen gezwungen. Marits machte seine Aussagen vor­ dem Publikum. Geleugnet haben nur Paul Radovanovits, weil er 30.000 fl. von Alexander erhalten und der gänzlich demoralisirte Svetozar. Es heißt in dem Artikel : Die Regent­­schaft des Fürsten Milan wird seine Stunde Ungefeglichkeiten dulven. Sofort nachdem sie die Negierung ergriffen, ernannte sie den Dr. Welfovits, einen Mann von Willen und liberalen Grundzügen zum Präses der Untersuchungs-Kommission. Außer­­dem mußten zwei Zeugen aus dem Bürgerstande beim Verhöre anmesend sein. Es ist ferner böswillige Erfindung, daß einige Angefragte vom Publitum infultirt worden seien. Die Entrüstung des Publitums fand ihren Ausdruch, ohne in Thätlichkeiten auszuarten. Um Serbien anzuschwärzen haben manche Organe die Wahrheit mißhandelt. Wien, 4. Augus. (Eröffnungsbörse) Kredit-Aktien 212.80, Nordbahn —, Staatsbahn 248., 1860er 85.30, 1864er 96.50, Napoleon d’ or —.—, Steuerfreieg 59.50, Lombarden 180.50, ungar. Kredit: Aktien —.—, Franz Sosephabahn ——, Fünfb­ühner —.—, Anglo: Hungarian ——, Ange ——, Felt. Wi,4.­August.(Volbörse.)Kreditak­t«n213.30 Rokhs­bahn—,«Stao­tbahn258.—,1860er85.30,1864er96.50,Napoleondok 9.08,Steuerfreie 559.50,Lombar­den180.50,ung· Kreditaktikn 96.25, Franz Josephsbahn —, Fünffichner —, Anglo-Hungarian 121?/,, Gali­­zier Er Alföld —. —, Pfandleih —, Tramway 222, Anglo-Austrian 366. Fest. Baris, 3. August. (Schlußkourse, 3%, Rente 70.55, 4%,%, Rente 101.80, Italienische Rente 53.10, Staatsbahn 550, Kredit mobilier 260, Lombards 402, Deft. per Tag 320, Deft. auf Zeit —, Confol3 95%),, Ungarische Anleihe —, Liquidationsrente —. Felt. Amsterdam, 3. August. (Getreidemarkt. Roggen per foto —, per Oktober 190, per März 184, Neps per Herbst 60, Del per Herbst 31"/7. · · hambnts,3.August.(Getreidemarkt.)Getreid­estau, Weizen per August 119­­,,per Herbst 114,per Oktober­ November 112.-Rogaen per August89,perHerbst84,perOktol­·er·­­Novemi­b­er 83·Oelper August20­ X4,perHerbst20’s,.Spir­­tus stille. Grantfurt, 3. August. (Abenpro­gi­et­ät.) Krebit:Aktien 221.25, Staatsbahn 257 50, 1859er engl. Metalliqueg —, Ameri­­taner per 1882 75 ° s, 1860er 76"/s, 1864er 101, Neues Steuerfreies 53, Ba­hn b —., Flau. BDaris, 3. August. Meh­lmarkt) Mehl­flau, laufenden Monate 74, September 66.25, September,Oktober 64.50, vier Monate vor August 62.50. 1­n­­ London, 3·August.(Getreidebericht.·)Weizen1—2, russischer 2,Frühjahrsweizen 1 Schill.Hafer 7 Pencemedrigen Pracht­werter. ai Antwerpen, 3. August. Petroleum 53 Franc per 100 ibos. · «)Langte zu spät hier ein,um noch für das Morgenblatt be­­nützt werden zu können. D.Red. Die Festungen felen an noch immer nicht in den Händen des Ministeriums. Schließlich erlaubt er sich spöttische Ausfälle gegen Wer­­czel, als hätte derselbe sein Feldherentalent überschäst,­ nimmt Koffuth gegen Berczel in Schuß und fraat, was dieser gegen ihn gesündigt habe? Er akzeptirt den Gefäßentwurf unter seiner Bedingung zur Grundlage der Spezialdebatte, Johann V­idats spricht viel hin und her über die Honvéds und verlangt moralische Anerkennung für dieselben, beschuldigt Perczel, daß er historische Thatsachen nicht treut wiedergegeben habe und macht ihm bittere Vorwürfe wegen seiner Ausfälle gegen Kossuth, der das ungarische Bolt ewig in der treuen Brust bewahren werde Perczel habe gesagt, daß es nur ein paar junge Leute gewesen wären, die Koffuth töt­rten. Wenn auch, so sei doch Perczel nicht vergessen, daß geführt. 2 Redner findet es entseglich, daß ein Ungar geschrieben, noch nie habe ein Monarch gegen Rebellen so viel Gnade geübt, als der Kaiser von Oesterreich (Fürchterliche Anfregung, Ordnungsrufe.) Präsident ersuhr den Redner, sich an die Sache zu halten, muß aber wegen einer Ohnmacht, die ihn befällt, von Borfit dem Vizepräsidenten Ga jz&g 6 einräumen, er diese jungen Leute bei Mór um Szát zur Schlachtbank. Roner erklärt weiter, seine Gewalt werde im Stande sein, ihm das Andenken der 1848—49er Beichlüffe aus dem Herzen zu reißen, ‚hauptsächlich jenes Beichlufies vom 19. April 1849, dessen Verfasser der Minister Gorove ist. (Gorove , die bestreite ich!) Redner schic­kt, indem er sich für Madaraß erklärt.­­ · Johann Bestes von der Tribüne­ hatalls­ in kaltes Blut nö­­thig,·um nach den diversen Gemeinen Iuvektivn ruhig zu bleiben,haupt­­sächlich wenn diese in einer Form auftreten,wo man vom Ministerprä­­sidenten,dem das Land so viel zu verdanken hat,sogar das Bild Str­af­­fords vorführt.Die Köstern haben den Verstand gar nicht um die Errungenschaften begreisen zu können,sie sind umnebelt von dem Ge­­danken an den Messias,der im AuslandsweilL Beßesetzt die kritische Lage Europa’s auseinander und hebt hervor,daß die Völker kaum mehr im Stande seien,die militärische Last zu tragen.Mit Oesterreich vereint,werden wir vielleicht im Stande sein,sowohl uns selbst,als auch Oesterreich zu rettmSenen wir uns mit Oesterreich in Gegensatz,so müssen beide untergehen.Auf den Ge­­setzentwurf übergehend,setzt er die Nothwendigkeit der Einheit der Füh­­rung auseinander.Er acceptirt den Gesetzentwurf im Allgemeinen und in allen Details. Bartholomäus Hevelin behauptet gegenüber Deát, da des­­sen Behauptung, Ungarn hätte nie eine wirkliche, besond­ere, stehende Armee gehabt, daß Ungarn immer eine Armee gehabt hat, welche ven Zeitumständen entsprach , nämlich die Insurreftion. Redner erklärt schließlich, für den Gefegentwurf nur dann stimmen zu wollen, wenn er früher die G Selbstständiafeit Ungarns gesichert sehen wird. Almafry vertheivngt nun unter großer Theilnahmslosigkeit des Hauses Csanády gegen Bónis und Simonyi gegen Somffidd und Andraffy und plaidirt gleichzeitig für den An­trag Mapdaras. Bei Schluß unseren Berichtes spricht Bobory, auch für Madarap. A Bien, 3. August. Ich sprac Ihnen von neulich von gemissen Verhandlungen zwischen Rom und Paris, vor deren Auftrag schwerlic weitere Schritte in Sachen des öfumenischen Konzils erfolgen dürften. Dem Bernehmen nach hat sich Frankreich bereits in der Lage gesehen, auf Grund der in jenen Verhandlungen gewonnenen Resultate sich mit den übrigen Mächten ins Einvernehmen zu fegen, und es dürften diese Resultate wesentlich in der Leistung einer Garantie bestehen, daß nicht das Konzil mit seinen Beschlüssen auf ein Gebiet hinüberstreife, welches seinem rein kirchlichen Charakter fremd bleiben und. lediglich der welt­­liche staatlichen Ingerenz anheimfallen muß. : suspmunterhaufe. Pest,·4 August· Der Vorfigente Präsident Karl Szentiványi eröffnete die Sigung um *­,10 Uhr. As Schriftführer fungirten: Cm. Csen: ER , Doprváth, Paris um Graf Sad. Räday. Nach uthentisation des Protokolls wird sofort zur Tagesordnung überge­­gangen.. Erster Redner Mori, Jöfai in dem Sabre, als die laubt, daß, wenn der österreichische General eere beider Theile der Monarchie gegeneinander kämpften, anstatt zu telegraphiren : „Sieg ! So die Ungarn fliehen”, lieber die Sachlage beleuchtet hätte, wenn der Minister ds es zu jener Zeit dem Monarchen gesagt hätte, höre nicht, auf schlechte Rath­­geber und die Bajonnete, die sich nun gegen­einander wenden, fehren sie dann nach außen. .Es wäre "gesichert gewesen die Sicherheit , der Monarchie und in unseren Händen wäre gut bewahrt der europäische Friede gelegen ; Ungarn mit seiner Armee eine Wehr im Osten­­ und Oesterreich mit seiner Armee ein sicherer Schuß, gegen den Westen und es hätte sich dann bewahrheitet, was der größte Redner im 1848er Landtage gesagt : „An 20 Jahren wird Ungarn, ein Paradies und sein König der beneideteste der Monarchen.” 63 mar die Sonnung, auf die Verwirklichung dieses Ausspruches ein schöner Traum. An W­irklichkeit wurde aus Ungarn in 20 Jahren eine Hölle und sein König der vom Shidjale verfolgteste Fürst. Nun geht Redner auf die Besprechung des Geießentwurfes über. Was speziell die Honvédarmee betrifft, will er die alten Honveds niet vertü­ciren, denn „dem Alter die Ruhe, der Jugend der Kampf.” Er will aber, daß­ diese ‚patriotische Idee greifbar , zu bleifh und Blut werde. Dem Mahdarap­iden Antrage kann Nebner nit bestimmen, denn derselbe ist nur eine Paraphrase des bekannten „Ha­mégegyster art­izeni” und wer weiß nicht,­daß in solchen Fällen Leber glaubt, die Bot­­schaft gelte noch nicht ihm, sondern seinem Nachbar. Und wenn man selbst minge, wer weiß nicht, daß heute unsere Tapferkeit bei den riesigen Fort: Schritten ]per Kriegswissenschaft[wenig mehr nügt. Ungarn braucht eine große Armee, eine gemeinsame Armee, bis jeht ist aber die Armee nur österreichisch. Wer dies nicht glaubt, beliebe nur den österreichischen Militärthematis­­mus anzufchauen. Er wird finden, daß die Ungarn im Offiziersorps 8 pol., im höheren Offizierstorps­­­, pot., und im höchsten "1000 POL. ausmachen. Dies Verhältnis wird aber so lange bestehen, so lange es einen österreichischen gemeinsamen Kriegsminister gibt. Meyner kann der ungarischen Armee nur dann eine Zukunft prognostiren, wenn ihre Of­­fiziere Ungarn und wenn die Ernennung derselben auf Borsch lag und unter Kontrasignatur des ung. Landesvert­eidigungsministers erfolgen wird. Ungarn muß eine Militärakademie bekommen, damit es sich ein D Offizierskorps heranbilde. Redner erklärt sich schließlich für Tisza, er wolle trauen dem Traume der Majorität, er fürchtet aber, wieder zu einer traurigen Gegenwart erwachen zu müssen. (Beifall h­it 3.) Miletics schließt ih ganz Roman an, er verzichtet daher aufs Wort. Miffics hofft nicht, daß, wenn der Gefegentwurf ange­­nommen wird, die Armee im Stande sein werde, daß Land zu verthei­­digen. Die Armee habe seine Begeisterung, und die Soldaten sind 118 ea mit Freude hinausgezogen. Man habe sogar in Wien den Be­­gerungszustand erklären müssen, als die Preußen vor Wien standen. Er befürchtet, daß unsere Kinder die Begeisterung nit in die Armee tragen, sondern dieselbe dort einbüßen. Er glaubt, daß er nicht rath:­sam sei 800.000 auf einmal festzustellen, denn wenn die Monarchie wieder einige Provinzen verlieren sollte, würde diese Ziffer zu hoch sein. Er hebt die Nothwendigkeit der Inkorporirung der Militärgrenze hervor,­ och einmal die Usedom’sche Note. + Wien, 3. August. In den hiesigen diplomatischen Kreisen it man geradezu entrüstet über die Art und Weise, in welcher das Berliner Kabinet nunmehr die Ufedom’sche Note, die so mal’s propos das Licht der Welt erblicke, zu paralysiren suht. Man sieht es dem Desaren des „Staatsanzeigers” an, das es ver Noth der Umstände mühsam abgerungen ist, denn dasselbe ist gar zu plump. Hat Graf Usedom wirklich auf eigene Faust­­ gehandelt, als er den famosen Insur­­testrenzplan entwarf, dann ist es wirklich unbegreiflich, wie das Ber­liner Kabinet einen Diplomaten, der sich solche Uebergriffe über sein Nesjort erlaubte, nicht schon längst abberief, und in den wohlverdienten Ruhestand treten ließ. Andererseits ist aber auch nicht zu zweifeln, daß das Berliner Kabinet, welches nach dem „Staatsanzeiger” erst zehn Tage nach der Leberreihung des Usedom den Kriegsplanes von demselben Kenntniß erhielt, vonselben au gewis desanouirt und das Florentiner Kabinet von seinen eigentlichen, richtigen ntentionen in Kenntniß gefegt haben wird. Er muß in dieser Richtung eine diplo­­matische Korrespondenz vorliegen, deren­­ Veröffentlichung allein es bewirken kann, daß man in der Oeffentlichkeit die preußische Regierung ihrem jüngsten Desaren gegenüber der offenen Lüge zeiht. Für heute jedoch thut man dies ganz rackhaltlos, und zwar mit vollem echte, da das Desaveu ebenso unvermittelt, al unmotivirt auftritt. Man gibt sie übrigens in Berlin einer großen Täuschung hin, wenn man auf die Stimme des einen oder des anderen der hiesigen Journale hin glaubt, daß die Enthüllungen Lamarmora’s hier spürlos vorübergegangen sind. Was die Journale anlangt, die mit Gutheißung der Uferom’schen Note das seltene afrobatische Kunststück aufzuführen verstanden, sich selbst einen Tritt auf den Naden zu verfegen, so haben dieselben eben nur Privatan­­schauungen zum Ausdruce gebracht, m welch legtere eben unter die Ru­­brit der Geschmadfaden gehören. In allen Schichten der Bevölkerung aber ist man empört und die hiesige Breife wür­de kaum Worte finden, wenn sie die öffentliche Stimmung unverfälscht zum Ausdruck bringen wollte. Was die „leitenden Kreise” betrifft, so Täßt die diplomatische Reserve, in welche sich biefe, wie gewöhnlich hüllen, der herrschenden Stimmung nit auf den Grund schauen, aber eine Reihe von Sym­­ptomen spricht dafür, daß man das offizielle Desaven für unmahr halte. Eine unmittelbare Wirkung auf die österreichische Politik können übrigens alle diese Enthüllungen nicht äußern, da vieselbe eben ihre bestimmte Richtung vorgezeichnet hat; wohl aber werden sie sehr viel dazu beitragen, einestheild aus jener Meserve, die sich Defterreich Preu­­ßen gegenüber zur Aufgabe gemacht, nicht hervorzutreten, andererseits jene freundschaftlichen Beziehungen zu Stantreich, die uns namentlich zu gestalten. Defterreich weiß jet genau, wellen er sich von Preußen versehen darf. Daraus aber die Nothb­endigkeit eines Anschlusses Oesterreichg an die preußische Politik beduziren zu wollen, ist geradezu lächerlich, da in demselben noch keineswegs die Garantien für ähnliche brutale Machs­tationen gelegen sind ; wir brauchen nur auf 1868 hinzumweisen. Des­­halb möge man in Berlin begavouiren , so viel man will, in Europa und speziel in Desterreich wird das gesammte preußischs offiziöse Geschwäs Niemanden überzeugen können, d­a die Wiedom’sche Note eine — Fleiß’ arbeit des ehrenunwerthen preußischen Gesandten am Florentiner Hofe sei. Die superbe Werther'iche Note über die ungarische Königskrönung, die ungarische preußische Legion und getriffe mit preußischem Gelve subven­­tionirte Journale, sie alle sprechen eine Sprache, die mit jener der Mfedom­schen Note eine auffallende Stammverwandtschaft hat. Generalversammlung der Ofuer Stadt: Mepräsentanz. £ Ofen, 3. August. . Gleich nach Beginn der Sigung eröffnete der Herr Bürgermeister, daß die Drudlegung des Reunionsstatutes beiläufig 250 fl. beanspruchen würde und hiemit die Stadtfalle nicht belastet werden könne, daher die Einsichtsnahme in dieses Operat im Notariate durch 14 Tage gestattet ehe möge, um dann hierüber die endgültige Berathung festlegen zu Dem Herrn Paul Luczenbacher wird unter den üblichen Modalitäten eine Uferstrede von 50 Kurrents Klaftern, A 5 fl. jährlichen Prachtzinses pr. Klafter bewilliget. Betreff der Donau: RIGA AT NAAB wird der Grunofaß festgeh­alten , daß von der Blum’schen Dampfmühle ange­­fangen bis zu den Gräflich Széchenyi den Hausgründen unterhalb der Brücke bei Neubauten nur zweistöckige Häuser und die Mauerdice derart errichtet werden müsse, daß sie nöt­igenfalls auch 3—4 Stöde zu extra­­gen vermögen. ‚Ein weit wichtigerer, in unsere fociellen Verhältnisse tief ein­­greifender Gegenstand kommt nun an die Reihe: Die Regelung des Dienstbotenunwesens. Mir wollen über das umfang­­reiche und sehr fehägensweiche Artenstüd in Kürze hier nur bemerken, daß dieses Operat­e die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Dienst­­beten und der Dienstboten beiderlei Geschlec­htes in fünf Abtheilungen in äußerst Scharf abgegrenzter Weise zur Anschauung bringt, und weder einem heimischen noch aber fremden Dienstboten den Aufenthalt ohne Dienstbuch und Legitimationsschein gestattet, im Nichtbeachtungsfalle " solche Individuen mit 5—20 fl. Strafe, eventuell mehrtägiger Freiheits­ Bar beroht, und schließlich eine Abschiebung vom hiesigen Blake in­ussicht stellt . Zubringerinnen werden abgeschofft und eventuell mit Geldbußen bestraft, und nur aus dem behördlich autorisirten, dem Stadthauptmannamte zugetheilten Bureau Dienstleute in Miethe ge­­nommen, schließlich aber revliche Dienstboten jährlich mit Prämien bis 100 fl. betheilt.­­ Ytiharv dankt im Namen der Versammlung dem Herrn Ver­­fasser·für die Mühe,der·er sich im allgemeine Interesse unterzog­,und nach interessanten manmfachen Einwürfen wird die enbloe Annahme abgerathen, und nach erfolgter Drucklegung die paragraphenweise Ver­ ae für die nächste Sigung vorbehalten, agifte. Or­hág bringt den Kommissionsantrag zur Kenntniß, wonach mehrere dubiose städtische Forderungen aus den Centis der Ges­meindebücher geröicht, und somit die scheinbar hohen Affenziffern auf ihr bescheidenes Niveau reduzirt werden, se­in Betreff Ausbauung der Bahnzüge der ungarischen Nord: und Orient:Bahn, dann der von Zalany gegen Agram , und von Hatvan gegen Miskolcz sich erstrebende Züge gebrachten Gefeß: der Kohlensteuer, der Wein: und Fleischverzehrungssteuer, der Bier: und Artikel , der in der griechische orientalischen Kultusangelegenheit im Jahre 1868 gebrachte IX. G.A. die in Betreff des Taleatmonopols, des Lotto, Zudersteuer ; — der in Betreff­­ des Ausbaues der von Großwardein nach Ejsegg führenden Bahnstrede der Aifelo-Fiumaner Eisenbahn ges brachte Gr­ebartitel ferner3 der betreff der vom 1. Juli 1868 bis legs­ten September zu er­richtenden öffentlichen Kaffen, als auch von in Betreff des Salzmonopols gebrachten Ge ekartitel X. und XI. werden als bereits in öffentlichen­ Blättern besprochen, zur Kenntniß genommen, Magistratso­ernotär v..ALf6r­ Liert die an das b. E. ungar. Justizministerium in Angelegenheit der zu errichtenden Kriminalkommiss­ion. verfaßten Repräsentation der Stadtgemeinde vor, und wird eins­immig angenommen. Schluß der Siegung halb 8 Uhr. Fortfegung morgen Nachmits­tags 4 Uhr. , Schlafverhandlung im Mordprozesse. (Hortfegung.) sls Berg de Juli.Nun kommt der Güterverwalter Ales­sand­ers vor die Schranken des Gerichtshofes. Er ist so Schwach, (er eidet an Skorbut) daß zwei Gensdarmen ihn auf seinem­­ Lessel halten müssen. Seine Sprache ist kaum vernehmbar. Bräf. befragt an über das Nationale. Seine Antwort ist unverständlich. Das Buch­itum ruft: „er ist ja Frank!” ‚P­rof.: Du hast gehört, weswegen du angefragt bist. Sag’ du die Wahrheit, hast du bem Paul Nadovanovits auf Befehl Alexander's und Triffovits’ Geld gegeben, und wußtest du zu welchem Ziedle es gegeben wird? · » Angell.:Zuerst wußt er dies nicht.·. Präs.:Da du kaum sprechen kannst,so werden wir dein Ver­­hör vor der­ Untersuchungskommission vorlesen. Der Angekl.spricht·doch,aber so«leise,daß der Präsi­­dent Alles Wort für Wort wiederholt,damit das Publikum auch höre. Präs.:Du sagtest also,daß du zuerst nicht wußtest,warum die Gelder dem Paja gegeben werden-nur vor,der Ueberreich und er legten Rate warst du in Pest und pa sagten der Alexander undris­­kovits,daß sie mit dem Gelde die Ermordung des Fürsten Michael bezwecken.Ist es so? » » Angekl.:a,ja,so ist es!Mogensie(Alexander und Trifkovits)»verdammt eins· · väf.: Und auch jene 27.800 fl., die man in deinem Hause fand, hatten dieselbe Bestimmung ? Angekl. (spricht sehr leise.) Präs.:Du sagst also,daß dir Alexander sagte«dieses Geld Hans­· B bei Paul Radovanovits geben nach der Ermordung des Ersten ? Angel: Ja, Gott möge sie verdammen ! B­rá­t. : Uebrigens können wir dein Verhör vorlesen. (Der Ant­elsagte spricht wiederum.) Du hast also darauf geantwortet : „Um des immers Willen, verschonen sie mich, ich bin ein armer Mann und weiß sein Rettungsmittel.” Darauf erwiderten jene (ler. und Trif.) : „Wenn du das wie ein Hund !" Angell.: Ja, so sagten sie. Gott verdamme sie­­ het Brät.; Nun wollen Sie, Here Sekretär, sein Verhör erlesen. , Sekretär Apafumovits (left) : Ms ich in Pet war, sagt mir der Urfürst Wlerander Beminggeraveniie persönlich, daß ich dem Paja, auf dessen Verlangen, fre­ s Geld zu geben habe. Diesem Befehle gemäß, gab ich dem Baja in 2—3mal seit Herbst 500600 Dula­en. Am Georgitage gab ich ihm das septe Geld. Paul Rad. gab mir Quittungen auf die empfangenen Summen, die ich nach Beit dem Aler­ übersandte. Zu welchem Sivede Paul Gelo nahm , weiß ich nicht, Dem Erfürsten sagte ich im vorigen Herbste, daß Paul verschuldet sei er wäre daher bedenklich ihm Geld zu geben. Darauf meinte Alexander, sein Bruder Ljubomir habe ein Ver­­mögen von 10.000 Ducaten Den Paul Radovanovits fragte ich an einmal, wozu ihm so viel Geld nöthig sei? worauf­ er mir zur Ant­­­wort gab: „Du bist Diener, deine Sache ist zu gehorchen und nicht zu fragen.” Eben­so sagte an Alexander. An Triffovitz schrieb mir oft im Namen Alexanders, daß in dem Paul Radovanovits Geld geben soll, ohne zu fragen, zu welchem Briede. Diese Briefe vernichtete ich gleich nach Empfang, wie Triffovits ansprüchlich befahl.” Auf die Frage: „Wenn du die Quittungen wegschichtest, hattest du ja seine Ga­­rantie für das Geld, das du dem Baja Madovanovits gabst. Dies bes­teist, daß du nicht ganz die Wahrheit sagst.”" Darauf antwortete Une­drija : Daß ich unklug handelte, sehe ich all fest ein. Anweisen so war es. Warum mir befohlen wurde, die Briefe zu vernichten, weiß ich nicht. Andere Briefe, welche von Seite Alexander’s famen, hatten biesesg Schid: fal nit." — „Sage noch einmal, wozu gabst du Geld, namentlich wazu erhieltest du jene 27.800 fl. für den Baja ? Weberhaupt jage die ganze Wahrheit.” — „Die 27.800 fl. sind mir ansprüchlic für den Baja ge­­fohikt worden, dem ich sie auf Verlangen zu überantwworten hatte. Ich mwechselte dies Geld in Dukaten aus und martete, bis Baja sie von mir fordern w­ürde, was aber niät geschah. Triffovits sagte mir am Monate März in Bastardh, der Baul arbeite an etwas, wofür man ihm dieses ‚Geld geben müsse.” Später gestand Andrija, daß Triffovits ihm austrühlic jagte, daß er (Andrija) dem Paul NR­vovanovits nach Er­­mordung des Fürsten Michael die 27.800 fl. übergeben soll ,­ hätte es auch gethan, wenn Baja nach der Katastrophe zu mir um das Geld gekommen wäre. Ich wußte nicht, wann Radovanovits den Fürsten’ er­morden wollte, „ Einmal sagte mir Raul Radovanovits „Du wirst mir Geld geben, damit ich mich rächen könne." Das verstand ich, den Xeiffovit3 jeßte michh über den Mordplan in Kenntnik. Was die Gesellsschaft N­abova­­novit3 betrifft, so Tenne ich nur den Sima Nenavovits, der sich ge­­äußert hatte, er arbeite am Mord­ und Umsturzpläne mit Nabovano­­vits in Gemeinschaft, damit Peter Karagyorgyevitz Fürst von Serbien werde. Das sagte mir Sima oft, das lebte Mal 2—3 Tage vor der Ermordung des Fürsten Michael. BZulebt bitte ich zu berucksichtigen, daß ich ein armer Mann bin, Kleine Kinder zu ernähren habe, daß ich als Diener Hierander’S seine Befehle vollziehen und über alles Schwei­­gen beobachten mußte. Sehr sehe ich ein das Baul Madovanovits das ganze Geld von mir zum Umwede der Ermordung des Fürsten nahm. Im Verhöre vom 22. Juli (alt St.) sagte Andrija, daß Kosta­s Antonovits aus Topoli ebenfalls wußte, daß man den Mord­ und­­ Umsturzplan bege. Ungefähr vor einem Jahre kam zu Andrija ein ewhller Stean Mutschtídevits und verlangte 300 Dukaten zu ent­­leihen. Alexander befahl mir ihm das Geld zu geben. Stefan sagte mir damals gleich: er wird den S Fürsten Michael ermorden. Rad . 3—4 Monaten kam zu mir Kofta Antonovits und als wir auf Stefan ‘zu sprechen kamen, sagte er mir, daß Stefan vorgibt, er wolle den Ersten ermorden, aber er lügt um Geld herauszuzupfen. Als Kofta­ntonovits im Monate Mai aus Belt zurückkam, sagte er mir, daß Paul Radovanovits lebhaft am Mordplane arbeite, so wie am Sturz der Ohrenopitze, überhaupt zu Gunsten der Karagyorgyevitfe. Aerander und Tri­fovitz sagten dem Andrija , daß nur Baul das Geld bekommt, worauf Andrija bat, ihn aus dem Spiele zu lassen. Der Erfurst und sein Sekretär antworteten böse: „Ihn’ was bír befohlen wird, sonst hast du feinen Gehalt und Wohnung und wirst mit Weib und Kindern vor Hunger krepiren.“ (Sortregung folat.) Politische Hundferian, 4. August. Die Reise der Königin Viktoria nach Luzern und deren Aufenthalt in Paris wird, vielleicht in Ermangelung von bedeutenderen Thatsachen, sehr viel besprochen. Wie wir schon berichteten, sol die Kaiserin Eugenie die Königin Viktoria empfangen, während der Kaiser Napoleon ruhig in Plombieres verweis­­en wird. Die französischen Journale finden in der Anwesenheit der Königin Viktoria auf französischem Boden eine Garantie, da England und Frankreich ihre Sache nicht von­einander trennen und einer­ friedl­ichen Zukunft unter energischer Begünstigung des allgemeinen geistigen mie materiellen M Wohlergehens entgegenstreben werden Was den Auf­­f­enthalt der Königin Viktoria in Luzern betrifft, so knüpft sich an den­­selben das Gerücht von einer Fürstenzusammenkunft vaselbst unter den Auspizien der Königin Viktoria und des Königs Wilhelm von Preußen. Nach dem „Intern.“ hätte Herr v. Bismard über diese Angelegenheit mit Lord Stanley eine lebhafte Korrespondenz geführt. Was an diesen Gerüchten Wahres ist, mögen wir nicht entscheiden ; wenn aber diesel­­ben seine bessere Basis haben wie die Erklärung, welche der „Internat­“ dem Grafen Andrásfy in den Mund legt, dann dürfte es um die Authentizität recht mwindig bestellt sein. Die Mittheilung, es sei zur Veränderung einmal wieder eine preußische Vertrauensperson zu Heren dr. Beust gesendet — diesmal natürlich nach Gastein — registri­­ren wir, ohne dafür einstehen zu künnen. Wenn einmal die „Mitthei­­­ungen von der höchsten Wichtigkeit" bekannt geworden, dann wollen wir an die eifrigen Bestrebungen Preußens, eine Annäherung an Dester­­reich herbeizuführen, glauben. Die „Wiener Abendpost“ enthält heute verschiedene Dementis. Das erste lautet folgendermaßen : „Von mehreren Seiten wird die Mittheilung verbreitet, da Desterreich in St. Petersburg gegen die Schaustellung russischer Sym­­path­en für die grechischen Agitationen diplomatische Vorstellungen ge­­macht habe. Wir können aus guter Duelle versichern, daß diese Nachricht unbegründet ist.” Die betreffende Mittheilung war auch uns gemacht worden und können wir in Hinblick auf die obigen Zeilen versichern, hab die „gute Quelle”, aus welcher das Dementi stammt, dieselbe ist, durch welche die ursprüngliche Nachricht verbreitet wurde. Das zweite Dementi bezieht sich auf Mittheilungen vom Kirch­­lien Gebiete. Es lautet: · ; ! ' : ; Die Narren der Liebe.*) Roman von Moriz Jokal. Allerlei Händelgeschichten. (Kortiegung folat.) Ferdinand Harter wird sich einreden, daß er aus reinem patrios­tischen Pflichtgefühl handelt, wenn er mit dem vaterländischen Lemming die Wiener Lemming’s aus dem Sattel hebt. Am andern Morgen sagte Harter zu Angyaloy : — Ich bin glückicher gewesen als Sie. Ich habe ein Darlehen erhalten. Hier sind tausend Stüd­iukaten. Gehen Sie zu einem Ban­­quier, um sie ein­wechseln zu lassen. Um 12 Uhr ging er dann Melanie einen Besuch machen. —­ch habe gehört, daß gnädige Frau milde Spenden für die Rothleivenden sammeln. Bei diesen Worten überflog eine Bläffe Melanie’ Antlik. — Gestatten Sie auch mir, einen Beitrag beizusteuern und auf Ihrem Bogen diese fünfzig Stüd­iulaten zu zeichnen. Melanie holte den Substriptionsbogen herbei, auf welchem Har­­ter die fünfzig Dukaten einschrieb. Diese legte er dann, in eine Papier­­rolle eingemeidelt, vor ihr auf den Tisch und empfahl sich. Melanie nahm rash die ganze Rolle und eilte damit zum Rajz­­ier­ des mohrthätigen Frauenvereins. Diese Spende kam gelegen. Bis sie erschöpft ist, wartet man vielleicht auf das Webzige. Sie zeigte dort den Substriptionsbogen vor, übergab die Rolle um fagte dem Kaflier mit dem Gefühl meiblicher Welterlegenheit, er möge einstieilen dies hier übernehmen, bis sie ihm mehr bringen kann. . Von den unterzeichneten Beträgen sind viele no nicht eingezahlt. Der Kassier öffnete die Rolle, verglich den Inhalt mit dem Substriptionsbogen und gab dann Melanie — vier Stüd Tausender zurück. Sortfegung aus Nr. 176. Melanie war erstaunt. Plöglich fiel ihr ein, da sie nicht gut daran thun würde, sich ihre Verwunderung darüber merten zu lassen. Der Rapierumschlag, in dem die Dukaten eingewickelt waren, bestand aus fünf Tausendern. Erst jeßt ward sie inne, was Harter bei ihr zurückgelassen hatte. Set wäre es auch Jon zu spät gewesen, es zurück zu geben. — Ach richtig, das ist mein eigenes Geld. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß ich es mit dem Anderen in einen Haufen gelegt. Glückliche Dame, die er nicht einmal bemerkt, wo von ihrem Geld vier Stüd Tausender herumkugeln. Die Sache läßt sich nun einmal nicht mehr ändern. Gewiß, das it höchst fatal Ein Malheur! Mer es läßt sich zuleit ertragen ! Mit dem sechsundzwanzigsten Geburtstag Melanie’s begann, so scheint es, ein sehr glücliches Jahr. Einige Tage nach Harters Besuch tam Herr Lemming mit einem, von Großmuth strahlenden Gesicht zu seiner Gattin geeilt und gab ihr zu wissen , daß der nothgedrungene Sequester aufgehört habe; Der Kaflier hat bereits die Weisung erhalten, die Rechnungen der gnädigen Frau zu bezahlen. Obwohl das Unter­­nehmen nur zum dritten Theil gelungen ist, denn zwei Drittel mußten an Konkurrenten abgetreten werden, so ist da( 904) genug, um uns zu gestatten, auf großem Fuß zu leben. Melanie konnte sich die Genugthuung nicht versagen, Herr Lem­­­­ming darauf zu ant­worteen. " „Ich danke schön, aber ich nehme Ihre Güte schon nicht mehr in­­ Anspruch." Darüber war nun Herr Lemming noch mehr erfreut. Den errungenen Erfolg, den Herr Lemming seinem glänzenden Finanztalente verdankte, weihte ein pompöser Ball in die Reihen der unvergeßlichen Tage ein : die hervorragenden Gelehritäten und die Schön­­heiten der Hauptstadt waren auf dem Ball erschienen. Sämmtliche Sok­ialblätter brachten auch die Beschreibung pro Balltoiletten und das französische Menu des Soupers. Der Nazarener. Entschuldige, geehrter Leser, wenn ich jekt für eine Zeit den Begafus abzäume und ihn am Leitseil über die Stoppelfelder geschehe­­ner­ Dinge zu führen beginne. Sie sind voll Dornen und Blumen, diese Stoppelfelder, voll mit Dornen, die uns auch jeßt noch stechen und mit Blumen, die auch rebt noch duften. Ein schredlicher Winter steht vor ung­­nit vor unster Ein­­bildungskraft, sondern vor unserm Gewächtniß. Keine menschliche Phantasie vermöchte einen neuen Zug dem schredlichen Bilde hinzuzufügen, welches die Aufzeichnungen ver Thatsachen bis ins Heinste Detail ausgeführt haben. 30 reihe nur an­einander, was die damaligen Mittheilungen aufgehäuft haben. Mehr als zwei Millionen Menschen hatten feinen Biffen Brot zu Anfang des Winter. Im ganzen Alföld ist Stroh das einzige Feuerungsmaterial ; so gebracht es also auch an Heizmitteln. Das M­irthihaftsvieh war längst losgeschlagen, und auf Kredit war von Niemanden etwas zu bekommen. Um zu Brot zu gelangen, verschleuderte man fein Bettzeug, feine Haugeräthe, ja selbst feine Kleidungsfeide. Wer einen Käufer fand, verkaufte Haus und Grund für soviel als ausreichte, seine Familie vom Hungertode zu erretten. Die Einwohnerschaft ganzer Dörfer griff zum Wan­derstab und zog dreißig, vierzig, fünfzig Meilen weit von der Theiß ins Szeklerland, oder in die Draugegend. Die Häuser daheim­s wurden mit Lehm ver­ Hebt, Thüren und Unter verrammelt. Und wenn ihr ven entfeglichen ,Speisezettel des Hun­gertodes” leb­t, den ihr in jedem Zeitungsblatt aus jenen Tagen , finden könnt, so glaubt ihr zu träumen ! Zu Staub vermahlene Kutuz rupftengel als Mehl, Spisampfer und Disteln als Gemüse , die Blätter des wilden Neps, die Wurzeln des Hungersrautes, Sägestaub, Brannt­­weinspühlicht, Edel erregende Abfälle, Seuchen verbreitende Nahrungs­­mittel, denen Skorbut und Faulfieber auf dem Fuße folgen. Aus dem Temespärer Komitat schreibt man, daß man dort fon die Hunde zu erschießen und ihr S Fleich zu essen anfängt, ja von einem andern Orte ist aufgezeichnet, daß sich das Bolt Kugeln aus Lehm macht und sie verschlingt ; dort ist man schen Erde; dazwischen lieft man in den Regierungsblättern von Zeit zu Zeit eine und die andere Courmandise aus dem Regierungsfachbuch für die Volksküche empfohlen, wie man aus weggeworfenen Knochenabfällen und Kleie eine sehr schmadlhafte Suppe feden künne. Mit einem solchen Speiszettel bediente uns biefer fhredliche Winter, der ein weißes Tischtuch für das Land ausgebreitet hatte. Mohl dem, für den es bereits ein Leichentuch war. Und an hiezu sagte man in der Dfner Festung : Nun daz Un­­glüc­kt noch nicht so groß. M Wenigstens wird dies hartnädige Volt mürbe gemacht. Seht, wie sie fest zu Kreuze Frieden und bitten. Vor Hunger stirbt deshalb noch niemand. Denn, wenn der Eine nichts hat, so hat der Andere noch etwas, und wenn ers nicht freiwillig hergibt, so stiehlt mans ihm. Die Herren gehen in sich. Diese unge­brachten, trogigen Grundherren, die ich nicht beugen wollen vor der Almacht des Staa­­tes. Jecht zittern sie! Denn wenn sie nicht ihren legten Helfer hingeben dem hungernden Volke, so werden sie von ihm aufgetreffen. Mögen sie zittern ! Mögen sie aufgetreffen werden ! Und sie gaben au hin, was sie hatten. Ueberall, wo auf dem No­hstandsgebiete ein adeliger Hof, eine Befisung, der Geistlitfen­ war, schwärmte das Bolt aus und ein. Und das hungernde Molt war so so zahm, zeigte eine so rührende Selbstverläugnung, daß es nicht forz­ierte, nicht tobte, nicht plünderte. Unter zwei Millionen Bettlern war nit ein einziger Dieb. Mit einem Male jedoch waren denn all die Schüttböven, ver Goelhöfe erschöpft, in den Kellern der Klöstern hatte man nichts mehr zu vertheilen, es gab fan seine Herren mehr in dem ausgehungerten Lande. Das aber wollte man nicht glauben. Am wenigsten in den maß­­gebenden Streifen. „Sielefang !" „Rod niemand hat in Ungarn einen Menschen gesehen, der vor Hunger gestorben wäre. (Fortlegung folgt.) i­f | .

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