Pester Lloyd, September 1871 (Jahrgang 18, nr. 203-227)
1871-09-12 / nr. 211
— Und zeh aibt e8 mit biesem verderblichen Feier spielen,. Stunde die Verhältnisse man biefen tot berühren, fegen. Und dann das Feuer seheuen‘. = Heute Mittag, auch bei uns politische Kinder, die Zum Gode sind zur beschaffen, hab indem man ihrer öffentlich und strafend erwähnt, sehen eo ipso auf die Singer geklopft hat. € 8 befigen nämlich diese unsere „Schreckensfinder‘‘ genuug Ehrgefühl, um mit Dingen, welche die Staatsintegriallzu lange fortzuhak „gebrannte Kinder bei und noch derart „‚enfants terribles‘, einen tt unzeitigen Spaß nicht es ja bekannt, « ‚Zufriedenheit verlaufen. Bet, 11. September. (7.) Much die zweite Kofferbegegnung war. Sie ist, gleich der ersten, vom Anfange bis zum Ende zur allgemeinen Die Bande der Bluts- und Wahlverwandtschaft einer traditionellen Freundschaft, welche Durch die erfchlitternden Ereignisse vom Jahre 1866 zwischen Franz Joseph und Wilhelm gelöst, ja fchter gänzlich zerrissen wurden, sind man wieder neu und fester geknüpft worden, denn jedei die Negierungsform noch so konstitutionell und der souveräne Wille des Staatsoberhauptes mit noch so hohen und vielfältigen Schranken umgeben, so behalten die persönlichen Empfindungen und Anschauungen desselben — namentlich in einer Monarchie — immerhin einen nicht zu unterschägenden Einfluß auf den Gang der Saatsgeschäfte, zumal insoferne diese sich auf Krieg und Frieden beziehen. Demgemäß ist dem freundschaftlichen, ja geradezu inniglichen Einvernehmen, welches die beiden Majestäten in Salzburg offen und feierlich befundeten, ein sehr hoher Werth, eine gewichtige Bedeutung für die dauernde Erhaltung des europäischen Friedens nicht abzusprechen, wie denn auch fünstliche Organe der öffentlichen Meinung in Oesterreich-Ungarn und in Deutschland einander förmlich überbieten in Lob und Preis, ob des Ergebnisses der Kaiserbegegnungen. Dieselbe Sonne des Friedens und der Freundschaft, welche — man kann es sehen fagn — der Aussöhnung der beiden Kaiser leuchtete, strahlte auch in die Konferenzen der beiderseitigen Reichskanzler hinein. Fürst Bismarc und Graf Beust haben sich lange und unummunden gegeneinander ausgesprochen und sind bezüglich aller Punkte, welche als unsere Monarchie und Deutschland gleichmäßig berührend anerkannt wurden, zu einer vollständigen Gleichheit der An fdienungen gelangt , zu einer so volständigen Gleichheit, Daß “eine Schriftliche Abmachung, eine Paraphirung der identischen Aussichten gänzlich überflüssig wurde. Die Anwesenheit der Ministerprosidenten von Ungarn und von Oesterreich, die Zustimmung, welche sie ihrerseits der strenge nach der von den Delegationen vorgezeichneten Nichtfehler gehaltenen Politik des Grafen Benft ertheilten, verleiht den mündlichen Abmachungen der beiden Kanzler eine weit größere Fertigkeit und Haltbarkeit,als alle papierenen Bindemittel dies vermocht hätten. Auch die auswärtigen Mächte haben das in seinem Atome aggressive, vielmehr auch und durch friedliche und falmirende Wesen der Gastein-Salzburger Konferenzen vollauf gewürdigt. Von Italien wissen wir bereits, daß es das regite Berlangen befundete, in die Friedensliga eintreten zu dürfen. Was Rußland betrifft, so hatte Fürst Bismarc die Ermächtigung von Seite dieser Macht die Erklärung abzugeben, daß sie die Sache mit Vertrauen und Befriedigung begrüße. England mit seinem, dem Frieden geradezu fanatisch Haldigenden,Kabinet Gladstone kann ein freundschaftliches Einvernehmen, welches eine fostbare Garantie des europäischen Friedens zu Bilden berufen ist, nur gerne sehen. Die Türkei. Die aus der Entente der mächtigen Nachbarstaaten Nußlands am unnmittelbarsten Nuten ziehen muß, kann über das Zustandekommen derselben nur Höchlich erfreut sein. Tas empfich, Frankreich betrifft, von welchem man durchaus annehmen wollte, es erbliche in der befestigten Freundschaft zwischen Deutschland und Desterreich-Ungarn einen gegen seine Niptrationen gerichteten Schachzug, so liegt uns aus bewährter Quelle eine Meldung ‘dar, der zufolge Thierd geäußert habe: ihn hätten selbst schriftliche Abmachhungen nicht beunruhigt, sobald der eine vertragschließende Theil Oesterreich-Ungarn heiße. Zhierd und ganz Frankreich wissen es gut, daß in diesem Reiche die Sympathien für die edle französische Nation nicht ausgestorben sind, daß vielmehr die überwiegende Menjorität der Bevölkerung ihre Negenerationsbestrebungen mit aufrichtiger Theilnahme und mit den besten Wünschen verfolgt. Es fan daher unmöglich in dem SAnteresse unseres auswärtigen Amtes, welches ja unverhohlen die Diktate der Wolfsvertretung befolgt, gelegen sein, sich ohne Noth in Verbindlichkeiten einzulassen, deren Spitze sich aggressiv gegen Frankreich fehren würde. Die Erhaltung des europäischen Friedens liegt entschieden mehr im Inperesse Frankreichs als jeden anderen Staates, denn sein anderer Gemeinwiesen bedarf so sehr der Ruhe und der Erholung, als das französische, da sein anderer Staat vom Schiesab so schwer heimgesucht wurde, als Branfreich. Nachdem solcherart unsere auswärtigen Angelegenheiten zur allgemeinsten Aufregenheit in die schönste Ordnung gebracht wurden, wendet sich die öffentliche Aufmerksamkeit den inneren Angelegenheiten zu. Seine Majestät ist nach Wien zurückgekührt und die große cisleithanische Ausgleichsaktion soll nun unter seinen Augen beginnen. Wie wir bereits Sonntag darlegten, ist sein Zweifel mehr, daß Graf Hohenwart über die Zweidrittel-Majorität im Reichsrathe verfügen wird, deren er bedarf, um sein der Krone geleistetes ÜBersprechen, die verschiedenen Voltstämme Gisleithaniens auszugleichen und tiefelben um eine die Majorität befriedigende Verfassung zu vereinigen. Seither hatten die Verfassungstreuen in den Großgrundbesigerwahlen von Niederösterreich und Steiermark gesiegt. Das wird wohl an den Parteiverhältnisse im Reichsrathe nichts Ändern und die Aktion Hohenwarte materiell nicht behindern. Allein e8 laßt fi nicht in Abrede stellen, daß der Umstand, demgemäß die überwiegende Mehrheit der Deutschen in allen Volksschichten sich gegen Die Preisgebung der freiheitlichen Errungenschaften der legten Jahre erklärt hat, ein gewichtiges ‚moralisches Moment ist, welches die Pläne des Ministeriums Hohenwart-Schäffle noch in der zwölften Stunde scheitern machen ‘ kann. Im nationals autonomistische Konzessionen würden am Ende die Deutschen sich hineinfinden , gehört ja doch Friedfertigkeit und Toleranz zu ihren hervorstechendsten Zügen. Aber nie und nimmer wird sich das moderne, auf so hoher Stufe menschlicher Bildung und Gesittung stehende Deutschthum damit versühren lassen, daß die heiligsten Güter der fortschreitenden Menschheit, die Denk, Lern und Lehrfreiheit der Willie feudalflerraler Verieitäten überantwortet werde. In welcher Richtung immer die Kompetenz des Neicherathes beschränkt wird, kann eher auf die schließliche Einwtigung der Deutschen Oesterreichs gerechnet werden, als wenn die religiöse Freiheit und die Schule der festigenden Kontrole des Parlamentes entzogen würde. Es wird ein harter, aufreibender Kampf sein, der bri ben mit den nächten Tagen beginnt, und es läßt sich der Ausgang desselben trog Allem nicht im Voraus absehen. Eines ist gewiß, wenn auch vielleicht die bestehende Berfassung nicht unverändert daraus hervorgeht ; dafür, wannie Berfassungsmäßigkeit nicht verleit werde, bürgt nächst der bekannten Gesinnung des Monarchen auch — Ungarn. Dir haben erlüngt ausgesprochen, daß Ungarn die Deutschen Oesterreichs nur bis zu einer gewissen staatspolitifen Grenze mit feinen Sympathien begleiten könne. Wir glauben nicht erst ansprüchlich erhärten zu sollen, daß Ungarır auch gegen jede Aktion der brüchigen Regierung, welche das internationale Verhältniß der beiden Reidshälften oder deren gemeinsame Sintereffen gefährden würde, ein euntschiedenes Deto einlegen müßte. Auch bei uns sol nach einer längeren Pause die parlamentarische Aktion wieder aufgenommen werden. Noch im Verlaufe dieser Tage wird die beste Session der gegenwärtigen Neichstagsperiode beginnen. Gelbstverständlich werden ihe aus den heimischen, eigensten Interessen mit der vollsten, nachhaltigsten Aufmerksamkeit zumenden. Heute jedoch wollen wir nur bemerken, daß wie alle Ursache haben, wenn wir unseren BEE von Wien nach Pest wenden, mit unseren inneren Verhältnissen zufrieden zu sein. Ein wahrer Heroftrater wäre Derjenige, der in unserem Verfassungsbau den Brand der Nationalitätenhadern werfen möchte, der jenseits ver Leithafo argewüthet und die gemeine Wohlfahrt so hart ‚Schäviget, hat — die „Reform“ berichtet — ein vollständiger Meinisterrath unter dem Borfite des Grafen Andraffiy stattgefunden, vor den Bischof Zekelfalufty zitirt war. Graf Yulius Andraffy erklärte dem Herrn Bilhof, daß der König mit unangenehmer Weberraschung (megütközéssel) gehört habe, derselbe habe mit Umgehung der duch die Gesebe festgestellten Bedingungen das neue Dogma proklamirt und daß Seine Majestät das Ministerium beauftragt habe, den Herrn Bischof dafür zu rügen. — Der Herr Minister des Innern hat die Organisirungs: Operateves Bromgräder, Bétéfer, Somogyer, Dobokaer, Zempliner, Bipfer, Zalaer, Barsher und Temesscher Komitates und des Köwärer das richterliche Urtheil gefällt worden. Von 13 Angeklagten wurden Strafe, ersterer auf 1, lebterer 10 freigesprochen, drei aber zu Gefängnisstrafen in der Dauer von 3—16 Monaten verurtheilt. Die Angekragte Alespanorovkta, welche im Interesse der geheimen Gesellschaft verbotene Druckschriften verbreitete, soll außerdem nach Sibirien erilärt werden, io ihr die Wahl des Wohnsiges freigestellt wird. Die Verurtheilten Cychutin und Telik werden nach Abfigung ihrer Freiheitsauf 5 Jahre unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Das Urtheil gegen Frau Mekpandronofa wird dem Czaren unterbreitet werden. Die rusisihhen Blätter bemerken anläßlich dieser Urtheile, daß die Nesajew’sche Affaire keine solche Bedeutung gehabt habe, als man Anfangs vermuthet hatte. =a. 6 ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der von unseren Paterländischen Behörden mit den s.u.. Gesandtschaften und Missionen unterhaltenen Korrespondenz bezüglich der Fransirung der Briefe öfter Unrichtigkeiten vorgenommen. Um dem zu steuern, hat das ungarische Ministerium des Innern auf Ansuchen des gemeinsamen Ministeriums des Aeußeren bezüglich der Frage der Protofreiheit der Briefe die Jurispiktionen des ungarischen Reiches dahin belehrt : 1. daß die, an außerhalb der deutschen Staaten residirenden. u. f. österreichisch = ungarische Gesandtschaften und Missionen gerichteten Korrespondenzen — wenn selche bei ihrer besonderen Dringlichkeit unmittelbar abgesendet werden — ohne Ausnahme bei der Aufgabe zu transiren sind. 2 2. In minder dringenden Angelegenheiten sind solche Korrespondenzen wegen Weiterbeförderung an das sön. ungarische Ministerium am allerhöchsten Hoflager zu senden. 3. Die, an die in den deutschen Staaten residirenden Gesandten und Missionen gerichteten Korrespondenzen, wenn selche öffentliche Angelegenheiten betreffen, sind stets mit der Bezeichnung: „portofreie Dienstsache" portofrei aufzuheben. 4. Wenn die Korrespondenz seine öffentliche Angelegenheit berührt, sondern im Interesse eine Partei geschieht, wie zum Beispiel eine gerichtliche Zustellung, Auskunft und dergleichen, so ist dieselbe ae wie die an andere Gesandtschaften gerichtete — zu tranken. 5. Bei Fahrpost- und Geldsendungen hat die Wortefreiheit nie Blaß zu greifen, solche Sendungen sind demnach immer bei der Aufgabe schon zu frankiren. == Der Peter Korrespondent der , Birzevija Wiedontofti" beurtheilt von seinem ungarfeindlichen Standpunkte aus die Politik des Grafen Andrasfy. Vor Allem macht er darauf aufmerksam, daß Pest-Oien bisher das politische Zentrum der ganzen Anarchie war, wo in den inneren und äußeren Angelegenheiten Oesterreichs immer die wichtigsten Beischlüsse gefaßt wurden. Die früheren österreichischen Minister fügten sich gewöhnlich unbedingt dem Milleu des Grafen Andrásjy. Er lag im Interesse des deutsch-ungarischen Dualismus, Alles zu sanktioniren, was der ungarische Ministerpräsident gegen die Slawen ausspann. Das hat nun plößlich ein Ende genommen. Seit Graf Hohenmwart das cisleithanische Staatsruder in die Hand genommen hat, hat Kaiser Franz Sofer aufgehört, in Ofen häufiger Gast zu sein und auch die Kaiserin war schon Lange nicht bei den stoigen Ungarn zu Besuche, den Einfluß des Grafen Andrássy auf die cisleithanischen Angelegenheiten aber, der unter den Regierungen Gisfra und Potocki maßgebend war, scheint Graf Hohenwart vollständig beseitigt zu haben. Das für die Grafen Anpräffp und Beust unglückliche Resultat der Londoner Bontustonferenz hat auf die gesammten maßgebenden Kreise des Wiener Hofs einen ungünstigen Eindruck gemacht und seither haben die beiden Grafen in der Neihe der Mitglieder des kaiserlichen Hauses und auch andererseits viele Anhänger verloren, ja man dann sagen, dab beide vollständig in den Hintergrund gedrängt wurden. Graf Hohenwarts Gerechtigkeitsgefühl gegen die Slawen hat hauptsächlich darum Triumph geerntet, weilen Thätigkeit auf die franzleithanischen, Dr. Beusts Einfluß aber auf die auswärtigen Angelegenheiten zurückgeführt wurde. Hohenwart handelt selbständig und verlangt von Niemandem einen Rath. Seitdem sind die trangleithanischen Angelegenheiten auf eine Sandbank gerathen. Anoráfjo war gezwungen, sein Ministerium mit neuen Personen zu ergänzen, allein Alles vergebens, die Opposition wächst fortwährend. Die ungarische Äußerste Linke und die Kroaten pastiren miteinander, die Serben, die noch nicht vergessen haben, welche Opfer die Mojmodina sie gefottet habe, und die im Nechte der Patriarchenwahl behindert werden, dann die Ruthenen und Storaten schmollen. Mit einem Worte gegen Andrasiy’s Bolitit bereitet sich ein allgemeiner Sturm in bisher ungemahntem Maße vor. Von den Rumänen und Grenzen sprechen wir gar nicht ; diese bilden schon lange mit Zorn auf die Nationalitäten und Grenzprovinzialisitungsgefege. Die Ungarn haben über diese ungültigen Verhältnisse lange geschwiegen ; allein als die Gerüchte über den czechiischen Ausgleich sie aufschredten, griffen sie mit heftigem Lärm in der Breite im Verein mit den österreichischen Preußen Hohenwart und die Grechen an, und die Dualisten wiegten sich schon in der Hoffnung, das Hohenwart fällt. Was Andrasfy und Beust zur Erreichung dieses Ziels nur immer thun konnten, das baten sie. Die Grechen machten sich dem Grafen Hohenwart erbetig, den Ausgleich mit den übrigen Slawen zu vermitteln und das erregte immer mehr den Zorn der Ungarn und Deutschen. Die Ezekben anerkennen die Unverloblichkeit der G Selbständigkit der ungarischen Krone ; allein wie sie es Hohenwart nicht gestatten, sie in die ungarischen Angelegenheiten zu mischen, so werden sie andererseits von Anpräfiß, fordern, daß auch er sich nicht in die innern Angelegenheiten Gigleithaniens mische. Seit die Grechen gesiegt haben, blasen auch die ungarischen Blätter aus einem andern Tone. Der „Better Lloyd“ und die „Resform“ haben bereits die Rechte der Grechen anerkannt, und dab auf. Anoráfjvy seine Luft haben wird, die Grechen gegen sich zu loeken, denen gegenüber er übrigens machtlos ist, versteht sich von selbst. Distrittes exlepigt. = Ueber die dritte ijev’8 it nunmehr gleichfalls Gruppe der Mitschulungen NeedaBeit, 7. September. —n— Die Besten aller Zeiten sehen wir vergeblich nach dem „ewigen Frieden” ringen , was aber ihren idealistischen Strebungen nicht gelungen, was sie nicht zu verwirklichen vermocht, trob des Einfaches der höchsten geistigen Kräfte, trob der sehnsüchtigsten Wünsche von Millionen, die ihre Bemühungen begleitet, das wirt und muß einmal die unbeugsame eiserne Macht der Verhältnisse der erschöpften Menscheit als soziale Nothwendigkeit in den Schoß werfen. So optimistisch auch diese Auffassung sich ausnimmt in einem Augenblice, der die ganze gebildete und ungebildete Menschheit unter den Waffen findet und in dem noch der rollende Donner der Geschüte im mahnenden Echo unwiderhallt, so ist er doch eben die freie Betrachtung dieser Situation und ihrer naturgefäßlichen, daher unvermeidlichen Folgen, die in uns den Glauben und die Hoffnung an den, allerdings nicht „ewigen“, aber doch „dauernden” Frieden ermedt und stärkt. Die moderne Gesellschaft ist frank, tieffrant; die gegenwärtigen Zustände sind für die Länge nicht haltbar. 63 muß anders werden, schon darum, weil ein Stillstand inmitten der allgemeinen Bewegung, des ewigen Mechtels in der Natur nicht denkbar it. 63 muß aber auch besser werden , weil die Entwickklungsgeschichte der Menschheit, trob scheinbarer Wiederkehr an dieselben Ausgangspunkte und ungeachtet momentaner Nachläufe, sich endlich doch in der Spirale fortbewegt. Die gesammte menschliche Thätigkeit, das Schaffen aller Kräfte, das Denken aller Geister sehen wir heute aller Orten auf Ein Biel gerichtet : auf die Zerstörung. Künste und Wissenschaften, Industrie und Verkehr sehen wir in Pflicht genommen für die Zede dieser Zerstörung, für den Krieg. Allerei und alle Spisfindigkeit wetteifern in dem Naffinement der Vernichtung und des Massenmordes. Kurz, die menschliche Gesellschaft arbeitet, mittelbar und unmittelbar, an dem Werke gegenseitiger Vertilgung. Der fehlgeschwärzte, familiengesegnete Geselle, der in der Maschinenfabrik das Freesen der Ladeplatten für die Mitrailleurs überwacht, ebenso wie der Generalstäbler, der als harmloser Tourist, mit rothem N Regenschirm und grauem Reifeplaid im Auslande, am muthmaßlichen Kriegsschauphase seine stillen Studien macht ; der hinter der Pflugfedar unter den sengenden Sonnenstrahlen waderfeuchende Knecht, der mit fehwieliger Hand die ersten Arbeiten besorgt, die dann mit der Magazinirung der Nörnervorräthe in den Militär-Berpflegsetablissements endigen, ebenso wie der Chemiker, der in den Räumen feines Laboratorium über der Verpollfommung des Zimdfages brütet oder nach einem brisanterem Sprengmittel spricht. Indem folhergestalt alle physischen und intellektuellen Kräfte zu Diensten des Krieges, der als eine Aeußerung des zerstörenden Prinzipes doch niemals Selbstzweck werden kann, ohne die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung zu verjüden, gepreßt werden, — ist ein künstlicher, häftiger, beengender Zustand geschaffen, der heute wohl — wir müssen dies zugestehen — noch immer einer Steigerung bis zur völligen Unerträglichkeit fähig ist, dann aber in seinen späteren Stadien umso nothwendiger und entschiedener in eine entgegengefehte Richtung umschlagen muß. „Auf das Unrecht da folgt das Uebel, wie die Thräne auf den derben Zwiebel” und der Umschlag, die Reaktion für den Frieden, wird daher unfehlbar eintreten, wenn sich dessen Beginn auch noch lange nicht absehen läßt und wenn auch die nächsten Blätter der Geschichte mit Brand und Blut und Vernichtung erfüllt werden. Mein Gott, Sahrzehende sind ja nur unbedeutende Bruchtheile in dem endlosen Kettenfache, in dem man die Dauer des Entwickklungsprozesses der Menschheit zu berechnen sucht. Aber Einen greifbaren Vortheil wird aus dem unverhältnißmäßigen Aufwande für die Rüstungen und der fieberhaften Anspannung aller Kräfte schon die nachte Zukunft gewinnen: die Kriege werden furchtbarer,frredlicher,verheerender, und darum seltener werden. Kriege ®umeist nur ritterlichen Gängen zwischen zwei Staaten. Die beiden Heere bekämpften sich nach den Regeln des zümstigen Massenhandmetzes, ohne gegenseitige Erbitterung. Nur in besonderen Fällen schärfte der Haß die Schneide des Schwertes , etwa in Bürgerkümpfen oder in Fällen, in denen die religiöse, in venlebten Dezennien die nationale Fibel aufgestachelt wurde. Niemals war aber soviel auf dem Spiele als in den Kriegen der Gegenwart, in denen förmliche Wölferlavinen gegeneinander prallen. Dadurch, daß alle Schichten der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen, alle Berufsthätigkeiten für die Zede des Krieges in Kontribution gefeßt werden, ist vereinfach ein zu hoher, jeder Krieg zu einem Ringen um Leben und Tod, zu einem Kampfe ums Dasein gemorden. Bei solchen blutigen Ernste weiß jeder Machthaber, daß die Unterfertigung der Kriegserklärung möglicher Weise einer seinerlegten Regierungsalte sein kann. Und sollte er nicht missen, dann ist er sehr unwahrscheinlich, daß der mit der Kriegserklärung entfesselte Sturm der Ereignisse — freilich zu spät — das Amt der Belehrung übernimmt. Der Gegner kann und darf unter diesen Verhältnissen sich nicht mehr mit halben Erfolgen, für die man als technische Bezeichnung die „Forderungen der Waffenehre” erfunden, begnügen. Die einfache Schwächung des Gegners, wäre bei dem Aufgebote eines Apparates, wie ihn die moderne Kriegführung erfordert, eine gründliche Lächerlichkeit, ja im Hinblickk auf die in Bewegung gefechte rostbare Massine und auf die eigenen Gefahren, denen im Falle des Unterliegens das Staatswesen ausgelegt war, ein. Selbstmord. Mit der Satisfation der Waffenehre kann es daher heute nicht mehr abgethan sein und der Sieger darf nicht ruhen, bis er seinen Gegner nicht vollends zur Erde geschmettert und ihm den bespornten Abzag an die Halsader gedrüht hat. Das mag freilich etwas roh und grausam. Klingen, aber Gift gegen Gift, und nur dieser Grundras der Homöopathie wird den Potentaten, Diplomaten und Stratokraten das Geschäft verleihen und den Hang zum immerwährenden Stäufern und Reifen und Balgen gründlich austreiben. Der Feldzug 1859 inhaliert ist wohl als der letzte Krieg nach der alten Schule zu betrachten. Zwei Heere standen sich da gegenüber, eines miserabler ausgebildet und talentloser geführt als das andere. Over darf man vielleicht von der französischen Führung eine höhere Meinung haben ? Ich glaube kaum und erinnere nur an den Zufallssieg von Magenta. Napoleon III. wird gewiß Niemand allzu große Bescheidenheit in seinen Bulletins zum Vorwurfe machen und doch telegraphirte er bekanntlich am Abende des 4. Juni nach Paris: „Heute unentschiedene Schlacht, morgen Wiederaufnahme des Kampfes.” Von einer Berechnung und Vorausficht Tann ,also um for weniger die Nede fein, als sich ja der offizielle französische Bericht bezüglich Mac Mahons, Umgehung der österreichischen rechten plante, wodurch die Entscheidung herbeigeführt wurde, in der bomba stifhen, an offizieller Stelle höchit fonderbaren Bhrafe ergeht: „Le général par intuition divine les nuages passant au dessus de sa tete lui apportent la nouvelle du danger, qui menace la France!" Und was die Ausbildung anbelangt, so klebten die Einen gerade so unbehilflich an den Formen der Lineartaktik wie die Anderen. Kurz, die alte Schule und Schablone in dem äußeren und inneren Wesen, wie in den Endzwecen der Kriegernpen Thätigkeit. Von einem tieferen Ernste auf seiner Seite eine Spur. Oesterreich, das in seinen nicht zu bemältigenden Positionen innerhalb des berühmten Festungsvieredes Mantua-Preschiera:Berona- Legnano dauernden Widerstand hätte leisten und mit Aussicht auf Erfolg seine Kräfte für eine neue Offensive hätte organisiren können, verforgte Heinmüthig vor dem entscheidenden Schlage die Alinge in der Scheide und bewüßte die von Frankreich erbaute goldene Brüde zum „anständigen Nachzuge”. Und Napoleon, anstatt seine unzulänglichen Divisionen zu verstärken und aus dem reichen Frankreich die nöthigen Mittel an sich zu sieben, um einen Festungskrieg im großen Maßstabe in Szene zu’ feben und sein Wort, „Italien frei big an die Adria !" einzulösen, läßt sich’S besepeidentlich mit dem halben äußeren militärischen Erfolge genügen. Welch’ befremdliches Schauspiel entrollt si da plöglich vor den Augen des erstaunten Europa, als sieben Jahre später das vorsichtige, lauernde, ehrsüchtige Preußen mit gesammelter, trefflich vorbereiteter, einheitlicher Macht die Kampfbahn betretend, eine neue Aera der Kriegführung imaugurirt ! Und exit, als viefes System sich so glänzend bewährt in dem heißen Ningen mit einem Weiche, das bis in die jüngsten Tage als tonangebend im Name der europäischen Mächte und als stimmberechtigt in allen Mehrheiten galt ! Aber nicht etwa allein der eigenartigen Wehrverfassung, den gut geschulten Truppen, der Intelligenz der Offiziere und der vorzüglichen, überlegenen Führung, sind die großartigen, unerwarteten Resultate zu danzen ! Bewahre die politische Fee, die dem Kriege zu Grunde lag, das politische Ziel bewußtsein, die Absicht und der konsequent durchgeführte Wille, den Gegner zu ruiniren, gegen ihn den „Stoß in’S Herz“ zu führen, um dann um so sicherer und dauernder die eigene Macht zu fundiren : dieser Gedanke hat in noch weit höherem Maße die nunmehr greifbaren Erfolge gefördert. 63 wäre Hundert gegen Eins zu wetten, wenn sich etwa Oesterreich- Ungarn in der Lage Preußen-Deutschlands befunden hätte, der Friede wäre sofort nach Sedan schon zu Stande gekommen. Und die Leute, die so gerne mit halbbegriffenen Nevensarten von „Sumanität” und „Hwilitation” herumfluntern, wären auch sofort bei der Hand gewesen, um in der herkömmlichen Art die „Mäßigung und Weisheit" des Siegers zu preisen. Aber mit Unrecht ! wenn die Mäßigung ist eine übel angebrachte und die Weisheit eine sehr problematische, die den niedergeworfenen Feind mit einem blauen Auge davonkommen und ihm die Mittel in den Händen läßt, bei nächst bester Gelegenheit das Glück neuerdings zu versuchen und sich Revanche zu holen. „Der Krieg ist ein roh gewaltsam Handwerk, man soimmt nicht auf mit sanften Mitteln,” — und umgekehrt hätte daher das siegende Frankreich nicht eher ruhen dürfen, als bis es die preußische Macht an die Dünen der Ostsee drängt, mit der Hohenzollernschen Dynastie vollständig aufgeräumt und seinem Gegner für alle Zeiten die Luft benommen hätte, auf Rachegedanken zu finden. Napoleon scheint aber diese 30ee ferne gelegen zu sein, denn seine halben Maßregeln und Vorbereitungen deuten nur zu offen darauf, daß er an einem glücklichen Coup, der ihn etwa bis an die festunggespicte Barriere des Mittelrheins gebracht, gerade genug gehabt hätte, um in Frankreich die Erinnerungen an Merito zu verwischen, die Gemüther in entsprechende Emotion zu verlegen und von Barifern das Schauspiel eines brillanten Triumphzuges zu bieten. Der furchtbare Griff aber, mit dem feit die Kriege geführt werden, haben von Zeiten ein Ziel gefeßt, in denen man leichtsinnig und unbedacht die Furie der Zerstörung losließ, um seinen Gegner für ein paar Jährchen zu demüthigen. Von dem Miomente an, als die Waffen zur Entscheidung berufen werden, darf und fann nur mehr Stop-ing-Herz Politif die einzig richtige sein. Jede Abweichung von versehlten, vielleicht aus unzeitiger Sentimentalität, wäre mehr als Verbrechen, sie wäre Schorheit. Bisher blichen dieser Appell an die Aufklärung und Aufrur des Jahrhunderts singt in solchem Augenblicke — fragenhaft. Krieg und Zivilisation lassen sich eben so wenig in Verbindung bringen , wie Feuer und Wasser. Im Gegentheile, wir sehen, daß die Erfindungen und Fortschritte unseres Jahrhunderts allesammt den Anreden des Krieges in bar gemacht werden und zur Verschärfung des Möbels beigetragen haben. Und es kann auch gar nicht anders sein. Stubenhoder und D Büchergelehrte mögen noch so geistreiche Abhandlungen über die Berevtung des menschlichen Gemüthes schreiben, im Getümmel des Kampfes obsiegt die bestialische Natur, und mir duch Schreden und Fuckht kann sie im Zaume gehalten werden. Das gilt eben so im Kleinen und Einzelnen, wie im Großen und Allgemeinen : — daher ist es gar nicht zu befragen, dab ein Staat den Krieg endlich in einer Schredgestalt heraufbeschworen , die an das Zeitalter der Nelfermanderungen mahnt. Die Kanonen werden damit thatsählich zu ultima ratio regum, weil, wie schon gesagt, das Spiel ein zu hohes und zu gewagtes ist. Die Machthaber werden ihre enormen Streitmittel gegenseitig besorgt betrachten und nur zögernd zur besten Karte greifen. Man wird sich fürchten, Kriege zu führen und der Schreden des Krieges wird zum unwirksamsten Palliative gegen denselben werden. Ein Sittenbrief des Primas. Aus Anlaß des päpstlichen Jubiläums hat der Graner Erzbischof und Primas von Ungarn am 25. v. Mt. einen Hirtenbrief erlassen. Das charakteristische Senptschreiben, welche "M. A." veröffentlicht, lautet wie folgt : Aus den über allen Zweifel erhabenen Zeugnissen der gemissenhaftesten Schriftsteller und des römischen Kalenders selbst geht hervor, daß St. Peter, der Apostelfürst und erste Bapst, durch 25 Jahre, 2 Monate und 7 Tage auf dem römischen Stuhle sak. Diese Anzahl von Jahren, Monaten und Tagen war seinem der Nachfolger St. Petri vergönnt, mit Ausnahme des b. Vaters Pius IX., welcher am 23. b. M. die Tage St. Petri erfüllte und mas die Zeitdauer seines heiligen Bontifikates betrifft, alle seine Vorgänger, ja auch den b. Berens übertroffen hat, welchem, nachdem er zum Oberhirten der Schafe und Lämmer bestellt worden, der arztliche Griöser nicht nur die Todesart prophezeite, mit welcher Gott ihn verherrlichen werde, sondern dem er auch gesagt, daß er doch eine längere Zeit auf dieser Erde Leben werde und zwar mit den Worten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage bhr, da du jünger wart, gürtetest du dich selbst und unwandeltest wo Du hin unwolltest ; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstreben und ein anderer wird dich gürten umd führen, wo du nicht hin willst." (oh. 21. 18.) Wenn wir über diese außergewöhnliche Dauer 062 Bontifikats unseres b. Vaters nachdenken, können wir nicht anders als mit den Worten des königlichen Poralmisten ausrufen: „Das ist vom Herrn gesciehen und es ist ein Wunder vor unseren Augen“ (Blalm 117. 23), zumal wenn wir bewennen, unter welchen Umständen, welchen Widermärtigkeiten, Kimmernissen und Sorgen Ge Heiligkeit seine Tage verbracht. CS it männiglich bekannt , haß Graf Johann Mattai in seiner Jugend an der hinfallenden Krankheit litt , welche sein langes eben in Aussicht zu stellen pflegt, so daß man Lange zweifelte, ob man ihn seiner Bestimmung gemäß zum Kapitel werde weihen können ? Wir alle wissen, daß Pius IX., um den Händen rasender Empöhrer zu entrinnen, die einige Stadt verließ und Dant der Fürsorge einer Frau, der Gemahlin des baierischen Gesandten außerhalb der päpstlichen Staaten eine Aufluchtsstätte zu suchen genöthigt war, welche er auch im Königreich Neapel, in der Starken Sestung Gadta fand. Wie leicht hätte er auf dieser Flucht aufgefunden und gefangen genommen werden können , wie einst der König von Frankeih Ludwig XVI., der in der Flucht sein Heil suchend, noch ehe er die Landesgrenzen verlassen hatte, erlangt, nach Paris zurückgebracht und enthauptet wurde. Wir willen zuverlässig, daß die Mörder selbst in den Balkan eingedrungen waren, um ihre bluttriefenden Hände an den Kardinal: Staatssekretär zu legen. Als dann , nach beinahe zweijährigem Exil, der Papst zurückgekehrt war auf seinen Stuhl, in welche Bedängnis wurde er da gebracht durch die Kämpfe jenes Monarchen, durch dessen Aneiferung und Mitwirkung alle Throne Italiens mit Ausnahme eines einzigen, erschüttert und der apostolische heilige Stuhl seiner blitzbendsten Provinzen beraubt worden. « Während dies aefchah,sal der heilige Vater,wie man die Bischöfe ihrer Sitze beraubte und sie ins Gefängnis schleppte,die Mönche aus ihren Klöstern vertrieb und die Nonnen aus ihren geheimaten Asylen entfernte und dem Hunger preisgab die Güter und Stiftungen der Kirchen und geistlichen Pfründen konfiszirte und die Kirche selbst ins Joch schlug.Ersalg,wie die Ketzerei ilr.Haupt erhebt und vonder bürgerlichen Obrigkeit in Schutz genommen wird,wie man die Jugend in den Schulen mit den verwerflichsten Lehrern und Grundsätzen betauscht,wie abtrünnige und gegen die Mrche ungehorsame Geistliche aus dem Staatsschatz reichliche Unterstützung erhalten und so die Angel zubereitet wird,an der auch Andere sich fangen und als ebenso viele verrätherische Judasse zur Durchbrechung der kirchlichen Zucht verlockt werden sollen.Das Donnern der Kanonen mit denen der König vorhalen die Belagerung und Eroberung Iroms angeordnet hatte, war nicht im Stande, die Beftigkeit und Gesundheit des achtzigjährigen Greifes zu beugen und zu brechen, der si erinnerte, wie viel St. Veter hat leiden müssen von den Juden, von Herodes , und Nero, dem grausamsten ver Kaiser , wie viele Bedrängnisse, wie mancherlei und schwere Gefahren St. Paul bestehen mußte und welcher Todesart die beiden Apostel in der Stadt Rom selbst gestorben — nach der Bemerkung des h. Augustin : „Sie sterben verachtet und nehmen die Herrschaft der Welt in ihre Hand“, — und der wohl wußte, daß außer dem heiligen Petrus einundereißig feiner Vorgänger, die auf dem päpstlichen Throne gefeilen, ihr Blut für die Kirche vergoffen. Als deren eingevenst, stand Pius IX. unerschütterlich danähtrend der Bestürmung der Stadt und führte den ihm dargereichten Kelch der berbften Leiden an die Lippen und Teerte ihn sogar bis zur Hefe der Lügen, des Hohnes und Spottes, der Perleumdungen, Berwin Ichungen am Schmähschriften, welche zu sehmieden und gegen die erhabene Berson Sr. Heiligkeit zu richten man nicht Mühe und Kosten sparte. Der heilige Leo der Große rühmt vom heiligen Petrus, daß er größeren Muth bewiesen, als er sich in das Gehege wüthender Paubthiere und den ftüiemischen grundlosen Ozean — so nennt er das Rom damaliger Zeit — hineingewagt, als damals, wo er auf den Wellen des Meeres einhergewandelt. Dasselbe würde Leo der Große auch heute über Rom schreiben und mit hohem Lob die Fertigkeit, Geduld um Ausdauer seines Nachfolgers in jenem Gehege und auf jenem türmischen Ozean hervorheben ; ohne Zweifel aber würde er zugleich jene wunderbare, von der Vorsehung Pius IX. zu Theil getwordene Begünstigung hervorheben, welcher allein er das lange Leben zu verdanken bóßER sie ihn vor allen Päpsten auf dem Stuhl Sanft-Betriefchentte. „Das it vom Herzen geschehen und ist ein Wunder vor unfern. Augen.” Einst haben die Menschen und die Päpste selbst den Ursachen der kurzen Lebensdauer der römischen Wäpfte nachgeforscht. 63 genüge, Alexander II. zu nennen, welcher an den bh. Veter Damian die Srane richtete, was er sich als Grund dafür denke, daß der Bontifer auf dem b. apostolischen Stuhle nicht Länger Lebe und nach kurzer Zeit dahingehe, so daß nach dem b. Apostel Petrus, welcher ungefähr 25 Jahre regierte, sein Papst so lange auf dem päpstlichen Throne gefallen ? Der heilige Doktor antroortete auf die ihm vorgelegte Frage in einem Werfchen, welches sein 23. Opus und den Titel führt: „De brevitate vitae Pontificum Romanorum et divina Providentiae , dies Merkchen des ausgezeichneten und gelehrten Mannes verdient mit Aufmerksamkeit gelesen zu werden. Ohne Zweifel wird es solche geben und gibt es solche, welche die Ursachen suchen von dieser gerade in den jenigen dem Papstbaum ungünstigen Zeiten so langen Regierung, von der sein Beispiel in Gottes heiliger Mutterkirche, sowie auch gegen eben diese Kirche noch nie ein so unbarmherziger Sturm gerichtet wurde und gewüthet hat. Wir, die wir den Namen Katholiten fügten und vom b. Baulus gelernt haben: „dab Christus in Ewigkeit biebt die h. Mutterficche und sie herrlich machen will ‚die nicht habe einen Fleden, oder eine Rmnzel, oder deß etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich” (Epheser 5, 23—27), halten für gewiß, daß Gott um der Kirche wegen und zum Wohle der Kirche Pius IX. ein so langes Leben und Pontifikat gegeben. Mie schön besingt und verherrlicht der königliche Psalmist Bialm 90 das Necht, das von Gott beschirmt wird. Und dieser Schuß ist in den wenigen Worten enthalten: „Wenn Gott mit uns, wer it wider uns !”, und diesen Schuß und Schiem hat Pius IX. in vollem Maße erfahren. Gott hat ihn mit einer längeren Lebensdauer, als alle seine Vorgänger beschentt, es erübrigt nur no, und wir vertrauen fest varauf, daß er ihm seine Befreiung zeige. & mürde meine Pflicht versäumt haben, wenn ich unterlassen hätte, Eure Aufmerksamkeit auf ein fadenuunwürdiges, im Leben der Kirche und in der Geschichte seltenes Ereigniß zu lenken. Uns liegt es ob, für den römischen Papst , dem wir wahren Gehorsam versoroen, gelobt und zugeschmoren haben, zu beten, daß Gott ihn am Leben erhalte, beglüde und nicht gebe in die Hände seiner Feinde. Gran, den 25. August 1871, R. Szegedin, 8. September. Der Minister des Innern hat bekanntlich in seinem Rundschreiben angeordnet, daß die organisirenden Generalversammlungen ver städtischen Jurispationen im Laufe des Monats September abgehalten werden. Unter Obergespan Franz Dani hat demzufolge die Hiesige Generalversammlung der Stadt: repräsentan; für den 17. d.,diejenige der Araber und Stecsfemeter re: präsentan; aber (Herr Dani ist bekamntlich auch Obergespan dieser Städte) für den 18. d. einberufen. Am 16. d., Nachmittags 4 Uhr, findet hier eine Besprechung der Repräsentanten in Angelegenheit der Wahl des Organisationsausschusses statt. Unsere Stadt beherbergt gegenwärtig zahlreiche Gäste : die Lehrer Unterungarns, die anläßlich der Jahresversammlung des „unterungarischen Lehrervereins” hier eingetroffen sind. Die Lehrer haben sich allenthalbenner herzlichsten Aufnahme zu erfreuen. Weil ich gerade von Lehrern spreche, kann ich nicht umbin, eines interessanten Moments vom Gebiete des hiesigen Unterrichtswesens Erwähnung zu thun. Ich meine die öffentliche Brüfung im Mädchenerziehungsinstitute der Frau Fanta Brinz-Czernopis, welche vor einigen Tagen in Gegenwart aller briefigen Honoratioren