Pester Lloyd - Abendblatt, August 1875 (Jahrgang 22, nr. 174-198)

1875-08-04 / nr. 176

­ BR — Az. 176. Sn IR ERNEST TE WIE (Einzelne Nummern 5 fr. MELETT EE SZ WERBEN in allen Verschleiglokalen.) Budapest, 4. August. sz Die Aufregung, welche der Besuch des Fürsten Milan in Wien hervorgerufen hat, ist endlich einem ruhigen Methei­ gewichen. Gab man sich anfänglich , ob im Ernst oder nur zum Schein, das mag unerörtert bleiben — der Besorgniß Hin, der Fürst sei mit großartigen Umssturzplänen gekommen und das Auswärtige Amt werde der Berledung nit widerstehen können, gemeinsame Sache mit den serbischen Himmels­­stürmern zu machen, so hat man dog bald genug das Konfuse und Unmotivirte solcher V­orauslegung ernannt und heute dirfte allenthalben die Weberzeugung plaß­­gegriffen haben, daß in Wien seine Unterftügung zu ge­­winnen ist für irgend ein Vorhaben, welches den Frieden im Orient gefährden könnte. In dem Hinweis eines Wiener Blattes auf das Einvernehmen unserer Monarchie mit Deutschland und Rußland in der schwiebenden Trage drüht sich sehr Deutlich der Gedanke aus, welchen wir an­­gesichts der Neffe Milang betonten, daß nämlich Die Orientpolitik der Monarchie sich auf festem Geleite bewegt und durch Feine zufälligen Ereignisse in den Fürstenthü­­mern eine Uenderung erfahren kann. Diese Wahrheit dürfte der Fit von Serbien neuerdings bestätigt gefunden haben, falls er wirklich mit einem Ansinnen hervorgetreten sein sollte, welches mit der gebotenen Neutralität des Fürstenth­ums oder mit den Bedingungen einer friedlichen Entwicklung der Verhältnisse in Widerspruch stünde, und diese Wahrheit wird sich endlich auf den czechischen Heß­­blättern aufdrängen, die ohne Unterlaß die Leidenschaften der serbischen Bevölkerung Are suchen. Die Pra­ger , Bolitit" leistet in dieser Hinsicht das Unglaublichste ; so schreibt sie unter Anderem: „Hacht Milan darf nicht vergessen, daß der Moment des serbischen Freiheitskampfes nir von ihm und dem Grafen An­­drasiy, sondern von dem serbischen Volke abhängt. Die Serben haben wohl Ergebenheit und Treue zur Dynastie Obrenovics be­wiesen, sie haben aber auch gezeigt, daß sie ihre nationalen Auf­­gaben höher Stellen, als das Unt­reffe einer Dynastie, und daß sie si den Willen eines Fürsten nicht absolut auferlegen lassen. Kurz, die Frage dürfte heute so stehen : Milan greift entweder zu den Waffen gegen die Türken, oder kann von seinem Fürsten­ Throne Abschied nehmen. Aehnlich ist auch die Lage des Fürsten von Montenegro. Wie die Dinge heute stehen, so scheint es, daß Serbien und Montenegro von der Nation kaum mehr zurückzu­­halten sind, und daß die Fürsten sich dem D­olfswillen fügen­­ müssen, wenn sie ihm selbst nicht zum Opfer fallen wollen. Ob " man­­ dieser Situation auch in Wien Rechnung tragen wollen wird, it noch eine Frage.” Nun denn, das it eben seine Trage. Wenn auch der nationale Fanatismus in Serbien und Montenegro solche Verheerungen in den Köpfen angerichtet haben sollte, wie die , Bolitit" vorgibt oder ihr wü­nschenswerth erscheint, so werden ich die Fürstenthümer nichtsdesto­­weniger bequemen missen, den Geboten der Vernunft Ge­hör zu geben, denn jede Ausschreitung würde dem ent­schiedensten Widerstande jener Mächte begegnen, die sich die Wahrung der Friedens-Interessen zur Aufgabe gemacht haben. Uebrigens darf man wohl annehmen, daß die Be­­wegung in den Fürstenthümern feine sold, intensive ist, wie sie von czehischen Blättern gefildert wird und gingen die Leidenschaften auch wirklich so hoch, sie werden sie in dem Make zur Ruhe begeben, als der Aufstand in der Herzegovina abnimmt. Alle verläßlichen Nachrichten aus der Herzegovina stimmen aber darin ü­berein, daß der Butsch in der Abnahme begriffen ist. « a - * * Den Wiener Blättern entnehmen wir über den Besuch Milan’s das Folgende: Die „Breffe“ schreibt: Der Bwed, den Fürst Milan von Serbien mit seiner Wiener Reife verfolgt, ist auch heute nicht klarer, als er es gestern war. Thatfahe it mi, daß der gürst heute Vormittags in feierlicher Audienz vom Kaiser empfangen wurde, aud ebenso richtig ist, daß Graf Andran­y hiehertommt. Der Minister des Reukern it nur nicht, wie es ursprünglich hieß, Schon heute Morgens eingetroffen, sondern seine Ankunft wird erst heute Nachmittags erwartet. Troschem wird hartnädig daran fest­­gehalten, Fürst Milan sei in Privat-Angelegenheiten hier. Selbst auf der türkischen Botschaft zeigt man nur die geringste Beun­­uhigung, zumal die neuesten Nachrichten aus der Herzegovina für die Tote günstig lauten und eine friedliche Beilegung des Kon­­fliktes in Aussicht stellen. Die „N. fr. Presse“ berichtet : gängen in der Herzegovina und den füdflam­igen Aspirationen ich zu, unterrichten furcht, so wird er, wir können dies als ganz, positiv mittheilen, nicht blos erfahren, daß Oesterreich gemillt it, allen Anforderungen der Neutralität der Türkei gegenüber HE au werden, sondern auch speziell, daß Rußland und Deutschland Ser­bien vorläufig nicht gestatten werden, die Rolle Piemonts an der untern Donau zu Spielen. Die türkische Regierung ist in dieser Beziehung vollkommen beruhigt und sieht mit Befriedigung, daß eine Uehermwachung unserer Grenze duch verstärkte Truppen in Aussicht steht. Erst kürzlich wurden 30 Flüchtlinge nac dem Gef­­echt bei Gradoz auf unserm Gebiet entwaffnet und internirt. vom Justizminister zur einberufene Enquete­­= Gestern Nachmittags hielt die Beratbung den Strafkrieg: Entwurfs K­ommission ihre erste Sigung. An derselben nahmen außer dem Minister, der den Vorsis führte, und dem Berfaffer des Straf - Geiegbuchs, Staatssek­etär Eremegi, Mlerander Kozma, Teophil Fabinyi, Sole Sartany und Alszander Funtát Theil. Der Minister befragte die Face­männer zunächst um ihre Meinung bezüglich der Prinzipien, welche dem Kader zu Grunde gelegt wurden. Der größere Theil der Bersammelten äußerte ss zustimmend über dieselben. Die Ver­­handlung gedieh bis zu dem Abschnitte über die Strafen.­­ Bei den im Schoße des Handelsministeriums stattfindenden Berat­ungen in Angelegenheit des B­olltarifd wurden am Montag über Fettwaaren, Sped und Borstenvieh die Herren Schuster (Direktor der Steinbrucher Borstenvieh- Maftstal-Gesellschaft) und Beimel (Firma Beimel u. Herz), am Dienstag über Baummollmaaren, die Herren Mor. Weiß (Firma Gerson Spiger u. Co) und Mor. Bollat (Firma Jakob Bollat u. Söhne) vernommen. — Heute Mittwoch sind Sacverständige eingeladen, über Schafmwollmwaaren ihre Neu­erung abzugeben. zs Mit Bezug auf die Nachricht, es solle ein gemein­­sam­es Mileben zur Bededung des für die Heeres-Ausrüstung erforderlichen Bedarfes aufgenommen werden, bemerkt "Beiti NMaple": „Das Gefet gestattet­ ein solches Ansehen, aber wichtige Motive sprechen dagegen. Wenn wir einmal mit den gemeinsamen Ansehen beginnen, erschweren wir den selbständigen Kredit beider Theile der Monarchie und vermehren ohne Grund die gemein­­samen Angelegenheiten. Wir unsererseits zwweifeln übrigens nicht daran, daß das Projekt, wenn es wirklich auftauchen sollte, vom ungarischen Reichstag zurückge­wiesen werden wird. Wir hoffen aber, daß es nicht auftauchen werde.“ = Das Budget des Kommunikations-Ministeriums weist — wie , Bejti Napló" meldet — im­­ Vergleiche zu dem des laufenden Jahres eine Ersparung von nahezu dritthalb Millionen auf. Das Einnahmen-Präliminare der königlich ungarischen Staats­­bahnen mußte (wegen Vereitlung des projektivten Kartells) um eine halbe Million niedriger angeregt werden. Du­­n Betreff der Art und Weise, in welcher die Stempel­­gebühren für E. Notariatsbücher zu entrichten sind, hat der Finanzminister am 2. d. MM. unter 3. 41.626 folgende Zirkular- Verordnung an die Finanzdirektionen erlassen : Zur Zerstreuung der Zweifel, welche mit Bezug auf Blatt 13 der sge in Nr. 34 des "Benzügyi Közlöny" und in Nr. 171 des Amtsblattes veröffentlichten Zirkular- Verordnung 3. 38.411 hinsichtlich des Stempelentrichtungs- Modus aufgetaucht sind, und behuf3 gleichmäßiger Anwendung der betreffenden Norm wird hiemit erklärt, daß die Stempelgebühren für die im angezogenen Blatt aufgeführten Bücher der E. öffentlichen Notare in der Weise zu entrichten sind, daß das betreffende Geschäftsbuch von Bogen zu Bogen mit einer der Größe des berüsten Papiers entsprechenden Stempelmarfe zu versehen ist, melde Stempelmarfe auf jeden einzelnen Bogen bei Beginn der Benügung aufgeklebt und mit den ersten Worten des auf den betreffenden Bogen eingetragenen Tertes überschrieben werden muß , wovon die betreffenden Notare behufs Darnahaltung hiemit verständigt werden. se­in Betreff der Behandlung ungestempelt ein­­gegangener Eingaben hat der A­ustizminister an die Advokatenkammern nachstehende Verordnung unter 3. 21.593 erlassen . Im Zusammenhang mit der am 15. Juni 1. 3. unter Zahl 16.954 von mir erlassenen Verordnung in Betreff der Stempel­­pflichtigkeit der an die Novolatenkammern gerichteten Eingaber, Brotofolle u. |. m. verordne ich einvernehmlich mit dem FT. ung. Finanzminister, daß sie alle Eingaben, welche bei der Novo­aten­­kammer vor der Herausgabe ineiner obenangezogenen Verordnung alfälig ungestempelt eingereicht wurden, in einen Befundaus­weis postweise aufzunehmen und denselben der kompetenten Ef. Finanz­­direktion behuf3 der zu geschehenden Einhebung der unterbliebenen einfachen Gebühren von den betreffenden Parteien unverzüglich einzusenden haben , wobei es sie von selbst versteht, daß _ hinsicht­­lich der in Zukunft etwa vorkommenden ungestempelten A e unter Berü­cksichtigung der SS. 242 und 253 des Gebühren­regle­­ments, die amtliche Befundaufnahme plangreifen wird, wozu be­­merkt wird, daß die betreffenden Befundaufnehmer im Sinne des GA. IX: 1873, $ 14 auf die Hälfte der erhöhten Gebühren, welche in Folge der Befunde eingetrieben werden, als Belohnung Anspruch haben, das heute um 8 Uhr Morgens erfolgte Verscheiden des Statthal­­ter von Galizien Grafen Goluhowsti. Damit ist die Katastrophe, die man schon seit Langem voraussah, und welche die Kunst der Aerzte wie die Lebenskraft des nun­­ Verstorbenen nur verzögern konnte, da die absolute Rettungslosigkeit von vornherein feststand, eingetreten, und jener Staatsmann, der in der Geschichte Oester­­reichs so lange zu einer hervorragenden Rolle berufen hat und noch in seiner Stellung als Statthalter von Galizien gar mächtig in das Rad der inneren Entwicklung der Monarchie einzugreifen wußte, gehört für immer der Geschichte an. Der Einfluß des Gra­­fen Goluhomsti, seine Macht, welche die mechselnden Ministerien oft genug zu Kosten bekamen, wurzelte in seiner Beliebtheit in den höchsten Kreisen. Der Kaiser ehrte und achtete in dem Verstorbe­­nen den unter allen und den schlserigsten Verhältnissen erprobten Staatsdiener, den genauen Kenner des administrativen Näher­­wertes und den Dann, der, ohne seine nationale Tendenz zu ver­­leugnen, diese nie und nirgends auf Kosten des österreichischen Staatsgedankens überwuchern ließ. Noch in den legten Wochen err­­ielt Graf Goluhomski die zahlreichsten Bennweife der Kaiserlichen Huld, fast täglich liefen Telegramme von allerhöchster Stelle in Lemberg ein, die sich nach dem Befinden des Schiwerkranten erfun­­digten, und die Entsendung des kaiserlichen Leibarztes Dr. Löby nach Lemberg legte nur neue Proben für die lebhaften Sympa­­thien ab, die man an höchster Stelle für Graf Goluhomsti em­pfand. Für Galizien ist Graf Goluhomski ein immerer Verlust ; die polnische Partei in jenem Lande verliert in ihm ihre stärkste, sicherste Stube, und da tonnte sie ihn nie ganz und vor für ih­r reflamm­en und mehr al einmal ‚wußte er ihren extremen Richtungen in den Weg zu treten. Die Polonisirung der Administration in Galizien ist die Grafschaft, die er der polnischen Partei zurückläßt, ein für eine Partei werthvolles Vermächtniß, das je­ zwar nicht angefochten werden wird, dessen praktischer Werth aber von der Person des Nachfolgers abhängt. Diesen zu finden, wird fest die schr­ierige Aufgabe sein, von die sich die Negierung gestellt sieht. Bleibt sie ihrer bisherigen Methode getreu, für den Statthalterposten mehr das bureaufrau­sche als das Partei-Element heranzuziehen, dann ist die Tradition von dem „nationalen“ Gouvernement gebrochen, vielleicht aber auch das Band zwischen dem Polenclub und der Regierung, dessen Fäden in den Händen des Grafen Goluhomwsfi lagen, zum nicht geringen heile gelodert. Diese Verhältnisse sind es, welche jene Wahl be­sonders sch­wierig gestalten und es möglich machen, daß das Lem­­berger Statthalterei-Gebäude durch längere Zeit vermasst blei­­ben wird. ""--— s--« -——-——-.-..—-.--.——..«.-".—-.—-«..——.»--..—­­ Vagesweuigkeiten. (Eidesleistung) Der Fürstbischof von Laibach Sodann B­ogacsar und der Bischof von Stuhlmeißenburg Dr. Dulán$tny haben, wie telegraphisch schon gemeldet, am 2. 9. M. den Eid in die Hand Gr. Majestät abgelegt, Ersterer unter ntervenirung , 028 Generaladjutanten FML, Freiherrn v. Mondel in Vertretung des Oberst-Kämmerers FZM, Grafen Brenneville und des Ministers für Kultus und Unterricht Dr. v. Stremayer, Lekterer unter Intervenirung des Freiherrn v. Men­­del und des Königl. ungarischen Ministers am allerhöchsten Hof­­ager Ministerpräsidenten Freihern v. Wendheim, wobei der Ministerialrath Barthos die Gidesformel verlas. Finanzminister SzELll,­ der gestern Abends nach Mátót gereift ist, wird Freitag wieder wieher zurückehren. Notariatstrammer­ Die konstituirende Sibung der Budapester Notariatsfammer findet am 21. 9. M., Vormittags 9 Uhr, in den Loyalitäten der Zivil-Abtheilung des Wetter­königl. Gerichtshofes (IV. Bezirk, Thurmgasse Mr. 1, 1 Stof) statt. (Die Kommission,­ welche zur Droh­ung der durch die Katastrophe vom 26. Juni in den Weingärten Dfens ver­ursachten Schäden entsendet wurde, hat heute den nachstehenden Aufent erlassen : Aus den zur Unterfü­gung Der doch die Katastrophe vom 26. Juni d. 9. Beschädigten eingetroffenen Spenden merden‘, so weit dies möglich­st, auch jene Grund- und M Weingartenbefiser berheiligt : 1. deren Weingärten ganz oder theilweise verwüstet wurden und die dieselben aus eigenen Mitteln w­ieder herzustellen nicht im Stande sind ; 2. die durch den Ausfall der Fechtung gegen jeben, und 3. die dur die Größe des Schadens in ihrem Vermögen in besonders empfindliger Weise getroffen wurden. Es werden daher Alle, welche in diese Klassen gehören und eine Unterfrügung in Anspruch zu nehmen m­nfd­en , aufgefordert, figg big längstens 15. August d. h. an den unten bezeichneten Stellen zu melden und ihren Schaden unter Angabe ihrer Vermögens und­­ Familienverhältnisse bei der hiszu bestimmten Kommission detaillirt vorzubringen, einer Nothlage ent ,ie—Aufna­­­me beginnt am Donnerstag, 5. August, und erfolgt: ° · 1.für die«·imI·Be«k Bruckbade; site wohnenden Grundbefiger im >02 für den II. Bezirk bei dem Morstande des II. Be­zirkes, un 3. für den III. Bezirk bei dem Borstande des III. Bezites täglich von 8-12 Uhr Vormittags. 1 J 2 Schriftliche Eingaben sind nicht erforderlich. Ansprüche, die bis 15. August nicht angemeldet werden, bleiben unberücsichtigt. Unter Einem wir an die betreffenden Beschädigten aufmerk­­sam gemacht,daß·Derjenige, ·welcher eine falsche Angabe machst,­. oder d­as vorbringt, was die Kommission irreleiten könnte,non jed»er wenn auch sonst verdienten Unterstügung ausgeschlossen wird..". Die angem­­eldeten Ansprü­che werden nach dem 15.d.M.sofort verhandelt und es wird mittels besonderer Kundmachung bekannt­· gegeben werden,wann»und·wo»die gefaßten Beschlüssee in Er­fa«h­­rung gebracht und wie die vorrrten Unterstützungss Beiträge be«.­­hoben werden können. «·­­­­Nikolaus 33198 hinterlassene Werte) werden heute Nachmittags einer abermaligen Shägung unter­­zogen werden, wobei jene Stucke, melde für das Museum und die Musterzeigenschule anzulaufen sind, abgesondert werden sollen. Die Schälung findet unter dem Prä­sidium Fran Bulkfgs in dem Atelier 33f6­ 8, in der Rosengasse, statt. (Für die verunglückte Bäders­witwe George in Oien) übersandte uns der E. Rath, Herr B. 3. w­eiß, 20 fl, meldhe wir mit beitem Dant für den edlen Spender ihrer Bestimmung zugeführt haben. .(­Die Prozeß-Assaire der hiesigen Firmå (Pollak­ und Abeles)bildete heute den Gegenstand ein­e Verhandlung­ vor dem ersten Strafsenat der königlichen Taer Rese serentherry Hadzsi-3S).Nach längerer Berathung über die­­von dem Vertheidiger eingereichte Appellation behufs Aufhebung a’­s der­ Untersuchungshaft,in welche die Inhaber der genanntere. Firma laut eines Gerichtsberschlusses gezogen worden, verfügte die königliche Tafel mit Abänderung des erstrichterlichen Beischlufses, es seien beide Angeklagte auf freien Fuß zu feßen. Fi (Hohes A­lter) Auf der Herrschaft B­a á­n ließ Baron Sina dieser Tage einen Heger pensioniren, der bereits ein Alter von 105 Jahren erreichte und auf der Herrschaft Thon 75 Dienst­­jahre zählt. Derselbe trat in herrsschaftlichen Dienst unter dem letz­ten Grafen Xésházy im Jahre 1800 — und diente bi­rebt; er war stets rüstig und erfreut sich der besten Gesundheit. (Vierlinge.)Am 29.v.M.hat eine Bäuerin in Dolnje-­ Prilisce bei Karlstadt Vierlinge geboren und zwar 7 Knckchen.. und 1 Mädchen;sowohl die Mutter­ als ihre 4 Kinder befanden sich­ den Verhältnissen gemäß wohl,was auch am 30.Juni nach’B,ers­t­­lauf von 24 Stunden noch der Fall war. (Eingefangener Räuber.)Lad.Jmsa,einer der aus­ dem Kasczager Gefängniß entsprungenen sechs Sträflinge, die als Räuberbande umhertreiben ist am 25.v.M­ nach verzweifelter Gegenwehr mot den dortigen Sicherheitsorgan­en festgenommen und an das Karczager Gefängniß abgeliefert worden ist (Raubanfall.)Wie die»Aradethg.«meldet,wur­de­ in der Nacht auf den 1.d.ein Wagen,auf dem sich neben.,dem«« Kutscher noch einige rumänische Bauernweiber befanden,a1«tfde·r« Straße zwischen Csicsör und Glogovacz von zwei rumänischenx- Bauern, die aus den Kutfuruzfeldern hervorstürzten, angefallen. Die Bauern waren mit Messern bewaffnet, mit denen sie auf die arme Weiber losstachen ; als aber auf das Geschrei derselben ein nahe kommender Wagen, in dem sie Männer befanden, rasch nachgefahren kam, nahmen die Bauern Reißaus und verschwanden eiligst in den Rufuruzfeldern, wohin ihnen Niemand Luft hatte im­mer Dunkelheit zu folgen. Die Angegriffenen sind auf diese Art glück­­licherweise mit dem bloßen Schrecen davongekommen, indem mit den Messern nur ihre Kleider zerfegt wurden. , »F « f­­« «. in :Zurfene —- Er —­­ Tecegnpepeschen des Bester-K­oka Ast­any 4.August.(Orig.-Telegra­m—xy.) Ueber die Landtagswahlen liegtn heute folgende"»Na­ch­­richten vor:In Daruvar wurde gegen den mitiyo­nalen Universitäts-Prorektor Bojnovics de er po­­sitionele Zabrdacs, in Biafrac gegen den bis­­herigen Abgeordneten Universitäts-Rek­or Meflcs der Oppositionelle pensionirte Statthaltereirath Baltics gewählt. Soeben beginnen die Wahlen hier in Agram; je zehn Wähler kandidaren Kreptics, Valics, Virazovics, deren Wahl einstimmig erfolgen wird, nachdem seine Ge enkandidaten aufgestellt wurden. Unter den Wähle berrjtt große Apathie ; sie erscheinen spärlic zur Absti­mung. Makanec wird heute zweifelsohne auch Samobor gewählt. Die Kandidaten der Starcevics- Partei sind überall durchgefallen. Autorisirte Weberregung von Karl Geist. weiter Cheil: „Der Standesherr.” (25. Fortregung.) Freund Karatáns Tragödie. Wohl Niemand war so scharf hinter dem Prinzen Alienor­ber, als unser Freund Karatán. Er idm wor Hoch und theuer, er wolle in Brinzenfleisch schmelgen, sobald er nur irgend an ihn ge­langen könne. Nun hatte aber eine Begegnung der beiden Herren ihre gewissen Schwierigkeiten : Herr Raratan pflegt nit ins fn fino zu gehen, der Prinz nicht in die „Kleine Pfeife”; auf der­­ Straße geht der Eine in der Regel zu Fuß, der Andere Führt in der Kartoffe ; der Prinz besucht von den hauptstädtischen Theatern nur das deutsche, wogegen Herr Rarakan durch ein freiwilliges Ge­lübde gebunden ist, in einen deutschen Musentempel niemals einen Fuß zu fegen ; „ die Mitarbeiter der „ Bojaune von Sericho“ sind durchweg ungarische Vollblut-Knomnothings. Eines schönen Morgens langte in der Redaktion ein nach Ylang- Ylang dustendes Briefchen ein,und als Karakanes öffnete,fiel ihm zu seinem nicht geringen Erstaunen Prinz Alienor Nornenstein’s Vi­­sitekarte in die Hände.Die Karte enthielt nur eine Zeile: ..,Mein Herr!Wollen Sie mich wissen lassen,wo ich Sie treffen könnt­e?«« Ein groszes Wort!Nicht allein wegen der Tollkühnheit,die an und für sichh darin lag,sondern auch deshalb,weil auf die Finge­r oder­ Karakan wohne­n der That schwer­ irre Ant­­wort zu finden war. Er pflegte sein Quartier jeden dritten Tag zu wechseln. Auch dem Löwen ist ja die Schwachheit eigen, daß er sich vor dem Hahnenschrei fürchtet. Und Herr Karajan nannte gar viele solcher Hähne, die ihm den Morgenschlaf mit dem Rufe zu stören pflegten: „Wann frieg ich denn endlich mein Geld ?“ Er erachtete es für das Angemessenste, den Prinzen auf den nächsten Morgen im Hotel „Hungaria” ein Rendezvous zu geben. Er miethete daselbst für den halben Tag ein Zimmer. Prinz Alienor erschien pünktlich zur angegebenen Stunde, à la bon enfant frisirt, einen Sonnenschirm in der Sand. Der Bril­­lantring an seinem Finger war mittels­ eines leichten Goldteilchens an das Bracelet geschlossen, welches das Handgelente umspannte .­­ Schläfe und Wangen waren meisterhaft mit Karmin und Ultra­­­marin retough­t. Nachdem er eingetreten war und si vorgestellt Hatte, ver­­langte er unverzügli­ch rem, x ,­­ Enden Juden, um sich mit mir zu schlagen. Ich glaube Ihnen also einen Dienst zu erweisen, indem ich mig­hnen freiwillig stelle ; ich habe genau dieselbe Absicht, welche Sie liegen. — Mein Herr, mein Bring, wenn das sein Scherz it — von meiner­ Seite ist die Sache sehr ernst gemeint. 34 r­eiß, daß Sie ein berühmter Fehter sind — ich will Ihnen einen Säbelhieb verlegen. — Ei zum Teufel — ! — Einen schönen korrekten Hieb, von dem man den Arm vierzehn Tage lang in der Schlinge trägt; oder irgend­wohin ind Gesicht, wo das Ding mehr auffällt. — Ob! — Die Gage ist sehr einfach. 34 habe vom Fechten Leine Sdee, Sie aber sind ein Meister in dieser Kunst; es it sonach nö­thig, daß der Hieb auf den ersten Ausfall fige. Ich dente, ich rede flar und deutlich. 34 brauche die Schramme an Ihrem Körper; ich will Ihnen später as­ch sagen, wozu; vorerst aber hören Sie mein Anerbieten. Ich errichte einen Vertrag mit Ihren, so viele Gentimeter der Hieb in der Länge mißt, den ich ihnen am Arme beibringe, so vielmal hundert Gulden verpflichte ich mich Ihnen auszubezahlen. — Donnermetter! — Bitte, fluchen Sie nicht; ed verursacht mir Nerven zu dungen. — Das ist ja nicht geflucht. Ein Donnermetter ist eine sehr wohlthätige Naturerscheinung, er reinigt die Luft, und. . . . — Senun, invoziren Sie gefälligst irgend ein anderes Phä­­nomen. Also was jagen Sie dazu ? Wenn ich so eine Schramme von zehn Defameter Länge auf Ihrer schälbaren Haut zur­ndließe, wäre der Schaden mit zehntausend Gulden nicht ganz wohl zu bepflastern ? — Zehntausend Gulden‘! — Wenn Sie sich aber dazu entschließen könnten, die Ope­­ration an augenfälliger Stelle, etwa an der Stirne oder der Wange vornehmen zu lassen, — so würde ich jeden Furrenten Defameter mit dreitausend Gulden entschädigen. — Belieben Sie zu scherzen ? — Ganz und gar nicht ; ich spreche in vollem Ginste und wenn wir ung einigen künnen, so stelle ich Sie bezüglich der Bez­dingungen mit Kar­riereparole sicher. IH will Ihnen nun auf meine Beweggründe auseinanderfegen. Ach mache einer vornehmen Dame den Hof, die noch immer an den romantischen been des mittelalterlichen M­ittertiums festhält. Dieser Tage, als von der oft erwähnten Siugschrift „Mene, Tekel, Upharfin” die Mede­mar, äußerte te, es zeuge seitens des Autors dieser Broschüre nicht von ritterlicher Auffassung, daß er seine Gegner unter dem Dechmantel der Anonymität angreift, während diese offen gegen ihn auftreten. Die Rüge mar direkt auf mich gemünzt. Es ist eben, ich weiß contre zu finden,­­ faffer jener Hefte. Ich kann nichts dagegen thun und muß die ge­­gen den namenlosen Autor gerichteten Hiebe ungezählt auf meinen Rüden nehmen. Aber eg liegt mir daran, die Meinung jener Dame von meiner Nitterlichkeit zu berichtigen. Ich hoffe, Sie werden mich nunmehr vollkommen verstehen ? — Also steht der Handel mit den tausend, respektive drei­­tausend Gulden pro Dekameter im Ernst ? — Bahlbar a vista. Und ganz in Ihrer Wahl: Arm oder Gesicht. — D, bitte recht sehr! Bitte von meiner Haut fi ganz nach Belieben nach der Elle zu erpropriiren; für diesen Preis steht Ihnen an Grtension zur Verfü­gung, was und wo es gefällig ist. Habe derlei Schrammen fon die feh­­ere Menge umsonst tragen müssen. Unkraut verdirbt nit. Hier meine Hand darauf. — Also auf den Arm, — Nichts da ! Lieber und Geist. Hieher, vom Ohrläppchen bis an den Mundmwinter. Das ist Ihnen Ruhm und Ehre und der berühmte Binder, als Ihre lebendige Trophäe, Ihr Manupropria auf feinem Zifferblatte trägt. Wir sch­reiben meinetmwegen noch darunter „Seulpsit Alienor“, Ein Hundefett, wem das Ding meh­rhut — für dreißigtausend Gulden ! — Gie gestatten also zehn Defameter ? — Nun, wird­ eben auch Tein Malheur sein, mein 8 ein mes­nig länger ausfällt. — Aber Sie schlagen selbstverständlich nicht zurück. Denn wenn Sie mich ebenfall verwunden, so ist der ganze Bart null und nichtig. — Will schon Acht haben ! — Können Sie mich aber nit auch, ohne zu wollen, mit dem Säbel verlegen ? — Rein unmöglich. Ich fechte nicht nach deutscher Methode, den Arm und den Säbel gerade vorgestrebt, wie man es auch in Ungarn lehrt; meine Manier ist die französische ; nach dieser wird der Arm emporgezogen und der Degen hochgehalten. Sehen Sie, Prinz Alienor, in dieser Weise. Denken Sie, dieser Stod da wäre eine Waffe. hr Sonnenschirm die andere, ich stehe so vor hnen en garde, Jept zielen Sie mit ihrem Sonnenschirm daher nach meiner Iinfen Wange. Nur immer drauf los! Gin Hundsk­ochen wie ich, spürt dergleichen nicht. Recht so! Bravo! Gut gemacht. Huf den ersten Hieb, so wie sie Blut fließen sehen, springen die vier Sekundanten auf einmal herzu, Kreuzen ihre Degen zuischen­­ uns Beiden und erklären, die z­wischen uns abschmwebende Ange­­legenheit sei nach den Bostulaten der Ritterlichkeit beigelegt. — Somit wären wir also, denn’ ich, in Ordnung. Nun gilt es nur weg, irgend einen Vorwand zu dem Ren ' —Nichts da!Ich mag die Autorschaft vor der Welt nicht. und­ mich nehmen.Wir müssen etwas Anderes ersinnen. —Ich habe eine gute Idee!Ich bin Zeitungsschreiber. ——Das weiß ich. —Ich gebe täglich ins Nationaltheater. Ihres Herzens nicht dahin? —Odoch,sie hat ihre ständige Loge daselbst und istql­s abendlich im hause. — Gehen Sie also heute Abends in die Loge der Dame und souverfiren Sie während der Vorstellung, wie Herrschaften pflegen, so [aut als möglich. Ich laffe dann in der „Posaune” ein gewal­­tiges Donnermetter gegen die jungen Herren und Damen los, die im Theater laut fdmaten. Sie fühlen b dadurch fi und S ihre Dame beleidigt und­­ hidden sofort Ihre Zeugen in die Redaktion. Der Berfaffer wird erub­t, die Herausforderung erfolgt und die Siegespalme fällt Ihnen in die flache Hand. Somit war denn der Pakt zwischen den beiden Gentlemen errichtet, mit Kavaliereparole und Handschlag bekräftigt, und es erübrigte nichts weiter als die wohlentworfene Komödie öffentlich aufzuführen, was ohne Zweifel glänzend gelingen mußte. Her Raratán war noch in seinem Leben nicht mit so spottleichter Mühe in einem so anständigen Stück Geldes genommen und würde ich die gute Gelegenheit um seinen Preis haben entgehen lassen, während andererseits Prinz Alienor mahlfeil genug den Ruhm er­­faufte, um der schönen Augen der freigen Prinzessin Naphaela willen den händelsüctigsten Binder der Hauptstadt bezwungen zu haben , und damit hatte er gleichzeitig dargethan, was hinter dem affektirten unweiblichen Wesen eigentlich stehe.­­­­­­Daß die Enthüllungen, Versprechungen und Drohungen sei­nes Vaters gar mächtige Beweggründe zur Inszenirung dieser in­triganten Tragödie waren, das brauchte Niemand zu willen. Die Rollen waren in den besten Händen. Am Abend wäh­­rend der Vorsteluung machte Alienor einen Besuch in P­rinzesse Raphaela’s Loge und fchwaste daselbst in seiner gewohnten uns gebundenen Manier etwa eine halbe Stunde lang, ohne die min­­deste Mitsicht auf die Indignation des Publikums, welches un­dankbar genug ist, sich nicht einmal darüber zu freuen, wenn ihn gleichzeitig auf der Bühne und in der Loge ein Schauspiel gebo­­ten wird. Bu seiner großen Genugthuung bemerkte Prinz Alienor, wie Herr Karakan, der mürrisch an der Logenbrüstung lehnte, mit­ten in der Vorstellung den Hut auf den Kopf stülpte und davon rannte, .­­Er ging direkt in die Redaktion,um den bewußten ANDERE zu schreiben. (Fortlegung folgt.) . . . . . | ' : sein Ende, wenn Absalon Karajan, — 34 dächte das „Mene, Telel, Upharfin” . . . . Kommt die Dame « « N re « { 9

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