Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1877 (Jahrgang 24, nr. 26-48)

1877-02-23 / nr. 44

—— »­Das heutige Amtsblatt bringt z­wei finanzministerielle Erlasse,von denen«der eine an die Katasters Direktionen und Steuerinspektore­n gepachtet ist»und Uebergangsbestim­­­­mungen enthalt hinsiehtlich der nach den rektifizirten Kataster- Operaten zu geschehenden Grundsteuer-Repartirung.Die zweite an drei Steuer-Inspe­ktoren jc und Steuerämter gerichtete Verordnung be­­trifft die en jener „Gewerbebetriebs-Taren“, melde nach, Gebührenbemessungs-PRoft B, Punkt 3 und 14, für Gewerbebetriebs-Anmeldungen und Konzessionen, sowie für die Dane­­b­ung zusammen mit der direkten Steuer zu zahlen ommen. = Unsere benannten vierjeminister — denn wie es andermorts eigene Sprech­minister gibt, so gibt es bei uns in neuester Zeit besondere Reife­minister — also unsere Reifeminister begaben ss heute wieder nach Wien, nachdem sie ja bereits zwei volle Tage hindurch nicht dort gerweten. Ueber den Zweck dieser Neffe, welche wir nach so vielen Täuschungen und Enttäuschungen trog bestimmtester Versicherung der Betheiligten noch nicht als Die aller­­allerlegte zu bezeichnen wagen, und über das Programm der nägsten Tage erfahren wir Folgendes: Die Neichsrath-­­Konferenzerei geht zwar mit einer Behäbigkeit vor sich, als ob die neueste österreichisch-ungarische Differenz sie etwa auf den Bau einer neuen Vizinal-Bahn von Stirnensiedel nach Propgnensiedel beziehen würde. Daß er den Anschein hat, als wäre die Lösung der ungarischen Minister­­frise von dem Botum einer österreichischen Partei abhängig — in Wirklihcfeit verhält sich Die Sache allerdings nicht so, aber daß sie Diesen Anschein hat, daß selbst dieser Schein für uns hier zu Lande Trän­­send und demüthigend ist und daß es ein Gebot der Deli­­katerie wäre, so rasch als möglich dieser peinlichen Situation ein Ende zu machen — das scheint unsere verehrten Freunde von der Österreichischen Verfassungspartei nicht zu sümmern. Am Mittwoch Vormittags konferenzeln ihre Ver­trauensmänner mit den Ministern, am Mittwoch. Nachmittags berichten­­ diese Vertrauensmänner ihren Klubs, worauf diese beschließen — nicht etwa, was sie auf die einzige von ihrer Negierung gestellte Frage antworten wollen, sondern daß sie am Donnerstag Vormittags eine Gesammt- Konferenz halten, zu welcher neuerdings die Minister zu laden sind. (Wozu dann dieselben Klubs einen Tag vorher ihre „Vertrauensmänner“ zu den Ministern entsandten, ist da wohl schwer zu begreifen.) Die Gesammt-Konferenz findet statt, es wird viel hin und her gesprochen, aber ja nichts beschlosfen, denn dem Beischluffe muß eine Debatte ohne Beifern der Minister vorangehen. Diese Debatte wird für Don­nerstag Abend anberaumt ; der Telegraph­ meldet ihren Beginn; — große Spannung. Alles, was bei einer Journal-Redaktion „Freucht und fleugt”, erklärt sich in Permanenz, da fommi nach Mitternacht die Kunden), man habe zwar wieder debattirt (diesmal zur Abwechslung unter dem Siegel der Versc­hwiegenheit), aber beschliegen werde man erst am Samstag, wobei Dr. Herbst die Annahme der auf die Zusammenlegung des Generalrathes bezüglichen Ber jtimmungen beantragen wird. Mittlerweile werden (Freitag) auch die Herrenhaus-Mitglieder ihre Konferenz haben und so läßt sich denn annehmen, daß die geehrte Verfassungs- Bartei nach den wiederholten „Klärungen” der Ansichten am Samstag endlich so weit mit sid im Klaren sein wird, um zu entscheiden, ob die peinliche Zage,­ in welcher fid der Monarch­, die beiden Regierungen, das­ ungarische Par­lament und beide Theile der Monarchie befinden, ihr Ende erreichen, oder zur ungarischen Ministerfrisis fid — wie das nach den gestrigen Erklärungen des Freiherrn v. Laffer außer Zweifel steht ( auch noch) eine österreichische Ministersu­fe gesellen soll . Budapest, 23. Teber. Das Erstere ist das Wahrscheinlichere ; in hiesigen kompetenten Kreisen hatte man gestern Abends Nachrichten aus Wien, dahin lautend, daß von 150 Mitgliedern der Verfassungspartei mindestens 100 für die Annahme des Regierungsvorschlags stimmen werden und das genüge, um — im Bereine mit anderen Elementen — im Hause Die Majorität zu sichern. Unter allen Umständen wird noch heute, nach Ankunft unserer Minister in Wien, an die Ne­gattion eines Protofolls geschritten, welches klar und genau die zwischen beiden Negierungen getroffenen Vereinbarungen enthalten und jedem spätern Zweifel oder Mißverständnisse vorbeugen soll. Bis längstens Sonntag hofft man mit dieser Arbeit fertig zu sein. Fällt nun das morgige Votum der Ber­afungspartei nach Wunsch der Regierung aus, dann wird Fürst Auersperg Sr. Majestät offiziell Die Anzeige erstatten, daß Das gegenwärtige österreichische Kabinet nunmehr in der Lage sei, für Den vollen Umfang der mit Herrn­ Zipa und desssen Kollegen verabredeten Vereinbarungen die par­liamentarische Verantwortlichk­eit zu übernehmen. Diese Erklärung wurde sodann seitens Sr. Majestät dem Chef des demissionirten ungarischen Kabinets bekanntgegeben und derselbe neuerdings auf­­gefordert, nunmehr im Verein mit seinen Kollegen wieder die Führung der Geschäfte zu übernehmen. Nach der An­­nahme seitens Herrn v. Zipa’s, an welcher unter solchen Umständen nicht zu zweifeln ist, könnte noch morgen die offizielle Ernennung des ungarischen Kabinets erfolgen und im sonntägigen Amtsblatt publizirt werden. Am Sonntag, spätestens Montag fände dann eine Gesammt Konf­erenz der Ö­sterreichischen und der wieder ernannten ungarischen Mini­ster statt, deren Substrat das mittlerweile vorbereitete, frü­her erwähnte Protokoll bilden würde, welches die ungarischen Minister, so lange sie nur provisorisch fungiren, nit bin­­dend acceptiven Fannen. Nach der im Beisein des Mon­­archen erfolgten beiderseitigen feierlichen Annahme und Unterfertigung des Protokolls kehren die ungarischen Mini­­ster (also nachh diesem Kalkül am Montag, spätestens Dienstag) nach Budapest zurück und nimmt der Reichstag seine Sigun­­gen wieder auf. So lautet, wie gesagt, das Programm ; leider haben sich gerade in septerer Zeit derlei Vorherberech­­nungen nicht immer als richtig erwiesen und so können wir nur wünschen, daß die eben erwähnte besser zutreffe, als die­ früheren, welche an die Dorfthurm-Uhr erinnerten, die auf die Minute geht , wenn sich sein Wind rührt. Bezüglich der Orientkrise liegt außer der Thronrede des Deutschen Kaisers auch eine bedeutsame Erklärung des Lord Beaconsfield vor. Im englischen Unterhaufe wurde nämlich die Debatte über die Orientfrage vertagt und der englische Premier erklärte, er vertraue auf die Einsicht der Pforte und der Mächte, und Hoffe, wapp der Friede erhalten bleiben wird. Aus dem Munde Lord Beaconsfield’s hat eine solche Aeußerung jedenfalls eine fachliche Bedeutung und es scheint somit, als sollten Die Bemühungen der Kabinete, Rußland zum Verzicht auf die militärische Aktion zu bewegen, nicht ohne Erfolg bleiben. Zrogdem h­errscht in diplomatischen Kreisen der frühere Pessimismus vor und der folgende Brief unseres Berliner Korrespondenten gibt demselben neuerdings Ausdruck : © Berlin, 21. Feber. Während man sich in diplom­ati­­ven Kreisen der besten Hoffnung hingibt bezüglich­ des von Wien und London aus ganz besonders befürwworteten Friedens­­schlusses der Pforte mit Serbien, wagt man nicht mit derselben Zu­­versichtlichkeit den Verhandlungen mit Montenegro entgegenzusehen. Obwohl sich Fürst Nikita herbeiließ, zwei Unterhändler nach Kon­­stantinopel abzusenden, so sollen doch die Instruktionen, die er ihnen mitgab, weit entfernt sein, den Geist jener Mäßigung zu athmen, dejfen die serbischen Bevollmächtigten voll zu sein scheinen. Der Fürst der Schwarzen Berge, der sich als unbesiegt betrachtet, rechnet den Türken gern vor, daß er allein in der Herzegovina im Stande sei, politischen Regen und Sonnenschein zu machen, d. h. daß von seinen Bliden das gänzliche Erlöschen oder Wiederauffladern des Aufstandes abhänge. Man begreift, daß er aus dieser Autorität den Anspruch herleitet, sich seine friedliche Gesinnung möglichst theuer honoriren zu lassen und sollen auf seine territorialen An­­sprüche überaus weitgehend sein und sogar die Abtretung der Heinen Festungen Nifflis und Duga einfließen, ungerechnet einer Seezunge am Nadriatischen Meere, die schon seit geraumer Zeit das A und das D der montenegrinischen Wünsche gebildet. Da unter diesen Umständen der neuerdings von London und Wien aus gemeinsam unternommene Schritt bei der Pforte. Die Regierung des Sultans möge Rußland noch nachträglich durch Re­­formzugeständnisse im Sinne des Konferenz- Programms zufrieden­­stellen, von Eefolg begleitet sein kann, muß mehr als fraglich er­­feinen. &o ist dies augenscheinlich einer jener in extremis unter­­nommenen Schritte, welche mehr der Beruhigung des eigenen Ge­­rwissens wegen in Szene gerecht zu werden pflegen, als daß sie aus der Ueberzeugung entspringen, es künne mit ihrer Hilfe der drohen­­den Katastrophe noch einmal vorgebeugt werden. Wenn die Anre­­gung zu diesem äußersten Schritt auch von London ausging, so hat man sich in Wien dem englischen Vorgange gern angeschlossen, ohne sich ins­eß zu verhehlen,daß die beiden Gegner,Rußland und die Pforte,bereits auf jener schiefen Ebene angelangt sind,auf der der heftigste Anprall leider nicht mehr aufzuhalten ist. 7) Diesem Umstande ist es auch zuzuschreiben, daß die längst nach Schluß der Nedattion eingelangte Nachricht über die Annahme der Herbstischen Resolution im Klub der Linien in unseren Bemer­­ungen über die Konferenz der gesammten Berfaffungs- Partei nicht m­ehr berücksichtigt werden konnte, zu Oesterreichisches Herrenhaus. In der gestrigen Sigung des österreichischen Herrenhauses kam es — wie bereits telegraphisch gemeldet — gelegentlich der Debatte über das Kuratoren-Gefeg zu einem heftigen Aportgefecht­en dem Grafen Leo Thun und den Ministern Glaser und Eger. Graf Thun schloß seine Rede folgendermaßen: „Mein Gewissen und mein österreichisches Ohrgefühl empören sich gegen eine solche Entwicklung unserer Geießgebung ; man soll nach­ meiner Meinung beide Vorlagen, sowohl die des Ausschusses als die der Regierung ablehnen, damit man nicht über die Sünde des Gefehes vom Jahre 1874 lediglich ein Mäntelchen Hülle und damit man endlich dem unter den Sachverständigen bereits laut gewordenen Widerspruch gegen dieses Gefes Abhilfe vers­hafte. Ich habe meinen Worten nur noch das eine beizufügen: Wie fom­mt man zu solchen Gefegen ? und ich kann da nicht umhin, dem Gedanken­aus­­druch zu geben, den ich fon im vorigen Jahre hier ausgesprochen habe ; es ist die Folge davon, daß die gegenwärtige Regierung durch ihre falsche innere P­olitik vom Beginne an in Bezeh­lung mit un­­reinen Geldmächten gerathen it, von welcher Bermidlung sie sich nicht nur herausziehen kann und durch melde sie das thut, weilen ich sie hier offen anflage , das Megr in Desterreich zu beugen unter das Unrecht, den Schwindel zu fhüsen gegenüber der Solidität in politischer, wirthschaftlicher und moralischer Beziehung. Hierauf ermiterte Justizminister Dr. Glafser: Se. Erzellenz der Herr Graf Thun hat seine Rede mit Bemerkungen geschloffer, mit denen ich anfangen muß, weil die Erörterungen, Die in der H­auptsache zu führen sind, mohl solche sind, die durchaus faltes Blut und nüchterne Erörterung verlangen und weil den Schlus­­sorten gegenüber, indem man sie berührt und beantwortet, e3 außer­­ordentlich schwer ist, Falten Blutes und nüchtern sich auszusprechıt. . . . .3 sind da Anklagen erhoben worden gegen die Regierung, die ich aufs entschiedenste zurückweise, zurückweise im Namen meiner Kollegen, zurückweise auch in meinem eigenen Namen, unter Hinweis auf unseren reinen und unbetitkelten Namen. Die Anklage hat­­ aber ganz offen auch ihre Signatur sofort angenommen und ich kann und werde sie figniren, hinausgehend über die Persönlichkeit die sie hier vorgebracht hat und in jenem Zusammenhange, in welchem sie seit langer Zeit systematisch­ be­­trieben wird. Es sind Anfragen hervorgegangen aus politischer Gehäffigkeit, Anfragen, welche es sich zum System gemacht haben, Schwierigkeiten, Bermitlungen einer wirthschaftlichen Lage , die ihres­gleichen in Der Geschichte kaum findet, zum Mittel des politischen Angriffs auf eine Regierung zu machen, deren Kartelstandpunkt man nicht zu theilen vermag. ... . ... . Das gegenwärtig Min­­steriumurich­t viel über ein Jahr im Amte,als über Österreich-so meinte man anfangs,später sah man,daß es sich u­m Europa,um die zivilisirte Welt han­delt —eine wirthschafliche Krisis vor­ ganz beispiellosem Umfange, namentlich aber von m­eines Wissens ohne Gleichen gebliebener gr hereinbrach. Wer nur das A­BE des mirthichaftlichen bens studirt hat, konnte wohl kaum auf den Gedanken kommen, daß eine Regierung, welche wenige Monate über ein Jahr im Amte war, als die Krisis ausbrach, die Made einer solchen Verwid­­fung sein könne. Alles was man als die Ursachen jener Krisis ber­­eichnet hat, läßt sich zurückführen auf die Zeiten, wo Männer der verschiedensten, der unserigen entgegengelegten politischen Richtung im Amte waren. Wir hatten die Krise nicht herbeigeführt, wir bat­n aber die schwere Aufgabe, ihr gegenüber Stand zu halten und m­an mal möglich war, was uns möglich fehlen. Mir hatten und wir haben die schwierige Aufgabe, in dieser Verwirrung, bei diesen allgemeinen Schmerzens- und Unglücksrufen, nicht unsererseits den Kopf zu verlieren, so viel an uns ist, nicht zu viel, nicht zu wenig zu thun, nicht den einen Tag zu versuchen, ob durch irgendwelches mirthichaftliches Heren- und Zauberkunftitic plöglich die Nacht in Tag verwandelt werden könnte, nicht den anderen Tag terroristischen Rufen folgend eine eiserne Keule neh­­men und im Namen irgend einer imaginären Gerechtigkeit Alles niederschmettern, was wartend sich gegen den Boden beugt. Daß Vorgänge dieser Art, daß das hineinschauen in verwidelte P­rivat­­verhältnisse, von Denen, jedes für sich genommen oft so Ruh­e Natur ist, daß ein ganz ungewöhnlich hoher Grad von bei sehr Wenigen vorhandenem Geschäftsverständnisse nothwendig ist, um auch nur das Einzelne zu begreifen; daß Verhältnisse nit von der Negierung in der Weise an die große Glode gehängt werden können, daß sie in der Lage ist, jeden Tag NR:de stehen dentende einsehen, Seder, der nicht unter dem Einflusfe jenes uns widerstehlichen Zuges der menschlichen Natur ist, hab man reich glaubt, was man gern glaubt, zu nachstehender Er Graf Thun nahmn hierauf das Wort Ich beschränke mich nur auf die Bemerkung, es ist ein widerung : wesentlicher Unterschied zwischen einem Ausnahmegejege, einem Ber fege, das ausdrüdkig für Ausnahmen erklärt wird, im einem Zus­­tande außerordentlicher Kalamität, und zwischen einem Gehege, das sie darstellt als eine bloße Institution. Der Herr Minister Hat er­klärt, daß das, was ich gesagt. Lediglich der Ausfluß meiner politis­hen Meinung, der Meinung gegnerischer Stellung sei. Die Ber­­echtigung dazu muß ich ihm unbedingt absprechen, ich habe, wenn ich je gesprochen, mich stets objektiv gehalten und meine, es auch heute geb­an­nt haben. Ich­ habe nicht als politischer Gegner ge­sprochen, sondern weil ich der Welterzeugung bin von der Berderbe­lichkeit der Institution, die ich bekämpft habe. Der Herr Minister hat mir auch Gehäffigkeit vorgeworfen, ich glaube aber nicht, da jemand je in der Lage war, mir zu beweisen, daß ich jemals aus Gehäftigkeit gehandelt habe. Sich habe nicht behauptet, daß die Mer gierung mit Absicht unfoli­e Wege gehe, wenn ich aber glaube, daß dies der Fall ist, so muß ich berechtigt sein, mich auszusprechen. Ih habe nicht gesagt, daß man in dem­ vorliegenden Gefege die Absicht hatte, Recht gegen Unrecht zu fügen, ich­ habe nur gesagt, daß man die Absicht habe, die Erolutionen gegen nicht zahlende Institute ein­­zustellen. Wenn wir in einem Ionstitutionellen Staate sind, so müssen sie es vertragen lernen, daß ihnen Gegner gegenüberstehen, und müssen uns erlauben, unsere politische Meinung mit aller Zähigkeit und allen erlaubten Mitteln zu Tage zu bringen. Uns den Vorwurf zu machen und uns Hinzustellen, als ob wir Nubestörer wären, das it unzufällig. Nach einigen Bemerkungen des Freihcri«Iiv.Heit1 er hob« sich Min­ister Dr.l­n­ger und sprachoigendes:Obwohl Se. Exzellenzdherrchimeeo Thiiti in der Entgegnung,die er auf die Ausfü­hrungen des Herm Justizministers gemacht hat,jener pro­ tr­o«­­katorischen Anklage,mit der er seine ersteJ Rede gegen die Regieruug­ schloß,den persönlichen Stachel genommen und das darin liegende«­­ gegen­ die gegenwärtige Regierung gerichtet einfuhirende Momentfs«­­benom­m­en iit,so halte ich mich dennoch für verpflichtet­ im Namen der Gesammtregierung zu einer kurzan­merkung das Wort zu­­ergreifen­.Daß gemde iches bin,der diesth 111,111ag sich dara1 isx« erklären,daß Se-Durchlauch­t der Herr M­iliister-Präsidenti nicht« gegenwärtig mart in Saale,als Se Exzellenz Graf Leo Thun­—( seine Redes damit endete,daß er der Regieru­n­g die Anklage insx. Gesicht schleuderte,daß sie das Recht unter das Unrecht beuge und den Schmindel in politischer,finanzielle­r und moralischer Beziehung, in Oesterreichh fördere.­­ Diesen Bormürfe nun ist, wie gesagt, der persönliche Stachel durch Die Ausführungen des Deren Redners zu nehmen versucht worden, nicht odertom weniger appetiire­ich an das Gerechtigkeitsgefühl des hohen Dauses, ob darin jene viel gerühmte Objektivität gefun­­den werden könne, welche der Herr Nedner in seiner zweiten Rede in Anspruch genommen hat. Wir sind gemahnt, politischen Gegnern gegenüberzustehen­, wir scheuen die politische Gegnerschaft nicht, wir sdienen den offenen Kampf nicht, er mag in Wort oder Schrift gerührt werden, niemals aber werden wir den Vorwurf einer unlautern Tendenz, den P Vorwurf einer n­ala fides hinnehmen, mag hinterdrein auch Diesen Vorwurf zurückzunehmen versucht werden. Und so erkläre ich denn nochmals im Namen der Gesammtregierung, daß wir den Bormurf, der gegen uns am Schluffe der ersten Mede des Heren Grafen Thun erhoben worden ist, mit aller Entrrtung und mit aller Gntschiedenheit zurückweisen. dieser Art = ; W .­­ 7. Vagesneuigkeiten. Königliche Spende.) Ge. Majestät Hat dem Buda­­pester Ersten Kindergarten-Verein aus der a. k. Privatihatulle 250 Gulden gespendet. Auszeichnung. Se. Majestät hat dem Kustos und Direktor des Naturalienkabinets des Ungarischen National-Museums Johann Fridvalgfy als Anerkennung seines 2jährigen erfolg­­reichen Wirkens den königlichen Nathstitel verliehen. (Bürstprimas Kardinal Simor) hat für die Ratha­ barföer Schule 100 fl, für die Graner Gru he 100 fl., für das Prei­­burger Emericanum 200 fl., für den Pester Gesellenverein 300 fl, für die Altpförtvelgejer Schule 150 fl., für den Honved-Bensionsfond 4000 L., für den Studenten-Unterfrügungs-V­erein am Graner Gymnasium 1000 fl. gespendet. (Betreffs Eröffnungdchoroktärer Schleuse) erfährt „Naple“, daß V Bürgermeister Kammermayer dem Staats­­sekretär im Kommunikations-Ministerium erklärt habe, es sei die Eröffnung dieser Schleife für den eintretenden Fall der Nordwen­­digkeit angeordnet worden. c­ Der Wasserstand der Donau1)ist in kontinuir­­lische Ixszu­mahme und seit gestern Abends wieder nm 10 Centim­eter gefallen. Derselbe ist 4,65 Meter gleich 14 Fuß 84, Zoll. — In Kaseßburg ist dchn siei­st un­d seitg d­em 111 1 117 Cm."1111v in Duna-Földvår um 14 Cm.gefallen.Bei anhaltender« Abnahme werden die Schleusen an der unteren Donau wieder ges isffuet.——(5)Ostern Nachmittags hat Bürgermeister KKammeth­mayer den Kommunikations-Minister e­rsucht, die Deffnung der Schleuse im Soroffärer Donau-Arm anzuordnen. Der Minister ev ER + R Daniel Deromda von George Eliot. — Deutsch von Adolf Strodtmann. Vierter Band. — Achte Buch. Grudt und Same. (142. Sportlegung.) 67. Kapitel. 5 Bero..da’3 Verlangen, seine Liebe zu befennen, hätte kaum einen stärkeren Sporn erhalten können, als Hand demselben durch die Versicherung gegeben hatte, daß Mirah der Beruhigung in Ber­­­treff ihrer Eifersucht bedürfe. Er nahm sich vor, bei seinen nächsten Besuch Eira’3 entfehloffen die Gelegenheit zu einem Privatgespräche mit ihr wahrzunehmen, — ja, ein solches nöthigen Falls zu erbitten. Wenn sie seine Liebe erhörte, fühlte er den Muth in sich, allen an­­deren Konsequenzen die Stirn zu bieten, und als ihr verlobter Bräutigam würde ihm eine fhüsgende Autorität zustehen, welche bei künftigen Unannehmlichkeiten mit ihrem Vater eine wünschenswert­e Stüße für sie sein möchte. Deronda hatte seine Zeichen zunehmender Unrast oder eines verringerten Wunsches, sich ihm angenehm­ zu machen, bei Zapidoth bemerkt; aber er hatte eine Ahnung von fünf­­zigen Kämpfen, von der einen oder anderen Demüthigung, oder einer unerträglichen Steigerung des häuslichen Unbehagens, wobei er Eira in Mirab davor bewahren künne, hilflose Opfer ihrer Kindespflicht zu sein. Seine Ahnungen würden noch Härter gemesen sein, wenn er gewußt hätte, was in der Seele des Vaters vorging. Jene Rast­­losigkeit, jene oberflächliche Aufmerksamkeit, welche für Efra zu einer nicht geringen Bein murde, war für Lapidoth eine lästige Unterwer­­fung unter einen Zwang, den er nur ertrug, weil er ihn als ein Mittel ansah, sich nach und nach eine behagliche Freiheit zu ver­­schaffen. Er hatte von Anfang an die Absicht, eine wirklich gute Gelegenheit­ abzuwarten, etwa die Aussicht eine ansehnliche Geldsumme von Deronda zu erlangen ; aber während der ganzen Zeit spähte er neugierig umher und suchte zu ermitteln, mit Mirah ihr Geld und ihre Schlüssel verwahre. Die unersättliche Spielsucht, welche bei jeder anderen Beschäftigung innerlich rege blieb und ein beständiges Mok der Phantasie mob, das alles Andere in seinen Machen gefangen hielt, hätte sich schwerlich der Kontroll eines weit aussehenden Planes gefügt, wenn er im Stande gewesen wäre, sich einer redensunwerthen Geldsumme zu bemächtigen. Allen Mivah hütete sic, mit prakitischer Vorsicht gegen jede Vereitelung des Ver­sprechens, das sie Gira gegeben hatte, indem sie alles Geld, mit Ausnahme helfen, was sie unmittelbar gebrauchte, der Frau Meyrid in Verwahr gab, und Lapidoth fand sich in unwahrhaft peinlicher Vollständigkeit mit allen Lebensbedürfnissen verfolgt, ungefähr mie in einem Irrenhaufe, wo Alles vor ihm verschlossen wäre. Einen Schrant oder Schublade Mirah’3 zu erbrechen und etwaige Banknoten, die er dort fände, einzustellen, würde seiner­­ Vorstellung als eine Art Aneignung häuslicher Gegenstände erschienen sein, die seine Schande wäre ; denn das Maß von Freiheit, das man sich in Betreff des Sigenthums Anderer herausnimmt, wird oftmals sehr häkfig, selbst über die Grenze des geieglich Verbotenen hinaus, abgezirkelt,­­ was wohl der Grund ist, weshalb silberne Löffel eine sichere Kapitalse Anlage als Bergmersg-Aktien sind. Lapidoth fühlte sich alles Ern­­stes schmählich von seiner Tochter behandelt und dachte sich, er müsse von ihrem sonstigen Verdienst,ebenso gut nach Bedürfniß seinen An­­theil haben, wie von ihrer Apfeltorte. Aber er blieb untermürfig ; in der That, die Unverschämtheit, welche ihn am meisten in Verfur Hung führte, war nicht ein Gelderpressen von Mirah, sondern ein freundlicher Appell an Deronda. Geriebene Personen, melche sonst nichts zu verkaufen haben, können manchmal einen guten Preis für hr Beiihmwinden erzielen, und Lapidoth’s eifriges Suchen nach er­­lareichen Plänen führte ihn auf Die Fiber, daß­ seine Familie sich ohne ihn weit glücklicher fühlen und daß Deronda bereitwillig sein würde, eine erklebliche Summe zu zahlen, um ihn nur­­ 08 zu wer­­den. Allein­trog seiner hartgesottenen Schamlosigkeit empfand La­­pidoth immer noch eine gemilte Scheu vor Gira’s imponirendem Freunde und vertagte seinen V­orfa auf unbestimmte Zeit. Am heutigen Tage, als Deronda voll früher Gedanken er­­schienen war, die sich unmilitärlich in seinen Mienen und Worten ausprägten, befand sich Lapidoth auf einem Höhepunkte der Unzu­­friedenheit und Sehnsucht, welcher seinen Geist mit Freiheitsplänen erfüllte, zu denen ihn Deronda’s heiteres MWesen noch mehr ermus­tbigte. Er war so sehr von denselben in Anspruch genommen, daß er zulegt nicht mehr im Stande war, das gewöhnliche­nteresse an der Unterhaltung zu beudeln und ruhig eigen zu bleiben, wenn Studien betrieben wurden, von denen er nichts aan. Nachdem er kurze Zeit lang auf seinem Stuhle unruhig bin „und leer gerutscht war, ging er hinaus, um vor dem Hause zu rauchen und umherzus fchlendern, und die beiden Freunde fühlten sich um so ungestörter: Mirah war nicht zu Hause, aber sie mußte jedenfalls kommen, ehe Deronda fortging, und seine Augen blisten in geheimer Erwartung: er dachte, wenn er sie miedersehe, werde eine süße Freude der Wiedererfönung auch ihn begrüßen, für welche seine Augen bisher blind gebesen seien. In seinem Benehmen gegen Efra lag eine schergende Grtrazärtlichen­. « « « Dies kleine Zimm­er ist zu eng fü­r Sie.«E­­ra,soigte er, die Lektü­re unterbrechend.Die Hitze,welche wir zumweilen hier haben, ist schlim­mer als die Hitze in Genua,wo man in der schattigen Kü­hle weiter Gemischer sitzt.Sie müssen eine bessere Wohnung haben.Ich werde ü­ber Sie verfüen,wie mir’s gefällt­ da ich die stärkere Hälfte bin. Er lächelte Esra an, welcher ermiderte : « Ich fühle mich in nichts beengt,als«mi­them Aber Jhnen­,der Sie in einem geräumigen Paxafte,»mit grünen Feldern ringsum,wohnen könnten,Ihnen drinkt die es ein enges­ Gefängniß- Trotzdem kann ich nicht sagen:»Gehen Sie«!«« D, der Landaufenthalt würde für michh eine Verbannung sein, indeß Sie hier wären, jagte Deronda, si erhebend und in dem Doppelgemach auf und abschreitend, das­s eine weite Prome­­nade gestattete, während er sich mit feinem Schnupftuch lächelte. Dies it für mich das glücklichste Zimmer in der Welt. Außerdem kann ich mir denken, ich műre schon im Morgenlande, wohin ich doch bald einmal reifen will. Nur werde ich dort feine Halsbinde­nd feinen sch­weren Ming tragen. Schloß er pathetisch, indem er stehen blieb, um sich dieser überflüssigen Dinge zu entledigen und sie auf einen Heinen Tisch hinter Efra zu legen, dessen Schreibtisch vor ihm mit Büchern und Rapieren bedeckt war. « —Ich habe meinen denkwü­rdig lang beständig getragen­, seit ich von der Reise zurü­cksauv fuhrer fort,111 den 1er wieder Platz nahm Aberich bin­ ein­ solcher Sybassit,daß ich ihn immer wie eine Lastablece,wenn ich irgend Etkvas vornehme diver­­stehe jetzt,i­esh­alb die Röm­er Sommer­ ringshartem­—runth keine Fabel ist.So,jetzt«wird’s besser gel­ei«t. « Sie waren bald wiederki­ ihre Arbeit vertieft.Derondalnä ein Affenítüd in rabbinischem Hebräisch mit Esra’s Nachhilfe und Erklärung, und sie achteten wenig darauf, daß Yapidoth wieder ein­­trat und sich in den Hintergrund des Zimmers febte. Seine umherschreitenden Aigen evspähten rasd den Dia­­mantring, der auf der dunklen Mahegoniplatte bligte auf seinem Spaziergange hatte fein. Geist sich mit der Siktion beschäftigt, daß sich ihm im Auslande eine vortheilhaftere Ermerdequelle darbäte, die nur für den Anfang eine Summe baaren Geldes erfordere , wenn er sich nun zur Erlangung derselben insgeheim­ an Deronda mende, würde­­ dieser ihn wahrscheinli­c sofort nach der Höhe des nöthigen Betrages fragen : mit. diesen Theil seines Planes fand Lapidoth am meisten der Erwägung wert­, da es gefährlich war, zu viel zu verlangen, und höchst ärgerlich, zu wenig verlangt zu haben. Sein eigener Wunsch bei­innte ihm seine Grenze, und er war ohne alle Kenntniß der Grenze von Deronda’s’ Willfährig­­keit. Aber jegt, inmitten dieser Tuffinen Spekulationen auf ein pros­chismatisches Geldent sah er diesen Nina, den er am Berpmda’s , begann Finger so­ oft beneidet hatte, plöglich abgelegt und leicht erreichbar auf dem Tischchen. Der Werth desselben war freilich geringer als die niedrigste der imaginären Summen, umwischen denen sein Borat schmwanzte ; aber dafür lag er als eine falche Thatsache vor ihm, und sein Wunsch verwandelte sie sofort in den Gedanken (noch nicht in eine Absicht) : wenn er vo aielen Ring einsteclte und sich damit entfernte, so würde er die Mittel haben, dem gegenwär­­tigen Bmwange bequem, ohne Aufsehen und ohne Gefahr zu ent­­rinnen ; denn mit einem Gigenthume Deronda’3 (das er sich ohne dessen formelle Erlaubniß zu Nuße mache) sei er gerade wie mit dem Gigenthum seiner Kinder bestellt, da ihr Vater wegen Aneignung desselben niemals verfolgt werden würde. Die Einzelheiten dieses G­edantenganges folgten einander so schnell, daß sie wie ein einziges Bild vor ihm aufzutauchen schienen. Lapidothb hatte niemals einen Diebstahl begangen; allein Diebstahl it eine Form der Aneignung fremden Gigenthums, melche das Gesäß bestraft , und diesen Ring eines halben Verwandten zu nehmen, der ihm gern ein viel ansehnlicheres Geschent gemacht haben wiürde, konnte nicht unter die Kategorie des Diebstahls fallen. Bei alledem war das ansehnlichere Geschent vorzuziehen, wenn Lapidothb es nur schnell genug erbäte, und die fingirte Handlung, den ing zu nehmen, melche mie ‘eine innere Melodie ihm immer vor den Ohren Hang, wurde verworfen. Er befehlsichtigte sein glühendes Verlangen durch den Entschluß, Hinunterzugehen und den Augendlich von Deronda’s Entfernung abzuwarten, dann wollte er ihn bitten, ihn beim Sa begleiten zu dürfen und seinen mehlüberlegten Man­n ähnlich auszuführen. Er stand auf und blikte aus dem Senfter, aber während der ganzen Zeit sah er, was hinter ihm lag — den kurzen Weg bis zur Thür, welcher dit an dem Tische mit dem Ring vorbeiführte. Einerlei, er war entschlossen, hinunter zu gehen , aber — durch seine ausdrückliche Wenderung seines Ent­­schlusses, vielmehr durch ein Alles übertäubendes Verlangen, wie der Durst des Trunfenboldes — fügte es sich, daß beim­­ Vorübergehen an dem Tische seine Finger geräuschlos den Ring streiften und er ich mit dem Ring an seiner Hand auf dem Korridor fand. Das Nächste war, daß er seinen Hut aufregte und das Haus verlieh. Die Möglichkeit, sein Schicsal wieder seinen Sü­ndern anzuvertrauen, entschwand in unbestimmter Ferne, und ehe das Häuserfarre hinter ihm lag, hatte sein Gefühl, daß Eile vonnöthen sei, sich darauf kon­zentrirt, den Ming zu verkaufen und sich an Bord eines Schffes zu begeben. : « Deronda und Efm m­erkten nur sein Hinausgehen,woh«ter nichts.Bald darauf trat aber sich­ ah ein,und nun gab’seine wirkliche Unterbrechung Sie­ hatte ihren Hut nicht abgelegt,und als Deronda ausstand und ihr entgegenging-um ihr die Han­d zu­ gebett,sagte sie mit eine­erlegenheit,die ihr selbst ebenso unie k­­lärlich n­ie peinlich war: « —Ichk(im nun-Jukineid­y zu sehen.o­)ch­ssras eine n­eue Medisiin erhalten hat.Jchnunß gleich zu Frau­ s1.sieh­ i«ick,um etwas zu holen. . — Bitte, ael­atten Sie mir, Sie zur begleiten, sagte­ Deronda Tritt­e dringend. Ich darf Sira nit länger anstrengen ; außerdem: glüht mir das Hirn.­ch wollte doch zu Fran Meyrik; darf ich mit Ihnen gehen ? — Pet gern, sagte Mirab, wo mehr erröthend, mit der dunk­eln Empfindung, dab etwas Ungemöhnliches in Drevonda’s Teien sei, und wandte si­ch, um Erxa’s Medizin einzuschänzen,­­woährend Ejra sein Daupt mit aerüloffenen Augen zurücklehnte, außer Stande, seine Seele von ven Sdven abzulenken, welche Die Selbe bei der Lektüre erfilit hatten. Drevonda blieb einen Augen leitet Steben und dachte an uns als den Gang mit Du­rah, Bis diese sich i­ieder ummandte und die Medizin brachte. Da fiel ig­ ylöglich ein, daß er Seine Dalsbin ap­efegt hatte, und mit den Orten: „Entschwl­igen Sie wem Despabilie — Sie jeh­ten dass selbe nicht sehen,“ trat er an den Hein Zi, ergriff e­ine Hais: Binde und rief mit Jában Gillamien: „Lieber Himmel! mo ist mein Ring geblichen ?’ mein­er auf der Diele danach zu suchen « Es eabiickte um die Ecke seines Stu­hles.Mirah huschte,’ schnell wie ein Gedanke, an den Ort, wo Deronda suchte, und fragte : Haben Sie ihn hieher gelegt ? „790, antwortete Deronda, immer noch an seine andere Erk­lärung deutend, als daß der Ring hinabgefallen sei und sich auf dem buntfarbigen Teppich irgendwo im Schatten verstect habe. Er tüdte die wenigen Möbel hin und her, und führte mit Hand und Auge an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Aber eine andere Erklärung war Mirah in den Sinn gekom­­men und hatte das Noth von ihren Wangen verscheucht. Sie beugte si zu Gfra’s Ohr hinab und flüsterte: „War mein Vater hier ?” Er fehrte ihr das Haupt zu, und ein _fchredensvoller Blik des Ber­­ändnisses traf ihre Augen. Sie flog zu der Stelle zurück, wo Deronda immer noch feine Blide mit jenem hoffnungslosen Spähen zur Erde gerichtet hielt, das wir so häufig fortfegen, wenn mir den led auch Längst vergeblich durchsucht haben. Er ist nicht da­s fragte sie hastig. Ihrem erschrochenen Blick begegnend, ward er Sofort durch denselben beunruhigt und erwiderte : „Vielleicht hab’ ich ihn in die Zajche gestect”, und er that, als ob er dort nachfühle. « zdce beobachtete ihn und rief:Do i­t ist er nicht?—Sie habestthi auf den­ Tisch gelegt!mit einer herzerschütternden Stimme, die es ihm unmöglich machte,sich zu stellen,als habe er den Ring in seiner Tasche gefunden;und eiligst stürzte sie aus­ dem Zimmer hinaus-Derotida folgte ihr—sie war in das Empfangszimmer hinuuntergegangen um sich nach ihrem Vater umzusehen—sie­ öff­­nete die Thü­r des Schlafzim­mers,um sich zu ü­berzeugen,aber dort sei­ sie blickte nach­ der Stelle,wo sein­ Hill gewöhnlich hing­­sier wandte sich mit krampfhaft gefalteten Händen und fahlen Lippen um und schaute verzweiflungsvoll zum Fenster hinaus. Dann blickte sie zu Deronda empor, der sie in ihrer bleichen Aufregung nit an­­zureden wagte. Sie blickte zu ihm empor, unfähig, ein Wort zu flammeln — der stumme Blid fehien die Demüthigung auszuspre­­chen, die sie in seiner Gegenwart empfand. Aber er nahm ihre ges­tatteten Hände zwischen die feinen und jagte mit ehrerbietiger Lehrunft : „Mirab, lassen Sie mich denken, daß er mein Vater so gut wie der drige sei,­­ daß wir sein Leid, feine Schmach, fein Storten hatte sie nur ein Gefühl erhabenen Trostes und schrieb diese­ Güte Deronda’s seiner Freundschaft für Gira zu. Aber all­mälig 709 die entzüdende Geweißheit eines unverhofften Glücks in ihr Hz; ihr Antlig glübte, als Deronda sich zu ihr herabbeugte ; denn­­sch schaute­te immer noch mit feierlichem Exraft empor, als hätte sie erst mit religiöser Dankbarkeit anerkannt, daß er sie „des Welten wü­rdig” befunden; und als er zu Ende war, konnte sie nichts ant­­worten — sie konnte nur ihre Lippen zu den feinen erheben und een Ruß auf dieselben habchen, als sei dies das einfachste „Sa“. Dann fanden sie und brieten einander an, während er ihre Hände in den feinen hielt, — zu glücklich, um sich zu regen, so völlig Eins in ihren neuen Bewußtsein, daß alle Zeichen sie dem Anscehenn nach te­iter von­einander entfernt hätten, bis Mirah flüsternd jagte:­­„Sehen wir hinauf, um Gira zu trösten !“ (Fortsetzung folgt.) Freunde für uns allein haben können. Ich will Tieber, daß Ihr Schmerz der meine sei, als daß ich die hellste Freude eines anderen W Weibes theilte. Sagen Sie, daß Sie mich nicht zurü­dmeisen, — sagen Sie, daß Sie mir gestatten wollen, Alles mit Ihnen zu thei­­len. Geben Sie mir das Versprechen, mein Weib zu sein, — geben Sie mir eg jept. Ich war so lange in Zweifel — ich habe meine Liebe so lange verhehlen müssen. Sagen Sie, daß ic Ahnen fest und immerdar bemweilen darf, wie innig ich Sie liebe ! Die Ammwandlung, welche in Mirah'3 Seele vorging, war eine allmälige. Sie ging nicht sofort von der tödtlichen Herzensangst in das volle, selige Bemwußtsein über, daß in diesem Augenblicke der bein und Scham Deronda ihr den höchsten Tribut zollte, den der Sram dem Weide zollen kann. Bei den ersten Tönen und den erstem 1 , 7

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