Pester Lloyd - Abendblatt, September 1876 (Jahrgang 23, nr. 200-224)

1876-09-12 / nr. 208

mn — Das Winteblatt Belag an der Spige ER heu­­tigen Num­mer nachste­­henden Bericht über den Empfang der am 10. d. bei Sr. Majestät dem König in Hermannstadt zur Aufwartung erschienenen Deputa­­tionen. „Se Majestät ist zu den bei Hermannstadt abzuhaltenden Manövern mit einem aus einer geringen Anzahl von Bersonen der stoßenden Gefolge am 9. 5. M. um 8 Uhr Morgens n­ittelft Se­­paratzuges von Wien nach Hermannstadt abgereist und daselbst am­ 10. um 7 Uhr Früh eingetroffen. Seitens der ungarischen Negierun­g begleitete Se. Majestät von Buddapest an der Herr Minister nun die Berlin Sr. Majestät Baron Béla Wendheim als Stellvertreter des im Auslande weilenden Herrn Ministerpräsidenten Tipa. Se. Majestät hat in Herm­annsadt am 10. d. M. um 11 Uhr Vormittags die verschiedenen aufwartenden Deputationen empfangen, dann aber allgemeine Audienzen e­rtheilt.” Se. Majestät antwortete den in Hermannstadt auf­wartenden Deputationen wie folgt: 1. Bei der Ant­unft im Bahnhofe der" vom Ober­­gespan Wächter geführten Deputation des Hermann­­städter Komitats und der städtischen Deputation : Ich empfange mit aufrichtigen Dante Ihre huldigende Be­­grügung. Mit Freuden bin U nac längerer Zeit wieder in diese Stadt gekommen und überbringen Sie auch Ihren Kommittenten nebst Meinen Gruße die Versicherung, dad es Mir zur aufrichtigen Be nugthurung gereicht, einige Tage in Ihrer Mitte mweilen zu sünnen. 2. Dem vom Bischof Fogaraffy geführten rö­­misch- katholischen Klerus: I zweifle nicht, daß Sie von den aufrichtigen Gefühlen treuer Anhänglichkeit zu Mir geleitet wurden, denn der katholische Klerus war im­merdar eine starre Stüße des Thrones und des Ba­­terlandes. Mit gleicher Aufrichtigkeit erwiedere Ich daher Ihre Begrü­­ßung und wünsche von Herzen, dad Sie auch unter diesen jehreren Reitverhältnissen dur die tröstenden Worte des Allmächtigen, der Feu­gung der Religiosität und der moralischen Grundsäße er­folgreich mitwirken zur Erfüllung der eifrigen Wünsche unser Aller, welche nur auf die fortwährende Verbesserung unserer Zustände und auf die Beglüdung der Unserer Fiürsorge anvertrauten Bevölkerung gerichtet sein können. Seien Sie überzeugt von Meiner steten herzlichen und wohl­wollenden Geneigtheit. 3. Dem vom Erzbischof Bancsa geführten grie­­sisch-katholischen Klerus : 99. bin von der Aufrichtigkeit Ihrer soeben zum Ausdruch gebrachten Gefühle überzeugt und kann Sie versichern, daß Mir das Wohl der Landesbewohner aller Konfessionen gleichmäßig am Her­­zen liegt. 65 dient Mir zur Befriedigung, daß unter Ihren Gläubigen die brüderliche Eintracht und der Friede ungestört bestehen, seien Sie bemüht, auch fürder in der eifrigen Erfüllung Ihres hehren Berufes diesen Schab, sowie die Treue und die Achtung vor dem Geiet im Bolte zu bewahren und Meine volle Anerkennung wird Ihre diesbezügliche Wirksamkeit immerdar begleiten Empfangen Sie Meinen Dank für Ihre bewiesene Anhäng­­lichkeit. · 4.Der vom Metropoliten Miron Roman geführ­­ten griechischorientalischen Uniänischen Geistlichkeit G entnehme ich dieAeuperung ihrer Huldigung und treuen Anhänglichkeit entgegen. Unter den schwierigen V­erhältnissen der Gegenwart ist der Beruf des Klerus umso wichtiger und es dient Miv.immer zu beson­­derer Befriedigung, wenn der rumänische Klerus Siebenbürgen diesen seinen Beruf eifrig erfüllend, bemüht ist,­ seine Gläubigen in der Treue gegen­ Thron und Vaterland, in brüderlicher Eintrag und in der Achtung vor dem Gefett zu bekräftigen. 90 wünsche aufrichtig, daß Ihre diesbezügliche Wirksamkeit immerdar von bestem Grfolge begleitet sei.. — Auf Meine Anerken­­nung und Fürsorge können Sie auf diesem Gebiete zuversichtlich rechnen. 5. Der vom Superintendenten Dr. Teutsch ge­führten Deputation der evangelischen Geistlichkeit U. K. deutsc: et € s thut Mir wohl, die Kundgebung Ihrer Treue und A hänglichkeit zu hören, und Ich zweifle nicht, daß Sie dieselbe jederzeit auch durch die That bekräftigen werden. Seien Sie bestrebt, innerhalb der Grenzen Ihres Berufes im Bolte den Frieden, die Eintracht und die Achtung vor dem Gefebe zu befestigen und­ch werde Mich stets freuen, wenn Sie in solcher­­­eise die der protestantischen Kirche vom Gefee verliehene — nur durc die höchsten Staats­nteressen beschränkte — Freiheit zum Heile des Landes und Ihrer Mitbürger bewüßen. Auf Meinen Shug und Die gerechte Wü­rdigung Ihrer In­­en können Sie stets rechnen, Der von dem Obergespan Wächter geführten ee des Hermannstädter Komitats . Mit besonderer Genugthuung empfange Sch die erste Hul­­digung der Vertretung des Hermannstädter Komitat. Wenngleich die soeben ins Leben tretende, ir jurisdiktio­­nelles Leben berührende Neuerung vielleicht mit verschiedenen An­­feindungen aufgenommen wurde, so werden Sie doc­, 34 bin davon überzeugt, in nicht langer Zeit Alle erfahren, daß dieselbe Ihr Wohl nicht gefährden wird, da durch die neue Territorial-Arrondirung mit möglichster Schonung der aus der Vergangenheit stammenden­n­­teressen nur Dasjenige bezweckt wird, was das Interesse des Lan­­des und die Verbesserung der Verwaltung­ unbedingt erfordert. Und darum ist es Mein fester Glaube, daß auch­ Dieses junge Komitat in der Treue und in der Achtung vor dem Gehege wett­­eifern werde mit den alten verbrüderten Komitaten, wodurch sich dasselbe Meiner unv­eränderlichen Gnade und Meiner warmen Sympathie versichern wird, mit welcher Jch die Entwicklung dieser neuen Jurisdiktion mit den besten Wünschen begleite. 7. Der Deputation der Stadt Hermannstadt, dent : IH danke der Stadt Hermannstadt fin den herzlichen Empfang und Ich danke Ihnen für diese Kundgebungen treuer Anhänglichkeit. Diesse Stadt, als ein an der äußerst­en Grenze des Landes ge­­legener kultureller Mittelpunkt, ist besonders und in erster Linie be­­rufen, durch m­usterhafte Förderung des öffentlichen Wohles. Durch die Einbürgerung der unumgänglichen neuen Institutionen und doch die Achtung vor den Gehegen in der Forderung des MWohles des Landes und der Bürger voranzugehen. Er wird Mid­ freuen, Sie in der Erfüllung dieses Ihres Be­­rufes zu sehen und Ihre diesbezüglichen Bestrebungen werden stets von Meinem MWohlmoffen begleitet sein, Sagen Sie Ihren Mitbürgern, daß es Mich von Herzen freut, — meisn auch nur kurze Zeit — in Ihrer Mitte weilen zu können. 8. Der Deputation des Raronstädter Ko­­mitats: 63 freut Mich, daß Sie Meine hiesige Anwesenheit zur Ver­­­­anlassung genommen haben, um den Gefühlen Ihrer Treue Aus­druck zu geben unch es gereicht Mir zur besonderen Befriedigung, die Vertretung des neuen Kronstädter Komitat hier sehen zu können. 34 hoffe und wine, daß die neue Iustitution, welche­hr Territorium als wichtiges Glied den Surisdiktionen des Landes an­weihte, zur Befriedigung Ihrer Mitbürger dienen werde und daß Sie diese neue Stellung zur Beförderung der Interessen des Landes und Ihres eigenen Wohles bewüßen werden. Nehmen Sie mit sich und sagen Sie Ihren Kommittenten Meinen herzlichen Gruß und Mein aufrichtiges Bedauern, daß es Mir durch die Umstände diesmal nicht gestattet ist, persönlich im Ihrer Mitte erscheinen zu könen. 9. Der Deputation der Stadt Klausen­­burg: 63 freut Mi, daß Ich in Folge Ihres Erscheinens den Ver­­tretern Klausenburgs persönlich Mein Bedauern darüber ausspre­­chen kann, daß die Umstände mir diesmal einen Besuch Ihrer Stadt nicht gestatten. 90 danke Ihnen daher für Ihr Hierher kommen und für die Kundgebung Ihrer Huldigung und treuen Gefühle. E3 wird Mir zur Befriedigung dienen, wenn Sch vielleicht bald Gelegenheit haben werde, einige Zeit in Ihrer Mitte verweilen zu können und Mich persönlich von dem schönen Fortschritt zu über­­zeigen, den diese Stadt, wie Sch höre, seit Meinem legten Dorffein in jeder Hinsicht gemacht hat. Ueberbringen Sie auch einstweilen Ihren Kommittenten Meinen herzlichen Gruß und versichern Sie die­­selben Meiner besonderen Gnade, 10. Der Deputation der Stadt Marosväsar­­helg: 94 danke Ihnen fir Ihr Wicherkommen und nehme mit Ber­gnügen die Kundgebung Ihrer treuen Gefühle entgegen. Mit aufrichtigem Bedauern erfuhr ich von den Elementar­­flügen, unter welchen Ihre Stadt jüngst gelitten hat. Ich hoffe und winsce, daß diese hervorragende Stadt Siebenbürgens durch­ Gottes Segen und ihren Fleiß in Bälde von dem Berluste fi­­erholen und neuerdings einer zunehmenden Wohlfahrt sich­er­­freuen möge. Ueberbringen sie Ihren Sendern Meinen herzlichen Gruß. Nach dem Empfang der Deputationen stellte der Herr Minister Baron Wendheim Cr. Majestät die Lokal- Behörden vor, und zwar namentlich: die Beamten der sächsischen Nations-Universität unter Führung des Ober­­gespans Wächter als Komes­, — die Rechtsakademie , — den 1. Gerichtshof und die Advofutenkammer ; — die Finanzdirektion, die Finanzbehörden und die Rottodirektion mit ihren Beamten; graphenamt ; — die Kataster-Direktion ; ; — die Direktion des „Theresianum"-Waisenhauses ; endlich die Lehrfürper des Staats-Obergymnasiums, des evang. Gymnasiums und der evang. Realschule, sowie der gr.-orient. Lehranstalten und die Direktion des Irrenhauses. — Wie uns ıiterm gestrigen Tage aus Kon­­stantinopel telegraphirt wird, hat die authentische Notifikation der türkischen Friedens­­bedingungen noch nicht stattgefunden, und zwar aus dem Grunde, weil die Pforte sich entschloß, de aeipeängfid bereits­ hozat nd te­ten und im wierem Zelegramme (siehe Abendblatt des B. 2." vom 9. September) ganz richtig bezeichneten Bez­dingungen einer neuerlichen Prüfung zu unter­ziehen. Dieser Entschluß ist der Einwirfung der großmächtlichen Vertreter in Stambul zuzuschreiben, welche, sobald sie von der dort herrschenden Strömung, unannehmbare Friedensbedingungen aufzustellen, Kunde erhielten, sich beeilten, die Pforte auf das Bedenk­­­­e eines solchen Beginnens aufmerks­am zu machen und dieselbe so zu einer Revision des ersten Programms vermochten, bevor dasselbe einen offi­­ziellen Charakter erlangt hatte. Hoffentlich wird in dieser neuerlichen B­erathung die Stimme I: Müßigung die Ober­­hand gewinnen. — Wie man und von verläßsiger Seite aus Wien berich­­tet, ist die Meldung von einer Verschiebung der Eröffnung de­s Reichsrathes bis Mitte Oktober zunächst voll­ommen un­­begründet, da ein in den nächsten Tagen stattfindender Ministerrath, zu­ den die Mehrzahl der Minister von ihren Urlauben nac Wien zurü­ckgekührt, diese und andere Fragen von größerer Wichtigkeit end­­gültig feststellen wird. Die Annahme, daß ein Provisorium damit geschaffen werden solle, indem man den bestehenden Ausgleich auf ein Jahr verlängert, ist durch die ganze Lage der getroffenen Ab­­machungen ausgeschlossen, da die Schwierigkeiten, die nach den An­­schauungen einiger Blätter zwischen beiden Legierungen noch leer stehen sollen, einfach schon längst überwunden sind. — Aus Petersburg wird der „Politischen Korrespon­­denz“ von einem WMmfchtring der Stimenmmmung bezüglich Ser­­biens geschrieben : Die noch vor wenigen­ Tagen begeisterte Stimmung für Ser­­bien beginnt sich in Petersburg und Moskau abzufühlen. Bald dürfte die auch dir der Provinz der Fall sein. Webereinstimm­ende Meldungen der nunmehr in serbi­gen Diensten stehenden ehemaligen wurstigen Offiziere berichten von der Mitgunft und dem Mißtrauen, mit dem ihnen in Serbien begegnet wird. Die Unterstükung des rufitischen Volkes komme den Serben als äußerst bedri­hend vor, und namentlich die serbiichen Offiziere widerlegen sich­ den Befehlen der rufstischen Kommandanten, was nicht wenig zu den jüngsten Niederlagen beigetragen haben dürfte. Die glühende Begeisterung für Serbiens Sache ist hier zum großen Theile geschwunden und allgemein wird die Forderung laut, daß sich die waffischen Bolontäre nicht mehr ins serbische Lager, sondern nach Montenegro begeben sollen. Der Fortgang der serbischen Anleihe leitet selbstverständlich darunter, ebenso die Spenden für die Serben. Bald dürfte hier der Zeitpunkt eintreten, wo man die serbische Frage gänzlich in den Hintergrund schieben und nur auf Die Lage der Sindflgven im Allgemeinen Nachsicht nehmen wird. Weiter schreibt man der genannten Korrespondenz : Von der asiatisc­hen russisch-tirkischen Grenze werden hierher öftere türkische Naubanfälle und selbst unwohlorganisirte­ Naubzige gemeldet, die, begünstigt dur das zerklüftete und waldige Terrain, fie weit in das wasliische Land ausdehnen und die Bewohner dieser Grenzorte in einen run­den Kriegszustand verlegen. Angesichts der bisherige­n atemlichen Entblößung der tirfischen Nachbarpro­­vinzen von Truppen, da dieselben gegen Serbien und Montenegro aufgeboten worden sind, ist eine jegliche Uxglung dieser A­ngelegen­­heit auf Diplomatischen Wege überflüstig und wird sich deshalb die­­ russische Regierung getr­ungen sehen, um­ der Grenze einen Truppen, Lovdon zu ziehen. Die Urlaubsfrage des russischen Botschafters in Konstan­­tinopel, General-Adjutanten Ignatiejf, wird nächste Woche in Li­­vadia nochmals einer Berathung unterzogen werden. — Wie man der „Bud. Kor.“ aus Zengg telegraphirt, wurde Dort gestern der neu ernannte Bischof Dr. Boffilovics unter großen­ Feierlichkeiten instatlert. Obergespan FodroscyYy war bei denselben als Vertreter des Banız anwesend, NE — die Bost-Direktion und das Zele- 3 alles Mögliche in Szene fegen, um sie den Erfolg zu sichern, und es Wahlkollegium vier (6. Oktober). Die Regierung wird natürlich ist wahrscheinlich, daß ihr dies auch gelingen wird. Ganz sicher aber ist der Vorgang nicht und es wird sich namentlich um die vierzehn Senatsfige aus dem ersten und zweiten Wahlkörper ein harter Kampf zwischen den Radikalen und der Bojaren-Partei ent­­spinnen.­­ Safarest, 8. September. (Drig-Koror) Rumänien wird in der nächsten Zeit der Schauplas bewegter Wahlkämpfe sein. 68 gilt für die konservative Partei wenigstens im Senate wieder festern Boden zu fassen. Das Schwergewicht liegt daher an in den Gringwahlen für diesen­­ Vertretungs- Körper. Vorzunehmen sind für den Senat im Ganzen fünfzehn Wahlen, und zwar jede aus dem ersten Wahlkörper am 26., acht, aus dem zweiten Wahl­­körper am 28. und eine von der Universität in Jay am 30. Sep­­tember. In der Deputirten-Kammer sind zehn Site erledigt. Aus dem ersten Wahlkörper fünf (am 2. Oktober), aus dem dritten­­ Wahlkörper eine (4. Oktober), endlich aus dem vierten bäuerlichen Der Ausflug der Statistiker. Mit Bord des „Hadesky”, 10. September. Wir führen hier das drolligste Leben von der Welt. Da ge­schieht es, daß zwei Herren, von denen der Eine auf der Elisabeth- Promenade und der Andere im der Dorotheagasse wohnt, einander englisch ansprechen und recht tiefsinnig in dieser Sprache sonversiren, so gut es eben geht. Mac einer Viertelstunde steigen in dem einen leise Zweifel darüber auf, ob sein Partner denn woh­flich ein Origi­nal-Engländer sei. Frage und Antwort. — 3? ig bin aus diesem Lande. — Ov, ig­ bin auch aus diesem Lande. Der Nest ist magya­risch. Es gibt solcher Szenen zu Dusenden. Allein man ist schlau und bei nächster Gelegenheit spricht man seinen Nachbar ohne weiters ungarisch an. —­ Je vous,demande pardon Monsieur, aber ich verstehe nicht Ruffisch. Man lacht, man feherzt, man tollt­ dazu aufgelegt, den Festreisenden eine Unterhaltung zu bieten. „Während man den Sel­en betrachtet, umkreist ein Adler das Schiff“ — So singt der bekannte Boot Herr Bädeder und faun hat man diese Stelle vorgelesen, faum Schauen wir nach dem Fels, da erjeint auch schon, wie auf Geheiß, der Adler... . , wird man verstimmt. Am — Bravo, Herr v. Keleti, scherzt ein Minchner, das haben Sie mal nett arrangirt ! 68 it unmöglich, die Bradgt und Schönheit dieses Weges zu beschreiben. Die Rheingegend ist armselig dagegen. Aber wenn man stellensweise etwas Menschen erblich, Rhein wohnen weiche, kräftige, tüchtige Leute ; hier wohnen verkom­­mene Halbwilde in elenden Häusern, hie und da ein nettes Häus­­chen, dann wieder die trostlos schönen Berge. Stellenweise scheint die Donau so eng, daß man denkt, ein Kahn könnte nicht Durchfah­­ren; plöglich ändert sich Alles, und bei der Wendung erblickt man einen neuen, breiten iefenstrom, der dann wieder zwischen Felsen gepreßt, fie später wieder einen Weg bahrt. Das Schiff findet sich mit Mühe nach dem phantaslischen Lauf des Stromes. Bestünde hier ein lebhafter Verkehr, er müßte dadurch in seiner Entwicklung gehindert werden, daß der Strom nicht regulirt wurde. Das eine Ufer ist das unserige, das andere gehört den Ge­ben. Neberall historische Erinnerungen. Da ist die ehemalige Festung Galambócz. 1391 war’s, daß auf ihren Thürmen zum erstenmale die tiiesische Fahne wehte. Der heldenmüthige Peter Berényi vertrieb die Türken zwar, allein sie hatten einmal ungarischen Boden betreten und sie kamen wieder Gegenüber [ag Lablovare. Da Fam der Serbenfürst Lazare­­vics mit seinem Enkelssohn, dem jungen Georg Branfovics, flehte um Hilfe gegen die Türken und gelobte Treue und Anhänglichkeit dem Ungarkönig. Da it der Fels Babofai, auf dessen Spige einst ein Wart­­them stand. An diesen Fels knü­pft sich die Sage von der schönen Türkin, die ein Magyar entführte. Sie wurde ereilt, gefangen, die Schöne Türkin wurde auf jenem elsen ausgeseßt. So erzählt man sich bunte Geschichten, bei gutem Wein, guter Mutt und Schönen Frauen, Was wir von unserer Gesdióte bet renden erzüglen, ist ihnen Alles neu. Um 11 Uhr langten wir in Orfova an, Papiovics uns mit sehr Hübscher magyarischer Nebe empfängt. _yi, Mehadia, 10. September. Für den fremden bietet Mehadia alle Schönheit einer reichen Landschaft und eines mit Lurus ausgestatteten, mit Fleiß und mit Geschmad arrangirten Badeortes, Fir und war vornehmlich in­­teressant, zu beobachten, wie die Dinge und die Menschen sic) ge­­funden haben in das neue, verfassungsmäßige Regime. Trikoloren und Trinfsprüchen mehr Wichtigkeit zuzumefsen als ihnen gebührt, bedeuten auch Neucherlichkeiten dieser Art immerhin zum Minverten den Willen, angenehm­ zu sein; allein ich habe auch sonst gefunden, daß die Dinge si­ hier ganz freundlich gestalten. Ich sprach in Bost- und Telegraphen-Hemtern absichtlich ungarisch, man antwortete sehr Forrest und zuvorkommend in derselben Sprache ; ic) sprach mit verschiedenen Personen, der jenigen Administration angehörten, sie äußerten sich alle in den Sinne, den Vortheilen der Zivil-Verwaltung gegenüber der Militär-Admi­­nistration überzeuge. Lange Zeit an militärische Autorität gewöhnt, haben die fente gelernt, leicht und ganz gehorchen, Ordnung halten welche der ehemaligen und daß die Bevölkerung von Tag zu Tag sic) immer mehr von ist die Antwort, Die Natur selbst scheint, und, wo der Stuhlrichter Ohne den x 2 . Daniel Deremda, ann Erster Band. — Drittes Buch. Mädchen, die ihre Wahl treffen. Bon George Eliot. — Deutschh von Adolf Strodimann. s 23. Kapitel. (57. Sortlegung.) Gwendolen’s Gesicht war glühend roth geworden. Daß Kles­­mer im Begriff stände, Fräulein Arroropoint zu heirathen, Veri­fachte ihr seine Ueberraschung, und zu einer anderen Zeit wirde es sie amüsirt haben, sich rasch die Szenen auszumalen, die in Overdam vorgefallen sein mußten. Was aber ihr Gefühl ganz in Anspruch nahm, was ihre Phantasie fest erfuchte, war das Panorama ihrer eigenen unmittelbaren Zukunft, das Alesmer’s Worte ihr entrollt zu haben schienen. Die Anspielung auf Fräulein Arrompoint als Gön­­nerin war nur ein neues Detail, das den abstoßenden Charakter die­­ses Bildes erhöhte. Klesmer­s Anerbieten, ihr behilflich zu sein, er­­sgien ihr als eine weitere Kränkung nach dem demüthigenden Ur­­theil, das er ü­ber ihre Fähigkeiten gefällt hatte. Seine Worte hatten ihr Selbstvertrauen tief verlegt und den Schmerz einer blutenden Wunde hinterlassen ; und die dee, sich anderen Richtern vorzustellen, war­tet durch die Furcht vergiftet, daß dieselben ebenfalls raub sein möchten: auch sie würden das Talent, dessen sie sich bewußt mar, nicht anerkennen. Aber sie beherrschte sie und erhob sich von ihrem Stubbe, ehe sie eine Antwort gab. 63 seien natürlich, daß sie sich erst besann. Sie ging ans Klavier und blickte zerstreut auf die No­­tenblätter, die Eden derselben einfindend. Endlich wandte sie sich zu Mlesmer und sagte fast mit ihrer gewöhnlichen Miene stolzen Gleichmuths, die während dieses Gesprächs bisher nicht bemerklich ge­wesen war: — 34 wünsche Ahnen aufrichtig Glüd, Herr Klesmer. Mic­hlintt, ich habe nie ein bewunderungswürdigeres Wesen gesehen, als Fräulein Arrompoint. Und ich habe Ihnen heute Morgen für jegliche Art von Güte zu danken. Aber ich tam­m mich fest nicht entscheiden. Wenn ich den Entschluß faffe, von dem Sie gesprochen haben, werde­­ von Ihrer gütigen Erlaubniß Gebrauch machen — ich werde Sie dann benachrichtigen. Aber ich fürchte, die Hindernisse sind zu groß. Jedenfalls bin ich Ihnen zu größtem Danke verpflichtet. CS war sehr reift von mir, Ihnen diese Mühe zu machen. Klesmer’s innere Bemerkung war: Sie wird mich nie bewü­ Ästigen. Aber mit der tiefsten Achtung in seinem Benehmen ver­­jest­ er: Gebieten Sie jederzeit über mich. Auf dieser Karte steht eine Adresse, welche mich scehrell erreichen wird. Als er seinen Hut genommen hatte und sich empfehlen wollte, machte Gmwendolen’s besseres Ich, das sich einer Undankbarkeit be­­mußt war, welche dem Elarfehenden Klesmer nicht entgangen sein konnte, eine verzweifelte Anstrengung, sich doch die erfüidenden Schichten selbstsügtiger Enttäuschung und Gereiztheit hindurchzu­­arbeiten. Mit einem Blid der alten Schelmerei zu ihm hinschauend, streckte sie ihm ihre Hand entgegen und jagte mit einem Lächeln: Denn ich den falsdgen Weg einschlage, wird Ihre Schmeichelei nicht Schuld Daran sein. — Gott verhüte, daß Sie einen andern Weg einschlagen, als einen solchen, auf dem Sie Glad finden und spenden werden! sagte Klesmer mit Wärme. Dann berührte er, nach einer ausländischen Sitte, ihre Fingerfelgen mit feinen Lippen, und eine Minute darauf hörte sie das Geräusch fortrelfender Näher sich auf dem Kiessande ent­fernen. Gmwendolen hatte sich nie in ihrem Leben fe­hlend gefühlt. Kein Seufzer, sein leidenspaftlicher Ausbruch von Thränen stellte si ein, um ihr Erleichterung zu gewähren. Ihre Augen brannten , und der Mittag brate ihr den Mangel an Interesse in ihrem Leben nur noch Elarer zur Er­enntniß. Alle Erinnerungen, alle Gegenstände, die aufgeschlagenen Notenhefte, das offenstehende Klavier — selbst ihr Bild im Spiegel — schienen nichts Besseres zu sein, als der ein­gepacte Flitterstaat eines beendigten Jahrmarktes. Zum ersten Male, seit sie zum Bewußtsein erwacht war, sah sie sich in einem Traum­­bilde auf dem gewöhnlichen Niveau und hatte das angeborene Gefühl verloren, daß Gründe vorhanden seien, weshalb sie nicht umherge­­stoßen, bedrängt, gemrufft,­­ troß aller Privateinwendungen von ihrer Seite wie ein P­assagier mit einem Billet dritter Kaffe behan­­delt werden sollte. Sie ging nicht auf und ab; die Aussichten, welche die Enttäuschung heraufbeschhoren hatte, lasteten auf ihr mit zu er­­drückendem Gewichte, sie warf sich in den schattigsten Winkel eines Divans und drühte ihre Finger auf ihre brennenden Augenfider. Jedes Wort, das Klesmer gejagt hatte, schien ihr ins Gedächniß eingebrannt zu sein, wie die meisten Worte, welche eine neue Reihe von Eimbrüchen mit sich bringen und eine Epoche für uns bilden. Noch vor wenigen Stunden ruhte das Morgenläceln der Selbstzu­­friedenheit auf ihren Lippen, als sie sie unbestimmt eine Zukunft vorstellte, die ihren Wünschen entspräche: es schien nur die Sache eines Sahres oder einer ähnlichen Frist file sie zu sein, die bewun­­dert die Suche ihrer Zeit zu werden; oder, wenn Klesmer sie in ihrer Ehe, eine Sängerin zu werden, ermuthigte, stufenweise an ihren Pia, in der Oper zu gelangen, während sie inz­pischen Geld und Beifall doch gelegentliches Auftreten gemänne. Warum nicht? Da­­heim, in der Schule, unter ihren Bekannten war sie gewohnt gewe­­sen, ihre bewußte Welterlegenheit anerkannt zu sehen, und sie hatte si in einer Gesellsgaft bewegt, wo Alles, vom gewöhnlichen Red­nen bis zu hoher K­unft, von der Dilettanten- Art ist, von der man höflich­ vorausjegt, daß sie nur deshalb hinter der bögyiten Stufe der Bolk­ommendheit zurückleibt, weil seine Herren und Damen nicht verpflichtet sind, mehr zu thun, als ihnen gefällt — sonst würden sie wahrscheinlich bessere schriftstellerische Werke hervorbringen und ge­waltigere Künstler sein, als irgend­welche, mit denen die Welt ge­­genwärtig vorlieb nehmen muß. Die selbstvertrauenden Biltonen, die sie beh­ört hatten, waren von keiner sehr ungewöhnlichen Art, und sie hatte mindestens einige Berständigkeit darin gezeigt, daß sie die Berson, welche am meisten wmußte und am wenigsten schmeichelte, um Math gefragt hatte. Indem sie Klesmer’s Rath in Anspruch nahmn, war sie jedoch mehr von dem Glauben am seine heimliche Ber­­underung getragen worden, als daß sie darauf erpicht gewesen wäre, etwas Ungü­nstigeres zu erfahren, das hinter seinen leichten Ausstellungen an ihren Gesang liegen möchte, und die Wahrheit, wag der sie, in der Erwartung, daß sie angenehm sein wü­rde, begehrt hatte, war wie ein zerfleischender Weitsehenhieb auf sie herabgefallen. „Zu alt — Sie hätten sieben Jahre früher beginnen sollen — Sie werden im besten Falle nur Mittelmäßiges leiten — harte, unablässige Arbeit, ungerichjter Auhn — langsam, särglich, vielleicht niemals sich) einstellendes Brod — Demüthigungen, — man wird sich nicht mehr stellen, als sähe man Ihre Berstöße nicht — schreiende Unbedeutendheit” — all diese Hedemendungen fraßen,an ihr; und wo bitterer war die Andeutung, daß sie nur als eine Schönheit, welche einen Mann zu ergattern hofft, auf der Bühne angenommen werden wü­rde. Die „Unmü­rdigkeiten”, von denen sie heimgesucht werden könnte, hatten seine sehr bestimmte Gestalt für sie, allein die bloße Verbindung des Wortes „Unwü­rdigkeit“ mit ihrer Verson erregte ihr eine zornige Bestürzung. Lind mit den vagueren Bildern, welche durch diese beißenden Worte hervorgerufen wurden, kam die deutli­­here Vorstellung von Unannehmlichkeiten, welche ihre Erfahrung sich auszumalen im Stande war. Wie konnte sie mit ihrer Mama und den vier Sch­western nach London ziehen, wenn sie nicht sofort Geld zu verdienen vermochte ? Und sich einer demüthigenden Gönnerschaft unterwerfen und ihre Mutter bitten, sich mit ihr von Fräulein Ar­­rowpoint unterfragen zu lassen — das war eben so schlim­m, ja moch Schlimmer, als Gouvernante sein; — denn wenn das Endziel all ihres Studiums so werthlos war, wie Klesmer es offenbar erwartete, so würde das Gefühl empfangener und niemals vergoltener Wohlthaten das Elend der Enttäuschung no­ verbittern. Klesmer hatte zweifelsohne vortreffliche Ideen von der Pflicht, Kunstaenoffen zu helfen ; aber wie konnte er die Gefühle von Damen in solchen Dingen rennen ? Alles mar aus: sie hatte eine wrthsnmliche Hoffnung gehegt, und auch da­­mit war's nun zu Ende. — Auch das it zu Ende­ sagte Omwendolen laut und sprang von ihrem Site empor, als sie die Schritte und Stimmen ihrer von der Kirche heimkehrenden Mutter und Schwestern vernahm. Sie eilte an das Klavier und begann ihre Notenhefte mit erfünftelter Sorgfalt zusammenzulegen, während der Anspruch ihres bleichen Gesichts und ihrer brennenden Augen zu verfünden schien, daß sie ein Unrecht er­leide, wegen dessen sie vielleicht seinen Groll hege, aber doc wahr­­scheinlich fi rächen werde. 94 sagte nur, daß Du der Nähe bes —­am, mein Liebling, sagte die sanfte Frau Davilom, ein­tretend, ich sehe an den Näherspuren, daß Klesmer hier ge­wesen ist. Hat das Gespräch Dich befriedigt ? Sie hatte eine Ahnung von dem Gegenstande desselben, wagte aber nicht, dieselbe laut werden zu lassen. — Befrietigt ? D­­a, Mama, antwortete Gmwendolen in einem abwehrenden, harten Tone, welcher Nachsicht verdient, weil sie eine aufgeregte Szene befürchtete. Sie fühlte, wenn sie sich nicht entschlos­­sen bemühe, eine stolze Gleichgiltigkeit zu erkiifteln, so werde sie in einen leidenschaftlichen Verzweiflungsausbruch verfallen, der ihre Mama schmerzlicher betrüben müsse, als alles übrige Unglück. — Difel und Tante waren sehr enttäuscht, Dich nicht­ an­­sehen, sagte Fran Davilow, an das Klavier tretend und Gmendol­­­les Bewegungen folgend, dürften­. — Sehr schön, Mama, antwortete Gmwendolen in demselben Tone, sich abwendend, um einige Noten wegzuräumen. — Soll ich noch immer nichts erfahren, Gwendolen ? Soll ich immer im Dunklen bleiben ? fragte Fran Davisom, mit dem Wesen und Benehmen ihrer Tochter zu genau bekannt, um nicht zu befürch­­ten, daß etwas Schmerzliches vorgefallen sei. — 63 gibt wirklich jegt nichts zu erzählen, erwiderte Gwmndo­­len in einem noch Schärferen Tone. ch hatte eine irrige Vorstellung von etwas, das ich unternehmen könnte, Herr Klesmer hat mich dar­über enttäuscht. Das ist Alles. — Sieh nicht so starr drein und sprich nicht so, mein liebes Kind!­ch kann’s nicht ertragen, sagte Fran Davilow, auf einen Stuhl sindend. Sie empfand eine unerklärliche Angst. Gwendolen sah sie einen Augenblich schmeigend an und Sie @ fiel in die Lippe; dann ging sie zu ihr hin, und ihre Hände auf die Schultern ihrer Mutter legend, sagte sie, ihre Stimme zu dem leise­sten Flüstern herabdämpfend : Sprich jegt nicht zu mir, Mama! Es ist nertlos, über Unabänderliches­­ zu jan­mern und umsere Kraft in Klagen zu vergeuden. Du wirst nach Samyer3 Cottage ziehen, und ich werde die Stelle bei den Bischofstöchtern annehmen. feines weitern Redens. Die Sachen Taffen sie nicht ändern, in wen geht es an? Kein Mensch font­rünmert sich darum, was wir thun. Wir müssen suchen, uns nicht selbst zu ängstigen. Wir dürfen nicht unserm Schicsal erliegen. Ich fürchte mich, ihm zu erliegen Hilf mir, ruhig zu sein. Kran Davilow liebte wie ein enschiochenes Kind vor der Miem und Stine ihrer Tochter : sie Hemmte den Lauf ihrer Thränen unt, 3 verlieh [chweigend das Gem­ach). (Sortfegung folgt.) RENTNER Eben a |

Next