Pester Lloyd - Abendblatt, September 1872 (Jahrgang 19, nr. 200-224)

1872-09-21 / nr. 217

= SNMASO2Z II I INTEZET 7 ein Sen karEEETEEEESEEEREEEEEEREEIETEEETRERICHETEEEETE ÁRA Das Amtsblatt veröffentlicht folgende a. b. Ent-­schließung : Ueber Vortrag Meines ungarischen Ministers deannern enthebeJch Julius·Drasköczy—unter voller Anerkennung seiner treuen und eifrigen Diensten­ aus Gesundheitsrücksichten­ aus dessen eigenes Ansuchen von seinem Postent als Obergespan des Oedenburger Komitatsxferzrer ernennte Ic­hiemit den Fürsten­ Paul Esterhazy zu­m­ Obergespank des Oedenburer und den Grafen Josef Batthyanyi zum Obergespan desieselburger Komitats.­­ Gödöllö,den 18.September 1872- Francz Josephng.p. Wilhelm Töthm.p. ·Se.k.und k.Majestät haben mit a.h.Entschließung,ddo. Verlia,11.Septemberl.J­,den Honved-Kavalleriemajor Julius F·Ok1nl­a·k zum Vizedirektor der ungarischen Landwehrs Ludo­­miea-Akademie,und den Honved Kavalleriemajor Eduard Lrtki­­naczzum Komm­andanten der Jaßberenger Zentrals Offiziers­­und Offiziersbildungs-Schucle für die Honvedkavallerie a.g.zu er­­nennen geruht. Granelchior Lönyay1n.1­. =Das gemeinsame Budget—führt,,Naplb««in seinen wiaderaus—wurde­ gewissermaßen unter der Pression der Kabinetsfrage eingeführt,und zu seinem solchen Beginnen könne man nur ein Minister von der Popularität Andrasy’schen Muth finden.Das entbinde indessen das gemeinsame Ministeriumkk der Pflicht nicht,die Nothwendigkeit jeder einzelnen Ausgabe vor der Delegation zu­ motivi­ert.Wenn die Delechtion auf ein erhöhztes Budget eingehen wird,so übernimm­t sie eine große Verantwortu­­ng und das Geringste,was sie verlangen muß,sei,daß der Kriegs­­minister ihre Beschlüsse respektive,die zu­ fortschreitetrder­ Armee­­refort ebenso unerläßlich seien,als die geforderten Summe 11. =Csernotony schließt heute im,,Ellener«seine Bespre­­chung der Ghyczy’sche­n Vorlage.Bezüglich der weiteren Punkte des Ghyczy’schen Vortrages ist Csernojtony bereit,fast alles zu unterschreiben,was Ghyczyi­ bei«die äußeren­ Angelegenheiten, über das Finanz-und Handelswesen sagte.Csernatony wünscht nur noch,es mögen den Gesandten und Konsuln zwei Kreditive ausgestellt werden,von denen der gemeinsame Monarch eine als König von Ungarn,die andere hingegen als Kaiser von­ Oester­­reich unterschreibt.Der Verfasser bespricht dann die Möglichkeit einer Koalition zwischen der Deák-Par­tei 1 und dem linken Centx1m­. Zu diesem Beckennt so vor Allem der Irrthqui ausgerottet­ wer­­den,als wäre die Opposition­ so lange regierungsunfähig,als sie nicht vom Könige die Ermächtigung erhält,Gesetzentwürfe einzu­­bringen,welche eine Modifikation des Ausgleiches in­tein­ieder oppositionellen­ Prinzipien bezweckt Es ist dies nicht wahr;die Opposition ist sogar auf der gegenwärtigen­ politischet­ Basis regie­­rungsfähig,in­soferne sie eine Verbesserung derselben anzustreben, in ihr Programm aufgenommen hat.­­ Die 7. Sektion des Abgeordnetenhauses wird am 22. September, um 11 Uhr Vormittags, in ihrem gemahnten Lokal eine Situng halten, Orte zusammentreten zu lassen, welcher im Einverständnisse mit der betreffenden Landesregierung gewählt, aber für fest noch geheim gehalten wird. &3 ist aber nicht Trient. 2: a hen 129 rs he Er §. Aus dem zetdjslage. Bräsident Majlát bh eröffnet die Sigung de Oberhauses um 10 Uhr. Bon Seite der Regierung ist Minister Baron Bela Wen­d­ ES hriftfüprer | tor Graf 8 918) · srtürerungiren:Vi·tor Gra­ichusFerrw­ris,Markgraf Edu­ard Pallavicini. ·Das Protokoll der jüngsten Sitzung,in welcher die in der­ gemeinsamen Sitzung vorzunehmende Kronhüterwahl behandelt­ werden,wird ve­rlesen. Barothktor Mesnil wünscht,daßitt den Protokolle dem Beschlusse des Hauses gemäß ein Passus eingefügt werde,aus, welchem ersichtlich sei,daß bei dieser Gelegeneit eigentlich das Abgeordnetenhaus im Berathungssaale des Oberhauses Hätte er­­scheinen sollen, wodurch dem Prinzipe der Neziprozität Genüge ge­­leistet worden wäre, und daß das Oberhaus sich bLo8 deswegen­ auf diesesmal ins Abgeordnetenhaus begebe, weil sein eigener Berathungssaal die Mitglieder beider Häuser nicht fallen könnte. Schriftführer Graf . Ritter Zichy-Ferrarosa er­theilt dem Vorredner die Aufklärung, daß das von ihm verlesene Pro­­tofol genau so abgefaßt sei, wie dasjenige, welches über die der besten Kronheiterwahl vorangegangene Sigung aufgenommen worden , und Be dies aus dem Grunde, weil die in der jüng­­sten Sigung gefaß­en vollständig gleich zu meldet, daß er sich der Anordnung des Hauses gemäß mit dem Präsidenten bes eng u ins Einvernehmen gefegt und alle Vorbereitungen getroffen habe, welche aus Anlaß der in der gemeinsamen Lisung vorzunehmenden Kronhütermahl geboten erschienen. ·· Der Präsident meldet ferner einige Einläufe altdeinige Urlaubsgesuche an,und richtet hieraus an jene anwesendext Mit­­glieder des obersten­ Disziplinargerichtshofes,welche den Eid noch nicht abgelegt haben,die Aufforderung,dies jetzt zu thun Graf Anton Szecge­n,Bar.Viktor Mosnil,Graf Ferdinand Zichr),Barthkolaus Vay und Graf Johann & ziräly leisten als Mitglieder des obersten Disziplinargerichts­­hofes den Eid. Er­heber Anruhen des Präsidenten begeben sich die Mitglieder des Hauses ins Abgeordnetenhaus, um da der gemeinsamen sind. Sigung anzumahnen, in welcher die Wahl des Kronhüters vorge­nommen­ werden soll. + * * Präsident Stephan Bittó eröffnet die heutige Sikun des Abg­ordnetenhauses um 10 Uhr. Die en And sebt zahlreich erschienen, zum T heil in ungarischer Tracht. Einige Abgeordnete, die zugleich Honved-Offiziere sind, haben die Uniform angelegt. Die Galerien sind überfüllt. Auf den Ministerfauteuils: Lönyay, Wendheim, Tia, Tóth, Pauler, Kerlapoly und Szlávy.­­ Das Proxekoll der jüngsten Sitzung wird authentizirt. »Der Präsident zeigt an,daß der an zwei Orten ge­­mahlte Abgeordnete Alexander Esaitädy sein Berettyó-Ujfaluer Mandat annimmt, dagegen das Szobok lóer niederlegt. Die Neu­wahl­ an legterem Orte wird angeordnet werden.­­ Der Abgeordnete von Maros-Vasarhely, Adam gázár, überreicht sein Mandat. Dasselbe wird dem ständigen Verifikations­­ausschuß Bnecelen: . „televent Ladislaus Szögyényi berichtet, daß der stän­­dige Verifikationsausschuß den Kroatischen Abgeordneten Marian yegee verifizirt habe. Derselbe wird in die achte Sektion ein­­gereiht. x A Referent des Zentralausschusses, Ladislaus Szögyényi, überreicht den Bericht in Betreff der Gefegentwürfe über die Zoll-­­e der Sc­hiffsbaumaterialien, über die Vermehrung der Hon­­veobataillons, und über den Handelsvertrag mit Portugal. Die Berichte werden in Druc­k legt, um seinerzeit auf die Tagesord­­nung gefegt zu werden. Das Haus geht zur Tagesordnung über, auf welcher als einziger Gegenstand das Budget des Hauses für den Monat Sep­­tember steht. Dasselbe wird mit 257.382 fl. von­it. · Anton Csexxery bemerkt,daß die Drurnen und Quar­­tiergelder der frontischen Abgeordneten von denen der ungarischen gesondert aufgeführt erscheinen und beantragt, daß dies künftig nicht geschehe, da nach dem Gefege zwischen ihnen durchaus sein Unterschied besteht. , Svetozár Miletics verlangt, daß über diesen Antrag abgestrmemt werde. Dies geschieht und das ganze Haus mit Aus­­nahme von 5 oder 6 Mitgliedern der äußersten Linien nimmt den Antrag Esengery’s an. P­räsident Bitte bemerkt, daß nunmehr nach der in der vorgestrigen geschlosfenen Sigung getroffenen Feststellung eine ge­­mischte Sigung zur Vornahme der Wahl eines Kronhüters statt­­finden solle; und zwar werden die Mitglieder des Oberhauses ins Abgeordnetenhaus herübernommen, weil hier mehr Raum. is. .. Der P­räsident aus pendirt die Sigung auf fünf Minuten. Während dieser Zeit kommen die Oberhausmitglieder in den Saal und nehmen auf der äußerten Rechten Pflag. Präsident M­a­j- Lüth besteigt das Bureau und nimmt zur Rechten des Präsidenten Bitte Blat. E83 beginnt die gemeinsame Sigung. RE Präsident Majlath: Indem ich die versammelten hohen Ende und Abgeordneten auch im Namen meines P­räsidenten- Kollegen achtungsvoll begrüße, ersude ich zugleich den Abgeord­­neten und Schriftführer des Abgeordnetenhauses Koloman Sze­ll und den Obergespan und Schriftführer des Oberhauses Bf. Viktor Zichy-Ferraris, die Br­a lab der gemischten Sigung zu führen. In­ Folge gemeinsamer Webereinkunft bildet den ein­­zigen Gegenstand der heutigen gemischten Sagung die Vornahme des Wahlastes, welcher in Folge der Ernennung eines der Hüter der heiligen ungarischen Krone, des Grafen Georg Károlyi, zum E. ung. Ö Obersthofmeister im Sinne des Gefäßes nothwendig ge­worden ist; ich habe deshalb die Ehre, zu diesem Friede das hier­­auf bezügliche allergnädigste königliche Neskript zur Eröffnung und Berleiung zu überreichen. Präsident Bitts übernimmt das 1. Neskript, schneidet das Gouvert­eun entfaltet den Bogen und überreicht ihn dem Schrift- Dre S v. Sina. Pentbent Bitts: Die hohen Stände und Vertreter des Landes haben den Grafen Georg Fek­etics de Toln g­ewählt.­­Leb­­haftes Eljen. Das Mesultat der Wahl wird im Wege des Mi­­nisterpräsidenten auf gewohnte Weise noch aus dieser Lisung Sr. Majestät unterbreitet werden.­­ Präsident Majláth: Zu diesem Zweckk wird das Protokoll dieser Sigung­­ authentizirt werden. Schriftführer Graf Viktor Zichy-Ferraris liest das Protofol vor. Dasselbe wird authentizirt. Präsident, Majláth: In gemeinsamem Einvernehmen suspendire ich die Sigung auf zwanzig Minuten. (Graf 2önyay verläßt mit dem Gitungsprotokoll den Saal und erscheint nach einer halben Stunde mit dem 1. Restrikt, welches die Wahl bestätigt, in Gemeinschaft mit dem Grafen Georg Festetics wieder. Lebhaftes Essen empfängt die Beiden, Graf Fe ee sich auf den Blat, den ge­wöhnlich Franz Desk­ein­­( Präsident Majlätl)eröffnet die Sitzung wieder.Gräber­­nimmt das­ Reskript aus den Händen des Gr­afens Lais­ya1),liest die Adresse des Briefes vor und ü­bergibt denselben dem Pnrä­­sidenten. P­räsident Bittó schneidet das Kouvert auf und überreicht das Reskript dem Schriftführer­­ ZELL, welcher dasselbe verliel. Das Reskript besagt, daß Se. Majestät die Wahl des Grafen Georg Festetics zum Kronleiter genehmige und beflätige.­räsident Bitte: Dieses allergnädigste E. Nieskript wird mit huldigender Verehrung zur Kenntniß genommen. Graf Georg Festetics: Hochgeehrte leere Stände und Abgeordnete! 34 fühle mich überaus geehrt durch das Vertrauen, womit Sie mich zum Kronhüter wählten. Ich werde mich auch bei dieser Gelegenheit glücklich jrägen, dem König und dem Vaterlande dienen zu können. 34 werde es für meine Bflicht erachten, die hei­­lige Krone treulich und auf jede mögliche Weise zu hüten. P­räsident Bitte: Die Beeidigung des soeben gewählten Kronhüters wird nach dem Empfange der hohen Stände und Ab­­geordneten durch Se. Majestät in der Dfner Burg angesicht3 Sr. Majestät und des versammelten Neid­etags erfolgen. Präsident Majlath: 34 ersuche die hohen Stände und Abgeordneten nach der Beeidigung des Kronhüters hieher zurück­­kehren zu wollen, damit das über diesen Akt aufzunehmende Pro­­tokoll hier authentizirt werde.­­ Schriftführer Graf Viktor Zichy-Ferrariis ver­liest den auf den zweiten Theil der gemeinsamen Sitzung bezüglichen Abschnitt des Protokolls, welcher authentizert m wird. Präsident Bitte hebt hierauf um­­ 12 Uhr die gemein­­sm: Sigung auf. Der Schluß derselben wird Nachmittags statt­­nden. .. ten Beschlüsfe den in der obgenannten Gttung fident erklärt das Protokoll für authentizirt und Ora Melhror Xxonyayım p. OWie 11,20.September-Mit derhei­te von einem Vlatte gebrachten Mittheili­ng,daß der russische­ und deutsche Thron­­folger zu den Ischler Herbstmanövern von St­.Majestät dem Kaiser eingeladen worden sind und diese Einlad­­ng auch ange­­nom­men haben,würde eine neue Bestätigung für die Intimität vorliegen,wie sie in Berich­ zwischen den­ drei Höfen angebahnt worden ist.Eine Bestätigung dieser Meldung kann runter«den ob­­waltenden Verhältnissen­ nur von Pesteragen und wäre auch er­­wünscht,selbst auf die Gefahr hin,unsere nationalen Organe,die jetzt eben in Prag eine neue panslavistische Demonstration in Scene setzen wollen,dadurch ganz außer Rand und Ban­d zu ringen.Für diese Verzweiflungspolitiker bildet der russische­­ T­hronfolger den letzten Rettungsanker für ihre panslavistischen Reale,eine Art slavischer Urmund,während ihnen der­ deutsche Kronfolger als eine Art Ahriman erscheint.Wie erst,wenn d­iese beiden,,feindlichen«Geister auf österreichischem Boden als Gäste des Kaisers von­ Oesterreich erschienen!Das wäre wohl eine Situation,die den Arrangeuren in Preis-welche die Einweihung der dortiger klassischen Kirche expreß am Nikolaustage vornehmen wollen, doch etwas unbequem werden müßte. Die vielkommentirte,aber nicht dementirte Audienz,die Mr.Nardi bei dem Grafen Andrasy gehabt haben soll,wird nach einem Telegramme von der,,Opinione"mit der römischen Klo­­sterfrage in Verbindu­ng gebracht.Das liest sich weit bescheidenker, als jene Versionen,nach welchen es sich um eine gemeinsame Ope­­ration der Mächte zu Gl­nstekk des Vatikans gehandelt haben soll, eine Version,die heute von eben denselben Fischern in Abrede ge­­stellt wird,die sie in einer mäßigen Stunde lanch­t hatten. Aus innerem Gebiete dauert die politische Stille konstant an.Zur Eröffnung der parlamentarischen Kampagne wird es noch­ ziemlich lange Zeit brauchen,da diese von dem Schlusse der Dele­­gationsarbeiten abhän­gt und über die letztere noch nicht ein­mal annähernde Annahm­en laut werden.Nach dem Schlusse der De­­legationen kommen allerdings ohne allzu lange Partie die Land­­tage und dann wird es wohl hier lebendiger werden als jetzt. Z.Wien,20.September.Man meldet aus Paris von gut unterrichteter Seite:Das nach menschlicher Voraussicht nahe­­vorstehende Conclave wird sicherlich nich­t in Rom und ithalieIi überhaupt stattfinden.Es sind vielmehr alle Vorbereitungen ge­­­­frossen,dasselbe unmittelbar nach dem Ableben Pius’Ix.an einer­­ Engel wenigkeiten. Bersammlung der ungarischen Aerzte und Naturforscher. Aus Mehadia, 20. September, wird telegraphirt: Um 9 Uhr Vormittags eröffnete heute Vereinsprä­­sident Kubinyi die Schlüpfigung. 65 wurden die Protofolle, die Mittheilungen aus den Fachfektionen und die K­ommissions­­berichte verlesen. Mózfan löste einen Preis von 200 Gulden aus für das beste, die Ausscheidungen aus dem Blute analysirende Werkaus zu welcher Summe n­un 50 Gulden hinzufügte. Zum Andenken an die hier abgehaltene Wanderversammlung wird in einen vorspringenden Felsen ein Denkmal eingemeißelt werden. Dem gemeinsamen Kriegsministerium, sowie dem Badekomman­­danten Oberstlieutenant Nottár und den Herren M­uni und Tatarczy wurde ein Dant votirt. Für die Armen der Ums­gegend wurden 500 Gulden gesammelt. Zum nächsten V­ersamme­lungsort wurde Maab bestimmt; zu Präsidenten wurden gewählt der Naaber Obergespan Graf Hécer Biczay und Erzabt Chris­toftanus Krueß, zu Vizepräsidenten Johann Kanthaus und Gabriel Bratay, zu Notaren Buzinklay, Hipolit Feber und Julius StEflsfy. Der Präsident beschloß unter Eisenrufen um 12 Uhr Mittags mit einer A­bschiedsrede Die­nigung. (Der Ball des „Bett-Dofner Frauen-Gehwerbe- Vereins“,­ der heute im Kaiserbade hätte stattfinden sollen, ist de8 MNegenmetterd wegen auf morgen — Sonntag — vertagt worden. Entwichene Sträflinge. Man meldet aus Arad: Mittwoch Abends,­­gegen 8 Uhr, ertönten von den Wällen unserer Festung in kurzen Sintervallen drei K­anonen­­schüffe, zum Zeichen, daß ein oder mehrere Sträflinge entlamen. Von Seite des Festungskommandos wurde auch kurze Zeit dar» auf die städtische Polizeibehörde in Kenntniß gerecht, daß aber auf Arbeit gewesene, zu je 20 Jahren verurtheilte Sträflinge während der Heimkehr von der Arbeit Gelegenheit fanden, zu entweichen. Beide sprechen nur serbisch und florafisch und sind sie bei 35 Jahre alt. Troß der sofort eingeleiteten Necher­,en, konnten die Flüchtlinge bisher nicht eingefangen werden und i­ Demjenigen, der sie einfängt, eine namhafte Belohnung zu gesichert. Neues Trauungsverfahren.­ Ein verliebtes Paar hatte sein Geld, um die Trauungskosten zu bestreiten; sie verfielen daher auf folgende originelle Idee: Sie nahmen jeder eine Hand von Mehl. knieten einander gegenüber vor einem Kessel nieder, waren das Mehl hinein und rührten es zusammen zum Zeichen, daß nur der Tod sie trennen kann, schmuren einander ewige Treue und von diesem Augenblice an betragteten sie sich als Eheleute. Am Begprimer Dichefankapitel­ haben Ge. Majrität die graduelle Bem­üdung des Domdechanten und Hantaer Probstes Franz Bogha zum Kustos Sanonicus, des Zalaer Erz­­dechanten Stefan Bribet zum Probst der nach dem b. Erzengel Michael benannten Hantaer Brobster, des Somogyer Erzdechanten Johann Markovics zum Balaer, des Papaer Erzdechanten Joseph Nemeth zum Somogyer, des Gegüsder Erzdechanten Razar Tallian zum Bapaer Erzdechanten, des ersten Magister Ganonicus Ignaz Udvardy zum Següsder Erzdechanten, den zweiten Magister Canonicus Franz Csecsinovics zum einen und des dritten Magister Canonicus Franz Bloger zum zweiten Magister Canonicus zu genehmigen und an die hiedurch erledigte Stelle des dritten Magister Canonicus den Karáder Pfarrer und Dechanten Joseph Bolát allergnädigst zu ernennen geruht. Zodtschlag) In Szolnot geriethen dies1 Tage, — wie man ung von dort schreibt — zwei Arbeiter des doutigen Tabakeinlösungsamtes in Streit, und der eine, ein sicherer Johann Biró, verlegte dem andern mit einem Stüd Hole mehrere Hiebe in den Kopf, in Folge deren der Angegriffene in kurzer Zeit starb. Bird wurde dem Strafgerichte übergeben. Sulius Selegr. Devefihen des Perfer end. Klausenburg, 21. September. (O­rig.-Te­legr.) Am gestrigen ersten Nenntage gewannen: Den Damenpreis „Etelfa“ des Baron Béla Wesselenyi, den Staats­preis von 300 Dukaten , Babám" des Baron Ham Bánffy; den Staatspreis von 200 Dukaten ,P­rimrose des Grafen Stephan Károlyi, und den Blehy-Preis „Kabella” des Baron Bela Wesselenyi. Wien, 20. September. Se. Majestät der Kaiser ordnete vom 21. b. ab eine zwölftägige Hoftrauer für den König von Schmeden an. ee a Em race mean a ae arE ATET TS IT 13 Der Holdmann. Roman In fünf Bänden von Moriz Jókai. Dritter Band. Die herrenlose Insel. (53. Wortregung.) Der Schhubteufel. 68 ist wohl fon häufig vorgekommen, daß ein Mann bei seiner Frau sein Herz für ihn fand. Und eben so mögen in einem ähnlichen Falle auch Andere von der Zeit die Heilung erwartet haben. Was läßt sich gegen den Winter thun, aló­o auf den Frühling zu warten. Als Tochter mohamedanischer Eltern war Timea daheim so erzogen worden, daß sie bis zum Hochzeitstag nicht einmal das Gesicht Desjenigen zu sehen bekommt, der sie zur­ Frau nimmt. Dort fragt auch Niemand: Liehst Du ihn, Liebst Du ihn nicht ? — weder die Eltern, noch der Geistliche, noch auf der Mann selbst. Der Gatte wird ihr Achtung erweisen, und ertappt er sie auf einer Untreue, so tödtet er si. Hauptsache ist, daß sie ein sehtönes Ge­sicht, lebhafte Augen, reiches Haar und einen reinen Athem habe; nach dem Herzen fragt Niemand. Im Hause ihres Pflegevaters war sie in eine andere Schule gegangen.Dort lernte sie,daß bei den Christen Liebesschwärm­erei zwar erlaubt,ja alle Gelegenheit dazugegeben ist zwar jedoch darein verfällt,den h eilt man nicht wie einem­ Kranken,sondern straft ihn,wie einen Verbrecher.Sie hat gebüßt dafür. Timea hatte,als sie Timar’s Gattin geworden,sich selbst in strenge Zucht genommen,und jedem ihrer Blutstropfen ver­­boten,von anderen Dingen zu ihr zu sprechen,als von den­ Pflichten des Weibes,denn hätte sie ihnen gestattet,von ihren Schwärmereien ihr zu erzählen,so würde jeder Blutstropfe Ix ihr zugeredet haben,denselben Weg zu wandeln,auf dem jenes andere Mädchen­ in dunkler Nacht zweimal über den Leib einer schlafenden­ Lustdirne gestrauchelt war,und ihr Straucheln wäre der Tod ihrer Seele gewesen.Sie erstickte und begrub dies Gefühl und reichte ihre Hand einem Manne,den sie achtete,dem sie Dankbarkeit schuldig war und dem sie eine treue Lebensgefährtin bleiben­­ wollte. Es ist dies eine Geschichte,die sich täglich wiederholt.Und Diejenigen,denen sie begegnet,trösten sich damit,es werden d­ort der Frühling kommen und das Eisschmelzen. Michael ging nach dem Hochzeitstag mit seiner jungen Frau aus Reisen.Sie besuchten die Schweiz enthalten.Sie kehrten zurück,wie sie gegangen waren.Weder die romantischen Alpen­­thaler,der Schweiz,noch die duftenden Orangenhaine Italiens brachten Balsam für ihn. Er überhäufte seine junge Gattin mit Allem, woran Frauen sonst Gefallen finden, mit Ritt und Schmud; er machte sie bekannt mit den Vergnügungen großer Städte. Alles vergeblich. Mond­­strahlen geben feine Wärme, auf nicht im Brennspiegel. Seine Frau­ war sanft, aufmerksam, dankbar, gehorsam, aber ihr Herz zeigte sie ihm nicht, weder daheim noch auswärts, wieder in der Freude, noch in der Trauer i­hr Herz war begraben. Timär hatte eine Tocte geheirathet. Mit diesem Bemwußtsein war er von seiner Neffe ins Aug­land zurückgekührt. Eine Zeit lang dachte er daran, Komorn ganz zu verlassen und nach Wien zu übersiedeln. Vielleicht­ beginnt dort ein neues Leben. Dann aber befann er sich eines Anderen. Er entschloß sich, in Komorn zu bleiben und seine Wohnung in das Brazovics’sche Haus zu verlegen. Dort wird er mit seiner Frau wohnen, das eigene Haus aber richtet er für sein Geschäft ein, damit die Geschäftsnwelt in dem Hause, in welchem seine Frau mahnt, nichts zu thun hat. So kann er den ganzen Tag von Hause ab­wesend sein, ohne daß es auffällt, daß er seine Frau allein läßt. Bei der Welt erscheinen sie immer zusammen. Sie geht mit ihrem Mann in Gesellschaft, macht ihn aufmerksam, wenn es Zeit ist, aufzubrechen und entfernt sich, in seinen Arm eingehängt. Ledermann pfeift sein 208. Ein glücklicher Mann das, der­ ein so­ldenes und treues Weib hat. D, wenn sie doch wenigstens nicht so treu, nicht so gut wäre, Wenn er sie halten könnte, Aber seine V­erläumdung reicht an sie heran. Dieses Frühjahr Sämelzt noch nicht das Eis ihres Herzens. Die Gletscher wachsen nah mit den Tagen. Michael verwünscht sein Gefhhd. Mit allen seinen Schägen vermag er sich nicht die Liebe seines eigenen Weibes zu erfaufen. .Es ist no Schlimmer für ihn, daß er reich ist. Der Brunt, der große Befig erweitert noch die Kluft, die zwischen ihnen besteht. Die Armuth hält die zu­einan­­der Gehörigen innerhalb der engen vier Wände näher beisammen. Der Taglöhner, der Schiffsm­ehr, der nur ein Zimmer, ein Bett, einen Tisch hat, ist ein glüclicherer Mann. Der Holzhauer, dessen Weib, wenn er Holz sägt, das andere Ende der Säge anfaßt, ist beweiden Um werth gegen ihn; ‚wenn sie ihre Arbeit beendet haben. “Legen sie sich auf die Erde und ejsen aus einem Topf ihre Boh­­nensuppe und Füssen einander darnach. Werden wir also arme Leute! Tımar fing an, seinen Reichthum zu halten und suchte ihn [v3 zu werden. Wenn er Unglück hat, wenn er verarmt, wird er seinem Weibe näher kommen, dachte er sich. Er wollte ihm nicht gelingen, arm zu werden. Das Glüd läuft dem nach, der es verachtet. Alles, was er angriff, und bei dem ein Anderer gewiß zu Grunde gegangen wäre, hatte einen glänzenden Succeß ; in seiner Hand wurde das unmöglich Schei­­nende möglich und zur Wirflichkeit;­ der Würfel fiel immer auf je 98 Augen ; wenn er im Hazardspiel sein Geld verlieren wollte, sprengte er die Bank; das Geld strömte hin, wo er stand. Tief er davon oder verstecte er sich, so rollte es ihm nach und suchte ihn auf. Und al dies hätte er mit Freuden dahin gegeben für einen Kuß von den süßen Lippen seines Weibes. Und doch heißt es, das Geld sei allmächtig,­­für Geld sei Alles zu haben. Da wohl, falscge erlogene Liebe, strahlendes Lä­­cheln von reizenden Wangen­felder, die nichts dabei empfinden ; verbotene, sündhafte Liebe, die geheim gehalten werden muß, nur nicht die Liebe der Einen, die wahr, treu, beseligend lieben kann. Timár wünschte beinahe Son, er könnte seine Frau hoffen. Er möchte feinem Herzen glauben machen, daß sie einen Andern liebt, daß sie treulos, daß sie die Pflichten des Weibes bricht. Er findet aber seine Ursache zum Haß. Niemand sieht seine Frau anders, als am Arm ihres Gatten. In der Gesellschaft weiß sie eine achtunggebietende Stellung einzunehmen, die jede fühne Annäherung fern hält. Auf den Bällen tanzt sie nicht. Sie gibt auch den Grund davon an, als Mädchen habe man ihr seinen Tanzunterricht ertheilt und als Frau wolle sie nicht mehr tanzen lernen. Sie sucht die Gesellschaft älterer Frauen auf. Ist ihr Mann eine Woche verreist, so verläßt sie die ganze Woche nit das Haus. Wie aber treibt sie'3 zu Hause? Denn die gesellschhaftlichen Salons sind durchsichtig, aber die Wände des Hauses sind es nicht. D, auf diese Frage hatte selbst Michael die schlagendste Antwort. In diesem Hause wohnte Athalie zusammen mit Timen. Athalie war — iir der Swingengel, sondern der Schuß­­teufel ihrer Ehre. Jeden Schritt, jedes Wort, jeden Gedanken seiner Frau, jeden Seufzer, den sie ausstößt, jede Thräne, Die sie vergießt, ja selbst die irren Reden ihrer Träume belausht fortwährend ein anderes meibliches Wesen, das jemwohl ihn als seine Frau hapt und gewiß sich beeilen würde, beide unglücklich zu machen, wenn er zwischen den Wänden des Hauses einen Schatten von Schuld entdecken künnte.­­ Wenn Timea in dem Augenblicke, wo sie Michael bat, er möchte erlauben, dab Athalie und Frau, Sophie mit ihr in ein und demselben Hause wohnen bleiben, auch auf etwas Anderes hätte hören können, als auf die Stimme ihres gefühlvollen, guten Herzens, so würde sie zu ihrem eigenen Schuhe nichts­ Besseres haben ersinnen können, als daß sie jenes Mädchen bei sich behielt, welche die Braut gewesen des Mannes, mit dem sie nie mehr zu­­sammentreffen darf. Diese beiden unerbittlich Haffenden Augen verfolgen sie überall hin. So lange der Schugteufel fehlneigt, so lange verurtheilt Timea auch Gott nicht. Athalie aber fehmweigt. Athalie war in der That ein wahrer Hausdrache für Timea , nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Kein noch so geringfügiger Umstand entging ihrer Aufmerk­­samkeit, wenn er eine Gelegenheit darbot, Timea einen Posten zu spielen. Sie fand heraus, daß Timea ihre Großmuth darin in helles Licht stellen wolle, daß sie das einstmalige Fräulein des Hauses an­regt noch wie eine Schwester, wie eine Dame bei sich im Hause hielt, Grund genug für Athalie, um vor jedermann sich das Ansehen zu geben, als wäre sie hier nur Dienerin. Timea nahm ihr täglich mit Gewalt den Besen aus der Hand, wenn sie ihr Zimmer aufräumen kan; immer wieder ertappte sie sie dabei, wie sie die Kleider ihrer Herrin paßte, und besonders, wenn Mittags Gäste da maren, war sie nicht aus der Küche zu bringen Athalie hatte von Timea ihr ganzes früheres Arsenal von But- und Toilette-Gegenständen zurückerhalten ; sie hatte Schränke von­ Tibet-, Merino- und Groscenaple-Kleidern ; sie wählte jedoch zu ihrem Anzug die abgetragensten und sehmäßigsten heraus, welche sie sonst nur mehr angelegt hatte, wenn sie sich frisiven ließ, und dann war es ihr noch leichter ums Herz, wenn sie sich in der­­ Küche ein Loch ins Kleid brennen oder beim Herrichten der Lampe einen Delfled hineinmachen konnte. Sie wußte, wie sehr sie Timen damit Fränft. Auch ihre Schmuksachen, die Tausende mert­ waren, hatte sie zurückerhalten, aber sie trug sie nicht, sondern taufte sich um zehn Kreuzer eine Glas-Brode und stedte sie sich an. Timen nahm ihr dann heimlich die Brocche weg und ließ statt des Glases einen edlen Opal einfegen ; die abgetragenen, schmusigen Kleider aber warf sie einmal alle ins Feuer und lies Ahalie einen Anzug machen von demselben Stoff, den sie selber trug. D­­an konnte Timea betrüben, aber nicht in Zorn bringen, (Sortfegung folgt.) | i

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