Pester Lloyd - Abendblatt, September 1868 (Jahrgang 15, nr. 200-224)

1868-09-18 / nr. 214

- A­ ­­­­­­ ­­ S­PELTE Die einzelne Missunsee Teer 4 fr. 9. FB) ar ETL SZET ES A ERROR ER EN Steilag, 18. Septemf ee 7 Driginaßdepejchen des Pefler Lloyd. Wien, 18. September. (Original-Tele­gramm.) Die Türken konzentriren im Pirathale achtzehntau­­send Mann, weil der Fürst von Montenegro Vorbereitungen zum Kampfe trifft. Jen, 18. September. (Original-Tele­gramm.) Se. Majestät ver Kaiser Hat die Negalirung der Donau von Nußdorf 518 Fischamend mittelst Durchsticht nach der projektirten Trace angeordnet. Wien, 18. September. (Original-Tele­ramm.) Auf der Reise nach Galizien werden ihre Majer­iten von dem Fürsten Auersperg begleitet sein. Kisten, 18. September. Bvr­bö­r­s­e.­ Krevitaltin 208.—, Bords­am —, Staatebahn 251.— , 1860er 81.80, 1864er 91.50, Xtapoleond­or 3.19, Gteuerfreied —, — Jombarben 184"/2, ung. Kreditaltien 84, Franz So­ephsbahn —, Fünfkichner —, Anglo-Hungarian —, Galizier —, old —, Brandleid —.—, Tramway 126.50, Anglo-Austrian ——. Sehr beliebt. . . = Die Deaf. Partei hält heute Nachmittagg 5 Uhr eine Konferenz. XX Wien, 17. September. Die Reife Sr. Majestät des Kais­­ers nach Galizien hat unseren Konjekturalpolitikern reichlichen Stoff für ihre Kombinationen geboten Besonders war man bemüht, dieser Reife eine spezifisch politische Bedeutung beizulegen, wiewohl sie diese urprünglich nicht hatte und auch nit haben sell, den Fall ausge­­nommen, daß man in Galizien selbst eg versuchen sollte, ihr einen politischen Charakter aufzutrnden. Einen Anhaltspunkt in dieser Rich­­tung bietet bereits der Befcluk des Landtages, dem Kaiser in Lem­­berg eine Adresse zu unterbreiten, in der die speziellen Landeswünsche formulirt werden sollen und auf meide wohl sofort eine Antwort ers folgen wird. Dieses Moment allein ist schon geeignet, diefe Reife ihres ursprünglichen Charakter zu entlteh­en und es dürften zu diesem noch andere hinzutreten. Die Auffassung jedoch, als solle in Lemberg eine gegen die cisleithanische Verfassung aerichtete Intrign­e abgespielt wer­­den, ist eine völlig willkürliche und liegt für eine solche Annah­­e an nicht der mindeste Anhaltspunkt vor. Schon der Umstand allein, daß der­­ galizische Landtag neben der Adresse an Se. Majestät von Kaiser nech eine solche an das Ministerium zu richten beabsichtigt, beweist mehr als deutlich, daß die polnisen Abgeordneten den mit ihrer Hilfe geschaffenen und von ihnen frei ad­eplirten Verfaffungsbeden auch nicht ein fußbreit zu verlassen gedeuken; eine Verbesserung der Verfaffung auf legalem Wege anzustreben, kann de Teineswegd einer gegen die Verfassung selbst berichteten Intrigue gleichgestellt werden. In Erman­­gelung positiver Momente für die leitere Annahme Hammers sich die Kombination an das Gerücht, daß von den cileithanischen Minis­­tern nur Graf Botocfi von Kaiser nach Galizien begleiten solle, und wird es für sehr auffallend gehalten, daß nit auch der cißleithanische Ministerpräsident Fürst Carlos Wuerdperg sich in der Suite des Kai­­sers befinden werde. Vielleicht ist eine mir aus guter Quelle zugehende Witiheilung, nach welcher Fürst Carlo­ Auersperg be­reits eingeladen wurde, sich dem a. b. Hofstaat ® für diese galizischer Reife anzuf­ließen, geeig­­net, allen daran geb­üß­ten Konjek­uren für heute die Spige abzubiet­en. Wir sagen „für hinte”, da es noch nicht entschieden ist, ob Fürst Carlo Auersperg, die Absicht hat, seinen bis Ende dieses Monats dauernden Urlaub zu unterbrechen. R. Wien, 17. September. 68 ist bereits so viel wie ausger mad, daß Major Otto Mayr, bisher in der Abtheilung III d.8 Reiheriegsministeriums (Mobihteilung für Gestäte und Hengstendepots) zugetheilt, als Leiter der Wierdezuchpräungelegenheiten in das cisleithani» fe­lderbauministerium übertritt. An Major Mayr gewinnt Graf Botocki eine in jeder Beziehung sehr­e hagenswirthe Kraft, und­ steht 28 nunmehr zu erwarten, daß sobald Major Mayr seine neue Sunktion angetreten hat, die Dinge, im­ Aderbauministerium auch eine andere, und jagen wir es gerade heraus, bessere Wendung nehmen wer­­den. Der W­einitzer selbst ist von den "b­sten Intentionen für die Ange­­legenheit der Pferdezucht beseelt, und ihm fehlt er Feinesweg" an rich­­tigem Verständniß für die Sache: allein bel­iebt war es ihm leider nit gelungen, anl die richtigen Berlönlik­iten zu finden. Diesem Mangel wäre nunmehr durch di­­e neueste Acquisition auch abgeholfen. Wie wir hören, werden dem Major Mayr die Funktionen und Bezüge eines Sektionsrathes zugewiesen, während ih­n auf seinen ausfrhdlichen Bunt die militärische Charge bleibt. Es ist dies ein wiederholter Ber­weis, daß auch im Kriegsministerium in neue Bahnen eingeleukt wird, ja der Fall, wo ein Offizier im Zivilstaatsdienste und noch dazu, je hier in eine viel höhere Diätenklasse Übertritt, ohne zur Ablegung des Of­­fizierscharakters gezwungen zu sein, bisher einzig dasteht. Ein ähnlicher al sol­liefem ührig ng bald nachfolgen, da, wie wir hören, al ein ber lieutenant eines in Ungarn stationirten Kürassier-Regimentes auf Wunsch des Statthalters von Triest FM. v. Möring mit Beibehalt der Offizieräharge zur Statthalterei nach Triest als Beamter über] $t werden dürfte. Nächsten Montag beginnen im Neidäkriegsministerium die Ver­­handlungen wegen Berpachtung der Nnturbesicbaf­fung für die Armee. Derselben sind Dilegirte der Handelskam­­mern von Wien und Beft, sowie rec belannte Industrielle, Reichsraths­­abgeordneter Alfred S fe­ne beigezogen worden. Bis j­ki soll bezüglich der Uedernahme der Monturlieferungen nur ein Offert vorliegen, wel­ches von einem Konsortium eingereicht wurde, an dessen Spike das Prager Handlungshaus Brüder Krach steht. Da man sich in den obersten Regionen unserer Militärverwaltung von diesem Berpachtungs­­projekte bedeutende Ersparungen im Militärhaushalte ver­bricht, so ist mit Gewißheit anzunehmen, daß dasselbe auch effektuirt werden wir. Melden si k eine anderen Konkurrenten, welche etwa bessere Bedingun­­gen stellen, so dürfte die ganze Lieferung wohl dem Haufe Krad, re­­sprktive dem von­ ihm gebildeten Konsortium übertragen werden. — Morgen (Freitag) findet die zweite Sigung der Enquetekom­­mislion für das Militär-Sanitätswesen im Reichsfriegsministerium statt. —g— Wien, 17. S­pt. In Amsterdam ist man über die bes­vorstehende Konversion der Österreichischen Werth­­papiere beunruhigt, hauptsächlich deshalb weil man über die zu dieser Operation bestimmten Pläne noch immer im Untlaren ift. Die Rapiere stehen in Voige beslen fortwäh­end schwach und werden sehr offerirt. Wie ich höre, beabsichtigt ein Komite angesehener Banquiers sich direkt an den Finanzminister mit der Bitte zu wenden, die Stadt Amsterdam für die Konversion der Obligationen der boländischen Bors­teurd anzumeisen und vor Allem so ihn, als möglic dar bei dieser Gelegenheit zu beobachtende Reglement vollständig zu veröffentlichen. Dadurch würden die seit in vieler Beziehung herliegenden Besorgnisse bald beruhigt werden, und es sei dann mit Sicerheit eine bedeutende Neprise der österreichischen Fonts zu erwarten. Die österreichische Giobahn hat, wie dies aus ihren Ausmessen hervorgeht, einen großen Aufschwung genommen, aber so bedeutend an bis fest die Vermehrung des Verkehrs vieles Unternehmens war; so­ nahm die Verschuldung dess Iben dog ned in einem rascheren­­ Muße zu und Alles, was man doch die Einnahmen gewann, wird nun verwendet werden müssen, die Sicherheit, die er den Portei­ S feis­ner Obligationen und Bons bieten kann , zu vermehren. Viele Jahre werden so vergehen müssen, bi seine Aftror­äre alle Gefahren, die ihnen drohen, beseitigt fehen werden. Politische Nundfchen. 18. September. Much die „Wiener ‘­ Abendpost” sieht sich veranlaßt, sich über den aus Anlaß der preußis Preise selbst angewendet werden. All die gouvernementalen preußisch en­den Beurlaubungen entbrannten preußisch französisgen Journal­rieg zu äußern. Was die ministerielle preußische Breffe — heißt es im offiziösen­ Wiener Blatte — der französischen zum Vorwurf macht, daß sie in der­ Kriegs­ und Friedenstraße durch ihre Galtung nit unabsichtlich Berz­wirrung hervorrufe und die öffentliche Meinung gleichzeitig auf und absiegte, darf bis zu einem gewiilsen Grade auch auf die preußische Blätter variiren dies Thema in allen möglichen Scattirungen od man darf beispielsweise nur die Berliner Korrespondenzen der "Rö­ln. eta." nebeneinanderstellen, um sich zu überzeugen, daß die spezifisch alarmirenden Stimmen nicht blos in Frankreich zu suchen sind.” Hierauf geht die „Abendpost" auf eine offiziöse Korrespondenz, der „R. 3." näher ein, in welcher die Zumuthung des „Constitutionnel”, als könnte man nur eine Nenderung des Bundesgesäßes über die Mi­­litärpflicht an eine wahre Abrüstungsmaßregel betrachten, energisch­ zurückge­wiesen wurde. Die Schußworte bieter Korrespondenz : „Da läßt sich denn über die Wünsche der französischen Kriegspartei nur sagen, daß ihre Erfüllung unmöglich ist und daß der treff­­liche Zustand, der norddeutschen Armee das beste Mittel sein wir,­ den Frieden zu erhalten,” — diese Schlußworte können nach der Ans­­sight der "Abenopost" als eine Drohung angesehen werden. 63. ist allerdings bezeichnend, daß die , Abenopost" es für angezeigt erachtete, für die französischen Offizieren in dieser Frage, wenn auch nur indirekt, partei zu nehmen. Mir haben bereits in unserem heutigen Morgenblatte darauf hingewiesen, daß die französischen Regierungsorgane die Ordre erhielten, die Kieler Nede friedlich auszulegen. Vom Staatsminister Ronber heißt es sogar, daß sein friedfertiges Gemüth von der Kieler Rede in befrie­­digtes Entzüden verfeßt worden sei. Die O­ffiziesen mögen sprechen, wie sie wollen. Thatsache ist es, daß der beschränkte Unterthanenverstand des Publikums die Friedfertigkeit in der Kieler Ansprache nicht zu ent­­decken vermag und hinter dieser alzugroßen Befließenheit der Minister und ihrer Organe eher ein verborgenes diplomatisches Manöver mittert. Auch werden wohl Napoleon und Marschall Niel ihre Gedanken über diese Rede nicht an die große Glocke hängen lassen. Die preußisgen Regierungsorgane stimmen aus Anlast der Hier­fer Ansprache geradezu enthusiastische Friedenshymnen an. Der von und bereits telegraphisch sigmalisirte Artikel der „Norod. Allg. Btg.” sagt in seinem Zngange : „Durch die Worte, mit welchen Se. Maiestät der König am Montag in Kiel den in der Adresse der dortig­e Universität ausge­­sprochenen Wunsch nach Erhaltung ves Friedens erwiderte, scheint uns die neuerlic­he vielfach gepflogene Kontroverse über Krieg und Frieden von diessei­d zunächst in würdigster Weise abgeschlossen zu sein. Un gewohnter aber ernster Werse wies der Monat darauf, bin, tvie tief er die schwere Bedeutung des Worırs Krieg­ermeile, wie wenig aber andererseits Norddeutschland im Sinblid auf seine treffliche­ Wehrvers­taftung Ursache habe , einen ihm von anderer Seite gewaltsam aufges­phrungenen Krieg zu scheuen. Wenn Niemand von Nachrud dieses legs­teren Wortes verrennen wird, so wird bo amnererseits Jedermann sagen, daß das ein­e Gerede einer fremdländischen aupinistischen Brefje­­ an sich niemals geeignet sein kann, jene Eventualität herbeizuführen. Man wird eben so feßt wie in früheren Epochen ruhig zusehen können, wie die betreffenden Blätter sich nach der Erfüllung himorischer Wünsche heiter» scheinen , ohne daß -dadurg auch -nur-die Rube in einem Glase Wasser getrübt wird." . In ähnlichem d­et ste schkeidt auch die,,—Schl.3tg.«,jedoch­ kann sie sich nicht enthalten gegen Ende ihries Artikel s ein,wenig m­it der Faust gegen den­ Rhein zu drohen. »Auf diejenigen Fran-osen—schreibt sie-welchezun­ Kriege drängen,und auf die,welche am Ende nur­thtiege die Rettung ihres Gebätch erblicken,wird der edle Stolz des Königs einen empfind­­­lichen Eindruck machen,weil man jenseits des Keines sehr rasch he­r­greifen wird, daß die Worte des Königs von Preußen nicht bloß an die Arreste in Kiel gerichtet getreten. Aber es ist er, daß sie ein tolches Wort zu hören bekommen. Die preußische Politik hat mit er­staunlicher Selbstbeherrschung alles übersehen und überhört, was jen­­fett bei Rhein in beleidigender Meile seit Morten gegen Peußen getant, gelästert und geböhnt wird. Das erinnert an die alte französisce Goßmäuligkeit, wie sie sich zum Seitenmale unter dem Kleinen Thiers so breit gemacht und dann beinahe vor einem bloßen Lieve, dem Beer iden Speinliete, die Pfeifen eingezogen Seht aber hat König Wilh’lm gesprochen und seine Worte wiegen mehr, als ein Lied: hinter ihnen steht ein Bolt in Waffen, das ruhig abwarten kann, ob man kommen wir, ihm frevelhaft sein Heiligstes, sein Vaterland, und seine Nationalität anzutasten.” Bezüglich der Haltung Englands scheint man in Berlin sich sehr fanguinischen­ Hoffnungen hinzugeben. Die "Zeinleinhe Közr." läßt sich aus London schreiben : „Seit der S­tacht von Sabova ist, in der öffentlichen Meinung Englands in Betreff der deutschen Frage eine vollständige Umwandlung vor si genangen. Man­ wünscht rechr ganz allgemein die Konsolidation der deutschen Einheit unter Preußens Leitung, um gegen die immer unerträglicher werdenden Anmaßungen Frankreichs auf dem Kontinente ein Gegengewicht zu bilden. England wünscht in erster Linie die Er­haltung des Friedens , wenn es aber in der That dahin kommen sollte, daß Frankreich sich zu einem Angriff Preußens fortreiben siehe, so dürf­ten Sie überzeugt sein, daß England sich nicht darauf beshränfen wird, lediglich seine Sympathien für Preußen zu erkennen zu geben, daß er vielmehr jedenfalls im Laufe des Krieges mit seinen militäris­­chen Kräften und feinen Geldmitteln varsfellte unterflügen wird Jh kann Sie auf daz Bestimmteste versichern, daß dies Durchaus den Ab­­sichten des gegenwärtigen englisgen Kabinett entsprist.” In Frankreich herrscht1 unter den Anhängern der Regierungg großer Jubel über das Resultat der Wahl im Departement Var.Die­ Details über die Wahl geben wir an anderer Stelle wieder. Aus Nimes hört man,daß nach den dortigen Wohle­gessen der OOberst des dort garnisonirenden 83. Linien-Infanterie- Regiments, da er weitere Zusammenstöße zwischen Bürgern und Militär befürde anderen Nachrichten, welche von 30.000 oder gar 60.099 Opfern sprec­hcte, die Soldaten­­ vierzehn Tage lang ohne Seitengewehr ausgehen ließ. Bräfet und Gendarmerienberst nahmen Urlaub, um vor Boltg­­wuth aus dem Wege zu gehen. Katheliten und Protestanten verbangen sich nun in dieser­ Stadt zu einer antisgouvernementalen Coalition und beiglossen, am 5. November, wenn Jules Favre und Berryer gleich­zeitig vor dem dortigen po Ühofe in den beiden Wahlversammlungs- Angelegenheiten von Nimes und Wlais zum zweitenmale plasdiven Beiden ein großes politisches Verbrüderungs-Bankett zu geben. Ueber die jüngste Reise des rumäni­gen Ministers Bratiano nach Paris Beingt „La Breffe" interessante Details. Sein Empfang beim Kaiser hatte nicht den Charakter, den man ihm unterschob. Die erste Ursache dieser Reife war eine von Herrn dr. Moustier an Herten Mellinet, französiscen Generaltonsul in Bukarest, in den er­­sten Tagen des Monats August gerichtete Depesche. Dieselbe nimmt die jüngsten Begebenheiten­­ auf,­­ welche­ die rumänisch-bulgarischen Grenzen an ihrem Schauplage hatten und spricht sich in strengen und ernsten Ausdrücen über die mehr als schwache Haltung der rumänischen Regie­­rung aus. Die Depetche des Herren v. Moustier verursachte dem Prinz­­en Karl bei der Mittheilung mie Id­hafteste Bewegung. Der Prinz ist nur absolut unabhängig; er ist sowohl äußeren Einflüssen wie inne­ren Pressionen unterworfen. Er begreift ohne Zweifel die Gefahr, melde seinem angenommenen Vaterlande doch die von Herrn v. Moustier fo fdgarf betonte Unzufriedenheit Frankreics erwäh­lt. Der Prinz schrieb hierauf dem Kaiser einen Brief vor Entschuldigungen und Versor­ hun­­gen und selbst — fügt man hinzu — die eventuelle Bereitwilligkeit sei­­ner Abdankung soll er enthalten haben. Dieser Brief, von Herrn De­­meter Bratiano überreicht, wurde dem Kaiser übermittel. Nun warb­ringen , der erst die Frage aufgeworfen, ob man dem Gesandten des nicht affreditirt war, eine Audienz gewähren solle. Herrn Bratiano be­­suchte den Minister de Aeußern, und hierauf entschied man sich, diese Versönliihen­ in Fontainebleau zu empfangen. Indem der Kaiser diese Gunst gewährte, wollte er weniger den ein wenig strenden Ton der ministeriellen Depesche abschwächen, als vielmehr dem Prinzen einen Beweis seiner persönlichen Achtung geben. Der Charakter dieser Begeg­­nung war also meist privater Natur ; nur ein Punkt der Depeiche wurde herangezogen, — und das rumänische Kabinet ist bim Schritte de­hnt und den möglichen Resultaten desselben ganz und gar fremd geblieben. Aus Florenz wird der „Tr. 3tg." vom 14. September geschrie­­ben: In der gestern unter dem Borfike des Königs abgehaltenen Mi­­nißer- Konferenz wurde ein definitiver Beschluß über die Komplettirung des Raihinetes gefaßt, und zwar in der M­eife, daß man übereinfan­= vorläufig Feine weiteren Aenderungen in der Belebung der verschieder­nen Vortefewilles vorzunehmen, sondern mit der Beiehung der erledig­­ten Posten bis nach dem Zusammentritte des Parlaments zu warten. Die „Gazzeha di Toriis” schreibt: Man versichert, daß nach Grkundigungen, die­­ unserem Ministerium die Auswärtigen durch die ialienische Gesandtschaft in Paris zugegangen sind, die Negierung enns­chlossen sein sol, energische Maßregeln zu ergreifen, um das Land von der wahrhaft außerordentlichen Anzahl von französischen Emissären zu befreien, die nicht alein in Florenz, sondern auch am allen Grenzpunk­­ten Krab­erg wimmeln, thaurig, mäßig beta eruflößen,, auch dem­ Spiteme der offiziellen Kandida'en treu die Genug:­verhältniße Das wird ihr neuen betrvt einem Wege zu verharren gm ‚ers du bleisen. Wler­­dings mußen die unsäglich­en Anstrengunge­n gemacht werden, wie bei seiner Wahl zuvor , und für eine Regierung, für “sen Heriher — denn die Opposition war vtrett ge,sen dest Kaiser gerichtet — 4 es Durchaus nichts Echmeigel hattes; nach einem Bestande von nahezu ?0 „fahren zu solchen Hilfsmitteln, “wie beim Paardepartement angewandten, "Zu, sih nehmen zu müssen. Der Regierungskandidat hat 17.0­0 Stimmen ge,­ehr, ‚Herr Dufaure 12.000 und über 50004 haben fid enthalten. Ohne 1% treibung muß die Mehrzahl der fid Enthaltenden auf Rechnung NE Oppositiong parteiert­ gestellt werden, oa, wie gesagt, die Regierung los in Bewegung gefegt hat, um ihre Anhänger zur Abstimmung zu bes­wegen und­ ihnen die Abstimmung zu erleichtern. Also die Spaltung, melde die Äußerste Fraktion der demokratischen Partei nur ihren Wi­­derstand gegen Dufaure hervorgerufen, hat sich für die Opposition als nachtheilig erwiesen. Und so wie die Sachen im­ Bardepartement He­­gen, tam man sagen, daß Regierung und Opposition ji die Stange halten. 68 wird sich nun herausstellen.,, ob das System der liberalen Union, d. h. der Vereinigung sammitlicer Nuancen der Demokratie zur­­ Bezeichnung eines einzigen andidaten nach wie vor aufrecht erhalten bleiben kann.­­ SE . Was nun die allgemeine Politik betrifft, so wird sie dur das Ergebniß dieser Wahl kaum berührt werden, sowie eine Niederlage der Regierung schwerei­ Einfluß auf dieselbe gemacht hätte. Zwar wurde gesagt, daß der Kaiser im alle eines Wahlöc­ers ficy noch mehr ge­drängt fühlen müßte, seine ganze Aufmerksamkeit , den auswärtigen seine Generäle hat jedenfall die eine gute Folge gehabt, was sie Angelegenheiten zuzuwenden ; allein jeht wird man nicht verfehlen zu sagen, er kommt mir vor, als läje ich die Phrase bereits im , Rang" : „Eo febt, das Land, welches weiß, daß der Kaiser enth­offen ist, die Interessen der Nation zu mahren, hat sich ihm zugemandt, troß der Koalition aller feindlichen Parteien.” Diese Wahl wird uns eher wenig Aufklärung geben­ als die­ Rede des Kaiser in Chalons. Wir stehen dort, wo wir­ früher gestanden. Die Taiseriihe Ansprache an sämmticchen unabhängigen Yournalen Gelegenheit gab, aufs Neue ihre Friedengliebe zu bethätigen und ihre friedlichen Tendenzen auf die unzb­erdeutigste Weise auszusprechen. Auch das „Sominar des Dehat“­­liebt ken in seiner­ heutigen­ Nummer den­ Bemerkungen an, welche andere Blätter vor ihm gemacht, indem er erklärt, daß die unabhän­­gige Poefje stets dem Frieden das Wort gesprocen, und daß allerdings ‚die Organe der Kriegspartei — und das sind meist Negierungsorgane— den Worten des in eine friegerische Bedeutung zugesprochen haben münden, was er auch immer gesagt­ haben mochte, ich wie sie denn in der That auch nicht verhehlen, feinem Schweigsamkett“gelübte in Cha­­long einen kriegerischen Sinn unterzustellen. Die „Correspondance" und „NoroEst, welche bekanntlich vor einigen Tagen eine Depeiche, ded. Herrn v. Thiele an den Grafen Solms veröffentlicht hatte, schreibt heute Folgendes : „Mehrere Jour­nale haben geglaubt, die doch das Berliner Kabinet an­ten Vertreter Preußens gerichtete von uns veröffentlichte Depesche als unrecht erklären zu sollen. Der Korrespondent, dem wir die Mittheilung verfeiben verdanken, können die Gotheit der Depese aufrecht erhalten ; es ist bloß die Unterschrift daran zu verändern, und einige bei der Webterregung ge­­n. Dasselbe Blatt, das vor einigen Tagen von einer Gefaltung zwischen dem Grafen Bismarc und König Wilhelm­­ gemeldet hatte, veröffentlicht nun eine Korrespondenz aus Berlin, in der Einfl.ß des Grafen sind durchaus nicht erfebütiert und es geschieht nichts Wichtiges, ohne daß er vorher zu Stan­e gezogen wird Auch die ‚Ernennung des General Manteuffel hat nicht die Bedeutung, die man ihr zuspreihen gewollt. So war bet­loffen, daß Herr v. Bismarc dem ‚König auf seiner Reise nach den Herzogthhümern begleiten werde, und richtet folgendes Telegramm über diesen Gegenstand an und: Sie brauchte Ausbrüche mögen getadelt werden ; allein der Inhalt derselben ft vollkommen genau”, welcher die früheren Behauptungen widerlegt werden : die Stellung und nur ein Sturz vom Pferde verhinderte ihn daran. Dieser Sturz hat dem Grafen große Schmerzen­ verursacht, wird ihn jedoch nist abhalten, um Ende dieses Monats nach Berlin zurückzukehren. Die jüngst ge­­troffenen Entwaffnungsmaßregeln sind au echt auf sein Zureven an­­geordhet worden, und noch vor seiner Abreise nach Dresden sohl der König ihm sein Bedauern darüber aussprechen, daß er ihn nicht auf seiner Reise nac, Schleswig,Holstein begleiten könne. Auch ist nicht ge­nau, daß die konsernative Partei sich von ihm abgewendet hat, und Di­v. Blankenburg, das Haupt der exte­­rnen Nuance dieser Partei, at ihn in der legten Zeit zu wiederholten Malen in Barzin besucht ; ja, man sagt, die beiden hätten sich über die Möglichkeit einer Ver­­ständigung zwischen den S Konservativen und Nationalliberalen bes­­prochen, da der Bundeskanzler nicht abgeneint wäre den Nationalliberalen sowohl in der inneren als in der äußeren P­olitik einige Zugeständnisse zu machen, ohne darum auf den Beistand der Konservativen verzichten zu wollen. Man ist in Berlin ärgerlich darüber, wie Herr v. Beust die preußischen Erklärungen über die Note von Usedom aufgenommen hat und über die Gntstellungen, welche dur f einen Einfluß in die preußenfeindliche Breite Eingang gefunden haben. So gern man in Berlin eine Annäherung an Diesterrein sehe. Schon um der Bürgschaft willen für die Erhaltung 528 Frieder›, so hat man in Folge der uns bestimmten palcug, und der zweideutigen Sprache Beust’s die Jee an jeden weitren Schritt aufgegeben und Herr v. Werther soi sogar eine vertrauliche Mittheilung seiner Regierung erhalten haben, worin das Benehmen des österreichischen Kabinett ziemlich darf beurtheilt wird, und im mel der folgende Phvase enthalten sein sol: „In Zu­­kunft wird die Regierung des Königs es sorgfältig vermeiden, ferner von Wien irgendwie geartete Hoffnungen zu machen.” Wi­e je „Epoque” auf das Bestimmteste mittheilt, hat der Kaiser im Ministerrathe vom vorigen Samstag auf das frierlichste sich ausgesprochen. Wir haben schon früher bemerkt, daß der Kaiser wohl in feinen Unterhaltun­­gen mit den Ministern als auch in feinen Heußerungen zu den Diplomaten fidp­ftete im friedlichen Sinne auslasse Es fällt uns nicht bei, diesen friedlichen Erklärungen ihren Werth zu benehmen, allin wir können nit umhin, einer Thatsache zu erwähnen, welche wir dem deutschen Korrespondenten des „Tempo” entnehmen und die wir um so bereit­­williger anführen, als viele ähnliche über denselben Gegenstand hier furciren. „Sch íprad", so sagt der erwähnte Korrespondent, „über ie Unruh?, welche gegenwärtig in Europa Festät in Bezug auf den Frieden, mit einer Persönlichkeit, welche währnd des Kriegs von Ital­ien eine Rolle gespielt hat. Einer der Anwesenden glaubte bemerken u müssen, daß die Sprache des Kaisers Napoleon eine sehr friedliche sei und daß nichts zur Vermuthung bered­lige, unb seine Sprache nicht der getreue Ausdruch seines Gedanken sei. Mein Herr, erwir­rte die eben erwähnte P­ersönlichkeit, ich befand mich am Tage vor der Kriegsv­ertlärung von Defte­teich bei der Brinzeffin Stephanie von Baren, der Tante bes Kaisers Napoleon. Diese Dame ließ mich ein Schreiben ihres kaiserlichen Neffen lesen, beg je am vorigen Tage erhalten­­ habe. Der Kaiser persidierte sie darin seiner aufıigtigen Anhängligkeit an den Frieden und erklärte ihr, daß er seinen Krieg geben, werde, telegraphirte sofort an meinen Bankier, damit er mir österreichische­n Papiere kaufe und zwei Tage darauf 309 die französisge Armee gegen Italien.” Immerhin sei mitgetheilt, waß die Regierung sich bemüht, den friegerischen Befürchtungen entgegenzutreten und das in der­sten Zeit so oft verwarnte „Boys“ scheint neuerdings eine Ermahnung er­­­alten zu haben, denn es kommt auf e­ine giftige Erklärung zur fais­­erlichen Ansprüche in Chalons zurück und meint, er habe bies seine persönliche Meinung aussprechen gewolt und diese seine Meinung wäre, daß, die gegenwärtige Qage einmal gegeben, der Kaiser moihmendiger* mweife habe einen Entschluß fassen. müssen Dieser Entschluß wird eine Lösung zur Folge haben, welche für die Ehre und die Intere en grant reis noth thun wird. Melde Lösung wird das sein? Der Kater kann es selbst nicht sagen, und wie sollten wir besser unterrichtet sein, als er? Als Gegenstück zur ebn erwähnten dem „Temps“ entnommenen And­rote, sei eine von Guizot in seinem in der "Sicoue ped­eur montes" veröffentlichten Artikel über Frantridhs und Preuß nő Ber antwortlichkeit entlehnte, erzählt: „Im Jahre 1855 hatte ich vie­­ re den Kaiser zu seben, in meiner EigensGaft eines Tir­ators der fran­­zösischen Alavemie, un von ihm die Genehmigung der Ernennung 45012 fard’8 an die Stelle von Baour-2ormian zu erbitten. ES warmaı " 2 des Krimmkrieges ud S.Kastopol noch nicht gewonnen, das Erb­­torte noch ungemeiß erschennen. Nach meiner alatemnischen Sendung hieft mich der Kai’er zurück und sprach mit mie über den Stand der auge­m? Schwarzen Meere. Er fdhrn vorzüglich mit dem Ausgange des Ari ges­­ schäftigt und mit den verschiedenen Wegen, auf welchen man demselben ein Sude macen könnte, und welche diplomatische Abkommen­u treffen wäre­­n. Der Nothwendigkeit einer Wiederaufnahme von­­ gefährlichen Unterhandlungen vorzubeugen. Die Perplerität seines Geistes, so wie seine Huge­„sel­ram­ß ae Mähigung, HL, wi mir zu sagen die Befgeidenheit einen großen Eindruck auf mich, wird.” verte. th, Übetszun, bak WERE er eg Krieg ne Ei gr noch lieber frieden [ließen .« 1 .| _ 1 ‚| | | | | \ | | | ‚| 4 [’ Paris, 15. September, großen Majorität durchgefegt Die­­ zu Negierung hat ihren Kandida­ten im Bardepartement mit auf dem bisher haben, einer u­­m feiner­en un nfhe — PER Eine Verhaftung in Debreczin, Man schreibt dem , Hazant" aus Debreczin vom 14. b.: „Uns­­ere Stadtbevölkerung wurde getern duch eine erfreuliche Kunde übers­racht. Ein würdiges Mitglied der großen Patriotenbande à la Aktas 108 und Will Mardarg, Blasius Farklas, alias Daniel Szababdbp8, rectius Johann S­loboda, der Georg Balla’s treuer Adjutant, sozusagen seine rechte Hand und der Ausführer jener Anschläge gebesen, und das Gefindel nur nur in unserer Stadt, son­dern auch auf dem Lande aufwiegelte, ist wegen erwiesenen Betruges, Geldunterschlagung und Schriftenfäh­gung gestern Früh auf behördlic­hen Befehl verhaftet, ins Kühle gefegt und das Kriminalertakhten gegen ihn eingeleitet worden. Die Vergangenheit dieses Individuums ist eine so mysteriöse, daß seine wirkliche Abkunft sogar :einer, aus gus­­­ter­ Familie im Szathmarer Komitat abstammenden und mit fünf stinz dern und Giend gerathenen Gattin unbekannt ist. Im vertroffenen Jahrzehent war er, man weiß nicht woher, nach Pet gekommen, er­­langte dort ein Diplom als­­ Kinderbewahrlehrer und fand als solcher eine Anstellung in Szarvas, wo er jedoch­­ bald abwirthschaftete und dann in die Álmosher gingen­den bie aus einer Ger­­nel’schen Stiftung gegründet worden, aufgenommen wurde. In Rumosd hebte er wegen der Kommafsation das Boik so gegen das Kompotierlos tat auf, daß er von Amtsspegen jorneiaidt, ja aus der Gemeinde aus­­geriefen wu­rde und die Biharer Komitatsgehörde dem Ermelle­­r Stuhl­­rihhrer die Weisung gab, dies­e­fährliche Individuum, falls es sich in Almosd zeigen sollte, festnehmen und nach Großwardein transporitren zu lassen. Da also in dieser Gegend nichts mehr für ihn zu suchen war, beglüdte er unsere Stadt mit seiner Gegenwart. Er bot AS auf, um unter der Aegide der Stadt eine Kinderbewahranstalt eröff­­nen zu­ können , da man jedoch nicht wußte, mit wen man es zu thun hatte *) Konnte er hier— troß eines guten Empfehlungsbriefes von Jo­­seph Napos — wenn nicht auch t­o­ er falsch war — hier so wenig reuf* firen, daß, als er aus eigenen Mittel die Errichtung einer Bewa­hr­­anstalt versuchte, sein einziger Zögling sich einfand. So schwebte er eine Zeit lang in der Luft,ohne sich ein Ers­werb,bis­ im vorigen Jahr eine Versicherungsanstalt,,Haza«soglück­­l l­ war, diese Berle als reisenden Agenten zu­ gewvinnen. Die I­n­­telligenz unserer Stast schüttelte zwar den Kopf auf die Nachricht bar­von, allein am Ende, wen ging das etwas an? — Wir wachten, selb­st thut er gut, wenn er einen sichern Erwerb hat, und pafliıt ein Unglück, so möge der Geschänigte zusehen. Br. Farlas jedoch, so Das Erdbeben in Vern und Ecuador, „Eine merkwürdige Erscheinung wurde am 15. August bei San Pedro im süßlichen Californien beobachtet. Eine Reihe von Flutwellen begann die Küste ungefähr 63 Fuß über den gewöhnligen Wasserstand zu ee und trat dann um eben so viele Fuß unter den gewöhnligen Wasserstand zurück. Das Steigen und Fallen wechselte alle halbe Stunden ab und dauerte mehrere Stunden.” Diese kurze Mittheilung, wilde vor einigen Tagen erfasien, mag wohl, ma bing3lgs mie sie da stand, manchem unserer Leser schon aus dem Gedächtnisse entschwunden s­in. Dennoch ließ sie auf ein elez­mentares Greifniß von auffallender Stärke fließen. Von einem die Tiefen des Stillen Weltmeeres aufwühlenden Sturme verlautete nichtz, und «3 lag mithin die Vermuthung Ei daß eine unterseeische Gewalt die Wogen in so ungemeine Wallung verlegt habe. Das atlantische Kabel hat für diese Annahme eine Bestäu­­ung der Furchtbarsten Art gebracht. Dieselbe Ersgatterung, welche das Meer 63 Fuß body an das Gestade Kaliforniens hinanflettern ließ, wälzte auch fern im Süden die Wellen über die Küste von Ecuador und Peru hin. Und leider mehr als das. In der Gestalt eines gem.ütigen Erdbe­­bens hat sie in wiederholten Stößen, welche sich über den Zeitraum vom 13. bis zum 16. August erstrecken, die beiden füramerikanischen Freistaaten mit entjeglichem Unpeile heimgesucht. Von vielen Städten, welche dieser unerbittliche Feind, der schreciihere Angriffswaffen führt, als Riesenkanonen und Zündbomben, jenen Berichten zufolge in Trüm­­merhaufen verwandelt hat, werden vorerst nur wenige mit Namen aufg­eführt. Von Süpen her gezählt, ist die erste Laquique, deren günstige Offenbeschaffenheit im Bereice mit den im Inlande‘ entwehten reichen Fundstätten von Salpeter und Borar sie aus einem winzigen Fischer­­dorfe zur belebten Hafenstadt erhoben hat. Nord­westlich von­­ ihr ragt der 17.000 Fuß hohe Vulkan Yaluga empor, aus dessen oft erschütter­­ten Wänden unterirdisches Getöfe hervordröhnt. Der zweite Schauplan der Zerstörung ist die freundliche Seestadt Arica mit 4000 Einwohnern, welche, vor 35 Jahren durch ein Erdbeben vernichtet, erst wieder aus den Ruinen entstanden ist und sich eines sehr lebhaften Verkehrs err IE­t Ins Land hinein auf schöner Ebene liegt das den Handel mit Olm­­en vermittelnde, rar aufblühende Tarna, mit 12000 Seelen , nördlich von ihm am Fuße der Anden das ungefähr die Hälfte der Einwohner zählende Moquegua, eine schön gebaute und besonders dur ihre geschmachvollen Eichen ausgezeichnete Stadt. Yslay ist der fünfte Ort in der ungläckigen Liste, der Hafenplan des rechten, der 40.000 Seelen zählen­den, in fruchtbarster Umgebung gelegenen, aber wo in diesem Jahrhundert der mehrere Erdbeben zertrümmerten Stadt Are­­quipa, über welche der Bultan gleichen Namens sein schneebededtes Haupt erhebt. Sie gilt für den schönsten und lieblichsten Aufenthalts­­rt des ganzen Staates. Weiter nördlich im Innern thront auf stürs mifh­­alter Gebirgs­bene Huancavelica, mit seinen ehemals weit bes rühmten, jegt aber fast verödeten Duedsilberbergwerken ; es zählt 5000­ Einwohner. In no höherer Lage auf der östlichen Cordillere — und höher ragt wohl keine Stadt der ganzen Erde in den Luftfreiß hinein — mindet sich das schlecht und weitläufig über feinen unerschöpflich reichen Silberminen erbaute Cerro de Pasco, dessen auf 14.000 Köpfe geprägte Bürger fast, tal­­ornischen Anstellungen ähnlich, ein bunte farbiges Gemisch von Nationalitäten verbietet, Kreolen, Nordamerikaner, Europäer aller Wűnder, dazu die eingeborenen Indianer und Mischlinge ; die große Mehrzahl der Bevölk­­ung rohes, sittenloses Gefingel, welches ss in das rauhe und gefährliche Klima hineinwagt, um schnelle Reich­thümer zusammenzuscharren. " Diese acht Orte gehören sämmtlich zu Bern , und es folgt nun in der nördlichen Richtung eine Bon­ade, innerhalb welcher, zum Mindesten in jener Rabelnachricht, seine Stätte, der Unheil­ namhaft gemacht wird. Erst im Norden von Ecuador ge­­langen wir ii Tacunga, nicht gar weit vom Fuße des Chimborazo entfernt, welches eine der besseren höheren Lehranstalten Südamerika­s bei ist und 16.000 Einwohner zählt, die sich meht mit der Salpeterg­ewinnung und der Pulverfabrikation beschäftigen. Nennen wir no han, bessen Bewohner 13.000, sich durch Gewerbefl­iß vor ihren L­andsleuten auszeichnen, so haben wir die beiden einzigen aus Ecuador­ erwähnten Ortschaften aufgeführt. € 3 ist befremdend, aber vielleicht dur einen Zufall oder dur, die Unkenntniß der Berichterstatter zu erklären, daß aus Peru so viele, aus Ecuador so wenige zerstörte Städte namhaft gemacht werden, 4­­ ' während doc die Zahl der­ verlorenen Menschen leben in ersterem Lande: nie auf 2000, in dem septeren auf 20.000 angeschlagen wird. Die , 4 hen, verwerfen wir ohne Weiteres, indem wir dem erprobten Erfah­­rungslage folgen, haßn bei Unglückkfällen solcher Art die niedrigste Schälung der Wahrheit zunächst steht. Aber auch die unbestim­mtere Natur des Berichtes über Ecuador, der Mangel an Einzelheiten erlaubt den Schluß, daß die Zahl 20.000 sich gleichfalls auf einen unbestimmten Weberschlag frnsen und durch die später zu erwartenden eingehenden Nachrichten auf,ein geringeres Maß, zurückgeführt werden d­üfte. Diese Folgerung, die man so gern ziehen möchte, läßt sich allerdings nur auf die Beschaffenheit der Nachricht selbst begründen , und man darf sich nicht dabei verhehlen, daß manche Erdbeben eben so große und noch fhredlichere Verwüstungen angerichtet haben, so, um aus vielen wenige bered:zuheben, in Catania im Jahre 1693, in Lissabon im Jahre 1755, in der Provinz Quito im Jahre 1797, welche zusammen 120.000 Opfer forderten. Und noch im Gerägptniffe fast der jüngsten unserer Leser wird das Grobeben von 1855 ver­­zeichnet sein, welches Konstantinopel und Rhodus fehe bef­ädigte und Beufla ganz in einen Schutthaufen niederlegte oder der Exostoß, ae Sabre später Calabrien in ein Land der Tontenklage vers­wandelte. In Callao, der Hafenstadt Lima’s, wüldete, wie es in der Un­glücksbofsschaft weiter berichtet wird, am zweiten Tage des Erdbebens eine heftige Seuerdbrunft. Man könnte glauben, daßs hier die unterire­dische Ummwälzung auch unmittelbar die Brandstifterin ge­wesen sei ; denn es schlagen manchmal als dem gewaltsam bewegten Boden ; Anas ák 162 empor. S3hr Feuer aber, gleich den Irrlichtern der­­ °­üm­pfe, zündet nicht, und der Brand wird also­ auf andere nahelie­­gende Ursachen zurückzuführen sein. Bon Bereutsamkeit ist die Art und­­ Weife, wie Callao hier erwähnt wird, denn es geht daraus fast mit Sicherheit hervor, daß diese Stadt, wenn auch vielleicht erschüttert, doch der zerstörenden Kraft des furchtbaren Naturereignisses entgangen ist. Dasselbe wird von Lima und Duito, den Hauptstädten Vera’3 uns Gcuadors, so wie von den allbefannten Hafenplägen Trujillo, Pisco und Guayaquil gelten. Serenfalls wäre es unverzeihlich von den Ber­iihhterstattern, Orte von verhältnißmäßig geringerer Bedeutung aufzu­­zählen, und so­chtige Städte seiner Beachtung zu färbigen, wenn die legteren das Schiffal der erst­­en in der That getheilt hätten. Von den an der See gelegenen Orten, die als zerstört bezeichnet werden, ist Klay der nördlichste; der­ größere Theil des Küstenstiches von Bern und Grenader scheint also n­ur der Schauplan der stärksten Geschütterung gewesen zu sein, und dadurch unterscheidet sich dieses Erdbeben, das sich, den nam­haft gemachten Puntıen zufolge, mit seiner wollsten Ge­walt über die lange Doppel-Gebirgskette der Anden Peru’S und Ecua­­dors fortpflanzte, von den meisten andern, deren Berhherungen, sich gerade über das Kükenland hin erstrecten. Wie furchtbar es aber unter der Ecdrinde gährte und­ wie ge­­waltig die zurückgehaltene Kraft war,­­welche durch ihre „gewöhnlichen Sicherheitsventile, die Bullone von Peru und die noch zahlreicheren von Ecuador, seinen gefahrlosen Ausweg mehr fand, bemiesen die Slutwellen, welche an die Chinha-Inseln und muthmablich an die ganze Länge des nördlichen Gestades von Südam­bika anprallten, der Schifffahrt Vernichtung bringend und große Dampfer weit ins Lan hinein schleudern­. Ja, die im Eingange erwähnte Thatfadhe löst sich, da die Gleichzeitigkeit hier fast mit Nothwendigkeit auf eine gem­einsame Ursache zurückweist, nicht­ ander erklären, als dann der Meresboden wo weit nach Norden oder Nordwesten hin erschüttert worden ist; denn eine bloße Fortpflanzung der Flutwellen von Ecuador bis nach Kalifornien in solcher Stärke und in so kurzer Zeit ist schwerlih anz­­unehmen. Ganz ähnliche Erscheinungen sind überdies bei andern Erdbeben wahrgenommen worden. Von den beiden Erschütterungen, w­lce 1755 und 1761 Lissebon verwüsteten, bem ıft Wleranver von Humboldt, daß das Meer bis in die neue Welt hinüber in Aufruhr geriet­, so an der­ Insel Barbados, die über 1200 Meilen von der portugiesischen Küste entfernt ist. In Cadiz sah man auf 8 Meilen, w­ie aus der offenen See einen 69 Fuß hohen, Wasserberg anrüden; er stürzte sich auf die Küste und zerstörte eine Menge von Gebäuden, ähnlich wie die 80 Fuß hohe Flutwelle, welche am 9. Juni 1586 bei dem Erdbeben von Lima den Hafen von Callao übsfchwemmt. Doch wir gerathen almählich auf das­ Gebiet wissenschaftlicher Forschung, und dieses läßt sich erst mit einiger Zuversigt betreten, wenn umfassendere Nachr­ichten über das gewaltige und schredererregende Ereigniß vorliegen werden, als sie ein einfaches Kabeltelegramm bieten kann. — Be me DK a EEE a en a - IN] Ds

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