Pester Lloyd, September 1872 (Jahrgang 19, nr. 202-226)
1872-09-11 / nr. 210
· - & T-««Pest,»1o·September. "Wenn unsere L·efer sich noch jener Andeutungen erinnern,welche wir in unserem Freitag-Abendblatte über den Feengang der Ghyezyzschen Vorschläge gegeben haben, so werden sie finden, daß wir im Ganzen und Großen nicht schlecht unterrichtet waren. Der heute dem Wortlaute nach vorliegende Vortrag Ghyezy’s zeigt in der That, daß der verehrte Führer des linken Zentrums das Schlagwort „Widerstand gegen den Ausgleich von 1867" bei Seite stellt und den einzelnen Fonfreten Sragen mit der an ihm gewohnten Klarheit an den Leib geht, sowie daß unter Diesen Fragen eigentlich nur jene der Armee es ist, welche zwischen uns den Gegenstand einer ernstlichen Meinungsverschiedenheit bildet... Ueber alles Andere Ließe sich nicht nur reden, sondern wohl auch eine Verständigung erzielen. — Daß es zwischen den beiden Staaten der Monarchie seine Verschiedenheit in der auswärtigen Politik geben könne, daß daher ein gemeinsames Ministerium des Auswärtigen nothwendig und auch eine Art Delegation nicht zu vermeiden sei, wird von Ghyczy schlechtweg und ohne Vorbehalt zugegeben. Daß sich die Agenden des gemeinsamen Finanzministeriums auch jeht kaum auf mehr, als eine gemeinsame Kaffemanipulation erst reben, gesteht er offen zu, und über den Namen dieser Manipulations- Behörden würden wir schließlich kaum miteinander einen ernsten Krieg zu führen haben. Ebenso wenig besteht ein prinzipieller Gegenfall bezüglich der Bankfrage; das Ziel "ist vielmehr für beide Theile genau "dasselbe und wir wissen im Augenblicke noch nicht, ob nicht vielleicht auch bezüglich der Mittel der von Ohyezy gewünschte Weg eingeschlagen werden wird. Was das Zoll- und Handels- Bündnis mit Oesterreich betrifft, so wird sein Mitglied der Denkpartei sich dagegen stemmen, wenn seinerzeit eine unseren Interessen entsprechende Modifikation desselben angestrebt wird. Ghyczy selber will dieses Bündnis nicht aufheben, sondern er seinerzeit verbessern, zu jener Zeit nämlich, wo dasselbe im Sinne des Gefäßes zu erneuern sein wird; von dem wüsten Geschrei nach Beseitigung der Monopole ist in seinem Vortrage auch nicht ein Laut zu vernehmen; er erklärt imegentheile, es sei unmöglich, in dem Gebote der unabweislichen Nothwendigkeit nicht zu fügen. Und wenn er schliegli eine Trennung unserer Staatsschuld von der dHsterreichischen fordert, sett er wohlweislich hinzu: „sobald Dies finanziell möglich ist”. Dasselbe sagt aber auch der §. 6 des XV. Gefeßartikels vom ahre 1867, welcher es beiden Reichstheilen „freistellt, ihren Beitrag zu den Zinsen der Staatsschuld durch Amortifirung von Schuldverschreibungen oder Kapitalsrüczahlungen in Baarem zu vermindern". Sind wir einmal in der Lage, unter günstigen Bedingungen für diesen Zweck ein speziell ungarisches Ansehen zu kontrahiren, so wird uns nichts daran hindern, durch Tilgung von Schuldverschreibungen oder Kapitalsrüczahlung unsere Beitragsleistung zu den Zinsen dersterreichischen Staatsschuld so lange herabzumindern, bis dieselben gänzlich verschwindet. Bezüglich all dieser Dinge bedarf es eigentlich gar seiner Verständigung, denn in dieser Beziehung ist eine Meinungsverschiedenheit schon fest nicht vorhanden. Den einzigen wirklichen Stein des Anstoßes bildet die Armee, und in dieser Beziehung — mit Bedauern sprechen wir es aus, allein der Ernst des Momentes fordert eine offene, unzweideutige Erklärung — in dieser Beziehung können wir uns mit den been Koloman Shyczy’schlechterdings nicht einverstanden erklären. Herr v. Ghyczy wünscht eine selbstständige ungarische Armee und beruft sich darauf, daß im deutschen Kaiserreiche neben der preußischen auch eine baierische, sächsische, württembergische Armee bestehe, deren Verhältnisse er flüchtig skizzirt, um daron die Frage zu knüpfen, warum — wenn Deutschland mit Hilfe solcher Armeen einen der glänzendsten Siege der Weltgeschichte erringen konnte — dies bei uns unmöglich sein sollte? Die Argumentation ist eine sehr sonderbare, denn sie beweiset zu viel oder — gar nichts. Vor etwa sechzig Jahren haben die vereinigten österreichisch-preußisch-russischen Heere die Armee des ersten Napoleon besiegt und doch bestand zwischen jenen drei Heeren gar sein Zusammenhang. Der faktische Sieg ist also noch lange sein Beweis für die Güte eines Systems, und wenn Herr v. Ghyczyki die Mühe nehmen will, mit hervorragenden preußischen Offizieren über den jüngsten Krieg zu sprechen, so werden es seiner Aufmerksamkeit entgangen sein, daß schon seit Fahr und Tag bedeutende Schritte in unifikatorischer Richtung geschehen sind, daß deren gewiß noch mehr geschehen wären, wenn naheliegende Nachsichten nicht ein langsameres schonendes Vorgehen gebieten würden, daß aber das legte Ziel, die vollständige Einheit der Armee, dennoch unverrüdbar im Auge behalten und wohl auch in nicht allzu ferner Zukunft erreicht werden wird? Diese einheitliche Armee, die in Deutschland erst geschaffen werden soll und geschaffen werden wird, ist bei und vorhanden, wäre es rathsam,ieselbe gewaltsam zu verreigen, um dann mit vieler Mühe und nach traurigen Erfahrungen später doc wieder dahin zu gelangen, wo wir heute sind wenn bis dahin nicht etwa unter dem Experimente die Monarchie bereits zu Grunde gegangen und der Fehler nicht mehr gutzumachen ist?.... Teiß der bescheidenen Einleitung, daß er in militärischen Dingen nicht bewandert sei, schildert Ghyczy mit so viel Schärfe und Klarheit die Hundert und hundert ‚Fäden, mit denen beide Armeen — Die österreichische und die ungarische— aneinander geknüpft wären, die vielfachen Interessen, welche dieselben miteinander gemein hätten und die daher auch gemeinsam auszutragen wären, daß man nach dieser trefflich ausgeführten Prämisse in der That völlig verblüfft ist, am Schluffe nicht das zu finden, was man logischer Weise erwarten mußte: Die Gemeinsamkeit der Armee, sondern ihre Trennung und die Forderung, die Administration der beiden Armeen in zwei verschiedene Hände zu legen, die Bewilligung ihres Budgets zwei verschiedenen Parlamenten anzuvertrauen. Soll diese Zweitheilung nur eine bloße Stution, eine Selbsttäuschung sein, sollen beide Ministerien und beide Parlamente in dieser Beziehung wirklich vollkommen freie Hand haben, dann ist eine unabsehbare Reihe von Meinungsverschiedenheiten unvermeidlich und dann wäre es geradezu unmöglich, zwischen beiden Armeen auch nur jenes Maß der Uebereinstimmung zu erhalten, welches Ghyczy selbst für unumgänglich nothwendig erklärt und um dessen willen er — wie es scheint — selbst ein gemeinsames Kriegsministerium für gewisse Agenden nicht absolut ausschließen möchte. Allein, wen dieser gemeinsame Kriegsminister dann verantwortlich wäre, wie fid) sein Verhältni zu den beiden die Armee-Administration führenden Landesvertheidigungs-Ministerien, wie es fid) zu den beiden, die Kosten der Armeen votirenden Parlamenten gestalten solle? das ist ein Labyrinth von Fragen, für welches wir den ee in dem Ghyczy’schen Elaborate vergeben suchen. Auch daran erinnert Ghyczy, daß binnen einigen Jahren erneuerte Verhandlungen über die Quote nothwendig werden; man werde dann von uns mehr als 30 pCt. fordern und da sei es doc besser, wenn wir sagen künnen, streiten wir nit über die Quote, die Kosten der ungarischen Armee werden wir allein tragen... Und hat wohl der verehrte Führer der Linken an die Größe Dieser Kosten zum Gegenstande seiner gereiften Erwägung gemacht ? Hat er gefunden, das dieselben das Land geringer belasten werden ? Und wenn er — wie das nicht anders möglichst — zu dem Resultate gelangt, daß wir dann eine umvergleichsbchwerere Last zu tragen haben werden, welches Aequivalent vermag er dem Lande für dieses Opfer in Aussicht zu stellen? Gehörte Ghyczy einer revolutionären Partei an, wir würden es begreifen, wenn er jagt , nehmen wir die doppelte, die dreifache fast auf uns und schaffen wir eine unabhängige Armee, mit welcher wir im gelegenen Momente unsere absolute Unabhängigkeit erkämpfen können. Aber ein Mann von der tadellosen Loyalität Ghyczy’s, ein Mann von seinem staatsmännlschen Sinne und praktischen Verständnisse, der so klar die Wechselbeziehungen, den nothwendigen Kontakt der beiden Armeen darzulegen weiß, ein Mann, der seine ehrliche Welterzeugung mit patriotischer Wärme und ohne Hintergedanken ausspricht, womit könnte er die enorme Erhöhung der Lasten rechtfertigen, die er dem Lande auferlegen würde ? . . Der Gegenstand ist zu wichtig, um mit den vorstehenden flüchtigen Bemerkungen erschöpft zu werden, allein sie genügen wohl zur Begründung unseres Ausspruches, daß der Vorschlag Ghyczys bezüglich der Armee für uns unannehmbar ist, und damit stürzt leider die wesentlichste, wichtigste Partie des Ghyczy’schen Werkes in Trümmer. Wir haben vor einigen Tagen die Grenzen bezeichnet, innerhalb deren die Deskpartei sicherlich gerne jedes Zugeständnis machen wird, das zu einer Annäherung der Parteien führen künnte, — dieser Borschlag Ghyczy’s liegt leider außerhalb dieser Grenzen, und das überhebt uns der Mühe, nachzuforschen, wie sich eigentlich die gemäßigte Linie als Partei zu dem Borschlage ihres Führers verhalte, ob das Faktum, daß sie Ghyczy zum Klubpräsidenten wählte, nachdem sie, wenn auch nicht offiziell, seine Ideen nannte, — ob dieses Faktum als genügender Ber — Der Brief Koloman GHHYc3H’8 an Graf Lónyay, den wir im jüngsten Abendblatte veröffentlicht haben, war eine Antwort auf eine von einem Journalisten überbrachte Meldung des Ministerpräsidenten an Ghycsy Ueber die Genesis Dieser Meldung, sowie des darauf folgenden Briefes, wird uns von glaubunwürdiger Seite Folgendes mitgetheilt: Graf Lönyay ließ vor einigen Monaten mehrere Merdakteure decifistischer Blätter und den Redakteur eines oppositionellen Blattes zu sic) bitten, um sie in einer mit der Parteistellung nu zusammenhängenden Frage zu informiren. In der Konversation zwischen dem Ministerpräsidenten und jenem Redakteur eines oppositionellen Blattes Faman zur Sprache, daß Roloman GHYcZ,Y mit wichtigen Sdeen über die Annäherung der Bartelen umgehe, was übrigens auch aus der Programmrede Ghycss bekannt war. Inzwischen reiste der Ministerpräsident auf sein Landgut Turfer. Nach seiner Rütkehr an einem der Tage vor Eröffnung des Reichstages und vor Ankunft Ghyc3Yy’3 in Belt erschien bei GT. Lönyay jener deätistische Journalist, von welchem im Briefe GHyc3Yy’3 Ermahnung gelhban wird. Dieser Journalist sagte, daß der oben erwähnte oppositionelle Redakteur nicht mit Herrn v. Lönyay zusammentreffen künne, da er im Begriffe sei, in ein Bad zu reifen ; derselbe Lasfe jedoch dem Herrn Ministerpräsidenten doch ihn — den deakistischen Journalisten — melden, es wäre zweckmäßig, wenn Ghyczy nach seiner Ankunft den Herrn Ministerpräsidenten sprechen würde Hierauf ließ Herr v. Lónyay dem erwähnten oppositionellen Redakteur antworten, Herr v. Ghycza pflege ihn, als alten Freund, am Beginne einer jeden Reichstagsression zu besuchen, und sollte es ihn auf diesmal mit einem solchen Befunde beehren, würde er — der Ministerpräsident — denselben gern erwiedern und mit Ghyczy ausführlich sprechen ; es wäre ihm jedoch über Alles angenehm, wenn — im Falle Ghyczy mit ihm in einer politischen Angelegenheit Nac- Sprache zu nehmen wünschte — die Entrevue bei Franz Dedi stattfinden könnte. Graf Lönyay erklärte sie auch bereit, bei Deaf zu erscheinen, wenn Tag und Stunde der Zusammenkunft verabredet würde. Hierin bestand die ganze Botschaft des Ministerpräsidenten, worauf dann der bekannte Brief Hyc 319 ’3 erfolgte. 68 ist hieraus ersichtlich, wie unbegründet alle entgegengelegten Mittheilungen seien, und daß die Iitiative in der fraglichen Lage nit vom Ministerpräsidenten ausging. = Der Deaf: Klub hält morgen, Mittwoch, Abends 6 Uhr, eine Konferenz. — Der Klub der Linken hat in Seiner heute Abends abgehaltenen Konferenz seine innere Organisation vollendet und den Bericht seiner Mitglieder Gabriel Barady und Ladipa entgegengenommen, die in dem Deafclub behufs Abschlusses einer die Wahlen für das Bureau des Hauses betreffenden Vereinbarung abgesandt worden waren. Den Anhalt dieses Berichtes haben wir in unserem Referate über die montägige Sittung des Deaftlubs weis für die Zustimmung der Partei zu betrachten sei oder nicht. Denn selbst wenn die ganze Partei damit einversanden wäre, der auf die Armee Shyezy’schen Programmes vermindert auch nur um eine £inie die Höhe jener Scheidewand, welche heute die beiden großen Parteien trennt. Der Vorschlag Ghyezy’s, die Dinge besser zu machen wären, ist somit leider fein reduzirt sich fein, übrigens fortschreiten kann, als in seinem Charakter au in Dieser Beschränkung durchaus nicht zu untershagendes OBerdienst darauf, einerseits — unter Beseitigung — den eigentlichen Differenzpunkt klargelegt, andererseits ein meisterhaftes Bild der Situation seiner Partei entworfen zu haben, die die Anhänger derselben it insoferne richtig, als frei hat Richtung welches alles wie nicht nur im Parlamente, sondern im ganzen Lande zu ernstem Mad denfen anregen muß. schleudern pflegener Soldher Waffen in seinen Geiste ein bezügliche Theil des über somit unwesentlichen Beiwerfes die Dealpartei diese Partei allerdings, so lange der Ausgleich den Gegenstand fortwährender Angriffe von Seite der Opposition bildet, die Hände nicht vollkommen und in Tliberaler Richtung nicht so rasch selbst hat die Partei nie verleugnet noch verlassen, und wir hätten im Interesse des verehrten Führers der Linken gewünscht, daß sich in diesem Theile seiner hochbedeutsamen Kundgebung einer Wiederholung jener landläufigen Beleidigungen enthalten hätte, welche sonst nur Unverstand oder böser Wille gegen die Deskpartei zu kann ein Mann nicht bedürfen, der so glänzendes Schwert, einen so herrlichen Schild befigt und sagt, auf dem wir — Innitiative von einer Verständigung nicht um einen Schritt nähergebracht hat, so wenig feine, mit so Was Deskpartei uns uns feines Elaborates befriedigt dem auf die nicht im Zone der Gereiztheit mir im Tone viel Muth Ghyczy auch und Der Verwirklichung glücklicher, so tief uns die Form der beiden Parteien und sie selber es wünschen würde, bezüglichen Theile frünzt — des darüber, allein Der wesentlichste Punkt antworten wollen, des aufrichtigsten Bedauerns in doch sondern daß und gutem Willen ergriffene schönen Traumes leider auch mitgetheilt und haben nur hinzuzufügen, daß noch gestern Ab.nde der denfistische Abgeordnete Dttlif im Klub der Linken erschien, um denselben von jenen Beschlüssen des Deskflubs zu unterrichten, in deren Sinne heute die Wahlen des Bureaus im Abgeordnetenhause vor fi gingen. Aus dem Reichstage. »» · ; . West, 10. September. Unter Bericht über die heutige Sigung 063 Abgeordnete fließt im Abendblatte mit der Wahl des ersten Vizepräsidenten.: · · Folgt die Wahl des zweiten Vizepräsidenten.Dieselbe hat folgendes Resultat.Es wurden 282 Stimmen abgegeben,von diesen erhielten Josef Bäno 202,Ladislaus Tipa 74,Alexius Popesky,Ka·rl·Torma und Baron Ludwig Simonyijer, drei waren ungiltig.· · · Kauf Sofef Bánó it demnach der zweite B Vizepräsident des auhauses. &3 folgt die Wahl der sechs Schriftführer und des Duäflers in einem Wahlgange Das Resultat der Abstimmung ist folgendes: zu Schriftführern wurden gewählt: Koloman Szell mit 195, Peter Mihályi 195, Ivan Tombor (Kroate) 189, Friedrich Wächter 181, Edmund Szeniczey 173, Nikolaus Kiss (Opposititioneller) 162 Stimmen. Zum Duaftor wurde Ladislaus Kovác mit 190 von 276 Stimmen gewählt, Nikolaus Sankovich erhielt 78, Graf Melchior Longay eine Stimme, Leer waren drei Stimmzettel. ·Alterspräsident Alexander Gubody:Geehrte Herren Abgeordnete·!Nun sämmtliche Funktionäre des Abgeordnetenhauses gewählt sind, hat auch mein Alterspräsidium ein Ende erreicht. Die auf die Konstituirung des Hauses bezüglichen Vorbereitungsarbeiten waren für mich meit mühsamer, als ich mir es im Voraus denken konnte, und demzufolge trete ich mit Freude, allein da auch mit einer gemeiffen Befriedigung von diesem Plate zu vüd, denn ich nehme den Lohn in meiner Brust mit, daß meine Mitabgeordneten gegen meine während der kurzen Zeit meiner Präsidentschaft an den Tag gelegten Schwäcchen und Ungefhhdlichkeiten freundliche Nachsicht übten (Elsen) und das hat mir sehr wohl gethan und ich werde mich dessen flett erinnern, demße, mich dem gütigen Wohlwollen des geehrten Hauses. Elsen. dranz Deát: Gere Gott, daß Sie auf dem nächsten Reihatage wieder Alterspräsident des Hauses an Ne Koloman Ghyczych beantrage, daß das Haus dem so Ye a Be Deä Nu den Herren Alterstiftführern !) für seine Bemühungen den Dant proine, ehe, TAR HÓ mid las er an der Gubody und die Altersschriftführer verlassen unter lebhaften Eljen des Hauses das ee, a Bitte und die gewählten Schriftführer einnehnen. S·tefan·B1·tt6:Geehrtes Abgeordnetenhaus!Ich folge nicht meiner "individuellen Neigung, sondern der Eingebung meines Pflichtgefühls, wenn ich mich vor ihrem soeben geäußerten Willen beuge und ohne Zögern auf diesen Ort trete, melchen iir ehrendes Vertrauen mir angewiesen hat, nachdem mein hochverdienter Vorgänger, mein Mitabgeordneter Paul Somffih, aus Gesundheitsrücksichten sich leider zurückgezogen hat. Da ich zwei Jahre, Yang P Vizepräsident des Abgeordnetenhauses war, p tenne ich die ichmeren Aufgaben dieser Stellung zu nahe, fühle ich die Geringfügigkeit meiner eigenen Fähigkeiten viel zu tief, als daß ich ohne Besorgniß an die Größe der Last denken konnte, die ich mir durch Annahme dieser Stelle auf meine Ihmwachen Schultern bürde. Allein Sie haben es so gewollt, und ich gehorche wie immer, so anl diesmal bereitwillig Ihrem Befehle, denn während ich eines theils glaube, daß, je schwieriger die Dienste sind, die auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens von mir gefordert werden, es mir umsoweniger gestattet ist, denselben auszumeiden, — schöpfe ich andererseits nicht geringen Muth aus der Mederzeugung, daß die geehrten Herren Abgeordneten mich mit patriotischem Wohlwollen in meinem Bestreben zur Erfüllung der mit meiner Stellung verbundenen schweren Pflichten unterfrügen . 5 Am so sicherer erwarte und erhoffe ich Ihre patriotische Unterfrügung ohne Parteiunterschied, als meine Ziele allr denen des geehrten Hauses identisch sind, da ich über die Aufrechthaltung der Gefege und Geschäftsordnung im Laufe der Verhandlungen zu wachen habe und da unser Aller gemeinsames Sintereffekt darin konzentrirt, das Ansehen und die Würde des Parlamentes zu wahren. (Lebhafter Beifall.) 9 kann nicht verschweigen, daß die Erfahrung bewiesen hat, wie unbestimmt und mangelhaft unsere Geschäftsordnung in vielen Punkten ist und daß deren Mevision außerordentlich win Ihengwerth ist. Allein bei meinem starren Vertrauen auf Ihr konstitutionelles Gefühl glaube ich dennoch fest, daß es auch bis zu einer, im geieglichen Wege vorzunehmenden zweckmäßigen Modifikation der Geschäftsordnung auf seiner Seite des Hauses an jenem parlamentarischen Zartgefühl fehlen wird, welches auch in der Vergangenheit selbst bei den sehärfsten prinzipiellen Gegenfagen troß Dieser Geschäftsordnung das Schaffen hohmwichtiger und heilssamer Gefege möglich machte und uns wohl auch in Zukunften unserer wichtigen Aufgaben möglich machen "wird. eifall. In dieser Mederzeugung und mit dieser Hoffnung nehmen den Präsidentenstuhl für die Dauer dieses Reichstages ein, es nach der allergnädigsten Thronrede Sr. Majestät unseres Herrn und Königs berufen ist, auf gelegter Grundlage das begonnene große Wort der Reform fortzulegen und allgemaßh die Ordnung unseres Staatorganismus den Anforderungen der Zeit und den Interessen der Nation entsprechend zu bemwertstelligen. ·· Groß ist die Aufgabe,die uns erharrt,denn es erleidet Leut entzweifelt daßblos die zweckmäßige Lösung derselben unsern Staat in die Reihe der Rechts-und Kulturstaaten emporheben und seine Machtstellung,ja sogar seinen Bestand sichern kann. Allein,Gottfei Pank,·mr haben alle Bedingungen des Erfolges; in Ihren Reihen sehen wir eine große Zahl von Männern, die zahlreiche, glänzende Beweise politischer Weisheit und saatsmännischen Taktes geliefert haben. Die Verhältnisse bieten ihre Aussicht auf die Erhaltung des zu diesem großen Werke so nöthigen Friedens, und das uns allen gemeinsame Gefühl des Patriotismus dient uns als sicheres Unterpfand, daß, so abweichend Feuilleton Nach dem Tode. (Schluß.) Anders aber mußte es kommen, als in unseren Tagen, in der Zeit der Ehinigchen Thermometrie und des eifrigen Nachforschens nach den geheimnißvollen Gelegen des Stoffwechsels, die Thatsache wieder entdeckt wurde. Dies geschah zuerst bei Gelegenheit einer Gholera-Epidemie in Kiew; die Temperatur der Leichen erhob sich um mehrere Grade. Binnen Kurzem war die Aufmerksamkeit einer größeren Anzahl von Forschern in Deutschland und Rußland (legtere ebenfall aus deutscher Schule) dem Gegenstande zugelenkt, und nu lange dauerte es, so hatte man ein ansehnliches Beobachtungs-Material über denselben angehäuft und Angriffspunkte zu einem experimentellen Eindringen gewonnen. Man stellte si zunächst die Vorfrage, war die beobachtete Wärme vielleicht schon aus der legten Lebenszeit her in den inneren Organen angesammelt, und kam nur in Folge des langsamen Abströmens zu den äußeren Theilen erst nach dem Tode zur Grscheinung, oder wurde sie wirklich theilweise oder ganz erst nach dem Tode gebildet ? Dabei mußte man sich nun der Vorgänge erinnern, die auch normalerweise in der Leiche eintreten ; die unwichtigsten sind: Die schon sehr bald sich geltend machende Erstarrung der Mustern, die sogenannte Todtenstarre, und die später nachfolgende Verwefung. Von der ersten, die man auch fünftlich an lebenden Thiermuskeln herbeizuführen vermochte, hatte man bisher angenommen, daß sie ohne Wärmebildung ablaufe; von der Verwesung, die man nach alter Annahme erit lange nach dem Tode beginnen seh, wußte man, daß sie — als im Wesentlichen auf Derydation, langsamer Verbrennung beruhend — nothwendig Wärme erzeugen müsse, aber man glaubte, daß sie eben der Langsamkeit wegen seine merklichen Temperatursteigerungen hervorbringe. Weitere Beobachtungen braten Licht in diese Zweifel. Am häufigsten sah man das merkwürdige Phänomen nach dem tödtigen Ausgange des Starrkrampfes, einer der furchtbarsten Nervenkrankheiten, welche die Wissenschaft rennt. In einem solchen Fall gemahrte der berühmte Leipziger Pathologe Wunderlich, der Begründer der klinischen Thermometrie, gleichzeitig zwei auffallende Erscheinungen ; es steigerte sich die Temperatur der Leiche, und es verfielen die Muskeln ungewöhnlich vn der eigentlichen Sodtenstarre. Dieses merkwürdige Zusammentreffen wurde zum Ausgangspunkte weiterer Forschungen. € 3 warf sich die Frage auf: ist die Todeserstarrung der Muskeln vielleicht dennoch ein wärmebildender Vorgang, der bei raschem Ablauf im Stande ist, die Leiche merllich zu erhngen ? Die Antwort hatte für die Erkenntniß des normalen Lebens ein so hohes Interesse, daß sich von Geste der Physiologen entscheidende Lösungsversuche erwarten ließen. Die Muskelstarre, von welcher die Härte, Greifheit und Schwerbeweglichkeit herrührt, die man an den Gliedern eines jeden seit einigen Stunden verstorbenen Thieres wahrnehmen kann, ist ein Verfürzungszustand, ganz ähnlich demjenigen, der während des Lebens zu den Zwecken der Arbeit willkürlich hervorgerufen werden kann, und unter dem Namen der (vitalen) Kontraktion bekannt ft. Besonders deutlich erkennt man dies an isolixten Thiermuskeln, die man dem Absterben überläßt und die sich dabei allmälig zusammenballen. Die Analogie ist so augenfällig, daß man sie fon in alter Zeit hervorhob, und die Starre gleichsam als den legten Lebensaft des Musfels, als feinen Todestrampf, auffaßte. In neuerer Zeit nun war man an dieser Ansicht wieder irre geworden, da sich bei genauerer Betrachtung so gar viele auffallende Unterschiede ergaben. So fand man den starren Muskel weniger biegsam, als den ruhenden lebenden, ja sogar brüchig, während der lebendeontrahirte im Gegenteil weicher wird. Die elektrischen Gegenzage an den verschiedenen Stellen des ruhenden Muskels, die bei Anlegung eines Metallbogens an dieselben zur Entstehung eines Stromes Veranlassung geben, und während der vitalen Kontraktion nur abnehmen, zeigten sich bei der Todtenstarre völlig umgekehrt oder ganz aufgehoben. Ferner vermißte man bei der Todtenstarre die Wärmebildung, die bei der Kontraktion nachgewiesenermaßen eintrat. Ganz verlassen wurde endlich die Ansicht von einer Identität zwischen Kontraktion und Starre, als Dr. Brüde bei letterer als wesentliche Grundlage die Gerinnung einer vorher flüssigen Cimeigsubstanz (ganz ähnlich wie beim Blute) nachmies. So konnte vor zwölf Jahren eine der gefeiertsten Autoritäten der deutschen Physiologie in einem Elaffiigen Lehrbuche die alte Meinung für einen befestigten Irrthum erklären. Seitdem ist aber ein Rückchlag erfolgt: nacheinander sind die früheren Einwände gefallen, und fest, ist es in der That sehr unwahrscheinlich, daß Kontraktion und Starre, dem Wesen nach identisch, sich nur durch die Intensität unterscheiden, mit welcher der beiden zu Grunde liegende chemische Prozeß sich entwickelt, so daß die gleichartige Zerlegung einer und derselben im Rüssel vorhandenen Verbindung bei der Kontraktion theilweise, in der Gtarre aber bis zur völligen Erschöpfung vollzogen wird. Aber, wird uns der Leser fragen, dann müßte auch die Kontraktion von einer Gerinnung begleitet sein, und jede Arbeit eines Musters müßte zu seinem Tode führen? Das Erstere ist nun allerdings eine unvermeidliche Konsequenz, vor welcher die neue Lehre au nicht zurückcrecht, nur die zweite Folgerung bestreitet sie. Zunächst, sagt sie, ist die Gerinnung bei der Kontraktion nur eine theilmeise, und sodann wird dieselbe unter den Bedingungen des Lebens zur alsbaldigen Wiederlösung gebracht. Daß dazu aber die Anstalten unwirklich vorhanden sind, läßt sich sehr leicht hervorruft. Dazu braucht man blos die Blut zuführenden Schlagadern eines Gliedes zuzuflemmen ; binnten kurzer Zeit verfallen dann seine sämmtlichen Muskeln in Starre , öffnet man den an den Sterien angelegten Beifehfuß wieder, und läßt das Blut fris doch den Muskel strömen, sast ziemlich bald auch die Starre gelöst, das Gerinnsel wieder verflüssigt. Bei der viel schmäleren Gerinnung aber, wie man sie für die Kontraktion annimmt, läßt begreiflicherweise der ununterbrochene Blutstrom die Wiederherstellung im gleichen Augenblick folgen. So blieb also nur noch ein gemchtiger Einwand gegen diese Theorie. Es war ebenso nicht waggemiesen, Daß auch die Todtenstarre chemische Spannkräfte im lebendige Kraft umjest. Da sie grob mechanische Bewegung und Arbeit nur in verschwindend geringem Maße leistet, indem die Glieder der Leiche faummer slih aus ihrer Lage kommen und an der isolirt erstarrende Muskel nur seine eigenen Theile etwas zusammenzuschieben hat, so mußte man erwarten, die lebendige Kraft in ihrer anderen Hauptform, das heißt als Wärme erscheinen zu sehen. Es mußte also der Nachweis geliefert werden, daß die Todtenstarre Wärme bildet. Hier haben wir den Knotenpunkt, in dem das physiologische und das pathologische Problem miteinander zusammentrafen. Die entscheidende Probe wurde vor ein paar Jahren im Züricher physiologischen Laboratorium vorgenommen. Zur Hervorrufung der Starre bediente man sich eines bekannten Mittels, nämlich der Einwirkung heißen Wasser; bei einer bestimmten Temperatur tritt dann die Erstarrung plöglich ein. Man nahm nun frische Frosch- oder Kaninchenmustern, ummittelte damit die Kugel eines Thermometers, brachte dieses in ein Gefäß mit Wasser, worin sich noch ein zweiter Thermometer befand, und erwärmte es allmählich. Beide Thermometer stiegen gleichmäßig bis in die Nähe der bekannten Erstarrungs-Temperatur, da plöglich steigt das mit Muskelfleisch ummittelte um ein namhaftes über das andere hinaus. Immerhin konnte man noch zweifeln, ob der Wärmebildungsprozeß auch im Zusammenhang stehe mit der Verkürzung, denn man kann in naturunwissenschaftlichen Dingen den Skepticismus nicht leicht zu weit treiben. Darum stellten sich die Züricher Forscher die Aufgabe, das zeitliche Zusammenfallen beider Vorgänge zu erweilen, und auch das gelang ihnen vollständig. Zur Herbeiführung der Starre bedienten sie ss wieder des Greigens; um die Verürzung und deren Zeitpunkt verzichtbar zu machen, hingen sie den Muskel so auf, daß er bei seiner Verkürzung einen Hebel anziehen mußte. Eine kleine Excursion an dem Endpunkte des kurzen Hebelarmes ruft denn sofort an dem Endpunkte des langen Armes eine entsprechend vergrößerte Bewegung hervor, da beide Arme um den Drehpunkt Kreisbogen beschreiben. Ebenso deutlich machten sie den Eintritt der Wärme-Entwicklung, indem sie Veranstaltung trafen, daß durch die Teptere eine Magnetnadel in ausgiebigen Dies geschah mit Hilfe der Thermofäule, des empfindlichsten Wärmeprüfers, den mir biesigen, und dessen wichtigste Eigenschaft eben die ist, eine mit ihm verbundene Magnetnadel energisch aus ihrer Ruhelage zu treiben, sobald eine Fläche der Thermofäule wärmer wird, als die andere. Während der Muskel in der Richtung feiner Längsachse, d. i. feiner Fasern, an dem Hebel zog, bedeckte er gleichzeitig mit seiner Fläche die eine Seite der Thermofäule ; die andere Seite der seiteren wurde mit bereits erstarrtem Fleische bedeckt, und das Ganze, mit Ausnahme des Hebels und des Magnets, in einen allmählig erwärmten Brutofen gefest. Bis in die Nähe der Erstarrungstemperatur erwärmen sich wegen der gleichen Bedeckung mit Fleisch beide Seiten der Thermosäule gleichmäßig , wenn aber dann pröglic die Wärmebildung im erstarrenden Muskel auftritt und dadurch die eine Geste der Säule stärker erhigt wird, so entsteht ein Strom und ein Ausschlag der Nadel. Bollfommen gleichzeitig spielt aber auch der Hebel und zeigt uns an, daß fest die Bestürzung stattfindet. Man durfte somit den raschen Eintritt der Mustererstarrung als eine der Ursachen betrachten, durch welche die Temperatur eines Thieres noch nach dem Tode gesteigert werden kann. Aber das Räthsel der Temperatur-erhöhung in den Leichen war damit nur theilweise gelöst. Die ernfte Forschung glaubt den causalen Zusammenhang zweier Naturvorgänge nicht früher befriedigend erkannt zu haben, als bis der Nachweis geliefert ist, daß si beide auch der Größe nach deden. Wenn von den erslarrenden Muskeln aus die ganze Leiche stundenlang so bedeutend erhigt werden sollte, so mußte man in ihnen selbst, als dem Zentrum des Feiters, eine noch viel höhere Temperatur erwarten, zumal wenn der ganze Wärmevorrath des Musfels, wie es bei den Bersuchen thatsächligerchah, in kürzester Zeit, gleichsam nur eine einzige Erplosion, entbunden wurde. Aber das Umgekehrte ergab sic: es zeigte sich in den Muskeln eine geringere Temperatur, ja vielmal geringer, als in der Leiche in einigen Mammalfällen beobachtet war. In vielen Fällen waren auch die Leichen so heiß, ohne daß man eine besonders rasche Erstarrung der Muskeln nachweisen konnte. 68 mußten also nochmwendigerweise noch weitere und reichlichere Wärmequellen gesucht werden. Man brauchte aber nur konsequent den einmal angebahnten Ideengang zu verfolgen,um dieselben auch zu finden.War die Muskelerstarrung trotz der abweichenden Erscheinungsform ein Vorgang des Lebens, der über den Tod hinaus fortdauerte, warum sollten nicht auch andere Thätigkeiten des Stoffmechfels si ähnlich verhalten ? Die Baufe zwischen Stoffmechfel und Permwejung war ja nur eine unbewiesene Annahme. Die Wehrscheinlichkeit sprach nicht einmal dafür, daß die so joder gebauten desmischen Verbindungen des Thierleibeg, deren beständiger Zerfall und Wiederaufbau bisher das niedelvolle Spiel de Leheus bedingte, nunmehr unbestimmte Zeit hinduch eine ungestörte demie Nube einhalten sollten. Es konnte wer gut im Sunern