Pester Lloyd, November 1886 (Jahrgang 33, nr. 303-331)

1886-11-08 / nr. 309

zsouuemm für dke öfletrpungathumcike Fükdens Pefterleyd«(Mor­gens und Abendblatt) Erscheint anthontasstüb und am Morgen nach einem Feiertage.) Jürsudasefl 2 Mit Polversendung: Langjäheli fl. 22.— Bierteljähri. fl. 5.50 | Ganzjähri. ff. 24.— Bierteljährl. ae: Helbjährlig­e 11.— Monatlich­e 2.—­­Halbjährl. „ 12.— Monatlic Mit separater Voffversendung des Acenöblattes . . fl. 1.— vierteljährlich mehr. Für die IMufritte Frauenzeitung ......... »Y- 0­99. Man­ame: für Budapest in der Administration des „ Veffer Llond“, Dorotheagaffe­rt. 14, 1."Stod, außerhalb Budapest mittelst Rostan­weisung für alle Postämter: " Inserate und Einf­altungen für Den Offenen Sprechsaal Dreiunddreißigter Jahrgang. t­eagasje Pr. 11 A. V. Golde­berger, Váczi­ utcza 9. Injertionspreid nach anfliegendem Zauif. Unfranlirte Briefe werden nicht anges­nommen. Saferafe werden angenommen im Auslande : In Wien: Be A. Oppelik, Stus Redaktion und Administration DprotHeagaffe Nr. 14, eriten Stod. 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November.­­ Die Revolte von Burgas, über meldhe unser Blatt die erste und, wie sich nun zeigt, vollkommen authentische Nachricht gebracht, ist mit der Ni­kkehr der Mer gierungstruppen in die Stadt glücklich abgethan. Von den Anstiftern der Rebellion wurden einige verhaftet, andere haben sich die unnöthige Mühe gegeben, sie der Bestrafung doch die Flucht zu entziehen. Wir sagen „unnöthige Mühe­, da­ doch wohl vorherzusehen, daß General Kaulbars sich als­­bald bewogen fühlen wird, seine zwingenden Hände auch über diese Mittelhäter auszubreiten und sie vor dem strafenden Armen der Gerechtigkeit ebenso zu besrügen, wie er es bei den Anstiftern des Attentates vom 21. August erfolgreich gethan hat. Die Nowalow und­­ Kisselski sind seiner Fürsorge nicht minder würdig, als es Die Benderew und Grujem und deren 77 Genossen waren. An dieser Sach­lage läßt sich nun einmal nichts ändern. Aber dieser miß­­glücte Putich von Burgas ist denn­­och wieder einmal ein Zeugniß von der unter den gegenwärtigen Verhältnissen ganz außerordentlichen, ja geradezu bewunderungswürdigen Widerstandskraft des gegenwärtigen Regimes in Bulgarien. Diese Regentschaft und diese Regierung, die sich selbst kaum mehr etwas zutrauten und schon bereit schienen, das Staatsruder aus Händen zu geben, haben noch die Kraft, ohne besonderes Echauffement einen Aufstand, wie den von Burgas, der offenkundig von Langer Hand vorbereitet gewesen und mit fremden Mitteln gearbeitet hat, innerhalb dreier Tage zu bemeistern. Das ist eine Leitung, die aller Achtung wert­ und die selbst besser konsolidirten Regierungen hoch anzurechnen wäre.­­ Diese neue Bethätigung einer staunenswerthen Negierungsfähigkeit ist wohl darnach ange­­than, das Bedauern darüber, daß Diese Negierung denn doc, troß alledem, zum Sti Hi bestimmt ist, lebhaft zu steigern. Sie erkennt selber, daß ihre Kampf aussichtslos und nur dieses Gefühl totaler Erschöpfung fan es erklären, daß sie sich sogar in Unterhandlungen mit dem Verräther Zantow eingelassen hat. Wenn wir dieser Aktion eine verständliche Deutung abgewinnen wollen, so künnen wir eine solche nur darin finden, daß den Männern des gegenwärtigen Regimes , der schlechteste Bulgare noch immer lieber ist als ein Auffe, und daß sie eine autonome bulgarische Herrschaft, in unweiten Händen immer, der russis­­chen Fremdherrschaft vorziehen. Durch die Ueberhebung und Anmaßung Zanfow’s sind die bisher mit ihm geführten Verhandlungen gescheitert. Es sol nunmehr im Werke sein, dieselben auf neuer Basis wieder aufzunehmen. Stambulom und Mentkurom, die promonen­testen P­ersönlichkeiten des gegenwärtigen Regimes, sind geneigt zu resigniren und an ihre Stelle sollen Gerchow und Balabanow treten. Die Thatsache, daß Gefchow -soeben - sein Zustiz-Porteienilfe niedergelegt und sich somit, wenn man so jagen darf, in Bereitschaft gefest hat, einen Posten in der Regentschaft zu übernehmen, scheint dieser Version einige Glaubwürdigkeit zu geben. Bevor sie vollständig kapituliren, haben­ die Män­­ner des gegenwärtigen Regimes, wie eine heute vorliegende Meldung besagt, sich noch an Gladstone gemeldet und Den­selben angegangen, wie er es vor acht Jahren gethan, ‘ein zweites Mal seine Stimme zu Gunsten der Unabhängigkeit Bulgariens zu erheben. Dieser Appell blieb bisher erfolglos. Einer der bulgarischen Preinister äußert er in einem Briefe an einen englischen Freund über dieses Thema wie folgt: „Kann Cladstone gar nichts für uns thun? Ein neuer Appell jener Stimme, melde die englischen Liberalen vor acht Jahren für unsere Sache so lebhaft eingenommen, könnte uns mancherlei waben. Ich höre, daß einige unserer Leute an Gladstone in diesem Sinne ger fchrieben, sie haben jedoch seine Antwort erhalten. Ohne Zweifel zögert er, daran zu glauben, daß die Rusfen ihn nur getäuscht haben, als sie vorgaben, für unsere Unabhängigkeit zu kämpfen. In Wahr­­heit aber würden wir die Sklaverei, der wir damals entgingen, jener vorziehen, die uns jegt erwartet, wenn die Russen zu uns kommen. Alle­ diplomatischen Agenten zu Sophia, Lascelles, Burian, Thil­­mann und De Sonnaz sind aufs äußerste disgoutirt über die Aktion Kaulbars’, und ich weiß es, daß Kaulbarz selbst zumeinen ein wenig beschämt ist über die Instruktionen, die er erhält; aber wie sagte er doch jüngst einem unserer Freunde gegenüber: die Unab­­h­ängigkeit Bulgariens ist ein Baum, der uns Auffen die Aussicht auf Konsan­­tinopel versteh­t”­­«.­­alles Mögliche zur Wahrung unserer­nteressen geschehen sei, ob es jegerlschen Berendlungen kommen werde. Neuere Nachrichten von Velmig liegen übrigens­ aus Bulgarien nicht vor. Troß des Geheimnisses, welches die Auffen über ihre militärischen Vorbereitungen zu verbreiten germußt haben, weiß man gut genug, daß in den Häfen des Schwarzen Meeres eine ansehnliche Oskupations-Armee gesammelt steht, aber der Ezar zögert mit dem Losschlagen. Es muß hiernach Doc wohl, was die­­­iplomatische Seite des­ folgenschweren Entschlusses anlangt, nicht Alles nach den russischen Wünschen gehen. Anscheinend legen die Mächte dem Czar nichts in den Weg. Die Westmächte stehen sogar im Begriff, ihren Einfluß doch einen zur unrechten Stunde heraufbeschworenen Hader gleichsam zu nullifiziren, und der Widerstand der bulgarischen Regentschaft endlich ist im Kern gebrochen. Wenn nach alldem eine abermalige Verlangsamung der Krise zu beobachten ist, so kann der Grund, abgesehen von dem neuerwachten Mißtrauen der Pforte, in dem Bedeuten der Petersburger Staatsmänner gesucht werden, ob das überraschende Entgegenkommen der K­abinete weniger in der „Freundschaft“ für das Czarenreich als vielmehr in der Voraussicht erfolge, das Rußland leichtsinnig seinem V­erderben ent­­gegengehe, wenn es Bulgarien offupire. Soll doch der russische Kriegsminister selber erklärt haben, man wisse wohl, wie man nach Bulgarien hinein, aber nicht, wie man wieder herauskomme. Das Wort von der Maniefalle dürfte hier also wirklich eine mehr als bildliche Bedeutung erhalten, und das scheint ihnen vollkommen zu genügen. Wir haben uns über diesen Punkt bereits gestern so ausführlich ausgesprochen, daß mir heute nichts weiter Darüber zu sagen haben, sondern im Nachfolgenden das­­ Wesentliche aus den Aeußerungen der Budapester und Wiener Blätter ohne weiteren Kommentar folgen lassen können : „einzet‘“ beginnt seinen Artikel in folgender Metse : Die Rede, mit welcher der König auf die Begrüßung der Delegationen geantwortet, betont in solcher Allgemeinheit, aber so entschieden einestheils unsere ausgezeichnet guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten und im Einvernehmen mit Ddiefen Die Erhaltung des Friedens und auch die friedliche Lösung der bulgarischen Frage, andererseits aber bringt sie die definitive Lösung Ddiefer legieren in einen so bedingungslosen Einklang mit den internationalen Verträgen und den vitalen ee der Monarchie, daß wir zu unserer Beruhigung über die Lage unsere Zuflucht zu der Vorauslegung nehmen müssen, unsere Regierung des Auswärtigen besige Garantien dafür, daß Aukland die internationa­­len Verträge auch in Bulgarien respektiven wird und so glauben mir gern, daß es auch dort mit der Wirthschaft „auf eigene Faust“ auf­­hören wird; dies auch umso mehr, als die Achtung vor den auch von allerhöchster Stelle so lebhaft betonten internationalen Verträgen und das Iteresse des Friedens Rußland hiezu sein Recht verleihen. Unter dieser Bedingung wird sich natürlich auch in Ungarn Liedere­mann freuen, wenn der Friede gerettet wird und wenn mir auch mit Rußland in gutem Verhältniß bleiben . . „Nemzet” schließt dann seine Auseinanderlegungen mit fol­­genden Betrachtungen : Die an Se. Majestät gerichtete Ansprache des Grafen Ludwig Tipa läßt seinen Zweifel darüber, was mir wollen. Im Sinteresse der Sank­ung unserer volkswirthschaftlichen und kulturellen Weberstände, beziehungsweise unserer Entwicklung wollen wir den Frieden, wir gegen jene militärischen Ausgaben, die wir seit einem Dezennium schwer ertragen, fort, und mir sind auch bereit, dieselben noch zu vermehren, wenn sie dem Worte unserer Diplomatie ein solches Gemischt verleihen, daß diese nicht genöthigt sei, unsere S Intereffen dem Frieden , und den Frieden unseren In­­tereffen­­ aufzuopfern. Wenn: aber­ diese­ beiden in einen Konflikt kämen­­— es ist die Pflicht der Negierung, daß derselbe vermieden werde — dann brechen wir auch vor den Opfern des Krieges nicht zurück. Dies ist ein so natürlicher [letter Theil der Alternative, daß Niemand hierin eine Provokation oder eine Gefährdung des Friedens erbliden kann; allein Dies ist zugleich ein so unerläßlicher Theil der Alternative, daß ohne denselben seine Regierung von dieser Monarchie und von der ungarischen Nation Opfer zu fordern vermag. „Beiti ae. sagt: „Indem im Thronsaale der Dfner Burg die Hoffnung auf eine friedliche Lösung nebst der Gefährlichkeit der Lage unter ernsten­­ Besorgnissen und mit Berufung auf die „erhöhte Opfermilligkeit“ der beiden Staaten der Monarchie betont wird, so bedeutet dies, daß auch der Thron zum Kriege bereit ist in dem Falle, wenn Rußland der friedlichen Lösung irgendwelche Hin­­dernisse bereiten sollte. Da­es ist damit auch gesagt, daß die Gefahr des Krieges nicht durch die Politik unserer Monarchie, sondern durch das ununterbrochene Fortschreiten der russischen Ak­ion hervorgerufen wurde. . . Die Spuren der vom Minister-Präsidenten Tipa ent­­wickelten Bolitit sind in der Antwort des Königs in Harer Form anzutreffen. Es ist darin gesagt, daß unsere Aktion auf die mögliche Erfüllung der Wiünsche des bulgarischen Volkes gerichtet sei. Es ist ferner gesagt, daß die schließliche Regelung der bulgarischen Frage „unter Mitwirkung der Mächte” erfolgen müsse. Und endlich ist darin gesagt, daß Diese Regelung den bestehenden Ver­­trägen und den europäischen Läntereffen entsprechen müsse. Darin liegt die Differenz zwischen dem auf eigene Verantwortlichkeit vor­dringenden Rußland und dem auf der Basis des Berliner Vertrages stehenden Oesterreich-Ungarn. Und es ist unzweifelhaft, daß indem die Krone nach Erwähnung der Philippopeler Vorgänge von neuen und neueren Ereignissen spricht, darunter nichts Anderes verstanden werden kann, als die Wrotenfuss-Mission, der Generals Kaulbars, der Abstecher russischer Kriegsschiffe nach Barna und die gemaltsame, bösewillige Entfesselung des Bürgerkrieges in Bulgarien. CS Teidet demnach seinen Zweifel, daß die Krone zu Rußland Spricht. Und in dieser Hinsicht herrscht Webereinstimmung in der ganzen ungarischen Nation. Der Gedanke an einen russischen Krieg ist bei uns nicht neu. Ledermann weiß, daß derselbe vertagt, aber nicht vermieden werden kann. Andererseits stimmt die Nation mit der Krone auch darin überein, Daß es nicht Forrest műre, Diesen Krieg, welcher einer der Turchtbariten des Jahrhunderts wäre, gewaltsam herbei» zuführen.“ ,,Egyetcsztc«s«äußert sich wie folgt: ,,Vol­lweht ein gewisser friedlicher­ Geist durch die Rede des Königs;doch hat dies seine Erklärung.Unsere vortrefflichen Be­­zieh­ungen zu säm­­tlichen Mächten sind darin kräftig betont;das ent­­sprichtcuch dem faktischen Zustande.Und nach den kriegerischen Reden,welche Graf Ludwig Tign,noch mehr aber Smolka,der Prä­­sident der österreichischen Delegation,hielte­ minnies auch am Platze, dies zu beton.Eine in kriegerischem Geiste gehaltene Friede aus dem Munde des Königs wäre seine direkte Herausforderung gewesen­ welche die friedliche Lösung ummögliche macht,oder ihn besten­ Falle sehr er­­schwert haben würde.Das war gewiß nicht beabsichtigt,aber unvers kennbar ist die Intention,jedec­or drungen russischer Streitkräfte ein Veto entgegenzurufen.Es ist in der DiedebetoIIt,daß die erfüll­­baren Wü­nsche des bulgarischen Volkes berücksichtigt werden mü­ssen und daß zugleich den bestehenden Verträxxen und den eurovktischen Interessen Rechnung getragen werden müsse.Daraus erfahren wir, daß Oesterreichs Ungarn die völlige Vernichtung des Berliner Vers­trages und die russische Okkupation nicht dulden werde·Und in nehmen dieses Aeußerring­e mit Vernbigung auf.Es ist möglich,daß die russischen Truppen trotzdem in Bugarim einrü­cken werden,und dann werden auch wir dem Kriege nicht aus dem Wege gehen kön­­nen.Alleint lange Zeit wird derselbe­ ohnehin nicht zu vermeiden sein. Es wäre ein arger politischer Fehler,die Okkupation Bulgariens zu dulden, blos um den Frieden zu erhalten. Denn um diesen Preis m w­rden wir doch seinen Frieden haben; der Krieg műre nur auf ein, zwei Sabre verscheben und menn einmal die Ruffen in Bul­­garien stehen, müßten mir unter weit ungünstigeren Umständen fäupfen. Zieber den Krieg, wenn es gilt, unsere Interessen mannhaft zu wahren, als einen Frieden, bei welchem mir unthätig und feig mit ansehen, wie unsere Interessen zugrunde gerichtet werden, unsere Machtstellung gedemüthigt wird.“ Das „Neue Reiter Journal“ schließt seinen Artikel mit folgenden Sagen: „Wenn in der Enunziation 063 Monarchen erklärt wird, es sol in dem autonomen Fürstatrikum ein leg­aler Zustand geschaffen werden, so drängt sich zunächst die Frage auf, was unter „legal“ heute noch verstanden wird. Daß die Revolution nicht zu einer permanenten gemacht werden kann, ist natürlich. Aber ist es etwa nicht Legal, daß eine mit allen Attributen der Gejeglichkeit ausgestattete Regentschaft besteht, und warum duldet man, daß diese duch Rußland terrorisirt wird ? Oder ist es etwa nicht legal, daß die gelegmäßig vom Bolfe gewählte Sobranje sich anschickt, ihre Auf­­gabe zu lösen, und warum duldet man, daß diese Körperschaft in ihrer Thätigkeit durch russische Agenten gehemmt wird? Der it es ein legaler Akt, daß Neukland seine Diktatur in dem autonomen Fürstenthum etablirt, um dasjenige zu erzwingen, was dem infom­­mensurablen Willen des­­ Grafs entspricht und kann irgend eine Schöpfung legal werden, die ihren Ursprung der Will­­kür, der Ungefeglichkeit, dem Unrecht und der Bergemalti­­gung verdankt? Der will man sich und Andere bereden, Europa werde alle die brutalen, dem Nechte und der Gejeglichkeit direkt hohnsprechenden Alte Naßlands rückgängig machen und die Dinge auf den früheren Zustand zurückschrauben Und sollen wir weiter fragen, was man:„unter den zulässigen Wünschen der Bul­­garen“ versteht und melche Verträge es mehr sein mögen, auf melche die Thronrede sich beruft ? Der Berliner Vertrag ist längst ein mesen­­toser Schein geworden und er hat nur noch den Zmed, nach Maß­­gabe der russischen Ansprüche und Thaten modifizirt zu werden. Sagen wir es daher unummunden: das Programm, welches heute verkündet worden, ist das Programm der Abodt­ation. Die Erklärung Koloman Tipa’s enthielt eine genaue Direktive für die österreichisch­­ungarische Politik und bezeichnete die Legale und zwiedmäßige Opera­tionsbasis für die österreichisch-ungarische Regierung; die Heutige Enunziation läßt die österreichisch-ungarische Politik in der ges­­ammt-europäis­chen und Oesterreich-Ungarn in dem ab­­straften Begriff Europa aufgehen — und unsere Interessen m wer­­den auch darnach gewahrt werden !“ „Budapesti Hirlap" schreibt: „Die Antwort des Königs ist das Werk der gemeinsamen Regierung ; für jenen Theil derselben, welcher die auswärtige Politit berührt, it der Minister des Aeußern verantwortlich, weil er dem König diese Worte lieh. Dieser Theil der Antwort it fehr idmad. Die in demselben enthaltenen Erklärungen machen nan allen Seiten einen schlechten Gindrud. Diese Rede ist ein Rückzug, aus jener­ Kriegsstellung, melde­testerreich”Ungarn in der Rede Koloman. Tipo’s einnahm, und obgl­ich Rubland aug seither große Fortschritte: e­­i­ne Mat ÉRTE IG GÁT MÉLA Are NER Zé keze machte, weicht die österreichisch-ungarische Diplomatie dennoch zurüc. Sie meicht vor R Rubland zurück. Dem, der retivirt, ist es ein Leichtes, den Frieden aufrechtzuerhalten . . Wir haben nichts Gutes von der Antwort des Königs ermartet, aber auch nichts so Schlimmes. Unsere Politik ist dermaßen „verpanticht“, daß selbst die Leiter derselben ihre „ernsten Besorgnisse“ nicht verleugnen konnten, allein ihre Unschlüffig­­keit und Furchtsamkeit it umso größer, je schlimmer die Lage it... Die ungarische Delegation mürde Kälholy einhellig Meißtrauen wotiren, wenn sie den Muth ihrer Ueberzeugung hätte. Allein bei ung it die Basis einer jeden äußeren und inneren Politik die Furcht und das Ausweichen vor der Verantwortlichkeit. Deshalb machen wir feine Politik, sondern man treibt die Politik, wie sie eben it, mit uns. Rußland und Deutschland bestimmen unseren Willen und das Interesse der Regierung bestimmt den Willen der­­ Parteien, des Reichstages, der Delegation und der Nation. Kalnoky fett also die Diplomatie der Unbeholfenheit fort und die Delegationen wollten ihn mit faurer Miene Vertrauen.“ „Beiti Napis‘ zitirt jenen Parsus aus der Thronrede, welcher lautet: „Es wird gelingen, die Segnungen des Friedens zu bewahren.“ „So versichert — schreibt „Naple” — die Antwort des Königs und wir glauben ihr. Allein, um welchen Preis? Daß dies um den Preis einer Dementirung der Rede Koloman Tipa’s geschähe, ist das Mindeste; daß es aber um den Preis eines Kompromissses mit Rußland geschieht, ist mig­­tiger, und es ist gewiß, da man auf einem anderen Wege und in anderer­­­eise in der bulgarischen Frage den Frieden nicht erhalten kann. Das königliche Programm ist also: das Kompromiß mit Rußland. Was sind also unter solchen Umständen die kriegerischen Schredbilder und mißtrauischen Grimaffen der Präsidenten Ludwig giga und Smolfa werth? So viel,­ daß die Erhöhung des Kriegs» budget3 leichter votirt werde. Wir verstehen die Unruhe der Börse hierab nicht. Die ausländischen Bankiers glauben noch, daß bei uns die Delegationen die auswärtige Politit machen und dach vielleicht Polen und Ungarn mit Nußland in einen Krieg gerathen können ! ‚Sie mögen si beruhigen, Bulgariens­­ wegen fällt nicht einmal ein IT ‚Sperling vom Dade — un­sere Monarchie at Bulgarien schoit aufgegeben­« Ungemeinde ebklingt das U­rtheil des deutschen Organes der gemäßigten Opposition: ,,Die königliche Ansprache an die Delegationen­—so schreibt das»Budapester Tagblatt«—s ist hinter den bescheidensten Erwartungen zurückgeblieben und hat die schlimmsten Befürchtungen ü­bertroffendh nie hat eine Regieru­ng dem Monarchen eine kläg­­lichere Enunziation in den Mund gelegt,und wenn etwas in der Hofburg in Ofen proklamirt wurde,so ist es die Auslieferung der Balkanhalbinsel an Rußland,die Abdikation der Großmacht Oesterreich-U­ngarn.Wäre dieser königlichen Ansprache nichts vorangegangen,so könn­te man sich allenfalls bei ihrer völlige Inhaltslosigkeit und der Banalität ihrer Redewen­­dungen beruhigen.Aber—verglichen11­it den hochtönenden Worten­ der Tiecksschen Interpolla Hans-Beantwortung—gewinnt diese Inhaltslosigkeit eine nicht weiß zu verstehende Bedeutung,und die Banalität einen tiefen Sinn.Statt der­ Unabhängigkeit und freien Entwicklung der Individualität wird heute nur mehr von­ der Berücksichtigung der«zulässig anirische«des bulgarischen Volkes gesprochen!An die Seite eines klaren,keine Mißdeutung und Verdrehu­n­g zulassenden internationalen Rechtss­prinzips,wie es die,,Unabhängigkeit«ist,tritt der verschwommene Begriff der Volkswünsche,den sich««Jeder nach Belieben zured­elegen kann und dessen Grenze die«Zulänigkeit«bilden soll,­welche offenbar vom Gewes­aufbars und seinem hohen Heroen bestimmt wird. Statt der Betonun­g dessen,daß keine Macht das Recht zu einseitiger Intervention besitze,steht nur der selbstverständliche Satz,daß die »schließliche Regelung«der bulgarischen Frage unter Mitwirkung der Mächte erfolgen mü­sse,was bis zur»schließlichen« Regelung geschehe I k mag,darüber wirlten die Götter.Fürwahr,d­i«se deutlichere Preisgebung des­ wie wir schon seinerzeit fürchteten —-nur zum Sch­ein­e eingeIxommnenen entschiedenen Standpunktes,ein vollständigerer Rückzg.eine tönendere Selbst-Nullifizirung läßt sich gar nicht denken.‘ 63 IE mh Die „Neue freie Breite“ äußert sich in folgender Weise: „Es scheint wirklich, daß in der diesjährigen Delegations- Session sich der merkwürdige Fall ereignen soll, daß die mit der Erhaltung des Friedens eng verknüpften V­olksinteresser in den Händen der Regierung besser aufgehoben erscheinen, als in jenen der gewählten Volksvertreter. Die beiden Delegations-P­räsidenten, die heute bei dem Empfange der Delegirten in der Dofner Königsburg zum zweiten Male über die auswärtige Lage das Wort ergriffen, haben es sich auch bei dieser Gelegenheit nicht nehmen lassen, nicht blos die auswärtige Lage der Monarchie in den allerdüstersten Farben zu Schildern und die Bereitwilligkeit der Delegationen für die Bewilligung der höchsten­­ Budgetziffern zu versichern, sondern auch mit einer Art von Fanatismus nochmals auf die Grentualität des Krieges zurüczukommen und der Krone fest Schon, ganz ungefragt, Gut und Blut der österreichisch-ungarischen Völker anzubieten. Nach­­dem jedoch die Eröffnungsreden der Herren Smolfa und Tipa vorübergegangen sind, ohne erhebligen Schaden anzurichten, so wird sich wohl auch an diesen neuen Aufguß D derselben seine ernstere Folge knüpfen, wenn nicht etwa die, daß die Frage aufgeworfen wird, ob denn in einem Falle, wo der Präsident der Delegation aus­­drücklich im Namen der letteren an die Krone das Wort richtet und ‚eine " förmliche Adresse übermittelt, es ganz " dem Ermesfen -Dieses einzelnen Mannes­ überlassen‘ bleiben soll, was als Gesinnung und­ Wunsch der­ Delegation dem Kater zur Kenntniß zu bringen sei, und ob nicht vielmehr, eben wie bei einer Soreife, in Zukunft diese An­­sprache des P­räsidenten durch Beschluß der Delegation festgestellt werden sollte. (Die „N. fr. Pr.” scheint nicht zu missen, daß die An­­sprache des ungarischen Delegations-P­räsidenten jedesmal früher der Delegation vorgelegt und von dieser genehmigt wird. — 2. Red. des , B. LU.) Es ist umso weniger Grund vorhanden, diesen Ansprachen — von denen jene des Grafen Zita sogar eine ziemlich duchlichtige Anspielung enthält, daß die Politik des Grafen Kalnoty sich der Zustimmung des Medners nicht erfreue — ein größeres Ge­­­wicht beizulegen, als die einzig authentische Aufklärung über die Lage, welche wir erhalten künnen, unmittelbar darauf in der Nede gegeben wur­de, mit welcher der Kaiser auf das antizipirte: Moriamur pro rege nostro­ antwortete... Die kaiserliche Anf­rage vom heutigen Tage wird nicht, namentlich in Ungarn nicht, das Hoch- und Gelbstgefühl erwecken, welches durch Tipa’s be­rühmte Programmrede so sehr befriedigt wurde; aber die Delegationen, welche in erster Linie Wächter der staatsbürger­­lichen Interessen sein sollen, haben alle Ursache, die darin ausge­­sprochene vorsichtige und — in einem bessern Sinne, als Herr Smolfa das Wort gebrauchte — auch vorsorgliche Politik zu unter­stoßen. E38 ist eine MBolitit, die sein Interesse des Staates aufgibt, die aber auch durch keinerlei Gefühl des Unmuthes oder der Unge­­duld sich verleiten läßt, die sichere Gegenwart einer ungemissen Zukunft preiszugeben. Daß die nationale Gegnerschaft gegen Ruß­­land, die auf dem Grunde polnischer und ungarischer Herzen immer noch Schlummert, in solchen Augenblidhen schweigen müsse, braucht unwohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Von den deutschen Delegirten aber, wie sehr sie auf die Gefühle theilen mögen, welche die Vorgänge in Bulgarien bei ihren ungarischen Kollegen ermöht haben, glauben wir mit Sicherheit annehmen zu können, daß sie gerade wegen des Ernstes des Augenblices seine andere Richtschnur anerkennen, als die Erhaltung und das Heil der Monarchie und daß sie eben deswegen die in der kaiserlichen Ansprache vorgezeichnete Friedenspolitik mit Eifer unterfragen werden.“ Das „Fremdenblatt‘‘ bezeichnet die Antwort des Mon­­archen als eine Botschaft des Friedens, aber auch einer Haren und festen Politik, die den Völkern der Monarchie wie Europas gleich willklommen sein wird. „Sie wird die Zuversicht in die Weisheit der Kabinete und der Monarchen erhöhen, — so heißt es weiter —, die bisher durch­ so lange Zeit der Welt die Wohlthaten der Ruhe gesichert haben und dieser Sorge auch zukünftig all ihren Eifer zumenden werden. Mit derselben Seitigkeit, mit welcher Oesterreich-Ungarn die Erhaltung des Friedens verfolgt, mit derselben Entschiedenheit verfolgt er jedoch auch die Wahrung seiner Interessen und seiner Rechte. Diese fallen nach der kaiserlichen Ansprache mit jenen Europas zusammen. Die Mon­­archie verfolgt im Orient seine eigennügigen Pläne, seine egoistischen Ziele. Sie beharrt mit Unerschütterlichkeit bei den ihr sowohl als Europa durch den Berliner Vertrag eingeräumten Rechten, die ja der Nothunwendigkeit entsprungen sind, gemisse, den Orient berührende Fragen nur im Einverständniß aller Großmächte zu regeln. Den Verträgen gemäß muß die schließliche Drohung der bulgari­­schen Frage unter Mitwirkung der Mächte erfolgen, und indem Die­ kaiserlichen Worte D dieses Moment einer besonderen Hervorhebung würdigen, bringen sie ein Recht in allgemeine Erin­­­nerung, welches wohl von seiner Seite bestritten werden kann, und in dessen Ausübung eine Bürgschaft für eine den allgemeinen Inter­­­­essen Europas entsprechende Entwirrung der bulgarischen V­ermwidrit gelegen ist. Man darf deshalb den einzelnen Whajen derselben, DEM normalen und ephemeren Formen der bulgarischen Krise mit größerer Nähe entgegenblicken. Nicht eine jede Wendung der Begebenheiten darf als endgiltiger Abschluß in Betracht gezogen werden, da dieser nur in Gemäßheit der Verträge endgiltig und in legaler Weise ges­chaffen werden kon. Die Verträge gewähren auch Bulgarien die­ Stellung eines autonomen Fürstenthbums. Sie ermöglichen nach den kaiferlichen Worten die Schaffung eines legalen Zustandes, welcher, den zulässigen Wünschen der Bulgaren Nehrung tragend, auch dem europäischen Iinteresse entgegenkommen kann. So erhält denn jenes Ziel unserer Bolitit, welches bereits in den bekannten Erklärungen des Minister-P­räsidenten v. Tiba einen markanten Ausdruch erhalten‘ hat, eine neuerliche Bekräftigung. Wir wollen für den Orient seine anderen Gefege seiner Weiterentfaltung, als die im Berliner Ver­­trage vorhergesehenen. Diese haben die autonome Entwicklung der Balkanwölfer unter der Obhut aller Mächte zu jenem Grundtag erhoben, dessen Beachtung allein den Frieden und die Zivilisation im Osten zu fördern und beide vor tiefgehenden Störungen zu be­­wahren vermag.“ Die „Pfesse“ schließt ihre Betrachtungen mit folgenden Süßen­­ : „Die kaiserliche Ansprache ist nicht als Vorbereitung für eine Kriegserklärung anzusehen, aber sie entwicelt in großen Zügen das Programm unserer Orient-Politit, und darin beruht ihre Wichtigkeit. Unsere Politit hat die europäischen Verträge zum Fundamente, und sie betrachtet die ‚Wahrung­ der­ Interessen Desterreich-Ungarns auf der Balkan-Halbinsel als ein Ziel, dem mit aller Kraft zugestrebt werden muß. Sind diese­nteresfen bedroht, dann wird Desterreich mit dem Aufgebote aller Mittel seine Ansprüche zu fchtigen mwissen- Die Thatsache, daß Nufßland troß der Drei-Kaiser-Allianz sich zu einem eigenmächtigen Vorgehen fortreißen ließ, beherrscht gegen­­wärtig die Situation. Oesterreich-Ungarn zieht die Konsequenzen aus dem Verhalten Nußlands und es ist die Frage, ob­ die Freundschaft der drei Mächte­ wieder erneuert werden wird. Eine­ Sanftung der Berhältnisse it mm möglich, wenn" Rußland : hinsichtlich‘­­Bulgariens: dem Willen Europas sich fügt. m Geben wir und von. Dem. gegen­wärtigen. » Zustande genau « 1 Mechenschaft, so haben wir 3rei Eventualitäten und Auge zu fassen. Wir können uns eine Wendung ins Schlimme denken, indem Rußland­­ bei einer vertragsunwidrigen Polität beharrt. Selbst für diesen Fall ist es so nicht ausgemacht, daß unser Staat sich gezwungen fühlen wiürde, an die Entscheidung durch die Waffen zu appelliren. Nehmen wir aber an, was wahrscheinlicher ist, daß Rußland nachgeben wird, so könnte und die momentane friedliche Wendung seineswegs über die Zukunft beruhigen. Rußland würde es uns nicht vergessen, daß wir seine Pläne durchkreuzt haben. Fassen wir unsere Betrachtungen zusammen, so gelangen wir zu dem Resultate, daß, wenn momentan auch eine friegerische Störung kaum zu fürchten ist, mir dafür umso zwingendere Gründe haben, unsere Vorbereitungen für die Zukunft zu treffen. Dieser Gedanke findet in der Rede Ausdruck, welche der Präsident der österreichischen, wie jener der ungarischen Delegation an den Kaiser gerichtet haben. Die patriotischen Worte der Präsiden­­ten werden in der ganzen Monarchie den lebhaftesten Widerhall finden ; diese Kundgebung besigt eine umso größere Bedeutung, al sie Gefühle wiedergibt, die in allen Herzen Leben. Ein feierlicher Moment ist gekommen; Oesterreich-Ungarn faßt seine Entfehlünfe für­ die Zukunft und die Völker schanzen sich in inniger Treue mit dem Gelöbniß unbegrenzter Opferwilligkeit um den Thron. So möge denn nochmals betont werden, daß die kaiserliche Nede, die sich den midh­tigsten Kundgebungen anreibt, die seit Jahren von einem europäi«­hen Throne aus erfolgt sind, wenigstens mas Die Gegenwart betrifft,­­ die Hoffnung auf die Bewahrung des Friedens auf­­rechthält.“­­­­ Die»Wiener-9.ollg.Z19.««äußert sich wie folgt: „Von seiner friedlichen Haltung der Monarchie unter allen Umständen ist nicht die Rede; nur die Hoffnung wird ausgesprochen, daß man die friedliche Haltung werde bewahren können, aber dies in so warmem Tone, daß es deutlich ist, wie sehr Oesterreich den Frieden dem Kriege vorzieht. Wenn mir den Inhalt der Thronrede in wenigen Worten zusammenfafsen wollen, so müssen mir sagen, sie mißbilligt das rufsische Vorgehen in Bulgarien, sie zeigt an, daß es eine Grenze für Oesterreichs Geduld gibt, aber sie drückt zugleich den lebhaften Wunsch und die Hoffnung aus, daß diese Grenze nicht werde überschritten werden. Wir begreifen vollständig, daß sowohil die österreichische, wie die ungarische Delegation die Rede mit lautem Beifall begrüßt haben." (Bon Geite der ungarischen Delegation ist das bekanntlich nicht geschehen. — Die Red. des , B. &L.”) Die „Deutsche Zeitung” schreibt: ..­­68 liegt ein ganz klarer, politischer Zweck darin, wenn der Kaiser hervorhebt, daß er von allen Negierungen die Versicherung friedlicher Intentionen erhalten habe. Heißt das nicht, daß Rußland darauf verzichtet hat, im DOsten militärisch, Friegerisch aufzuftreten ? Heißt das nicht, daß Oesterreich vom Graf erwartet, er werde nur friedliche Mittel gebrauchen und seinen Beruuch zur Dissupation Bul­­gariens unternehmen ? Der Kaiser von­ Oesterreich spricht auch"von­ dem,,autonomen". Fürstenthum Bulgariens und drückt damit kurzx und bündig mit einem­­­einzigen Satze aus,daß Oesterreich kein russisches Protektorat in der Balkans Provinz anerkenne.Die Thronrede spricht ferner von der Schaffung eines,,legalen«Zustandes in Bulgarien und man könnte aus diesen Worten ohne viel Interpreti­» rungstrnft wohl einen Tadel über das ungeheuerliche, allem­ Völferrechte Hohnsprechende Vorgehen des Generals Raul­­ baus,herausrufen: "Ginstweilen­> benimmt­ sich­­ dieser­ Kommissär des Czars in Sophia genau so, als wenn er der ‚unbeschränkte , Diktator­ des Landes, der absolute , Gouverneur und alter ego des allein be­­reitigten und legitimen Herrschers dieses Landes wäre. Noch aber is, Bulgarien seine Provinz des Cravenreiches und vielleicht kann es als der bedeutsamste Sat der heutigen Thronrede bezeichnet werden, wenn Kaiser Franz Josef in feierlicher Weise verkündet, daß die schließliche Regelung der bulgarischen Frage unter Mitwirkung der Mächte erfolgen muß. Muß! Das ist ein scharfes Wort, welches — ganz zweifellos mit Absicht und Ziel bemußtsein — nicht diplomatisch abgeglättet wurde. Die bulgarische Frage wird nicht nur, sie muß unter der Mitwirkung Europas gelöst werden. Der Kaiser von Oesterreich erinnert Se. Majestät den Czar, daß die Geschide welchem seit unter der Megide des Kaufbars panflavistische Attentate ausgebrütet werden, unter den Schuß europäischer Verträge gestellt sind; DBerträge, welche die Unterschriften sämmtlicher Großmächte des Welttheils und darunter auch den Namenszug des russischen Herrschers tragen.” Das „Neue Wiener Tagblatt“ hebt insbesondere die negative Seite der Thronrede hervor,i das, „was sie verschweigt”. « »Zweiaugen waren es vornehm­lich—so heißt es daselbst—, die aquller Lippen schwebten und deren Beantwortung durch die Thronredexnatk mit Syatxyung entgegensah.Diese beiden Fragett lauten:Ist die österreichisch-ungarische Monarch­ie von der Absicht erfüllt,die Wah­­­ung ihres­ Interessen in Bulgarien wenn dies wothlhaft sollte,mit dem Aufgebote ihrer materiellen Machtmittel zu erkämpfen zun­d würde insbesondere der Versuch einer irgendwie gearteten russischen«Okkupatmn Bulgariens als ein Angriff auf die Interessen«Oesterreich·-Ungarns die entschiedenste Zurückweisung er­­­fahren?Ist die österreichisch-ungarische Monar­chit-des-Unterstützungs ihres deutschen Alliirten für alle Fälle versichert ? Die Thronrede läßt diese beiden Fragen unbeantwortet. Die Kundgebung des Monarchen konnte nicht die Möglichkeit der Zurückweisung der rassischen Ansprüche mit den Waffen in der Hand erörtern ; sie konnte eine solche Eren­­­tualität auch kaum andeuten, denn Das wäre bereits der Krieg selbst gewesen, aber sie konnte dem Wunsche, daß die Lösung der bulga­­rischen Krisis in der den bestehenden Verträgen und den Interessen unseres Reiches zusagenden Form in friedlichem Wege geschehe, im minder vorsichtiger, minder behutsamer Weise Ausdruc geben, all dies geschehen it ; sie konnte insbesondere in energischer und in zweideutiger Weise der Weberzeugung Ausdruc geben, daß zu der so ehr betonten Herbeiführung eines „legalen Zustandes“ in dem „autonomen­­ Fürstenthum“ eine militärische Aktion Rußlands nict erfolgen werde. Die Thronrede geht jedoch über die Ossupationsfrage stillschweigend­­ hinweg und sie unterläßt den in den gleichen Manifestationen der seßten Jahre niemals fehlenden Hin­weis auf den Altisten in Berlin. Die Thatsache der Aufrechterhaltung des Friedens mag als erfreulich an­­erkannt werden, aber die Delegirten werden mit Offenheit und Mannhaftigkeit zu untersuchen haben, ob dieses Ziel nicht doch Die Anwendung von Mitteln zu erreichen ge­wesen wäre, welche die Autoren der Thronrede in die angenehme Lage verfegt hätte, nicht Alles unterdrücken zu müssen, was nur im Entferntesten einer DVer­­legung russischer Empfindlichkeit gleichkommmen konnte.” | | ; jenes Landes, in — vath statt. Heute Abends fand ein mehrstündiger Minister -Der bereits in dem ersten Artikel unseres Sonntagsblattes gekennzeichnete Gegensatz in der Beurtheilung,welche die sam­stägige Nede Sr, Majestät im Schoße der beiden Delegationen gefunden, spiegelt sich aug in den Journalen wieder. Während die Blätter der ungarischen Hauptstadt, welcher Partei sie an angehören mögen, die Wünsche der öffentlichen Meinung Ungarns bezüglich der aus­­­wärtigen Politik, speziell in der bulgarischen Frage, mit einer ge­­radezu überraschenden Einmüthigkeit formuliven und nur darin von einander abweichen, daß die Einen in schärferem, die Anderen in milderem Tone ihrer geringen Befriedigung über den Anhalt jener Rede Ausdruck geben, finden die Wiener Blätter, mit Ausnahme eines einzigen, alle jene Hoffnungen erfüllt, welche sie bezüglich des durchaus friedlichen Inhaltes der Thronrede gehegt hatten. Ob bisher­­ » ke- wer RER TERN őv­er me Ye 4 A 2

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