Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1876 (Jahrgang 23, nr. 276-298)
1876-12-01 / nr. 276
» TER LLO erfchleißlofalen. ij mi EEE IE ARE SENDEN TEE 1. Dejember. 3 Freitag, 9 Budapeft, 1. Dezember. ———UeberLage und Stimmung in Cisleithanien wird Uns aus Wien,30.November,von österreichischer Seite FolgeiWes geschrieben: IH Die Erklärungen der Regierung in der jüngsten Partei-Konferenz werden seitens der Verfassungspartei eine ungleich entschiedenere Gegenerklärung erhalten, als sie nach ihrer ganzen Fassung erwarten ließen. Die Verfassungspartei will das Kabinet, das sich möglichst lange freie Hand bewahren möchte, über ihre Anschauungen nicht lange mehr im Unflaven lassen und wird demgemäß mit einer Resolution debutiven, welche im Gegensale zu dem Regierungs- Standpunkte die Grundprinzipien des Banfitatuts als absolut unannehmbar bezeichnen und jede dualistische Gestaltung des Bankwesens überhaupt perhborreöziren wird. Der Bersuch der Negierung, die Entscheidung der Frage hinauszuziehen, scheint somit an den im Parlament vorherrschenden Strömungen zu scheitern und wird die Sonntags-Konferenz sich für unsere B Verhältnisse jedenfalls entscheidender gestalten, als die am Montag abgehaltene, in der man den Kabinet fast allein das Wort ließ. Bon Seite jener immer spärlicher werdenden Elemente, auf die das Kabinet im Hause noch unbedingt rechnen kann, wird es im Laufe dieser Woche kaum an Bersuchen fehlen, der Strömung sich in den Weg zu stellen, eine solche Resolution, die nach den Engagements des Ministeriums zwischen diesem und der Majorität eine unübersteigbare Kluft zieht, hintanzuhalten ; der Erfolg wird jedoch ein geringer sein, da auch diese wenigen Elemente in der Bankfrage selbst im Bannkreise jener heute, die hiesige Situation beherrschenden Bhrajen ftegen und nur mit halbem Herzen dem Kabinetto die Testen Freundschaftsdienste erweifen. Von den Minister-Kombinationen, die hier wie die Pilze über Nacht auffließen, lassen Sie mich schweigen. An Leben würde es dem Kabinet Auersperg weder innerhalb noch außerhalb seines Kreises fehlen; da jedoch jede Kombination, so weit man sich bisher im derselben gefällt, eine Beseitigung der bisher mit Ungarn getroffenen Abmachungen zur Vorauslegung hat, so kann man deren Werth leicht beurtheilen. Wenn es überhaupt schon heute an der Zeit, von neuen Minister-Kombinationen zu sprechen, so könnten sie nur darin bestehen, daß sich ein Kabinet bildet, dem die Majorität Sympathischer entgegenkommt und das dieselbe durch Entgegenkommen auf solchen Gebieten, denen das jebige Kabinet vorsichtig auszumeichen wußte (Sollen damit die konfessionellen und freiheitlichen Fragen gemeint sein? D. Ned.), in der Ausgleichsfrage vom Standpunkte einer absoluten Negation auf das Gebiet der praktischen Politik wie der absoluten Staatsnothwendigkeiten hinüberzuleiten weiß. Bon al’ den Kamen, die bisher genannt wurden, so guten Klang sie auch in Parlamentskreisen haben mögen, kann man das direkte Gegentheil von dem erwarten, was der Staat, Gisleithanien wie der Gesammtstaat, in dem Falle, daß das Kabine Auersperg stürzt, zu beanspruchen berechtigt wäre. Vom absoluten Parteistandpunkte aus sind jene Namen allerdings korrekt, unter Staatswesen mit seinen neben der Verfassungspartei nach Geltung ringenden, auf dem Boden der Verfassung fußenden mächtigen Fraktionen läßt sich jedoch unter diesem Gesichtswinkel nicht beurtheilen. Das Kabinet Auersperg hat es verjudgt, Staats- und nichtparteipolitif zu treiben. Scheitert es damit so naherum Ziele, dann fällt die gleiche Aufgabe seinen Nachfolgern zu, eine Aufgabe, die sie nicht minder wie das Kabinet Auersperg auf parlamentarischem Wege lösen müssen. Die Majoritäten im österreichischen Parlamente können wechselt und haben gemechselt, die staatsrechtlichen Ansprüche Ungarns jedoch und die aus ihnen fließenden Rechte bleiben unalterirt, auch wenn eine zufällige Majorität sie negiren wollte oder könnte. Auf forgwantender Basis fand nicht einmal ein cisleithanisches Kabinet operiren , geschweige denn die staatsrechtliche Stellung der Gesammt-Monarchie bafiren. Die Konferenz. Ansscchten gestalten sich immer trüber; das bestätigt einer unserer Wiener und unser Berliner Korrespondent. Ersterer schreibt: « —IX Wien,30.November.Wenn es richtig ist,und es scheint richtig zu sein,daß Rußland die Einrede der Pforte,die neue Verfassung habe als volle Erfülltung der Reformverheißungen zu gelten, nicht zu lassen und dagegen die Pforte das russische Okkupationss Befehren alsx undiskutirbar erklären wird,so ist die Konferenz zu Eidz bevor sie noch begonnen hat,und es leidet keinen Zweifel, Hdßgus dann Rußlanh nicht zögern wird,seinem Begehren militärischen Nachdruck zu geben.Es ist viel von der Mission Lord Salisbury’s fabulirt worden;sich möchte glauben,daß der Vertrauenssmann des englischen Kabinets nicht den Versuch gemacht hat,eine Koclition gegen Rußland in Szene zu setzen—von der Aussichtslosigkeit eines solchen Versuchsmuß man in London längst überzeugt gewesen sein,daß er aber wohl hat sondiren sollen,ob eine oder die andere Macht gegen ein einseitiges Vorgehen Rußlands Front machen werde,und ich möchte glauben,daß er an den meisten Orten, die er im Fluge berührte,eher die Geneigtheit gefunden hat,Rußland gewähren zu lassen und daß er speziell in Wien einer Stimmung begegnet ist,die allerdings nicht mehr unter allen Umständen auf die Worte des Drei-Kaiser-Bundes schwören,aber doch,solange es möglich,an dem Bunde festhalten will,und das umso mehr als England selbst bisher sich eine große Zurückhaltung auferlegt und s nur darin seinen festen Entschluß kundgegeben hat,auf den Einsmarsch einer russischen Armee mit der Besetzung Konstantinopels zu antworten.Was bezüglich der Haltung Deutschlands die Schweigsamkeit Bismarck’s noch zweifelhaft erscheinen lassen konnte,tritt in Rumänien sonnenhell zu Tage.Niemals würde Rußlandeswagen, den Hohenzollerne-Staat an der Donau zu vergewaltiget und ihn direkt in die Aktion gegen den Luzerän zu ziehen,niemals Rumänien eswagen,Rußland Heeresfolge zu leisten,wenn nicht Rußland wie Rumänien die volle Gewißheit hätte,damit die Zirkel der Berliner Politik nicht zu stören.Zur Kennzeichnung der Lage wird übrigens noch von der Meldung eines sehr offiziösen Blattes auf eine Autorität hin,deren Mittheilungen»sich noch jederzeit bestätigt haben«——Notiz zunehmen sei,daß Verhandlungen zwischen Rußland und Dänemark über die Etablieung einer russischen Flottettstation auf Seeland geschwebt haben und nur in Folge sehr entschiedenen Einspruchs Englands abgebrochen worden sind. Beiläufig denselben Ton schlägt die nachfolgende« Berliner Korrespondenz an: Berlin, 20. November. Während die Diplomaten ihre Blide nach Konstantinopel richten, gift es keineswegs die Konferenz allein, welche sie beschäftigt. Die türkischen Agenten im Auslande sind gerade in den lesten Tagen angemieten werden, den Kabineten, bei denen sie beglaubigt wurden, eine sehr harte Nuk zu mnachen zu geben, welche schlechterdings nicht mehr gestattet, noch ferner an einen Erfolg der Konferenzthätigkeit zu glauben, troß der pomphaften Reise des Marquis v. Salisbury quer durch Europa, welche zu mehr als einem pilanten Wiswort anderer Staatsmänner Veranlassung gegeben hat. Man erinnert sich der elf Punkte des russischen Programms, welche General Ignatieff im Schoße der Konferenz zu vertreten angewiesen ist. Zwei dieser Punkte betreffen die Entwaffnung der Bevölkerung in den drei aufständischen Provinzen und die Nedersiedelung der Ticerkeffen, welche am Balkan wohnen, nach der asiatischen Türkei. Beide Forderungen erklärt die Türkei Shhon fest unter seiner Bedingung annehmen zu können Das Entwaffnungsverlangen düngt ihr, geradezu ein „Selbstmord“, "den man ihr ansinnen wolle, und was die Tieherkeffen anbetrifft, von denen 400.000 am Balkan wohnen, so ist es der feste Wille des Sultans, diese seine „teuesten Unterthanen” nicht wieder von der Scholle wegzumeisen, auf welcher er sie gastlich aufgenommen. Angesichts dieses festen Vorlages scheint der Zusammenstoß unvermeidlich, und die Versuche der englischen Diplomatie, sich dem zuffischen Osfupations-Verlangen anzuschmiegen, um dadurch die Krisis zu beschwären, scheint mir etwas post festum zu fommen. Man verstehe mich wecht. Es ist eine Thatsache, daß sich das Kabinet von St. James entschlossen hat, den Fall einer Bewegung Bulgariens durch russische Truppen nicht mehr als Kriegsfal für sich selbst anzusehen. England ist dahin gelangt, eine Parallel-Dissupation ins Auge zu fassen. Durch welche es gleichzeitig mit Oesterreich- Ungarn an Rußlands Seite gewissermaßen Embargo auf einzelne Theile des osmanischen Reiches legen und sich ihrer für alle Fälle al Pfand bemächtigen würde. Wenn für die eventuelle Aktion des Wiener Kabinett in dieser Richtung Bosnien ins Auge gefaßt wurde, so scheint man, in London, so viel hier auf der britischen Botschaft verlautet, noch nicht mit sich im Klaren, ob man sie damit "begnügen solle, Hand. auf den Suez- Kanal zu legen, oder ob einer Bewegung Konstantinopels selbst der Vorzug zu geben sei. Man verhehlt sic. dabei nicht, daß eine Be feßung der türkischen Hauptstadt der englischen Politik leicht ‚größere Verpflichtung auferlegen könne, als sie gegenwärtig einzugehen die Absicht hat. In der Zwischenzeit wollen die Türken noch immer nicht einsehen, wie furchtbar ernst ihre Lage geworden ist. Man erzählt, daß der türkische Botschafter in St. Petersburg, auch dort mit der schon erwähnten Forderung einer fünfjährigen Frist, hervorgetreten sei, um während derselben die Konstitution und die Reformen in aller Gemächlichkeit duchführen zu können. „Sehr wo b, hat darauf Fürst Dortschaloff geantwortet, dann dürfte die Offupation auch fünf Jahre andauern.“ Bemerkenswerth ist, daß man diese Okkupation in allen diplomatischen Kreisen nur immer als Weltermachungs-Offupation bezeichnet, um dadurch jeden Annemons-Gedanken auszuschließen. (Natürlich — telles choses se font, mais ne se disent pas, ®. Ned.) in Bukarest Baron Heinrich Calice zum zweiten österreichische ungarischen Bevollmächtigten — den Lehrern unter gleichzeitiger Beförderung zum wirklichen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministern a. g. zu ernennen geruht. “ Ueber die Konferenz schreibt man der „Pol“ aus St. Petersburg, 26. November : Der Glaube an ein günstiges Resultat der Konferenzen in Konstantinopel ist hier ein äußerst Schwacher. Diese Zweifel baffren auf den seit fast zwei Jahrhunderten gerade von Nußland gemachten Erfahrungen über die Unfruchtbarkeit aller, nur diplomatischen Verhandlungen mit den Staatsmännern der Hohen Pforte, wenn nicht die Drohung und der Drohung die That folgt. So gut Die englische Regierung sehr genau weiß, wie sie mit ihren w mohamedanisch-indischen Vasallen- und Nachbarstaaten zu verfahren hat, wie un wenig den Worten und wie nur der unmittelbar neben den Worten entfalteten Kraft ihnen gegenüber zu vertrauen ist, so weiß gerade Rußland, als Nachbar der Türkei, ebenfalls ganz genau, — und hat diese Kenntniß mit schweren Opfern erwerben müssen — das Konferenzen, Verhandlungen und selbst die wohlwollendsten Vorstellungen bei türkischen Ministern gar nichts helfen. In Indien wenden die Engländer das Wort ihres Shakspeare an, ‚der feinen Mercutio in Romeo und Aulie sagen läßt: „make it a word and a blow !”, und sind 6i3 jett vortrefflich damit gefahren. Rußland gibt fest Millionen aus, um der Konferenz in Konstantinopel das Bedauern zu ersparen, daß sie nichts ausgerichtet hat, was ohne Rußlands sehr ernstliche A Rüstung sehr wahrscheinlich der all sein würde, und nun hoffentlich nicht der Fall sein wird. Im Stande will hier die Maije noch nicht an einen Krieg glauben und verläßt si alle Welt noch immer auf die Abneigung des Kaisers gran jeden Krieg überhaupt. Und so allgemeiner ist aber Die 3 Stimmung und die Freude der ganzen Nation an diesen geräuschlosen Rüstungen in unserer Armee, weil die Türkei es sich vielleicht doch noch überlegen wird, ehe sie uns zu vorsichtsloser That herausfordert. Wenn aber die englischen Zeitungen in den legten Wochen nit müde werden, eine V Bewegung Konstantinopels durch englische Truppen zu empfehlen, so wissen wir hier sehr gut, daß die türkischen Staatsmänner, eine solche ebensowenig, zugeben werden, als eine absolute Gleichstelliug der Christen mit den Mobhamedanern. Mit Zustimmung der Türken wird Konstantinopel von seiner fremden Macht bejest. Als 50.000 Mann Rufen dem Sultan gegen seine rebellischen ägyptischen Satrapen zu Hilfe kamen, lagerten sie auf den Höhen von Sfutari, auf der reinasiatischen Seite des Bosporus; aber nach Konstantinopel kam sein bewaffneter Raffe, obgleich wir dem Sultan beistehen wollten. Wenn einige englische Tschernajeff’S, in der Gestalt ad hoc geliehener Genie-Offiziere wirklich den Türken helfen, die Stellung, bei Gallipoli zu befestigen, oder die Approchen Konstantinopels mit Linien a la Torres-vedras zu umziehen, so werden das die Türken sehr dankbar annehmen. Die Ausschiffung englischer Truppen am Goldenen Horn und ihre Einquartierung in die vortrefflichen Kasernen in und bei Konstantinopel, werden sie jedoch schwerlich gutwillig Konzediren. &3 sind das Phantasien und Drohungen englischer Blätter, von welchen SKedermann weiß, was er davon zu halten hat. Uebrigens scheint doch auch in England sein gerade felsenfertes Vertrauen auf einen befriedigenden Ausgang der Konferenz zu herrschen, da man sich auch dort angelegentlich mit den Eventualitäten beschäftigt, die ab der Abreise der außerordentlich Bevollmächtigten aus Konstantinopel nöthig werden dürften. Dabei ohne Garantien, das heißt ohne Anwesenheit von Truppen derjenigen Mächte, welche zurnächst nur konferiren wollen, in den Provinzen, für welche ganz Europa, wenigstens theoretisch einstimmig, Reformen verlangt, nicht gehen wird, darüber scheint Joch endlich — nach der so langwierigen Hete, welche mit dem Worte „Garantien“ getrieben wurde — die ganze europäische Presse einig geworden zu sein, und das it allerdings schon ein sehr bedeutender Schritt vorwärts. Das läßt si allenfalls auch ohne Zustimmung der Türkei, allenfalls: soga gegen ihren Willen ausführen . Konstantinopel läßt sich aber nicht ohne ihre Zustimmung und noch weniger gegen ihren Willen belegen, und daß die Türken eine Derebung ihrer Hauptstadt durch irgendeine fremde Macht nicht wünschen, kann man ihnen in Der That nicht verdeuten. Die Spannung auf den Verlauf der Konferenzen it unter diesen Umständen hier allerdings sehr arok. Die Hoffnung auf eine Lösung der Worte oder Schriftstück ist aber gering. Das ist nicht Muthlosigkeit, das it Erfahrung. — In Konstantinopel sieht man dem Verlaufe der Konferenz nicht ohne Besorgniß entgegen. Man telegraphirt Diesbezüglich dem , Ellener" : An den hiesigen türkischen Kreisen befürchtet man, daß Ignatieff mit für die Pforte unannehmbaren Bedingungen in der Konferenz auftreten und, falls dieselben nicht angenommen werden, die Göttern mit Eklat verlassen wird. Die türkische Regierung hat die Möglichkeit des Eintreten einer solchen Cventualität, welche auch auf die Ruhe der Hauptstadt störend einmirten würde, in ‚ernste Erwägung gezogen und hegt — wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet — die Absicht, im Falle diese Eventualität einträte, der Konferenz bekanntzugeben, daß sie dieselbe als de jure et facto weiter bestehend betrachte und deshalb die Mitglieder zur Sortierung ihrer Berathungen auffordere, da sie entschlossen sei, den Konferenzbesschlüssen in jeder Hinsicht zu entsprechen. Nedrigens ist man hier der Ansicht, daß in dem Momente, wo Smnatieff den Konferenzsaal verläßt, die englische Flotte nach Konstantinopel segeln wird, von dessen Bevölkerung sie gewiß sein kann, mit größter Begeisterung empfangen zu werden. == Ueber eine polnische Adresse an den Czav schreibt man der , B. 8.” aus DBaridjan : Auch die Stadt Marsdau hat an den Czav eine Adresse gerichtet, in welcher den Sympathien für die Südslaven Anspruch gegeben wird. Interessant ist die Geschichte dieser Adresse. Der Kämmerer Markgraf Sigmund Wielopolski, der älteste Sohn des berühmten Wielopolski, der im Jahre 1861 hier eine so große Rolle geben hat, verlachte einen Adreßentwurf, der von ihm und seinen Gesinnungsgenossen unterfertigt wurde. Die Adresse betont im Ein- Korr.” m = Ge. faiserliche und apostolisch künigliche Menjestät hat auf Vortrag des gemeinsamen Ministers, des Aenkern, mit allerhöchster Entschliegung vom 26. November I. $. für die in Konstantinopel abzuhaltende Konferenz , den Botschafter Grafen Franz Zichy de Bajonfed zum ersten und den diplomatischen Geschäftsträger und Generalfonsul x Huven; " gange die Freude, mit welcher auch die Polen aus den jüngsten erhabenen Kundgebungen den Czar3 vernommen haben, daß Ruthland bereit sei, für die Rechte der Südslaven einzutreten ; sodann wird in einer ungemein vorsichtigen und diplomatischen Metse angedeutet, daß die Haltung Rußlands in der orientalischen Frage zu der Erwartung berechtige, es werde auch der polnischen Nationalität die Gleichberechtigung in Bezug auf die Sprache in Amt und Schule zu Theil werden. Der Generalgouverneur Graf Kogebke strich den legten Baffus durch und forderte den Markgrafen Wielopolfi auf, die Adresse mit Himmellaffung der erwähnten Stelle nochmals überreichen zu wollen. Die Adresse ist auch in der That, in der amendirten Form, nach Petersburg bereits abgegangen. , E35 läßt sie nicht in Abrede stellen, daß es hier eine kleine aber einflußreiche Partei unter den Boten gibt, welche von einem ehrlichen Anschluffe an Rußland manche Vortheile für die polnische Nationalität in der Zukunft erwartet. Diese Partei magt es vorerst nur schüchtern mit ihrem Programme hervorzutreten und das Visit zu lüften. Aus dem Reichstage. Präsident Koloman Ghyczy eröffnet die heutige Sigung des Abgeordnetenhauses um 10 Uhr. — Als Schriftführer fungiren: Molnár Gullner, Besthy. — Auf den Minister » Sauteuils: Tipa, Széll, fréfort, Szende um Berczel. — Das Protokoll der ‚gestrigen Sigung‘ wird verlesen und authentizirt. Der Präsident meldet das Gesuch des Zalaer Komitats um weitere Erhaltung der Straße Keßthely-R.-Bagata auf Staatzroften. — Bird dem Betitions-Ausschusse zugemielen. | Der. Aba. Dole Farlas wird als definitiv verifizirt erklärt. «Der Präsident unterbreitet den Präsidialbericht über die unerledigten Jnkerpellationem Gesetzentwürfeec.—Die Drucksegunng angeordnet. HE Landesvertheidigungs-Minister, Bela Sende unterbreitet den Dejegentwurf über das im Jahre 1877 zu stellende Rekruten- Kontingent. Nedner bittet, die Drucklegung des Gefeenuwurfes anzuordnen und denselben so bald als glich auf die Tagesordnung zu stellen, da im inne des Wehrgeheges die Affentirung in den ersten Tagen des Monates Sänner stattfinden muß. Die Vorlage wird dem Wehrausschusse zugewiesen. Der Prijstdetik meldet,daß im Interpellationenbu zivei JiIterpellatroxIei vorgemerkt sind.Beide betreffen dieVankfrage.Eing derselben ist von Moriz Wahrmann, die andere von Franz E&hoxin angemeldet. Der Präsident berichtet, der Abgeordnete Wahrmann bitte, bei der Dringlichkeit der Angelegenheit seine Interpellation noch heute motiviren zu dürfen (Zustimmung) ; der Abgeordnete Chorin hat sich betreffs bereitsterpellation nicht geäußert, dieselbe wird daher erst morgen: — in Er für die Interpellationen bestimmten Frist — . motivirt werdenönnen. 65 folgt die Tagesordnung. Die Verhandlung über das Budget des Handelsministeriums wird fortgeseßt. Beim Titel xlvt See-Schifffahrt un1 düsteti-Atgelegenheit, bringt Blasius Orbåu,nachdem er betont,daß Ungarn jährlich große Strngnen zuxs Subvention des Triester Lloyd opfere und dadurch die eigenem speziell die Interessen Finmes schädige,den A·"U- tragein,die Regierung heianzuweisen,bei Ablauf des Vertrages mit der Lloyd-Gesellschaft keinerlei Subvention weiterzugewähren und dafür zu sorgen, daß ‚bis dahin von Fiume aus ein regelmäßiger Postichiff-Verkehr ins Leben gerufen werde ; ‚die daraus Bulle venden Kosten sollen im Wege eines Nachtrags-Kredits bedeckt werden. Minister Trefort bemerkt, die Regierung werde gewiß die Interessen des Handels und speziel Frumes stets vor Augen halten, aber durch ein Dekret könne man nicht urpröglich, eine große Handelsstadt hervorzaubern, das unterliegt großen , wirthschaftlichen Belegen. Mednev bittet, den Antrag, dessen Intention er zu würdigen weiß, abzulehnen. Referent Wahrmann hält den Antrag für überflüssig, sowohl was den positiven als was den negativen Theil desselben betrifft. &3 sei überflüssig die Negierung besonders anzumeisen, daß sie für den Rostverkehr Sorge trage, da dies auch im legten Magen bliche noch angeordnet werden kann, ebenso unnöthig seied, auszusprechen, daß der Vertrag mit der Lloyd-Gesellschhaft unter seiner Bedingung erneuert werde, da möglicherweise der Vertrag so partheilhaft sein wird, daß sich seine einzige Stimme im Hause Dagegen erheben wird. (Zustimmung.) Das Haus lehnt den Antrag Orban’s ab und votirt den Titel. Bei dem Titel „Budapester" kön. ungar. Berlabamt" nimmt Karl Rath das Wort. Er weist auf die Berheerungen hin, welche in der Hauptstadt durch die Winkel-Verlagämter angerichtet werden, und auf die Nothwendigkeit der Errichtung von Verlagamts-Filialen in der Hauptstadt. Er bittet den Minister, diese Filialen, selbst wenn das Neineinkommen des Verlagamtes dazu nicht genügte, auf Landestosten — ohne jeden Luxus— errichten zu lassen.“ . Mnnsteisziefort verspricht,der Angelegenheit die möglichste Aufmerksamkeit zuzumenden . Referent Wahrnattis tritt für den Standpunkt des Finanzausschusses ein,welcher 1111 vda 1111 die Errichtung von Versaw amts-Filiale 11 für zuläufig hält,wenn die Kosten aus dem Reiswerk kommendes Versatzmutes gedeckt werden können. Der Titel wird hierauf im Sinne des Finanzausschuß-Antra«5 votirt. »Alle übrigen,Titel»des«Handelsbudgets werden im Sinnne der Anträge des Finanzausschusses ohne Bemerkung acceptirt.«Zur Verhandlung gelangt nun das Budget des Justiize ninisterixuits.Referent Ludwig Horvorth. Paul Mandel bittet den Justzminister un Entschuldigung, wenn er ein dem Haufer noch nicht eingeweichtes, noch in Vorbereitung befindliches Werk der Kritik unterziehen werde. Dieses Vorgehen sei hoffentlich dadurch entschuldigt, daß Redner den Minister, von einer vergeblichen Arbeit zurückhalten, ihm eine fruchtlose Mühe ersparen wolle. Diese Arbeit betriffte die 51 Daniel Deconda. Don George Eliot. — Deutsch von Adolf Strodtmann. u Dritter Band. — Fünftes Buch. Mardohai, (100. Fortlegung.) 37. Kapitel. — Wie schnell unsere Alben steigen ! rief Frau Meyrik mit Einiger Freude aus. Dir dachten niemals daran, fo va Karriere zu machen, Mita. & — X ängstige mich ein wenig, Fräulen Lapidoid heißen zu sollen, jagte Mirah mit einem unruhigen Errötchen. Könnte ich mich nicht Cohen nennen ? — 994 verstehe Sie, ermiderte Devonda sofort. Aber glausben Sie mir, Sie dirfen sich nicht Cohen nennen. Der Name it unzulässig für eine Sängerin. Dies ist eine der Kleinigkeiten, in welchen wir uns dem gemeinen Vorurtheil fügen müssen. Wir könnten indeß einen anderen Namen wählen — wie Cängerinen es äufig thun — einen italienischen oder spanischen Namen, der irem Aussehen entspräche. Für Devonda war der Name Cohen , eben rebr gleichbedeutend mit dem häßlichsten gelben Brandmal. Mirah fann einen Augenblick unruhig nach, dann sagte sie: Nein. Wenn Cohen nicht, angeht, will ich den Namen behalten, den ich geführt habe. Ach will mich nicht verstehen. 3) habe Freunde, Die mich fwhngen werden. Und dann — wenn mein Vater sehr unglüklich műre und der Hilfe bedürfte — nein, fuhr sie, Fran Meyrich anblidend, fort, ich würde dann D denken, daß er vielleicht weinte, wie ich ihn oftmals weinen lah und keiner ihn bemitleidete, und s Mich vor ihm versteht hätte. Er hatte seinen Angehörigen, als er die Freundschaft mit ihm schloffen, ließen ihn immer in Stich. in — Halte Di an das, was Dein Gefühl für _recht findet, sagte Frau Meyrid. Ich möchte Dich nicht zu dem Entgegengerechten begeden. Ihrerseits empfand sie weder Nachsicht noch Mitleid mit diesem Vater, und hätte ihn weinen lassen nach Herzenstuft. Deronda sagte bei. sich selber : Es ist recht schlecht, von mir, auf Hans böse zu sein. Was kann er dafür, wenn er sich in sie „verliebt hat ? Über es it eine zu abgeschmahhte Anmaßung von ihn, auch nur auf die Idee zu verfallen, ihrer wirdig zu sein und eine " Uet von Lästerung, anzunehmen, daß sie ihm möglicherweise ihr Herz iheifen könnte. J Was frommte es Daniel Deronda,solche Gedanken zu hegen. Er war kein Mensch,der naiv an die Stelle rücken konnte,von welcher er soeben seinen Freund ausgeschlossen hatte,dennoch war zs unleugbar,daß das«eber1 Vorgefallenie eine neue Stufe in seinem Gefühl für Mirahausmachte.Allemn abgesehen von anderen Bewegsgründen zur Selbstbeherrschung, bemogen sowohl bestimmte wie unbestimmte Ursachen ihn, diese Frage_beiseite zu schieben, wie er eine halbgeöffnete Schrift hätte wegschließen können, die seine Phantasie at weit geführt und zu viel Spielraum für Ahnungen gelassen haben würde. Könnte nicht eine Enthüllung kommen, welche feiner ’schennbahn die mangelnde Bestimmtheit verliehe ? Was mußte er a Wirklichkeit über seine Herkunft ? Seltsam genug war in diesen legten Monaten, so oft ihn der Gedanke besehlich, daß er seinen Willen anstrengen müßte, die Wahl eines festen Berufes zu treffen, die Leidenschaftlichkeit seiner Natur mehr und mehr durch diese Ungewißheit gelähmt worden. Die Enthüllung, mochte vielleicht schmerzlich sein, — in der That, alle Wahrscheinlichkeit sprach dafür , aber wenn sie ihm dazu verhalf, seinem Leben eine Folgerichtigkeit zu geben, welche die Gestalt der Pflicht annähme, — wenn sie ihn davor bewahrte, eine unwillkürliche Wahl zu treffen, wo er sein vorwiegendes Verlangen empfand ? Mehr noch sehnte er sich, daß er davon befreit wurde, als ein Eritischer Zuschauer außerhalb der menschlichen Thätigkeit zu stehen, und, zu der lächerlichen Bositur, selbstbehaupteter Ueberlegenheit verurtheilt zu sein. Seine Hauptfessel war eine früh eingewurzelte Liebe zu Sir Hugo, welche ihn dankbar gefügig machte, auf Minrche einzugehen, mit denen er wenig übereinstimmte; allein die Dankbarkeit war zuweilen doch Zweifel gestört worden, die nicht weit davon entfernt waren, dieselbe auf eine Fureht, undankbar zu erscheinen, zurückzuführen. Manche von uns klagen darüber, daß die Hälfte unseres Geburtsredes strenge Pflicht sei. Deronda war mehr geneigt, darüber zu klagen, daß er dieser Hälfte beraubt sei ; dennoch bezichtigte er sich, wie er Andere bezichtigt haben wide, bei starren Selbstbewußtseins und festen Entschlusses zu ermangeln. Er war das Gegentheil jenes Typus, der uug in Faulconbridge und Edmund von Gloster geschildert wird, deren schroffer Ehrgeiz nach persönlichem Erfolg duch den Trot gegen zufällige Nachtheile entflammt wird. Für Daniel enthielten die Worte Vater und Mutter ein heiliges Altarfeuer , und der Gedanke an alle intimsten Beziehungen unserer Natur umschloß etwas von jener geheimnißvollen Macht, Die in seiner Kindheit ihm Hals und Wangen erglühen gemacht hatte- Der Durchschnittsmensch mag diese Empfindlichkeit in Betreff der Geburtsfrage für albern und kaum glaubreidig halten; aber bei dem größten Nespekt für sein Wissen als den felsen, von dem alles andere Wissen herstammt, muß Doch eingeräumt werden, daß viele mohlbeiwiesene Thatsachen dem Durchschnittsmenschen dunkel sind, selbst in Bestrat der Thätigkeit seines eigenen Herzens und des Baues der Meghaut seines eigenen Auges. Bei einemahrhundert hatten er und all seine Vorfahren nicht die leiseste Vorstellung von jener elektrischen Entladung, mittelst welcher sie Alle ihre Zungen irrthümlich in Beswegung gefebt hatten , so wenig wie sie die geheime Angst ausnahmsrreifer Empfindlichkeit ertanielt, welche das Gibtheil manches unbedachsam erzeugten Menschen findes it. Vielleicht war die Gährung um so stärker in Deronda’s Geminthe,weil er nie einen Vertrauten gehabt hatte, dem er sein Herz in Betreff Dieser Fähligen Dinge hätte erschliegen können. Dan hatte sich immer auf ihn gestüßt, statt ihm eine Stute zu sein. 31 meilen hatte er sich nach einem Freunde von solcher Art gesehnt, daß er ihm möglicherweise seine Erfahrungen hätte enthüllen können : nach einem jungen Manne gleich ihm: selbst, der einen geheimen Schmerz hege und nicht allzu mittheilsam in Betreff seines eigenen Lebenslaufes sei ; philosophisch genug, um jede moralische Bermndlung zu verstehen, aber doch sozial empfänglich, wie er selbst es war, und mit jedem äußern Zeichen der Gleichheit sowohl im Körperlichen wie im geistigen Mingen begabt ; — denn er hatte es unmöglich gefunden, die Vertraulichkeiten Jemandes zu ermwidern, der zu ihm emporsah. Aber er hatte seine Hoffnung, dem ersehnten Freunde zu begegnen. Deronda war seine jener nervös angelegten Naturen, die zur Hellseherei geneigt sind. 38. Kapitel. „Hellseherei” ist eine Flagge auf bestrittenem Gebiete. Aber es ist eine bekannte Thatsache, daß es Personen gibt, deren Wünsche, Vorstellungen, — ja, durch Beobachtung gewonnene Schlüffe — stets die Form von Bildern annehmen, die eine prophetische Macht haben: die Handlung, welche sie begehen möchten, tritt, in vollendeter Gestalt, als ein zwingendes Vorbild, vor sie hin; das ‚Ereigniß, welches sie ersehnen oder fürchten, taucht als eine Vision vor ihnen auf, die wie ein Saatlern macht und sich rasch von zahllosen Gindrüden nährt. Sie sind deshalb nicht immer minder zugänglich für ein Denkverfahren durch Bennweisführung, oder minder bei gesundem Verstande als die gewöhnlichen Rechnungsmenschen des Marktes: zumeinen mag es vorkommen, daß ihre Naturen vielfache Zugänge haben, wie das hundertthorige Theben, durch welche naturgemäß Größeres und Verschiedenartigeres eindringen kann, als durch ein enges, vom Rüttel bemachtes Portal. Allerdings gibt es niedrigstehende Gremplare des Visionärs, wie es ein winziges Säugethier gibt, das wir in den Finger unseres Handschuhs stehen könnten. Dieser kleine Verwandte des Glephanten ist harmlos, aber welcher große geistige oder soziale Typus it frei von Stemplaren, deren Unbedeutendheit sowohl garstig wie schädlich it? Man scheut sich fast, an Alles, was der Gattungsbegriff „ Bartriot“ umfaßt, oder an das Drängen und Stoßen zu denken, das am jüngsten Tage unter Denen stattfinden wird, die ji Schriftstellern und die Bände auf ihren Armen oder in Yajtıwagen heran eppen. ‚Diese Sntihuldigungsrede für unvermeidliche Verwandtschaft mag einige Thatsachen in Betreff Mardohar's einleiten, dessen Gestalt sich in Devonda’s Gemüth eingegraben hatte, wie eine neue Frage, auf deren Beantwortung er einigermaßen gespannt war. Allein sein Interesse daran war nur eine unbestimmt erwartungsvolle Ungenugkeit: der schwindsüchtig aussehende Jude, der offenbar mit Eifer, irgendwelche gelehrte Studien trieb und sein tägliches Brot, wie Spinoza, durch ein bescheidenes Handwerk erwarb, stimmte zu seinem von Deronda’s vorgefaßten Begriffen. Anders war die Wirkung ihrer Begegnung auf Mardodjai. Seit vielen Wintern hatte, während er sich der Abnahme seines physischen Lebens und der Zunahme geistiger Vereinsamung bewußt gewesen war, sein ganzes icbrünstiges Verlangen sich in der Sehn: fucht nach einem jungen Drive fonzentrirt, in das er seinen Geist wie ein Zestament ausströmen könnte, — nach einer verwandten Seele, die das geistige Broduft seines eigenen kurzen, schmerzlichen Lebens als eine zu erfüllende Mission anzunehmen beweitet. Es war eigenthümlich, daß die hoffnungsvolle Stimmung, welche oft als unwohlthätige SUusion der Schwindsuchts-Kranken innerwohnt, bei Mardohar von jeder Aussicht auf körperliche Wiederherstellung abgelenkt, und in den Strom dieses Sehnens nach Vererbung seiner Voeen geleitet war. Das Sehnen, welches sich aus überwältigender Muthlosigkeit nah aufwärts gerichtet hatte, war zu einer Hoffnung, die Hoffnung zu einer festen Zuversicht geworden, welche, statt durch die Flarenkenntniß der rafhen Abnahme seiner Kräfte gerstört zu werden, vielmehr die Inbrunft eines erwartungsvollen Glaubens an eine Prophezeiung annahm, die binnen einer sehr kurzen eile erfüllt werden . Einige Jahre waren jegt verfloffen, seit er zuerst begonnen hatte, die Menschen mit einem scharfen Blick zu prüfen, nach einer Möglichkeit fuhrend, die mehr und mehr eine bestimmte Vorstellung ward. Diese Bestimmtheit erlangte dieselbe eritlich und hauptsächlich durch eine Methode des Gegenrates : ihn verlangte danach, einen Mann zu finden, der von ihm selbst verschieden sei. Indem er in seinem eigenen 30 nach den Gründen für die Sehlschläge und Hindernisse spürte, die ihm widerfahren waren, malte seine Pintasie sich einen Mann, der alle Elemente besäße, die erforderlich wären, um mit ihm zu kompathitiren, aber in einer Verkörperung, die der seinigen unähnlich sei: er mußte ein dude, geistig hochgebildet, voll sittlichen Eifers sein — in Alle diesem eine Natur, die Durch Mardohai ihre Ergänzung fände; aber sein Antlig und seine Gestalt mußten Schön und stark, er mußte an alle Feinheiten des gesellschaftlichen Lebens gewohnt sein, seine Nede mußte in vollem und leichtem Strome dahin fließen, seine Verhältnisse mußten frei von shhmusiger Noth sein: er mußte die Möglichkeiten des Suden verherrlichen, nicht dafigen und umher wandern wie Mardochat es that, der das Gepräge seines Volkes unter den Zeichen der Armuth und des hinschwindenden Ödems trug. Empfänglich für physische Charaktermerkmale hatte er sowohl im Auslande, wie in England Gemälde und Menschen betrachtet, und in mäßigen Stunden hatte er manchmal die Nationalgalerie besucht, nach Bildern forschend, die seinen Hoffnungsmuth mit ernsten und edlen Türen der menschlichen Gestalt nähren möchten, wie sie wohl Männern seines eigenen Stammes angehören könnten. Aber er kehrte enttäuscht zurück. Die Beispiele sind in den Gemäldegalerien Europas nur dünn gefäet, in welchen der glückliche Zufall oder die glücliche Wahl, selbst in den Werten der größten Meister, der Runst ein zugleich jugendliches, errhabenes und schönes Antlig geschenkt hat, auf welchem die schwermüthige Trauer, wenn man eine solchen begegnet, seine Schwächliche Paffivität it, sondern die sich ankündigende Fähigkeit zu heroisscher That ausspricht. « » Dieser und jener Beobachter erinnert sich vielleicht seiner aus gezehrten Gestalt und seiner dunklen,tief in ihren Höhlen liegenden Augen, wenn er vor einem Bilde stand, das ihn zu neuer oder gerwohnter Betrachtung anregte : er trug in der Regel eine runde, mit schwarzem Pelz eingefaßte Tuchmüse, die sein Maler hinweg gewünscht haben würde. Allein wer ihn sah, hätte ihr wahrscheinlich für einen sonderbar raussehenden Suden gehalten, der aus dem Shader mit Bildern Gewinn zöge, und wenn Mardochas solche Zuschauer bemerkte, nahm er vollkommen den Eindruck wahr, den er machte. Grijbrung hatte ihn Trampfhaft empfindlich dafür gemacht, daß Armut und andere physische Nachtheile eines Mens gegen die Wirkung haben, den Werth seiner X Ideen herabzudrücken, wenn es nicht die eines Peter’s von Amiens sind, der eine Sűrme aloe für den Janhagel schwingt. Er war jedoch zu vernünftig, und edel, seine geistige Verbannung einzig den entschuldbaren V Vorurtheilen Anderer zuzuschreiben : gewoljte Mängel seiner eigenen Natur hatten den Spruch der Ausschliegung bewirkt; und Daher kam es, daß seine Phentasie sich einen anderen Mann erdacht hatte, der etwas Höheres als jene zweite Seele sein wide, die, nach der Vorstellung der Kabbalisten, der unzulänglichen,eriten zu Hilfe kommt, der ein blühendes menschliches Leben sein würde, fähig, Alles in si aufzunehmen, was das Beste und Wertävollite eines Daseins war, dessen sichtbarer Theil Tich vafch verzehrte. Sein inneres Berdürfniß der Vorstellung Dieses erweiterten, fortgefeßten 36 stellte er ihn als eine andere Nothwendigkeit dar. Die Gedanken Herzens (diese alte Lebensart gibt das beste Bild. von der koszheit)schiefiete ihkn zu kostbar,zxtmnig mit dem Wachstritt«m«g,ek· Dingen unrecht zu sein,um keine fernere«"Bestimmung zu haben. Und als das schöne, stärfere, thatkräftigere ich in seiner Seele, statt ainnahm, liebte er dasselbe im Voraus mit einer halb identifie zirenden, halb beschaulichen und dankbaren Zärtlichkeit. (Fortlegung folgt.) Be:end — ,