Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1881 (Jahrgang 28, nr. 99-123)

1881-05-23 / nr. 117

3 fe ae BE mi [E ···. Verfehleißlokalen.) ( r Ei ENTE EZ) | = Er a sei TR Mi. ® . . . Budapest, 23. Mai. = Die Ereignisse der gestwoche Haben die „Hohe zen so ziemlich in den Hintergrund gedrängt und uns um fü­r die Besprechung des Allerwichtigsten Raum begönnt. Eine Reine Nachlese dürfte daher nicht unwill- Tom­men sein. Zunächst wollen wir die Aufmerksamkeit Wiserer Loser auf die Judenverfolgungen "in Nufland Yennen. Der Appell, den Baron de Worts vor einigen­­ Tagen im englischen Parlament an die Hochherzigkeit des Kabinets von St.­James gerichtet, indem er dasselbe auf­forderte, für die bedrohten und verfolgten Juden in Südrußland ähnliche Schritte zu tun, wie sie sei­­nerzeit die konservative Regierung Englands für die bedroh­­ten Bulgaren bei der Türkei gethan Hat, it von der Re­gierung Gladstone’s nicht in dem Geiste aufgenommen wor­­den, in welchen er gedacht gerweten. Unter­ Staatssekretär Dilfe entgegnete zuerst, daß die Sudenverfolgungen in Rußland mit den Grausamfestsaften in Bulgarien, nicht in Parallele zu Stellen seien, da es bei den Iegieren die Truppen der­­ Pforte waren, gegen deren Benehmen zu remonstriren war. Die englische Regierung bedaure die vorge­fallenen Ausschreitungen in Südrußland, allein sie habe von seiner anderen Negierung eine Einladung erhalten, in der Sache zu interveniren und überdies Habe das russische Gouvernement selbst Maßnahmen ergriffen,­­ um den Unruhen ein Ende zu machen. Man wü­rde ent­­gieden irren, wollte man annehmen, daß bei Dieser Taxe Erklärung eine antisemitische Gesiimmung maßgebend gewesen. Der Judenhaß ist ein Gewächs, das auf englischen Boden nit­­et gedeiht, was in Wahrheit Herrn Dilke bestimmt haben mag, so zahen und sehüichtern in diesem Falle zu­­ reden, ist wohl hauptsächlich seine waffeifreundliche Denkart, welche die Idee, daß dem Petersburger Kabinet eine mar­ket­vorstellung zu machen sei, gar nicht zu fassen erzog. Auf das Andrängen des P­arlamentsmitgliedes Baron Bormd Hätte sich in dessen Sir Charles Dilfe nachträglich denn Doch veranlaßt gesehen, ein kleines Zugeständniß zu machen und mindestens die Erwägung der Frage, ob wegen zy gegen die Juden begangenen Gewaltthaten bei dem Petersburger Kabinet Vorstellungen gemacht werden sollen, in nahe Aussicht zu stellen. Es wäre natürlich antizipirt, ea man ideit das Resultat dieser Erwägungen heute irgend elege Bermuthlung aussprechen wollte. Man weiß ja recht gut, om die Partei Gadstone für Humanität, ja selbst , für Denechtigkeit zweierlei Maß Hat und daß sie zu Rußland nicht in derselben Tonart wie zu der Türkei sich zu reden Rita Ueberdies glauben wir, daß selbst eine ernste Bert­ellung des Kabinets von St.­James bei der Petersburger­egierung für die bedrohten und geschädigten Juden seinen Sonderlichen Effekt hätte. Wen die russische Regierung im Stande wäre, den Saubere ein Ende zu machen, so thäte sie es vielleicht von selber ; nicht aus Mitgefühl jr die Juden, wohl aber aus Nachsicht fü­r si selbst ;­en sie täuscht sich wohl nicht darüber, wer dann an die Reihe kom­men wird, wenn das mißvergnügte Bolt an den Auden sein Mindhchen gekühlt haben wird. Auch die anderen Mächte haben es bisher noch nicht für nöthig erachtet, wegen der gegen die Juden in Südrußland verübten Grausamkeiten bei dem Kabinet von St.­Petersburg irgend­welche Schritte zu tun; die Peters­­burger Negierung hat versichert, daß sie alles Nöthige ver än­haffen werde, um den Verfolgungen ein Ende zu machen, und daran hat man es genug sein Hafen, wiewohl jede neue Nachricht aus Sidrupland den Beweis erbringt, wie­­ wenig eigentlich mit dieser Verfijerung der russischen Re­­sserung gethan ist. Ja noch mehr! Ein Bericht aus Kiew vom 13. d., der uns dieser Tage zugegangen und der Haarsträus­chende Schilderungen der Verwüstungen bringt, Die der plün­ Beinde Pöbel in den beiden Tagen des 8. und 9. Mai an­gerichtet hat, beichtt uns, daß die Zivi- und Militär-Be­­hörden von Kiew ihre Schuldigkeit nicht in dem Maße ge­tan haben, wie man es in zivilisieren Staaten verlangen wide. Zumal die Polizei soll sich ziemlich passiv verhalten haben. Die Einbrüche in die Magazine und die Plünderung der W­arenlager geschah an vielen Orten in Gegenwart von berittenen Bolizisten und hinter dem Nieden der marschirenden Infanterie-Abtheilungen. Während die Meuterer das große Etablissement Brodsky zerstörten und plünderten, hielten auf der Straße unmittelbar vor dem Gebäude mehrere berittene Bolizisten, worunter ein Offizier, und unter der Menge waren mehrere Soldaten, die gemü­ch­­lich mit­einander plauderten und dem Schauspiele mit großen Gleichmth zusahen. Als vor der Andreaskirche ein Haufen flüchtiger Juden vorbeizog, stürmte die Menge auf sie ein und mißhandelte sie in der unbarmherzigsten Weise, ohne daß Die Polizisten, die auf dem Plage standen, auch nur das Geringste zum Schuge der Suden thaten. Daß die Heße planmäßig angestiftet war, ergibt sich aus dem vor ung Liegenden Berichte zur Evidenz und allgemein ist in Kiew der Glaube verbreitet, daß die Ucheber nicht in Kiew selbst zu suchen seien, sondern aus Moskau gekommen waren. Das rare Auftreten der Polizei hat vielfach die V­ermitdung gewelt, daß sie Instruktionen oder an­dere Gründe hatte, Das Treiben zeit­weilig gewähren zu lassen. Charakteristisch für die blinde Wuth der Meuterer ist die Thatsache, daß sie in der Vorstadt Demejewifa eine neugebaute israelitische Volksschule in Brand stehten und was das Feuer davon verschont hatte, mit eigenen Händen demolieten. General­­gouverneur Drentelen fuhr wohl mehrmals, immer unter starrer Cfforte, durch Die unruhigen Stadttheile, er suchte auch, die Plünderer durch Zureden zu beschwichtigen, aber in so mil­der nachsichtiger Weise, daß Die Leute sich wenig daran kehrten; sie riefen dem General Hurrah­ zu, schwenkten die Mitken und ließen ihn im Uebrigen vorüberziehen, ohne sich weiter um seine Worte zu Ti­mmern. Dem Gouverneu v. Helle, der die Erzedenten etwas energischer mahnte, riefen die Leute zu: „Du Dienst den A­uden, wir dienen dem Szar!" Der Vöbel glaubte demnach bei seinen Tätterlichen Terte dem Szar zu dienen! Bemerkenswerth ist die That­sache, daß die Konsuln von Deutschland, Oester­­reich-Ungarn und Frankreich sich veranlaßt fanden, am 9. Mai bei dem General-Gouver­­neur vorzusprechen und ih­n um Schuß für die in der Stadt lebenden Fremden anzugehen. General Drentelen beruhigte die Konsuln mit der Bereiche­­rung, daß alle Maßregeln getroffen seien, um weiteren Unnden und Plünderungen vorzubeugen. In der That wurde am folgenden Tage eine größere Militär-Abtheibung aufgeboten und auch die Polizei that besser ihre Schuldig­­keit als vordem. Wenn Militär und Polizei gleich am ersten Tage so ernst und energisch eingeschritten wären, wirde es wohl nicht so weit genommen sein. Ueber die Umstände, welche den jüngsten Regie­­rungswechsel in Rußland, die Resignation des Grafen Loris Melitoff und die Berufung des Generals signatieff herbeigeführt haben, erfahren wir aus Berlin, ah in diesem Falle der Wilfe des Ezars allein und aus­­­ließlich maßgebend gewesen. Kaiser Alexander III. sei jet sehon,in seinem Glauben an die Menschen so erschüttert, “daß er selbst seinen treuesten und exprobiesten Ministern im mehr traue. Es gebe nur zwei Menschen, zu welchen ex­­ fi Hingezogen fü­hle,­­ der eine ist sein ehemaliger Lehrer Probjedonoszeff, ein alteuffischer Fanatiker, und General Ignatieff, ein fanatischer Altrusse. Mit diesen beiden Ber­­sönlichkeiten habe der Ezar sein jüngstes Meanifest vom 11. Mai berathen ; der eigentliche Autor desselben aber war der bekannte Banflavist Katloff. Die Minister Loris­ Melikoff, Abaza, Nikolai, Walujeff erhielten ext wenige Stunden vor der offiziellen Publikation Kunde von dem Dokumente. Das genügte, ihnen ihre Ueberflü­ssigkeit zu erz­weifen. Sie reichten denn aug ihre Entlassung ein, die bereitwillig angenommen wurde, aber nur eine nach der anderen, damit die Affaire nicht zu viel Aufsehen mache und nicht ungünstig aufgenommen werde. Das Shidjal Midhat Bashaz, der unter der Anklage der Mitschuld an der Ermordung des Sultans Abdul Aziz steht, und, nachdem er auf dem fran­­zösischen Konsulat vergeblich Schub gesucht, fi dem tü­rki­­igen Militär-Kommandanten von Smyrra freiwillig gestellt hat, erregt begreifliches Interesse in der Türkei wie ander­­wärts. Die Trage, 09 Midhat Pafıya thatsächlich an der Ermordung Abdul Aziz? irgend­einen Theil hatte, ob er die That, wie er vielleicht hindern konnte, einfach geschehen ließ, muß vorderhand außer Diskussion bleiben, denn dar­­über kann erst nach genauer Kenntniß Der Untersuchun­g: Ergebnisse gem­iheilt werden. So einfach, wie die Pforte, oder richtiger gesprochen, der Sultan. Die Sache ansieht, steht sie niet und die Auffassung des Großheren, daß die Sucht Midhat Bajdas in das Französische Konsulat schon ei vollgiftiger Beweis seiner Schuld sei, wird schwer­­st) viele Gläubige finden. Midhat Pasda mag zu Die­­sen seltsamen Schritte vielleicht durch die Besorgunß vor der­­ Justiz der Türkei veranlaßt worden sein, in welche aller­­dings gewohnt ist, einen Verdacht des Sultans einem giftig erbrachten Beweise gleich zu halten. Ganz abnorm und von dem Herkommen abweichend erwies sich in diesem Falle die Halt­ung des französischen Konsulats in Smyrna und der Französischen Regierung überhaupt. Midhat Bajda Hat­ auf dem französischen Konsulat Schug gesucht und nachdem er zwei Tage dort verweilt, wurde ihm auf Befehl der französischen Regierung die Weisung, daß ihm das Asyl­­recht nicht gewährt werden könne, daß er viel mehr das S Konsulat zu verlassen habe. Bon einen Aylrechte kann unter keiten Umständen Die Rede sein ; ein solches Steht keinem Kons­ulat zu, wohl aber sind die Konsulatsgebäude insofern gefertigt, als sein Ber­waffneter Das Recht hat, im dieselben einzudringen. Dies Necht gibt den europäischen K­onsulaten im Orient in dei Augen der dortigen Bevölkerung ein außerordentliches Prestige, Das Die Mächte seit jeher eifersü­chtig zu Hüten ge­wohnt sind. Man erinnnert sich, daß im­ vorigen Jahre eine Magd des Harems auf der englischen Botschaft in Konstan­­tinopel Schuß suchte und da; Mr. Göfchen, troß allen Andringens der Pforte, die Auslieferung Dieter Berson verweigerte, wiewohl es ihm kaum gehlungen wäre, „genü­­gende Rechtstitel Hiefür aufzubringen. Frankreich war in dem Falle Midhat Paschas weit frupulöser. Ob dabei nur die idealen Rechtsgrundlage des Herrn Barthelemy Saint­ Hilaire, ob politische Nachsichten verstecter Art dahinter zu suchen, das bleibe dahingestellt ; das französische Kabinet hat jedenfalls korrekt gehandelt, wenn es auch bei seinem Vorgehen in diesem Falle die Sympathie, die man bisher allen Orten der Berson Midhat Pajdjas entgegengebracht hat, wenig berü­csichtigt hat. Wie uns mitgetheilt wird,soll die Pforte in förm­­­licher Weise mehreren Mächten die Erklärung gegeben habest,daß dc­s Prozeß gegen­­ Midhat Pascha vor den regulären Gemgten Und bei voller Oeffentlichkeit geführt werden wird und es soll diese Versicherung hauptsächlich bestimmend gewesen sein für den EntschlIiß der französischen­ Regierung,dem auf das Konsulat geflü­chteten Staatsmanate die begehrte Protektion­ zu versagen.Midhat Pascha selbst hat seine Flucht nach dem französischen Konsulat damit motivirt,daß er das Opfer einer persönlichen Feindschaft sei und daß er Grund habe,Gewaltthätigkeiten meis­­­tens der Machthaber zu­ befi­­rchten.In der That ist die Version viel verbreitet,daß der ganze Prozeß, der angeblich gegen die Mörder des Sultans ,Abdul Aziz gerichtet ist,n­ur deshalb eingeleitet­ worden sei,weil der Sultam einzelner Staatsmän­ier,die ihm zu mächtig und einflußreich wurden, sich gern entledigen möchte. Man sagt, daß Sultan Abdul Hamid so wenig wie irgend­­ eine andere mit den Balastgeschichten vertraute Persönlich­­keit im Geringsten über das Syidial seines Onkels Abdul Aziz jemals im Unklauen gerwesen. Wenn schon in Europa die Erzählung von dem Selbstmorde Abdul Aziz’ ungläubig aufgenommen worden, so sei dies in Konstantinopel selbst in noch erhöhten Maße der Talk gewesen und was die Pforte betrifft, so fan man eigentlich von einem Zweifel nicht reden ; denn dort war der Hergang vom Anfange an bekannt. Es missen demnach andere als dlos Gründe des Rechtes sein, die den Sultan Abdul Hamid veranlasset, in diesem Augen­­blicke einen neuen­­­ Prozeß in Dieser Sache einzuleiten und obenan unter diesen Motiven stehe wohl dies, daß die alte Feindschaft gegen Midhat leht, da dieser Staatsmann in Syrien zu Einfluß und Ansehen gelangt, von neuem er­­waht­et. Der Ausgang des Brozesses wird Licht in die Sache bringen. Vorläufig liegt für Die Freunde Midhat’s einige Beruhigung darin, daß das Ver­­fahren gegen ihn in Terrest legaler Weise unter den Augen der Oeffentlichkeit geführt werden soll. Eine eigenthünliche Seonie des Zufalles ist er zu nennen, daß der Saal, in welchem der P­rozeßt verhandelt werden wird, derselbe­ ist, in welchen Midhat Bajba als Großvezir vor vier­ Jahren die Berathungen des ersten und einzigen t­ürkischen Par­­laments eröffnete. In der Diner Hofburg herrschte schon in Früher Morgen­­stunde reges Leben. Um 5 Uhr wurden im großen Burghofe drei Balwagen mit den Koffern des Hofstaates beladen und noch vor 7 Uhr über die Margarethenbrücke zum Staatsbahnhofe hinaus­­befördert. Die Hofdienerschaft und die Hausbeamten folgten alsbald in Fiasern. Um 73­­ Uhr fuhren in geschlossenen Hofwagen die Hof­­selvetäre Kallay und König zum Bahnhof, etwas später die zwei Golffeure ihrer Hoheiten. In der Hofburg hatten sich übrigens zum Abschied keinerlei offizielle Personen eingefunden. Der Schloßhaupt­­mann und der Hofwagen-Inspertor (Beide in Parade-Uniform) über­wachten die Vorbereitungen zur Abreise. "s»·«— Um 774 Uhr nahmen­ ihre Hoheit in das Frühstück(aus Kaffee,Butter,Backwerk und Obst bestehend),um halbjahr empfing der Kronprinz den Kabinetssekretär König,welcher über die lau­­fenden­ Angelegenheiten referirte,kurz vorhale Uhr fuhren die geschlossenen Hofwagen für das kronprinzliche Paar und die Suite bei de m untern Trakte vor.Gleichzeitig ritten acht Konstabler in den Burghof und stellten sich spaliermäßig vor den Haupteingang auf. Ober-Stadthaupt­ na1 in Thaiß hatte sich schon umsehr Morgens in der Burg eingefunden,und sodann die Veranstaltungen za Einhaltung der Spalierordnung während der Abfahrt in den Straßen bis zum Bahnhof inspizirt.Gleich wie bei der Ankunft fun­­girtext Zivilkommissäre mit weißm Bandschärpeit als Ord­­ner.Konstabler schlossen den Zugang zum Burghofe ab,und eine Kompagnie Infanterie bildete von der Irgwache bis zur Reit­­schule Spalier.In den Straßen Ofens bis zum Brü­ckenkopf hatte sich seit sechs U­hr Morgens ein sehr zahlreiches Pu­blikitu­t,an Zahl nichtnm Vieles geringer als bei der Ankunft des kronprinzlichen Paares,versammelt.Vor dem Winter-Thore standen in Weiß und Rosa gekleidet die Zöglinge der Ofner Lehrerinen-Piknipara1idie,a­n Brückenkopf die Ofner Verein­e mit den Fahnen und der Ofner Vete­­ranen-Verein in Paradeuttiforen.Die Tribu­t1eke auf der Albrechts­straße waren ebenfalls okku­pirt. Um halb 911hr fand die Abfahrt statt.Mehrmaliges„Ge­­wehr aus!“ signalisirte, Daß die hohen Herrschaften die Appartements verlassen hatten und die Hauptwache trat in’s Gewehr. Am Fuße der Treppe warteten Hofburgpfarrer Erobst Hoffmann und defsen Kaplan . Ihre Hoheiten reichten beiden Herren zum Abschied die Hände, um sodann die Hofwagen zu besteigen. Zwei berittene Konstabler ga­­loppirten an die Tote der Kortege. Der Kronprinz ermiderte, während der Hofwagen sich in Bewegung febte, den Salut der Wache. Ihre Hoheit dankte mit weiterem Lächeln und wiederholten Neigen des Hauptes für die ehrfurchtsvollen Grüße der im Burg­­hofe stehenden­­ Hofbeamten und Diener Am nächsten Hofwagen folgten Gräfin Nostib und Graf Bombelles, in einem dritten die Hofdamen Balffy und Waldstein, in einem vierten die Flügel-Adjutanten Graf BALFF­H und Graf Nostig, in einem fünften offenen Flügel-Adjutant Major Eichen­­hager, nach dem Testen Hofwagen ritten abermals zwei Kon­­stabler. Das Publikum, welches nächst der Burgwache postirt war, begann jene enthusiastlichen El­eneute, welche die militärischen Ehren­­bezeigungen der Burgwache und des Militärspaliers bis zur Reit Thule ablösend, sich ununterbrochen bis zum Staatsbahnhof wieder­­holten. Das Fronprinzliche Paar dankte überall mit unermüdlichen, freundlichen Verneigungen.­­ Als um 6 Uhr Früh die Gafsen, beide in den von der Burg zum Bahnhof führenden Straßenzug einmünden, von einigen Batail­­lonen des 67. und 6. I­nfanterie-Regiments, wie aug von einer Eskadron Hukaren abgesperrt wurden, da faßten zugleich auch die Tausende und Zehntausende Bofto, die dem Fronprinzlichen Paare ein rotes Essen mit auf den Weg geben wollten. Die guten Leutschen hatten aber lange Spalter zu stehen, wie sie diesen Moment erlebten. Der leben Schuljugend und den Vereinen, welche mit Fahnen, manche aug mit klingendem Spiel, ausgerüdt waren und die von dem österreichischen Staatsbahnhof bis zur Kettenbrücke zwei nur hie und da unterdrogene Reihen bildeten, mußte die Zeit auch etwas lang werden, denn erst kurz vor 8 Uhr begannen die Wagen, welche Notabilitäten und die Cpiken der Be­­hörden nach dem Bahnhof führten, die Spaliere zu pasfixen. Einzelnen Equipagen, wie denen des Erzherzog X­o f­ef, des Prinzen von Boburg, des Grafen Lulus Andraffy, wurde von der ungeduldig gewordenen Menge lebhaft afflamirt; mit Spatexeffe wurde auch den riesigen Bouquets nachgeblich, die den­­selben Weg einschlugen; aber lange, lange währte es, bis inmitten der berittenen Polizei-Eskorte der gesproffene zweispännige Hof­­wagen sichtbar wurde, in dem das kronprinzliche Vaar fang. Kron­­prinz und Kronprinzessin. Beide sahen frisch und munter aus und Beide wurden­ nicht­ müde, freundlich und verbindlichst nach allen Seiten zu danken. Die Elfen-Rufe, die dem Wagen des Fronprinz­­lichen Paares voranbrauften und die ihm bis in den Bahn­­hof das Geleite gaben, übertönten laut die Trommelschläge des Generalmarsches und triumphixend streifte der Himmel die Tal­fensehleier ab, um den scheidenden Königskindern die Kapitale unseres Baterlandes im hellen Lichte des Tages zu zeigen. Luftig wehten nun auch Flaggen und Winkel vom­­ Triumphthor, das die Grenze des Walthner-Boulevard marsirte: die Scheidegrüße der Natur hatten sich mit denen der Hauptstadt vereinigt. Hinter den Hofiwagen aber schlugen die Wagen der Vollsmenge va zusammen und im Mu Hatte sich der vielgeschäftige, Lärntende Verkehr der abgesperrt geme­­senen Straßen wieder bemächtigt.­­ Die Abfahrt war auf 9 Uhr angelegt. Gleichwohl hatte sich, Dank der Dispositionen der Ober-Stadthauptmannschaft, von um 7 Uhr Früh der größte Theil der­ offiziellen Welt auf dem Berron des Oesterreichischen Staatsbahnhofes eingefunden. Wie jener Tc­laue Straefit, der sie berühmte, „ganz Prag gefoppt” zu haben, denn Alles habe ihm geglaubt, er heiße David, während er doch eigentlich Sakob hieß. So kann auch die Ober-Stadthauptmannschaft von. fi sagen, der Bevölkerung der Hauptstadt einen niedlichen Bären auf­gebunden, ganz Budapest um eine Stunde früher auf die Beine ge­­bracht und den Verkehr auf den Haupt-Kommunikationslinien um eine Stunde länger, als dies vernünftigerweise nöthig gewesen wäre, zum Stillstande gebracht zu haben. Von der glängenden Gesellschaft, welche zur Begrüßung des feier­denden Kronprinzlichen Paares im Hofwertesalon und vor demselben, auf dem Perron sich versammelt hatte, ist e­ [hier unmöglich Alle zu nennen. Da waren u. A. die Vertreterinen der hauptstädtischen unwohlthäti­­gen Frauenvereine, an ihrer Seise, wie au­ beim Empfange, Frau Bohus-Szögyenyi, eine zahlreiche Deputation des haupt­­städtischen Munizipiums und des Magistrats, geführt von dem Ober- Bürgermeister Rath, dem Bürgermeister Kammermayer und dem Bize-Bürgermeister Gerlóczy; ferner Minister-Präsident Koloman Tipa und Gemahlin, Kardinal Erzbischof Haynald, Graf und Gräfin Lulius Audraffy, Graf und Gräfin Sulins Szapáry, die Minister BPanler, Trefort, Szende, Bede Tovich, Drczy und Drbó Hy, Ministerialrath Ludwig v. Sefel­­faluffy, der Judex Curiae Georg v. Mailath und Gemahlin, der Präsident des Abgeordnetenhauses Thomas Bédy, Kronhü­ter Graf Georg Festetits, der Banus von Kroatien Graf Ladislaus Pejacsevich, Graf Skian Kegleviich, Gräfin Aladár Andráffy, der Gouverneur von Fiume Graf Géza Szapáry und Gemahlin, Graf Ivan Batthyán­y, Baron Georg Bánffy, der Landes-Kommandirende Baron Edels­­heim-Gyulai, Baronin Paul Sennyey, Gräfin Livia 3199, die Grafen Stefan Szapáry und Stefan Erdödy,, der Zipser Bischof Georg E3a$Ea, der serbische Bild Stojfonits, der Bischof Szabó von Szamos- Újvár, der siebenbürgische gu.-lath. Bischof Bancsa, Bischof Mihályi, die Reichstags- Abgeordneten Moriz Wahr­­­­mann und­­ Emerich . 9.0 nt a, die. Stadtrepräsentanten Mar Ritter v. Brüll, Lönigs Math B. 3. Weiß, Dr. Ludwig Takats, Ludwig­ Kauf, Martin H. Schweiger, Frau Ober-Bürgermeister Rad Räth, Frau David Bishib, Frau Paul Beres Frau Emerich Bekey, Freu Emrich Rupp öran Greger, Frau Birninger, Frau Hedwig Adler, Frau Kralovanoty, Fran Heinrich Schosberger, Frau Dr. Keppich Die Damen waren in einfachen, aber eleganten Straßen-Toiletten, zumeist mit Bindhüten a la Stefanie, erschienen, die Herren in ungariser Gala, hie und da auch, im Frad, die Geistlichkeit im Donat, die Mili­­täre in Kampagne-Uniform mit Csáfó, ohne Feldbinde. Um 84 U­hr fuhr Erzherzog So­fe­f mit der Erzherzogin Kolotilde, im Begleitung von Herren und Damen ihres Hof­­staates, vor, und wenige Minuten später trat auch der Herzog von KRoburg in Generals-Uniform in den Hof-Wartesalon ein, wo die hohen Herrschaften von den Bersammelten sympathise begrüßt wurden. Peägis 89­­ Uhr langen unter wanschenden Eisentufen des Publikums die Hofwagen in den mit Pflanzen geschmahvoll geschniitz­­ten Vorgarten ein und der Kronprinz, seine Gemahlin am Arme führend, trat, von dem Ober-Bürgermeister Rath und dem Bürgermeister Kammermayer begrüßt, — der Lettere überreichte der Kronprinzessin ein Herrliches, aus Orchideen, Audium, Bergigmeinnicht, tropischen Blattpflanzen, Maiglödchen, Stefanie Nofen und Marihak-Niiel zusammengefegtes Bouquet­­, in den Wartesalon, wo sich inzwischen die Damen zur Nerhten, die Herren zur Rinken aufgestellt hatten. Die Kronprinzessin sah wetzender und frischer aus denn je; man sah es ihren nedish-nächelnden Augen, ihrer munteren Beer gung an, daß sie sich in rosiger Laune befand. Sie trug ein dunkel­­rothes Kleid mit halblanger Schleppe, ein mit Spisen reich befestes Schwarzes Manteau und einen mit weißen Blumen gepusten Bind­er von gelbem Stroh. Der Kronprinz trug die Generals- Kampagne-Uniform mit Tihalo und war erfigtlich gleichfalls in jede guter Stimmung. Die Begrüßu­­ng des Ober-Bü­rgermeisters erwiderte er in sehr verbindlicher Weise,indem er zugleich bat,er möge es zur Kenntniß auch des großen Publikums bringen,wie sehr es ihm m­it Rücksich­t auf das zahlreiche Erscheinen der Bewohner­ der Hauptstadt leidthue, daß die Abfahrt von der Burgen Bahnhof nicht in offenem Wagen habe erfolgen können...Der offene Wagen-meintedethson­­prinz-war bis zum letzten Augenblick bereitgehalten worden,allein meine­ Frau hat sich in­ den letzten Tagen erkältet und ein leichtes Halsleiden­ zugezogen,so daß es mir nicht rathsam erschien,dieselbe im essenen Wagen dem­ Luftzuge,namentlich auf dee Kettenbrücke auszufegen. Ich bitte Sie theilen Sie dies den Herren von der Breffe mit, dennich möchteniht,daß man es als Ungebührlich pferd­ (illet­enség) auffalte, wenn wir uns der Bevölk­erung, die sich una suliche be­­mühte, nigt im offenen Wagen zeigten“ i­. Sodann hielten Ihre Hoheiten in der Ienfseligsten Meise Gerd­e. Die Kronprinzessin wandte ich den Damen, der Kronprinz den Herren zu. Der Erste, auf den Se. Hoheit mit freundlichem Händebruck zutrat, war Kardinal-Erzbistof 9­ay­na­ld, der glei zunächst der Shiv ‚Aufstellung genommen hatte Während­ des Gesprächs mit ihm gewährte der Kronprinz den Minister-Präsidenten Koloman Tipka und er­reichte ihm­ die Hand zum Grabe hin. Länger unterhielt sich der Kronprinz namentlich m­it dem Grafen Julius Andraffy, dem Judex Curiae Georg v. Mailath, dem Grafen Julius Szapäry, dem Unterrichtsminister Treefortu ud dem Banus Grafen Brejacsevich. Die Kronprinzessin Fonverfirte inzwischen mit siebensicü­rdiger Unbefan­­genheit mit den einzelnen Damen, von denen fast seine Einzige ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen fehten. Beide gaben wiederholt ihrer rende lebhaften Auschend über den Empfang, der ihnen hier zu Theil geworden war. Zu einer Gruppe gewendet, in welcher si­­nd Herr v. Svanka befand, meinte der Kronprinz, wie außerordentlich wohl, thuend ihn und seine Frau der Herzliche Empfang berührt habe. „Erw. Hogei­, erwiderte einer der Herren si verneigend, sind zu gütig; was äußern Glanz betrifft,f fanden wir wohl —”. „D, nicht doch” fiel der Kronprinz rach ein — selbst äußerlich war der Empfang ein außerordentlicher; das Magnaten-Banderium zum Beispiel findet feines Gleicher nicht Vebrigens ist es nicht so sehr der Glanz den Sie uns zu Ehren zu entfalten die Güte Hatten, welcher uns entgüdte als die B űr­me die Verstehtheit Der­ mir,im meter Stwerpen der Bevölk­erung begegneten“ ". Zu den beiden Präsidenten des Reichs­­tages gewendet,sprach der Kronprinz: Wir danken für die außerordentl­ sch herzliche AschrahmeJch bitte Sie sehr, die ihretchandanten,im ganzen Lande,­­Jedermann,mitzutheilen. Auf ihrem Rundgange durch den Saal wurde der Kron Prin­­zessin auch eine kleine Ovation zutheil.Frau Bohus-Szö­­gyeny,­die Führerin der Dame 11-Deportation,überreichte ihr ein­ wundervolles Bouquet, dessen herrliche Stefanie-Rosen mit Vergiß­­meinnicht garnirt, das Auge besonders fesselten. Ihre Hoheit dankte für diese Aufmerksamkeit der greifen Dame in so liebenswürdiger, herzlicher Weise, daß die Frauen ringsum ganz entzüdt und gerührt waren. Als das erste Abfahrtsignal gegeben ward, zeigte der Kron­­prinz seiner Gemahlin den Arm und Beide traten, von Liseneufen der draußen Stehenden herzlich empfangen, auf den Berren. Hier­ verabschiedeten sich ihre Hoheiten von dem Erzherzog Sofef, der Erzherzogin Klotilde, dem Herzog von Koburg, worauf sie si nohe­mals an den Ober-Bürgermeister wandten, zu wel­ Heim der Kronprinz die Hand reichend wörtlich Folgendes sprach: „ Wir danken für die wirklich außer­ordentliche, h­erzliche und glänzende Aufnahme; wir werden ihrer nie ver­gessen; es war Alles Sehr Shin herr­lich; Wir bitten Sig, wollen Sie Der gesammten Bev­ölferung D­ieser Schö­­nen Hauptstadt unseren h­erzlichen Dant zur Kenntniß bringen. Ein wahrer Elsensturm, der sich von dem Berron in den Saal “und von hier dur­ den Bahnhof auf die Straße fortpflanzte, folgte dieser Worten, die mehr noch durch die warme Empfindung, mit der sie gesprochen wurden, als durch den Sinn der Worte wirkten. Mit dem Rufe­ , Szerencsés viszontlátásra!" (Huf glüc­­liches Wiedersehen !) bestiegen nun ihre Hoheiten den Salonwagen, an dessen weitgeöffneten Fenster sie, von den Versammelten be­­geistert afflamirt, unablässig grüßend, vermeilten, bis der von­ den Direktoren der Staatsbahn Blazovich und Kopp geleitete Zug sich unter langanhaltenden stürmischen Elfen-Rufen in Bewegung fegte. 57 «. Unter Denjenigen,welche beid­e während des Cercles im Hof­­warte-Sahn von dem Kronprinzen durch eine längere Ansprache ausgezeichnet wurden,befand sich auch ein junger schmucker Konsular- Beamter:Emerich Räth,der Sohn unseres Ober-Bürgermeisters, derselbe,welcher den Kronprinzen aus seinc­eise in Egypten be­­gleitete, .­­ D Esste aus dem­ Ober-Bürgermeister Karl Räth,Bürger­­meister Kammermayer und Vize-Bürgermeister Gek­­löczy bestehende Deputation hat heute Vormittags dem Erzherzog Josef,dem Herzog August und dem Prinzen Philipp von Koburg,sowie dem Minister-Präsidenten Goloman v.Tipaje zwei Exemplare der anläßlich der Vermählu­­gs Kronprinzen geprägten Festmedaille überreicheJnn­de. Die wurde die Deputation, da­ Herr v. Tiha ablesend war, vom Minifterialratdp Tarfonid empfangen. .·. o al = I der heutigen unter dem Präsidium des Judex curiae Georg v. Mailatd stattgefundenen Sienng des Oberhauses wurden ohne Debatte die folgenden Gelegentwürfe votirt: über die Budapest-Semliner, die Szathmár-Nagybanyaer, Arad-Csand der Bahn, ferner über den Nachlaß der­­ an die Peresoraer Regulirungs- Gesellschaft verabfolgten Staatsvorschüffe und endli über die Zil­gung der auf der Haustaffe des Nationaltheaters lastenden Schulden. — Das A­bgenidm­etenhaus Halt am Dienstag, 24. d., Mittags 1 Uhr, Siung. ®­e­e. Die Aöreife des Kronprinzenpaares­ Die Schönen Tage Budapests sind vorüber; sie waren vorüber in dem Momente, als sich heute Vormittags um 9"/s Uhr die be­­m­anzte Lokomotive in Bewegung feste, um das kronprinzliche Baar aus unserer Mitte zu entführen. Ein Führer Morgen war auf die lette Gemitternac­ht ange­­brochen ; die verknäßten Fahnen hingen Schlaff und schwer herab und boten der letten Brise Trog; die Häuserdekorationen hatte das gestrige Gewitter an mehreren Stellen in Unordnung gebracht, von den messenden Laubgewinden begann bereits die Natur ihr Recht einzufordern und nur die Guirlanden aus Tannenreifern hatten ihr Grün inmitten der Staubmisere der Hauptstadt behauptet. Das Gesammtbild aber, welches die buntbeflaggten Straßen boten, war noch immer ein freundlich anmuthendes und unterschied sich kaum von jenem, den die via triumphalis des Tronprinzlichen Baares am Tage des Einzuges gebaten. . . in MP einge­­­wen

Next