Pester Lloyd, Oktober 1869 (Jahrgang 16, nr. 227-253)

1869-10-10 / nr. 235

A - Wir erfuhren unsere p. t. Abonnenten, b­elche die illustrirte Frauenzeitung „Das Haus“ für das Duartal Oktober-Dezember zu be­id­en wün­­chen, den biesfälligen Pränumerationsbetrag pr. 50 ff. bis längstens 20. Oktober I. 3. einsenden zu wollen, bi­so da ab auf diese Wochenbeilage Feine Pränumera­­tion mehr angenommen werden kann.­­­­ ehe Bet, 9. Oktober. D Die Polität unserer Opposition zeichnete sich seit Einlegung des ungarischen Ministeriums durch eine ganz außer­­ordentliche Sterilität aus. Hundertmal wiederholte Haar­­spaltereien über die Delegationen und gemeinsamen Angelegen­­heiten, liberale oder liberal sein wollende Redensarten, von Zeit zu Zeit einige „patriotische Phantasieen” , noch häufiger erbitterte Dekriminationen gegen Diejenigen, welche den Aus­­gleich zu Stande gebracht haben, — das waren die nebel­­haften Regionen, in denen sich die Männer der Linken mit besonderer Vorliebe herumtummelten. Praftische, Tomfreie Fragen haben sie sorgfältig gemieden, mit neuen, fruchtbringen­­den N Reformgebanten — wenn sie beren überhaupt gehabt haben sollten — hielten sie sorgfältig hinter dem Berge. Das war und ist unstreitig die schwache Seite unserer Opposition. Wäre auch in ihren staatsrechtlichen Ausführungen hie und da ein Körnlein Wahrheit enthalten gewesen, so hätte selbst dieses in Folge der unausgefeßten Wiederholung ohne einen Finger­­zeig für Die praktische Durchführbarkeit jedem Meenschen von einigem Geschmace lästig werden müssen. Mußten be ale einsichtvolleren Staatsbürger fühlen, daß von diesen luftigen Theorien die Nation nicht leben könne, und daß es ganz anderer Faktoren bedürfe, um die nationalen Kräfte zu erhalten und großzuziehen. Ein Zufall scheint endlich auch die Opposition zur Er­­kenntnis ihres Fehlers gebracht zu haben. Al mit der her­­einbrechenden Geldfalamität die Bankfrage auf das Tapet der Diskussion gelangte, hat die oppositionelle Presse mit sichtlicher Haft ich dieses Gegenstandes zu bemächtigen gesucht. Das war die erste, eminent praktische Frage, welche von dieser Seite mit einem sonst ungewohnten Eifer aufgegriffen wurde, mit einem Eifer, den auch wir als Tobenswerth erkennen müßten, wenn bei all den schriftlichen oder mündlichen Erörterungen, zu denen die Geld- und Bank­­frage auf oppositioneller Seite Anlaß gegeben, nicht die Ab­­sicht unzweideutig herveigetreten wäre, diese Fragen als Agi­­tationsmittel zu bewüßen und aus denselben möglichst viel Kapital gegen das gegenwärtig bestehende staatsrechtlich­­politische System herauszuschlagen. Glück­chersweise war un­­sere Geschäftswelt zu einsichtsvol, um diese Absicht nicht sofort zu merten; sie war zu nüchtern, um nicht zu erz­­ennen, bag durch das Hinüberspielen der Bankfrage auf das politische Gebiet bag akute Uebel, welches eine sofortige Abhilfe erheirschte, eher verschlimmert als verringert wer­­den müßte. Ohne der definitiven Regelung der Bant­frage, welche ja von heute auf morgen ohnehin nicht be­­wertstelligt werden könnte, irgendwie vorgreifen zu wollen, haben die maßgebendsten Kapazitäten des Bester Handelsstan­­des zunäcst die Frage in Berücksichtigung gezogen, welche Schritte unmittelbar zu thun wären, um die Kasa­­mität, wenn ichen nicht, sofort zu beheben, so doch innerhalb gewisser Grenzen zu bannen... Im Angesichte der ausgebro­­chenen Feuersbrunst haben sie nicht über die Anlage eines neuen wasserreichen Brunnens berathen, sondern sie trachteten, an dem seßigen, wenn auch unvollkommenen Brunnen die Thätigkeit der Pumpe nach Möglichkeit zu beschleunigen.. Da ihnen die Tendenz "der Nationalbank, alle ihre verfügbaren Mittel, oder mindestend den größten Theil derselben für den Wiener Pla zu konzentriren, nicht unbekannt war, kann man es nur natürlich finden, daß sie sich zunächst an das unga­­rische Ministerium wandten, um so die Nationalbank durch die Intervention der Regierung zu einer besseren Dotation der ungarischen Filialen zu bewegen. Die Pester Handelskammer hat durch ihr an das Ministerium gerichtete Memorandum nit nur den aus geschäftlichem Standpunkte einzig Forres­­ten, weil unter den gegebenen Verhältnissen allein praktisch möglichen Schritt gethan : sie hat auch indirekt eine wahrhaft­e politische That vollzogen, die für die weitere Richtung, welche die öffentliche Meinung in der Frage der Geldfalamität neh­­men sollte, von entscheidender Wirkung werden konnte — zum Theile auch bereits geworden ist. Die Peter Handelskammer hat mit dieser ihrer That den Händen der Opposition das hastig­­ ergriffene Agitationsmittel entwunden, sie hat den weentlichsten Einfluß auf die Entscheidung imieder in die Hand der Regierung zurückgeleitet und das Ministerium zu Schritten angeeifert, welche dasselbe nicht nur im Interesse des Landes, sondern auch im Interesse seiner eigenen Stellung — oder rund herausgesagt — seiner eigenen P­opula­­rität längst aug von selbst Hätte thun sollen. Ministerium das korporative Auftreten des Peter Handels­­standes, welches ihm ja angesichts der Nationalbank einen in hohem Grade erwünschten Rückhalt bieten mußte, nicht mit Freuden begrüßen werde, um den Wiener Geldmächten gegen­­über mit verdoppelter Energie handeln zu können ? Und das energische Einschreiten der ungarischen Regierung einmal vor­­ausgehet, war es ganz und gar unmöglich, anzunehmen, daß dasselbe nicht bedeutende Folgen nach sich ziehen sollte. Selbst wenn sich unsere Regierung auf gar kein formelles Recht hätte slüten können, selbst wenn sie gegenüber der Bank­ ein­­zig und allein politische Mittel anzuwenden in der Lage gew­esen wäre: selbst dann war es evident, daß «s der Na­­tionalbant kaum möglich sein wirde, bei jener unerhörten Ungerechtigkeit zu verharren, wonach sie in den Zügen der Bedrängniß ihre ganze Kraft zur Deckung der Bedürfnisse der cisleithanischen Plage verwandte, während sie den Handel und die A Industrie Pest-Ofens und Ungarns überhaupt den ver­­hängnißvollen Konsequenzen der am Ende doch vorzugssmeise der anderwärtigen Schwindel hervorgerufenen Kalamität preisgab. Es war doch undenkbar, daß jenes Institut, wel­­ches durch seine privilegirte Stellung eine fast unbeschränkte Macht über das Kredit­ und Geldwesen der Monarchie ausübt, fi den Anforderungen der Gerechtigkeit gänzlich verschließen sollte, wenn ihm seine Pflichten von der Regierung in nachbrüch­licher Weise und mit Androhung bei dem ungarischen Ministe­­rium denn doch zur Verfügung stehenden Repressalien zu Gemü­he geführt würden. Die ungarische Regierung ist überdies glückkicher­­­weise der Nationalbank gegenüber nicht blos auf diese politischen Mittel angew­iesen. In jenem Abkommen, welches von dem ungarischen Finanzministerium im Herbste des vorigen Jahres abgeschlossen wurde, hat sich die ungarische Regierung das Recht vorbehalten, die Errichtung von Filialen der National­­bank­ in Ungarn überall fordern zu können, wo ihr dies nöthig erscheint; es wurde ihr das Recht eingeräumt, — und das ist im vorliegenden Falle das Wesentlichste — die Er­­höhung der Dotation dieser Filialen zu fordern, wenn es die Ant­ressen des Handels und der Industrie erh­öfhen. Die ungarische Regierung hatte also nur von diesem Rechte den möglichst ausgiebigen Gebrauch zu machen und man badste, sie werde — imein schon nicht proprio motu, doch minder­stens auf die leiseste Mahnung — in dieser Beziehung gewiß ihre­­ Schuldigkeit thun; die entgegengefegte Annahme, die An­­nahme, das Ministerium werde nicht nur das nicht thun, was man von ihm erwartet, sondern es werde überhaupt gar nichts thun , wäre eine schwere Beleidigung gegen die Regie­rung getveten. Nun sind aber seit der Ueberreichung des Memoran­­dums der Peiter Handelskammer nahezu vierzehn Tage bet­­troffen und das M­inisterium hat noch immer kein einziges von jenen Mitteln in Anwendung gebracht, welche ihm zu Gebote stehen. CS hat figg während des allgemeinen Sturmes auf die Bank mit der Rolle des Zuschauers begnügt. 8 hat nichts gethan, um die beispiellose Ungerechtigkeit, welche die Nationalbank gegen unser Land täglich begeht, zu beseitigen. Die Geldflemme hat glückicherweise etwas nachgelassen, dem Mini­­sterium gebührt aber wahrlich nicht das mindeste Verdienst dafür, Daß es so gekommen ist. Ya, die Herren Minister haben es nicht einmal vor Mühe werth erachtet, sich auch nur vorzählig Hier zusammenzufinden und mindestens ihren guten Willen, ihren Eifer für die Sache fund zu geben . So hat benn — mit Bedauern sprechen wir e8 aus — so hat denn das Ministerium die beste Gelegenheit, sich um die materiellen Unt­ressen des Landes verdient zu machen, unbe­nügt vorübergehen lassen ; «8 hat seinen Freunden die trau­­rigste Enttäuschung, seinen Feinden die beste Handhabe zu neuen Angriffen geliefert. Man könnte er­widern, die Bemü­hungen des Ministeriums hätten ohnehin nicht die gewünschten Folgen gehabt, die Natio­­nalbank hätte am Ende doch WBlittel und Wege gefunden , die­­ höhere Dotirung ihrer Filialen so Lange zu verzögern, bis eine solche Dotation unnöthig geworden wäre. Diese Einwendung entschuldigt aber, selbst wenn sie gegründet wäre, die Unterlas­­sungsfünde des M­inisteriums nicht im Meindesten. Denn selbst den höchst un­wahrscheinlichen Fall vorausgefeßt, dag seine Be­mühungen ohne praktische Folgen bleiben, war­ es nicht8berto­­weniger seine Pflicht, dem Lande zu zeigen, bag es mit aller Sorgfalt über die materiellen­ Interessen der Nation mache, daß e­s was sich bei einem „aristokratischen” Ministerium (wie man das unfrige nennt) leider nicht von selbst versteht — menigstend das gehörige V­erständniß für die Bedeutung dieser Ant­ressen hefie. Hätte man si d­a­vo­n überzeugt, dann würde sich die Ansignation im alle eines Meißerfolges einzig und allein gegen die Nationalbank gewendet haben, und die Negie­­rung hätte mindestens das beruhigende Bewußtsein gehabt, ihre Schuldigkeit gethan zu haben. Es mag fein, daß manche hohe Herren auf dieses Be­wußtsein Fein großes Gewicht legen, wir unsererseits sind nicht Dieser Ansicht, denn wir wissen wohl, daß in der Politik auch die moralischen Faktoren eine große Rolle spielen. Das „trop tard" aber gilt nicht nur für Sou­­veräne, sondern auch für Regierungen, und es gibt seine schlech­­tere Politik, als die: dasjenige, was geschehen kann und muß, erst dann zu thun, wenn Cinem bereit. Niemand mehr Dant dafür weiß. . Welt, 9. Oktober. N Auf die Regierungen Spaniens , gleichviel welcher Parteifärbung, scheint sich wirklich immer und unter allen Umständen das geflügelte Wort Bismarc’8 anwenden zu lassen: „er lügt wie telegraphirt".­­ Die staatöstreichluftigen Minister abella’8 pflegten bei jedem der vielen Aufstände, die sie provocirten, immer Tag für Tag durch den elektrischen­ Draht der Welt zu melden, daß die Sinfurgenten „vernichtet sein — welch’ geistreiches Spiel sie, der Megel nach, so lange fortjegten, bis der Führer des siegreichen Pronuncial mento’3 seinen Triumpheinzug in Madrid hielt. Aber das der Regent des von den Bourbonen befreiten Landes nichts Besseres zu thun weiß, als dies trostlose Beispiel zu Fopiren : das spricht kaum zu Gunsten der derzeitigen Machthaber in Spanien. Da werden einerseits aus Arragonien vollständige Treffen mit den Republikanern signalisirt, wobei diese nicht weniger als 80­0 Tädte, 300 Verwun­dete und viele Gefangene in einer einzigen Affaire verloren haben sollen. Dann hören wir gleich darauf, dag der Aufstand als „besiegt" an­zusehen sei und mag die Republikaner an in Andalusien und Catalonien vollständig geschlagen sind. Solche Märchen wer­­den in die Welt gesandt in dem Momente, wo andererseits Regierung und Cortes, von einer ja­panischen Furcht ergriffen, als fü­nde Hannibal vor den Thoren, zu den terroristischeiten Mairegeln greifen und alle Errungenschaften der September- Revolution in die Pfanne hauen, weil sie angeblich nur durch eine eiserne Diktatur der republikanischen Schilderhebungen Herr werden können. Wie reimt sich das zusammen? Wenn ein Parlament, wie einst der Konvent, auf Wunsch der Re­­gierung Deputirte aus seiner Mitte als Kommissäre mit außerordentlichen Vollmachten in die Provinzen entsendet. Da­mit sie dort den Exekutivbehörden in der Wiederherstellung der Ordnung zur Seite stehen, wem will man dann hoffen das absurde Telegramm weiß zu machen, daß dabei die Trup­­pensendungen nach Kuba ununterbrochen und ungestört ihren Fortgang nehmen ? Ya, sprächen die Gewalthaber in Madrid die Wahr­­heit , sie wären so viel verächtlicher, als sie es durch ihre offenfindige Lüge werden. Man diente sich einen Augenblick, der Telegraph spräche die Wahrheit. Dann würden also die­­selben Männer, die vor Traum zwölf Monaten in dem Mani­feste von Cabix ihrer glühenden Freiheitsliebe enthusiastischen Auspruch verliehen, nach Besiegung der Meuterei, mithin im tiefsten Frieden und ohne jede Äußere Nä­higung, Gewalt­­maßregeln, von denen Castelar mit allem Mechte sagen konnte, sie überträfen Alles, was Narvaez und Gesinnungsgenossen jemals an reaktionären Helventhaten geleistet, aus bloßem Uebermuthe und aus reiner Luft an der Contrerevolution getroffen haben. Ihre verhältnismäßige Ehrenrettung könnte also immer nur darin liegen, daß die Regierungspeperchen über die Nieder­wer­­fung der Republikaner folontale Lügen sind. Alte verfassungsmäßigen Freiheiten brevi manu suspendirt, alle Klubs in der Hauptstadt und den Provinzen an einem Tage geschlossen, Regierungskommis­­sarien aus dem Schafe der Corte ernannt, mit offizieller Beimischung der Exekutive und der Legislative : das sind denn doch Haupt- und Staatsaktionen, die mit den Suntamental­­prinzipien nicht nur der Septemberrevolution, sondern auch des elementarsten Konstitutionalismus im biametralsten Widerspruche stehen. Zu rechtfertigen oder auch bloß zu entschuldigen wäre ein solcher Gemaltstreich nur nach Art der römischen Diktatur, wenn die Konsuln den Befehl erhielten, zuzusehen, daß das Gemein­wesen keinen Schaden nehme, — wie Sardinien 1859 für­ die Dauer des Krieges seine Verfassung suspendirte ; wie der Konvent in Frankreich die Freiheit in Belagerungszustand er­­härte, um die Sache der Revolution zu retten ; wie auch die Cortes von 1820 trafanische Ausnahmsgefege erliegen, um sich selber und die Freiheiten Spaniens gegen die Itriguen der Pfaffen und der Hoffamarilla zu fehtigen. Hier aber macht sie nun so recht zum Berberben des Lan­­des und der Revolution die unselige Zivilterstellung geltend, in der Spanien seit einem Jahre verharrt. Der Konvent, wie die Corte von 1820 hatten eine Elie Situation vor sich, die Jedermann begriff. Die Republik schlug­­ sich gegen die bewaffnete Invasion ; die Konstitutionellen rangen mit den Glaubensbanden Navarra’d um die Herscaft. So standen die Dinge auch im Sommer dieses Jahres, als der Herzog von Madrid seinen Putsch versuchte,­ und sein Ver­­ständiger hat daher den Cortes einen Vorwurf daraus ge­macht, daß sie gegen Carlisten und Sfabellino’8 _ die Vorkeh­­rungen von 1821 erneuerten, obschon die Anwendung­­ derselben bie und da unmürbig barbarisch war.­ Heute aber handelt es es darum, Schreden in das Lager der Republikaner zu jagen, und wenn wir nun auch volk­ommen begreifen, daß anderstwo — sagen wir in Belgien oder in England — ohne Schädi­­gung der Freiheit ein republitanischer Aufstand im Namen einer konstitutionellen Dynastie niedergeschlagen werden kann, so stehen die Dinge in Spanien denn doch ganz anders. Die republikanische Partei unter Suspendirung aller verfassungs­­mäßigen Rechte bekämpfen, das heißt in Spanien nichts mehr und nichts weniger, als der Gegenrevolution eine breite Wasse öffnen. Ober meint man im Ernste, tag außer den prinzip­­iellen Reaktionären irgend jemand in Spanien sich dafür erwärmen kann, wenn in einem Lande, bag seit einem Sabre der Republitanismus im Spanien sei eine konstitutionelle Monarchie ? Mit unerhörte Leichtfertigkeit haben die Cortes die Mahnung Castelar’s, das sie nicht berechtigt seien, die Rechte des Volkes­­ preißzugeben, unter der ebenso absurden wie hochtrabenden Berufung auf ihre Omnipotenz zurückgewiesen : seitdem sind sie Prim _gegen­­über genau in derselben Lage, wie Die Affembide Legislatif Louis Napoleon gegenüber , nachdem sie das allgemeine Stimmrecht abgeschafft und alle erdenklichen Knebelbille votirt hatte — und wir fürchten, der Ausgang wird auch ein ganz ähn­­licher sein. Daß die Coktes,nachden­ sie der Regierung ihren­ mo­­ralischen Beistand zur Niederwerfungdcrepublikaner ge­­liehen,gerade so haltlos in der Luft schweben,wie die Herrets im Palais Bourbon 1851, nachdem sie so freundlich ge­wesen waren, dem Prinz Präsidenten bdiesen guten Dienst zu leisten, das wird doch wohl weiter seines Beweises bedürfen. Prim aber hat die Ordre zum Staatsstreich aus Paris mitgenommen — daß ist unsere feste Ueberzeugung. Die Worte, die der Kaiser ihm soeben in St. Cloud mit auf die Reise gegeben: „Laffen Sie Montm­enster Fallen und bereitenen Sie die Republik!" Laffen Keinen anderen Ausweg zu. Und gehorsam der erhaltenen Consigne hat der Marquis von Mens, kaum daß er in Madrid wieder angelangt, den Republikanern in so­ brutaler Weise von Fehdehandschuh Hinz geworfen, daß er sie zwang, aus den Cortes zu­ treten und den Kam­pf vom parlamentarischen Felde auf ein anderes Ter­­rain zu verlegen. So wird, denn der entscheidende Moment kaum mehr lange auf sich wa­ten lassen. Geht Alles nach Napoleon’s und des Marshal’s’ Wunsch, so dürfte der Prinz von Asturien bald aus dem Blute des spanischen Volkes eine Krone aufheben, deren Vormundschaft einstweilen dem General Prim zufiele. Aber wird die spanische Armee genug Mangel an Ehrgefühl befigen, um ihre Landsleute auf Befehl aus Paris zu dezembrisiren , und hat das spanische Bolt Luft, nicht nur die Abfegung der Bourbonen zurückzunehmen, son­­dern die ganze Periode mit der unmündigen Arabella, Espar­­tero als D Vormund und der reaktionären Königin-Mutter Christine als Nachgeberin hinter den Coulifsen noch einmal durchzumachen — — — nur daß an Stelle fabellens deren Sohn träte, Prim die Rolle des Siegesherzogs spielte, und Isabella, statt ihrer Mutter, der Negierung des Prinzen von Asturien die Nachschläge der Sesuiten und Nonnen foufflivte 2­­«« Generalversammluntgdchestet Stadti repräsentasiz. Pckst,9.Oktober.Die h­eutige Sitzung des städtischen sieprä­­sentantenköwers wurde durch den Oberbür­ger 11­eister Gampeklinik der Authentikatiokk destotokolls über die jüngste Sitzung eröffnet. Ueber den Verlauf der heutigen Berath­ung berichten wir Folgendes:" Repräsentant Johann Buch­art hebt in einer schriftlichen Eingabe hervor,daß die in z vorigen­ Jahre zusamm­engestellten Ge­schwornenlistenhöchstIngl),1·elhaftsc1es1,indem kaum ein Zehntheil der zu Geschwornenqualisztätanürger von Pest eingetra­­gen wurde,welcher Umstand den Nachtheil habe,daß die eingetragenen Geschwornen allzu oft vom Schwurgerichte in AnfprItc­enommen werden,während sich die Mehrheitbechvölkerung der Geschwornen­­p­flicht gänzlich entzieht.­Burian beantragt,für das nächste Jahr eine neue Geschwornenliste anzufertigen und alle vom Gesetze hinzu berufenen Bürger einzutragen,zu welchem Ende die Konskription der GeschwornenIe früher vorzunehmen wäre. Dem­ Antragegemeiß wird die neue Inskription angeordnet und zu diesem Ende führte den Stadttheil eine Konskriptionskommission wie folgt bestellt:für meh­nere Stadt:Kaera­rady(Präses), Stephan»Staffenberger,Ignaz Perger,Martin Bayer,Anton Wimmer,­­Georg K«lenovics,­3slor.Simon.—Für die Leopoldstadt: Gustav Fuchs(Präses),Rudolph Fuchs,J­­hann Luczenbacher,Joseph Gießriegl sen.,Eduard Loisch,Georg Szaceusk­1),Joseph Preußner, Alexander Haris,J­ohann Burian.—Für die Theresi­enstadt: Enterich Brliczay(Präses),Georg Schinn­er,Ferd.Halbauer,Georg Schmidtlechnek,Joh.Ludwig,Ea-l Zettner,Saktiuel Batizfalvi,Math. Kar.­Für die Josephstadt:Georg Sztupa(Präses),Niich. Gschwindt,Josefhorthk,Kotist.Rökk,BUTsch Farkassen.,Franz Radocsay,Georg Gerstenbrein,Heinrich Meråriyi,Joh.Schuster.—— Für die­ Fran­zstadt:Stephanxll­orecz(Prüfes),Thomas Petrinyi, Karl Kiss,Paul Gönczy,Kaspar Horvvd­­,Fr­anz Blahunka,Mathias Kollis-Die Kouskoipnon der Geschwornekt muß bis Ende November vollzogen sein, wornach die Zusammenstellung der Dienstlisten nach der im Gefäße vorgesehenen Weise erfolgt. · Die als erste Nummer auf der Tagesordnung stehende Voklage überz·wecke·ntsprechende Renderungen im Medicanismus der Administra­­tion ist,·wie bekannt,ein sehr ausführliches weitläufiges Elaborat,und wurde die Bekathung desselben daher einer außerordentlichen General­­versammlung vorbehalten.Diese Generalversammlung findet nächsten Samstag,16.d.,­statt,und­ geht derselbe11aanreitag eine Konfe­­renz vor. « Bei dem­ Baue der städtischen Clementarschule inder­sterT­sts­asse wurden die präliminirten Koste überschritten­,deren Passirung nun angesucht wird.Da nach der eingeleiteten­ Untersuchung die Mel­ r­­auslagen durchaus nothwen­dig waren,bewilligt die GeneraliBersanxisi­­lung dieselben nach dem Antrage der Wirthschaftskommission und des Magistrats. Ueber das Projekt,an Stelle des abgebrannten Stadttheaters ein neues Nathhaus zu­ bauen und, insofern als der Bauplan zu be­­schränkt ist, die Redoutensäle mit dem neuen Nathhause in Verbindung zu bringen, haben wir­ vor Kurzem berichtet und mitgetheilt, daß der Magistrat sich gegen dieses Brojekt erkläre, indem durch den Neubau in der Leopoldgasse, an Stelle des sogenannten alten Bräuhauses, für die städtischen Aemter genügende Motalitäten gewonnen werden. Havas bemerkt, daß die Negierung der Stadt das Gericht und die Polizei ohnehin abnehmen werde, und was­für die außerhalb des Stadthauses untergebrachten Hilfsämter vorgesorgt sei, weshalb der Bau eines neuen Rathhauses vorläufig durch nichts gerechtfertigt wäre. Nedner empfiehlt die Annahme des Magistratsantrages, melde an Bee ee eg­ee a­n Wiener Briefe. — 8. Oktober. C. H. „Das Sparkassabüchel und die Aktie”, das wäre so recht der Titel für ein Mährchen in dem Genre, wie sie der Däne Andersen so meisterhaft zu erzählen weiß. Draußen in der Gesindestube in dem hohen schwarzen Koffer, neben unechtem bronzenen Geschmeide das Sparkasfabüdel der Dienstmagd, und drinnen im Schlafzimmer der Höreschaft in der feuerfesten und einbruchsicheren Kaffa, neben rostbaren Pretiosen, die stolze, mit allerlei Emblemen in Gold, Roth und andern prunfenden Farben bedruhte Attie. Andersen mwäre wohl der Dichter dazu, um den bescheidenen Insassen des Koffers, wie die hochmüthige Bewohnerin der „Zeuerfesten” zu Helden einer spannenden Erzählung zu machen, in der schließlich das gedemüthigte Sparkassabüchel den Sieg über die stolze ktie davonträgt. Und mit volem Rechte könnte er auf vieles Mähren, wie er es bei je manchen feiner and­rn thut, mit den Worten schließen : „Und das ist eine wahre Geschichtel, denn sie hat si wirklich zugetragen. Die Wiener Sparkassa feierte in dieser Woche ihr fünfzigjähriges Jubiläum, und Medaillen wurden auf den Sieg des armen Spartasiabüchels geprägt, ein Tedeum in der Kirche feierte denselben und ihm zu Ehren versammelten sich die Würdenträger des Reiches und die angesehensten Bürger der Stadt an reich gerechten Tafeln zu einem prachtvollen Bankett. Und da wäre ich denn auch bei dem Bankette, von welchem ich­ eigentlich sprechen will. Nicht von all den Herrichkeiten, die da geboten wurden, . Sie haben das Alles schon am nächsten Tage ausführlich in allen biesigen Blättern zu lesen bekommen. Auch nicht von den Toasten, die da ausgebracht, noch von den Reden, die da gehalten wurden, nicht einmal von jener unseres Ministers des Innern, der den Reporter eines Wiener Blattes so sehr zu begeistern wußte, daß er Dr. Gistra „den Mann mit dem Prophetenantlik und dem Seherauge” nannte, ein Ausspruch, der einen Börsianer zu der nicht unrichtigen Bemerkung veranlaßte: „Wenn ich hätt’ ein Seherauge, wüßte ich immer, wie in der nächsten Stunde die Kurse stehen, und dann wäre ich sein Minister, sondern ein Millionär.” Ich will blos von der Physiognomie des Ban­kettes sprechen, die, ich fonstative das mit Freuden, eine rein bürgerliche war, wie dies schon daraus hervorgeht, daß man, ein seltener Fall bei ähnlichen Anlässen, nicht eine einzige Uniform zu sehen bekam. Und dem zufolge ging es auch nicht so gespreizt und gespannt her, wie es bei sonstigen­ offiziellen Banketten der Fall zu sein pflegt, man war, da sich die wenigen Honoratioren an einem Tische zusammengethan hatten, so recht eigentlich unter sich und gab si den ungewohnten Tafelgewosfen mit einer fast naiven Empfänglichkeit hin. War das beispielsweise nicht rührend anzusehen, wie Dieter oder Jener von den Gästen bei jedem Gange, der aufgetragen ward, auf dem Menu bei der betreffenden Speise gewissenhaft ein Bleistift freicheb­en machte, tateffen entgehe. Und mit welcher Gläubigkeit jener Gaft, dem der Geruch einer Fischsauce nicht recht geheuer vorsam, die Bemerkung seines Nachbars hinnahm, daß was der wahre haut goüt sei, und so und nicht anders ziehen müsse, und wie er sich, dann die bedenkliche Sauce vortrefflich schmeden ließ! Und erst als die Zigarren kamen, die obligaten Bankettzigarren! hatten die Obmänner an den Tischen ihr Liebes Kreuz damit! An jedem Tische sah nämlich als Obmann und Repräsentant der Wirthin Sparlaffa ein Direktionsmitglied der­­silben und er bekam für so viel Gäste, als er an seinem Tische hatte, eben so viele zierliche Täfchen mit je drei Stüd erquisiten Zigarren. Aber wo waren die Täfc­hen, als es zum Bertheilen Fam! Selbst der berühmte Sträußchenhut Döbler’s wäre da in wenigen Gefunden er­­schöpft gemessen... . « Der Montag dieser Woche hat es wieder bewiesen,wie leicht­­lebig und sorglos das Wiener Völkchen ist.Draußen im Kursale des Stadtparkes ein frohes gemüthliches Banket und zur selben Zeit im Herzen der innern Stadttiefste Gährung-Ansammlung an drohenden Massen, Aufgebot von Polizei und Militär, Vorzeichen einer Emeute. Der Bäderrummel war los. Die Gesellen haben sich indes mit dem Resultate der an diesem Nachmittag stattgehabten Meisterversammlung zufrieden gegeben, indem ihnen Alle bewilligt wurde; das Meiste worderhand im P­rinzipe. Gemeiß it es aber, daß es keinesfall so weit gekommen wäre, wenn die Meister ihren Gehilfen gler anfangs mit jener Des­reitwilligkeit entgegengekommen wären, die ihnen später von maßge­­bender Seite so zu sagen aufgezwungen wurde. Namentlich schuld­bar ran, daß die Angelegenheit eine so drohende Gestaltung bekam, trägt der Vorstand der Genossenschaft, welcher den Forderungen der Arbeiter das starre mon possumus des Zunftzopfes entgegenstellte und durch seine unzeitgemäßen Bemerkungen, die er in der ersten Meisterfiung über die Arbeiterbewegung fallen leg, viel zur Verbitterung der Ger­müther beitrug. Indes haben er Magistrat und Polizei diplomati­­sirend in’3 Mittel gelegt und die Gehilfen haben, wie gesagt, Alles im Prinzipe bewilligt erhalten. 63 ist das ein bei ung beliebte und bemwährtes Wort, dieses „im Prinzipe”, das die Genossenschaft von unserer Legislative und von unserem Gemeinderathe gelernt haben mag. Der Gemeinderath faßt seine meisten Besschlüsse vorläufig „im P­rinzipe”, der Reichsrath votirt Gefehe, welche die kaiserliche Sanktion erhalten, aber sie bestehen vorläufig „im Prinzipe”. Wie lange noch wurden beispielsweise, nachdem das Gefeh wegen Einführung der Schwurgerichte in Preßfahen die allerhöchste Sanktion erhalten hatte, Journalisten von den früheren Senaten abgeurtheilt, denn das Gejeb bestand erst „im Prinzip“. Sekt eben sch machten die legten Opfer­bie­­se „Brinzipg“ hinter Schloß und Riegel in den Arresten des „E. T. Landesgerichtes". Mögen sie auch wirklich die sekten Opfer dieser Art bleiben !­­ Nun, wir werden sehen, wie­ an nicht spotten Laffen, und in den vier Preßprozessen, welche hier von ihnen durchgeführt wurden, endeten drei mit einer­­ Verurtheilung, während der Angeklagte des vierten Prozesses sich dem Schuldigspruche nur dadurch entzog, daß er noch im Laufe der Verhandlung sich mit dem Kläger in gütlichem Wege abfand, fie die zweite Session anlasfen wird, die eben jegt bevorsteht und zu der die Auslosung der Geschwornen am lebten Montag — Sie sehen, dieser Montag war ein ereignißreicher Tag für Wien — stattgefunden hat. Ich weiß nicht, wer bei dieser Verlosung als offizieller Waffen­­m­abe fungirt hat, so viel ist aber gewiß, daß er diesmal dem blinden Bufalle seine Hand zu einem der so feften Streiche geliehen hat, die je viefer Lenker unserer Lebensshidsale gespielt haben mag. Unter den ausgelosten Gefirmwornen befindet sich nämlich Herr Mathias Santa, E. E. Boffzeirath in Bension. Janota! Wel dem älteren Wiener Journalisten geht nicht bei Nennung dieses Namens ein Schauder dur­ alle Glieder? Der Mann, der unter Metternich Zensor war, um dann unter Bag, Schmerling und Bel­revi als hervorragendes und thätig­­stes Werkzeug bei den so sehr beliebten Preßmaßregelungen zu dienen, soll nun auf der Bank der ihm so verhaßt ge­wesenen Geschwornen fisen, deren Erwähnung in einem DBlatte nur genügte, um seinen Rothstift unbarmherzig walten­ zu lassen. Ob er nicht selbst zu dieser grausigen Ironie des Zufall gelacht haben mag ? Das waren traurige Reiten, als er no an der Spite des polizeilichen Preßbureaus stand. Wie oft wurden ganze Auflagen eines Blattes wegen der geringsten Bagatellen konfiszirt. Einmal z. B. weil es die wahre Notiz ge­­bracht hatte, daß der damals allmächtige Graf Grünne am Franz So­­sesz-Quai ein Kind überfahren hatte; ein anderes Mal wegen der Mel­dung, daß Erzherzog Albrecht da oder dorthin abgereist sei. Der Erz­­herzog war wirklich abgereift, aber zu einer Inspizirung, und deßhalb sollten die Journale davon schweigen, damit der­­ Truppenkörper, dem die Inspizirung galt, von der Ankunft des Erzherzogs überrascht werde. Die betreffenden Kommandanten brauchten damals wahrlich die Jour­­nale nicht, um sich von solchen Musterungen nit überraschen zu lassen. Einmal wieder verfiel die ganze Auflage eines Blattes der Stampfe, weil er eine Notiz über die schlechte Pflasterung in irgend einer Straße der Stadt gebracht hatte. Auch der Magistrat war eine Behörde und als solche heilig und unantastbar. Ich könnte no mehr solche Fälle aus dem Sanota’schen Regime anführen, body mögen diese wenigen, die er aus meiner journalistischen Praxis mit augenblicklich ins Gedächt­­niß drängen, genügen. Andeß muß man dem Manne insoferne Gerechtigkeit widerfahren offen, al man zugestehen muß, daß er seine Maßregeln nir aus eigenem Antriebe traf, und nur, wie erwähnt, Werkzeug war, freilich ein allzu williges, allzu scharfes. Mitunter brachte ihn seine allzugroße Bereitwilligkeit auch in gar arge Verlegenheiten. Eines Tages erschien und ihm sein Leid zu klagen, in einem Wiener Blatte ein Feuilleton mit einer Causerie, welche einen General der E. E. Armee unliebsam berührte. Was von dem General erzählt wurde, entsprach zwar der Wahrheit, aber dieser Umstand war es eben, der ihn ärgerte, denn wäre es unmahr ge­wesen, so hätte er si nst darum gekümmert. Der Herr General hatte ‚demnach nichts Eiligeres zu thun, als zu dem damals allmächtigen Polizeichef zu Laufen Darauf­hin gelangt an den Polizeirath YJanota der gemessene Auftrag, gegen das Journal sowohl wie gegen den Berraffer des fraglichen Feuilletons das strafgerichtliche Verfahren einzuleiten und mit unnachsichtiger Strenge vorzugehen. SYanota han­­delt seiner Ordre gemäß, es wird die Voruntersuchung gepflogen, Ber­­höre werden vorgenommen, die Staatsanwaltschaft wird in Bewegung gelöst, kurz, der ganze große Apparat zur Vornahme einer Schlußver­­handlung ist in Thätigkeit. Mittlerweile hat der Polizeichef in einem Salon, den er besuchte, erfahren, daß der inkriminirte Feuilletonist in eben vemselben Salon die Dinge gehört hatte, welche er von dem Ge­­neral erzählte. CS war leicht vorauszusehen, daß der Journalist, da es um seine Haut ging, si sein Blatt vor den Mund nehmen und seine Quelle vor den Richtern namhaft machen werde, fchehen, und der Polizeichef war ein Mann, wer sich in solchen Fällen zu helfen wußte. Als die­­ Voruntersuchung abgeschlossen, und die Affaire so weit gediehen war, gab es sich nur um die Ausschreibung der Schlußverhandlung handelte, erschien Janota vor seinem­ Chef, um demselben über das bisher Geschehene Bericht zu erstatten. Dieser runter­, blag) ihn aber gleich nach den ersten Säßen mit von barsch und energisch gesprogenen Worten: „Wie können Sie gegen ein Journal eine Unter­­suchung einleiten, daß in so intimen Beziehungen zu den vornehmen Kreisen Wiens steht?” Der Polizeirath war so paff, daf es ihm nicht einmal einfiel, seinem Chef die Einwendung zu machen, daß er ja eben von ihm den Auftrag zur Einleitung dieser Untersuchung­ erhalten hatte. Daß der Prozeß sofort niedergeschlagen wurde, versteht sich von Selbst. Mit demselben Chef hatte Boltzeirath Janota eine andere unan­­genehme Szene. Der Herr Chef wollte nämlich einer Dame, für die er sich außerordentlich interessirte, ein besonderes Benefize zumenden, und so kam er auf den Gedanken, dieselbe in das Polizeiregister als ge­­heime Agentin mit dem jährlichen Bezuge von 3000 fl. eintragen zu lassen. Der Alt mußte im amtlichen Wege der Sanota’3 Hände gehen und dieser wollte die neue Agentin kennen lernen. Er schrieb weshalb an die Dame ein höfliches Briefchen mit der Bitte, daß sie ihn in seinem Bureau besuchen möge. Die Dame erschien aber nicht, sondern zeigte die Einladung, die sie erhalten hatte, ihrem Befchner. Dieser seh bei andern Vormittags­herrn Janota vor sich kommen, dem er wegen des Schrittes, den er gethan, eine derbe Nase ertheilte „ber,“ versuchte der Zurechtgewiesene sich zu entschuldigen, „Exzellenz willen, daß die Summen doch meine Hand gehen und ich mus mich “ “ Das durfte nicht ges ; '

Next