Pester Lloyd, Juni 1891 (Jahrgang 38, nr. 149-176)

1891-06-01 / nr. 149

Mil feparater YofRverfenonng des Adendblattes.. A. 1.— viertefiägrlih mehr. . zotuuement für dke öfletz.-ungar.gtkonakwhke. Für den»Pesterleyd«(Morgen-und Abendblatt) Erscheint auch Moutas Früh Indem-fingen nach einem Feiertage­. Jürzudasefle ARE-sperrendqu- Dsnzjjibrxichfl.32.—Vierteljahkr.fc.3.so Halblabklich­,11.—Monatlich»s-—Halbjährlich»12.-sMonatlich Für diezttustritteztaueaiektuug-----·--»I-- 49 D .. NanpränumerirtfiirsudspeflindersdministratieaUND-sittxtoydRDokotdenesse Uir».14,l.S·toE,außerhalb suvapest mittelst Postenweisung durch alle Postämter.—üt Guts-IMMENK-dvkdschmidt(1­.Wollzeiles),woselbst einiecne Jammecn zu habennd- Gsnsjäbtlichfl.24.—Vierteljäbtl.st.c­­­n 2.20 Inserate und Einschaltungen für Den Offenen Sprechsaal werden angenommen: Sudapes in der Administration des „Pester Lloyd! Dorotheagasse Nr. 14, I. Stod, ferner: in­ den Annoncens Expeditionen Leopold Lang, Haasenstein d Vogler,A.W.Goldberger, A. Mezei u. Bernhard Eckstein. 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Mai. 7 Aus Athen, 24. d., geht uns von vertrauens­­wiürdiger Seite folgender Bericht zu, der das defini­­tive Erleichen der J­udenverfolgungen auf Korfu und Zante ankündigt und überdies mancherlei auf das erwähnte Thema, bezügliche neue Mo­­mente­­ bringt : „Telegramme der Regierung und beglaubigte Privatmeldungen berichten, daß auf Korfu und Zante der normalmäßige Zustand wieder hergestellt ist und daß die Juden wieder ungehindert das Ghetto verlassen und ohne behelligt zu werden, ihren Geschäften nachgehen können. Der italienische Gesandte Conte­se d’Ostiani, der sich zur persönlichen Prüfung der Sachlage und im Interesse der zahlreichen italienischen Staatsangehörigen unter den Juden Korfus und Zantes auf den Schauplan der Verfolgungen begeben hat, berichtet von dort­­her, daß die Ruhe wieder hergestellt und weitere Interventionen nicht nöthig seien. Der italienische Diplomat berichtigt die in der auswär­­tigen P­resse vielfach verbreiteten Mittheilungen, daß die Juden der Jonischen Inseln massenweise fliehen. Einzelne Emigrationen mögen immerhin unter dem ersten Eindruck des Schredens und der Angst vorgefonmen sein, aber eine weitere Ausdehnung hat die Bewegung mit genommen. Die übertriebenen und in ihren­­ Details der Wahrheit vielfach, widersprechenden Berichte, die in der europäischen Presse vorzüglich auf dem­­Wege über Triest und Wien über die Vor­gänge auf Korfu verbreitet wurden, haben, wie leicht zu denken, hier sehr üblen Eindruck gemacht und durch ihre gehäfsige Darstellung­­ der Sache, die sie zu fördern bestimmt waren, weit mehr geschadet als genügt. Ging man doch someit, in einem dieser Berichte al­s Pflifter und Förderer der Juden gegen den Direktor der­ hiesigen elektrischen Anstalt, Herrn D. Fodor zu nennen, einen gebornen Pre­ß­­burger, der nicht blos, weil er sic niemals als Antisemit geriet, sondern auch deshalb über jeden derartigen Berdacht e­rhaben ist, weil er als einer der angesehensten und geachte­ten Angehörigen der hiesigen österreichisch-ungarischen Kolonie nicht allein im Hause des Gesandten Freiherrn v. Rossel, sondern auch bei fremden Diplomaten und griechischen Würdenträgern allezeit ein gern gesehener und willkommener Gaft­er. Die Abgeschmadibkeit, ja Frivolität, mit ,welcher der Name dieses al­wärts hochgeschäßten Mannes mit den brutalen Heten auf Korfu in Verbindung gebracht wurde, hat hier allerorten das größte Dikfallen erregt. Ueber die Ursachen der Bewegung it man hier nicht vollständig im Klaren; aber so viel ist unter allen Umständen gewiß, daß neben den antisemitischen Motiven — und stärker als diese — politische Beweggründe bei der Lage im Spiele waren. Das Blutmärchen wurde nur als Vorwand bewußt für Zmede, die damit in gar feinem Zusammenhange stehen. Der hiesige Staatsanwalt Karadja hat, allerdings nur privatim, seiner Weberzeugung Ausdruck gegeben, daß das ermordete Kind ein jüdisches gemefen it, daß Jonach von der Schlachtung eines Christenmädchens gar nit die Nede sein könne. Weit mehr als das Schicsal dieses Kindes war die Rücksicht auf­ die bevorstehenden Deunizipalmahlen für die Entwicklung und Ausbrei­­tung der Judenhege von Bedeutung. Es wird nicht leicht festzustellen sein, von wen das mot d’ordre ausgegeben worden und in welcher Art die Verfolgungen benügt werden sollten, um die Suden für Die Wahlen daß die Opposition ihren Theil daran hatte und daß auch die Anhänger der Regierung andererseits solglich darauf bedacht waren, es mit den Christen nicht zu verderben und dabei auch gleichzeitig die Sachen zu füdern. Von dem Momente an, wo die Sache ernst und gefährlich wurde, seh es die Regierung allerdings nicht fehlen, über den läsfigen und nachlitigen B­ürgermeister hinweg mit aller Energie das Leben und Eigenthum der Juden zu hüten. Dies vers dient umso mehr Anerkennung, als selbst hier in Athen etliche Negierungsorgane und auch­­ unabhängige Journale wo bis in die rechten Tage die Hebe gegen die Juden forderten. Allerdings fehlte es auch an Journalen nicht, welche vom Anbegin­e gegen die Brutalitäten von Korfu und Zante Front machten und das Ver­halten der dortigen Bevölkerung als eine Schmach und Schande für die gesammte griechische Nation stigmatisirten. Es ist mehr diesen Journalen in Verbindung mit der Sprache der Vertreter der aus­­wärtigen Mächte ein Gottheil des­­ Verdienstes daran zuzuschreiben, daß die Regierung alsbald zur Erkenntniß ihrer Pflichten gelangt ist und denselben auch vollständig und wirksam Rechnung getragen hat.” Die weitgetriebene Liebedienerei und die ans Geschmad­­[oje grenzende Servilität, mit welcher Jahre Hindusch Der Kultus alles Ruffischen in Frankreich und­ speziell im­­ Paris gepflegt worden, beginnt allmälig eine Reaktion hervorzurufen, welcher die besseren Geister der französischen Republik auch öffentlich Ausdruck zu geben sich nicht schenen. In Paris selbst kommen derartige Gesin­­nungen noch nicht an die Oeffentlichkeit; sie getragen sich jedoch hervor in den Korrespondenzen angesehener Literaten, die in den Provinzblättern veröffentlicht werden. So hat Albert Delpit vor etlichen Tagen in einem der gelesensten Volksblätter M­arseilles unter dem Titel: „L’alliance franco-russe, — la dignitd d’un peuple” einen Alltag veröffentlicht, der großes Aufsehen erregt hat. Nach­folgend mögen einige Stellen desselben reproduzirt werden. „Zu gemeissen Zeiten fehlt uns voll­­ständig das Bemwußtsein unserer Würde. 68 gibt Leute unter uns, die recht betrübt wären, wenn es ihnen nicht gestattet wäre, von Zeit zu Zeit mit Begeisterung auszurufen: Vive la Russie !” Wenn man fühlen Blutes die franco-russische Frage studirt, so bemerkt man bald, daß Nufßland ebenso viele Gründe hat, uns zu helfen, als er Gründe hat, sich bei Seite zu halten. Man wird mir zugeben, daß ein Autofrat, wie der Czar, eine Demokratie, wie die unfrige, nicht lieben kann. Alexander III. ist in­­dessen zu intelligent, zu­verständig, um nicht einzusehen, daß eine neue Niederlage Frankreichs gleichbedeutend wäre mit einer vollständigen Zurückweisung Neuflands aus dem Orient... . Nationen wie ein­­zelne Menschen gewinnen nichts dabei, wenn sie sich allzu servil zeigen. Es ist nicht einmal fehdelich, bei jeder Gelegenheit feine Burzel­­bäume zu machen. .... Man hat nicht genügende Aufmerksam­­eit ge­­schenkt einigen Sinzidenzfällen, welche an den Nuffen eine gemilse Läsfigkeit uns gegenüber zeigen. Als Baron Mohrenheim, der rus­­sische Botschafter in Paris, vor Kurzem die Hochzeit seiner Tochter veranstaltete, erschien ein alter Deputirter, Mr. Frebault, vor ihm mit einer ganz au­ßergewöhnlichen Rede, im­mer der Rußland in wahrhaft lyrischer Art überschwänglich gefeiert wurde. Baron Mohrenheim aber hatte Acht darauf, in seiner Ant­­art auch die geringste Hindeutung auf die politische Situation zu vermeiden. , 68 ist nicht der Botschafter des Grafs,” so sagte er, „der seine Tochter verheirathet, sondern einfach­ ein guter Bürger dieses Biertels und ic­­hanfe meinen Nachbarn für ihren liebensuniürdigen Besuch.” Die Lektion wurde nicht verstanden. Vor wenigen Tagen fand in Moskau ein Banket zu Ehren der Eröffnung der französischen Anstellung statt. Der General, der biebei als Vertreter des Gou­­verneurs fungirte, sprach biebei folgendermaßen: „Messieurs, mir speisen Leder für sich. Niemand zweifelt daran, daß Franzosen und Neuffen gute Freunde sind, aber hüten wir uns vor Champagner und vor Toasten!" Die Lektion wurde auch diesmal nicht vere­rstanden . . . Lieben mir immerhin Rußland, aber sprechen mir nicht davon. Bringen wir uns vor Allem zum Bewußtsein, daß wenn ein neuer­ Krieg­­ ausbricht, wir Stanzofen­ ganz bes­­onders und vor allem Anderen unsere Rechnung zu sehen haben auf —Frankfreig!” Leitungssti­mmen über die Rede Apponyi­s. Die gestrige Rede des Führers der gemäßigten Opposition in Angelegenheit der Verwaltungsreform bildet den Gegenstand ein­­gehender Würdigung seitens sämmtlicher hauptstädtischen Blätter. Wir reproduziren aus den, der Rede des Grafen Apponyi gewid­­meten Artikeln das Nachstehende: Den Ausführungen des „W­elti Maple" entnehmen wir Folgendes: Die ungewöhnliche Größe der Moral­it in der Rede Apponyi’s im ungarischen Abgeordnetenhaufe erschienen, welches ich doc­hon entwöhnt hat, die politische Moral als Motiv zu betrachten. Jahrzehnte hindurch, seit dem Tode Franz Deaf’s, waren politische Berechnung, Geschielichkeit und Geminnsucht maß­­gebend. Die Dienschen hatten den Sinn dafür verloren, wie jemand ein großer Politiker sein künne und nicht als Hauptziel­­ betrachte, Minister zu werden, wie eine Partei aus einer Konstellation, welche sie zur Herrin der Situation macht, nicht Nasen dur das Hinopfern ihrer Ueberzeugung schöpfe oder die Gelegenheit sich entschlüpfen lasse, ihre Gegner zu verderben oder sich über das Partei­ Interesse erhebe und das Wohl "des Vaterlandes auf die Weise fördere, daß sie ihre und der Partei Interessen demselben opfere oder um einer realen Macht, um einer ehrlichen Konsequenz willen ihre Kopue­tarität, ihre, politischen Verbindungen auf’3 Spiel fege: all dessen hat uns jene moralische Depravation entwöhnt, in welche unser öffentliches Leben dadurch­ gerathen it, daß ausschließlich der Besit oder der Dienst der Negierungsgewalt der in der Majorität bef findlichen­­Bartei als h­öchstes Gut erschien und hinmieder die oppositionelle Leichenschaftlichk­itt­as Maß des opferfreudigen Bar­­riotismus galt. Nicht Ddiese, — die Wahrheit it Die Hauptsache. Nicht die Partei, das Vaterland in das Ziel. Nicht der Besit­zer ‚Macht, sondern der Umstand, welche Zwede man mit diesem Mittel erreichen könne, macht das NRegieren merk­voll. Die Moral muß in der Belitift und auf Die politische Moral im Parlament muß wieder hergestellt werden ; man muß die Gemissensfreiheit wieder­­geben. Dies hat heute Apponyi mit Fühnem Entsehluffe vollbracht, und dies tt die größte politische Bedeutung seiner Rede... Nicht nur die objektive Politit hebt sich von der heutigen Rede Apponyi’s ab, s sondern auch der moralische Gehalt, ohne den seinerlei Politit dem Lande heilsam sein kann. Er hat das Ne aller Intriguen zerrissen, und jene, die glaubten, daß sie Apponyi mit der Bestsche in die Negierungspartei treiben werden, oder wenn Dies nicht gelingt, ihn zwingen werden, unter Lene zu treten. Die die Vermaltungsreform zu Falle bringen, haben sich als schwache Taktiker er­wiesen, sie stehen enttäuscht und entwaffnet da. Apponyi ist in der Verwaltungsfrage, so wie in jeder anderen Frage sich selbst treu geblieben; so unterstüßt er die Reform und verbleibt in der Oppo­­sition. Den Mitgliedern der Unabhängigkeits-partei tut es mehr, daß Apponyi der Aktion der Munizipalisten geschadet hat, aber sie können si nicht verhehlen, daß seine ‘offene Ehrlichkeit ein ver­­fühnendes Moment bildet. Er unterstüßt die Regierung in dieser Frage nicht darum, um mit und von ihre die Gewalt zu erlangen, sondern aus dem Grunde, um im Äpntereffe der Freiheit und des Nechtes dem Lande Gutes zu thun. Die liberale Partei verfolgt diesen Entschluß mit Achtung,­­ denn die Achtung i­­st ein Gefühl, welches selbst die Mißgunst nicht zu verleugnen vermag. Und in der liberalen Partei gibt es Viele, welche sich der erhabenen Gesinnungen und der beispiellos uneigenmäßigen Bolitie Apponyi’s freuen. Die Regierung aber acceptirt freudig den guten Dienst, welcher allein ihr die Durchführung der Reform ermöglicht. Sie it für ihre Stellung duch die Aktion Apponyi’s nicht mehr besorgt ; sie braucht si aber auch nicht mehr vor der, in ihrer­ Bartei­ lauernden Reaktion zu fürchten, welche ihren Kopf nicht mehr zu erheben wagt. Die­ Bolitit Apponyi's ist also eine Kräftigung für die Negierung zum Guten, und dieser­ Kräftigung hat die Negierung sehr bedürft, denn die Regierung ist in Ungarn sehr mächtig, wenn ein Necht verkürzt oder ein Mißbrauch vertuscht erden sei, aber schwach, wenn sie die Freiheit umd die Macht der­­ Nation kräftigen will. Das hat Apponyi eingesehen, , und er schmwankte nicht, das Beste seiner Kraft und seine ganze parlamentarische P­osition der Freiheit und der Macht der Nation zu widmen. „enges“ mißft an die Rede Apponyi’s die folgenden Bez merfungen : Wie die mächtigen Afforde einer schönen Mufti, so werden die eloquenten Worte lange vibriren, aus deren künstlerischer Zus­­ammenstellung heute die Rede des Grafen Albert Apponyi bestand. Als Mutter­ der parlamentarischen Eloquenz wird dieselbe der blei­­bende Stolz und Beweis des hohen Niveaus des Parlamentarismus­­ sein. Die Geschichte des ungarischen Parlaments hat Tauım_ eine Epoche, deren Zierde nicht die ausgezeichneten Kämpen der Kunst des gesprochenen Wortes bilden würden. In der Gegenwart bildet ohne Steifel Graf Albert Apponyi mit wenigen Anderen jene Feine Garde der politischen Nedner, melche mit den alten Glorreichen würdig den Kampf bestehen kann. Gr­it für den Entwurf der Negierung eingetreten und mollte dennoch­ nach­weisen, daß nicht, nur hinsichtlich einzelner, Details des Entwurfs, sondern auch hinsichtlich der allgemeinen politischen Rich­­tung solche Differenzen einerseits zuneischen ihm und der Regierung, “andererseits — was übrigens dasselbe it — zmwischen "ihm und, der daß die Fusion, von melcher man muntelt, für ihn unmöglich ist.­­ Was das Erste, die Komitatsreform,­ betrifft, hat er seine Auf­­gabe mit, dem möglichst großen Erfolg gelöst. Unter allgemeiner Konsternation der Äußersten Linken wies er die Unhaltbarkeit des Wahlsyllens und die Nothunwendigkeit des Ernennungssystems nach). Was er in dieser Hinsicht sagte, war — das it ja natürlich — im Wesen nicht Alles neu; aber das bekannteste Argument mirft in der glänzenden Beleuchtung seiner oratorischen Kunst, mit dem Reiz der Neuheit. Die Kunst des wirklichen Renners, wie Graf Albert Apponyi einer it, besteht eben darin, daß er es versteht, von Allen empfundene Dinge in überraschender Form vorzutragen. Nach der gestrigen Mode des Grafen Lukius Szapáry und nach der heutigen des Grafen Albert Apponyi kann kaum mehr irgend etwas Bemerkenswerthes gegen das Wahl- und für das Ernennungssystem vorgebracht werden. Diese zwei Neden gleich zu Beginn der Debatte waren nie eine große Ernte. Das Feld der Argumente ist abgemäht, die nach ihnen kommen, können nur die undankbare Aufgabe der Nachlese über­­nehmen. Diese zwei Meden werden den Gegenstand der Angriffe seitens der äußersten Linken bilden, die lange immer die allgemeine Debatte währen wird. Der amanzigste, ja selbst der vierzigste Renner der äußersten Linken wird genöthigt sein, die zu seinem Erfolg füh­­rende Sisyphusarbeit gegen diese zwei Reden fortzulegen. Der Führer der gemäßigten Opposition hat den zweiten Theil seiner Rede mit nicht geringerem rhetorischen Erfolg, aber mit einer kleineren Macht der Wahrheit gelöst. Die Gesichtspunkte, auf welche er hinsichtlich der allgemeinen politischen Richtung des Entwurfs, der Regierung und der liberalen Partei hinwies, sind weniger stich­­haltig. Was den ersten betrifft, war es ebenso bedauernsswerth als zumindest übertrieben, die Thatsachen so darzustellen, als hätten er und seine Partei die erreichten Garantien­ der Freiheit der Regierung abgerungen. Diese Garantien waren zum Teil im ursprünglichen Entwurf enthalten, zum Theil hat Graf Julius Szapáry dieselben als nachträgliche Ergänzung in Folge seiner eigenen Initiative oder der einverständlichen Erklärungen der zur liberalen Wartei gehörenden Ausschußmitglieder mit denen Apponyi’s vorgelegt. Wir wollen nicht sagen, daß es eine Vrahlerei war, aber jedenfalls war es eine den Thatsahen nicht entsprechende Unmehrheit, diese Garantien als den Erfolg, die Errungenschaft der Opposition einzustellen. Jedenfalls war es eine fomische, in den­­­ahmen der erhabenen Rhetorik Apponyt’s nicht passende Behauptung, daß diese Garantien der öffentlichen Freiheit der Opposition zu verdanken sind.­­ Was aber die zwischen ihm und der Regierung, beziehungs­­weise der liberalen Partei bestehenden Differenzen in der allgemeinen politischen Tendenz betrifft, können dieselben, obwohl dieselben theils imaginär, theils übertrieben sind, dem Grafen Albert Apponyi und seiner Bartet in der Hinsicht vollkommene Beruhigung bieten, daß sie ihre besondere Parteistellung aufrechthalten können. In derartigen Fra­­gen sind Schließlich die individuellen Auffassungen und Ueberzeugungen entscheidend. 8 . ; Wenn Graf Albert Apponyi glaubt, daß er und seine Partei in dem Streben nach nationalen politischen Garantien weiter gehen als das Kabinet Szapary und die liberale Partei — moran sie auch Recht thin — ; wenn er glaubt, daß das der Liberalismus it, was er in seiner heutigen Rede mit so süßen Worten als Grigenz der nationalen Volitit erörterte, — unwohlan, so werde ihm nach seinem Glauben. Dieser Glaube wird ihm und seiner Partei gewiß Kraft und Selbstbewußtsein verleihen, daß sie als Opposition, welche auf der staatsrechtlichen Basis steht, die Rolle der Kontrole, Kritik und Aus­eiferung fortlege. Eines hat Graf Albert Apponyi durch seine heutige Aeußerung jedenfalls, erreicht. Er hat es erreicht, daß Fünfzighin jemand an der Aufrichtigkeit seiner Absicht, die daran zweifeln wird, daß Vaterlandsliebe und Gelbstlosigkeit die Triebfedern seiner Zhaten sind. Niemand wird ihn dessen zeihen fünnen, daß er persön­­liche Politik macht, und daß er das allgemeine Ziel individuellen Ab­sichten unterordnet.­­ An dem wir­ aber dem Grafen Albert Apponyi all diese Aner­­kennung zollen, indem mir die subjektiven Motive respektiven, welche er hinsichtlich der Aufrechterhaltung seiner besonderen Parteistellung vorgebracht hat, würden wir uns gegen jede Auffassung verwahren, als ob das Kabinet Szapáry und die Liberale Partei von den Motiven des Liberalismus oder der nationalen Politäk weniger durch­­drungen seien, als Graf Albert Apponyi oder seine Partei. Wir anerkennen es gern, daß es zwischen uns eine gewiisse Korrelation geben kann, wenn es sich um Schöpfungen, um Garantien der Frei­heit handelt. Aber nur insofern, als wir die richtige Mäßigung und die rationelle Erwägung vertreten, aber nicht derart, daß die ge­­mäßigte Opposition uns vorwärts stößt auf dem Wege des Libera­­lismus oder in der Geltendmachung der Rechte der Nation. „Enyetertes“ beginnt seinen Leitartikel über Apponyi’s mit folgenden Worten : ‚­ir bedauern den Grafen Apponyi. ‘ ist wahrhaftig fehade um ihn. Sein Talent, seine Studien, seine Berechtsamkeit, seine gesell­­schaftlichen Verbindungen hätten dem P Vaterlande viel wüten können. Der heutige Tag hat viele Hoffnungen ertödtet, vielen, an ihn und seine Zukunft geknüpften Erwartungen ein Ende gemacht. Heute hat er über den­­ Vertaatlichungs-Entwurf gesprochen und ihn unbedingt angenommen. Und nicht nur angenommen. Er stellte sich als Helden des Entwurfes hin, der es unternimmt, dessen Schiksal zu sichern und gegen jeden Angriff tapfer zu vertheidigen. Ex ging im Helden­­mythe meiter als Emerich Szabó, als Varasdy und das ganze Heer der Waffenträger minorum gentium der Regierungspartei. Diese halten die Verstaatlichung mehr weniger für einen Zwang und Graf Apponyi hält sie für eine glorreiche Errungenschaft! Welche Ver­­wirrung ! Was sollen wir von seiner N Rede sagen, was von seinen Motiven halten ? Der geübte Kämpfer umgibt­ sich noch im Falle mit einem gemissen­­ Hütereffe, und wenn er schon den Todesstoß empfangen, verseßt er dem Gegner, noch einen Hieb. Auch in der heutigen Nede des Grafen Apponyi gab es ein, zwei Details, die ein­­ wenig wirkten, aus denen wohl nicht das politische, so doch das individuelle Selbstgefühl des Oppositionsmannes herausbirgten. Aber auch diese wollte er­ gegen die Unabhängigkeits-Partei zur Geltung bringen. Doc es war, vergeblich. Diese Partei sah sofort ein, daß Graf Apponyi mit dem heutigen Tage für sie zu nichts Anderen, als zu einem interessanten Votum der Regierungspartei geworden ist, mehr oder weniger, wie interess­ant immer sie seien, macht nichts aus. Die Unabhängigkeits-partei er­­schrickt nicht davor, wenn die Stimmen der Regierungspartei in diesem Parlamente sich vermehren, selbst wenn sie sich mit dem Grafen Apponyi und seinen persönlichen Freunden vermehren. Denn mit dem Grafen Apponyi hat von heute an auch die gemäßigte Opposition als politische Partei zu eriftiren aufgehört. Als eine auf persönlicher Bekanntschaft beruhende Privatgesellscchaft kann sie noch eine Weile bestehen, bestehen vielleicht bis zu den nächsten Wahlen, auf ihre prinzipielle Berechtigung jedoch hat sie heute für immer verzichtet. „Budapesti Hirlap" stellt über die Rede folgende Befrag­­ungen an: Nachdem er die Fusionsnachrichten und Verleumdungen ent­­schieden und endgültig dementirt, schilderte er seine und seiner Partei weitere Stellung. Sie bleibt, was sie war: Opposition auf staats­­rechtlicher Grundlage,­­ denn er kann mit der Regierung und der liberalen Partei seine gemeinsame nationale Politik machen, weil die Auffassung und die Richtung hinsichtlich der Behandlung der staats­­rechtlichen Grundlage eine andere ist. Dies ist der Fehler der unga­­rischen Regierungspolitik seit 1867, aber namentlich seitdem das linke Zentrum mit Tipa­ in der Denkpartei aufgegangen it. Seither­ hat man­ diese Grundlage so interpretirt, wie­ sie für Ungarn nachtheilig it, und die Nechte, die der Ausgleich dem Lande sicherte, brachte die Regierung nicht zur Geltung. "Daraus ergab sich eher Niacdfall, als Fortschritt. Anfangs that­ auch der Hof mehr den Ungarn zu Gefallen und wir machten bei der Armee Eroberungen, " z. B. die Auflösung der Militärgrenze, später aber brachten die höfischen Regierungen und die Abgeordneten, die das Ministerium mählen ließ, jene Sinterpre­­tation der gemeinsamen Angelegenheiten in Mode, die Oesterreich gefiel, und der ungarische Staat konnte nicht mehr vormwärts schreiten, sondern glitt zurück. Wenn wir fest also auf staatsrechtlicher Basis einen ungarischen nationalen Staat schaffen und die Grundlagen selbst nicht erschüttern wollen, muß die Behandlung der gemeinsamen An­gelegenheiten eine ganz andere sein, solcher Art, daß die bereu­gten Aspirationen der Nation aus dahin gelangen. Denn jede Kraft, die von der ungarischen Nation stammt, muß für Diese nutbar werden und auch die gemeinsamen Institutionen können nicht im­ Gegenlage zum ungarischen Staatsgedanken verharren, sondern miüssen zur Er­reichung dieses großen Zieles mitwirken. Dies ist nichts Anderes, als was ir nationale Molitit nennen und zu melder die Wacht der Nation eine nationale Partei unter die Fahne Apponyi’s senden möge. Mer­ich Dieter anschließen wird, in das Geheimniß der Zukunft, daß aber die Parteien über die nächsten Wahlen hinaus nicht so bleiben künnen, das folgt aus der Unhaltbarkeit des gegenwärtigen Zustandes.. Leberaus groß­­artig war in der Nede A­pponyi’s der moralische Muth und die edle Selbstlosigkeit. Wie etwas Unerhörtes erregte es allgemeines Staunen im Hause, daß Jemand, der Staatsmann und Parteiführer, tst, nicht Minister sein will, nicht mit feiner Mederzeugung paktixt, von seinen Prinzipien nichts aufgibt, sich auf Die­ntegrität seines Wortes, beruft, nicht Taktik treibt, nicht nach rechts oder [infó Hoftat, seine persönliche Politik macht, ja sogar auf das Partei-Interesse dem Wohle des Landes unterordnet und sich mit der Vek­ündigung der Wahrheit begnügt. Einen Identisten nennen ihn mitleidig lächelnd­ene, die seine andere Politit als schlaue Kniffe nennen. Die Leute ohne politischen Gehalt, und Fene, welche die Moral in der Polilik für ein Vorurtheil, die Tugend für einen Fehler, daß Gehilsen für eine Dummheit halten. Alle sagen sie, es sei schade, daß sie Apponyi den Weg zur Macht versperrt, die sich vor ihm fürch­teten, freuten sie, daß er nicht in den Liberalen Klub trat, die Negierung freut sich, daß Apponyi nicht der Konkurrent Szapáry’s ist und die tente Ugron’s ärgern sich darüber, daß er ihnen seinen Pla im linken Zentrum läßt. Eötvös und die Geinigen bereiten sich zu heftigem Angriffe auf Apponyi vor, weil er vor dem Lande die Verstaatlichung glänzend gerechtfertigt und die Berechtigung des Kampfes dagegen reduzirt hat. Und doch hat Apponyi der Unab­­hängigkeits­partei nichts zu Leide gethan, noch hat er das Hecht der Munizipalisten, das Komitat zu vertheidigen in Zweifel gezogen, son­­dern die Prinzipien sind aneinander gerathen und die Heberzeugungen stehen einander gegenüber. Das i­ nicht3 Neues und die Unab­­hängigkeit3-P­artei konnte billig sein, wenigstens in dem Maße, in m welchem e3 Apponyi war. G3 gibt da in der Negierungspartei Einflüsse und Gehäffigkeiten, die in der Unabhängigkeits-Partei Ver­bündete finden. Apponyi aber hat sich über die Parteikämpfe erhoben und dahin kann man ihn nicht wieder zurü­czerren, denn nicht. die P­arteiverhältnisse des Hauses sind entscheidend — entscheidend in die öffentliche Meinung der Nation. Die Rede Apponyi’s appellixt an die Nation und die Nation Kau­cht ihm Beifall. " Betti Hirlap" sagt: Der hohe staatsmännische Gesichts­­kreis, von welchem er Apponyi­ den Verwaltungsreform-Entwurf be­­urtheilte, der entschieden liberale Geist, welcher sich dur seine ganze Argumentation 709, das bemerkenswerthe und hervorragende Moment, mit welchem er die Annahme des Entwurfs motivierte: all dieses hätte der Graf frank und frei von den Bänfen der Negierungspartei aus Sagen können; und — abgesehen von dem oben gekennzeichneten Balfıs — ist da sein Gedanke, seine Idee. Die nicht welches liberale Mitglied der liberalen Partei immer hätte unterschreiben können. Wozu war es also nothmendig, daß er zum Schluffe seiner Rede dennoch erklärte, daß die Fusion fest für ihn und seine­r Partei eine moralische Unmöglichkeit sei ? Wir halten im Gegentheil nach dieser Rede über eine solche Frage, bei jenen­­ prinzipiellen Erklä­­rungen, welche heute von den Sippen Apponyi’s ertönten, die weitere Opposition seitens des Grafen und seiner Partei für eine moralische und politische Unmöglichkeit. Oder wollte das eine antizipirte Antwort fü­r jene nicht in Rechnung kommenden Elemente sein, welche immer und überall sub­­jektive Momente suchen, ale dort, wo der eiwnfte Wolitifer einfach seine Pflicht erfüllt, wie das heute der Herr Abgeordnete Apponyi gethan ? Die Zurückweisung des Bestehens einer höheren Ambition ? Das wűre wahrlich ein kleinlicher Grund. Ein Graf Apponyi hat das nicht nothwendig. Im Gegentheil! Albert Apponyi darf mit Recht fordern, sein Talent, sein lauterer Wille, seine junge Kraft, seine Arbeitsfähigkeit berechtigen ihn, einen Antheil zu Fordern an der Führung der öffentlichen Angelegenheiten. Und melde moralische Unmöglichkeit sollte denn vorliegen ? Die überwiegende Mehrheit der heutigen Regierungspartei steht im Liberalismus nicht Hinter Graf Apponyi zurück, rücsichtlich des Grades des Liberalismus gibt es sowohl in der Regierungspartei, die wir gestehen, daß es auch diesbezüglich in der­­ gemäßigten Opposition Sole, welche bis zum Nullpunkt hinab eigen. Der Politiker weiht sich seinen P­rinzipien genossen an.­­ Der Graf wird nur dadurch seinen ihm­ gebührenden Blut ausfüllen wenn er sich auf die liberale Partei fragt: Sr der Liberalen: Bartei gibt es ausgezeichnete Talente, große Ar­beitskräfte, eine die liberal Richtung ganz ernst nehmende starre Bhalanı ; wenn die Basis seines Liberalismus fest ist, wenn es seine Intention ist, die liberalen Sdeen zu verwirklichen, dann ist er verpflichtet, si mit der liberalen P­artei zu vereinigen. Wenn er das versäumt, so begeht er leichtlich einen unverbesserlichen Fehler. Heute ist Die Gelegenheit günstig, die Stimmung it so glücklich, wie sie noch­ nie war zeugt, daß der heutige Tag in der liberalen Partei und in ver­öffentlichen Meinung alle jene Besorgnis­se auflöste, welche vielleicht hinsichtlich des Liberalismus des Grafen bestanden. Dann noch Eines. Die heutigen Weußerungen der Liberalen Partei während und nach der Rede des Grafen waren für den aus­­gezeichneten Redner so sympathisg, daß wir auf dieses persönliche Moment besonderes Gewicht legen sollten, obgleich auf dem poli­­tischen Kampfplage nicht die persönliche Sympathie oder Antipathie, sondern die politische Prinzipienverwandtschaft oder Gegnerschaft das maßgebende Moment bildet. Was sollte nun der Vereinigung im Wege stehen ? Die heutige Regierung ist Liberal ; Regierung, sowie in der Partei Schüttirungen gibt; aber im Ganzen drüct doch der Liberalismus der Szapary-Regierung seinen Stempel auf. MUeberdies zählt die Regierung in ihren Reihen ausgezeichnete Staatsmänner, prinzipienfeste Bolitifer, mächtige Fachmänner und starre, arbeitsfähige, selbstbewußte Männer. Diese zu fragen, even­­tuell mit ihnen gemeinsam zu wirken, kann der Ambition welchen hervorragenden Bolitifers immer genügen. Was aber die Gemeininteressen betrifft, so glauben wir, dak ein so mächtiger Geist, wie der des Grafen Apponyi, in der Regie­­rungspartei die Lebhaftigkeit steigern würde, die Entschließungen und den Gang der Debatte über dieselben vortheilhaft beeinflussen würde ; er würde den liberalen Geist der Partei heben und die Klage gründ­­lich beseitigen, welche die Partei wegen der „Eliqque“-Herrschaft tadelt ; er wü­rde das Senilwerden der Partei, oder die Infinuation, als ob Das Gewicht des Alters ihre Schultern beschwere, verhindern. Neue Kraft, neuer Geist, neues Streben würde unser öffentliches Leben elektrisiren Die Parteien­­ würden sich naturgemäßer bilden, je nachdem die fortschrittliche oder die konservative Richtung, die liberalen Prin­­zipien oder die Vorurtheile sie unter ihre Fahnen sammeln w­ürden. Wir glauben, daß Die heutige Nede Apponyi’s eine neue Situation geschaffen hat — und daß “die Fusion dennoch Statt finden wird. „Magyar Hirlap“ äußert sich folgendermaßen : Graf Apponyi hielt es im Laufe seiner heutigen glänzenden Nede fü­r nothwendig, in Betreff der Fusion feierliche Erklärungen abzugeben. Niemand hat unserer bona fides der Erklärungen des Grafen Apponyi zu zweifeln; allein gerade weil auch wir nicht an derselben zweifeln, werfen mir Die objektive Frage auf, ob zwischen der auf dem Tapet befindlichen Bor­­lage und der von der unter der Leitung des Grafen Apponyi stehen­­den Partei seit Jahren entwickelten Verwaltungspolitik der Unterschied in Bezug auf die Prinzipien, wie auf Die Reihenfolge und die Garantien der Lösung nicht viel bedenklicher und tiefgehender war, als der, welcher laut der Medve des edlen Grafen in Bezug auf die Durchführung und die Entwicklung des 1867er Ausgleiches zwischen der liberalen Partei und der gemäßigten Opposition heute besteht, und­­ doch ergab sich eine Lage, unter deren Druck der edle Graf und seine Partei im­nteresse des gefährdeten Hauptprinzips sich auch mit weniger und mit Mangelhafterem begnügte. Kann nicht gerade unter solchen Barteiverhältnissen und in einer ähnlichen Lage sie die Noth­­wendigkeit ergeben, daß sie im Interesse der Rettung der Kardinal­­prinzipien des 1867er Unsgleiches gezwungen sein werden, ihren Aspirationen in Bezug auf den Vollzug und­­ die Entwicklung des­­selben zu entsagen? Wird man dem edlen Grafen einen Vorwurf machen dü­rfen, wenn er mit ähnlicher Objektivität sein von der bona fides geleitetes und unbedingt patriotisches Vorgehen motiviren wird? G Sicherlich nicht, denn an seiner bona fides kann Niemand zweifeln. Das Hauptprinzip, die Verstaatlichung der Verwaltung, ist nicht gefährdet, wenn die gemäßigte Opposition die Vorlage auch nicht annähme; nur die schlechte Vorlage it gefährdet. Graf Apponyi rettet also durch Diese Gelbstaufopferung, was gefährdet ist und kompromittirt das Prinzip, welches er zu retten beabsichtigt. „Bügget­en Uifag“ schreibt: Al Szapáry seine Programm­rede hielt, in welcher der kardinalste Punkt des Programms der gemäßigten Opposition, die Verstaatlichung der Komitate enthalten war, glaubte Ledermann troß der seitens Apponyi’s betonten zumartenden Haltung, daß bei Einreichung des Gelegentwurfes der Führer der gemäßigten Opposition aus seiner zumartenden Haltung bheraustreten und daß die Ausion unbedingt stattfinden werde. In Tegterer Zeit, als hinsichtlich der wesentlichsten Buitte im­­­erwaltungs-Ausschhsse ein Einverständniß zwischen dem Minister- Präsidenten und Apponyi plaßgriff, konnte es nicht mehr zweifelhaft sein, daß nach den schon so oft und besonders von den offiziellen Organen der gemäßigten Opposition in die Welt geschielten Gerüchten die Fusion erfolgen werde. Diese Fusion hätte also mit der heutigen Mode Apponyi’s geschehen mühen. Mit großer Erwartung tauschte man von allen Seiten auf, die bezügliche momentuose Aeußerung. Aber auf beiden Seiten­ täuschte man ich in angenehmer Weise. Es freut sich darü­ber die Opposition, welche ihren­ alten Bundesáenossen nicht verlor in den Kämpfen gegen Die Negierung, und es freut sic; ein jede ansehnliger Theil der Negierungspartei, die Majorität der Majorität, die Tiba freaturen, die persönlichen Getreuen und Freunde des Graenerals. Apponyi zeigte sich heute in seinem urkräftigen Nednertalent. Die Wirkung seiner Nede war größer als je. Diesen unvergleichlichen parlamentarischen Erfolg dankt er aber besonders dem Umstande, daß er sich endlich einmal erhob aus jenem Nebel, durch welchen wir den Staatsmann nicht rür sahen in seiner ganzen Edividualität. Auch wir, seine Gegner, bewunderten in ihm den großen Redner, den geist­­vollen, Scharfsichtigen Kopf, das zu großen Schöpfungen, zum Beiibe der Macht berufene Talent; aber wir mußten nicht, ob dieser Kampf auf Seite der Unabhängigkeit3­ Bartet nicht blos eine Leiter sei zum Adlernefte der Befriedigung der persönlichen Ambitionen. Apponyi zertheilte heute den ihn umgebenden Nebel, und vor uns stehbt der ambitiöse Staatsmann in der ganzen Reinheit feiner Absichten, feiner Ziele D Verächtlich, sprach er von der heutigen Zeit, fü­r die es charakteristisch ist, daß sie auch in ihm nichts Anderes zu ent­reden mußte, als einen Macht suchenden Streber. Also diese Rolle, welche ich gespielt, dieses ganze Opponitiven war nur ein Scherz? — trug er im Tore der Entrüstung. Das Erstaunen über diese von Gelestgefühl diktivte echt männ­­liche Aeußerung spiegelte sich auf jedem Gesichte. Er braucht nicht die offen, nicht deshalb machte er DOpposition, um sich die Macht­­ zu er­zwingen, sondern er kämpft für Prinzipien, und von denen weicht er seinem Ministerfauteuil zuliebe ab. In dem Artikel des „Neuen Bester Journal“ heißt es: Braftisch bildet für uns die Hauptsache die Frage: hat Graf Apponyi mit seiner heutigen Mode den 3wed, der ihm vorschmwebte, erreicht ? Hat er seinen Standpunkt gegenüber der Verwaltungsvorlage nach allen Seiten gehörig geklärt? Hat er seine Haltung vor der Oeffentlichkeit gehörig motivirt ? Hat er jene, welche diese Haltung mißbilligten oder aus persönlichen Motiven zu weißdenten geneigt waren, entwaffnet ? Wir stehen nicht an, die Ansicht auszusprechen, daß alle diese Fragen getrost bejahend beantwortet werden können. Sa, wir gehen weiter: Graf Apponyi hat, indem er seine eigene Haltung zu motiviren trachtete, zugleich auch implizite eine fachlich zu­ treffende, in jeder Hinsicht gelungene Motivirung der Reformvorlage geliefert, für welche ihm die Schöpfer dieser Vorlage gewiß zu Dant verpflichtet sind. Wir verrathen kein Geheimniß, wenn wir fonstativen, daß die Verwaltungsvorlage, ganz abgesehen von ihrem meritorischen Inhalte, fodifikatorisch an zahlreichen Gebrechen laborirt. Aber műre diese Vor­­lage auch ein bedeutend besseres und vollkommeneres Werk, als sie es fatt sich it, so wäre es für einen oppositionellen Poliziker Teine schwere Aufgabe gewesen, an derselben eine Menge Fehler zu entdecken. Und doch hat fi Graf Apponya mit aller Entschiedenheit für die Annahme dieses Gejegentwurfes ausgesprochen. Das ist eine politische That, deren Werth nicht unterschägt werden darf. Graf Apponyi rechtfertigte nun seine diesbezügliche Haltung in einer Weise, welche jeden Freund der Verwaltungsreform mit Befriedigung erfüllte und selbst auf die Gegner dieser Reform einen tiefen Gindruch zu machen geeignet war. Ex 309 die Bilanz zwischen der großen, folgenschweren Grundidee der Reform­ und der wichtigen Thatsache ihrer Durchführung einerseits und zwischen den Mängeln der Vorlage andererseits , und er fand, daß die prinzi­­pielle Abzweifung derselben von Seite eines Bolitifers und einer Wartei, melche von jeher für eine heilsame Reform in diesem Sinne einge­­treten waren, eine moralische Unmöglichkeit, ein exiter Versuch zur­ Ausmerzung der Fehler und zur Herbeiführung der nöthigen freiheit»­lichen Ergänzungen aber erfolgversprechend und deshalb eine moralische Pflicht gemesen sei. » im gemünschten Sinne zu präpariren, aber sicher: ist,­ ‚liberalen ‘partei, bestehen, Und um ein, zwei Stimmen seiner Versprechungen die Nede Mir sind über Ansicht nach das Recht, an der. re |

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