Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1876 (Jahrgang 23, nr. 1-24)

1876-01-26 / nr. 20

ne : Mat (Einzelne Nummern 5 Er. vi­elen Berschleißspielen.) I Mittwoch, 26.­­ Budapest, 26. Jänner. Die Ankunft des Grafen Andrássy in Wien hat, wie man uns von dort schreibt, das Zeichen gegeben zu einem lebhafteren diplomatischen Verkehr zwischen dem Minister des Aeußern und den in Wien beglaubigten Ver­­tretern der Mächte. Ueber die Form, in welcher der Pforte die vielfach erörterten Reformvorschläge modifizirt werden sollen, ist in den legten Tagen exit ein Meinungsaustausch zwischen den betheiligten Kabineten eingeleitet worden, der in diesem Augenblicke.mwohl wo nicht abgeschlossen sein k­ann, aber auch in dieser nur dem Anscheine nach untergeordneten Frage die Aus­­sicht auf eine volle Verständigung in nachte Nähe gerüet hat. Selbstverständlich muß daher auch die von einigen Reiter Blättern gebrachte Nachricht, das Reformprojekt sei bereits offiziell in Konstantinopel überreicht worden und werde demnächst zur Publikation gelangen — als entschie­­den unrichtig bezeichnet werden. Jedenfalls werden die drei Kabinete von Wien, St. Petersburg und Berlin aug bei diesem Anlasse in völliger Uebereinstimmung vorgehen und voraussichtlich in getrennten, jedoch ihrem Inhalte nach identischen Noten der Pforte die aus gemeinsamen Einvernehmen hervorgegangenen Vorschläge empfehlen. Die verschiedenen Kabinete sind fest mit der Ausarbeitung der Susten­tionen für ihre Vertreter in Konstantinopel be­­schöstigt.­­ Der Botschafter des Deutschen Reiches GL.v.S­chwei­­nitz trifft alle Anstalten,um noch·anemne·mn der nächsten Tage nach Petersburg,dem Orte seiner Bestimmung,reisen zu können.Ueber die Person seines· Nachfolgers herrscht noch immer vollständiges Dunkel.Bis auf Weiteres wird der Legationsrath Graf Dönhoff,der zu 11m Gesandter in Weimar designirt ist, als Geschäftsträger in Wien fungiren, Organisation der Verwaltung in organischen Zusammenhänge stehenden Gefete gleichzeitig ins Leben treten können. — Die Vertagung der Verhandlung des rumäni­­sc­hen Handelsvertrages im Oberhause betreffend, bemerkt Ellener": „Die Regierung hat die Vertagung nicht gewünscht und das Oberhaus wird den Vertrag auch in Verhandlung ziehen, sobald die Mitglieder behufs Berathung der ihnen bereits zuge­­schichten und in d­iesen Tagen no zu überschiekenden ü­brigen G­efegentwürfe vollzählig erscheinen werden. In der gestrigen Situng des Oberhauses mwilligte der Handelsminister nur unter der Bedingung in die Vertagung, wenn dieselbe nicht auf allzu lange Zeit geschieht.” = Ge Majestät „Bester Korresp.“ meldet — heute denten Koloman Tipa der König empfing — wie die Vormittags den Ministerpräsi­­für Nachmittag Privataudienz zu Sr. Majestät befohlen. — Die Mitglieder der ungarischen Regierung wie ist Fortlegung 10. Geber nach Wien. — Der Finanzausscrug hat in der heute früb Uhr in Betreff der Steuermanipulation abgehaltenen Sigung diejenigen Paragraphen einer zwiederholten­­ Durchsicht unterzogen, welche in den Holge neu redigirt wurden, zugleich auf Antrag des Fi­nanzministers folgende Neuerungen angenommen : 1. daß, wo eine Montangruben-Steuer umzulegen des betreffenden Umlegungs-Ausschusses immer die von der Generalversammlung der­­ Jurisdiktionen zu­m wählenden Montan- Mitglieder beizumahnen haben ; 2. daß die Luxussteuer nicht wie die übrigen direkten Steuern in vier Jahresraten, sondern auf einmal für das ganze Jahr zu entrichten sind. Bei der über diesen legten Punkt angeregten kurzen Debatte schienen die Reulierungen des Ministers die Deutung zu erlauben, daß die jenige Regierung nicht glaube, daß die Summe, welche dem Staatsfrage mit der Luxussteuer zufließt, die Nachtheile und Unan­­nehmlichkeiten aufriege, welche einerseits den Staatsfhaß bei der Konskription mit der Umlegung für und Fassionen der Steuer­­träger verbunden sind, andererseits für die betreffenden Gemerber wo z. B. die Bestellung von Wagen schon sehr abgenommen hat, fi ergeben. Aus Anlaß der neustylisiriert Paragraphen wu­rde bei dem §­65aquntrag Horváth’s auch die Bestimmung aufgenommen, daß unter der Nennung der laufen­den Steuer nur die für das lau­­fende Jahr ausge­worfene direkte Steuer nicht der umgelegte Steuerradstand. Uebrigens beglaubigte verstanden wird der Ausschuß Tomohl diese neuen Paragraphen als den Bericht, mit welchem der umgearbeitete Reseß­­entwurf über die Steuermanipulation in der heutigen öffentlichen Lösung eingereicht wurde. Bei Montag dürfte diese dem Drud übergebene Vorlage kaum vertheilt werden können. — Ministerpräsident Tiba wird — wie „Nemzeti administrative Regelung des Fürze­­meldet die auf Königsbodens bezüglichen Gefegentwürfe dem Abgeordnetenhause vorlegen. 63 ist der ausge­sprochene Wunsch des Ministerpräsidenten, daß diese Gefäßentwürfe noch während dieser Session verhandelt werden, damit die, mit der Aus dem Reichslaae. fungiren: Zombor, Molnár, Wächter — Aus den Minister-Fauteuils: Tiba, Széll, Wenkheim, Si­­monyi, PBerczel, Trefort, Szende Das Protofoll der gestrigen Sigung wird verlesen und authentizirt. · ·Der Pr·äsident meldet die Gesuche des Marmaroser Komitats,sowie der Gewerbetreibenden der Stab­b­au um Er­­richtung einer selbständigen Nationalbank tortd eines separaten Zolk­­gebietes, ferner ein Gesuch des homölopathischen Vereins, ein Me­­morandum über die Regelung des Sanitätswesens dem Verwal­­tungs-Ausschusse zusumeifen. Die erstgenannten Gesuche werden dem Betitions-Ausschuffe, daß legte dem V­erwaltungs-Auss­chuffe zugemiefen. Der Präsident meldet ferner, daß der Abgeordnete Ladislaus Hofau seine Stelle als öffentlicher Notar niedergelegt hat und nun als definitiv verifizirter Abgeordneter in die Gestionen ein­­gereiht worden ist. P­aul Ordödy,als Referent des Finanzausschusses,über­­reicht den Bericht des­ Ausschusses betreffs des Gesetzentwurfs über die Steuer-Manipul­ation und ersucht das Haus,die Vorlage,ohne sie erst an die Sektionen zu weisem direkt in Verhandlung zu ziehen. (Zustimmung.) Die Drucklegung des Berichtes wird angeordnet ; betreffs der Zeit, in welcher die Vorlage in Verhandlung gezogen werden soll, wird das Haus demnächst beschließen. a Interpellationsbuche, ün keinerlei Interpellation vor­­gemerft. Folgt die Tagesordnung. Der gestern erledigte Ge­­fegentwurf über die Modifikation des Gemeindegefebes wird in dritter Lesung angenommen. Derselbe wird nun dem Oberhause behufs verfassungsmäßi­­ger Verhandlung zugesendet. Es folgt nun die Beantwortung der Interpellation Madarak’. Ministerpräsident Koloman fika (Hört! Hört!) : Geehr­­tes Haus ! Indem ich die vom Abg. Bosef Madarak an mich ge­­richtete Interpellation beantworten will, möchte ich aus Anlaß heffen, was er in den einleitenden Worten seiner Interpellation als parlamentarische oder konstitutionelle Pflicht erwähnte, was er von diesen Pflichten und Rechten sagte, zwei Dinge ganz im Allge­­meinen berühren, von denen sic — die ich jung in der Verhandlung ähnlicher Angelegenheiten leiten lassen muß. (Hört!) Das Eine ist: wenn Verhandlungen mit der Regierung irgend eines andern Staates im Zuge sind, kann man die Details solcher Verhandlungen, solange nicht die entsprechende Zeit hiefür gekommen, nicht vor der Deffentlichkeit verhandeln und die umso­­weniger, je wichtiger der betreffende Gegenstand für beide Staaten it. (Zustimmung im Zentrum.) Dies ist eine so anerkannte Mehrheit des Parlamentarismus, daß, wenn im Momente solcher Verhandlungen die Vertretung eines Landes zu der die Verhandlungen führenden Regierung nicht das entsprechende Vertrauen befsst und, von ihr detaillirte Aufklärungen verlangt, diese das Vertrauen nicht besigende Regierung wohl abtreten kann, aber die nach ihr folgende wird si, wenn sie ihre Pflicht fennt, ebensowenig über die Details so gearteter Verhandlungen vorzeitig äußern. (Zustimmung im Zentrum.) Das Andere st­­­ehen darum, folchen Dingen ihre Rechte ohne jedwede Beschränkung ausüben könne, besteht meiner Auffassung nach die Pflicht der Negierung nicht darin, daß sie die Gereggebung sehen in vorhinein zum Ziel der Erleichterung ihrer eigenen großen Verantwortlichkeit mitver­­pflichte (lebhafte Zustimmung im Zentrum), sondern darin, wie Schwer immer die Last der Verantwortlichkeit sein möge, Diese allein zu tragen, bis zu jenem Momente, wo sie, ohne der Sache Schaden zu können, ihren Bericht erstatten kann, damit dann das Abgeordnetenhaus und die Legislative in der Lage seien, ohne vor­­herige Verpflichtung vollkommen frei ihre Ansicht zu äußern. (Leb­­hafte Zustimmung im Zentrum.) Dies vorausgesen­det,übergehe ich nun auf die an mich ge­­richteten Fragen.(Redner­ verliest die beiden ersten Frager­ und fährt dann fort.)Was die erste Frage betrifft,so muß ich gesteh, daß ich in den Blättern gelesen habe,was der österreichische Mini­­sterpräsident gesagt haben soll mich las wieder in anderen Blättern, daß das,was er den ersten Berichten zufolge gesagt haben soll,mehr oder weniger ungenau dargestellt sei;aber­ mehr als ei­n Ander­er von dieser Anelegenheit weiß,weiß auchjch ncht und ich kann es m­einerseits nit als meine Aufgabe und nicht als entsprechend den­ Verhältnisse zwischen dem österreichischenjandngarischen Minister­­präsidenten betrachten,daß sie sich auf Grund einzelner verbreiteter Nachrichten gegenseitig fallen zwingen wollen, zu sagen, was daran wahr ist oder nicht? (Bestimmung im Zentrum.) Uebrigens was immer gejagt werde oder gesagt worden sei — er ändert den Standpunkt der ungarischen Regierung weder nach links, noch nach rechts. (Zustimmung im Zentrum.) Was aber das betrifft, ob der österreichische Ministerpräsi­­dent berechtigt war, jene Aeußerung zu thun, darauf bemerze ich nur, daß ich, aufrichtig gestanden, diese Frage einigermaßen sonder­­bar finde. (So ist’s ! im Zentrum.) . 94 meinerseits fühle in mir nicht die Verpflichtung dazur, daß ich es bestimme, was der österreichische Ministerpräsident zu enunzth­en berechtigt ist, ebenso wie ich nicht Jeine Berechtigung anerkennen würde, daß er darüber entscheide, was ich zu äußern berechtigt bin. (Lebhafte Zustimmung im Zentrum.) Auf die dritte Frage (die Nedner verliert) antworte ich : IH glaube, g. Haus, daß ich bezüglich des Wesens dieser Frage geantwortet habe, darin, ‚was ich vom allgemeinen parla­­mentarischen Gesichtspunkte aus im Beginn m­einer Rede geäußert habe ; jest will ich nur so viel hinzufügen, daß diese Verhand­­lungen im Zuge sind, sich jedoch noch nicht in dem Stadium be­­finden, daß man sich über dieselben ohne Gefahr für die Sache, ohne Gefährdung der Interessen des Landes äußern könnte. ‚Und ich ergänze dies auch damit, das g. Haus möge darüber beruhigt, sein, daß Niemand es schwerer erwartet als eben die vom Gefühl ihrer Verant­wortlichkeit erfüllte Regierung, in eine solche Lage zu gelangen, daß sie dem g. Hause diesbezüglich Bericht err­statten könne und ich kann dem g. Hause versichern, daß dieser Be­richt zu solcher Zeit erstattet werden wird, daß das g. Haus voll­­tändig genügend Zeit und Mittel habe zu beschließen, über unser Vorgehen zu entscheiden, sowie auch darüber, was denn gesche­­hen soll. Mehr als dies kann ich Heute nicht sagen. 34 bitte das g. Haus, meine Antwort zur Kenntniß zu nehmen. (Lebhafte Zustim­­mung im Zentrum.) ·­, —­­Sofef Madarap, kann die Antwort des Ministers nicht als beruhigend zur Kenntniß nehmen und bittet das Haus, dieselbe behufs Verhandlung auf die Tagesordnung zu seben. Er habe nicht gefragt, was in den Reichsraths-Klubs gesprochen wurde, sondern ob die Regierung die Äeußerungen der dortigen Regierung fennt, ferner ob der Standpunkt der ungarischen Regierung den österrei­­en Ministerpräsidenten berechtigte, in solcher Weise sich zu äußern. Er habe seine Details gefordert, sondern blos die Kennzeich­­nung des Standpunktes der Negierung im Großen und Ganzen. Er anerkennt, daß aug der Minister eine Ueberzeugung habe. (Heiterkeit.) Aber das Land hat das Recht, dieselbe betreffs der schmebenden großen Fragen kennen zu lernen. Der Ministerpräsi­­dent möge da an das Wort Pitt’3 denken, welches Tiba seinerzeit als Führer der Opposition dem Kabinet Szlávy gerade betreffs dieser Frage zum Muster vorgehalten: „er werde solange er auf dem Minister-Fauteuil fiße, nichts verschweigen, was im Unteresse des Landes gelegen ist." Ministerpräsident Tipa mill nicht auf die meritorischen Bemer­­kungen Madaraß’ reflektiven, blos betreffs des angeführten Wortes des „englischen Staatsmannes erwidert er: Auch ich werde, so lange ich auf diesem Blase, bleibe, nicht verheimlichen und bemänteln, aber geradeso wie Derjenige, dessen Devise der Abgeordnete Madarap angeführt, exit dann unterbreiten, wenn das Steresse des Vater­­landes­ es erfordert. Die Antwort des Ministerpräsidenten wird hierauf vom ganzen Haufe­n mit Ausnahme der äußersten Linken — zur Kennt­­niß genommen. . Morgen findet seine Sigung statt. Um 10 Uhr halten die Sektionen Sigungen. Nächste Sigung: Freitag 10 Uhr Vormittag. Auf der Tagesordnung: Der Gefegentwurf über das Tabakgefälle. Situngen fter Fritt den in einstündiger Privataudienz, der Finanzminister Koloman Széll Veränderungen , B. N.“ meldet, neuesten der Verhandlungen mit der im Ausschuß Finanzminister die zu Beschlüssen zufolge , beschlossenen einer begeben sich, behufs D Oesterreich am 10 durch ift, binnen · den — also Hirlap" glaube — jede Negie­­damit die Legislative in : : Tagesweitigkeiten. (Ihre Majestät die Königin) verläßt am näc­hsten Montag die ungarische Hauptstadt, um nach Wien zurück­­zukehren. Der Zeitpunkt für die Abreise Sr. Majestät ist, nach der „Peter Korr.“, noch nicht festgestellt, dürfte sich jedoch noch heute entscheiden. (Beim Ministerpräsidenten K­oloman Tipa) findet morgen, wie die , Befter Korr.” erfährt, großes Diner statt, zu welchem zahlreiche Mitglieder der Magnatentafel und des Abgeordnetenhauses geladen sind. Brant Deals Befinden­ im Laufe der heutigen Nacht war leider sein günstiges. Bis gegen 2 Uhr Morgens wollte sie der Schlaf nicht einstellen. Um diese Zeit überkam den leiden­­den alten Herrn ein, glücklicherweise nicht heftiger und nur kurz andauernder Herzkrampf ; nachdem aber derselbe nachgelassen hatte, verfant Dent in unwohlthätigen stärfenden Schlaf, der weit über seine gewöhnliche Frühsu­chs-Stunde hinaus anhielt. Auch im Laufe des ganzen Vormittags war der Zustand des Kranken ein verhältniß­­mäßig guter und ruhiger. Die Witwe Franz To­ldy() wurde Montag vom Könige empfangen und dankte Sr. Majestät für die ihr bemilligte Pension. Der König — erzählen „Yöv. Lap.” — sagte bei dieser Gelegenheit zu Frau Toldy : „Die Nachricht vom Tode Ihres ver­­dienstvollen Gatten hat mich schmerzlich berührt und nehme ich vollen Antheil an Ihrem Unglücke.“ Raul Gyulai­ wurde von der philosophischen Fakul­­tät der Klausenburger Universität in ihrer am Sonntag abgehalte­­nen Sigung anläßlich seines 50. Geburtstages (25. Zünner) in Anerkennung seiner Verdienste um die vaterländische Literatur ein­­stimmig zum Ehren- Doktor gewählt. (Auch wir bringen bei diesem Anlasse dem ausgezeichneten Schriftsteller und treffliche[n" Menschen unsere aufrichtigste Gratulation dar und vom ganzen Herzen, der vorhergegangenen und gegenwärtigen — noch mit weiteren 2—5 literarischen Generationen im besten Wohlsein und ungebrochener Kraft — herumzaufen zu fünnen. D. Red. b. , B. 2L.”) (óymen) Graf Géza Apponyi bat fig — mie n B. AN." meldet — mit der Komteffe Baula Szédenyi, Tod ter des Grafen Roloman Széchenyi und der Gräfin Roloman C­­henyi geb. Gräfin Grünne verlobt. Bon der Donau) Der Wasserstand hat — nach dem Pegel in der Heinrich-Schleuse — seit gestern um 6 Linien abge­nommen und beträgt (um 1 Uhr Mittags) 15" 9". Kaltniffe sind unverändert. Der Wasserstands-Bericht der Donau-Dampfschiff­­fahrt-Gesellschaft Imte: Linz, 24. Jänner. Wasser unverändert 2 ° Kälte, dichter Nebel, ganz wenig Treibeis. — G­r.­ Mar 0 3, 25. Jänner, Nebel, 2 ° Kälte, Waffer um 50 Cm. abgenommen — Gran, 25. Jänner. 3 ° Kälte, Ei 37 Decim., Eisstoß wird mit Wagen gallitt — Gönyö, 25. Jänner. 5 ° Kälte, Nebel, Waffer in 24 Stunden um 8 Em. gefallen.­­ Wien, 25. Jänner. 5 ° Kälte, Wasser um 33 Cm. gefallen, stehbt 79 Cm. unter Null. — Budapest, 26. SYänner Früh. Nebel, 2 ° Kälte, Waffer 4,97 Meter, abgenommen um 1 Cm. Ercsény 26. Jänner. Eisstoß fest, Taffer um 3 Em. zugenommen. EL Schließlich theilen wir in Folge einer Anfrage mit,daß si­ch die von uns mitgetheilten Döten-Verhältnisse von Budapest,was die­ Tiefenp­unkte betrifft,auf die bauordnungsmäßige Niveau-Höhe be­­ziehen,die hier,wie bekannt,24«­über dem Nullpunkte der Donau beträgt. Der heutige Bericht des Donau-Negulirung- Sntypestorats lautet: Wasserstand in Preßburg 3.60 M. gefallen um 0.10 M. omorn 366 „ gefallen „ 0.08 „ Waiben 4.60 „ gefallen „ 0.03 „ Bud­apest 4.98 “ unverändert. Eremeny 4.78 „ unverändert. Adon 450 „ unverändert. “ Dunapentele 421 , gestiegen um 0.02 M. Die Cisverhältnisse sind dieselben wie gestern. Ueber die Vorgänge in Riglydorf­ bringt die „Temesvarer Zeitung” einen nachträglichen ausführlichen Bericht, der jedoch in den­ Hauptfachen Schon Belanntes enthält; doch wird die in den Blättern ermähnte Gefangennehmung des Stuhlrichters und seiner Organe und ihre Einsperrung in einen Sch­weinstal als un­wahr bezeichnet. Weder die Personalien Wankers, des Urhebers jener Vorgänge, wird Folgendes mit“ getheilt : ft. £. 61. Linien-Infanterie-Regiment und machte die merikanische Anton Wank­er mar in seiner Jugend Lieutenant beim Graedition bei der österreichischen Freiwilligen-Legion mit. Europa zurückgekührt ernährte er sich vom Schwindel und machte sich’3 zur besonderen Aufgabe, in „den Gemeinden gegen die Borz­­stehung und den Notar zu beten. In Folge derartiger Heßereien “wurde er bereits aus mehreren Gemeinden ausgewiefen, so aus Gyarmatha und Daruvar bei Buzias. Seit einigen hielt er sich in der Nachbar-Gemeinde Duboz auf. Hier wurde seine Aufmerksamkeit auf je und dessen Notar Gugen Tereba duch den Umstand gelenkt, daß er mit der Witwe des verstorbenen Mag £. ft. Geometers Johann v. Rosentritt zu Duboz eine Liaison an» knüpfte und derselben ihr Vermögen, bestehend aus beiläufig 80 Boch Feldern sammt Haus mittelst Kontrastes abschwindelte. Zereba Bormund des nach Rosentritt hinterbliebenen minderjäh­­rigen Kindes war, so b­at er natürlich gegen diesen gemü­senlosen Schwindel Einsprache. Von den Nissydorfer armen Einwwohnern at Wanter in letter Zeit­ bei 800 fl. erschwindelt unter dem orwande, daß er ihnen von Sr. Majestät Bauerngründe im Ber­­meser Hotter ermwirfen werde. Natürlich haben die armen Leute das Nachsehen. Da nun Tereba auch diese Srpresfungen zu hintertrei­­ben versuchte, so wurde Wanfer von dieser Zeit an o­­­­ ft ein geschwo­­rener Feind. Er verfertigte Eingaben für die von ihm fregeführ­­ten, worin sie die sofortige Abfeßung des Notars, der Vorstehung und der gesammten Repräsentanz, ferner Ueberprüfung s­ämmt­­licher Rechnungen vom Jahre 1861 und zwar unter der Kontrole Wanker’s verlangten, t­odem die Rechnungen bereits im Jahre 1862 und 1872 durt von Seite des Löblichen Komitats ermittigte wurden, Rechnungs-Beamte nicht nur überprüft, sondern auc liquidirt Webrigens bemerkt die „Temesvarer Zeitung” anläßlich der Niczendorfer Affaire, daß es thatsächlich mehrere Dorfgemeinden gebe, wo die betreffenden Notare seit Jahren seine Rechnung gelegt haben und daß dieser Umstand die Unzufriedenheit der Bevölke­­rung erregt. 63 sei daher wünschenswerth, daß gerechte Be­schwerden der Bevölkerung nach dieser Richtung Bin schnelle und entschiedene Abhilfe finden und daß, wo dies nöthig e­rscheint, strenge Untersuchungen eingeleitet werden. · wünschen ihm fomwie mit Die Eisver­­ez möge ihm gegönnt sein, fi” — Sahren Da Mi RER EN 7 F x Geliebt und verloren. Roman aus dem Englischen von Wilkie Collins. (Autorisirte Heberfegung.) Dritter Theil. (35. Fortfegung.) Gab das Grab seine Todten wieder ? Ich stand Schreden- Starr, stumm und regungslos, indeß sie auf mich zukam. Sie war in weiße Bransengemänder gehüllt — sie glichen einem Todtenkleid. Ihre Gestalt, die ich nur von vorzeitiger Schwäche gebeugt gesehen, war fest fonvulfinisch emporgerichtet, ihre Arme hingen straff und fraftlos herab. Das von Natur blaffe Antli war endfahl ge­­­­worden und hatte seinen sonst so demüthig geduldigen, klaglos traurigen Ausbruch verloren, an dessen Stelle eine trübe Nähe getreten war, die seiner Veränderung mehr fähig fehlen, eine müde Ruhe, ein lebloses Wachen , das furchtbare Siegel des Todes auf dem noch lebenden Antlit, der sehredliche Blid des Todes in den falten glänzenden Augen.­hr Mann blieb fißen und redete sie an, als sie mir gegen­­über stand. Seine Stimme war gedämpft, aber er zeigte ebenso wenig Gefühl wie font. „Nun also,” begann er, „Sie sagten, Sie seien überzeugt, Daß er herkommen würde, und Sie wollten sich nicht dem Wunsche des Doktors fügen und im Bette bleiben, bis Sie mit ihm ge­­sprongen hätten. Nun, er­st genommen, da ist er. Er kam herein während Sie schliefen, glaube ich , und ich seh ihn hier, Damit Sie ihn sehen könnten, wenn Sie etwa erwachten und Luft dazu ver- Dara daß ich, Ihren Launen nicht Ihren Willen durchgefegt . Haben ihm gesagt, daß Sie seinen Worten glauben ; und wenn ich fest die Wärterin rufen lasse, so werden Sie endlich Hinaufgehen und mich mit meiteren Pladereien verschonen — eh ?" Sie wandte langsam das Haupt und sab ihn an. Wie diese brechenden Augen die feinen trafen, wie sich Dies Antlis, auf dem das Lebenslicht in schnellem Verleihen mar, auf ihn richtete, da wurde selbst Feine rohe Natur ersgüttert. Ich sah ihn zurlids beben und erblaffen ; er wildte mit dem Stuhle fort und jagte Fein Mort mehr. Bu mir gewendet fuhr sie fort. Ihre Stimme war noch ebenso weich und leise wie frü­her. Es war furchtbar, dieselbe wohl­­bekannte Stimme zu hören, wenn man das bis zur Unfeintlichkeit veränderte Gesicht ansah. „Ich sterbe", sprach sie zu mir. „Viele Nächte sind vergan­­­­gen seit jener Nacht, da Margaret allein nachhause kam; als ich sie damals ansah, fühlte ich etwas in mein Herz herniederfinten, und ich wußte, daß es der Tod mar — viele Nächte, daß ich mein Abendgebet sprach in dem Gedanken, daß es zum legtenmal sei, daß er seinen Sinn ändere gegen Sie. 34 bin sehr sehwach ge­besen" (eine unendliche Milde und Wehmuth stahl sich in ihre Stimme), „elendiglich sündhaft sch mach mein Leben lang. Biel Kummer und Schmerz und schwere Enttäuschung b­aten mir, als ich jung war, großen Schaden und ich habe mich nie davon erholen können. Ich habe mich immer vor Andern gefürchtet und­ immer Auge bevor ich meine Augen zu schließen magte in der Gtille und der Dunkelheit. Ich habe bis heute fortgelebt und war meines Lebens Sehr müde seit jener Nacht, da Margaret nachhause kam, und den­noch konnte ich nicht sterben, weil ich ein Unrecht gegen Sie zu sühnen hatte, und Sie kamen nie, um mich zu hören, mir zu ver­­zeihen. Und ich war es nicht unwü­rdig, daß Gott mich zu si nahm, bevor ich Sie gesehen — ich weiß das; ein Traum hat mir’s bestätigt.” Sie blidte mich noch Ausdruckslosigkeit an. hr Stimme blieb ihr no. „Mein Mann fragte, wer Ihnen glauben würde”, fuhr sie nach kurzer Baufe fort und ihre sehmnahe Stimme murde mit jedem Worte stärker. „Ich Sage, daß ich Synen glaube ; denn Sie sprachen die Wahrheit. Lebt, da das Licht der Welt vor meinen Augen er­­litt; hier in meiner irdischen Heimath, mo ich viel getrauert und gelitten — in Gegenwart meines Mannes — unter demselben Dache mit meinem fündigen Rinde — hier bezeuge ich Ihnen, daß Sie die Wahrheit Sprachen. Ich, ihre Mutter, sage es: Margaret Sherwin it Schuldig, sie it nicht mehr würdig, Ihre Frau zu heißen.” Deutlich, langsam, feierlich sprag sie die legten Worte. Bis zu dieser furchtbaren Anklage hatte ihr Mann finster und argwöhnisch zu uns herübergeblicht ; jept fanfen seine Augen und er wandte sich schmeigend ab. Er blichte nit mehr auf, rührte sich und unterbrach uns nicht, indeß sie in ihrer Nede fortfuhr; aber sie sprach jei lang­­samer, mühsamer und machte immer längere PBaufen zwischen jedem Gabe­­haft zusammenballten. Sie schwanzte und sank hilflos in meine [—— — Has-biefem Zimmer-gefe­ig-zu-meinem-Sterbebette- Meine aSneitrekten Arme · ··· · bis eg ihrer Mutter verserfet. letzten Worte in dieser Welt will ich an meinen Mann richtere,auf ihr Mann erhob sich munisch und nahm sie in TV aus den Armen.Als unsere Augen sich trafen,wich der Ausdruck finsterer Selbstbeherrschung in seinen Zügen einem Blick voll boshafter Schadenfreude,indem er mir zuraunte:»Wenn Sie bis morgen keinen andern Ton anschlagen!—«er vollendete den Satz nicht,sondern wandte sich plötzlich ab und führte seine Frau zur Thüre. Während er sie hinausgeleitete, war ihr Gesicht mir zuge­­wendet; und mir shien als fähe ich die Falten, starren Augen wo einmal reich werden, indem sie auf mir ruhten; fähe den alten trauervollen Dulderblie zurückehren, dessen ich mich noch so mehr entsann. Täuschte mich die Einbildungskraft ? oder hatte das mit dieser sanften Seele no einmal aufgeleuchtet, mir zum legten Ab­­schiedsgruße ? HH konnte es nicht erforschen, nicht wissen — sie mar dahin fir mich, dahin auf emnig ! an mir selber gezweifelt; und dies hat mich einer schweren Sünde gegen Sie shuldig gemacht. MVergeben . Sie mir, eh’ ich sterbe! 934 sah das geplante Verbrechen vorher — ig ahnte die fommende Schmach — sie verbargen es vor anderen Augen — vor den meinen konnten sie es vom ersten Tage an nicht verbergen — und dennoch mahnte ich Sie nie, wie ich gefällt ! Jener Mann hatte eine dämonische Gewalt über mich. Ich zitterte immer vor ihm, wie ich vor der Dunkelheit zu zittern pflegte, als ich ein kleines Kind war! Mein Leben ist nichts als Furt gewesen — Furt vor ih­m; Furcht vor meinem Manne, und meiner Tochter sogarz; noch Schlimmere Furcht vor meinen eigenen Gedanken, vor meinen Entdeckungen, die ich Ihnen hätte enthüllen sollen, Um ich zu reden versuchte, waren Sie zu mit bderselben todtenähnlichen war Schon gebrochen, mum die edel, mich zu verstehen — ich für­chtete meinen Verdacht für begrün­­det zu halten, lange nachdem er sein Verdacht mehr hätte sein dürfen. OD, melches Elend! — melches Elend von damals bis jegt !” "Ihre Stimme erstarb in schwachem,athemlosem Stöhnen. Sie rang nach Worten und fuhr endlich flüsternd fort: ,,Vergeben­ Sie mir eh’ich sterbe!Ich habe mein Unrecht furchtbar gesühnt ; habe gegen die Unschuld meines eigenen Kindes gezeugt. Mein eigenes Kind! Ich darf Gott nicht anflehen,­ sie zu segnen, wenn man sie an mein Sterbelager bringt! Vergeben Sie mir! — vergeben Sie mir eh’ ich sterbe !” Sie nahm meine Hand und 309 sie an ihre Falten Lippen. Die Thränen drängten si mir heiß ins Auge, indeß ich ihr zu antworten suchte. „Keine Thränen für mich,“ murmelte sie leise. „Bafil! — lassen Sie mich Sie nennen, wie Ihre Mutter Sie nennen würde wenn sie lebte — Basil! beten Sie für mich, auf daß mir in der schredlichen Gmngfeit, in die ich gehe, verziehen werde wie Sie mir verziehen haben! Und für sie! — oh, wer wird für sie beten, wenn ich nicht mehr bin ?" Das maren die l­etten Worte, die ich sie sprechen hörte. Gänzlich erschöpft, feines Wortes, Feines Flüsterns mehr fähig, ver­­suchte sie meine Hand nochmals zu ergreifen und mir ein lechtes Lebewohl zu winfen. Aber selbst dazu versagte ihr die Kraft , versagte ihr mit furchtbarer Plöglichkeit. Sie versuchte mir die Hand zu reihen. Dieselbe zitterte einen Aagenblick in der Luft und fand dann krastlos nieder, indem die Finger sid Frampf­­30 erfuhr später, wie sie starb. Den übrigen Theil jenes Tages und die folgende Nacht hin­­dura lag sie sprachlos, aber noch am Leben. Das Blut pulfixte no­chmwah am nächsten Morgen. Im Laufe des Tages mendeten die Aerzte neue Netzmittel an und beobachteten sie voll G­estaunen, denn sie hatten ihren Tod schon Tags vorher jeden Augenleid er­­wartet. Als sie dies ihrem Manne gegenüber erwähnten, bemerkte­n jedermann sein verändertes und unerklärliches Betragen. Mürrisch weigerte er sich, zu glauben, daß ihr Leben in Gefahr sei, und fuhr Seden, der von ihrem Tode sprac­h, heftig an, als molle der­­selbe ihn anlagen, seine Frau mißhandelt und so ihre Krankheit herbeigeführt zu haben, und er suchte sich zornig vor ihrer Um­­gebung — sogar vor den Dienstboten — zu rechtfertigen, indem er die Nachsicht hervorhob, die er für ihre Laune, mich, wenn ih äme, sehen zu wollen, gezeigt, und seine Geduld während der irren Neden (wie er sie nannte), die sie an mich zu richten ver­suchte. Die Werzte, welche die Selbstanklagen seines schuldigen Ge­­missens ahnten, enthielten sich vor Aleíden aller Gegenvorstellun­­gen. Und außer wenn er im Zimmer seiner Tochter weilte, wurde er von Allen im Hause gemieden. Tochter vollständig überein : sie war nur am Sterben, sondern nur von Sinnen. Nachmittags verordneten die Werzte, daß ohne ihre besondere Erlaubniß wieder Mr. Sherwin noch seine Tochter zu der Kranken zugelassen werden sollten. Diese Vorsichtsmaßregel, die ihr in den legten Augenblicken Ruhe filtern sollte, war kaum vonnöthen. Als der Abend anbrach, ward sie wieder bemußtlos ; sie lebte noch, aber das war Alles. In diesem ruhigen Zustande lag sie dann, die Augen friedlich geschlossen, die Athemzüge so leise, daß man sie nicht mehr hören konnte, bis spät am Abend. Als es ganz dunkel geworden und das Licht im Kranktenzimmer angezündet wurde, 308 das mitwaschende Dienstmädchen den Bettvorhang zurück, um ihre Herrin anzublnden , und sie sah dieselbe lächeln, obgleich ihre Augen noch immer geschlossen waren. Das Mädchen mandte sie um und winkte der Wärterin, an’3 ‚Bett zu kommen. Als die Beiden den­­ Vorhang nochmals zurückzogen, um sie anzusehen, war Mrs. Sher­­win todt. — — — — . " (Fortsetzung folgt.) . = Gerade vor Mittag, am zweiten Tage, erholte sich Mrs. Sher­win ein wenig unter der Wirkung der angewandten Netzmittel und verlangte, ihren Mann allein zu sprechen. Ihre Worte sowohl als ihr Benehmen straften seine Behauptung, daß ihr Geist zerrüttet sei, Lügen — ihre Umgebung bemerkte, daß ihre Worte stets von tlarem Verstande zeugten, so oft sie Kraft genug zum Sprechen hatte, biger, noch mißtraulscher gegen die Worte und Blide der Andern, als zuvor — er suchte seine Tochter augenblicklich auf — und sandte­hr Mann verließ ihr Zimmer noch mürrischer und um sie allein in’3 Krankenzimmer. Wenige Minuten später sah man sie todtenbleich und in heftiger Aufregung zurückkommen ; sie sagte, ihre Mutter habe for unnatürliche und entfegliche Reden an sie gerichtet. Daß sie nicht mehr hineingehen könne, hineingehen molle, Sejjer! Darın stimmten Vater und­­ 7

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