Pester Lloyd, Dezember 1868 (Jahrgang 15, nr. 287-313)

1868-12-03 / nr. 289

H­­Hex-—­­« » Hit 1. Dezember beginnt ein neues Abon­­nement. Wir ersuchen unsere geehrten B­o ft - Pränumeranten, der­ren Pränumeration mit Ende N­ovember abläuft, ihr Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, indem­ sonst, wenn die Pränu­­merationen spät einlaufen, reiht ohne unser Berfchulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Prämumterationspreise sind mit BPostver­sendung: Ganzjährig 22 fl., neunmonatlich 46­­ I. 50 %., halbjährig 7A fl., dreimonatlich S fl, 50 fl, zweimonatlich A fl., monatlich 2 fl. mit separater Ber­­sendung des Abendblatt­er Donat 30 fl. mehr. In Loco : Für Welt: Ofen in’­ Haus gesandt : ganzjährig 20 fl., halbjährig A0 fl., vierzehjährig 5 fl., monatlich A ff. SO Br.­eft, 2. Dezember. Es war wohl vorherzusehen, daß die Kämpfe zwischen den Hek­falen Anschauungen und ven freiheitlichen Anforderungen unserer aufgeklärten Zeit auch uns nicht erspart bleiben werden. Diese Voraussicht wurde im Laufe der jüngsten Tage wieder­­holt gerechtfertigt ; der Fürstprimas von Ungarn und,der Erz­bischof von Kaloefa, die der unleugbar gestalfte Streiter unsiver ecclesia militans haben, so oft­ sich dazu Gelegenheit bot, für ihre Ansichten oder richtiger gesagt, für die Ansichten ihres Standes eine Lanze eingelegt. Allein diese Kimpfe — und das it es, was wir mit aufrichtiger Befriedigung konstatiren — diese Kimpfe wurden in durchaus ritterlicher Weise, ohne Lei­denschaft, ohne Ueberschreitung der Grenzen parlamentarischen Anstandes geführt und haben daher auch keinerlei Verbitterung zurückgelassen. W­a­s die hohen Kirchenfürsten sagten, das müssen wir von unserem Standpunkte aus natürlich auf das Entschie­­denste zurückweisen,, aber die Art und Weise, wie sie es­ sagten, erinnerte und an den freudigen Ausruf des Bürgermei­­sters von Saardam : „ach, wie sanft die Worte fliehen, wie ein Büchlein über Wiesen, und fast möchten wir meinen, der Kampf sei von allem Anfange auf klerikaler Seite weder mit der Aussicht noch mit dem Zwecke, zum Siege zu führen, sondern nur deshalb unternommen worden „pour sauver l’honneur du drapeau." Die verschwindend kleine klevntale Partei wurde auf der ganzen Linie geschlagen und damit ist die Sache wenig­­frend bezüglich jener­ Fragen, die auf dem Tapete waren — abgethan! a — abgethan! Wir sagen dies in der festen Zuber­­rügt, daß uns die Ereignisse nicht Lügen trafen werden und gerne benüten wir biesen Anlaß, um unserem Klerus ein Ber­­dienst zuzuerkennen, welches der hochverehrte Erzbischof von Kalvera aus übergroßer Bescheidenheit verschwiegen hat. Bei Gelegenheit der Debatte über das Budget des Aus­­wärtigen und speziell über die römische Frage lick­te­ Erzel­­lenz die Bemerkung fallen, wenn es in Ungarn bezüglich der friedlichen Angelegenheiten nicht zu ähnlichen Neigungen und offenen Konflikten komme, wie anderwärts, so sei der Stund lediglich darin zu suchen, daß unsere Negierung in derlei Din­­gen Flügel, vürsichtsvoller vorgehe. Die Regierung würde sich für das Kompliment sehnerlich bedanken, wenn dasselbe begrün­­det wäre. Die Sache verhält sich jedoch, wie wir glauben, et­­was anders und das Verdienst, welches der Herr Erzbischof der Regierung vindizirt, kommt ganz und gar dem­­ Klerus zu Gute. Der Klerus tritt bei ung­ülüger und rücsichtsvoller auf, als anderwärts und er thut recht daran; er erkennt mit Haven Blicke sein eigenes Anteresfe und weiß Dasselbe seine Ausnahmen, wie das Gastspiel Sr. Exzellenz des Fürst­­primas in der Wiener Schottenkirche, abgerechnet — mit einem staatsmännischen Takte zu wahren, welcher dem­ Stande jeden­­falls mehr Ehre und mehr Vortheil bringt, als jener brutale Ungestüm, womit die geistlichen Herren anderwärts gegen Die Wand zu trennen bemüht sind. Der ungarische Klerus hat es längst erkannt, daß er sich durch ein Ähnliches Verhalten hier zu Lande ganz und gar unmöglich machen wird; er will aber möglich bleiben und wir w­ünschen aufrichtig, daß ihm sie ge­­lingen möge. So lebhaft auch die Herren in ihren Neven ge­gen den­­„Z­eitgeist” eifern mögen, in ihrem Innern fühlen sie es dennoch nur zu gut, daß dieser Zeitgeist ein gar mächtiger Herr sei, doppelt mächtig bei uns, wo er mit dem Genius der Nation auf das Annigste verwandt ist. Dieses unzweifel­­haft vorhandene, wenn auch tief in die Brust verschlossene Bewußtsein hält den ungarischen Klerus selbst in der Hite Des Gefechtes davon ab, jene Grenze zu überschreiten, jenseits mel­­der die DBerleihung des gleich der Sonnenblume stets dem Lichte der Freiheit zugewandten Nationalgefühles beginnt. Kann man indessen die­se­m Verdienste unseres Klerus viel­­leicht einen reinen Beigeschmad von Egoismus nicht abspre­­chen, so gibt es Doch ein zweites Verdienst desselben, welches selbst von diesem leichten Schatten frei ist, und welches in Der Erklärung ausgedrückt ist, mit welcher der unvergesliche Vor­gänger des Erzbischofs Hajnald einst ein längeres Gespräch über das Verhältniß zwischen Staat und Kirche in Ungarn schlug: „Wir werden nie gegen ein zu Necht bestehbendes G­efek agitiren." In diesen weni­­gen Worten spricht sich eine so aufrichtig konstitutionelle Ge­sinnung aus, daß sie uns für alle Zeit unvergeßlich bleiben und uns inmitten der lebhaftesten Kämpfe, die uns etwa noch bevorstehen, stets zu hoher Beruhigung dienen werden. Darin liegt denn auch der Grund, weshalb jene Verbitterung, die sich jenseits der Leitha der Gemüther bemächtigt hat, bei uns nicht zu finden is. Dort weiß man, daß der Kampf mit einem Botum des Parlamentes, mit der Schaffung eines rechtsgifti­­gen Gefeges nicht abgeschlossen ist, das nach dem großen Kriege gegen die freiheitlichen Ideen, der im Parlamentssaale geführt wird, der Kleine Krieg von der Kanzel, im Beicht­­stuhle, in Hirtenbriefen beginnt, daß Der im offenen Felde geschlagene Feind ich auf Die Mauer legt und ungesehen aus jedem Busche heraus seine vergifteten Pfeile abbrüht. Dieser Gedanke erbittert, einsperkrt und läßt eine Beruhigung der Semather, eine Versöhnung der Gegner nicht aufkommen. Bei ung verhält sich die Suche anders ; bad zeigen die Worte Des berühmten Todten, heffen wir eben gedacht : „wir werden nie gegen ein zu Necht bestehendes Geiet agitiven”, und fände sich auch irgend­ein hochstehender Priester, der gleich dem Wiener Erzbischof zuerst Priester und dann Staatsbürger wäre, und der in diesem Sinne wirken wollte — er fände nicht die Or­­gane hinzu ; tausend Stimmen aus den Neihen des niederen Klerus würden ihm entgegenrufen : wir sind zuerst und vor allem Anderen treue Söhne der Nation, konstitutionelle Bürger des Diaterlandes, und evn dann Diener unserer heiligen Kirche ! In dieser Sachlage erblichen wir, wie gesagt, eine große Beruhigung Angesichts ver sich nun lebhafter wegenden Elek­taa­len Opposition; es liegt darin aber auch eine mächtige, wohl zu beherzigende Lehre für die Negierung wie für das Parla­­ment, nicht nur für den Augenblick, son­dern auch für alle Zu­­kunft. ES­ darf dem Elek­talen Standpunkte seine Konzession auf Kosten des Liberalismus gemacht werden. Der Klerus könnte dadurch doch nie in solcher Weise gewonnen werden, daß er auf jede weitere Opposition verzichtet; vermöge seiner ihm streng vorgezeichneten Stellung dann und darf er das nicht; er muß starr festhalten an jedem Buchstaben seiner Forderungen, die ja nicht speziell die feinen sind, und er wird sich nie befriedigt erklären, so lange ihm nicht Alles gewährt wird, das heißt, so Lange nicht das heut­zu Tage Unmögliche geschieht. Eine Transaktion gibt es da nicht. Allein ver­konstitutionell gesinnte P­riester — und dahin gehört, wie gesagt, mit ganz wenigen Ausnahmen, der gesammte Klerus Ungarns — wird, nachdem er, duch mannhaften Kampf sein Gewissen beruhigt und seine Pflicht erfüllt hat, sich vor den zu­recht bestehenden Gesetze beugen und sie in das Un­abänderliche fügen. Mehr kann man nicht von ihm verlangen. Regierung und Parlament mögen also, ohne seitwärts zu­ bilden, muthig den Weg gehen, den ihnen der Geist der Zeit und der Genius der Nation vorzeichnen, sie mögen, ohne unmögliche Transaktionen zu versuchen, wahrhaft freisinnige Gesee schaffen ; die Konstitutionelle Gesinnung unseres Nerus wird sie am Ende sehen mit denselben abzufinden wissen­. Der entgegenge­­feste Weg wü­rde nur die weitaus ü­ber­wiegende Liberale Majo­­rität mißvergnügt machen, ohne die Männer der Kirche zu befriedigen, die wenn es auf sie ankommt — nimmermehr mit einem, ja nicht einmal mit vier Fingern vorlieb nehmen, wo sie auf die ganze Hand ein Anrecht zu haben vermeinen, gehen, wenn die Negierung erschlittert würde, über ihrem Haupte schwebte, ließ die Bourgeoisie in Alles gefallen. Nun ist sie nach und nach zum Bewußtsein gekommen, was mit dem 2. December 1851 eigentlich ihr Neid­ zu Grunde ging. Die Erzählungen von jenem Tage, die Geschichte des Staatsstreiches, die in neuester Zeit so vielfach ausgebeutet wurde, macht daher in dieser Klasse der Gesellscchaft den meisten Eindruck. Sie ist es ja eigentlich, für die geschrieben wird, die liest und zu lesen Zeit hat. Sie ist wüthend über den modernen Adel und die Börsenfürsten; sie hat beim credit mobilier und immobilier und all ven Unternehmungen, die daran hingen und keine Dividenden zahl­­ten, Geld verloren, und sie macht die Regierung für diese Gesellschaften, welche einst als Großthaten des Kaiserthums gepriesen wurden, verant­­wortlich. Könnte sie eine Revolution überschlafen, so würde sie auch eine solche wollen. Da sie aber au­chur alle Kämpfe und Krämpfe eine Geschütterung durchgehen muß, in sie einer solchen abhole, aber bei ihe trifft die Anregung einer controllirten, einer constitutionellen Re­­gierung Anklang. Sie ärgert sich über die Demonstrationen am Mont­martre; sie wollte die Subscription Baudin nicht, aber sie ärgert sich nicht minder über die Verfolgungen der Journale, über die Brocejse und über die Urtheile, die ihr ungerecht scheinen, weil die liberalen Blätter sie ungerecht finden, und sie hat sich über das Urtheil in Cler­­mont gefreut, denn sie it von Nationalsitolz d­urchprungen; sie und nur sie fühlt es, wenn die Ausländer über die­ corrumpirten französischen Gerichte spotten, und it froh sagen zu können: „Es gibt noch Nichter in Frankreich.” Zu fürchten ist von ihr nicht viel, zu hoffen aber gar Nichts. Sie wird das Straßenpflaster nicht, aufreißen, um Barricaden zu bauen, sie wird aber auch nicht wie in den Junitagen Wache halten, damit die abwehrenden Soldaten von Rüden gesichert hätten. Bleibt nur noch die Arbeiterbevölkerung, dieses zweischneidige Schwert für Seven, der es führt. Diese suht eine Organisation, und verwechselt dieselbe mit der Organisation der Gesellschaft überhaupt. Sie it republikanisch, weil sie glaubt, in der N­epublik allein könnten The­­orien, wie sie in Brüssel und Genf aufgestellt wurden, zur­ Geltung kommen. Sie ist mißtrauisch gegen jede Führung, die nicht aus ihrer Mitte hervorgeht, dem Beige neidisch und der Wissenschaft abhold. Sie zeigte einen Moment lang Luft, mit dem Kaiserthume zu gehen, aber da dieses nicht Luft bezeugen konnte, dorthin zu gehen, wohin sie strebt, hat sie sich von demselben abgewendet und geht ihre eigenen Wege. Sie nimmt von der Negierung Alles an, was diese für sie thut, aber sie hält si dafür nicht zum Danke verpflichtet, denn sie sieht in sich die Nation, für die zu sorgen Vlicht der Regierung sei, und die dessen nicht zu Genüge thut. Die Stufe der Regierung ist feine Bartei, feine Klaffe, sondern die in ihren Händen liegende Gewalt: das Heer, die Beamten, die Finanzen, und so lange ihr viele Potenzen getreu sind, hält sie auch teoß aller Agitation und Demonstration, weil Niemand in sich die Kraft fühlt, sie anzugreifen, sie an nicht anzugreifen wagt. Ob das wohl jene Zustände sind, von denen der Prinz Louis Bonaparte vor 17 Jahren träumte, als er mit der Staatsstreich-Idee fhmwanger ging ?! TG Tr 218 Illustration zum 2. Dezember erhalten wir heute über die Lage des zweiten Kaiserreiches aus Paris das nachfolgende Schreiben : Paris, 29. November. A Der Hof amüfirt sich in Compiègne, der Kaiser aber liegt dort noch ganz andern ernstern Geschäften ob. Ununterbrochen läßt er sich Berichte über den Zustand des Landes zufeiden. Mit den Gä­­sten finden häufig Besprechungen statt, die ganz andere Gegenstände als Jagd und Musik zum Gegenstande haben. Die Bewegung der Geister, die Aktion der Behörden und die Mittel der Abwehr, im Falle der Noth und gewaltsamer Erhebung, werden Tag für Tag ins Auge ge­­faßt. Herr PBinard ruht in so weit er nur kann durch Drohung und gute Worte die Männer der Breite, die Kameraden, die Bekannten von ehedem von jeder oppositionellen Ngitation abzumahnen. Die Journale sind in der That furchtsamer, die Erregung der Gemiüther aber ist nicht geringer geworden. Das Beispiel der Spanischen Revolution, der ersten, die seit 20 Jahren wieder glühte, ist auf das Nachbarland nicht ohne Einfluß geblieben und in der That ist es an vom Süden nach Norden, daß sich die ruhig aber sicher fortschreitende Bewegung zieht. Ge­waltsame Erhebungen sind durchaus nicht zu fürchten, wohl aber jene Erschütte­­rung des Vertrauens und der Zuversicht, in der jede Negierung war­­zen muß. Spanische Zustände sind hier glücklicher­weise nicht vor­­handen, aber es fehlt denn doch nicht an faulen Fleden die namentl­­ich beim Zandwolfe ausgebeutet werden, bei jenem Theile der Be­­völkerung , der­ bisher jeder Agitation am wenigsten zugänglich ges­wesen ist. Auch bei den nächsten Wahlen werden die Bauern zum größten Theile jene Abgeordneten wählen, welche ihnen die Negierung sendet, aber wenn sie von der Wahl nach Hause gehen, werden sie sich mißliebig­­ Sandwolfe unbedingt gut gefunden­ wurde, äußern, daß ihnen der Mann ihres Vertrauens aus Maris zugefehiet wird. 63 gab eine Zeit, wo Alles, was die kaiserliche Regierung that, vom Sie sahen, im dritten Na­­poleon nicht minder den providentiellen Mann als im ersten. Seit dem italienischen, dem merikanischen und dem­legten deutschen Kriege sind die Sachen anders geworden. Dem bigotten Landmann hat Mentana und der Schuß, den man dem Papste gewährt, wohl gefallen, aber er kann nicht begreifen, daß man es so weit kommen ließ, Daß die Franzosen meggingen von Nom, wenn sie wieder kommen müssen, und daß das mächtige Frankreich mit dem Könige von Italien, der es doch ohne die Franzosen nicht wäre, so delikat umgehen müsse. Cr­it an der Borz trefflichfeit der fair. Politik irre geworden, und daß man nun nach mehreren Kriegen wieder die Blutsteuer erhöht, und die Gutsteuer nicht verringert, ruft ihm nur zu sehr die Traditionen des ersten Saifer­­thums, als es seinem Falle entgegen ging, ins Gedächtnis und er finde Analogien, wo sie der gebildete Menschenverstand nicht findet, denn er ist der incarnirte Aberglaube. An den Städten, im wohlhabenden Bürgerthume ist die Unzu­­friedenheit nie erloschen. Als es aber viel zu verdienen gab, und die Drohung, aller W­ohlstand, alle Gewerbthätigkeit werde zu Grunde . Die „Gazeta Narodoma” bespricht den am 15. Ok­tober 1860 zwischen dem österreichischen Minister Grafen Nechberg und dem russischen Minister Balabin abgeschlossenen Vertrag, in welchem beide der genannten Staaten einander gegenseitig die Verfolgung und Bestrafung der politischen Verbrecher garantiren. Dieser­ Ver­­trag wurde vom Monarchen nicht sanktionirt und schon im Jahre 1864 bat der Reichsrath auf Antrag Zublitiewicz’ eine Kommission ent­­sendet, um über die beanstandete Giltigkeit dieser Konvention ein Gut­­achten abzugeben. Der Neidsrath sprach fi damals für die Giltigkeit der Konvention aus, obwohl die hervorragende­n A Juristen, wie Dr. Riehbauer, Dr. Berger (der jedige Minister) und Dr. Riehl den Antrag Zyblikierwicz’ mitunterzeichnet und die Konvention für un­­gültig erklärt hatten. Das polnische Blatt fordert nun die Delegationen auf, diese Frage wieder aufzunehmen und den Minister des A­eußern über seine Ansichten in Bezug auf diese Konvention­ zu interpetleren. Die , Gazeta Na­­rodowa” spricht ihrerseits die Ansicht aus, daß jener Vertrag in der neuen österreichisch-ungarischen Monarchie seinerlei Rechtsverbindlichkeit haben könne. Aus der ungarischen Delegation, Reit, 2. Dezember. Präsident Somifich eröffnete die heutige Sittung der un­garischen Delegation um 2 Uhr. Bon Seite der gemeinsamen Regie­­rung waren zugegen: Vizeadmiral Tegetthoff, Sektionschef Moeninger, Gel­ionsrath Baron Drczy, General Benedet, Marinekapitän Eugen Gaal v. Gyula (ni­ wie es bisher irrz­thümlich hieß, Ern­st Gaal). Nach Authentisation des Protokoll der vorigen Sikung verliert Schriftführer Ludwig Horváth den Bericht der in der Angelegenheit der Telegraphengebühren entsendeten Kommission ; derselbe lautet : „Die geehrte Delegation geruhte mit Beschluß vom 27. o. M. die Präsidenten und Referenten der Subkommissionen anzumeisen, in Betreff der von den gemeinsamen Ministerien des Meußern und des Krieges im künftigen Jahre für Telegramme benöt­igten Kosten einen begutachtenden Bericht zu erstatten. Die Präsidenten und Referenten der Subkommislionen haben mit den Vertretern der gemeinsamen Ministerien und mit dem E. ung. Handelsminister­ei besprochen und unterbreiten in Folgendem das Ergebniß ihrer Beichlüsse : Die in Folge der Initiative des österreichischen Handelsministers zu Stande gekommene Norm , daß vom 1. Jänner 1869 angefangen die Gebührenfreiheit der amtlichen Telegramme der gemeinsamen Mini­­sterien aufzuhören habe , widerstreitet weder dem Geist noch dem Buch­­staben der Geseßartikel XII und XVI : 1867, denn die Gebührenfreis Bei a amtlichen­­ Telegramme ist in feinem briefer Gesebe ausges­prochen. An dieser Hinsicht wartet seine Schwierigkeit ab , ja , insofern, als in Folge der aufgehobenen Gebührenfreiheit anzuhoffen ist, daß der Telegraph nur durch Präzis und kurzgefaßte Depejden und nur in den dringendsten Fällen in Hinkunft wird in Anspruch genommen werden, kann man eine solche Maßregel Sowohl vom Gesichtspunkte des Staatshaus­­haltes , als auch vom Gesichtspunkte der Interessen des großen Publi­­kums nur billigen. was die finanzielle Seite der Frage betrifft, so­st Folgendes zu bemerken : Nachdem die Vertreter der gemeinsamen Minister erklär­­ten, daß das gemeinsame Ministerium den, auf die Aufhebung der Ge­­bühr bezüglichen Wunsch des österreichischen Handelsministeriums nicht anderds nahm und nehmen konnte, als daß die bisherige Gebühren­­­­befreiung der Depeschen des gemeinsamen Ministeriums auf beiver Staatsterritorien der österreichische ungarischen Monarchie in gleichem Maße aufhört, und auch bezüglich der für die amtlichen Telegramme zu bezahlenden Summe die Tarife und Feststellungen des, zwischen bei­ den Staaten bestehenden Vertrages als Nichtjehnur dienen werden , nachdem es ss ferner aus der Natur der Sache­ ergibt , daß die amt­­lichen Telegramme, welche in Zukunft das Gepräge von Privattele­­grammen annehmen werden, als solche nach der, zwischen beiden Staa­­ten bestehenden Einigung der gegenseitigen Verrechnung unterliegen, und die auf dem österreichischen Staatsterritorium beförderten Depet­ien die Einnahmen des österreichischen,, die auf dem ungarisschen Staatsgebiete beförderten die Einnahmen des ungarischen Handelsminis­­teriums_ bilden. -- -» So waltet nach de­m­ Gutachten der Sub kon­tes Präsidenten und Referenten keinerlei Schwierigkeit in Bez­ug darauf ab,daßan zufälli­­gen Telegraphenkosten den Ministerien des Aeußern, der Finanzen, der Landarmee und der Marine die auf Grundlage der bisherigen Erfah­­rungen verlangten, beziehu­ngsweise veranschlagten 10.000, 120, 45.000 und 500 ° fl. unter dem obigen Titel votirt werden. Veit, 30. November 1868. Von Seite 11 der his zu Entsendetent Graf Anton Masc­h,Präses. Ludwig Horvkith,Referenz Dieser Versicht wird von der Delegation­ einstimmig­ genehmigt und es erfolgt sofort die Wäh­rung der verlangten Suimmen. August Träfer,Berichterstatter der Subkommission für die Landarmee,m­eldet,daß der Bericht dieser«Su»bkommission über­ das Extraordinarium­ der Landarmee bereits fertig ist. Präsiden­t.Derselbe befindet sich unter der Presse Und wird morgen vertheilt werden. Anton Csengery bringt folgenden Antrag ein: „Zur Ber­­gleichung der Nuntien der zwei Delegationen und in Folge dessen zur­­ Begutachtung und zur Redaktion der Nuntien soll ein Subsomite ent­­sendet werden, bestehend : aus dem Präsidenten und den Schriftführern der Delegation und den Berichterstattern der Subkommissionen und ein jedes Nuntium der Reichsrathsdelegation sor den Subkommissionen im MWege des MBräsidiums sofort mitgetheilt werden.“ = En Dieser Antrag wird ohne Debatte einstimmig zum Beschlusse erhoben. Bräsident: Auch der Antragsteller sol Mitglied des Sub­­somites sein. Angenommen.­ Auch der Bericht der Subkommission für die Marine über das Urtraordinarium der Marine it fertig und unter dem Drude. Morgen wird derselbe unmittelbar nach dem Urtraordinar­­ium der Landarmee verhandelt werden. Hierauf wird das Protokoll sofort authentizich. Schluß der Sigung um 2 °, Uhr. Burn­ier Aus Der Heichsrath 3:Delegation.­ ­ Pest, 2. Dezember. Beginn der Sihung 4 Uhr 15 Minuten. Borsikender : Vize­präsident v. Kaiserfeld. Auf der Ministerbank: Reichstanzler­sfreiherr v. B­e­u­st, Reichskriegsminister Freiherr v. Kuhn, Reichs­­finanzminister Freiherr v. Bede. Auf der Bank ver Regierungsver­­treten: Sektionschef Weninger, Generalmajor B­en­e­d­ef, Oberst Fromm, Generalmajor Süptner, General­ Striegstommillär v. Früh, Oberstlieutenant v. Ghiczy, Major Derfhatta, Hofsekretär Freiherr v. Kraus. Eine Zutrift des Präsidiums der ungarischen Delegation theilt die dort­­eitigen Beschlüsse über den Voranschlag des Finanzministeriums und der Rechnungszentrole mit. Dieselben wurden dem Finanzaus­­schusse zur Vorberathung überwiesen. __, · . Rehbauer und Genosfen interpetliren den Kriegs­­minister, ob verfehle nicht jene Vorschriften, welche das den österreichhs­chen Staatsbürgern dur die Staatsgrundgelege ge­währleistete Ber einge und V­ersammlungsrecht, das echt, seine Meinung durch Wort und That und Schrift öffentlich zu äußern, für Militärs beschränken, der die Staatsarundg­efeße als aufgehoben betrachte und ob derselbe nicht gewillt sei, diese Vorschriften außer Kraft treten zu lassen. Der Kriegsminister verspricht, diese Interpellation, in einer der nächsten Situngen zu beantworten. « » Auf der Tagesordnung steht:Bericht des Finanzausschusses über das Budget der Landarmee. » Berichterstatter Dr.Banhans verliest den Bericht des Fi­nanzausschusses und fügt bei, wenn au im Ausschusse bezüglich der Zifferanläße Differenzen bestanden, so seien doch Alle davon überzeugt, daß der Kriegsminister mit aller Energie die nöthigen Reformen ins Lebn zu rufen anstrebe. (Allgemeine Zustimmung.) In der Generaldebatte ergreift das Wort : et Deleg. Dr. v. Figuly. Derselbe treift auf die Zwwangslage hin, in welcher sich die Delegation auch bei vielem Gegenstande befinde und begrüßt die Reform mit Freude, welche ver jegige Kriegsminister anbahnt. Wenn all die Form des Kriegsbudgets sich von frühern vortheilhaft auszeichnet so habe vieselbe tod ihre Mängel ; sie er­­schwert den Vergleich mit früheren Budgets ; die verschiedenen Fonds sind nicht angeführt, das uns vorgelegte Inventar ist ladenhaft. Die Einnahmen sind bei verschiedenen Instituten nicht spezifizirt , sondern von den Ausgaben gleich abgezogen, so daß diese auf den ersten Blick geringer erscheinen. Betreffend den Anhalt, behalte er sich vor, auf diesen in der Spezialdebatte zurüczukommen, und weist nur auf einige Punkte hin, so auf die hohen Fouragegebühren der beim Kriegsministerium ver­­wendeten Offiziere, auf vie­r Kosten der verschiedenen Bauten ;­ diese hätten beispielsweise in Komorn über 10 Millionen gekostet und werden noch viel mehr soften, da man feßt prößlich entdedt habe, daß Komoren von einem noch höheren Berge bestrichen werden könne. Die entscheidende Frage sei die: Was können wir für das Militärbudget leisten , ultra posse nemo tenetur ; wer mehr gibt, als er hat, wird nicht lange geben, und von dem Tage an,, wo wir sein Geld haben, haben wir auch feine Armee mehr. Stellen wir nicht Schon heute den Kriegsfuß her, auf daß die um uns lauernden Feinde, die auf Defterreichs Zerfall spekuliren, jagen: Defterreich wird durch seine Finanzen Mini­t, wir können ruhig warten. (Be­wegung.) 34 halte Deftereich nicht für verloren, sondern ich vertraue darauf, daß es durch die Freiheit und seine Beh­assung stark werden wird, aber nur dadurch, und wir nehmen jeden Beschluß gerne hin, der den Zweck erreicht: „Stark sei Oesterreich.” Bravo.­ Delegirter Fürst Ezartoryski. Beim Budget des Kriegsministeriums darf man nicht ausschlicklich vom finanziellen Ges­­ichtspunkte ausgehen, in der Z­wangslage, in der sich ganz Europa befindet, muß das finanzielle Moment vor dem politischen Gesichts:­punkte zurücktreten. Bravo.­ Diese Erwägungen haben die Legislative in Wien und Belt zur Votk­ung des Mehrgeietes bewogen ; die Aus­en­desselben dürfe man nir auf eine unzeitgemäße Weise indern Daher werde er und seine Landsleute für möglichst geringe Ab­­fteiche Stimmen. Reichskriegsminister. Freiherr v. Kuhn. Beim Aufbau jeder Maschine könne nicht gleich jedes einzelne Maß ausgefeilt werden ; wäh­­rend des Betriebes können leichter einzelne Theile wegfallen. Es können also in Zukunft vielleicht nn Ersparungen gemacht werden. Bei der Organisirung der Armee seien in Oesterreich die ethnographischen sprachr­lichen finanziellen und Kulturverhältnisse zu berüchfightigen. Er habe es sich angelegen sein lassen, die Armee dahin zu brin­­gen, daß er am nächten Frühjahre vom Kaiser und dem Baterlande eine schlagfertige Armee bieten könne. Der Berichterstattr Dr. Banhanz erklärt, der Ausschuß Delegations:Zeichnungen. JV. J. J. K. „Wenn die Schwalben hei­mwärts ziehen, pflegt all­jährlich in Gotha ein kleines vieleibiges Bud in Lederzgormat, elegant gebunden und mit in Stahl gestochenen Porträts vornehmer Herren und Damen ausgestattet zu erscheinen. Dieses Buch ist der sogenannte Gotha’sche Hof- und Staatskalender, auf den ersten Blick ein sehr troz dene, langweiliges und bhöchst unnüges Buch, denn es enthält a­m Ende weiter nichts als die Namen aller gefrönten Häupter Europa’, nebst denen ihrer Familienglieder , der apanagirten und nichtapanas girten Prinzen und Prinzessinen , sowie die Geschlechtsregister „eines hohen” Adels in Deutschland, Oesterreich, Belgien, Frankreich , Italien, u. s. w. Näher betrachtet ist es aber doch ein nütliches Buch, für mich wenigstens , ich könnte font nieht einmal von verehrten Lesern auf die drage antworten, von mannen der Mann gekommen ist, der in der 14. oder wie man will in der 2. Situng der österreichischen Delega­­tion sich über die neunte Depesche des zweiten Nothbuches aufhielt und dadurch eine Entgegnung des Herrn v. Beust verursachte. Johann Adolph Fürst v. Schwarzenberg, gefürsteter Landgraf im Klezgau , Graf zu Sul, Herzog von Krumau, geboren am 22. Mai 1799, ältester Sohn des verstorbenen Fürsten Joseph, aus dessen Ehe mit der durch ihr unglückliches Geschhc bekannt gewordenen Fürstin Pauline, geborene Herzogin von Arenberg , hat in dieser Welt noch so wenig gethan hab diese eigentlich gar nicht nothwendig hätte sich, um ihn zu sümmern. Wer da weiß, wie­­ unschwer es für den zufälligen Träger eines hochadeligen Namens ist, Direktor, Nath oder Mitglied einer Sperula­­tionsgesellschaft zu werden, der wird er Sr. Durchlandt nicht zum bes­­onderen Verdienste anrechnen, Präsident des Verwaltungsrathes der z. E. priv. Kreditbank für Handel und Gewerbe, und Mitglied verschie­­dener Eisenbahngesellscaften 2c. gewesen zu sein, all die politischen Thaten des F­ürsten erforderten seinen besonderen Aufwand an Geist und Muth. Im Jahre 1835 notifizirte er dem Berliner Kabinett don Regierungsantritt des Kaisers Ferdinand und im Jahre 1838 fungirte er in London bei der Krönung der Königin Viktoria als­­ Vertreter Oesterreichs. Nebenbei wurde er im Jahre 1836 Ritter des goldenen Bliebes, im Jahre 1838 geheimer Mann und im Jahre 1854 Großkreuz des 1. Stephansordens. Das Alles hätte ein Anderer auch thun und werden können, es bleibt somit rein nur, um ihn erwähnenswerth zu machen, die etliche Druckzeilen lange Rede, die er in der Delegationg­­fibung vom 25. v. M. hielt. In dieser Rede verwahrt er sich gegen die Depesche Nr. 9 des Rothbuches, in welcher Beust zu den £. E. Gesandtschaften über die Ge­fahren spricht, welche der neuen era unter Anderem aus dem Wider­­spruche der einstigen privilegirten Stände gedroht... . . Fürst Schwar­­zenberg meinte, es sei nicht recht rar, wer unter dem Anspruch „pri­­vilegirte Stände” zu verstehen sei, protestirte aber im Namen dieser „unbekannt, wo befindlichen” Stände und behauptete, es werde da gegen sie eine unberechtigte Anklage erhoben, da ein Widerstreben der einst privilegirten Stände gegen die neue Ordnung nit wahrzunehmen sei, im Gegentheile ihre Mitglieder in so großer Anzahl im Lager der Regierung sich befänden.” Das arme Publik­um wußte also nicht, um was es sich eigent­­lich handle und welche „P­rivilegirten” denn gemeint seien, ja es gab einige Böfe darunter, welche sogar „einen hohen Adel” in die neunte Depesche hineinziehen wollten, lächerlich. Fürst Schwarzenberg hat ein: jah als einstiger Präsident der­­­ privilegirten Ste­ditbant gesprochen und da vollkommen Recht gehabt, einen Wider­­spruch derselben­ gegen die „neue Aera“ zu negiren, die Krevitbant und ähnliche Bänke wissen sehr wohl, daß sie auch von vieser Aera nichts zu fürchten haben, so lange es dem Dr. Brettel nicht gelingt, Silber­­barren aus der Erde zu stampfen und sich auf der flachen Hand Kredit waschen zu lassen, was bekanntlich noch nicht der Fall ist. Den Adel konnte Herr v. Beust in seiner Depesche nicht gemeint haben, weil er sonst nut blos von „Widerspruch“, sondern von ganz etwas anserem hätte reden müssen . Fürst Schwarzenberg hätte wohl auch nicht die hohe Stnne gehabt, dagegen zu protestiren und so­gar zur Unterftügung seines Protestes darauf zu berufen, daß viele Mit­­glieder dieses Moels im Lager der Regierung zu finden seien: mein Gott, in einem Lager gibt es verschiedene Kostgänger. 63 stünde bedeutend besser um Staat und Regierung, wenn sich in der letzteren weniger hoher Adel befände. Nicht bekbalb unsere Regierung eine Leiolich Liberale, weil sidh etliche Herren mit so und so viel Ahnen herabgelassen, das „Ding“ vorläufig mitzumachen, sondern weil diese „etlichen“ Gott sei Dant ziemlich wenig sind, und gerade nur hinreichen zur Bestätigung des Spruchs : „Herr shnke mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden will ich fehen selber fertig werden”. Aber er werden ihrer nach, und nach sehen mehrere kommen ins Lager der Regierung und eines Morgens werden sie alle wieder da sein wenn die jegigen Regierungsmänner, Herr dr. Beust an der Spike, nicht endlich die zarten Glacehaupthuhe ausziehen. Die Herren Elam, Thun, Belcredi u. f. mw. merken sich wohl einmal durch die „schonende, freundliche” Behandlung rühren lassen und sich in Gemeinschaft mit der Kompagnie Naufcher versöhnlic zeigen, dem­­ Bürgerministerium die Hand reichen, sich herüberziehen Waffen ins liberale Lager und... pröglich wird es in diesem Lager so wenig Raum geben, daß die Herren Bürgerminister schon so gut werden sein müssen, Pla zu machen und hinauszugehen. Und das ist es, was den ruhigen Zuschauer, den nüchternen Beobachter einnimmt gegen Se. Erzellenz den Reichskanzler Freiheren v. Beust , diese übertriebene Schonung gegen Personen und gegen eine Klasse, wie so schonungslos gegen uns gewesen, und — auch gegen ihn, so lange er no nicht Sieger war. eie bezügliche Rede Beusts st pure Butter, man könnte sie aufs Brod streichen, wenn es nicht Schade wäre — um 3 Brod. Und diese Zartheit ist Herrn v. Beust nichts weniger als ange­­boren, es hat, wie man weiß, in seinem Sähm­­ den Staatsmann: leben Momente gegeben, two er ziemlich rücsicht­los vorging. Freilich war gegen Demokraten, die nicht einmal vom nied­ern Model waren, auch­­ jehr versteht er es noch sehr wohl, wenn er diese oder jene staub­­geborne Oppositionspartei streichelt, ihr die Klauen fühlen zu lassen,­­ und nur gegen einen hohen Adel und gegen eine bliedwür­dige Geist­­lichkeit ist er liebenswürdig bis zum Grieß. Mit dem Adel vom Schlage ver Thun’s und der Martinike und mit der Geistlichkeit von der Spezies Rauscher, wird die „neue Arra" nie einen gesunden Ausgleich vollbringen, es ist all gar nicht nothwendig, so wenig, al­sd nothunwendig ist, daß ein vernünftiger Baumeister ein neues Haus auf alte verwitterte Burg und Kloster­­mauern baut. Zerfallende Ruinen und staatliche Neubauten künnen ganz zu nebeneinander bestehen, die ersteren zum Beiweise für die Vergänglichkeit alles Stoichen, die legieren zur bequemen Wohnung. Ausstopfen mag sich das Bürgerministerium die Herren Thun und Naufcher, aber ausgleichen soll es si nicht mit ihnen... Herr v. Beust mag einmal ein sehr guter Renner ge­wesen sein, jet Spricht er zu viel, um gut zu reden, jeßt spricht er stets reines Nothhuh , als hätte er die Beweisführung für den berühmten Tallıy­­tand’schen Ausspruch von der Nothwendigkeit der Sprache zum Behufe der Gevantenverbergung ganz allein auf sichh genommen. Warum sich Freiherr v. Beuft so oft photographiren läßt, ist mir unbegreiflich da man sich zu Herrn v. Beuft gar sein anderes Gesicht denken kann, als er es in der That befikt; es ist das­ ein echtes Ministergeficht. Führt einen Menschen , der nie ein Beuft’sches Porträt gesehen (obgleich ein solcher Mensch Ihmer aufzutreiben wäre) in die Delegation und fragt ihn um Herrn v. Beust, er wird sicher nur auf den Dr. Schindler zeigen oder auf den Dr. Toman, sondern eben nur auf Herren dr. Beust. Die Vorsehung , oder der Zufall, oder wen wir die Griftenz des Herrn v. Beust zu vertanzen haben, wußte er sicher schon vorher, daß derselbe Diplomat werden würde und nichts anderes. Wenn Herr v. Beust spricht, so fluniert er so geheimnisvoll und doch miever so offenherzig und heiter in feinen Mienen, und daz­bei wiegt er sich mit dem ganzen Leibe so gemüthlich als sei er im Begriffe, die geheimsten Falten seiner Seele auseinander zu „Eeheln“ und den „geehrten Herren Borrednern" zu zeigen, daß sie vollkommen Unrecht haben, ihm Dieses oder Jenes zur Last zu legen. Und wenn seine Getreuen zum Schluffe seiner Rede innigen Beifall murmeln, sieht er so vergnüglic darein, wie die Frau Gräfin von Savern des Herrn Friedrich Schiller, als ihr Gatte der Herr Graf schließlich selber vom Scrivolin versicherte : „Dies Kind, Fein Engel ist so rein !" Aber ich glaube kaum, daß Here v. Beust auch mit so heiler Haut aus dem „Eisenhammer” kommt, troßdem oder eben weil er unterwegs mit so viel Eifer der hochwürdigen Geistlichei­ ministrirt. " ift [ ]

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