Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1881 (Jahrgang 28, nr. 223-248)

1881-10-10 / nr. 230

"aus dem Bedü­rfnise der Budapest, 10. Oktober. — Wie gering oder wie hoy die Enthüllun­­gen des eben aus dem Orient zurü­ckgeführten „Tim­e“"­­Korrespondenten anzuschlagen sein mögen, so ist es unter allen Umständen nöthig, dieselben zur Kenntniß zu nehmen ; sie betreffen mehr als die österreichisch unga­­rische Politik allein, und sie werden jedenfalls noch einige Zeit hindurch den Gesprächsstoff in allen politischen Lagern bilden. Jener Korrespondent bleibt dabei, daß Oesterreich- Ungarn nach­ Salonid) vordringen werde, und, um seiner Behauptung größere Wahrsceinlichkeit zu Teihen, versucht er den Nachweis, daß Oesterreich-Ungarn nicht anders werde können, welche Thefe er allerdings weniger­­­esterreichisch - ungarischen Monarchie demonstrirt, als aus der Unfähigkeit der Kleinen Balfanstaaten, sie aus eigener Kraft staatlich zu organisiren. Der Korrespondent, der seine Mittheilungen nicht aus einem bestimmten Orte datirt, und von den „Zimes" selbst immer nur­ als „der Fürzlih aus dem Orient Zurückgefehrte" bezeichnet wird, versichert zunächt, daß seine An­­gaben über die österreichisch-ungarische Orient-Politis der offizice Erklärungen unterstüßt werden, die ihm persönlich gemacht wurden und bezüglich deren, sowie bezü­glich der Zeit und Art ihrer Veröffentl­ichung er die volle Verantwortung übernimmt. Der Korrespondent sagt nicht, von wem diese offiziellen Erklä­­rungen ausgegangen und es ist deshalb wohl erlaubt, ü­ber den Werth derselben einige Zweifel zu hegen ; denn Seder- Mann wird zugeben, daß offizielle Erklärungen über­ die Österreichische ungarische Politik nur dann von Bedeutung wären, wenn sie von maßgebenden P­olitikern Oester­­reich-Ungarns herrühren würden, daß sie aber zur Bedeutungslosigkeit herabfinden, wenn sie etwa von der griecischen, türkischen oder sonst einer Negierung dieses Sclages ausgehen. Der „Fürzich aus Dem Orient Zurücgekehrte wendet ich sodann gegen die in unseremn Dlatte enthaltene Mittheilung, daß Oesterreich-Ungarn wäh­­rend der besten griechisch-türkischen Verhandlungen sich Mühe Gegeben Habe, Prevefa für Griechenland zu gewinnen, «8 demnach nicht Fü­r sich) reserviren wollte. Er findet diese Aeuße­­rung nam. Mag sein, wir wollen den Ausdruch pas­­siren lassen; aber wir künnen ihm­­ versichern, daß in der Naivetät Diesmal die Wahrheit steht. Dian kann über Auffassungen und Meinungen rechten, aber über Th­atrachen kann er seinen Streit geben und die Bemühungen der österreichisch - ungarischen Diplomatie, um Brevera den Griechen zu verschaffen. Ber­emühungen, die wir unsererseits nicht einmal billigen möchten, sind nun einmal eine Thatsache. Die weitere Behauptung des Korrespondenten, daß Desterreich-Ungarns Pläne auf Salonid in der Levante jedem journalistischen und politischen Agenten wohl belaunt seien, ist jon im heutigen Frühblatte von einem Wiener Korrespondenten gewürdigt worden, wir haben seinen Bemerkungen nichts hinzuzufügen. Es erübrigt uns nur noch über den meritorischen Theil der Auseinander­­legungen des „Fürzlich aus dem Orient Zurückgekehrten" einige Worte zu sagen. Er versucht es eingehend darzulegen, daß die verschiedenen Staatengebilde auf der Ballanhalbinsel nit die Eignung besigen, sich auf autonomer Basis zu entwickeln, er bemeist dies bezüglich der Bulgaren, der Albanesen, der M­ontenegriner, ja er nimmt selbst die Griechen - hievon nicht aus. Dieser Theil seiner Dar­legung ist in der That, wir räumen: ‚dies vollständig ein, so instenftiv, wie interessant. Die Antipathie der Nacen — sagt er — sei nicht das einzige Hinderniß der autonomen Entwillung Dieser Länder, es seien vielm­ehr dort absolut Feine Institutionen vorhanden, auf welchen Staaten gegründet werden können. Eine staatliche Organisation dieser Namen sei nur denkbar unter der Aegide einer Macht, welche bereits Die nöthige Organisation, die nöthigen Institutionen und die gehörige Autorität besiße. Diese Macht könne seine andere als Oesterreich-Ungarn sein. Sie werde in der Erfüllung dieser Aufgabe am wenigsten der internationalen Eifersucht ausgelegt sein, und außer Italien werde sein Staat Ursache haben, über die Bei­­legung seiner I­nteressen zu sagen. Wie der Wider­­­­pruch Italiens beseitigt werden sol, darüber schweigt der ‚Korrespondent, dessen Ausführung also eigentlich mit einem großen Fragezeichen schließt. Wir bemerken noch, daß Die Redaktion der „Zimes" die Darlegung ihres Korrespon­­denten diesmal so wenig, wie das erstemal anerkennt. Das Cityblatt sagt diesbezüglich: „Unser Korrespondent­ schreibt mit der Autorität eines Mannes, der den Orient wohl rennt, aber wir sind weit entfernt, zuzugeben, daß seine Ansichten auf allgemeine Zustimmung rechnen können." Die „Times” führen dann weiter aus, daß der Vormarsch Oesterreich - Ungarns gegen Salonic­ nicht in Ueber­­einstimmung wäre mit der Orientpolitik der gegenwärtigen , englischen M­egierung, wie sie von laostone bei mehr als einer denkwürdigen Gelegenheit definiut wide, “noch auch im Einflange mit den Wiünschen der verschiede­­nen Balkanwölfer. Unmöglich sei es, vorauszusehen, was im Orient sich ereignen werde und Niemand könne sicher sein, daß der Status quo wirklich dauernder Natur sei, aber die von dem Korrespondenten in Aussicht gestellte Lösung könne nur sehr zögernd aufgenommen werden. Uebrigens, schließen die „Zimes“, sei Die behauptete Entwicklung der­ster­­reichisch-ungarischen P­olitik nicht von heute und nicht von morgen­­ der europäischen, sondern von der afrikanischen Kräfte des Orients und dahin möge die englische Negierung ihr Augen­­merk richten, die nächste orientalische Sorge komme nicht von. = Der vom Moreg-Komite der gemäßigten Opposi­­tion ausgearbeitete Adreß-Entwurf wird — wie , Berti Naple" mit theilt — heute der Partei-Konferenz vorgelegt werden. Der Entwurf­­ verbreitet ich ausführlich über die wichtigeren Reformfragen und imgi­t auchh, daß in der gemein­samen Armee die erforderlichen Ver­fügungen zur Sicherung eines konstitutionellen Geistes in der Armee getroffen werden. e > . Tagesweuigkeiten. Persionaln­achrichten­ Der Landeskomman­­dirende Baron Edelshbeim-Gyulai, der, wie gemeldet, an der Gesichtsvase erkrankte, ist, wie wir mit Bedauern erfahren, noch immer nicht hergestellt. Gestern trat der Rothlauf plößlich mit erneuerter Heftigkeit auf, indessen hat sie heute das Befinden des Patienten w­esentlich gebessert. — Magistratsrath Nupp wurde von Seite der Negierung an Stelle des Reichstags-Abgeord­­neten Mlerander Orkagh zum Referenten des hauptstädtischen Bau­rathes ernannt. — Dr. Adolf Ag­ai weilte finzlich in OGra­n, wo er zum Besten des kaufmännischen Selbstbildungs- und Kranten­­unterftügungsvereins eine lebhaft afflamische Borlefung hielt. — Der Stuhlrichter Andor Szentágh, der Sohn des Bizegespans des Gömödrer Komitats, hat sich mit Frl. Alementine Szent­­iványi, der Tochter des Abgeordneten Árpád Szentiványi, vermählt. Baron Bau­ Sennyen) hat, wie der „Welt: ungar. Grenzbote“ meldet, an den "Wahlpräses des Presburger I. Wahlbezirks, Herrn Dr. Moritz Pißtorny, in Beantwortung des Schreibens, mit welchem der Wahlpräses ‚Sr. Erzellenz das Wahl­­. Brotofolf übersandte. Die folgenden Zeilen gerichtet: »Geh-:geehrter Herr Wahlpräisident Mit großem Danke und 99 Hodautung habe ich das an mich gerichtete geschäßte Schreiben en Box N­ie ee b.­­ - B ’-’..«« s »«’-J«x .—’« Ist — EZ (Einzelne Hummern 3 Ez. ) ES 36 in allen j, . . .. .— Montag, 10. Oktober G 18 des geehrten Ba Präsidenten empfangen, in welchem Sie mir nebst der Einsendung des Wahl-Protokolls auf noch jenen Beschlus und Wunsch meiner geehrten Wähler mitzutheilen so gütig waren, daß ich meine Deputirten stelle, obwohl ich in Folge meines Gesund­­heitszustandes die Pflichten derselben vorderhand und für eine län­gere Zeitdauer nicht zu erfüllen vermag, dennoch behalten möge, i­c beuge mich vor dem Wunsche meiner Wähler, und da die Aerzte übereinstimmend der Ansicht sind, daß meine Gesunden­, wenn auch erst nach längerer Zeit, aber doc gänzlich hergestellt wer­­den wird, habe ich das Wahlprotokoll als mein Deputirten-Zertifikat dem hochgeehrten Abgeordnetenhaus vorgelegt und um einen jeden monatlichen Urlaub angefügt. s­a, 39 ersuche Sie, geehrter Herr Wahlpräsident, vor meinen Wählern der an, meines aufrichtigen Dankes zu sein, den ich ihnen für dieses neue Zeichen ihrer Huld, ihres Vertrauens und ihrer Anhänglichkeit schulde, und wollen Sie mich), ich bitte Sie darum, wegen der Verzögerung dieser meiner ehrsuch­tsvollen Ant­­wort entschuldigen , da ich­h­ünschte, daß sie der unmittelbarste Ausfluß meiner persönlichen Gefühle sei, mollte ich sie selber, ‚wenn auch mit zitternder Hand, niederschreiben ; hiezu aber mußte ich ab­­warten, bis meine sehr geschwächten Kräfte sich in etwas gebessert haben, Empfangen Sie, hochgeehrter Herr Präsident u. |. m. Baron Paul Sennyey m. p. Abgeordneter des I. Wahlbezirkes der Königl. Freistadt Brekburg." (Todesfall) Der Sekretär des Landes-Agrikultur­­vereins, Dr. Stefan Mo­ró­cz, ist nach längerer Krankheit — er litt an einem Herz- und Nierenübel — heute Früh in seiner im „Kötteler“ befindlichen Wohnung gestorben. Stefan Morócg3, der 63 Jahre alt geworden ist, gehörte seit Jahren zu den geachtetsten­­ Bürgern der Hauptstadt und versah er auch seit Jahren das Amt eines Wahlpräses im IX. Bezirk. Als Sekretär des Landes-Agrikul­­turvereins wie als Redakteur der „Gazdasägi lapok" hat er sehr viel gethan zur Förderung der astronomen Kenntnisse unserer Land­­wirthe und zur Hebung der Landwirthsschaft selbst. Auch die zahl­reichen Ausstellungen landwirthsschaftlicher Brodukte und Maschinen, die in Den legten Sahrzehnten bei ung veranstaltet wurden, hatten Stefan Moröcz theils zum erfinderischen Initiator theils zum eifriger und unverdroffenen Förderer. Anläßlich seines Scheidens haben die ver­­schiedenen Institute, an deren Leitung der Verblichene betheiligt war, so das „Rötteler”-Gebäude, der Oekonomenflub u. |. wm. die Trauer- Fahnen ausgeftet. Dr. Mo­ró­cz hatte im Laufe der Jahre vom König den Titel eines 1. Nathes und das Ritterkreuz des Franz Sofef-Ordens erhalten. Das Begräbnis findet am Mitwoch um 2­, Uhr Nachmittags statt (Feldmarschall- Lieutenant Gusav Freiherr Weßlar von Blankenstein,) Inhaber des 16. Infanterie-Rregiments, tt — wie uns aus Wien gemeldet wird — heute gestorben. Baron MWeslar von Plankenstein war im Jahre 1866 Militär-Truppenkom­mandant von Triest; er hat ein Alter von 69 Jahren erreicht. Der h­auptstädtische B Verwaltungs-( fd u B) hielt heute Vormittags 109 Uhr ter dem Grafi Ober-Bürgermeisters 51 at bh jeinte diesmonatliche Situng. ee zu Beginn derseiben angemeldeten Umläufen ist eine Instenktion des KommunikationsPiü­flers, die Kollandigung von Staatsbauten betreffend, zu erwähnen. Mach Erledigung­­ dieser Gegenstände folgten die Weonatsberichte der Sachreferenten. Dem­ Berichte des Ober- Stadthauptmanns zufolge sind im jüngsten Monat, 1011 Yndividzen detenirt worden; von Densslben wurden 130 der Staatsanwaltschaft, 56 dem Bezirks-Strafgericht übergeben und 250 nach ihrer Heimath abgeschoben. Uebersäle auf offener Straße kamen 5 vor. — Aus dem Berichte des Steuerinspektors erhellt, daß im Monat September an den Steuerkarsen 286.749 fl. 80 fl. 5. i. um 31.805 fl. weniger als in dem­ korwrespondtreichen Zeitraum des vorigen Jahres eingingen. Der Schulinspektor berichtet, es sei jener der­ Zudrang zu den gan­z städtischen Schulen so groß gewesen, daß in den Elementarfiliure zehn P­arallelklaffen und zivei Bürgerschulen, errichtet werden ! — Hach dem Berichte des sädtischen Oberphysik­s war­ der Geht­heitszustand zum abgelaufenen Utonar günstiger als im M­onat August; die Diphtheritis hat in der Hauptstadt ab, der­ Typhus dagegen zur genommen. — Die Berichte der übrigen Saghpreferenten­ enthielten nur statistische Ausweise, die jedes Snteresses entbehren. — Hierauf folgten Militär-Wigelegenheiten und Stelue je privater Natur. (Die haufptstädtische«Finanzkommissc033) beschloß heute,vont­rei kc erst vor zwei Wochen gefaßten Pefchlune wieder abzugehen und dec Sitzungencjub­ künftig hin Vormittags um 10»Ul­ rzug·.11ten-Sodam·1«same­ claufende Verwaltungsmr gelegen­heitgnzurchhaixdlukkg.Gin Kauf anbot Fcuf das städtische s Haus Wasserstadt,Vanpuganch,sodann auf de Schneider’icl­eBc1usclle In der Königsgassetuktrde als ungenügend zurü­­ckge1riesen.Sodann wurden mehrere Kom­teszxxrdjlicuxsiog der vicrpcischen cuftäzstigen Rechnungen bestelltx und die Budå rigizia nur die Lizitatio x des KL- lexis schendgguscs in der Mill.lorgane festgestellt.Damit wardie ,Sitzungzu En»dc. « ,­­(Der Hauptstädtisch qurcru)hält am Dienstag, I1.d.,Nachmittags-ZUl­ r,eine Kon-ferenz. (Der Budapester Advokuten­­klub) hielt gestern unter Borsig Cmerich Baintners in den Loyalitäten der Novolatenkammer seine konstituirende Generalversammlung ab. Gegenstand der Versammlung war die Wahl des Bureaus, welche folgendes Resultat hatte: Zum­ Präsidenten wurde Johann B­u­­­rian, zum V­izepräsidenten Alois Unger, zum Gekretär Béla Bernát, zum Delonomen Emerich Baintner, zum Kajsier Verander Novak, zum Anwalt Karl Morzianyi, zum Bibliothekar Ivan Boffänyi gewählt. »« Der Budapest, English Gonversation Club­ hat seine Loyalitäten im Haris-Bazar, 1. Stod, der namen­haften ‚Zunahme seiner Mitgliederzahl entsprechend, erweitert. Der Eröffnungsabend in­ dieser Satifon „a social evening" findet am Mittwoch, 12. d., Abends 8 Uhr, unter Boreit­­ des Klub-Präsidenten Ian Bulkry statt. — Gäste sind gern gesehen. A Die lingarische geologische Gesellschaft­ hält am 12. b. Nachmittags 5 Uhr im Akademiepalais eine Gage­­igung mit folgenden Vorträgen: Dr. Jam Shajarzik: „Schemische Analyse des Aplit von Schemniß“. Béla v. §niey: „Geologie Notizen aus dem siebenbürgischen südlichen Orenagebirge.” dugo. Sztevényi: „Miemitischer Trachyt den Lörinert.” Nach der Fahfisung findet eine Situng des Ausschusses Statt. Wahlnachrichten. Nachdem Karl Eötvös das Mandat des D.-Becseer Wahlbezirkes zurücgelegt, haben die Wähler der Drtigast Apostag, welche zu diesem Wahlbezirk ge gehört, gestern eine Konferenz gehalten, in welcher beschlossen wurde, Dab zur Wahrung des Friedens in der Gemeinde die Minorität sich der Kandidation der Majorität fügen werde. Sodann wurde Niko­laus­­ Sanlovich, EROS der liberalen Partei, als Kandidat ausgerufen. — Sun Bétés S­GB Saba , dessen Mandat Graf Albert Apponyi Deren hat, wird von Seite­ der liberalen Partei Michael Zi­lin BLy Fandidirt. — Wie „Elleher”­ erfährt, hat sich Nikolaus Bartha für das Klausenburger Mandat entschieden. — Die gemäßigte Opposition 08 Wahlbiziries Batfa Hat ich am 8. 5. M. fonstituirt und­— wie „Magyarorkäg“ mittgeilt — Franz Ehorin zu ihrem Kandidaten ausgerufen... Zum neuesten Polizeistandal.) Die angebliche tie Biringer bedeutet einen Polizeistandal, der auf unsere Sicherheitszustände ein überaus trau­­riges Licht wirft. Someit bisher festgestellt wunde, i­ die ganze Entführungsgeschichte eine Erfindung des Polizei-Agenten Naggione, welcher die Gaunerin nach Ofen zu erfortiren hatte; demn meder der P­olizeiposten an der Ehe der Dorotheagasse, noch der am Rettern brüdentopfe hat um die von Haggione erwähnte Stuinde Hilferufe gehört oder, einen Menschenauflauf bemerkt, "der­ eine so erregte Szene, wie sie Naggione schildert, unbedingt nach sich gezogen hätte. Wahrscheinlich is, daß Naggione, von Völczer betrogen, die Gaunerin einfach entlassen hat. Folgende Umstände behtärten diese Anwohne : Nachdem Pöltzer mit seinem Antrage, man möge seine Konkubine gegen eine Kaution von 1000 fl. auf freien Fuß jegen, vom Konzipisten Ficher aus dem Zimmer gewiesen und auf Befehl des Lehrern dur­­wei Trabanten aus dem Polizeigebäude buchstäblich h­inausgeworfen wurde, kam er nach einigen Minuten wieder in das Polizei-Gebäude zurü­e und man sah ihn im Hofe der Ober-Stadthauptmannschaft mit dem Kerkermeister unterhandeln. Kaum zwei Stunden später wurde die Biringer zu Fuß unter Esforte Raggione­s, der sich selbst erboten, die Frau zu eskortigen, nach Ofen abgeführt. Die Lade scheint also zwischen V­öltzer, Raggione und dem Kerkermeister abgefartet worden zu sein, da es sonst unerklärlich wäre, wie Völtzer es unterlassen konnte, das Weib, das er sprafend geliebt, auf seine Kosten per Wagen nach dem Gerichtsgebäude eöfortigen zu lassen. Naggione ein Italiener, der bei der Polizei schon seit mehreren Jahren al unbesoldeter Agent bedienstet ist, meint und sanmert fortwährend beim Verhör; er be­theuert seine­ Unfguld und schwört, nicht reden zu dürfen, weil er Kiew an den Kompromittiren wolle. Jedenfalls wäre es nothiwendig, ihn in ein anderes Gefängniß zu bringen, da im Bolizei-Gebäude der Keffermeister, der aller Wahrscheinlichkeit nach sein, Mitsehuldiger it, jeden Augenblick mit ihn prechen und ihn nach seinem Ontdin­ fen informiren kan. . .Polizeinachrichen.) Der 23jährige Schriftfegerileriis R5z 148, aus Nemes-Aranyos gebürtig, hat sich gestern Nachts eine Kugel duch Die­ Brust geschaffen ; ins Hochusspital­ überführt, gab er als ‚ Entführung der Gaunerin Marie Motiv seiner That an, daß sein Bruder durch die Amputation seines Fuges arbeitsunfähig geworden, er allein aber nicht fähig sei, seine mittellosen Eltern zu erhalten. — Der Nachtwächter August Milan hat gestern seine Frau mittelst eines großen Kiüchenmessers tödtlich verwundet ; laut Aussage der Aerzte dürfte die Frau in 5—6 Tagen der erhaltenen Wunde erliegen. Verhaftete Banfnotenfärfolger.­ Auf dem Markte zu Tordi-Szt.­Milles wurde am 2. b. MR. der Karczager Wagner Stefan Bojtó wegen Banfnotenfälschung ver­­haftet. Man fand bei ihm, wie man dem , B. Hirlap" schreibt, zwei gefälsche Hundert-Gulden-Noten. Bojtó wurde für einen Banderei-Kommissär sofort vernommen und auf Grund seiner Geständnisse verhaftete man­ noch in derselben Nacht die ganze Bande. An der im Geyeler Hotter gelegenen Parkser Csárda über­­raschte man den nach Madaras zuständigen Valentin Barga Nagy, bei dem man eine Banknotenpresse, Kupferplatten, Sticheisen und zwei Kilogramm Farbe fand. Bei seiner Gattin in Madaras fansirte man 21 Grad Hunderter-Falsifitate und eine zur Hälfte gezeichnete Zehn-Gulden-Note. Die Banknotenfälscher wurden am 4. 9. M. der K­arczager Staatsanwaltschaft übergeben. ar Selbstimorde) In Broos hat sich ein junger Schauspieler Namens Michael K­­epcsényi, Mitglied der gegen­­wärtig dort spielenden Nyéti den Wandertruppe, am 2. d., Abends, einhohfen. Der Ungläckiche, welcher erst nach zwölfltindigem schredlichem Leiden verschied. Hiterließ fünf Briefe, darunter einen an seine Mutter, welcher folgendermaßen lautet: „Ich eine, Mutter! Wenn Sie diese Zeilen empfangen, bin ich vielleicht nicht mehr unter den Lebenden. So mollten es die­­ Menschen. Viel Freuden habe ich ihnen — ich meiß es — Zeit meines Lebens ohne dies nicht bereitet; meinen Bruder Ludwig werden Sie nun um so lieber haben. Wenn Sie mich geliebt haben, so bemeinen Sie Ihren Sohn Michael." Das Leichenbegängniß des unglüc­­k­en Sünglings hat am 4. 9. unter allgemeiner Theilnahme statt­­gefunden. — Der junge Mediziner Mor Nánáfi, ein Sohn des Bürgermeisters von Turfevi, Hat sich am 5. b. in Szolnot erhoffen; in seinem Zimmer fand sich ein­ Schreiben vor, in welchen er den Komitat-Notar bittet, „jenen traurigen Fall seinen neben guten Eltern mitzutheilen”. Wie’ n erlautet, Toll der junge Mann einem amerikanischen Duell zum Opfer gefallen sein. — In Sillein hat sich dieser Tage ein Gymnasiast J namens Bee „wegen einer unheilbaren Krankheit” erschoffen­­(Ino der jüngsten Kongregation der Komi­­tate Hajdu) gab es eine Heine Skandalszene. Im vorigen Jahre hatte der Bürgermeister von Dorog, Nikolaus­ N­aga, beim Komi­­tat eine Anklageschrift gegen Michal Gá­­, Waisenstuhl-Präsidenten und vormaligen Präsidenten der Debrecziner Unabhängigkeits-partei eingereicht, in welcher er diesen der Testamentsfälschung 26. beschuldigt. Die Komitats-Kongregation hat damals die Anklageschrift im Wege des Komitatsfigtals dem Gerichtshofe zugemittelt. Der Gerichtshof hat Gál von den Anklagen freigesprochen, worauf die Kongregation des Komitats Hajder aussprach, sie erwarte von Michael Gál, daß er gegen Nagy, der die Anklagen wider ihn erhoben hatte, die gericht­­ligen Schritte einleiten werde. In der am 7. b. stattgehabten Kon­­gregation hat nun Michael Gál eine Erklärung vorgelegt des In­­halts, daß er wegen den Ankläger die gejeglichen Schritte eingeleitet habe, jedog mit seiner Klage, weil verspätet, auflüd gemiesen worden sei. Die Kongregation nahm­ diese Erklärung mit Bedauern zur Kenntnis. Da erhob sich das Ausschuß-M­itglied Martin Cziner und erklärte, w­­önne die Aeußerung Gal nicht zur Kenntniß nehmen 1010 e,­insolange sie Gal von den im „Ehreßte“ gegen ihn erhober­nen V­erhhuldigungen nicht purifizier, mit ihm nicht im nämlichen Saale Play nehmen. Diese­ Erklärung rief einen Tolostalen Lärm hervor. GAL verließ den Saal. Nun sprachen Mehrere zur Gage pro und contra. Enclidy sprach der DObergespan als Bejüluk aus, doch nachdem der begreifende Beamte gegen die im Wege der Breife wider ihn erhobenen Beschuldigungen binnen zwei Jahren die SienHts­­mittel ergreifen fand, von der Reuberung Grimer’s seine Notiz ges­nommen werden könne. Damit war die Affaire abgeschlossen. Disziplinar-Untersuchung gegen einen Bürgermeister) Der Birgsmeitr von Zenta Olefan­miháltovics wurde am 5. d. M. seiner Stelle enthoben und hat der Sumitat3-Oberfiskal gleichzeitig gegen­­ ihn die Disziplin ars Untersuchung eingeleitet. Die gegen Miháltovics vorliegenden Klagen sind Sehr ernster Natur; so wird ihm u A. zur Haft gelegt, die Beistrebung verschiedener Ministerial-Verordnungen, welche gegen seine Privat-Interessen verfließen, verweigert und sich der Drdte der vorgelegten Komitatsbehörden widerlegt zu haben. Zum jubit. Bürger­­meister wurde der Magistratsrath Lukarenvics ernannt. Mufterw­einlese­ AnT.d.hat in Kisharat im Weingarten der Toplanger Belisung des Herrn Heinrich v. gévagy eine vom Regierungskommissär Yulius MiEler angeord­­nete Mufterweinlese stattgefunden. Nach der Begrüßung auch den Kommissär und einem interessanten­­­ortrag des Wanderlehrers Koricsansky begann die M­einlese. Nachmittags wurden Berfuche mit Maschinen gemacht, wobei Die des Vabrikanten Szabó den größten Erfolg erzielte. Später vereinigte ein glänzendes Diner die Gäste im Hause des Herrn v. Levay. Anmwetend waren u­. A. der Obergespan und Pizegespan des Raaber Komitats, der Esprnaer Hrobít und sonstige Honoratioren. Der Hausherr erhob sein Blas auf Sene, welche die Weinlese entritten, sie ausführten und forder­­ten: auf die Negierung, den Agrikulturverein und Die Komitats­­behörde; der Negierungskommilsär gedachte der großen D Verbienste Levay’s um die Volfswirthschaft des Landes. Noch wurden zahlreiche Toaste aufgebracht, worauf die Gesellschaft in gemüthlichster Gt­m­­­mung auseinander. (Sport) Man sihreist uns aus B­ardubig vom 9.9.: Die heutigen Pferderennen verliefen mit folgenden Resul­­taten: Den Kriterium- Preis Graf gewann Hugo siegte Baron Gustav Hendel’s „Samilla“ wurde Zweites. — Den Bladruber Preis v. Blastovic ®? „Gyöngyniräg“, Desfelden , Bizarr" wurde Zweites. — Im Steeplehaje Jaques Schamel’s „Viktoria“ im Canter, Nitter v. Ellinger’s „Trompeter“ wurde Zweites, „Broadway Swell“ des Grafen Nikolaus Esterházy gewann Graf Rudolf Kinsty’s "Altitude" gegen Baron Feliz Ad­renthal’s „Worcester“, Fürstentrums vorgegangen sind, wo in der ersten Zeit ihrer Befrei­­ung jeder Minister und Rath mit seinem Rivalen um den lab rang und dachte, den Fürsten nach Yelieben senken zu können. Sich, Kgnatieff zum Fürsten zu nehmen, wird den Bulgaren Europa nicht mekrátiert, weil Ignatieff an und für sich die Armee und die Mach bedeutet, vor der sich große und mächtige Staaten fürchten,­­wie das auch unlängst zu ersehen war, als man von dessen Einfegung an Stelle des greisen Gortscharoff sprach ; in Europa prophezeite mr allgemein das Verderben, sobald nur die Fäden der ee Po­­­ittÉ in die Hände Ignatieffs gegeben werden. Wenn es aber auch den Bulgaren gelingen würde, ihren Wunsch zu erfüllen, so würden sic)­as dann Leute finden, die mit irgend etwas unzufrieden sein würden. Nun möge der bulgarische Bruder höre,wie es mit xms in Bosnien steht. » ·· Uns hat Ignatiesf die Autonomie·zugesagh die»wir stets ger woünscht haben. Die alten Sünder, nämlich die europäischen Diplo­maten, haben aber beschlossen, daß wir nur eine Herrschaft für eine andere eintauschen und daß bei uns Alles beim Alten oder Aergeren bleibe. Die wuffische Drupation in Bulgarien hat Wunder ge­­wo­rkt , aus eigenen Mitteln und mit eigener Mühe haben die M­uffen in einem Sahre einen wenn an kleinen, aber doch nach westeuropäischen Muster eingerichteten Staat gebildet, der bewun­­derungswerth ist dort, wo die türkische Barbarei fünf Jahrhunderte lang Alles nur zerstört hatte. Was hat aber in Bosnien und der Herzegovina während dieser drei Jahre die österreichische Dffu­­pation geb­ban? Dieselbe hat Elend und Unglück selbst in jene reife des nationalen Lebens gebracht, welche von den Türken geschont wurden. Die Dflupation hat nach Bosnien eine ganze Armee Beamten von allerlei Sorten, verschiedene herabgekomm­tene Bar­one und aller Welt Abenteurer gebracht,wo si·­ denen Jeder nach seinem Gutdrinken waltet,ohne Rücksicht auf die Gesetze und die Sitte 11 des Landes,sie Alle,Kroaten,Magyar­en, Polen,Schw­aben,größte 11 theilsfcnmtische Katholikenstimmsjt in dem allgemeinen Hassegegett das Serbisch­e und Orthodoxe überein; ihre Hauptsorge besteht ist der Verfolgt­ng der cyrillischen Kirchens— slawischeto Schrift und in der Förderung der jesuitischen Propaganda­·—’ Was hab ex ist efüir unser Volk gethan und welche Erleichterung" haben­ sie demselben geleistet«?Diesen»dalen Rechte unterstützend,haben die österreichischen Beamten für dieselben 111it aller Strenge ein Drittel aller Prod­xkte,für sich aber nicht nur den früheren Zehent,sondern au­ch andere Abgaben und Steuer11ein;wegen er geringsten Restanz neh­­men sie das ganze Vermögen weg und jagen die Familie nach allen vier Weltrichtungen fort.Sie scheinen wahrlich die ganze,­ orthodoxe Bevölkerung vernichten zu wollem der nun nichts Anderes übrigbleibt,als dem Beispiel StojmtKmvatschemitsch’zufolgen—­­in’s Gebirg fortzuziehen,Tschetas(Bariden)zu sammeln und gegen die österreichisch-u.11«,1arische Oberherrscha­ft,wie frü­her gegen die tü­r­­kische,zukämf­fe11.Mögete aber die Oesterreicher herrschen,aus ger­­manisthen oder katholizisihe 11,1vir—orthodoxe Slaven Bosniens­ Un­d der Herzegovik­a—werden ewig unserem Glauben und unserer Nationalität und der slavischen nee treu bleiben­;wir werden aus den Gott des Rechtes und der Gerechtigkeit,auf unseren Freund Jgncuieffr und auf jenes russische Blutl­ offen,welches noch auf·so­ vielm Schlachtfelde erdampft und welches1nts dafü­r bü­rgt,daß das­ orthodoxe Slaventhxixtt das altesü­ndhafte Europa noch besiegen undI un­s von unseren neuen Bedrückern befreien wird.«­­ * Springs ‚Beronica”, — Den Damenpreiz gewann ©. fürzte. Aus Rußland. Rietersburg, 6. Oktober. Eine neue bosnischefR Klage gegen die österreichisch-ungarische Regierung.­ 948 seit neun Wochen in Genf erscheinende russische Blatt „Wolnoje Slowo“ („Freies Wort”) veröffentlicht in seiner legten Nummer vom 4. b. das folgende „Offene Schreiben“ eines „orthodoren Slaven aus Bosnien“ 500. 4. (16.) September d. h.: , , ,,Geehrter Herr Redaktextr!Als ich in der Nummer 6 ihres Blattes ein Schreibett aus Philippopel geleient und aus demselben ersehen­,daß ein Bruder Bulgare,dessen Heimat mit russischem Blute Und russischen Mitteln von den Türken befreit wurde,sich beklagt und empört,habe ich mich entschlossen,Jhkier1aus dem nocthmer Uth­erjochken Wosnien(iswossjojeschtsche poraboschtschonoj Boss­­niji) zu schreiben­ und die Lage zu schildern, in welcher mir ung ber finden, würde dieselbe nur im Geringsten der in Bulgarien glei fein, so wäre bei und Ledermann zufrieden und würde nicht nach Besserem suchen. E Alle christlichen Völker auf unserer Halbinsel Hatten von den grausamen türkischen Verrüchern viel zu leiden gehabt und einige leiden heute noch von denselben. Schwer waren die von unseren bulgarischen Brüdern gebrachten Opfer, solche Leiden und DMsartern aber, wie die, welche während des dreijährigen Kampfes für den Glauben und die Freiheit das serbische Bolt in Bosnien­ und Der Herzegovina ertragen, haben weder die Bulgaren noch irgend­­ein anderes Bolt erduldet. Was haben aber die Bulgaren und was die Bosniaken und Herzegovgen zum Lohn erhalten ? 3 ALS das tapfere rufsische Heer, in welches zur Befreiung der Stammverwandten und glaub­ens einigen flavischen Brüder den Strieg begann, nach Schedlichen Verlusten und Leiden, nach Siegen über die Feinde und die Elemente endlich das stolze Barigrad (Konstan­­tinopel) erreichte und der Frieden von San­ Stefano geschlossen wurde, da war der berühmte General Ignatieff vor Allem um Bulgarien besorgt und maß dem bulgarischen Bolte solche Grenzen ab, die ihm ach der Wahrheit und dem Mechte gehören mußten ; dann dachte er auch­ an das heldenmiüthige Montenegro und Serbien und vergaß auch nicht das singende Bosnien und die Herzegovina.­­ Wie aber immer, wenn es ss um das Glück und die Zukunft der Slawen handelt, so schlummerten auch diesmal die Feinde des Slaventhums nicht: Dieselben wendeten alle Mittel an, um Die Gage des siegesischen russischen Heeres und des weisen Generals Sanatieff zu­nichte zu machen; man muß jedoch zugeben, daß were bulgarischen Brüder dabei am wenigsten Schaden litten und von alten Balfan-Wälfern als die Glücklichsten hervorgingen. Es it wahr, der bulgarische Staat wurde verkleinert und isn zwei Theile getheilt, immerhin aber haben die Bulgaren von dem brüderlichen Bolke d68 zum Gefhern erhalten, was sie allein nicht in Jahrhun­­derten erreicht hätten. . Mir scheint es, und so muß e8 aug in der That sein, Daß die Führer unter den Bulgaren ebenso vorgehen, wie Die Serben des­­­­ Minister Graf Sonatieff und die Juden­ Defannilich Hat­fid neulfih dem xuffischen Minister des Innern Graf Sonatieff, eine aus mehreren angesehenen russi­­schen Suden bestehende Deputation vorgestellt und sich fü­r die gegen­wärtig in Rußland so bedrängten und verfolgten jüdischen Unter­­thanen des Kaisers Alexander III. verwendet. Daraufhin meldeten einige russische Blätter und auch die Wiener „n Korrespon­­denz“, daß Graf Agnatieff die jüdischen Deputirten auf das freund­­lichste empfangen, dieselben wahre ruffische Staatsbürger geheißen und ihnen versprochen hätte, daß die ruffische Negierung die Juden­­frage bald zur allgemeinen Zufriedenheit auf Grund des Rechtes und der Humanität lösen werde. “ " Diese ganze Dr­ttheilung über die Art und Waffe 005 Enpfan­ges der jüdischen Deputirten durch den Grafen Ignatieff erklärt nun ein zu dem Lebteren nahestehender Petersburger Korrespondent Des „Noworossijskij Telegraf” („Nenenffiicher Telegraph”) für total er­­funden, indem Graf Ignatieff der jüdischen Deputation wörtlich er­­fordert habe, daß es „vollfemmen fried- und nutlos sei, (Ignatieff) und den Kaiser Mlerander Deputationen zu entsenden, da die russische Negierung ohne Belandene Bermittlungen im Stande sein werde, die jüdische Frage im Interesse des ganzen Staates und nicht einer besonderen Nation zu lösen, und dann daß die Gutsendung einer besonderen Deputation von Geste der Juden in Rußland geradezu ungefeglich sei, da meitere Feinen besonderen Stand bilden und Daher unbestimm­t von wen gewählte Deputationen nicht entsen­­den dürfen.” „Falls die Juden in M­ußland wirklich irgend­welche‘ Leiden haben,” bemerkte der russische Minister der jüdischen Deputa­­tion zum Schluffe wörtlich: „So mögen sie, die Juden, das durch ge­weglich eingefeste Organe und nicht auf unwilfürlichen Wegen zur Kenntung der Negierung bringen.” Die Deputation, welche auf eine so schroffe Antwort von Seite des geschmeidigen Grafen gar nicht gefaht war, stand wie vom Blike getroffen ganz verblüfft da und mußte anfangs gar nicht, was weiter zu reden. Graf Sonatieff be­­wüste aber diesen Moment der Rathlosigkeit der jüdischen Deputa­ten, um sich derselben raid zu empfehlen und ebenso raid­ in einer Seitenb­är zu verschwinden, an tót Berichtshalle, Diebstag!. Der Tiflergehilfe Markus Stein, meld­et im jüngsten Sommer mehrmals in der Wohnung des Advok­ten Dr. B. Friedmann gearbeitet hatte, gewann dadurch eingehende Kenntniß der Wohnungsverhältnisse, und missend, dab nach den Kanzleistunden die Wohnung des auf dem Lande­inweisenden Dr. B. Friedmann gänzlich verlassen sei, eintwendete er aus der mittelst Nahtschlüssels geöffneten Wohnung Kleider und andere M Werthsachen, wie Stempel, Operngies u. a. im Werthe von circa 390 fl. Die eiserne Kaffe widerstand den Bemühungen des Diebes, der die gestohlenen Sachen um Spottpreise veräußerte. Dr. Fried­mann konnte später nur einen geringen Theil der gestohlenen Gegenstände erui­en, respektive von den Käufern auslösen. Bei der heutigen Schußverhandlung hatten sie außer dem Diebe fünf Hauser und Frau Marie wegen Ankaufs erdächtigen, Gutes zu verantworten. Staatsanwalt Nationpiy erhielt die Anklage auch gegen diese Käufer aufrecht. Nach Anhörung der Vert­eidiger Dr. Aerander Vaih (für Stein) und Dr. Salius Rosenberg (für Frau 3) verurt­eilte der Gerichtshof den Angeklagten Stein zu 2", Fahren Zuchthaus, Suspension der politischen Rechte für drei Jahre und Schadenerlat. Die Käufer, welche der Niedertretung gegen die Sicherheit des Eigenthums ange­­sagt waren, wurden freigesprochen. Der Staatsanwalt appellirte gegen diese Freisprechungen. »,»». Freilassung.Der Sensal Adolf Goldstein,welcher, unter der Anklage,an der rödtlichen Mißhandlung desthundmakmes Josef zåchtheilgenommen zu haben,in Haft saß..ist heute e­in beendeterkntchsuchung im Sinne des Ansuchens seines Vertheidige Leo Tauber auf freien Fuß gesetzt worden. In der Erpressungs-Affaire Claude Nkorels hat Morel’s Vertheidiger,Dr.Theodor Kern,gegen denVescheidd Untersuchumgsrichters Zoltätt,wonach­ die Strafimtersuch­m Aggregert Morel eingeleitet werden soll,die Berufu­ng an dex I Gerichtsh angemeldet. Gerichtsrat. DBojet Szélács, einer der tüchtigsten Richter und Verhandlungspräsidenten unseres Strafgericht?, scheidet mit 1. Jänner nach zehnjähriger Wirksamk­eit von der Straf­abtheilung des Gerichtshofes, um fortan bei der Zivil-Abtheilung zu fungiren. Werztliches Anrab­en hat Herrn Szélács, der an Nervo­­sität leidet, zu diesem Wechsel veranlaßt. Ein­e Fälschunge-Affsire ist heute Vormittags beim königl. Strafgerichte zur Anzeige gefragt worden ; es wurde sofort Untersuchungsrichter Säarközyy entsendet, um die nöthigen Maß­­regeln zu treffen. In dem gegenwärtigen Stadium der Angelegen­­heit häbt sich nur soviel mittheilen, daß es sich um Wechsel handelt, welche auf den Namen d:s Grafen $. v. Oz. gefüligt " und verwerthet wurden. ag 2 — 7 ee Gr Fl Gelegn pepesrhmd.9,’gpesker Dloyd««z­: Wegen der gestrigen Angriffe des Gregyr dem Prag,10.Oktober.(Orig.-Telegr.)Die Assak­er(­­der,,Narodni Lis­y«läßt die altczechischen Organe noch immer nichth zuarhekonmten. Blattes gegen Dr.Rieger kennzelt die,,Politik«'die,,Narodni Listys«» herunter­ und schreibt:Was soll man dazu sage1­,wetn die«3­?arodni«’« auf dem vielbesprochenen Memormed um Rieger’s an Napoleon IIII. heranfreitet.Das Blatt vergißt­—so schreibt die,,Politik«wört­­lich­,daß Rieger selbst die vollständige Veröffentlichungdief, Memoranduma verlangte, um den Beweis zu liefern, wie öster­­reichisch Böhmen auch andere Leute Hoch, als die „Narodni Lifty“, kommt auf die Auffassung Messe, Entsendung und die Bethätigung dieses Gedankens an. Doch von Vertretern des Grechen-Wolfes zur Kaiser-Entrevue und duch Proflamirung des Kaisers von Oesterreich seine Tendenz tt. Den flavischen Gedanken halten aber in es

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