Pester Lloyd, April 1877 (Jahrgang 24, nr. 91-119)

1877-04-01 / nr. 91

e­s ? Budapest,31.März. "-Wenn dasz-Fest der Auferstehung mit hellem Glocken­­«"ione durch die Welt ziel­t—wird es wohl die bünge Ahmung zerstreuen,welche uns das ToschI der apokalyp­­tischen­ Reiter näh­er vor die Seele führt­,als die Botschaft der Erlös 1111 g?Alleuthalben hat quälende Sorge sicheim genistet und wenn der geängstsighe Blick hinausdringt in die Weite,um das Kommende zu erspähen,so findet er tief am Horizonte, wo Gegenwart und Zukunft wie Him­mel und Erde sich zu berühren scheinen, düsteres Gehölz, aus meldenm der Tänder verheerende Sturm sich zu entladen droht. Und wie sehr auc das gegenwärtige Geschlecht wettergestäfelt sein mag, und ob auch­ die titanischen Zu­­sammen­früge der neuesten Zeit uns Alle an die Schrecnisse des Krieges gewöhnt haben, so gibt es doch nur Wenige, die an den Ausbruch dieser Katastrophe ohne Grauen zu Senken vermögen, denn die Ursachen, wie die möglichen Wirkungen derselben sind in gleicher Weise unheimlich). Auch dem Kriege kann eine sittliche Judee zu Grunde liegen, und auch auf dem Aderfelde, welches das Schwert gepflügt, können segensreiche Krüchte für die Menschheit gedeihen, und wie tief bedauerlich die Kämpfe auch sein mochten, welche in dem sechten Jahrzehnt unfern Welttheil erschü­t­­terten, sie hatten in einem läuternden Gedanken ihre Duelle, sie rangen si aus dem Gefege politischer Völkerent­­wiclung hervor und sie gaben dem zivilisatorischen Streben neue Impulse. Man befragte daher ihre Opfer, man befragte die Berwil­tungen, die sie angerichtet, aber man versöhnte sie mit der Ursache ihres Entstehens, wie mit den Resul­­taten, die sie geschaffen, ja man befreundete sich mit den­­selben umso warcyer, als der Glaube gerechtfertigt schien, die aus einem langen geschichtlichen Prozesse hervorgegan­­gene neue Ordnung trage die Gewähr in sich, daß fortan ein Krieg, den lediglich die Willkür diktirt und ber­edig­­li­chem brutalen Machtgelüste dienen sol, nicht möglich sein werde. Allein gerade diesen Glauben, an welchen die zivilisirte Welt sich geflammert, droht der Konflikt im Osten zu vernichten. Wenn unverfennbare Shatfadhen­ung über­zeugen, daß nirgend in Europa, wo in dem Staats: und Boltsleben das Gefühl für Recht, Freiheit und Fortschritt lebendig it. Der Krieg gebilligt wird, den Die einzige autokratische Macht des Welttheils angeblich­ im Interesse des echtes, der Freiheit und des Fortschrittes im Plane hat; wenn es Feines D­emweifes bedarf, daß der „Befrei­­ungszug“, zu welchem die Blüthe der edlen Volkselemente vom Don bis zum Pruth aufgeboten werden sol, nur den Widerwillen, nur die Entrüstung der gebildeten Berfer Europas herausfordern würde und wenn bdessen ungeachtet und trog aller Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens der Einbruch Raußlands im Orient immer unwahrscheinlicher wird — wie soll da die Zuversicht bestehen bleiben, daß die Faktoren der Zivilisation jemals die Macht erlangen werden, der sittlichen nferiorität ihren Willen aufzuzwin­­gen, daß die Bürgschaften der fortschrittlichen Ent­­wicklung in Europa kräftiger seien, als die Motive der brutalen Gewalt ? Daß ein solcher Krieg, wie er feßt droht, ü­berhaupt möglich ist, diese Erscheinung an sich hat ungemein viel des Deängstigenden, und vollends die Betrachtung der Konsequenzen, welche das Unternehmen im Falle des Selingens nach sich ziehen könnte, muß die lebhaftesten Sorgen wachrufen. Wird der Einbruch im Orient verübt, dann erscheint prinzipiell in den internationalen Beziehungen abermals das Faustrecht sanktionirt, prak­­tisch aber einer neuen barbarischen Völkerwanderung der Weg geebnet. Der Slavismus in seiner Expansion wäre für die Kulturstaaten Europas verderblich wie­ eine Zartaren-Invasion, denn abgesehen von der Zurindgeblie­­benheit seiner geistigen und mirthfchaftlichen Entwicklung, geht ihm auch Die staatsbildende Fähigkeit nach modernen Begriffen ab. Das einige, allerdings räumlich ungeheuere lavische Reich, welches nach dem Untergange der flavis­chen Staatsgebilde frü­herer Geschichts,Epochen, noch Heute besteht, kann mir durch eine Negierungsform und nur durch gesellschaftliche Einrichtungen aufrechterhalten wer­­den, welche den geflärten Staats: und Gesellschaftszustän­­den der Gegenwart geradezu Hohn sprechen, und troß des eisernen Reifes, der dieses Reich zusammenschnürt, rumoren darin immer ungeheidiger die wilden Kräfte, Die es mit einer Revolution — nein, die es mit dem absoluten Nichts bedrohen. Wie soll da nicht der Gedanke an die Möglich­­keit des siegreichen Ausschreitens einer solchen Macht die unheimlichsten Gefühle erwecken und wie ist da nicht ein ungewöhnlicher Glaube an die Widerstandskraft der kultus vellen Errungenschaften unserer Zeit erforderlich, um ver­­trauensvoll in die Zukunft Schauen zu können ! Näher als jede andere Nation sind wir durch die Ereignisse bedroht, die sie im Osten vorbereiten, aber mit dem Bemwußtsein der Gefahr wählt auch die Energie unseres Bosfes und kommen die patriotischen Tugenden desselben zur Entfaltung. Und ist der Ausblick in die Zukunft aug verdüstert, wir taten dennoch nicht im Finstern, wir sind uns für bewußt der Wege, die wir zu wandeln, bes Bries les, welches wir zu erreichen haben, und — wir dürfen es uns zum Troste jagen — trak mander V­erirrungen des Wegen wir und wieder auf dem rechten Geleite und troß mancher Einbuße haben wir nichts Unwiederbringliches ver­­loren. So, konstativen wir angesichts des Pessimismus, der fl­­ießt au) bezüglich unserer inneren Verhältnisse Eund­­gibt, zunächsit die Thatsache, daß­ die ungarische Nation po­­litisch einig­­t, wie in günstigeren Epochen ihrer Geschichte. Die Parteikämpfe tragen nimmer den brudermörderischen Charakter von ehedem ; wohl bestehen Gegenjäbe der Mei­nungen und Bestrebungen, wie sie im politischen Leben uns vermeidlich sind, aber seine unüberblüdbare Kluft scheidet die Elemente, und in der Stunde der Begeisterung, wenn es gilt Ungarns Ehre und Bestand zu vertheidigen, verschwinden alle Merkmale der Parteien. Der Nationalitätenstreit hat ebenfalls seine Wildheit ab­­gestreift; jene vaterlandslose A­gitation, die früher in einigen Scheilen des Landes gem­üthet, ist entweder ganz verschwunden, oder im Verlöschen begriffen, und welche Er­oberungen der ungarische Staatsgedanke gerade angesichts der steigenden Fluth­ des Planslavismus gemacht, davon gibt die Haltung Kroatiens in positiver Hinsicht, in seinem Verhältnisse zu Ungarn, und in negativer Richtung, in der Zurückweisung aller serbischen und russischen Rodungen, sprechendes Zeugniß. Und Klärung und Festigung ist — ungeachtet der aufregenden Kämpfe dieses Jahres — auch in das Verhältnis Ungarns zu Oesterreich eingetreten, denn man darf wohl­­ die Thatsache nicht aus dem Auge verlieren, daß die Negirung des staatsrechtlichen Verbandes auf äußerst enge Kreise zurückgedämmt ist, daß troß der schweren Bewistigkeiten in den Ausgleichsfragen die se­pa­­ratistis­che Tendenz seine Fortschritte gemacht, wohl aber bei manchem Anlaf­fe die Erkenntniß der Solidarität der Geschichte Oesterreichs und Ungarns kraftvoll zu Tage trat. Die Skepsis, welche sich mit Wollust der Schatten­­seiten unserer Verhältnisse bemächtigt, muß denn doch vor dem Yaktım zurückweichen, daß die Konsolidirung unserer nationalen und politischen Zustände sich in aufsteigender Linie bewegt, und bedenken wir, daß unsere Bedeutung und Stärke eben in unserer nationalen und politischen Potenz liegt, so werden wir den kommenden Ereignissen mit ent­­schlosfener Ruhe entgegensehen dürfen. Daran wollen wir uns halte, wenn es wieder grell aufruhen sollte am östlichen Horizont. Heute ruht der Sturm und mit sanften Flügelschlag läßt die Friedens- Hoffnung sich nieder auf Die Lande; sie mag sich wieder als trügerisch erweisen, wie sie oft seit einer Reihe wechselvoller Dionate, aber uns darf der Glaube nicht tragen, daß das ungarische Bolt nach einer langen, langen Bastionsgeschichte zu erneuten Leben auferstanden ist — nicht um wieder ins Grab gebettet zu werden, sondern um seine Mission zu erfüllen, frastvoll und selbstbewußt, die Weission, welche ihm Naturgefeg und Schicsal zugetheilt haben­­, an der Grenzscheide zwischen der Welt der Kultur und der Bar­­barei treue Wacht zu halten über die Güter der Gesittung, des staatlichen Fortschrittes und der nationalen Freiheit. An dieser Mission irre werden, hiefe an der Existenz Ungarns irre werden, diese Division verleugnen, hieke Die Garantien unserer Zukunft verleugnen. Schwere Prüfungen mögen uns noch bevorstehen und an die Erfüllung unserer Auf­­gaben mögen übermächtige Gewalten uns hindern wollen ; aber unser Muth darf nicht Schwankend werden und unsere Kraft darf nicht versiegen. Wir stärken unsern Muth an dem Bewußtsein, daß es gilt, für das Kostbarste zu ringen, für das Vermächtniß einer vielhundertjährigen Geschichte; und wir schöpfen stets erneute Kraft aus der­­ Zusammengehörigkeit mit den gefitteten und gebildeten Völkerfamilien Europas, denen wir eine Schugmauer auf­­gerichtet haben in alter Zeit und mit denen die Gleichheit der­ Rintereffen uns verbindet in der Gegenwart, Budapest, 31. März. ? * So den wechselnden Juttungen, von welchen die orientalische Frage seit Jahr und Tag ergriffen is, über­­wiegt im Augenblice, freilich vielleicht auch nur für den Augenblick, die Friedensströmung. Seit gestern liegen günstige Nachrichten aus London vor. Es scheint, daß die Verhandlungen über die Abrüstungs-Frage zwar nicht zu einer eigentlichen Verständigung zwischen England und Rußland geführt haben, aber ihrer unmittelbaren Be­­zieh­ung zu den Verhandlungen über das Protofoll selbst entkleidet und gewiissermaßen auf eine neue Basis gestellt worden sind. Welches diese Basis sei, wird gleichzeitig von Berlin aus angedeutet. General Kgnatieff soll dort die Meinung ausgesprochen haben, daß die Demobili­­sirung 3:Frage jeden internationalen Charakters entbehre und einfach als eine zwischen der Tirfei und­ Ruß­land schwebende Frage zu betrachten sei Nichts steht daher im Wege, sie auch doch Direkte Verhandlungen z­wischen den beiden genannten Staaten zur Lösung zu bringen. Gelingen Diese Verhandlungen, so gemänne damit das Kabinet von St. James die Garantien, von welchen es die Unterzeichnung des Protokolls abhängig gemacht zu sehen gesillt sei. An einen Erfolge in dieser Richtung scheint man in St. Petersburg nicht zu zweifeln. Offen­­bar hält man das Bedü­rfung der Pforte, sich der Lasten zu entledigen, welche das Neic­ durch die äußerste Anstren­­gung seiner militärischen Kräfte auf fi genommen hat, für noch größer, als Die eigenen Bedürfnisse in dieser Mietung. Und gleicher Ansicht scheint man im London zu sein. Wenigstens verlautet, daß dort die Verschiebung der Demobilisirungs-Frage alsbald zu einem lebhaften Ent­­gegenkommen der Negierung in der Hauptfrage des Protokolls geführt hat. Wenn die Nachricht, daß Die Unterzeichnung des Protokolls bereits stattgefunden habe, sie auch möglicherweise noch als eine verfrühte heraus­­stellen wird, so stimmen doch alle Angaben darin überein, die Bereitwilligkeit des Kabinets von St. James als eine gesicherte zu betrachten. Die öffentliche Meinung und die Börsen Europas werden nicht anstehen, diese Wendung als eine äußerst günstige zu begrüßen. In der That ist noch in der legten Stunde die­­ imminente Kriegsgefahr beschworen und selbst den Möglichkeiten eines vielleicht nicht unbedenklichen Kon­­fliktes zwischen Rußland und England vorgebeugt worden. Denn die Besorgnisse, welche die Gr­ t­uation geschaffen hatte, erstrecten sich nicht­ nur auf den russisch-türkis­­chen Zusammenstoß. Sobald diesem Zusammen­­stoß eine erfolglos gebliebene europäische Aktion voraus­­gegangen war, erschien unleugbar die Möglichkeit seiner Lokalisirung bis zu einen gemeisten Grade Fompromittirt. Es war in diesen Falle immerhin nicht leicht, Die tuffish-tuffishen Differenzen von den Tu­f­­fish-englischen vollkormen zu trennen. Bei der geringen Neigung der englischen Negierung zu weitaus­­holenden Staatsaktionen mochte man diesen Befürchtungen ihre augenbllckliche Bedeutung aberkennen, aber in prin­­zipieller Beziehung m wenigstens hatten sie der Situation ihren Stenpel aufgebrüht und ihre Einwirkung auf die weiteren Entwicklungsphasen der Frage hätte sich jeden­falls der Berechnung entzogen: Dem allgemeinen Stand»­punkte, vom Standpunkte­ des mitglichen Zurücklub­ens der feindseligen Beziehungen Ruslands und der Türkei auf europäische Fragen und Verhältnisse muß die in London, wie es scheint, erzielte Verständigung unbedingt als ein sehr reeller und bleibender Gewinn betrachtet werden. Theilweise anders stellt sich dagegen das Verhältniß, wenn man die unmittelbaren Ergebnisse dieser Verständi­­gung für die brennende Frage selbst, für die Kriegs- und Friedensfrage zwischen Nußland und der Türkei, im Auge führt, unter der Vorauslegung, daß sie wirklich auf der oben angedeuteten Basis zu Stande gekommen ist. Denn da ergibt sich allerdings von selbs, daß durch die neweite Vereinbarung nichts geldfst, ja kaum etwas geklärt worden ist finden direkte Verhandlungen zwischen Rußland und der Pforte statt, so ist damit sicherlich nicht wahrscheinlicher geworden, daß fs das Petersburger Kabinet Tepterer gegenüber zu Zusicherungen in Bezug auf die Demobilisirung herbeilassen wird, die es dem Kabinet von St. James verweigern zu müssen glaubte. Diese Verhandlungen würden von sehr mile­trauischen­ und leidenschaftlichen Gegnern geführt werden, statt daß man sie der wohlwollenden Einwirkung dritter Mächte anvertrauen würde. Das hat man noch niemals als einen sehr vortheilhaften Umstand betrachtet. Die Be­sorgniß ist nicht ausgeschlossen, daß M­ußland die Pforte mehr von oben herab behandeln wird, als mit deren sehr angespanntem Selbstgefühle und ihren Souveränetäts-An­­sprüchen verträglich sein würde. Andererseits ist anzunehmen, daß­­ die Staatsmänner der Pforte sich gegenüber der Öffentlichen Veeinung des Landes weit schwerer zu einem Zugeständnisse Nu­ßlan­d,gegenüber bequemen können, als wenn sie diesde Zugeständnis etwa eines vereinigten Wunsche oder einem Votum der europäischen­­rächte ent­­gegenzubringen veranlaßt würden. Insbesondere auf den legteren Umstand ist­ vielleicht einiges Gewicht zu legen. Allerdings haben in dem in Kon­­stantinopel versammelten Parlamente nicht die erwarteten heftigen Demonstrationen stattgefunden welche die Negie­­rung an allzu weit gehenden Konzessionen an Montenegro hindern sollten. Allein über die Meinung des Parlamentes­ann nichtsdestoweniger sein Zweifel bestehen. Dean braucht sich nur der Vorgänge im Großen Rathe zu erinnern, welchem die Entscheidung über Annahme oder V­erwerfung der S Konferenzbeschlüsse vorgelegt wurde, um sich gegen­­wärtig zu halten, daß das Botum des Parlaments seine Entschliegung der Pforte vatihabiren würde, welche der Wü­rde und dem staatlichen Ansehen­ der Türkei auch nur die geringste Schlappe zufügen sollte. Die Entscheidung der Pforte ist also seine freie, sie steht unter dem Drucke der parlamentarischen Meinung und des parlamentarischen Willens. Werden die Verhandlungen russischerseits nicht mit großer Mäßigung und Furühhaltung geführt, gibt man dort der alten Neigung kaum, die Gelegenheit zu einer Demüthigung der Pforte zu benügen und ihr Ansehen ins­­besondere ihre s­chriftlichen Unterthanen gegenüber zu fonta promittiren , so kann sich aus alledem leicht ein weit ges­­pannterer und gefährlicherer Zustand der Dinge entwickeln, als der gegenwärtige ist. für absolut gesichert hab­en wir also den Friedensteinesmwegs. Er wäre es vielleicht selbst Dant nicht, wenn die Pforte wirklich sıdech das in London vereinbarte Protokoll auch ihrerseits ange­­tronfen hätte, was noch seinesmwegs über alle Zweifel er­­haben ist. Denn wenn in diesem Protokolle wirklich, wie von London telegraphirt worden, auch alle­ rujliihen Re­amendirungs-Vorschläge Berücksichtigung und Aufnahme gefunden haben, dürfte es sich sehnerlich als so gänzlich harmlos herausstellen, wie ursprünglich angenommen wurde. Nur ein Moment weist einen wirklic beruhigenden und die Aufrechthaltung geriisser bescheidener Hoffnungen rechtfertigenden Charakter auf. Es ist die Thatjadse, das die russische Regierung doch in unverkennbarer W­eise zögert, das fette entscheidende Wort zu sprechen, ud da­ sie jedes nur halbwegs plausible Mittel aufgreift, um mit Ehren aus den Schwierigkeiten Heranszukommen, die sie durch eine übereilte und leidenschaftliche P­olitik selbst ag­­schaffen.. Man wird das, je nach der allgemeinen Auffassung der russischen Tendenzen, entweder mit wirklicher Friedens­­liebe in Verbindung bringen, oder der Ansicht sein, daß das Petersburger Kabinet mehr der Noth gehorcht, als der eigenen Wahl. Allein die Thatsache besteht, und sie sollte gerade von der europäischen Diplomatie nicht außer Augen gelassen werden. Wie, die Dinge noch immer liegen, tarnt Nurland gerade durch­­­iplomatische Fehler leicht in den Krieg gedrängt werden. In London war man nahe daran, mit der brusquen Formulirung der Demobilisirungs-Frage einen derartigen Fehler zu begehen. Die Konsequenzen bier­­er Aktion sind nun glücklich ausgeglichen. Aber es ist durchaus nöthig, daß auch die Pforte an die Gefahren er­­innert werde, welche die Zertlegung der politis des non possumus, an der sie seit dem Scheitern der Konferenz festgehalten, mit sich bringen würde. Wiederum liegt der Schwerpunkt der Entscheidung in Konstantinopel. Es ist aber handgreiflich, daß, wenn die direkten Verhandlungen zwischen Petersburg und der türkischen Hauptstadt zu sei­­nem günstigen Resultate führen, sie wenigstens die Formel des Kriegsfalles ohne jede Schwierigkeit festtellen würden De Bartei der Aktionspolitik in Rußland hätte dann das, wor­­nach sie lange vergeblich gesucht hat, und seine Einwirkung der europäischen Mächte wäre mehr im Stande, das vor­­wärts rollende Mad der orientalischen Entscheidungen zu hemmen und auf den Ausgangspunkt einer friedlichen Berz­ständigung zurückzuführen. = Der Jultus: und Unterrichts: Minister Trefort, welcher sich morgen zum Besuche seiner Tochter nach Duna-Pentele begibt, wird nach den Osterfeiertagen nach Wien reisen, in der Krone bezüglich der Ernennung mehrerer Kirchen-Dignitäre Vors­schläge zu unterbreiten. Herr v. Trefort wird seinen Wiener Aufent­­halt auch dazu benußen, um mit dem jenseitigen Handels-Minister noch bezüglich einiger Ausgleichs-Angelegenheiten Berathungen zu pflegen. Finanzminister die Berathungen, Englands wechselt werden, welche Sollen hat — ú = Der von uns jüngst eingehend besprochene Gelegenumwurf über die Behandllung der mittelst Retition angefochtenen Abgeordneten Mandate wurde — wie „Yon“ erfährt — be­reits an allerhöchster Stelle zur vorläufigen Genehmigung unter­­breitet. wie „N. 9.“ meldet — die Verfügung, daß­s Kosten des Salztransportes immer von jenem­ Landestheile getragen werden, schreibt die „Neue fr. Vresje“ „ heute in welchen er­­folgt“, außer Kraft gelest und verordnet, daß Diese Kosten von nun an bei jener Kaffe zu verrechnen seien, bei welcher erfolgt. A 198 — Die Unterzeichnung erfolgt — Am 29. b. M­ als deren Folge die heutige Brototoll-Fer­­tigung erscheint, bereits abgeschlossen. Zwischen den Vertretern Ruß­­lands Beide Mächte einigen sich auch mü­ndliche Erklärungen ge­­chwert Jedoch Türkei und Montenegro geschloffen sein Raritboden und Plateau von Nikjics der Friede zwischen, es werde. Im Sinne dieser Abmagung sind die Bemühungen der Mächte dann die Forderungen Montenegros herabzustimmen. Fritt Nisjta jedoch bisher, von dem Verlangen, daß nicht abgehen zu können, der Türkei Gebietstheile seien für Montenegro merk­los, Bedürfnisse Montenegros sehen Vereinigung, melche Herr wegt hat, findet, wie „Hon“ in einem Bukarester Briefe meldet, in den politischen Kreisen Rumäniens ernste Beachtung. Die Koan Ghita und Gäjar Bolliac vornehmlich, fallen Freunde diejev Ydee herportdun. fügt Hinz, daß die Südslawen zusammen Ungarn, Rumänen und 22 Millionen bilden, also Ueber den Der faum beziehen. Frage werden , die Türkei Mi­fies abtrete, bisher angebotenen tenegro würde daduch einen Landstrich gewinnen, Korrespondent 7 Millionen zählen, AUF­ot, aber hat Ader und Weideland und Mon welcher für Die fei­­einer magyarisch-griechischer umaäni­­Stephanopoli, der Athener Korrespondent des „Wester Lloyd“, zuerst in unserem Blatte ange­­fid) als warme mährend eine Masfe von mehr als dreifach über­­legen sind. —=­nen ernannten interimistischen Ver­­treter Englands in Konstantinopel mal die „N. fr. Breffe" warei — Der zz Die tuno sich im wild­en Rußland dies euft tönne Idee in und auf der Die von Des die­der geschehen, wenn Türkei völlig unfruchtbare Distrikte von unumgänglicher Griechen zusammen den Südslaven meil der Konsum diefeisen die Einzahlung Brotofolld in London. Abrüstungs-Srage Anschauung, hab diese gelöst repräsentiren, erklärt Herren Nothunwendigkeit m­ir mt ET EEE EEE JET TERBEN eg Fenilleten. a Auf Umwegen nach Meran. Eine Wanderung in Süd-Tirol. Die lebten luftigen Nebelschleier, welche, einem durch­sichtigen Gewebe gleich, im leichten Auf­ und Nieder­wogen die grauen, stolz in die blaue Himmelsluft hineinragenden Steinfeigen der Dolomit: Wände verhüllten, waren geshhwunden und über der langen majestä­­tischen Gebirgskette drüben im Osten, über den schimmernden und flimmernden Höhen des Schlern, der Rothenmwand, der Fel des Notengartens brannten die hellen blendenden Feuer , mächtiger wirkenden Frühsonne. Ein lindes, von Rephir bewegtes und gefühltes Lüftchen trug aus üppigen Gärten ringsum, vom sanften Hügellag alt beliebten Sommerfrische der Bozener in gl balsamisches mchürzereiches Duften herab, v­­en der übervollen Baummelt scholl ein za tönen herüber, ein tolles Subiliven ur jauchzenden Ausruf, im warmen so Schaffen des Menschen spiegelte sich unverfälschte Herzensglüd eines go Ueber den alten, trauliche, fein, den haubenartigen Däche Eijnd aber lag nnch die süße entmwidelte si­chon gemn breiteten da die lachenden Brüchte aus, die europäi­sch aber mann nördlich gelegenen Oz drängten Landhau zu, vorbei an Und von drüben her, aus dem tiefen Schatten alter blüthen­­prangender K­astanienbäume, nähert sich der trauten Gruppe eine liebreizende sympathische Frauengestalt und Mann und Kind eilen ihre nun freudigen raschbemegten Schritte3 entgegen. . . . Am Gitterthore des Parks vorüberschreitend, ward ih­m­ willkürlich Zeuge des süßen Cheglüds; — hatte ich doch auch im Momente das edle Paar mit freudigen Gefühlen erkannt... Erzherzog Heinrich und seine in Kunstkreisen als einstmalige Opernsängerin Fräulein Hoffmann im besten An­denten stehende Gemahlin waren es, die midh günstiger Zufall er­­bliden ließ... smärts Krämers gefährdend, bieten diese nun meist in sich zerfallenen Werten dem Auge des Wanderers hochromantischen unvergleichlich-maleri­­schen Anblick dar. 60 minten aus dichtem dunklem Waldgrün lächelnd der nieder zu dir die alten Burgen St. Anton, Nendelstein, Kafenstein, Rungelstein, dann Ried, Schwalbenstein, Zangegg, von denen bald ein einzeln stehender gegen der Zeiten Stürme kämpfender Thurm, bald ein Exker an mächtiger Steinwand, bald ein Fühner Seitenbau der Kemenate, des Frauenburghofs. Hoch oben in duftiger Morgen­luft thront... . . Manche dieser Meberreste aus den längst verrauschten Tagen grimmer Willkür und grausamer Fehde bergen für den Kunstfreund hochgehaltene Schäte, fü­r deren möglichste Konservirung der Staat, erster Linie jedoch das Innschbrucer Landesmuseum fortdausenc­ht geringe Opfer­ bringt. Die glorreichste Periode des Mittel- 3, die wonniglichen Zeiten, da der nicht fern vielen Gauen ge­­iederreiche Sänger,­­ Walther von der Bogel meide­nd wirkte, die höchste Blüthe der deutschen Troubadoure, die Schönen Dichtungen findest du dort — wenn ang tere Jahrhunderte gepflegt und in ihren erblaßten Farben: euem lange erhoben — in reichen Fresken ver­­se­hlingt süßer minneholder Sang um dich, durch die alten ume ringsum rauscht es geheimnißvoll, ein Flüstern und ict über die lautlosen Zeugen einer uns fremden Welt, volle Ballasbau Wolfram’ s von Eichenbach im al” mit den Gestalten goldblonder Holder Yramen und­­, redenhafter Gauherren, tändelnder Sänger, Bagen jubelnd en, fgreiender knappen und schwelgende ritter ersteht dem ge umd belebt die weiten ballenartigen todtstillen Räume am Gehöfe unten tönt Waffengeklirre und Lärnten der der Kriegsfnechte herauf nach der einsamen Kammer en Burgfrau; — zieht doch auf feurigem Naß als­­altem blutigen Strauß der Gebieter dahin über den luftigen Gewande, Kinder mit form­engebräunten vollen Gesichtern, frischen hellen Neuglein, balgen sich mitunter im üppigen Grase oder kauen in göttlicher Luft an einem mächtigen Stüd schmarzen Brodes. Auf der Holzbank an der Hüttenmand außen reiht sich irde­­nes Geschirr, fein gesäubert, aneinander oder es glänzt dir die schneeige Fluth erfriihenden Milchtranls daraus entgegen. Drüben am Wege glibert am weichgeschmücten „Marterlkreuz“, das deine Andagt im „glaubenseinheitlichen“ Tirol nahezu von Schritt zu Schritt von neuem zu weden und zu stärken, zum minde­sten nicht erfalten zu lassen, bestrebt ist, eine Serie von Notenkrän­­zen, Heiligenbildern, einen Metallkreuzen zc., von frommen Gläubi­­gen gespendet, vor melden in inbrünftigem Gebet verfunfen ein Mütterchen In­et. Dafür aber sind Bursche und Mädels ringsum im schönen Sarnthale aufgewec­et, lebensfreudiger und nicht allzu bigott ; der freiere Geist der Städter drin in Bozen geht fdjier auch hier außen im Gebirge schon „um“ und fürwahr, "8 ist hohe Beit! Mancher freilich macht wohl noch jeden Bittgang, jede Prozes­­sion auf die steilen Klippen der Wallfahrtskirche zu St. Johann an Kofel (eines nahezu sennrecht aus dem Thale aufsteigenden circa 500 Fuß hohen Felsens) mit und plappert dabei laut seine Paternoster herunter; aber seine Gedanken weilen doch weit abseits von seinem Beten und verlieren sich wohl schon, wenn auch erklärlicherweise in höcít bescheidenem Maße, in den meltbewegenden Aufleuch­ten einer lichtvolleren geflärten Zeit... Und fest ruht dein Blid auf freundlichem Bilde. Im sanften, rings von mächtigen, meist dichtbewaldeten Berghöhen umschlosfenen Thalteffel, liegt, einer Voylle gleich, das Tieblich-traute Dertchen Sarnthein, zur rechten aus Tannenduntel anmuthig hernieder­­lugend, das Schlo­ßs gleichen Namens. Zwischen weißen schmuden Häusern ziehen, mit leisem Ge­muckel, die Erystall­laven Wasfer der Talfer durch das Stille" abseits allem Weltlärm athmende Dörfchen, ü­ber dem ein meihevoller, be­seligender Friede zu walten scheint. An diese Einsamkeit flüchten sich in gluthenvollen Sommer­­tagen sensitive Bozener, um Geist und Leib in reinstem Gottesodem zu neuem Leben zu rieden. Auch an wirthlichen Stätten fehlt es im Revier nicht; allen voran aber thut es der „Schweizer“, der bei staunend mäßigen Breiten ganz Vorzügliches bietet und daher mit vollem Necht einen guten Ruf weitum genießt... Eine prächtige Partie für aadere Fußgänger ist die über's Kreuy-Foc (5877); mälig, aber stet, geht es die dicht bewalde­­ten Berghöhen hinter Sam­tbein hinan. Dunkel umhüllt die idjuta­­len Pfade und lautlose Stille schwebt, nur leicht von dem Summten des Heinen Geb­iers gestört, oder von dem läftigen Sprudeln einer erfrischenden Waldquelle unterbrochen, über der eigenartigen­ Welt hies oben. ten Holzbaches, im en auf dem Miesengrün der Bergabhänge rafft in mühevoll den geringen Erlös für das Milchthier­ e hellagiieder, jauchzende SKernjodler, lafien fie ezu vergefien. Dort fpringen Ziegen felsaufwärts, verloren mu­­che Getlingel ihrer Schellen­enwelt hinaus... egen und weithin zieht ich vielfach breydenb. selen im Gehatten des

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