Pester Lloyd, September 1869 (Jahrgang 16, nr. 202-226)

1869-09-12 / nr. 211

»,,-Hv-­i-«ww«MJM2-kkxk—. VERE És­s = ja » : — — . «· »" «sz7’. .. "«sPcstbhLSeptemben Das Wahlmanifest der czechischen Nationalpartei au das »»Volk von Böhmen'4 ist erschienenzcs trägt die Un­­­terschriften PalackYs, Nieger’8 und der übrigen Korhphäen der­­ sogenannten a­l­tsrzechischen Partei, und daneben begegnen wir auch den Namen jener Männer, welche als Führer der for genannten 9 un­ge&rechen gelten. Wir haben es also hier mit 3 ‚einer Manifestation der gesammten Nationalpartei zu thun und die Spaltung, welche zwischen­ den beiden Fraktionen in neuerer Zeit wiederholt zu Tage trat, scheint meingstens in Bezug auf die Wahlen ausgeglichen zu sein. Schon aus diesem Grunde verdient die Kundgebung volle Beachtung auch von genug wiederholen Fün­­f«Unserer Seite,obwohl wir nicht öff­­nen,daß uu seine»Einmischung«in die inneren Angelegen­­heiten der nichtungarischen Theile des Reichs vollständig ferne liegt. Freilich kann diese Neserve nicht gleichbedeutend sein mit völliger Gleichgültigkeit gegenüber den Vorgängen, jenseits der Leitha, weil ja, wie wir Dies erst gestern auseinanderzus­iegen Gelegenheit hatten, zwar nicht die Art und Weise der Konsolidirung der anderen Hälfte des Reiches, wohl aber die Konsolidirung selbst für uns von höchster­ Wich­­­­tigkeit ist. Den Vorwurf, welchen wir Der czegischen National­partei bisher zu machen genöt­igt waren, können wir leider auch nach diesem­­ neuesten Wahlmanifeste nicht zurüeknehmen. Schon der Ausgangspunkt ist von solcher Art, Daß wir, von unserem Standpunkte aus, denselben nimmermehr acceptiven Die Partei beruft ss auf das Diplom vo­m 20. dürfen. ·Oktober 1860 als»unabänderliches Staats­­grundgefegt, und das ist nach unseren Anschauungen vom Stand­­punkte der Theorie wie der Praxis gleich unrichtig. Nach uns­­eren Begriffen gibt es im konstitutionellen Staate gar. fein „unabäuerliches" Gefeß, Fein Gefets, welches nicht bei Ueber­­einstimmung der beiden berechtigten Faktoren, der Krone­­ und der legalen Berr­etung des Volkes, abgeändert werden könnte. Auch das Diplom vom 20. Oktober konnte hievon seine Ausnahme machen und hat auch keine Ausnahme ge­­macht, denn es ist durch den Ausgleich von 1867 faktisch bei Wer heute noch auf jenes Diplom Jereits abgeändert worden. Tals,,unabänderliches Staatsgrundgesetz«zurückgreifen wollte, der regt sich somit nicht nur mit unseren Rechtsan­­schauungen, sondern auch mit den seither in durch­­aus legaler Weise zustande gekommenen Thatsachen in Widerspruch. Das czechische Wahlm­anifest vermeidet es aller 28­dings sorgfältig, des Ausgleichs mit Ungarn speziell zu erz — wähnen, allein es ist ein Postulat der einfachsten Logik, daß, wenn die Grechen jene Abänderungen des Diploms, welche sich auf Ungarn beziehen, anzuerkennen bereit sind, nicht gleichzeitig ein anderer Theil desselben Diploms als „unabänderliches“ Staatsgrundgefeg eingestellt werden könne. Die Erechen kön­­nen allerdings sagen, daß sie für ihren Theil mit jenen Aen­­derungen des Diploms, welche sich auf Ungarn beziehen, ein­verstanden seien, mit jenen bezüglich der nichtungarischen ür­ber aber nicht; allein die Legalität dieser wie jener Yende­­rungen können sie vernünftigerweise doch nicht in Abrede stellen und wenn ihnen weitere Modifikationen w­ünschenswerth er­­scheinen, so können dieselben ihrerseits nur von jenem Boden angestrebt werden, ‚welcher heute als der allein gefeliche be­­trachtet werden ‘muß. Auch noch in einem anderen Punkte stehen die im czechi­­ten Wahlmanifeste niedergelegten Anschauungen mit den unseri­­gen im grellsten Widerspruche, in einem Punkte, welchen wir ebenfalls gestern ausführlicher erörtert haben. Wir erinnerten daran, daß Ungarn den Ausgleich nur dann zu acceptiven ges neigt war, wenn auch in der anderen Hälfte der Monarchie ein „wahrhaft konstitutionelles" Regierungssystem in’s Leben "trete. Nachdem nun Ungarn den Ausgleich acceptirt und in die Reihe seiner vollfrommen rechtsgiftigen Gefege aufgenom­­men, hat er damit offen zugestanden, daß es auch jene von ihm als conditio sine qua non bezeichnete Vorbedingung als erfüllt betrachte, daß es auch die gegenwärtig in dem anderen Staatsgebiete Seiner Majestät bestehenden Zustände für „wahrhaft Konstitutionelle” halte, also für solche, in denen au­ den Völkern jenseits der Leitha der ihnen gebührende Antheil an den öffentlichen Angelegenheiten eingeräumt worden ist. Dies aber wird in dem czechischen Wahlmanifeste geradezu in Abrede gestell und das ist ein nicht bloß theoretischer­ Gegen­­tag zwischen ung, sondern eine Differenz der Anspauung von unmittelbar praktischer Bedeutung ; denn der Ausgleich mit Ungarn hat gewisse gemeinsame Institutionen geschaffen, welche, nachdem die gesammte Monarchie in einen konstitutionellen Staat umgeschaffen wurde, in der anderen Hälfte des Reiches ebenfalls nur durch die Zustimmung der dortigen legalen Ver­­tretung Rechtskraft erlangen konnten. Sobald nun, wie dies von czechischer Seite geschieht, die legale Kompetenz jener Berz­trelung — des Reichsraths — überhaupt in Abrede­­ gestellt wird, entfiele damit auch die Kompetenz dieses Reichsraths zur Annahme der durch den Ausgleich geschaffenen gemein­­samen Institutionen, und damit würden diese Institutionen selbst vollständig in der Luft stehen, da für die legale Wirf­­samkeit solcher gemeinsamer Institutionen die ei­feitige Annahme von Seite Ungarns weder in der Theorie, noch in der Praxis Hinreichend wäre. Wahlmanifestes zu erheben Standpunkte aus gegen den Grundgebauten "4-G­esechifehen leidet aber auch noch an jenem anderen Gebrechen, welches der genöthigt sind. Manifest Politik der czechischen Nationalpartei bisher so wenig Freunde verschaffte; es fehlt Nationalpartei die Organisation der Monarchie in concreto denke, Wahlen zu beweisen haben, ob nationalen Partei billige oder Dieses darin jeder pofitide Gedanke, jede Andeutung darüber, wie Das­ Manifest „auf die Theilnahme, cisleithanischen czechische­r Theile sagt,. Das Bolt von Böhmen werde am 22. und 24. b. Mt. durch der nicht." Diese Haltung wird aber in dem M­anifeste selbst als eine rein negative dar­­gestellt; die Führer der Partei wissen sich Feines anderen Ver­­dienstes zu rühmen, als daß sie an der Vertretung des Reic­es sowohl, als des Landes Böhmen b­e­r­­zichtet" und „gegen die legislatorisch uns staatsrechtliche Zentralisation des sich neu bildenden Staates protestirt hätten.” Wenn also auch alle von dem Wahl­­somite der czechischen Nationalpartei empfohlenen standen sei mit demjenigen, was wollte, aber es ließe sich daraus seineswegs noch der Schluß ziehen, dakd diese Majorität auch dasjenige billige, was die Nationalpartei will, ja es ist den Wählern hiezu auch einmal die Möglichkeit geboten, da klar bezeichnet wurden. Die ja die positiven , nicht der von den nationalen Führern verfolgten Politik noch nirgends, und auch in dem uns heute vorliegenden Wahlmanifeste nicht, dem Rolfe von Böhmen , einmal den unverfälschten Anspruch zeugung hören." Das mag an und allein wir glauben nicht, daß damit der Krone sonderlich ge­­dient wäre, wenn „das Bolt von Böhmen" seine politische Ueberzeugung nur­ in negativer Richtung Fundgeben, es sich auf den Ausspruch beschränken wü­rde, daß es mit der ge­­genwärtigen Einrichtung der jenseitigen Hälfte nicht einver­­standen sei . Den wenn bdiese Kundgebung Erfolg haben sollte, den Erfolg, daß die Krone sich zu Aenderungen ganisation fann geneigt zeigen Unterzeichner des Stelle Manifestes soll, so was an dessen Stelle treten und gefegt rund herausragen, daß durch Bartel um nichts Einver­­digung unter fehlt nach wie vor man bie die müßte den bivergirenden Elementen wiederholten Malen zu „Unterhandlungen” Ueber­­in bietet Dr­­man verschiedenste sein, an höchster maßgebender Stelle zunächst bestimmte Kenntniß davon haben, was die böhmische Nation eigentlich wünscher werden könnte ?! Man der Krone doch unmöglich zu mathen, sich sofort für den Bruch mit dem Bestehenden zu erklären, ohne noch ob überhaupt etwas Diesse­­res an „die Eigenexistenz und eigene Legislative" Böhmens betonen, so sind das jedenfalls ganz un­­bestimmte Ausdrücke, denen während Deutung geben kann, sowie ja auch die gegenwärtigen Näthe der Krone durch die bestehenden Institutionen jenes Königreiches und dessen Berechtigung auf eine „eigene Legisla­­tive" gewahrt zu haben glauben, die Unterzeichner je Wahlmanifestes das Gegentheil behaupten. Unter solchen Umständen werden es und die Führer der szechischen Nationalpartei wohl nicht übel nehmen, wenn wir ihr Wahlmanifest die Zivede ihrer die Aussichten auf eine endliche Verstäm­­­m nicht­ näher gerüct worden sind. Sie sagen allerdings, sie hätten erbötig gemacht , Grundlage diese Unterhaudlungen ge­­führt , nach welchem Ziele sie gerichtet sein sollten, darüber denn eine solche in jenem Barsus finden wollen, worin gesagt wird, daß die Krone Böhmens diese Forderung „nicht minder glorreich und wichtig als die fronel Ungarns sei," woraus sich dann nöthigen Falles allerdings die Folgerung ab­­leiten ließe, daß Böhmen für sich dieselbe Stellung­ beanspruche, welche Ungarn wir ung in seine­ Erörterung einlaffen ; wir­ wünschen dem Königreiche Böhmen und der böhmischen Nationalität ein möglichst großes Mal der Selbstständig fett,­ so groß als es mit dem Bestande der Monarchie überhaupt verträglich ist ; die diesfälligen Gren­­zen haben die Völker jenseits allein festzulegen. Ob aber, wenn wir die eben erwähnte Andeutung richtig verstanden, für so weit gehende Forderungen der Brechen die Majorität jener Bölfer zu gewinnen wäre, das seheint und mehr als haft. Nah in der Habsburgischen Monarchie einnimmt. Ob eine berechtigte all dem bleiben mögen, Können und sei, darüber bei Leitha und gewiß auch wollen z­weifel­­wir den Wahlen in Böhmen und dem Zusammentritte des böhmischen Landtages immerhin mit großem Interesse, aber Leider nicht mit großen Hoffnungen entgegensehen und müssen auf den Wunsch überchränken, daß wir noch für lange Zeit hinaus von Ereignissen verschont welche diesen peinlichen Zwiespalt in der jen­­seitigen Hälfte des Neichs zu einer Gefahr für die Mon­­archie selbst — nicht minder für die Erechen — gestalten künnten. a:8 nur „auch ob in Unterzeichner feine es der Wahlurne Hervorgingen, so viel bew­iesen, daß die Majorität teste und ihrer ganzen Nation getreuen Ausdruck aber auf welcher der so jede Andeutung, sich „die bisherige wäre damit in­ „Der König die nichtungarischen politischen fich ganz richtig­e Eigenexistenz" wir gegeben" feiner für Haltung noch feine Kandidaten geworben, ihrem Pro­­zu wissen, immer Böhmen einver­­leie Nationalpartei bisher nich Ziele des Meansfestes gestehen zu, was in dem Gemüthe Sr. Majestät Zweifel rege die Abgeordneten böhmischer Nationalität in ihrer Deklaration der politischen Welterzeugung ; sie sagen wolle von diesem noch müßten wenn bed Wenn sich bie zu mit dem „Krönung des Gebäu- Pest-«1»1.S­eptember.­­“Der Senatuskonsu­lt,wel die des««vorläufig einmal in Frankreich zum Abschlusse bringen­ soll,ist veröffentlicht,und wenn mittlerweile nicht in SL Cloud die Hand erstarrt,die achtzehhahrelang die Zügel des rein persönlichen Regimentes mit so autokratischer Strenge "zu führen verstanden,so möcht mwhr fast zweifeln,ob es den Anstrengungen des gesetzgebenden­ Körpers noch so leicht gelin­­gen wird,an den Beschlüssen zu führen und weitere Konzes­­sionen im Sinne der Rede, die Prinz Napoleon gehalten, zu ertrogen. Unter all’ ven überraschenden Vorgängen des letzten Halbjahres darf man denn doch dag Eine nicht vergessen : e8 üt levigli und ausschließlich die moralische Pression, die auf den Kaiser gewirkt hat, die physische Gewalt ist noch durchaus in seinen Händen — der moralische Zwang aber, ohne mate­­rielle Mittel, hat nicht nur seine bestimmten Grenzen, er ist auch in diesem gegebenen Falle theils durch das Ge­­­iet Louis Napoleon’s, theils durch die Macht der Umstände dermaßen ge­­brochen worden, daß dem XTiers-parti des Corps Ygislauif die bedeutsame Waffe, die er an der öffentlichen Meinung bez faß, wahrscheinlich aus den Händen gewunden sein wird. Wir haben erst in der legten Zeit Gelegenheit gehabt, mit Män­nern zu vek­ehren , welche diveft aus Paris zur­ekamen und dort in allen Kreisen der höheren Gesellschaft verkehrt hatten. Mit seltener Einsti­mmigkeit hörten wir aus ihrem Munde das Urtheil, daß Fabrikanten wie Financiers, Beamte wie Epiciers, kurz so ziemlich alle Klasfen, die etwas zu verlieren haben, dem Absterben Napoleon’ mit wahrem­ Entfeßen entgegen­­sehen. Die Börsenpanis der legten Woche hat dies Entgegen exit recht allen Kreisen der Bevölkerung nahe gelegt und inso­­ferne die Position des Napoleoniten entschieden befestigt, ab­­er auf den landläufigen liberalen Bourgeoiskigel als Dämpfer die fabelhafteste Angst vor einer neuen Katastrose im Style der­­ Februarrevolution gefeßt. Dieser negative Bestimmungsgrund ist nicht allzu schmeichelhaft für die „große Nation” — aber er­st unleugbar so vortheilhaft für die Dynastie Napoleon, daß deren Stifter vielleicht seine Krankheit sogar ein Bisschen übertreibt. Den einen großen Erfolg also hat Napoleon bereits erz­­eicht, daß er die liberalen Wohlhaber der Mittelklaffen be­reits wieder nahezu in reaktionäre Heulmaier verwandelt. Die Mehrzahl von ihnen wird nur nach einem willk­ommenen Anlaß suchen, um einen Frontwechsel mit Anstand zu vollführen, und wird wahrscheinlich den Senatusfonsult als bequemen Vor­wand dazu benügen. Damit aber verliert die Interpellanten­­haar der 116 im Corps Legislatif jeden Rückhalt für wei­­tere Anforderungen. Mean vergefte doch nicht, daß diese Kohorte noch lange nicht die Majorität der nahezu 300 Repräsentan­­ten bildet, und daß in ihr, was die Hauptsache­ ist, so Dis parate Elemente wie Thiers und Oliivier, wie Jules Favre und der zur kaiserlichen Familie gehörige Duc de Mouc­hy Schulter an Schulter stehen. Die Strömung hat eben Alle mitteriff­n bis auf die „Unversöhnlichen“ und bis auf jene Arkadier, für die, wie für den Mr. Granier aus Caffagnac, eine Schwenkung unmöglich war. Zur Scham über Mexico und Sabomwa ges­tellte sich der Berger darüber, da Frankreich die Freiheit ewig nur exportiren sollte, und da der Zorn über dies Armuths­­zeugniß französischer Unreife von der Opposition ebenfalls zu einer Sache der französischen Ehre gestempelt ward, bezüg­­lich deren die Maffen gerade so empfindlich sind wie die­le­bildeten, so beschloß der Kaiser insoweit nachzugeben, als noth­­wendig war, um den Führern der Opposition diesen Hebel zur Einwirkung auf die große Menge zu entwirten. Heute wird er ziemlich sicher sein, daß ihm die gelungen und der Zu­­sammenhang zwischen der parlamentarischen Opposition und dem Lande ves suffrage ‚universel abermals durchschnitten ist. Unter jener Phalanx der 116 Interpellanten werden gar Viele sein, die nach Woti­ung des Senatusfonsults ohne den minde­­sten Strupel erklären können, daß sie den Freiheitsphrasen in ihren jüngsten Sanpidaturreden genügt haben. So, die selber dazu nicht Luft haben, dürften von den Wählern gemahnt werden, die Sache nicht weiter auf die Spiße zu treiben, weil der verhältnismäßig leichte Ausgang des Kampfes ihnen Allen einen Stein von dem Herzen genommen und jene Streife nicht die mindeste Luft verspüren, das Land und sich dem Unbekann­­ten gegenüber zu stellen. Daß aber die Bauern und Arbeiter seine prinzipiellen Gegner des Kaiserreiches sind, weiß Leber­­mann. Auch ist es noch erst die Frage, ob es gerade ein großes Unglück für die Franzosen it, wenn sie endlich einmal eine große Bewegung und ein gewaltiges politisches Resultat durch einen Kompromiß zum Absc­hluffe bringen, während sie bisher nur immer gewohnt waren, in salto mortale’s der radikak­ten Art fi) vorwärts zu bewegen. „Der Deutsche vergöttert die Freiheit als sein unerreichbares Soeal, der Franzose betet sie an, wie seine Maitreffe ; der Engländer liebt sie wie sein Ehe­­weib" — TYautet ein bekannter Spruch. Nun, die platonische Liebe zu der „Freiheit, die ich meine, über'm In­ne­rod feilémmer ergeht, ele jener rheinischen Prozession, deren Theilnehmer auf zwei Schritte voran immer wieder Einen zurückpringen müssen ! „Dan gebe — sagten ein geistreicher Schriftsteller nach den Februartagen — man gebe den Botofuden eine Verfassung, Vorwärte kommen nicht wie die Charte von 1830 — ganz gewiß werden sie, einer reaktionären, die Konstitution aber veipeftirenden Regierung gegenüber, wie die Louis Philippe’3 c8 war, die ihren not­z­wendig erscheinenden Reformen auf parlamentarischem Wege zu erzielen wissen. Der Franzose kennt nur Ein Mittel, tabula rasa zu machen: Die Barrikade." Die Barrikade war denn auch gleich darauf die ultima ratio der Yuniinsurgenten und ehrlich gesagt, als einen Nachtheil für die politische Ent­­wickung Frankreich’8 betracten wir es gerade nicht, daß das Empire die Barrikade obsolet gemacht und die Nation auf den englischen Weg zur Freiheit gedrängt hat. Daß der Senatstonfall nicht den Parlamentarismus im englischen Sinne hergestellt hat, wissen wir ganz wohl; wir hätten mehr und Befseres gewünscht und haben dies auch offen ausgesprochen, so lange die Sache noch in der Schwwebe war. Großbein bil­det das, was erreicht worden, eine große Errungenschaft, die ung “einer Weiterentwicklung auf­ friedlichem Wege fähig­er begeint und einer solchen allerdings auch bedarf, die aber um so werthvoller ist, als sie in Saft und Blut der Meaffen übergehen wird, weil sie auf einer parlamentarischen Aktion und nicht auf einer Ueberrumpelung beruht. Zu jener Sorte von Politikern, die nichts weiter im Auge hat, als daß es in Srankreich und folglich auch in Europa drunter und drüber gehen möge, gehören wir allerdings nicht ! Das Wahlps­anifest, welches die czechische Nationalpartei erlassen, und womit sich unser heu­­tiger Zeitartikel näher beschäftigt, lautet wörtlich wie folgt Bolt von Böhmen ! Als am 20. Oktober 1860 Seine Majestät, unser gegenwärtige König, das Diplom als unabängerliches Staatsgrund­gefet herausgab und den einheitlichen, staatsrechtlichen Aufbau Sei­­ner Monarchie unternahm, erkannte er feierlich für Seine Regentenz­pflicht, das gegenseitige Verhältniß Seiner Königreiche und Länder, ihre historischen Rechte und Erinnerungen, sowie die Rechtsanschauun­­gen und Rechtsansprüche der Völker zu achten, indem er gleichzeitig gelobte, fortan nur im Hinverständnisse mit seinen Völkern auf Grund vollständiger Gleichberechtigung und mit Hilfe ihrer geießlich konstituirten Vertretungen zu herrschen. Auch Du,Volk von Bel­ 111en,entsandte er damals Männer sei­­nes Vertrauens in den­ Landtag,welche,obwohl sie gleich Anfangs Protest einlegten gegen­ die neu oktroyirte Wahlordnung,die nach ihrer Ansicht in gleicher Weise die nationale Gleichberechtigung wie die überkommenen,wufdemah.Akte von 8 April 1848 basirten Ver­­­fassungsverheilknisse schädigte,dennoch mit wahrer Selbstverleugnung ihre N­LN es erklärten, im­ Einvernehmen mit den anderen Bölz fern zur gedeihlichen Durchführung einer einheitlichen Organisation des Reiches­ beizutragen, wofern dieselbe nur nicht die staatsrechtliche Selbst­­ständigkeit und historische Autonomie der in demselben vereinigten Kö­­nigreiche und Länder einschränken würde. Als jedoch eine solche Organisation nicht gelang und von an­deren Seiten angestrebt wurde, die böhmische Nationalität im eigenen Balerlande und im ganzen Reiche einer unbegründeten Hegemonie des deutschen Clementes zu unterordnen, nachdem sich die vieljährigen Bes­mühungen, eine Berbesserung der Wahlordnung durchzujehen, als frustlos einwiesen, nachdem die Männer seines Vertrauens besorgen mußten, die Szene Böhmens, gewiß nicht minder glorreich und wich­tig als dies Krone Ungarnz, könnte endlich der ererbten Selbstständigkeit, und zwar in einer bisher nicht dage­wesenen legislat­torischen und staatsrechtlichen Zentralisation des sich neu bildenden zisleithanischen Staates verlustig werden, da gaben sie ihrer Welterzeu­­gung im Proteste vom 13. April 1867 und weiter in der Deklaration vom 22. August 1866 Ausbruch. Deine Abgeordneten waren bemüht, für diese Erklärung das Staatsrecht der Krone Böhmens, die Autonomie des glorreichen König­­reiches Böhmen und die Gleichberechtigung ihrer Nationalität nach Kräften zu wahren ; zu wiederholten Malen erboten sie sich vielfalls zu unterhandeln, denn sie waren stets bedacht, die Macht und Integri­­tät des Reiches zu erhalten, und hielten die Verständigung mit ihren deutsschen Land­leuten auf Grund wahrer Gleichberechtigung stets für ihre vornehmste Pflicht , freilich, das Recht, das der Krone Böhmens als historisch-politischer Individualität zukommt, das ebensowohl natür­­liche als positive Recht auf seine Eigenexistenz und eigene Le­gislative haben sie niemals hintangegeben. ALs ihnen endlich auch diese fostbaren Güter bedroht erschienen, da verzichteten sie lieber auf die Theilnahme an der Vertretung des Reiches sernwohl als des Landes Böhmen, so Lange diese auf den gegenwärtigen Grundlagen und auf der­jeni­­gen Kompetenz beruhen werde; denn die Abgeordneten böhmischer Nationalität hielten dafür, daß in diesen »beiden insbeson­­dere mit Nachsicht auf vie. ererbte Verfassung, auf die vorangegangenen Millenserklärungen des Herrschers und die a. b. Versprechungen des Monarchen das Staatsrecht, vie­ Autonomie und die böhmische Natio­­nalität beeinträchtigt werden. Bolt von Böhmen! Alles dies vollführten die Männer Deines nie in ausnahmsloser, einstimmiger Eintracht und Einmit­­igkeit.­­ Du, durch dessen mit einer bei anderen Bölfern seltenen Ein­­stimmigkeit vorgenommene Wahlen diesen Männern die Aufgabe ranver­­traut ward, Deine politischen Interessen zu wahren, Du bist vor. Anz.­deren gleich fähig wie berufen, über die Thaten derselben zu Gericht zu fißen und jeßt, wo Du dazu aufgefordert worden, magst und sollst Du offen und wirdig erklären, ob Deine Abgeordneten in jenem P­roteste und in jener Deklaration Deiner Ueberzeugung und Deinem Willen getreuen. Wusdrud gegeben. Du allein hast das Recht, den bisherigen Weg Deiner Ver­­trauensmänner für einen i­eigen zu proflamiren und sie ihrer Vlandate für verlustig zu erklären, oder aber jenen Weg durch abermalige Ver­­leihung des Mandats gutzuheißen. M­ohran, denn, Bolt von Böhmen, entscheide ! Entscheide bei der bevorstehenden Wahl, ob Deine Vertrauensmänner ihrer Aufgabe un­­treu wurden, als sie in ihrem Gehissen erkannten, daß sie nicht dazu ihr» Mandat von­ Dir. erhielten, um, sei 03. freiwillig, sei es, doch Un­ : www Wiener Briefe. ; — 10. September. ©. H.,Erfehlershofer!” Diese drei Worte, inhaltsrehler, hatte am legten Sonntag ein Pariser Börseagent an einen Geschäfts­­freund in Wien telegraphirt und das Telegramm, welches an der hiesi­­gen Börse von Hand zu Hand, ging, reichte hin, um die seit acht Ta­­gen permanent gewordene Deroute auf den Kulminationspuntt zu brin­­gen. „Er fhofel!" Wer, anders konnte dieser Er sein, als der Er des „Klabveradauich”, und was fhofel bedeutet, das verstehen nur die Leute von der Börse. Das eben so präzis als kräftig abgefaßte Telegram­m steht übrigens nicht vereinzelt ca. Die Telegraphisten in Paris und Wien mögen in den lebten Tagen nicht wenig über die große Kränt­­lichkeit erstaunt gewesen sein, welche unter den Verwandten der Depe­­schenausgeber eingerisfen, und sie mögen ebenso sehr die außerordent­­liche Theilnahme bewundert haben, mit welcher das Befinden der re­­spektiven Kranken verfolgt wurde. Und das Merkwürdige dabei war, daß die Bulletins fast alle gleich lauteten, während nur die Namen der Patienten variirten. Die eigentlichen und wahren Kranken sind aber nur an der Börse selbst zu suchen ; bei einigen hat, wie Notizen in den hiesigen Blättern meldeten, die Krankheit sogar einen tödtlichen Verlauf genommen. Kurz, es waren traurige Tage, welche die Börse durchmachte und ihr Ende ist noch immer nicht abzusehen. Erst heute trauert sie wieder um einige Gebliebene, will jagen Ausgebliebene, die diesmal wenigstens so loyal waren, am Tage vorher schon ihr Nicht­­erscheinen anzukündigen. Es ist gewiß ein sehr merkwürdiger Zufall, wer sein Fatalisti­­sches hat, daß sich erfahrungsgemäß solche große Börsenkrisen immer zu jener Zeit einstellen, in welche die großen jüdischen Feiertage fallen. Saft scheint es, als ob die Vorsehung gerade diese Zeit ausersähe, um die Stimmung zur Einkehr in sich selbst und zur stillen Beschauung desto nachhaltiger zu machen. Die Thränen der Bühenden in den Tem­­peln werden diesmal gewiß aufrichtiger fließen und die Gebete um ein gutes, fegenbringendes Jahr werden umso inbrünstiger gen Himmel steigen. Indeß, nicht das auserwählte Bett Gottes allein hat Ursache zu trauern und Buße zu thun, die Kalamität it über alle Menschen, findet ohne Unterschied der Konfession und des Standes hereingebro­­hhen, und mancher Mann vom blauesten Blute und vom feudalsten M­afler muß es nun bitter bereuen, daß er sich vorwisiger Weise hin­­reißen hieß, sich an Geschäften zu betheiligen, die eigentlich dem ihm verhaßten Stamme vorbehalten bleiben sollten. Unter den Opfern der gegenwärtigen Krise nennt man übrigens auch einen ge­wesenen Thea­­terbireftor, der beinahe sein ganzes Vermögen eingebüßt haben sol, und nun gerne das Theater wieder übernähme, welches er vor drei Jah­­ren einem seiner Mitglieder überließ, wenn sein Nachfolger es ihm nur abträte. Zeiver aber hat dieser selber es mehr als je nöthig, Theaterz­ten Tagen erlitten, hereinzubringen hat. An der großen allgemeinen Bewegung, die, wie gesagt, alle Kreise erfaßt hat, ist ein Ereigniß spurlos vorübergegangen, welches unter anderen Umständen gewiß nicht verfehlt hätte, mit dem gehöri­­gen Aplomb in die Welt hinausposaunt zu werden. Mit dem heutigen Tage ist der lette Polizeimann aus dem Rayon der Stadt Wien ver­schwunden. Der beste Polizeimann r­ust kein Dichter da, der ihn zu einer wirksamen Ballade verarbeiten möchte? Sie willen, daß seit dem Mai b. X. eine neue Zivil-Sicherheitswache gebildet wurde, welche all­­mälig von den einzelnen Vorstadtbezirken Wien’s Beft nahm. Der in­­neren Stadt war es zulet vorbehalten, das neue Institut in sich auf­zunehmen und heute ist dieser große Tag erschienen. Die neue Wache läßt sich sehr gut an und begegnet schon deshalb Sympathien in der Bevölkerung, weil diese den ihr verhaßten ,„böhmischen Wenzel” — 10 hieß der Polizeimann, wer sich zumeist aus dem Lande der Wenzels’ frone rekrutirte, im Volksmunde — nicht mehr zu Gesichte bekommt. Die alte Militärpolizeiwache t­at aber all alles Mögliche, um ss beim Volke unbeliebt zu machen und jeder Polizeisoldat konnte sicher sein, wenn er auf der Straße im Namen des Gefeges einschritt, die Mahnen gegen sich zu haben. Man hofft nun, daß es mit dem neuen Institute amdiert werden wird; das ist auch zu erwarten, wenn sich nicht auch hier gemisse Elemente geltend zu machen wissen werden, die wir aus den früheren Perioden übernommen haben und mit denen man sich noch immer nit tabula rasa zu machen entschließen kann. Sind wir doc jest schon von Zeit zu Zeit Notizen in den offiziellen und offiziösen Blättern begegnet, in denen die Thätigkeit der neuen Sicherheitswache gepriesen und eine statistische Zusammenstellung der von derselben vorgenommenen Arretirungen gegeben wurde. Das ge­­mahnt ganz an die weiland Kempen’sche Periode, in der die Journale allwöchentlich umfangreiche Ausweise über die von der Gendarmerie volzogenen Verhaftungen veröffentlichten, um die segensreichen Wirkun­­gen der Kempen’schen Schöpfung in’S rechte Licht zu stellen. Je mehr Erreu­gungen — ob begründet oder nicht, das that nichts zur Sache — der Gendarm damals vornahm,­­ desto eifriger erwies er sich und er konnte mit Gewißheit auf Lob und Beförderung zählen. Daß die neuen Sicherheitswachmänner auch mit Takt vorzugehen wien, hat ein Fall gezeigt, der sich vor einigen Tagen hier vor dem L­eopoldstädter Bezirksgerichte abspielte. Als Angeklagte figurirte dabei Herr Fürst, Direktor der Singspielhalle und ehemaliger sowie zu­­künftiger Direktor des Spielstädter Theaters. Herr Fürst hat nämlich seit mehreren Wochen ein ganz eigenthümsges Bed. Dasselbe rat­rt von der­ Aufführung eines kleinen Stüdchens in seiner Singspielhalle her, das­ „An Brigitta­ fischtag” hieß und die famese. „Zinfermili” als Helvin vorführte. Diese , Dame", welche nie eine erste Vorstellung bei Zürft versäumt, sah nun von ihrer Loge aus ihr leibhaftiges Kon­­terfei auf der Bühne und sie brach ob der ihr angethanen Unbill in A Ni" zu Fürst persönlic, den sie in Kraft ansprüchen, um melde sie wahrlich nicht verlegen ist, zur Neue stellte. Fürst gab ihr das Bei­­sprechen, waß er am nächssten Tage schon auf­ dem Zettel den betreffen­­den Personennamen umändern lassen werde und er t­at auch fch. Die Beleidigte gab sich aber damit nicht zufrieden und eilte­ zur Polizei, wo sie ein Verbot des Stüdes erwirkte. Fürst refurierte inbdeffen da­­gegen bei der Statthalterei, und diese gab den „Brigitta-Kirchtag” mier der frei, worauf die Fiakermili sich verlauten ließ, daß sie es dem F­ürst schon entgelten lassen werde. Worin nun ihre Rache bestand, ist nicht bekannt geworden, so viel it aber gewiß, daß Fürst, seit jener Zeit — und darin besteht sein obenerwähntes Weh­r sehr oft des Nachts, wenn er nach dem Souper, das er nach beendeter Vorstellung im Prater einnimmt, nach Hause geht, entweder im Prater selbst oder am Praterstern von Raufbolden angefallen wird, so daß er sich nur mit einer Starken, aus seinen Mitgliedern bestehenden Estorte auf den Heim­weg wagt. Fürst gehört nun zu den sogenannten „lauten“ oder „halben“ Män­nern und nimmt es nicht so Leicht hin, wenn ein ihm Entgegenkom­­mender in herausfordernder­­ Weise an ihn anstößt. Bei einem solchen, natürlich von Thätlichkeiten begleiteten nächtlichen Streite war es, daß ein Sicherheitswachmann, der am Praterstern postirt war, hinzueilte und Frieden zu stiften suchte. Im der Hilfe des Gefechte ließ nun Fürst einige Worte fallen, in denen der Sicherheitsmahmann eine Bes­ceivigung seiner Amtswürde sah ; die Sache kam vor das Bezirksger tiht und hier lauteten die Aussagen des Klägers so mildernd und entlastend, hab der Gefragte nur mit einer Heinen Geldstrafe davon­­tan. Im Garltheater gastirt noch immer der weibliche Hamlet mit einem fünftlerisch zwar schönen, aber finanziell schlechten Erfolge. Fräulein v. Vestvali spielt vor halbleeren Häusern. Sie rechtfertigt übrigens den ihr vorangegangenen Ruf der Schroffheit anderen Büh­­nenmitgliedern gegenüber so wenig, daß man ihr im Gegentheile eine etwas zu weitgehende Zärtlichkeit gegen ihre­n Kolleginen nachsagen kann. Eine dieser Kolleginen, eine durch ihre stattliche Erscheinung hervorragende Persönlichkeit, wird von den Zärtlichkeitsausbrüchen des Gastes förmlich verfolgt und erregt bereit die Eifersuct jener Dame, welche die Vertvali auf ihren Reisen als stete Begleiterin hat und mit der sie auch jeden Mittag einen Spaziergang in den Prater macht. An der ersten Vorstellung des , Hamlet" sah man in einer Loge auch­ den berühmten Operateur Professor Billroth, welcher das Spiel des Gastes mit besonderem Interesse verfolgte. Er hatte auch allen Grund dazu, denn er rannte die Dame von Züri aus, dem Orte seines frü­­heren­­ Wirkungskreises, der sich aber nicht allein auf die Anatomie des menschlichen Körpers, sondern auch auf die kritische Lenk­ung künstleri­­scher Leistungen beschränkte, zu denen der Gelehrte, der nebenbei auch eifriger Kunstoilettant war, sie gedrängt fühlte. Professor Billroth war nämlich in Zürich au ber Musikreferent eines dortigen Blattes, und die Vestoali, welche damals auf dem Z­üricher Theater als Altistin engagirt war, verfiel seinem schonungslosen Britischen Meifer. Er mag nun den Herrn Brofessor interessirt haben, die ehemalige Sängerin, die er seinerzeit in seinen Kritiken wiederholt einen westphälischen Shin­ fen, den man leider nicht loswerden künne, genannt hatte, als Schau­­spieler kennen zu lernen. Bezeichnend it übrigens für den Zauber, den das Mörtchen „von“ ausübt, hab Niemand aus der Umgebung der Beftvali, "vom Direktor bis zum Tetten Theaterarbeiter herab, ihr dieses „von“ versagt, obschon Ledermann weiß, daß ihr viefes Präpdikat gar nicht gebührt und obwohl es aus den Blättern bekannt it, daß gegenwärtig noch in Preußen ein Prozeß gegen sie wegen unbefugter Anmaßung des Apels in der Schwebe ist. Den Brozek hat si die Dame selbst an den Hals gezogen,­ indem sie in Magdeburg einen Glaqueur, den sie engagirt hatte, nachdem er in der Vorstellung­­ redlich seine Schuldigkeit gethan, die Ausbezahlung des bevungenen Honorare verweigerte. Der Claqueur klagte seine Forderung bei Gerichte und die erste Folge davon war, daßs man das Fräulein von Bertvali um den Rechtstitel auf dieses „von“ fragte. vn Noch eine doch einen Brozeß „berühmt” gewordene Künstlerin weilt gegenwärtig in Wien: die Bariser Cancanfängerin Finette, welche im Dorpheum gegenwärtig weit größere Erfolge erzielt, als ihre deutsche Kollegin. Die Finette ist eine starke Zugkraft für das Heine­theatre­­restaurant in der Nossau geworden, und stellt ihre Vorgängerinen Antoinette, Marguerite, und wie sie Alle heißen mögen, weit in den Schatten. Der Prozeß aber, der ihren Namen für alle deutschen Blätter brachte, spielte in Berlin, wo sie eines Tages einen jungen Bankier, der sie zu fi in’s Haus genommen, plößlich verließ und aus dessen Chatouille eine ansehnliche Summe mit sich nahm. Der Ber­­lasfene sagte sie wegen Diebstahl, allein Finette wurde schuldlos erz­lärt, da sie es dem Gerichte plausibel zu machen gewußt hatte, daß sie den Betrag nur als Entlohnung für „geleistete Liebe” an sich genom­­men habe. Im T­haliatheater draußen in Lerchenfeld sind für morgen Kogebue’3 „Kreuzfahrer” angekündigt. Der spekulative Unternehmer hat nicht verfehlt, das Bublitum Dur folgenden anziehenden Titel anzu­­loden: „Die Kreuzfahrer, B Volksftüd in fünf Akten mit Musil aus vem duntem­ Mittelalter.” Dazu kommen noch neun Ab­­theilungen mit je einem padenden Titel, wobei die eingemauerte Nonne und ihre Befreiung natürlich nicht vergessen sind. Gleichsam als Reklame für dieses Stück, um den Leuten die Nonne von Krakau­ wie­der in Erinnerung zu bringen, ging vor einigen Tagen ein Inserat voraus, welches der Hausbesitner und ehemalige Gemeinderath Herr Mu­ch veröffentlichte, und worin er anzeigte, daß er mit der Barbara Abryf, natürlich mit deren Einwilligung, eine „Kunstreife” anzutreten gedente. Wer die Antecedentien des Herrn Much tennt, weiß, daß es hier nur auf einen frivolen Scherz abgesehen ist, wie man sich ihn jedenfalls nur hier erlauben kann, wo fi immer Leute finden, die Alles goutiren, wenn’s nur „a Heb“ gibt. Ba

Next