Pester Lloyd, Dezember 1871 (Jahrgang 18, nr. 279-303)

1871-12-01 / nr. 279

be E »An N > 1 és 3 Er 2 SRUTSENERNTRTNEN | 5 - Charakter mangelt ! ‚Bet, 30. November. —h. Schon hatten wir vollständig darauf­ verzichtet, auch nur einen kleinen Theil unseres öffentlichen Unterrichts: iweiend während der gegenwärtigen Reichstagssession geregelt zu sehen, als fin die Dinge, wider unser Fürchten und Ahnen, plöglich etwas ander gestalteten. Herr Unterrichtsminister Pauler hat den Gelegentwurf eingebracht, demzufolge die Eröffnung der Klausenburger Universität in baldigste Aussicht gestellt wird. Da er sich jedoch hiebei auf den, erst späterhin einzubringenden Gefäßent­wurf berief, der die Be­ste - Universität, aber besser gesagt das ungarische Universitätswesen überhaupt regeln soll, so wies ihm der be­­treffende Ausschuß des Reichstages an, auch zugleich diesen­­ Entwurf vorzulegen, da es doch unstreitig seltsam wäre, wenn der Reichstag einen Gefegent­wurf acceptirte, der auf einem, so gar nicht existirenden Gefege basirte. Herr Bauler versprach, Diesem Wunsche zu willfahren, und so haben wir gegründete Aussicht, während der laufenden Session wenigstens body unser Universitätsunwesen geregelt zu sehen. Es hat allerdings lange genug gewährt. Als ob bei uns die Dringlichkeit, einer Reform und die Durchführung verselben stets im umgelehrten Verhältnisse stehen müßten und daß gerade auf dem Gebiete des Unterrichtswesend, wo es sich um das Gedeihen unserer Jugend d. h. um den Werth der Ge­neration handelt, welche die Errungenschaften der Gegenwart wahren und den Forderungen der Zukunft gerecht werden sol. " Als ob ein Fluch gerade auf diesen Lebensfragen unserer nationalen Erxistenz ruhte, arbeiten sich hier Un­wissenheit, angeborene Träg­­heit und die bösen Zufälle wie nach einer getroffenen Ver­einbarung in die Hände, und wir stehen heute eben fort, wo wir vor gerade zehn Jahren standen, nämlich weit hinter den nicht nur riefig fortgeschrittenen, sondern Tag für Tag noch immer riesig fortschreitenden Staaten des westlichen Europa’s. Die Folgen zeigen sich bereits : ein erschreckender Mangel an brauchbaren jüngeren Kräften, eine unerhörte Debe unserer wissenschaftlichen­­ Literatur, ein deutlich merkbares Sinfen unserer Unterrichtsanstalten, ein­e Weberhandnehmen ausländischer Elemente, die durch das Stubb­en im Auslande eingeführt werden, ein absoluter Mangel an wissenschaftlichen Bestrebungen in jeder Hinsicht. Wohin soll das führen ? Der verewigte Eötvös Hat uns wenigstens mit schön klingen­­den Versprechungen etwas über Wasser gehalten, wer gegen­­wärtige Unterrichtsminister spricht und verspricht nicht ein­mal. Bon Thaten ist natürlich noch weniger zu merken, und das Vorhandene ist nicht sehr tröftlich. Wenn sich der Herr Unterrichtsminister darauf berufen wollte, mat der Reichstag seine Gelegentwürfe ohnedies nicht verhandeln wire, da der­selbe durch andere Fragen in Anspruch genommen ist, so haben wir hierauf, ein Doppeltes zu erwidern. Einmal steht es in der Macht der Regierung, auch mit nachträglicher Genehmi­­gung der Geiergebung zu handeln, besonders in Fällen, wo Gefahr im Verzug liegt. Wozu diente denn die Verantwort­­lichkeit der Meinister, wenn dieselben nur todte Werkzeuge der gesebgebenden Gewalt wären ? Und zweitens hat gerade das Unterrichtswesen eine Fülle an h­ochwichtigen Reformen nöthig, welche gar nicht der Sanktion der Gesettgebung, sondern nur einer gesunden Initiative von Seiten der Regierung harren. Es ist Lächerlich und ein deutlicher Beweis unserer Unreife und Unfähigkeit, wenn wir in jeder Kleinigkeit, wo es zu handeln gilt, die That von der Regierung erwarten ; aber ebenso seltsam ist es, wenn ihrerseits die Regierung sich Hinter die Agenden des Reichstages verfriecht, wo sie selbst zu handeln im Stande ist. Wir sind von Seiten unseren Unterrichtsministeriums dergestalt an die ärgerlichste Langsamkeit und bedauerlichste Unthätigkeit gewöhnt, daß uns schon eine Nachricht, wie die oben erwähnte, in Effrafe zu verfegen vermögen wäre. Sind wir doch oft versucht zu zweifeln, ob denn wirklich ein Uns­terrichtsministerium im Lande is, oder ob der Staat die Beamten desselben bloß mit Sinefuren belohnt hat. Das Ausland arbeitet rastlos auf dem Gebiete des öffentlichen Un­­terrichtes : Deutschland, England, die Schweiz, die gebissrei­­sten und im Schulwesen geordnetsten Staaten Europa’s, ver­handeln über Lehrpläne, Universitätsgefege, Lehrerbildung 2c. Das Haptisch verwirrte Defternich hat Zeit gefunden, um die Reform seines Gymnasialwesens zu denken, und der Staat, der durch einen gräßlichen Krieg zu Boden geschmettert, gez­­ehmt und vernichtet scheint, Frankreich, hat in seinen schred­ Hiensten Krisin Unterrichtsreformen im Sinne. Und wir? Wir haben seit einem Dezennium nichts als ein Volksschul­­gefäß geschaffen, welches kaum zur Welt gebracht, schon brin­­gend nach Verbesserung frett, und jet, — jekt verspres­hen wir eine Universität zu errichten und eine bestehende zu verbessern ! « Doch zur Sache,—­Klagen erschöpfen ja doch den Sammer unserer Lage nicht. Also Siebenbürgen sol eine Universität­ erhalten, und zwar schon mit Nächstem, wohl fon im nächsten Schuljahre (Oktober 1872). Wer hat das nicht längst gewünsgt ? Das die Siebenbürger und speziell die Intelligenz, von Klausen­­burg eine Hochschule wünscht, — das hätte wenig zu bedeu­­ten, denn welches Komitat, welche Stadt Ungarns hätte nicht ähnliche Wünsche, wenn dieselben es wagen w­ürden, sich so Boch zu versteigen ?! Aber für die Errichtung einer Univer­­sität in Siebenbürgen spricht das ganze Land, spricht dag­nteresse unserer Bildung, unserer Nationalität, unserer Zuk­­unft. Ist es sehen an und für sich absurd, hak ein Land von dem Umfange unseres Baterlandes blos eine Hochschule haben sol, — jeder Staat des Auslandes beschämt uns ja in dieser Beziehung ! — so ist dies bei unseren Verhäl­nissen umso gefährlicher, da bei und der Moloch der Zentralisation alles Leben und Streben außerhalb der Hauptstadt, allen MWetteifer auf dem Gebiete der Kultur zu verschlingen droht. Kranft Doch unsere, bisher einzige Universität eben an bier­­em Mangel alles Wetteifers , fehlt ihr doch ein Terrain, auf welchem sich junge aufstrebende Kräfte heranbil­den könn­ten ; ist doch ihre Stu­dentenschaft eine aus aller Herren Lün­­dern zusammenge­wärfelte und daher an Bildung schredlich Di­­bergirende Maffe, ist doch diese Hörerschaft sehen ihrem Duantum nach eine nicht zu beherrschen­de Menge, welcher ihrer verschiedenartigen Vorbildung zufolge, aller gleichmäßige Allen diesen nur zu fühlbaren Uebeln wird die Errichtung der Klausenburger Universität abhelfen. Dieselbe wird aber auch für Siebenbürgen selbst von den se­­gensreichsten Folgen sein. Ein eigenartiges Geistesleben, eine zahlreiche Intelligenz entbehrt dort des zusammenfassenden und gestalten­den Mittel­­punktes, den nur eine trefflich organisirte Hochschule bieten kann. Ein Krebsschaden unserer Existenz, die grenzenlose Ab­­hängigkeit vom Auslande, hat gerade in Siebenbürgen fchred­­­ich um sich gegriffen. Protestanten, Lucien und N­omänen, — alle suchen ihre Bildung im Auslan­de, — und wie nicht ? Sollten sie nach Pest kommen, wo das Leben unnatürlich theuter und die Meittel der Ausbildung leider noch immer sehr gering sind ? eie kleinste deutsche Universität bietet ihnen ja, nebst der Billigkeit der Existenz, eine viermal glänzendere Möglichkeit der Ausbildung — sowohl was Lehrkräfte als Lehrmittel anbelangt — als die Metropole unseres Bater­­lanes, welche alle Schattenseiten einer Großstadt so ziemlich vereinigt, ohne bisher viele Lichtseiten einer solchen auftretjen zu können. Dieses Studiren im Auslan­de aber ist ein Krebsschaden unserer natio­nalen Em­itenz; es entfremdet die jüngeren Kräfte der Nation, es verwirrt den Gesichtspunkt für das Wirken im Vaterlande, es führt zu lächerlicher Anwendung fremder Maßstäbe, zu ungerechter Beurtheilung der heimischen Dinge, mit einem Worte, zu nationaler Entfremdung. Ganz anders liegen die Dinge, wenn der junge Mann nach beendeten Studien die ausländischen Einrichtungen inspizirt und das dramfen Bewährte im Vaterlande anzuwenden sucht. In diesem Sinne it der Besuch des Auslandes von den segensreichsten Folgen und dringend zu wünschen,­ — die Entnationaliserung aber bleibt ein Unheil, dem gesteuert wer­­den muß. = « Jawohl!"Wenn es nur mit der Errichtung einer Uni­­versität gethan wäre!Es fragt sich aber,wie diese Universität beschaffen sein s­oll?Welche Lehr­­kräfte,welche Lehrmittel,welche Einrichtungen die Basis der­­selben bilden sollen?Mit einer schlechten­ schlechtbestellten oder schlecht organisirten Hochschule thttn wir einen Schritt rückwärts,statt vorwärts,denn wir erhalten einen wunden Fleck mehr,wo wir doch ohnedies von Wunden strotzen Der Herzunterrichtsminister hat für gut befunden,sich hierü­ber jeder Andeutung zu enthalten,wenigstens wurde die öffentliche Meinung,unseres Wissens,nicht gewürdigt auch ihre Stimme vernehmen zu lassen.Möglicherweise sind die betreffenden Ar­­beiten noch nicht abgeschlossen,soll ja die Klausenburger Hoch­­schule auf denselben Grundlagen errichtet werden,auf welchen der Neubau der Pester Universität aufgebaut werden soll.Wir Münschen diesen Gesetzentwurf vor der Vorlage im Reichstag ersehen,­nicht als ob wir uns berufen fühlten,ein entscheidendes Votum in dieser Angelegenheit sprechen zu sollen,—aber weil uns dies­­er Vorgang und nur dieser mit den freiheitlichen Institu­­tionen eines Staates,wie unser Vaterland einer ist,im eng­­sten Zusammenhange zu stehen scheint. Denn allerdings entscheidet allein das Wieder Ein­­richtung ü­ber den Werth dieser hoffnungsvollen Universität­ Falsche Schritte,verfehlte Maßnahmen können alle diese­ Hoff­­nungen zu Schanden machen.Vor Allem wollen wir schon hier einen Mahnruf erheben,den man gerade beiuth in dem eigentlichen Landedc­evatterschaft und des Cliquenwesens, nicht oft und nicht laut genug erheben kann,den Ruf nach der rechten Wahl der rechten Männer! Dekrete,Hinrichtungen,Gesetze,—was sind sie anders,als der todte Leib,der bes befehlenden und belebenden Odems harrt, s den nur die richtig gewählten Kräfte zu verleihen im Stande sind.Wir hätten doch schon hinlänglich,und gerade auf dem Gebiete des Unterrichtswesens,hinlänglich erfahren sollen,was eine falsche Wahl von Kräften zu bedeuten hat;wenigstens sollten uns diese Erfahrungen vorsichtig machen.Die rechten Männer,­das ist auch die rechte Re­­form,neben welcher so ziemlich Alles,was man sonst noch unter Reform des Universitätswesens verstehen kann,mehr oder weniger alshbensache betrachtet werden kann­­:a.J­ ndenauste-Militärverwaltung ausgeschiede­­nen Theilen der Militärgrenze sollten in Gemäßheit der auf die politische A­dministration bezüglichen allerhöchsten Entschließung von 8. Juni IL. 3. die in Kroatien und Slawonien giltigen Geseche, namentlich die ungarischen G.­N. XVI—-XX vom 3. 1840 in Wirk­­samkeit treten. Nachdem­ aber dort bisher die Sakungen des am 17. Dezember 1862 eingeführten allgemeinen Handelsgeseßbuches Geltung hatten, so erachtete der Fall. und kön. Kommissär FMEL. Nitter v. Rosenzweig die Einführung der erwähnten älteren Gefege den unter diesen neue­­ren Normen fic) gestalteten Handelsverhältnissen für derart schädlich, daß er seinen Anstand nahm, an den ung. Minister für Kroatien und Slavonien einen Antrag auf Beibehaltung des Handelsgefecht­buches bis zur Schaffung eines neuen Gefekes zu stellen. Der genannte Herr Minister is­t dem Übernehmen nah­m geneigt, diese Angelegenheit im Sinne des angewerteten Antrages zu erledigen und die hiezu ferners nöthigen Vorlagen vorzubereiten, nur wollte er früher die Ansicht des ungarischen Handelsministers fennen . Lesterer erbat sich wieder die Wahlmeinung des ungarischen Justiz­­ministers mit dem Beifügen, daß er in Anbetracht, daß das in der Militärgrenze geltende Handelsgefegbuch, dessen Einführung in unser Baterland bereits von ansehnlichen Korporationen zu wiederholten Malen laut verlangt wurde, auf dem Niveau der heutigen Wissen­­schaft stehe, und mit Rücksicht auf die Regelung der Handelsverhält­­nisse unleugbar als ein Fortschritt zu betrachten i­; in Anbetracht ferner, daß in Kroatien und Slavonien, mit welchen diese Militär­ Grenztheile verbunden werden, faktifeh nicht nur die obbezogenen un­­garischen Gefegartifel, sondern in mancher Beziehung auch noch an­­dere österreichische Gefebe viel älteren Datums, als das Handelsge­­fesbuh (namentlich das Gesellpaftsgefes vom $. 1852) zu Recht bei stehen :, dag er seinerseits dem Antrage des f. und E. Kommissärs auf Beibehaltung des österreichischen Handelsgefeges in den bereits ent­­militärisirten Theilen der Militärgrenze seine Unterstükung unmoalic verfagen könne. = in Sachen der orthodoren Israeliten hat der Kultus­ und Unterrichtsminister nachstehenden Erlaß an die Pester Stadtge­­meinde gerichtet . Se. Kaiserliche und königlich apostolisih Maiestät der Köln haben mit allerhöchster Entschließung vom 22. Oktober b. 3. mi a. g. ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Ministerrathe­r das Nachstehende zu verfügen. Nach den Prinzipien, welche der am 18. März 1870 vom Reichstage gefaßte und der Stadtgemeinde ge­­nügend bekannte Beschluß enthält, ist bei der Durchführung der im Sinne der Jsraeliten-Kongreß-Statuten und Beschlüsse vom Jahre 1868/9 stattfindenden Organisirung die Anwendung von Imwangsmaß­­regeln ausgeschlossen und deren Annahme oder Richtannahme dem in der religiösen und Gewillens-Ueberzeugung der israelitischen Staats­­bürger wurzelnden freien Willen überlassen. Durch Beschluß des Reichstags vom 30. März 1870 wurde unter Aufrechthaltung der obigen Prinzipien das Ministerium aufgefordert, die einerseits durch den Kongreß, andererseits durch die Partei der orthonoren Jsraeliten vor das Abgeordnetenhaus gebrachten, die iraelitische Glaubensfache nach verschiedenen Ansichten behandelnden Petitionen stärkren und diese eventuell bei den Verfügungen über die Organisirung der israe­­litischen Kultusangelegenheiten in Betracht nehmen solle. Unter sol­­chen Umständen, nachdem in der Seitens­thes­e die Interessen der ortho­­doxen Izraeliten vertretenden Schomre,Hadath: Verein („Hiteregylet“) nach vorhergegangener Anmeldung, einberufenen Versammlung das duch gemeinschaftlichen Willen verfaßte und thatsächlich von einer namhaften Zahl Kultusgemeinden angenommene Organisationsstatut dem Ministerium vorgelegt­ wurde und dieses vom Gesichtspunkte des administrativen und Staatsaufsichtsrechtes seinem Anstande unterliegt, in die Beurtheilung der darin bezogenen religiösen Lehren und Nor­­men aber — als ausschließlich in der Welterzeugung des Gercissens wurzelnden Glaubensfägen — sich das Ministerium nicht einlassen­­kann , wird die Organisirung im Sinne der erwähnten Statuten Den­­jenigen, welche diese annehmen wollen, hiemit gestattet, ohne das in dieser Beziehung die vorgängige Bewilligung der betreffenden israeli­­tischen Kultusgemeinde nöthig wäre. Wovon die Stadtgemeinde zur Dannachachtung und weiteren Veröffentlichung mit dem Bewerfen verständigt wird, gab als provisorisches DVermittlungsorgan zwischen der Regierung und jenen Kultusgemeinden, welche sich auf Grund­­lage der erwähnten Statuten konstituiren, jener aus 7 Mitgliedern bestehende und in Belt domizilirende Ausschuß dienen kann, welcher in der oberwähnten Versammlung zu diesem Zwecke gewählt wurde. = „Die Regierung U­ngarns und die Haupt­stadt Ungarns.” Diese Mederschrift trägt der Leitartikel des heutigen , don", und unter diesem Titel werden Thatsachen und Umstände angeführt, die sich der Beachtung maßgebender Kreise dring­end empfehlen. „Er­st wunderbar — mit diesen Worten beginnt der Artikel — es ist wunderbar, daß diese Nation, der die autonomistische Tendenz; im Blute liegt, ehe sie derselben noch Anspruch zu geben vermag, die totale Zentren errichtet auf dem Gebiete der Idustrie, des Handels und der Wissenschaft, dennoch ihrer Hauptstadt so überaus zugethan ist, ihr ihre besten Söhne und größten Reichthü­­mer zuführt. „Weit sehen,“ darin gipfeln die Wünsche von Groß und Klein im ganzen Lande, und mit einer geheimnißvollen Pietät hängt Ales an den noch nicht geschauten Neal; von diesem erwartet man jeden Antoß, jede Initiative und Richtungsangabe ; man freut sich seines Gedeihens, man empfindet mit ihm alle seinen Leiden, alle Kümmernisse . Jeder nennt es sein, und wenn ihm auch sein Sand­­fern davon gehört. Wahrlich, es hat kaum ein Land noch seine Hauptstadt dermaßen als sein „Herz“ gefühlt wie Ungarn, ever Pulsschlag, jedes Klopfen dieses Herzens theilt sich auch dem Kleinsten Hederchen im Lande mit. Selbst die Legislative vermochte sich diesem Zauber nicht zu entziehen und hatte alle Elemente der weseßgebenden Gewalt wirken lassen, um die Hauptstadt des ganzen Landes schön und groß werden zu lassen.. Hieron zeugt so manche Verfügung, es zeugt davon unter Anderem das 24­ Milionen-Ansehen. Aber — wird dann ausgeführt — auch die junge Hauptstadt h2t wie ihre ungemeine Lebens und Entwickklungsfähigkeit ; der Auf­­schwung, den sie in den leäten Jahren genommen, ist geradezu dem der amerikanischen Städte an die Geste zu stellen. Auch zeigte die Hauptstadt, daß die Liebe des ganzen Landes auf seinen Undankbaren verschwendet sei. Sie erwiederte die Liebesgaben des Landes mit der Schaffung öffentlicher Anstalten, die vom ganzen Lande zu Gute kom­men, und verschloß ihre Taschen nie, wenn es galt, für gemeinnüßige Unteressen Opfer darzubringen. Die Stadt hat für die Akademie ein prächtige Grunpftüd am Donauufer gespendet. Sie hat den National­­theater ein Grunpftüd im Flächeninhalte von 800 Du.-Kl. geschentt. — hag Nationaltheater hat das Grunpftüd mit 450 fl. pr. Qu.=l. an die Brüder Thonet verkauft. Für das Molytechnikum hat die Stadt ein Grundstück gespendet, für die Klinik und das Gewerbe mit­­. Boulevard’3 gibt sie aus eigenen feum gleichfalls. Zum Anlaufe der Echterhäzngalerie hat sie 60.000 fl. beigesteuert, zum Beteil:Denimal 5000 fl., während die übrigen Mu­­nizipien . . . Für das zu errichtende Volkstheater, für die Staats­­realschule hat sie die Gründe vot­r. Für die Loyalität des Gerichtes zahlt sie den größten Theil der Miethe, für den Fall, was ein Ge­­richtegebäude errichtet wurde, hat sie 150.000 fl. beizusteuern verspro­­chen. Für die Landeszeichnenschule entrichtet si­e die Miethe. Für die­se an Gründen gewaltige Strafenpiecen nahezu umsonst. Sür­ die städtische Polizei, welche auch die Agenten der Staatspolizei versieht, da wir eine solche nicht besigen, opfert die Sa­jabelch 300.000 fl­, zu melden der Staat seinen Groschen erträgt. : 3 Wenn wir nun, heißt es im Artikel weiter, in Betracht ziehen, wie viel öffentliche Institutionen die Stadt erhält, werden wir unsere aufrichtige Bewunderung der Stadt nicht entziehen können. Nur von einer Seite ist man bestrebt dem Aufblühen der Stadt entgegenzutre­­ten und zwar — so unglaublich­es Eringen mag — von Seite der — Regierung. Jedes Rechtsgeschäft, welches sie mit der Stadt ab­­fließt, müsse sie zum großen Schaden der Stadt abschließen. Nur einige Beipiele. Die Stadt hat sich anbeifhig gemacht, zum Bau eines Justizpalastes an der Stelle, wo jebr das Gebäude der Kurie steht, 300.000 fl. beizutragen. Die Regierung erwiderte, daß dies zu wenig sei und afzertirte den Antrag nicht. Damals hätte man den ganzen Häusertempler um 600.000 fl. exproprieren künnen. Legt ist eine Million nicht genug dazu. Da ist die Neupester Insel, welche die Baggide Regierung der Stadt um 18.000 fl. abgezwungen hat. Die Stadt verlangt nun die Insel zurück, bietet die 18.000 fl. dafür an und darüber noch den Grund der Omnibusgesellschaft. Die Regierung verlangt über 100.000 fl. und vermengt die Angelegenheit mit der Frage des Neugebäudes. Die Verantwortlichkeit, zu diesem Resultate gelangt „Son“, fällt für diese Anomalien nicht auf die Regierung, welde nur ihre Pflicht thut, indem sie die­nteressen des Staates wahrt, sondern auf die Stadt, auf die städtische Verwaltung, welche ihre Pflicht der Re­­gierung gegenüber nicht erfüllt. Eine Abhilfe aber ist nur zu hoffen, wenn die Gefeßgebung sich beeilt das auf die Reordanttation der Stadt Bezug habende Gefeb baldmöglichst zu erledigen. Auf dem Reichstage. 1: A Heute hielt das Abgeordnetenhaus seine erste „Lange“ Sikung in der­legten Seifion der 1869/72 der Reichstags­­periode. Die Generaldebatte über das nächstjährige Staats­­budget ist eröffnet worden. Wir haben für dieselbe eine ge­­mäßigte Temperatur prognostietrt, und allem Anscheine nach werden wir Recht behalten. Zwar arrangirten einige Abge­­ordnete vor Antritt der großen Partitur der heutigen Tages­­ordnung ein lebhafteres Präludium, geeignet , das Haus in eine, größerer Erregtheit zugängliche Stimmung zu verseßen. Allein weder die Interpellationen der Abgeordneten Yoanke, Bidlicztay, Marimovics und Play, noch auch der Antrag Koloman Tiga’8 — denn diese meinen wir — vermochten die sänftigende Voreinschr­ung der vorliegenden Elaborate auf die „Gefechtsstimmung“ der Abgeordneten zu paralysiren, und der erste Tag der Generaldebatte verlief so ruhig, die Reden flogen so sanft plätschernd, so ohne jeden größeren Wagenprall und Wellenschlag dahin, wie sonft kaum in den legten Tagen der Spezialdebatte. Und doch hatten wir drei große Neben, durch welche die Anschauungen der Regierung, dann der Majorität und der Minorität der Binanzkommission präzisirt und der zwi­­schen ihnen bestehende Unterschied strenger und härter marfirt werden sollte, als er in den bisherigen, blos einleitenden Aruierungen der drei genannten Gruppen geschah. Dieser Erscheinung liegen keineswegs persönliche Eigen­­thümlichkeiten der Nebner zu Grunde: Ghyczy weiß sonst mit der Milde in der Form die beißendste Schärfe im Wesen zu verbinden, Sell hat in parlamentarischen Platvoyers ebenfalls schon mehr als ein Zeichen angriffshaftigen Mythes von sich gegeben, und was den Finanzminister Kerkapoly betrifft, so haben Seiner Exzellenz all die erbittertesten Gegner nie zugemuthet, den Argumentationen ihm entgegenstehender Meßrer mit besonderer Zartheit an den Leib zu gehen. Wenn der wichtigfte, weil auf das Nachfolgende bestimmend einwirfende Theil, die Eröffnung der Debatte, ohne große Stürme verlief, so geschah Dies eben lediglich aus dem Grunde, weil ei auf dem Gebiete derfelden feine gegensätliche Luftströ­­mungen und feine gewitterschwere Waffen im Wege standen. Um auf die heute debutigenden Nenner und die gehal­­tenen Reden überzugehen, so hat das ganze Haus den wohl­­geordneten, klaren, fast buch­sichtigen Vortrag des Referenten der Finanzkommission, Koloman Szell, vom Anfang bis zum Ende mit ungeschwächtem Interesse verfolgt. Obwohl Széll im Grunde nur eine Paraphrase des Generalberichtes der Finanzk­ommission liefern konnte, so verstand er es doch, verselben einen anziehenden, individuellen Stempel aufzubrüchen dadurch, daß er die tobten Zifferngruppen mit den satten Farben einer frohen, heiteren Zukunft, einer die Hoffnung auf Befseiung unverrückt festhaltenden Vaterlandsliebe be­­lebte. Man sah sozusagen leidhaftig die erstarkten und spann­­kräftigen Musfeln des Staatskörpers sich ausdehnen und die durch das Budget aufgebürdeten Lasten ohne sonderliche Be­schwerden ertragen. Selbst Diejenigen­, welche den von warmer­­ Vaterlandsliebe getragenen Optimismus bey Medners nicht theilten, mußten sich von dem Bilde, das er vorführte und dessen Gentität mit der Lage des Staates wir ja Alle gleich­­mäßig herbeiwünschen, froh angemuthet fühlen. GHyczh­it die Kaffandra unseres Abgeordneten­­hauses. Er sieht sehr trüb im die Zukunft, wie auch Form, Inhalt, ja selbst der Ton seiner Reden allezeit elegisch sind. Er sagt zumeist Dinge voraus, von denen er am allerersten wünscht, daß sie nicht wahr werden. In seiner heutigen Rede vertheidigte er die Mehrabstriche, welche in dem von ihm und dem Abgeordneten Szontägh gefertigten Sondergutachten em­­pfohlen werden, nur im Allgemeinen mit der Nothiwendigkeit, in den Ausgaben zu sparen und behielt sich die eingehene Motivirung für die Spezialdebatte vor. Uebrigens scheint die Ausführung SzélVS auf ihn nicht ohme Wirkung gewesen zu sein, denn er hielt es für angezeigt zu betonen, daß er die Finanzlage des Landes wohl als mißlich, aber seineswegs als verzweifelt ansehe. Wenn man nur heute den Weg der Spar­­samkeit betrete und dann auf demselben beharre, so könne man noch dem Schicfale entgehen, welches die vormalige absolute Wirthcchaft der Gesammtmonarchie ereilt hat. Man nennt don Ministerpräsidenten Ronyay eine ameri­­kanische Natur. Finanzminister Kerrapoly, der dritte Mebner in der heutigen Debatte, scheint sich heute einiges „Amerika­­nische“ von seinem Nachbar auf der Ministerbank geborgt zu haben. Sein Auftreten glich auf ein Haar dem des berühm­­ten amerikanischen Anwaltes, von beffjen Neben und Thaten eine Unzahl Anekdoten existiren. Der betreffende Anwalt hatte einen des Vatermordes angeklagten Meenschen zu vertheidigen. Der Staatsanwalt hatte natürlich Grau in Grau gemalt und eine auf die Erleichterung der Herzen der Jurymitglieder berechnete Rede gehalten. Nachdem der Staatsanwalt geendet, erhebt sich der Vertheidiger. Er malte nicht Grau in Grau, sondern Schwarz in Schwarz und entwirft eine Schilderung von der Abscheulichkeit des Batermordes, gliedern die Haare zu Berge stehen. Da, im Augenblide, wo seine Efftate den Höchsten Grab erreicht zu haben fehlen und dem gesammten Auditorium der Angstschweiß von der Stirne rann, seníte der mächtige Redner plöglich die Stimme 5:8 zum leisen Klageton herab und frug: „Sehet diesen Men­gen an, der da vor Euch figt, sieht der aus wie eines jener fluchwürdigen Wesen, die ich soeben geschildert ?" Dann erhob er wieder die Stimme und gewaltig Klangen seine Worte durch den Saal in das Herz der Geschworenen hinein... daß den Sary mit­ , der Angeklagte wurde freigesprochen. Genau so verfuhr heute Berkapoly. Er überbot die Ausführungen Ghyczy­s, betreffend die Schulden, die auf uns lasten, und die Defizits, die nicht ersichtlich wurden, steigerte und vermehrte er bis nahe an’8 Unendliche, so daß wir schon glauben mußten, der Banferott müsse und spätestens morgen mit Haut und Haar verschlun­­gen. Dann machte er plöglich Kehrtum und wies nach, daß der Teufel eigentlich gar nicht so schwarz sei, ja, daß er im Grunde wahrscheinlich gar nicht existire . . . kurz, er wies alles dasjenige nach, was sich mit Hilfe der Neb­enkunst, der Logik, der Erfahrung und noch einiger ungezählter Wissen­­schaften und freier Künste nur nachwerfen läßt. Weiter unten den wichtige bringen wir seine Rede in weitläufigen Auszuge, ften Theil im Wortlaute. ... Die­ äußerste Linke hat heute keinen Redner gestellt­.An Reden wird es trotzdem von dieser Seite des Abgeordnet­­hauses kaum fehle mJndessen schreckt uns das nicht;diese­­­­Reden haben jederzeit ihre gute,sichere Wirkung;sie ermüden"« beide große Parteien so sehr,daß dann Beide die Debatte so bald als möglich abzuschließen bemüht sind. IL, Unser Bericht über die heutige Sigung der Abgeordneten: ae reicht im Abendblatte bis zum Beginne der Budget-General­­debatte. — Der Generalbericht des Finanzausschusses sowohl als auch das Separatvotum der Ausschußm­itglieder Kolomathyczy und Paszl Szontágh werden als vorgelesen betrachtet.Wir haben die beiden Schriftstücke dem Wortlaute nach mitgetheilt. « Referent des Finanzausschusses,Koloman Szäll,nimmt das Wort,um den Bericht des Ausschusses zur Aufnahme als Grundlage der Spezialdebatte zu empfehlen.Er führtbleetlltelten Daten und Argumente dieses Berichtes des Weiteren aus und polemisirt gegen das Separatvptum.Namentlich in Bezug auf das Defizit bemerkt er, daß dasselbe keine Verringerung des Staatsvermögens darstelle.Denn e­lle«diese Summen sind im Besitz des Staates,nur in anderer Form: stestyd investirt.Die Rechte nimmt diese Ausführungen mit lebhaf­­­tem Essen auf. , 7 » Koloman Ghyczy wollte nicht,selbst wenn er es könnte,," sich auf das Gebiet der nationaleökonomischen und finanziellen Theo­­ritzn begeben keine glänzenden Zukunftspraxie gestalten,weil man mit diesen das momentan wacte Geldbewürfniß nicht befriedigen kann ; er ist vielmehr entschlossen, bloß den Regel des prosaischen Alltags­­verstandes und der trodenen Arithmetik zu folgen. € 3 ist klar, daß, wenn ein Privater mehr ausgibt als er einnimmt und hat, seine finanziellen Angelegenheiten in Verwirrung geratben ; er­ wird falsch und das Crefutioneverfahren wird gegen ihn eingeleitet. Wenn Uns garn so fortfährt, wie es begonnen hat, so wird es seinen Verpflich­­tungen nicht nachkommen künnen, und Redner weiß leider nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob nicht gegen uns eine Art Grelationsver­­fahren plangreifen wird, wenn wir die Quote zu den gemeinsamen Kosten und den Staatsschulden nicht ordentlich entrichten. Redner liest aus dem von ihm und Raul Szontágh eingereich­­ten Separatvotum die Zahlen vor, welche sich auf die Schulden Un­­garns beziehen ; man führt zwar an, daß die m­eisten dieser Schulden nur gemacht wurden, um nüßliche und rentable­nverirrungen vorzu­­nehmen. Allein so lange Redner nicht mehr Resultate sieht als bis­­her, leugnet er rumdheraus, daß diese Investirungen irgend etwas ges­tragen haben. Die absolutistische österreichische Regierung ist auf dem Wege zu Grunde gegangen, den wir betreten haben. Aljährlich hat diese Regierung zuerst Seiner Majestät und seit dem Bestand des Reichsrathes biese ausgebüstelten und herausspintifirten Berichte vor­­gelegt, in denen die Finanzlage des Reiches in den glänzendsten Far­­ben gemalt wurde. Allein das Defizit war groß und wurde immer größer und widersprach diesem Berichte. Die Regierung wußte jedoch ih zu helfen. Sie behauptete, daß diese Defizite­ zu großartigen nüß­­lichen Investirungen verwendet werden, daß sie nur in Folge außer­­ordentlicher Auslagen entstehen, die nur einmal vorkommen. Allein von den Investirungen war nichts zu sehen und die angeblich einmas ligen außerordentlichen Auslagen feierten jährlich unter verschiedenen Titeln und Masten wieder. Eine Eisenbahn nach der anderen wurde ver­­lauft, der Resi­ an ungarischen Grundentlastungsobligationen Losges­chlagen, auf die ungarischen Staatsdomänen gegen Sintabulation eine­ große Schuldenlast aufgenommen und der Staatskredit ging all­­gemach so vollkommen zu Grunde, daß selbst durch außerordentlich ungünstige Lotterieanlehen nur äußerst mühsam Geld aufgetrieben werden konnte,. Nebner hofft, daß Ungarn dieses Beispiel nicht bis an’s Ende verfolgen, daß er seine staatliche Gristenz nicht auf dieselbe­­ Weise verlieren werde, durch welche der österreichhische Absolutismus­ Schiffbruch gelitten und uns zu seinem Erben gemacht hat. Redner kritifiet den Bericht des Finanzausschusses und wiederholt mit detail­­lirterer Ausführung die Argumente, die bereits im Separatorium vorgebracht wurden. Er hält es für unbedingt nöthig, daß in den Ausgaben das Nöthige von dem Entbehrlichen strenge geschieden werde ; die festeren Ausgaben seien aus dem Budget auszuscheiden und für günstigere Finanzzustände zu verschieben.­­ An der Kritik des Finanzausschußberichtes fortfahren, behält Redner sich vor, in der Debatte über die einzelnen Ressortbudgets sonfrei nachzuweisen, melde Ausgaben er für nöthige, welche für überflüssige halte und er will fest nur noch eine Bemerkung über die Ansichten des Finanzausschusses in Betreff des Eisenbahnansehens­­machen. Die Schuld, die unter diesem Titel gemacht wurde, sol an­­geblich nicht ausgegeben, sondern nur untergebracht werden, die Summe soll völlig vorhanden sein, nur in anderer Form. Allein kann man wohl sagen, daß man eine Summe nit verloren, daß man sie in anderer Form befige, wenn man sich dieselbe um 8 Perzent ausge­liehen hat und sie in bestimmten Terminen tilgen muß, während man sie selbst an Gesellschaften auf unbestimmte Zeit ausgibt und sie nur mit vier Perzent verzinst bekommt. Der Finanzausschußbericht will auch die verzinslichen Schasanmessungen nicht als Schuld gelten has­­sen, denn dieselben seien durch die Steuerradstände gedecht und werden in dem Maße eingelöst, als diese einfließen. Allein nachdem die ein­­fließenden Steuerrückstände für das 1872er Defizit als Deckung ange­­führt werden, so erscheinen die Schaganweisungen kaum mehr gerecht und man muß sie wohl als Schulden anerkennen. Zum Schluß will Red­­ner noch einige Bemerkungen über den Zmed des Separatvotums mac­hen. Dasselbe will seine Refrimination sein. Redner und Raul Szontagh bezweifeln die gute Absicht des­ Ministeriums bei der Ver­­waltung des Staatshaushaltes nicht, sie machen nur auf das Sprich­­wort aufmerksam, dab sogar der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert is. Was ihre Meinung über die finanzielle Lage ist, das haben sie ausführlich in ihrem Separatvotum gesagt ; biese Lage it ernst, sehr ernst, aber sie ist noch nicht ron Darum machen wir die Legislative auf biese Gefahr aufmerksam, damit die Gefahr abgewendet werde, so lange biefed wo möglich ist. Der Zwed unsered Separatvotums ist, herbeizuführen, dab das Haus vor Beginn der Spezialdebatte genaue Kenntniß von der finanziellen Lage des Landes habe. Ob es nun unser Separaterium annimmt oder nicht, der Zwed desselben ist erreicht, denn was das Haus immer beschlie­­ßen mag, es wird mit voller Kenntniß der Sachlage beschließen und damit haben wir die Pflicht als Mitglieder des Finanzausschusses fos wohl uns, als auch dem Hause gegenüber erfüllt. Indem ich mir vor­­behalte, in der Spezialdebatte über die Details zu sprechen, nehme ich das Budget, im Allgemeinen zur Grundlage der Spezialdebatte an (Lebhaftes Essen von der Linken.) Finanzminister Karl Berkapoly: Geehrtes Haus! Ach bin in der glücklichen Lage, daß ich mich hinsichtlich des Prinzips und der Tendenz nicht blos mit dem Bericht und Referenten des Binanzausschusses, sondern auch mit dem Separatvotum und dem en Herren Vorredner in vollem Einverständniß befinde. Dies erl­eichtert meine Aufgabe außerordentlich. Ich muß nämlich die von beiden Seiten aufgestellten Behauptungen nicht widerlegen, ich muß mich der Richtung nicht entgegenstellen, die von der einen und ander­­en Seite betont wurde, ich kann vielzlben v­ollkommen acceptiren. Ein Unterschien der Auffassung befiehbt blos hinsichtlich der Anwen­­dungsart dieser Tendenzen , und diese von­einander abweichenden Ans­chauungen müssen wir ein wenig in’s Auge faffen, damit unser Bors gehen, die Führung unseres Staatshaushalts der Lupe wirklich ent­­sprechend sei, daß wir nicht über die Grenze hinausgehen, bis zu der unsere Kraft reicht, aber auch in den nöthigen Anwertirungen nicht diesseits der Grenze bleiben, bis zu der man vernünftigerweise geben kann, weil sonst die Zeit, wie die Mehrheit des Finanzausschusses sehr charakteristisch sagt, mit oft nicht gutzumachendem Schaden über ung hin­weggeben würde. Ich will durchau­s nicht bezweifeln,was das Separatvotum sagt,welche sich zum Faden meines Vortrags zunehmen beabsich­­­ige.Ich will durchaus nicht leugnen,daß wir noch kein Budget hatten,welches kein Defizit gezeigt hätte.Saich gebe auch zu,daß die vorgekommenen Defizite wirklich größer waren,als das Separat­­votum sie angibt,und zwar nicht blos aus der Ursache,welche die geehrtenherren Verfasser des Separatvotums angeben,und deren Berechtigung ich unter gewissen Beschränkungen zugebe,sondern auch darum,weil die geehrtenherren Abgeordneten immer blos das Finanzgesetz zur Grundlage genommen haben,ohne die Rücksicht auf die Nachtragskredite,mit denen doch beispielsweise das für 1869 präl­­iminirte Defizit 13,214.739 fl.und das für 1870 präliminirte 22,243.020 fl. betrug. Die Auffassung des Minoritätssvotums also,saae ich,anerkenne ich unter gewissen Beschränkungen,denn es ist ja gewiß,daß ein Des­izit dort existirt,wo die Erfordernisse für ein bestimmtes Jahr nicht aus dessen Einkünften,sondern aus Anleihen gedeckt werden,wenn die­­selben auch schon früher sollten abgeschlossen worden sein,oder aus Verkäufen.Allein eben darum,weil auch ich die Situation zu klären und den Stand der Dinge der Wirklichkeit entsprechend darzustellen wünsche,so kann ich es nicht ohne Bemerkung lassen,wenn die P 9. Abgeordneten sagen, daß all das Defizite seien, weil die wirklichen Ausgaben eines Jahres die wirklichen Einkünfte desselben Jahres überschreiten.. Das kann ich nicht anerkennen. Den Jahresausgaben stehen die Jahreseinnahmen und nur die Einkünfte gegenüber, und umgekehrt, den Jahreseinkünften nicht die Jahresausgaben, sondern die Auslagen. Diese beiden Ansprüche darf man nicht mit­einander vers­wechseln, man muß sie parallel gebrauchen, font gerathen wir in Vers wirrung, ob wir wollen oder nicht. Weil diese Worte aber ver­wechselt sind, fo­nt es nicht blos ein Wortfehler, sondern ein mehr denn ein­­mal Verwirrung verursachender, sich nur das ganze Separatvotum hindurchziehender Irrthum, welcher die Folge hat, daß die Situation nicht so erscheint, wie sie wirklich it, und dies, ohne daß dabei ein anderer ehler begangen würde, als der eine angeführte m­it seinen natürlichen Konsequenzen. Was dies aber für Konsequenzen sind, das kann ich Leicht nachwessen. Der g. Herr Abgeordnete macht auch unter den außerordent­­lichen Ausgaben sehr richtige Unterschiede,­ er bemerkt nämlich, die Thatsache soll uns nicht stelten, daß blos die außerordentlichen Aus­­gaben das große Defizit verursachen, denn unter diesen sind, gern solche, die feine fruchtbringende quelki­anigen darstellen. Das ist wahr. Allein was folgt daraus? Daß man sie, weil sie nicht Frucht­­bringende Investirungen sind, aus den Jahreseinkünften deden muß ?­­ Nein, sondern es folgt daraus, daß man sie aus den Jahreseinnahmen r A /­­ _ fd { / f 7

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