Pester Lloyd, September 1871 (Jahrgang 18, nr. 203-227)

1871-09-12 / nr. 211

— Und zeh aibt e8 mit biesem verderblichen Feier spielen,. Stunde die Verhältnisse man biefen tot berühren, fegen. Und dann das Feuer seheuen‘. = Heute Mittag, auch bei uns politische Kinder, die Zum Gode sind zur beschaffen, hab indem man ihrer öffentlich und strafend erwähnt, sehen eo ipso auf die Singer geklopft hat. € 8 befigen nämlich diese unsere „Schreckensfinder‘‘ ge­­nuug Ehrgefühl, um mit Dingen, welche die Staatsintegri­­allzu lange fortzu­­hak „gebrannte Kinder bei und noch derart „‚enfants terribles‘, einen tt unzeitigen Spaß nicht es ja bekannt, « ‚Zufriedenheit verlaufen. Bet, 11. September. (7.) Much die zweite Kofferbegegnung war. Sie ist, gleich der ersten, vom Anfange bis zum Ende zur allgemeinen Die Bande der Bluts- und Wahl­­verwandtschaft einer traditionellen Freundschaft, welche Durch die erfchlitternden Ereignisse vom Jahre 1866 zwischen Franz Joseph und Wilhelm gelöst, ja fchter gänzlich zerrissen wur­­den, sind man wieder neu und fester geknüpft worden, denn je­­dei die Negierungsform noch so konstitutionell und der­­ souveräne Wille des Staatsoberhauptes mit noch so hohen und vielfältigen Schranken umgeben, so behalten die persönli­­chen Empfindungen und Anschauungen desselben — nament­­lich in einer Monarchie — immerhin einen nicht zu unter­­schägenden Einfluß auf den Gang der Saatsgeschäfte, zumal insoferne diese sich auf Krieg und Frieden beziehen. Demgemäß ist dem freundschaftlichen, ja geradezu inniglichen Einvernehmen, welches die beiden Majestäten in Salzburg offen und feierlich befundeten, ein sehr hoher Werth, eine gewichtige Bedeutung für die dauernde Erhaltung des europäischen Friedens nicht abzusprechen, wie denn auch fünstliche Organe der öffentli­­chen Meinung in Oesterreich-Ungarn und in Deutschland einander förmlich überbieten in Lob und Preis, ob des Er­­gebnisses der Kaiserbegegnungen. Dieselbe Sonne des Friedens und der Freundschaft, welche — man kann es sehen fagn — der Aussöh­­nung der beiden Kaiser leuchtete, strahlte auch in die Kon­­ferenzen der beiderseitigen Reichskanzler hinein. Fürst Bismarc und Graf Beust haben sich lange und unummunden gegen­einander ausgesprochen und sind bezüglich aller Punkte, welche als unsere Monarchie und Deutschland gleichmäßig berührend anerkannt wurden, zu einer vollständigen Gleichheit der An­­­ fdienungen gelangt , zu einer so volständigen Gleichheit, Daß “eine Schriftliche Abmachung, eine Paraphirung der identischen Aus­­sichten gänzlich überflüssig wurde. Die Anwesenheit der Minister­­prosidenten von Ungarn und von Oesterreich, die Zustimmung, welche sie ihrerseits der strenge nach der von den Delegationen vorgezeichneten Nichtfehler gehaltenen Politik des Grafen Benft ertheilten, verleiht den mündlichen Abmachungen der beiden Kanzler eine weit größere Fertigkeit und Haltbarkeit,­­als alle papierenen Bindemittel dies vermocht hätten. Auch die auswärtigen Mächte haben das in seinem Atome aggressive, vielmehr auch und durch friedliche und falmirende Wesen der Gastein-Salzburger Konferenzen vollauf gewürdigt. Von Italien wissen wir bereits, daß es das regite Berlangen befundete, in die Friedensliga eintreten zu dürfen. Was Rußland betrifft, so hatte Fürst Bismarc die Ermäch­­tigung von Seite dieser Macht die Erklärung abzugeben, daß­­ sie die Sache mit Vertrauen und Befriedigung begrüße. Eng­­land mit seinem, dem Frieden geradezu fanatisch Haldigenden,­­Kabinet Gladstone kann ein freundschaftliches Einvernehmen, welches eine fostbare Garantie des europäischen Friedens zu Bilden berufen ist, nur gerne sehen. Die Türkei. Die­ aus der Entente der mächtigen Nachbarstaaten Nußlands am unnmit­­telbarsten Nuten ziehen muß, kann über das Zustandekommen­­ derselben nur Höchlich erfreut sein. Tas empfich, Frankreich betrifft, von­ welchem man durchaus annehmen wollte, es er­­­bliche in der befestigten Freundschaft zwischen Deutschland und Desterreich-Ungarn einen gegen seine Niptrationen gerichteten Schachzug, so liegt uns aus bewährter Quelle eine Meldung ‘dar, der zufolge Thierd geäußert habe: ihn hätten selbst schriftliche Abmachhungen nicht beunruhigt, sobald der eine ver­­tragschließende Theil Oesterreich-Ungarn heiße. Zhierd und ganz Frankreich wissen es gut, daß in diesem Reiche die Sympathien für die edle französische Nation nicht ausgestorben sind, daß vielmehr die überwiegende Menjorität der Bevölkerung ihre Negenerationsbestrebungen mit aufrich­­tiger Theilnahme und mit den besten Wünschen verfolgt. Es fan daher unmöglich in dem SAnteresse unseres auswärtigen Amtes, welches ja unverhohlen die Diktate der W­olfsvertre­­tung befolgt, gelegen sein, sich ohne Noth in Verbindlichkeiten einzulassen, deren Spitze sich aggressiv gegen Frankreich fehren würde. Die Erhaltung des europäischen Friedens liegt ent­­­­schieden mehr im Inperesse Frankreichs als jeden anderen Staates, denn sein anderer Gemeinwiesen bedarf so sehr der Ruhe und der Erholung, als das französische, da sein an­­derer Staat vom Schiesab­ so schwer heimgesucht wurde, als Branfreich. Nachdem solcherart unsere auswärtigen Angelegenheiten zur allgemeinsten Aufregenheit in die schönste Ordnung ge­­bracht wurden, wendet sich die öffentliche Aufmerksamkeit den inneren Angelegenheiten zu. Seine Majestät ist nach Wien zurückgekührt und die große cisleithanische Ausgleichsaktion soll nun unter seinen­ Augen beginnen. Wie wir bereits Sonntag darlegten, ist sein Zweifel mehr, daß Graf Hohenwart über die Zweidrittel-Ma­­jorität im Reichsrathe verfügen wird, deren er bedarf, um sein der Krone geleistetes ÜBersprechen, die verschiedenen Volt­stämme Gisleithaniens auszugleichen und tiefelben um eine die Majorität befriedigende Verfassung zu vereinigen. Seither hat­ten die Verfassungstreuen in den Großgrundbesigerwahlen von Niederösterreich und Steiermark gesiegt. Das wird wohl an den Parteiverhältnisse im Reichsrathe nichts Ändern und die Aktion Hohenwart­­e materiell nicht behindern. Allein e8 laßt fi nicht in Abrede stellen, daß der Um­­stand, demgemäß die überwiegende Mehrheit­ der Deutschen in allen Volksschichten sich gegen Die Preisgebung der freiheitlichen Errungenschaften der legten Jahre erklärt hat, ein gewichtiges ‚moralisches Moment ist, welches die Pläne des Ministeriums Hohenwart-Schäffle noch in der zwölften Stunde scheitern machen ‘ kann. Im nationals autonomistische Konzessionen würden am Ende die Deutschen sich hineinfinden , gehört ja doch Friedfertigkeit und Toleranz zu ihren hervorstechendsten Zügen. Aber nie und nimmer wird sich das moderne, auf so hoher Stufe menschlicher Bildung und Gesittung stehende Deutschthum damit versühren lassen, daß die heiligsten Güter der fortschreitenden Menschheit, die Denk, Lern und Lehr­­freiheit der Willi­e feudalfler­raler Verieitäten überantwortet werde. In welcher Richtung immer die Kompetenz des Neiche­­rathes beschränkt wird, kann eher auf die schließliche Einwti­­gung der Deutschen Oesterreichs gerechnet werden, als wenn die religiöse Freiheit und die Schule der festigenden Kontrole des Parlamentes entzogen würde. Es wird ein harter, aufreibender Kampf sein, der bri­ ben mit den nächten Tagen beginnt, und es läßt sich der Ausgang desselben trog Allem nicht im Voraus absehen. Eines ist gewiß, wenn auch vielleicht die bestehende B­e­r­­fassung nicht unverändert daraus hervorgeht ; dafü­r, wannie B­­erfassungsmäßigk­eit nicht verleit werde,­­ bürgt nächst der bekannten Gesinnung des Monarchen auch — Ungarn. Dir haben er­lüngt ausgesprochen, daß Ungarn die Deutschen Oesterreichs nur bis zu einer gewissen staatspoliti­­fen Grenze mit feinen S­ympathien begleiten könne. Wir glauben nicht erst ansprüchlich erhärten zu sollen, daß Un­garır auch gegen jede Aktion der brüchigen Regierung, welche das internationale Verhältniß der beiden Reidshälften oder deren gemeinsame Sintereffen gefährden würde, ein euntschiede­­nes Deto einlegen müßte. Auch bei uns sol nach einer längeren Pause die parla­­mentarische Aktion wieder aufgenommen werden. Noch im Verlaufe dieser Tage wird die beste Session der gegenwärti­­gen Neichstagsperiode beginnen. Gelbstverständlich werden i­he aus den heimischen, eigensten Interessen mit der vollsten, nachhaltigsten Aufmerksamkeit zumenden. Heute jedoch wollen wir nur bemerken, daß wie alle Ursache haben, wenn wir unseren BEE von Wien nach Pest wenden, mit unseren in­­neren Verhältnissen zufrieden zu sein. Ein wahrer Heroftra­­ter wäre Derjenige, der in unserem Verfassungsbau den Brand der Nationalitätenhadern werfen möchte, der jenseits ver Leitha­fo arg­ewüthet und die gemeine Wohlfahrt so hart ‚Schäviget, hat — die „Reform“ berichtet — ein voll­­ständiger Meinisterrath unter dem Borfite des Grafen Andraffiy stattgefunden,­­ vor den Bischof Zekelfalufty zitirt war. Graf Yulius Andraffy erklärte dem Herrn Bilhof, daß der König mit unangenehmer Weberraschung (megütközéssel) gehört habe, derselbe habe mit Umgehung der duch die Gesebe festgestellten Bedingungen das neue Dogma proklamirt und daß Seine Majestät das Ministerium beauftragt habe, den Herrn Bischof dafür zu rügen. — Der Herr Minister des Innern hat die Organisirungs: Operate­ves Bromgräder, Bétéfer, Somogyer, Dobokaer, Zempliner, Bipfer, Zalaer, Barsher und Temesscher Komitates und des Köwärer das richterliche Urtheil gefällt worden. Von 13 Angeklagten wurden Strafe, ersterer auf 1, lebterer 10 freigesprochen, drei aber zu Ge­fängnisstrafen in der Dauer von 3—16 Monaten verurtheilt. Die An­­gekragte Alespanorovkta, welche im Interesse der geheimen Gesellschaft verbotene Druckschriften verbreitete, soll außerdem nach Sibirien erilärt werden, i­o ihr die Wahl des Wohnsiges freigestellt wird. Die Ver­­urtheilten Cychutin und Telik werden nach Abfigung ihrer Freiheits­­auf 5 Jahre unter polizeiliche Aufsicht­­ gestellt. Das Urtheil gegen Frau Mekpandronofa wird dem Czaren unterbreitet werden. Die rusisihhen Blätter bemerken anläßlich dieser Urtheile, daß die Nesajew’sche Affaire keine solche Bedeutung gehabt habe, als man Anfangs vermuthet hatte. =a. 6 ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der von unseren Paterländischen Behörden mit den s.u.. Ge­sandtschaften und Missionen unterhaltenen Korrespon­denz bezüglich der Fransirung der Briefe öfter Unrichtigkeiten vorgenommen. Um dem zu steuern, hat das ungarische Ministerium des Innern auf Ansuchen des gemeinsamen Ministeriums des Aeußeren bezüglich der Frage der Protofreiheit der Briefe die Jurispiktionen des ungarischen Reiches da­­hin belehrt : 1. daß die, an außerhalb der deutschen Staaten residirende­n. u. f. österreichisch = ungarische Gesandtschaften und Missionen gerichteten K­orrespondenzen — wenn selche bei ihrer besonderen Dringlichkeit un­­mittelbar abgesendet werden — ohne Ausnahme bei der Aufgabe zu transiren sind. 2 2. In minder dringenden Angelegenheiten sind solche Kor­­respondenzen wegen Weiterbeförderung an das sön. ungarische Ministe­­rium am allerhöchsten Hoflager zu senden. 3. Die, an die in den deutschen Staaten residirenden Gesandten und Missionen gerichteten Korrespondenzen, wenn selche öffentliche An­­gelegenheiten betreffen, sind stets mit der Bezeichnung: „portofreie Dienstsa­che" portofrei aufzuheben. 4. Wenn die Korrespondenz seine öffentliche Angelegenheit be­rührt, sondern im Interesse eine Partei geschieht, wie zum Beispiel eine gerichtliche Zustellung, Auskunft und dergleichen, so ist dieselbe ae wie die an andere Gesandtschaften gerichtete — zu tran­­k­en. 5. Bei Fahrpost- und Geldsendungen hat die Wortefreiheit nie Blaß zu greifen, solche Sendungen sind demnach immer bei der Auf­­gabe schon zu frankiren. == Der Peter Korrespondent der , Birzevija Wiedo­­ntofti" beurtheilt von seinem ungarfeindlichen Standpunkte aus die Politik des Grafen Andrasfy. Vor Allem macht er darauf aufmerk­­sam, daß Pest-Oien bisher das politische Zentrum der ganzen Anarchie war, wo in den inneren und äußeren Angelegenheiten Oesterreichs immer die wichtigsten Beischlüsse gefaßt wurden. Die frü­­heren österreichischen Minister fügten sich gewöhnlich unbedingt dem Milleu des Grafen Andrásjy. Er lag im Interesse des deutsch-unga­­rischen Dualismus, Alles zu sanktioniren, was der ungarische Mi­­nisterpräsident gegen die Slawen ausspann. Das hat nun plößlich ein Ende genommen. Seit Graf Hohenmwart das cisleithanische Staats­ruder in die Hand genommen hat, hat Kaiser Franz Sofer aufgehört, in Ofen häufiger Gast zu sein und auch die Kaiserin war schon Lange nicht bei den stoigen Ungarn zu Besuche, den Einfluß des Grafen An­­drássy auf die cisleithanischen Angelegenheiten aber, der unter den Regierungen Gisfra und Potocki maßgebend war, scheint Graf Hohen­­wart vollständig beseitigt zu haben. Das für die Grafen Anpräffp und Beust unglückliche Resultat der Londoner Bontustonferenz hat auf die gesammten maßgebenden Kreise des Wiener Hofs einen ungünstigen Eindruck gemacht und seit­­her haben die beiden Grafen in der Neihe der Mitglieder des kaiser­­lichen Hauses und auch andererseits viele Anhänger verloren, ja man dann sagen, dab beide vollständig in den Hintergrund gedrängt wur­­den. Graf Hohenwarts Gerechtigkeitsgefühl gegen die Slawen hat hauptsächlich darum Triumph geerntet, weil­en Thätigkeit auf die franzleithanischen, Dr. Beusts Einfluß aber auf die auswärtigen Angelegenheiten zurückgeführt wurde. Hohenwart handelt selbständig­­ und verlangt von Niemandem einen Rath. Seitdem sind die tranglei­­thanischen Angelegenheiten auf eine Sandbank gerathen. Anoráfjo war gezwungen, sein Ministerium mit neuen Personen zu ergänzen, allein Alles vergebens, die Opposition wächst fortwährend. Die unga­­rische Äußerste Linke und die Kroaten pastiren miteinander, die Serben, die noch nicht vergessen haben, welche Opfer die M­ojmodina sie gefottet habe, und die im Nechte der Patriarchenwahl behindert wer­­den,­­ dann die Ruthenen und Storaten schmollen. Mit einem Worte­­ gegen­ Andrasiy’s Bolitit bereitet sich ein allgemeiner Sturm in bisher ungemahntem Maße vor. Von den Rumänen und Grenzen sprechen wir gar nicht ; diese bilden schon lange mit Zorn auf die Nationalitäten und Grenzprovinzialisitungsgefege. Die Ungarn haben über diese ungültigen Verhältnisse lange geschwiegen ; allein als die Gerüchte über den czechiischen Ausgleich sie aufschredten, griffen sie mit heftigem Lärm in der Breite im Verein mit den österreichischen Preu­­ßen Hohenwart und die Grechen an, und die Dualisten wiegten sich schon­ in der Hoffnung, das Hohenwart fällt. Was Andrasfy und Beust zur Erreichung dieses Ziels nur immer thun konnten, das b­aten sie. Die Grechen machten sich dem Grafen Hohenwart erbetig, den Aus­­gleich mit den übrigen Slawen zu vermitteln und das erregte immer mehr den Zorn der Ungarn und Deutschen. Die Ezekben anerkennen die Unverloblichkeit der G Selbständigk­it der ungarischen Krone ; allein wie sie es Hohenwart nicht gestatten, sie in die ungarischen Angele­­genheiten zu mischen, so werden sie andererseits von Anpräfiß, fordern, daß auch er sich nicht in die innern Angelegenheiten Gigleithaniens mische. Seit die Grechen gesiegt haben, blasen auch die ungarischen Blätter aus einem andern Tone. Der „Better Lloyd“ und die „Res­form“ haben bereits die Rechte der Grechen anerkannt, und dab au­­f. Anoráfjvy seine Luft haben wird, die Grechen gegen sich zu loeken, denen gegenüber er übrigens machtlos ist, versteht sich von selbst. Distrittes exlepigt. = Ueber die dritte ijev’8 it nunmehr gleichfalls Gruppe der Mitschulungen Needa­­Beit, 7. September. —n— Die Besten aller Zeiten sehen wir vergeblich nach dem „ewigen Frieden” ringen , was aber ihren idealistischen Strebungen nicht gelungen, was sie nicht zu verwirklichen vermocht, trob des Ein­­­­faches der höchsten geistigen Kräfte, trob der sehnsüchtigsten Wünsche von Millionen, die ihre Bemühungen begleitet, das wirt und muß einmal die unbeugsame eiserne Macht der Verhältnisse der erschöpften Menscheit als soziale Nothwendigkeit in den Schoß werfen. So opti­­mistisch auch diese Auffassung sich ausnimmt in einem Augenblice, der die ganze gebildete und ungebildete Menschheit unter den Waffen findet und in dem noch der rollende Donner der Geschüte im mahnenden Echo unwiderhallt, so ist er doch eben die freie Betrachtung dieser Situa­­tion und ihrer naturgefäßlichen, daher unvermeidlichen Folgen, die in uns den Glauben und die Hoffnung an den, allerdings nicht „ewigen“, aber doch „dauernden” Frieden ermedt und stärkt. Die moderne Gesell­­schaft ist frank, tieffrant; die gegenwärtigen Zustände sind für die Länge ni­cht haltbar. 63 muß anders werden, schon darum, weil ein Stillstand inmitten der allgemeinen Bewegung, des ewigen Mechtels in der Natur nicht denkbar it. 63 muß aber auch bes­­ser werden , weil die Entwickklungsgeschichte der Menschheit, trob scheinbarer Wiederkehr an dieselben Ausgangspunkte und ungeachtet momentaner Nachläufe, sich endlich doch in der Spirale fortbe­wegt. Die gesammte menschliche Thätigkeit, das Schaffen aller Kräfte, das Denken aller Geister sehen wir heute aller Orten auf Ein Biel ge­­richtet : auf die­­ Zerstörung. Künste und Wissenschaften, Industrie und Verkehr sehen wir in Pflicht genommen für die Z­ede dieser Zerstörung, für den Krieg. Aller­ei und alle Spisfindigkeit wett­­eifern in dem Naffinement der Vernichtung und des Massenmordes. Kurz, die menschliche Gesellschaft arbeitet, mittelbar und unmittelbar, an dem Werke gegenseitiger Vertilgung. Der fehlgeschwärzte, familien­­gesegnete Geselle, der in der Maschinenfabrik das Freesen der Lade­platten für die Mitrailleurs überwacht, ebenso wie der Generalstäbler, der als harmloser Tourist, mit rothem N Regenschirm und grauem Reife­plaid im Auslande, am muthmaßlichen Kriegsschauphase seine stillen Studien macht ; der hinter der Pflugfedar unter den sengenden Son­­nenstrahlen waderfeuchende Knecht, der mit fehwieliger Hand die ersten Arbeiten besorgt, die dann mit der Magazinirung der Nörnervorräthe in den­ Militär-Berpflegsetablissements endigen, ebenso wie der Che­­miker, der in den Räumen feines Laboratorium über der Verpollfom­­mung des Zimdfages brütet oder nach einem brisanterem Sprengmit­­tel spricht. Indem folhergestalt alle physischen und intellektuellen Kräfte zu Diensten des Krieges, der als eine Aeußerung des zerstörenden­ Prinzipes doch niemals Selbstzweck werden kann, ohne die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung zu verjüden, gepreßt werden, — ist ein künstlicher, häftiger, beengender Zustand geschaffen, der heute wohl — wir müssen dies zugestehen — noch immer einer Steigerung bis zur völligen Unerträglichkeit fähig ist, dann aber in seinen späteren Stadien umso nothwendiger und entschiedener in eine entgegengefehte Richtung umschlagen muß. „Auf das Unrecht da folgt das Uebel, wie die Thräne auf den derben Zwiebel” und der Umschlag, die Reaktion für den Frieden, wird daher unfehlbar eintreten, wenn sich dessen Beginn auch noch lange nicht absehen läßt und wenn auch die nächsten Blätter der Geschichte mit Brand und Blut und Vernichtung erfüllt werden. Mein Gott, Sahrzehende sind ja nur unbedeutende Bruchtheile in dem endlosen Kettenfache, in dem man die Dauer des Entwickklungsprozesses der Menschheit zu berechnen sucht. Aber Einen greifbaren Vortheil wird aus dem unverhältniß­­mäßigen Aufwande für die Rüstungen und der fieberhaften Anspan­­nung aller Kräfte schon die nachte Zukunft gewinnen: die Kriege werden furchtbarer,frredlicher,verheerender, und darum­­ seltener werden. Kriege ®umeist nur ritterlichen Gängen zwischen zwei Staaten.­­ Die beiden Heere bekämpften sich nach den Regeln des zümstigen Massen­­handmetzes, ohne gegenseitige Erbitterung. Nur in besonderen Fällen schärfte der Haß die Schneide des Schwertes , etwa in Bürgerkümpfen oder in Fällen, in denen die reli­­giöse, in ven­lebten Dezennien die nationale Fibel aufgestachelt wurde. Niemals war aber soviel auf dem Spiele als in den Kriegen der Ge­genwart, in denen förmliche Wölferlavinen gegen­einander prallen. Dadurch, daß alle Schichten der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen, alle Berufsthätigkeiten für die Z­ede des­ Krieges in Kontribution ge­feßt werden, ist ver­einfach ein zu hoher, jeder Krieg zu einem Ringen um Leben und Tod, zu einem Kampfe ums Dasein gemorden. Bei solchen blutigen Ernste weiß jeder Machthaber, daß die Unterfertigung der Kriegserklärung möglicher Weise einer seiner­legten Regie­rungsalte sein kann. Und sollte er­­ nicht missen, dann ist er sehr unwahrscheinlich, daß der mit der Kriegserklärung entfesselte Sturm der Ereignisse — freilich zu spät — das Amt der Belehrung übernimmt. Der Gegner kann und darf unter diesen Verhältnissen sich nicht mehr mit halben Erfolgen, für die man als technische Bezeichnung die „Forderungen der Waffenehre” erfunden, begnügen. Die einfache Schwächung des Gegners, wäre bei dem Aufgebote eines Apparates, wie ihn die moderne Kriegführung erfordert, eine gründliche Lächer­­lichkeit, ja im Hinblickk auf die in Bewegung gefechte rostbare Mas­sine und auf die eigenen Gefahren, denen im Falle des Unterliegens das Staatswesen ausgelegt war, ein. Selbstmord. Mit der Satisfa­­­tion der Waffenehre kann es daher heute nicht mehr abgethan sein und der Sieger darf nicht ruhen, bis er seinen Gegner nicht voll­ends zur Erde geschmettert und ihm den bespornten Abzag an die Halsader gedrüht hat. Das mag freilich etwas roh und grausam. Klingen, aber­­ Gift gegen Gift, und nur dieser Grundras der Homöopathie wird den Potentaten, Diplomaten und Stratokraten das Geschäft verleihen und den Hang zum immerwährenden Stäufern und Reifen und Balgen gründlich austreiben. Der Feldzu­g 1859 inhaliert ist wohl als der letzte Krieg nach der alten Schule zu betrachten. Zwei Heere standen sich da gegenüber, eines miserabler ausgebildet und talentloser geführt als das andere. Over darf man vielleicht von der französischen Führung eine höhere Meinung haben ? Ich glaube kaum und erinnere nur an den Zufalls­­sieg von Magenta. Napoleon III. wird gewiß Niemand allzu große Bescheidenheit in seinen Bulletins zum Vorwurfe machen und doch telegraphirte er bekanntlich am Abende des 4. Juni nach Paris: „Heute unentschiedene Schlacht, morgen Wiederaufnahme des Kampfes.” Von einer Berechnung und V­orausficht Tann ,also um for weniger die Nede fein, als sich ja der offizielle franz­ösische Be­­richt bezüglich Mac Mahons, Umgehung der österreichischen rechten plante, wodurch die Entscheidung herbeigeführt wurde, in der bomba­­­ stifhen, an offizieller Stelle höchit fonderbaren Bhrafe ergeht: „Le général par intuition divine les nuages passant au dessus de sa tete lui apportent la nouvelle du danger, qui menace la France!" Und was die Ausbildung anbelangt, so klebten die Einen gerade so unbehilflich an den Formen der Lineartaktik wie die Anderen. Kurz, die alte Schule und Schablone in dem äußeren und inneren Wesen, wie in den Endzwecen der Kriegern­pen Thätigkeit. Von einem tiefe­­ren Ernste auf seiner Seite eine Spur. Oesterreich, das in seinen nicht zu bemältigenden P­ositionen in­­nerhalb des berühmten Festungsvieredes Mantua-Preschiera:Berona- Legnano dauernden Widerstand hätte leisten und mit Aussicht auf Erfolg seine Kräfte für eine neue Offensive hätte organisiren kön­­nen, verforgte Heinmüthig vor dem entscheidenden Schlage die Alinge in der Scheide und bewüßte die von Frankreich erbaute goldene Brüde zum­­ „anständigen Nachzuge”. Und Napoleon, anstatt seine unzu­­länglichen Divisionen zu verstärken und aus dem reichen Frankreich die nöthigen Mittel an sich zu sieben, um einen Festungskrieg im großen Maßstabe in Szene zu’ feben und sein Wort, „Italien frei big an die Adria !" einzulösen, läßt sich’S besepeidentlich mit dem halben äußeren militärischen Erfolge genügen. Welch’ befremdliches Schauspiel entrollt si da plöglich vor den Augen des erstaunten Europa, als sieben Jahre später das vor­­sichtige, lauernde, ehrsüchtige Preußen mit gesammelter, trefflich vor­­bereiteter, einheitlicher Macht die Kampfbahn betretend, eine neue Aera der Kriegführung imaugurirt ! Und exit, als viefes System sich so glänzend bewährt in dem heißen Ningen mit einem Weiche, das bis in­­ die jüngsten Tage als tonangebend im Nam­e der europäischen Mächte und als stimmberechtigt in allen Meh­rheiten galt ! Aber nicht etwa allein der eigenartigen Wehrverfassung, den gut geschulten Truppen, der Intelligenz der Offiziere und der vorzüg­­lichen, überlegenen Führung, sind die großartigen, unerwarteten Re­­sultate zu danzen ! Bewahre­­ die politische Fee, die dem Kriege zu Grunde lag, das politische Ziel bewußtsein, die Ab­­sicht und der konsequent durchgeführte Wille, den Gegner zu ruiniren, gegen ihn den „Stoß in’S Herz“ zu führen, um dann um so sicherer und dauernder die eigene Macht zu fundiren : dieser Gedanke hat in noch weit höherem Maße die nunmehr greifbaren Erfolge gefördert. 63 wäre Hundert gegen Eins zu wetten, wenn sich etwa Oesterreich- Ungarn in der Lage Preußen-Deutschlands befunden hätte, der Friede wäre sofort nach Sedan schon zu Stande gekommen. Und die Leute, die so gerne mit halbbegriffenen Nevensarten von „Sumanität” und „Hwilitation” herumfluntern, wären auch sofort bei der Hand gewes­­en, um in der herkömmlichen Art die „Mäßigung und Weisheit" des Siegers zu preisen. Aber mit Unrecht ! wenn die Mäßigung ist eine übel angebrachte und die Weisheit eine sehr problematische, die den niedergeworfenen Feind mit einem blauen Auge davonkommen und ihm die Mittel in den Händen läßt, bei nächst bester Gelegenheit das Glück neuerdings zu versuchen und sich Revanche zu holen. „Der Krieg ist ein roh gewaltsam Handwerk, man soimmt nicht auf mit sanften Mitteln,” — und umgekehrt hätte daher das sie­­gende Frankreich nicht eher ruhen dürfen, als bis es die preußische Macht an die Dünen der Ostsee drängt, mit der Hohenzollern­schen Dy­­nastie vollständig aufgeräumt und seinem Gegner für alle Zeiten die Luft benommen hätte, auf Rachegedanken zu finden. Napoleon scheint aber diese 30ee ferne gelegen zu sein, denn seine halben Maßregeln und Vorbereitungen deuten nur zu offen darauf, daß er an einem glücklichen Coup, der ihn etwa bis an die festunggespicte Barriere des Mittelrheins gebracht, gerade genug gehabt hätte, um in Frankreich die Erinnerungen an Merito zu verwischen, die Gemüther in entspre­­chende Emotion zu verlegen und von Barifern das Schauspiel eines brillanten Triumphzuges zu bieten. Der­ furchtbare Griff aber, mit dem feit die Kriege geführt werden, haben von Zeiten ein Ziel gefeßt, in denen man leichtsinnig und unbedacht die Furie der Zerstörung losließ, um seinen Gegner für ein paar Jährchen zu demüthigen. Von dem Miomente an, als die Waffen zur Entscheidung berufen werden, darf und fann nur mehr Stop-ing-Herz Politif die einzig richtige sein. Jede Abweichung von versehlten, vielleicht aus unzeitiger Sentimentalität, wäre mehr als Verbrechen, sie wäre Schorheit. Bisher blichen die­ser Appell an die Aufklärung und Aufrur des Jahrhunderts singt in solchem Augenblicke — fragenhaft. Krieg­ und Zivilisation lassen sich eben so wenig in Verbindung bringen , wie Feuer und Wasser. Im Gegentheile, wir sehen, daß die Erfindungen und Fort­­schritte unseres Jahrhunderts allesammt den Anreden des Krieges in bar gemacht werden und zur Verschärfung des Möbels beigetragen haben. Und es kann auch gar nicht anders sein. Stubenhoder und D Büchergelehrte mögen noch so geistreiche Abhandlungen über die Ber­evtung des menschlichen Gemüthes schreiben, im Getü­mmel des Kampfes obsiegt die bestialische Natur, und mir duch Schreden und Fuckht kann sie im Zaume gehalten werden. Das gilt eben so im Kleinen und Einzelnen, wie im Großen und Allgemeinen : — daher ist es gar nicht zu befragen, dab ein Staat den Krieg endlich in einer Schredgestalt heraufbeschworen , die an das Zeitalter der Nelferman­­derungen mahnt. Die Kanonen werden damit that­sählich zu ultima ratio regum, weil, wie schon gesagt, das Spiel ein zu hohes und zu gewagtes ist. Die Machthaber werden ihre enormen Streit­­mittel gegenseitig besorgt betrachten und nur zögernd zur be­sten Karte greifen. Man wird sich fürchten, Kriege zu führen und der Schreden des Krieges wird zum unwirks­amsten P­alliative gegen den­­selben werden. Ein Sittenbrief des­­ Primas. Aus Anlaß des päpstlichen Jubiläums hat der Graner Erzbischof und Primas von Ungarn am 25. v. Mt. einen Hirtenbrief erlassen. Das charakteristische Senptschreiben, wel­­che "M. A." veröffentlicht, lautet wie folgt : Aus den über allen Zweifel erhabenen Zeugnissen der gemissen­­haftesten Schriftsteller und des römischen Kalenders selbst geht hervor, daß St. Peter, der Apostelfürst und erste Bapst, durch 25 Jahre, 2 Monate und 7 Tage auf dem römischen Stuhle sak. Diese Anzahl von Jahren, Monaten und Tagen war seinem der Nachfolger St. Petri vergönnt, mit Ausnahme des b. Vaters Pius IX., welcher am 23. b. M. die Tage St. Petri erfüllte und mas die Zeitdauer seines heiligen Bontifikates betrifft, alle seine Vorgänger, ja auch den b. Be­rens übertroffen hat, welchem, nachdem er zum Oberhirten der Schafe und Lämmer bestellt worden, der arztliche Griöser nicht nur die Todes­­art prophezeite, mit welcher Gott ihn verherrlichen werde, sondern dem er auch gesagt, daß er doch eine längere Zeit auf dieser Erde Leben werde und zwar mit den Worten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage bhr, da du jünger wart, gürtetest du dich selbst und unwandeltest wo Du hin unwolltest ; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstreben und ein anderer wird dich gürten umd­ führen, wo du nicht hin willst." (oh. 21. 18.) Wenn wir über diese außergewöhnliche Dauer 062 Bontifikats unseres b. Vaters nachdenken, können wir nicht anders als mit den Worten des königlichen Poralmisten ausrufen:­ „Das ist vom Herrn gesciehen und es ist ein Wunder vor unseren Augen“ (Blalm 117. 23), zumal wenn wir bewennen, unter welchen Umständen, welchen Widermärtigkeiten, Kimmernissen und Sorgen Ge­ Heiligkeit seine Tage verbracht. CS it männiglich bekannt , haß Graf Johann Mattai in seiner Jugend an der­ hinfallenden Krankheit litt , welche sein langes eben in Aussicht zu stellen pflegt, so daß man Lange zwei­­felte, ob man ihn seiner Bestimmung gemäß zum Kapitel werde weihen können ? Wir alle wissen, daß Pius IX., um den Händen rasender Empöhrer zu entrinnen, die einige Stadt verließ und Dant der Fürsorge einer Frau, der Gemahlin des baierischen Gesandten außerhalb der päpstlichen Staaten eine Aufluchtsstätte zu suchen genöthigt war, welche er auch im Königreich Neapel, in der­ Starken Sestung Gadta fand. Wie leicht hätte er auf dieser Flucht aufgefunden und gefangen ge­­nommen werden können , wie einst der König von Frankeih Ludwig XVI., der in der Flucht sein Heil suchend, noch ehe er die Landesgren­­zen verlassen hatte, erlangt, nach Paris zurückgebracht und enthauptet wurde. Wir willen zuverlässig, daß die Mörder selbst in den Balk­an eingedrungen waren, um ihre bluttriefenden Hände an den Kardinal: Staatssekretär zu legen. Als dann , nach beinahe zweijährigem Exil, der P­apst zurückgekehrt war auf seinen Stuhl, in welche Bed­ängnis wurde er da gebracht durch die Kämpfe jenes Monarchen, durch dessen Aneiferung und Mitwirkung alle Throne Italiens mit Ausnahme eines einzigen, erschüttert und der apostolische heilige Stuhl seiner blitz­bendsten Provinzen beraubt worden. « Während dies aefchah,sal­ der heilige Vater,wie man die Bi­­schöfe ihrer Sitze beraubte und sie ins Gefängnis schleppte,die Mönche aus ihren Klöstern vertrieb und die Nonnen aus ihren geheim­aten­ Asylen entfernte und d­em Hunger preisgab die Güter und Stiftungen der­ Kirchen und geistlichen Pfründen konfiszirte und die Kirche selbst ins Joch schlug.Ersalg,wie die Ketzerei il­r.Haupt erhebt und von­­der bürgerlichen Obrigkeit in Schutz genommen wird,wie man die Jugend in den Schulen mit den verwerflichsten­ Lehrern und Grund­­sätzen bet­auscht,wie abtrünnige und gegen die Mrche ungehorsame Geistliche aus dem Staatsschatz reichliche Unterstützun­g erhalten und so die Angel zubereitet wird,an der auch Andere sich fangen und als ebenso viele verrätherische Judasse zur Durchbrechung der kirchlichen­ Zucht verlockt werden sollen.Das Donnern der­ Kanonen mit denen der König vorhal­en die Belagerun­g und Eroberung Iroms ange­­ordnet hatte, war nicht im Stande, die Beftigkeit und Gesundheit des achtzigjährigen Greifes zu beugen und zu brechen, der si erinnerte, wie viel St. Veter hat leiden müssen von den Juden, von Herodes , und Nero, dem grausamsten ver Kaiser , wie viele Bedrängnisse, wie mancherlei und schwere Gefahren St. Paul bestehen mußte und wel­­cher Todesart die beiden Apostel in der Stadt Rom selbst gestorben — nach der Bemerkung des h. Augustin : „Sie sterben verachtet und nehmen die Herrschaft der Welt in ihre Hand“, — und der wohl wußte, daß außer dem heiligen Petrus einundereißig feiner Vorgänger, die auf dem päpstlichen Throne gefeilen, ihr Blut für die Kirche ver­goffen. Als deren eingevenst, stand Pius IX. unerschütterlich da­näh­­trend der Bestürmung der Stadt und führte den ihm dargereichten Kelch der berbften Leiden an die Lippen und Teerte ihn sogar bis zur Hefe der Lügen, des Hohnes und Spottes, der P­erleumdungen, Berwin­ Ichungen am Schmähschriften, welche zu sehmieden und gegen die er­habene Berson Sr. Heiligkeit zu richten man nicht Mühe und Kosten sparte. Der heilige Leo der Große rühmt vom heiligen Petrus, daß er größeren Muth bewiesen, als er sich in das Gehege wüthender Paub­­thiere und den ftüiemischen grundlosen Ozean — so nennt er das Rom damaliger Zeit — hineingewagt, als damals, wo er auf den Wellen des Meeres einhergewandelt. Dasselbe würde Leo der Große auch heute über Rom schreiben und mit hohem Lob die Fertigkeit, Geduld um Ausdauer seines Nachfolgers in jenem Gehege und auf jenem tü­rmi­­schen Ozean hervorheben ; ohne Zweifel aber würde er zugleich jene wunderbare, von der Vorsehung Pius IX. zu Theil getwordene Begün­­stigung hervorheben, welcher allein er das lange Leben zu verdanken bó­ßER sie ihn vor allen Päpsten auf dem Stuhl Sanft-Betri­efchentte. „Das it vom Herzen geschehen und ist ein Wunder vor unfern. Augen.” Einst haben die Menschen und die Päpste selbst den Ursa­­chen der kurzen Lebensdauer der römischen Wäpfte nachgeforscht. 63 genüge, Alexander II. zu nennen, welcher an den bh. Veter Damian die Srane richtete, was er sich als Grund dafür denke, daß der Bonti­­fer auf dem b. apostolischen Stuhle nicht Länger Lebe und nach kurzer Zeit dahingehe, so daß nach dem b. Apostel Petrus, welcher ungefähr 25 Jahre regierte, sein Papst so lange auf dem päpstlichen Throne ge­­fallen ? Der heilige Doktor antroortete auf die ihm vorgelegte Frage in einem Werfchen, welches sein 23. Opus und den Titel führt: „De brevitate vitae Pontificum Romanorum et divina Providentiae , dies Merkchen des ausgezeichneten und gelehrten Mannes verdient mit Auf­­merksamkeit gelesen zu werden. Ohne Zweifel wird es solche geben und gibt es solche, welche die Ursachen suchen von dieser gerade in­ den jenigen dem Papstb­aum ungünstigen Zeiten so langen Regierung, von der sein Beispiel in Gottes heiliger Mutterkirche, sowie auch gegen eben diese Kirche noch nie ein so unbarmherziger Sturm gerichtet wurde und gewüthet hat. Wir, die wir den Namen Katholiten füg­ten und vom b. Baulus gelernt haben: „dab Christus in Ewigkeit biebt die h. Mutterficche und sie herrlich machen will ‚die nicht habe einen Fleden, oder eine Rmnzel, oder deß etwas, sondern daß sie hei­lig sei und unsträflich” (Epheser 5, 23—27), halten für gewiß, daß Gott um der Kirche wegen und zum Wohle der Kirche Pius IX. ein so langes Leben und P­ontifikat gegeben. Mie schön besingt und ver­­herrlicht der königliche Psalmist Bialm 90­ das Necht, das von Gott beschirmt wird. Und dieser Schuß ist in den wenigen Worten enthal­­ten: „Wenn Gott mit uns, wer it wider uns !”, und diesen Schuß und Schiem hat Pius IX. in vollem Maße erfahren. Gott hat ihn mit einer längeren Lebensdauer, als alle seine Vorgänger beschentt, es erübrigt nur no, und wir vertrauen fest varauf, daß er ihm seine Befreiung zeige. & mürde meine Pflicht versäumt haben, wenn ich unterlassen hätte, Eure Aufmerksamkeit auf ein fa­denuunwürdiges, im Leben der Kirche und in der Geschichte seltenes Ereigniß zu lenken. Uns liegt es ob, für den römischen Papst , dem wir wahren Gehorsam versoro­­en, gelobt und zugeschmoren haben, zu beten, daß Gott ihn am Leben erhalte, beglüde und nicht gebe in die Hände seiner Feinde. Gran, den 25. August 1871, R. Szegedin, 8. September. Der Minister des Innern hat bekanntlich in seinem Rundschreiben angeordnet, daß die organisirenden Generalversammlungen ver städtischen Jurispa­tionen im Laufe des Monats September abgehalten werden. Unter Obergespan Franz Dani hat demzufolge die Hiesige Generalversammlung der Stadt: repräsentan; für den 17. d.,­­diejenige der Araber und Stecsfemeter re: präsentan; aber (Herr Dani ist bekamntlich auch Obergespan dieser Städte) für den 18. d. einberufen. Am 16. d., Nachmittags 4 Uhr, findet hier eine Besprechung der Repräsentanten in Angelegenheit der Wahl des Organisationsausschusses statt. Unsere Stadt beherbergt gegenwärtig zahlreiche Gäste : die Leh­­rer Unterungarns,­­ die anläßlich der Jahresversammlung des „unter­­ungarischen Lehrervereins” hier eingetroffen sind. Die Lehrer haben sich allenthalben­ner herzlichsten Aufnahme zu erfreuen. Weil ich gerade von Lehrern spreche, kann ich nicht umbin, eines interessanten Moments vom Gebiete des hiesigen Unterrichtswe­­sens Erwähnung zu thun. Ich meine die öffentliche Brüfung im Mädchenerziehungsinstitute der Frau Fanta Brinz-Czernopis, welche vor einigen Tagen in Gegenwart aller briefigen Honoratioren

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