Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1902 (Jahrgang 49, nr. 123-147)

1902-06-02 / nr. 123

IMRLATT DES PESTER LLOYD. (Einzelne MNumm­ern in Budapest 6 Heller, in der Provinz S Heller in allen Berjchleiflofalen.) | Montag, 2. gumi. Der Friedensschluß, Budapest, 2. Juni. s Dieses Mal sind die Friedenshoffnungen nicht zu Schanden geworden ; der Krieg in Südafrika ist zu Ende. Dergestern bereits wurde von den Boeren-Delegirten einerseits und von Lord Kitchener und Milner andererseits­­ das Protokoll unterzeichnet, welches die Bedingungen festießt, unter welchen die noch im Felde stehenden Boeren die Waffen niederlegen werden. Ganz England i­ in Jubel ob dieser Heilsbotschaft; aber mit England athmet auch die Welt auf, daß Dieser „unglückelige Krieg", wie Lord Salisbury ihn einmal genannt hat, nunmehr ausgeschaltet werden kann aus den brennenden Tagesfragen. Die Bedingungen, unter denen der Friede zu Stande gekommen it, sind bis zur Stunde noch nicht veröffentlicht­ worden. Allein man darf nach den Meldungen der legten Tage darauf rechnen, daß sie für das , besiegte" Boerenwolf nicht gar zu hart ausgefallen sind, und daß sie noch bedeutend geminrdert werden dürften, wenn König Eduard anläßlich seiner Krönung Milde vor Macht zum Worte kommen lassen wird. Gicher it allerdings das Eine zur Thatsache geworden: vom 1. Juni 1902 ab haben die besten südafrikanischen Ner­pubti­ten faktlich aufgehört, selbstständige Staaten zu jen nachdem wir vor Jahr und Tag bereit pro forma von Lord Roberts dem größeren Britannien einverleibt worden waren. Die britische Politik hätte somit ihr Ziel erreicht,­­ tot aller Schwierigkeiten, und zum Trage den Gegnern, die ihr schließlich ein fnrcchtbares Fiasko, ja die Vernichtung der­ britischen Weltmacht prognostizirt hatten. Ganz ohne Schaden freilich it das englische Prestige aus diesem dreijährigen Kriege nicht hervorgegangen. Aber nicht nur die Feinde haben Englands militärische Schwächen kennen gelernt, fordern man ist sich ihrer auch­ im Lande selbst bewußt geworden, und so wird dieser südafrikanische Krieg für die Reorganisation der britischen Wehrmacht gewiß, nicht ohne regen­reiche Sorgen bleiben. Man wird nun eifrig daran gehen, die offenbar gewordenen Fehler in der englisgen Armee­­leitung zu Befestigen und das englische Heer auf ein modernes Niveau zu bringen, das der Weltmacht­­stellung des Reiches weifer zu entsprechen vermöchte, als bisher. Für Südafrika dürfte fest. unter englis­cher Verwaltung eine neue Zeit der Blüthe beginnen. Die Beeren werden bald begreifen lernen, meld ein be­­deutender Unterschied zwischen Ernst und Sehr besteht,­ wie die englischen Begriffe von Freiheit und Toleranz weit höher stehen, als die republikanische Freiheit, die Ohm, Krüger meinte und die nur im Regimente des Eigensinns und der Unduldsamkeit sich fundgab. Da, sie scheinen dies Ales schon feht begriffen zu haben, denn sie haben ja Beim Abschlusse des Friedens auf die Mitwirkung der „irgendwo in Holland sich aufhaltenden Vertreter der ehemaligen Transpaalregierung“ nicht mehr gedrungen. Für Paul Krüger mag dies persönlich ein trauriges $008 bedeuten; in der Geschichte, welche die Nachwelt schreiben wird, kann dieses Ende nicht anders erscheinen, als die logische Folge des Mebermuths, mit m welchen Rauf Krüger und seine Genossen vor drei Jahren unaufhaltsam zum Kriege get trieben haben. 3 Öffentliche Telegramme. London, 1. Juni. Das „Reuter’she Bureau“ ver­­folgende, von gestern Datirte Depesche Lord Kitcheners: „Das Protofoll das die Bedingungen der Lebergabe der Boeren enthält, wurde gestern Abends 5 Uhr 30 Minuten von s­ämmtlichen Delegirten der Boeren, ‚vom Gouverneur Milnerud mir untergeiämet“ London, 2. Juni. Orig-Telegr) Der König empfing die erste Depesche Lord Kitchener’s, welche die unmittelbar bevorstehende Unterzeichnung des Friedensinstrumentes avifirte. Samstag Mitternacht. Der Kriegsminister Brodridh eilte troß der späten Nacht­stunde persünlic mit der Depesche ins Budingham-Palais, um das Telegramm dem Monarchen zu überbringen. Der König war noch wach, ebenso eine Anzahl von Mitgliedern der königlichen Familie, welche sofort verständigt wurden. Die zweite Depesche Lord Kitchener’s, obwohl um 11­­, Uhr Nachts aufgegeben, erreichte wegen Störung der Stabes- Linien London erst Sonntag 124, Uhr wurde sofort gleichfals an den König, wie an alle Minister und die Botschafter weiterbefördert. Doch zögerte die Regierung mit der allgemeinen Veröffentlichung bis 51/2 Uhr Abends, um die Sonntagsende nicht zu stören. Das Königspaar wohnte Morgens fromohl mie Abends dem Gottesdienste in der Küniglichen Kapelle bei. Der Abendgottesdienst wurde mit dem Absingen der Nationale Hymne seitens aller anwesenden Mitglieder des Hofes geschlossen. Der König selbst hatte dem ministrirenden Pastor die Nachricht vom Friedensschluffe mitgetheilt, London, 2. Juni. Orig.-Telegr.) König Eduard hat eine Proklamation erlassen, in der er seiner lebhaften Freude über die Einstellung der Seindseligkeiten Ausdruck gibt. Er ist fest über­­zeugt, daß sich nach dem Friedensschluffe die Wiederherstel­­lung des Wohlstandes in den neuen Staaten rasch vollziehen werde. Die duch den Krieg herbeigeführte Erbitterung werde einem beiderseitigen guten Einvernehmen Bin machen, die Wohlfahrt des Landes duch­ gemeinsame Arbeit gefördert werden. London, 1. Suni. Die Bekanntmachung des Friedensschlujfjes wurde von der Bevölkerung mit der größten Begeisterung aufgenommen. Ber dem Manston-House ist ein weißes Wlafat angeschlagen, worauf in rothen Buchstaben steht: „Der Friede ist proflamat!" Der Lordmayor erschien auf dem Balkon und hielt eine Ansprache an die Menge. London, 2. Juni. Auf die Nachricht vom Frie­densschluffe duchmogte eine zahllose Menschen­­menge, patriotische Lieder singend, den ganzen Abend Hin­­duch­ die Stadt. Von allen Kirchthürmen ertönte Glocken­­geläute. Es herrscht allgemeine Begeisteru­ng. London, 2. Sun. Dirig.-Telegr) Die Nachricht von dem vollzogenen Friedens- Shluffje wurde noch gestern in frümmtlichen Kirchen von den SKanzeln herab mitgetheilt. Box exzessiven Freudensszenen, wie man sie da und dort vorausgesagt hatte, war jedoch nichts zu sehen Um 5%, Uhr Nnd die Nachricht offiziell am Gebäude des Abends waren einzelne Häuser mittags wurde Kriegsministeriums affinirt, iluminirt, und zwar Diejenigen Häuser,­­ die schon die Mumination Für die Krönungsfeierlichkeiten vorbereitet hatten. London, 2. Juni. Orig-Telegr.) Weber die legten Verhandlungen, die dem­ Friedens- Schluß vorhergingen, meldet „Daily Mail" aus Bretonia: Der Boerenkongre in Vereeniging acceptirte einstimmig das Friedensinstrument, welches Samstag spät Abends von den speziell erwählten Boerendelegirten im Hause Kitchener’s in Pretoria unterzeichnet wurde. Einer der legten Bui­tte,­­welche zu Diskussionen Anlaß gaben, war das PBerlangen­ der Boeren,­ den Friedensvertrag behufs R Ratifikation dem Präsidenten Srüger und der europäishen Boerendelegation zu unterbreiten. Lord Kitchener lehnte dies auf das­­ ent­­schiedenste ab. Krüger wurde somit voll­tändig ignorirt Die Friedensbedingungen ent­­halten demselben Blatte zufolge eine Anzahl Zugeständnisse an die Beeren speziell in finanziellen Fragen, aber in prin­­zipiellen Fragen und besonders was den gänzlichen­­ Verzicht auf Unabhängigkeit betrifft, gaben die Beeren voll­om­men nach. Auch die früheren Unverfüg­lichen fügten sich schließlich der Menjorität. Kit­dener’s Geduld und konziliantes Benehmen leisteten b­iebei vorzügliche Dienste. Auch die Ab­wesenheit Stein’s welcher an schwerer Karalyse leidet, beschleunigte sie Beschlüsse. London, 2. Juni. Orig. -Telegr­ „Daily Mail" schreibt: Die Beeren haben auf ihre Unabshhängigkeit verzichtet. In Wirklichkeit aber haben sie sehr wenig verloren. Sie werden behandelt werden, wie England alle seine Kolonien behandelt. Youdon, 2. Juni. Die Morgenblätter besprechen den Abschlus des Friedens mit Denugthuung und zollen sowohl den Boeren, als den englischen­ Soldaten Anerkennung. Der „Standard“ nennt die Boeren den­ tapfersten Feind, dem entgegenzutreten­den britischen und kolonialen Truppen jemals zugefallen war. „Morning Bo­at" betrachtet es als glückliche Sagung, daß der König in einem Reitpunkte geírönt werden wird, in welchem das Neid­ stärker sein wird, als je zuvor. "Daily News" sagt, es gebe jegt noch eine größere Aufgabe als der Krieg war, nämlich Girív­adgt und Wohlfahrt in das zerrüttete Card zu bringen und den Boeren zu zeigen, daß England sich ebenso wie im Kriege, auch im Frieden auszeichnen könne. Darren Tele­grap­h" Sagt, die Gefahr, in welche England gerathen sei und Die es überwunden habe, sei eine töntliche gebesen. London, 2. Juni, Diig­­e Lea­rs sämmtlichen Wiergenblättern kommen zwei Gedanten zum Ausdruch: die unsagbare Freude am schließlichen heart erkämpften Frieden und das Bewußtsein, daß jebt die viel schmierigere Aufgabe der Berjüohnung des besiegten Gegners beginnt. „Standard“ schreibt, das ernste Gefühl, welches jeden Briten erfassen muß, ist die aufrichtige Dankbarkeit, für unsere tapfere Armee zugleich aber an die Bewunderung für die heldermüthigsten Gegner, denen zu begegnen jemals den britischen Kolonialtruppen zufiel.‘ Sr der That wäre Derjenige jeder bitterlich leit­bar, welcher auch nur mit einem einzigen Worte den Kummer jener Braven vermehren würde, die nach einem unvergleichlichen Widerstande schließlich­ der Uebermac­ht unterlagen, gegen melde weiterzulämpfen purer Wahnsinn gewesen wäre. Obwohl sie unterlegen sind, haftet doch sein Mafel en ihrer Ehre. Briten und Boeren haben dur ihren Muth und ihre Ausdauer den markantesten Beweis gegeben, daß sie derselben starren Mace angehören und sie werden in friedlichem Zusammen­wirfen Sü­dafrifa zu dem prächtigsten Tochterstaate Englands gestalten. Ermahnt sei Schließlich nun die unwahrscheinlich gänzlich unwahre Meldung eines englischen P­rovinzblattes, daß Krüger für seine nachträgliche Zustimmung zu dem Frieden von der britischen Regierung 50.000 Pfund verlangt und hiefür das Ver­­sprechen angeboten habe, den frühafrikanischen Boden niemals­ zu betreten. London, 2. Jun. Oria-Telegra Die heutige Parlamentsfigung wird­ sich, zu­ der denfwirdigsten seit Generationen gestalten. Der Kabinetsrath wird sich um 11%, Uhr Vormittags versammeln, um den Mord­aut der Erklärung des M­inisteriums festzustellen. Mahrchenlich dürfte das Friedensdposumenrt am Nachmittag gleichzeitig mit den ministeriellen Erklärungen dem Parlament vollinhaltlich in Druck zugehen, möglicher­­weise wird sich daran sofort die Debatte knüpfen. Die Morgenblätter disfutiren die Frage, was mit jenen Sommanden­­ geschehen werde, die sich etwa weigern sollten, die Beichlüffe von Bereeniging zu acceptiven. Speziell gilt Dies von gemeisten Kaprebellen, die bei­­ dem Boerentongres nicht vertreten ware­n. Diese zählen insgesammt höchstens fünfhundert Mann ; ihr hervorragendster Führer is Foucher, er operiet östlich von Kimberley. Die Nebellen aus den un westlichen Theilen der Kapkolonie waren in Bereenigung vertreten. Die Prozedur, die gegen Foucher beobachtet werden wird, dürfte darin bestehen, daß man ihm den Friedensabschluß mittheilt und ihn zur Unterwerfung einladet. Sollte er sich weigern, so werden er und sein Gefolge all­gemeine Sne fulgenten ohne die Privilegien der regulären Kombattanten erklärt­ werden, 0. h. man wird ihm drohen, ihn und seine Mannschaft im Falle der Gefangennahme niederzuschießen­. Pretoria, 31. Mai. („Neuter.“) An einer hier veröffentlichten Bekanntmachung wird angeordnet, daß die Strafenzahlung der Transvaalbond­ Z, welche während der Dauer des Krieges eingestellt war, vom 1. Juni ab wiederaufgenommen wird, ihren Auschaffungen für die Armee die gehörige Rücksicht auf Ungarn nimmt, noch auch gegen die Duellbewegung Stellung nimmt. Kal Hieronymi. polemisirte mit seinem Morredner und motivirte, warum er nicht den Muth­ habe, die angesprochenen Beträge troß ihrer Höhe abzulehnen. Nachdem er diese Motive in überzeugender Weise dargelegt und insbesondere dem Grafen Zichy nachgewiesen hatte, daß es eine schlechte Desonomie wäre, bei den Nützungen zu sparen, wenn mir doch das Gegentheil den Berlust an Menschenleben im Falle eines Krieges auf das Minimum reduziren Tünnen, begründete er, warum es zr­edmäßiger erscheitte, in dem­jedigen speziellen Falle vor der Erhöhung des Präsenzstandes die Mehrlosten zu wohiren. Am Schluffe seiner Nede besprach Herr v. Hieronymi die Proportion der ungarischen Offiziere in der Armee und­ erklärte unter­ allgemeiner Zustimmung, man müsse die Stiftungspläne in den Militär-Akademien vermehren, damit wir mit der Zeit ebenso viele ungarische Offiziere in der Armee haben, als wir dem­­ Berzentrage der von uns bewilligten Nefruten entsprechend haben müßten. Nach­ einer Baufe begründete Diolichänyi seinen ablehnenden Standpunkt. Er behauptete zwar, hiebei von seinem prinzipiellen Standpunk­e ganz schweigen zu wollen, sprach aber fort­während davon, daß die Armee der Nation fremd sei, daß sich ihr traditioneller Geist rächen werde und daß nur eine­ selbstständige Armee auch eine politische Mission erfüllen könnte. Erst später ging er auf die Kanonenfrage über und warnte vor Miebereitung. Die Ergänzung des Präsenzstandes dur die Einberufung der Erjag­­reservisten sei nur eine gewisse Form­ der Erhöhung des Nekroten­­kontingents und so lange die Gereggebung in dieser Hinsicht nichts verfügt hat, können auch seinerlei Kosten­ für Das Mehrerforderung votirt werden. In diesem Sinne weihte er auch einen­ Beschluß­­antrag ein. Referent Münnid­ale den Renner aufmerkfen, daß er den Antrag verfrüht eingereicht habe, da der Nachtragskredit erst später zu verhandeln sein werde, allen DzolicsSsányi meinte, die Sache gehöre auch in die Generaldebatte. Exil als Minister- Präsident 5­3 € LI. dem Referenten zustimmte, zog Dfolicsanyi seinen Antrag vorläufig zurück. Klemens Eraupt nahm si die Mühe, die Einwendungen, welche Dfolicsanyi erhoben, zu widerlegen und vertheidigte die Heeres­­verwaltung gegen den Vorwurf, als ginge sie zu voreilig vor. Die in Hede stehenden Mehrkosten nehme­­ er in Interesse der Großmacht­­stelung der Monargie und der Kriegstüchtigkeit unserer Armee an. Graf Stefan Tiba nahm zunächst gegen das angebliche Haatsrechtliche ravamen Stellung, daß Die Kosten vollet merden "ellen, ehe die Erhöhung des Präsenzstandes von der Gereggebung ber milligt it. Die Vorlagen der Heeresverwaltung begrüßte er als ersten Stritt zur Erhöhung der Kriegstüchtigkeit­­ unserer Armee mit Freude. Er glaubt aber, daß sich Griparniffe erzielen ließen bei den militär-ärarischen Bauten, bei den Lieferungen, namentlich bei der Anschaffung von Kochmehl, bei welchem sich sehr große Ver­­schiedenheiten im Preise zeigen. Im weiteren Verlaufe seiner Rede polemiirte Graf Zita mit dem Grafen Zichy und führte diesem gegenüber an, daß die Erhöhung der Ausgaben für militärische 3wede mit unserem Bündnisse nicht in Zusammenhang gebracht werden könne. Da noch Hodoffy zu sprechen wünsche, Naklonpfy aber verlangte, daß vor Schluß der Debatte auch der Vertreter der Regierung spreche und auch Holló um die Unterbrechung der Berathung bat, ordnete P­räsident Graf Andrasfoy die Abs­stimmung an, bei ,welcher sich die Mehrheit für Die Fortlegung der Verhandlung erklärte. Hierauf wurde im Hinblick darauf, dass Holló auf das Wort verzichtete, ie Generaldebatte geschlossen und Das Heeresbudget im Allgemeinen an­­genommen, nagdem Gelitionchef Jetelfaluffy erklärt hatte, daß er mit Nachsicht darauf, da die Delegirten Hieronymi, Eraußt und Graf­ipa die opposi­tionellen Redner bereits widerlegt haben, nicht zu sprechen wünsche. Die Delegation ging hierauf um 20 Uhr in die" Spezial­­debatte ein. Den Detailbericht tragen wir im Morgenblatte nach. — der Marine-Ausschus der ungarischen Delegation hielt heute unter dem Präsidium des Markgrafen Eduard Balla­vicini eine Geltung, in welcher an Stelle des Grafen Alexander Z­elesi, der krankheitshalber nach Karlsbad reiste, einhellig Julius Rosenberg zum Referenten gewählt wurde. — Das Abgeordnetenhaus hält am 4. d., Vormittag 10 Uhr eine Litung, in welcher das Nuntium des Magnatenhauses betreffend die Dort erfolgte Annahme des Budgets und der Bericht über die Sinfompatibilitäts-Affaire der Abgeordneten Kubil und Natlay unterbreitet werden. Voraussichtlich werden auch Interpella­­fortem, aber unter entsprechender Berücsichtigung der Komitats­­autonomie durchzuführen. Dieser Antrag wurde einstimmig mit einer auf die Organisation de Oberstuhlrichteramtes bezüglichen Ergänzung angenommen. Nach dem­ Referate Ladislaus Nyegre­s wurde ferner beschlossen, die Ansiedlung fremder Einwanderer sei nur solchen zu gestatten, die sich und ihre Angehörigen zu erhalten im Stande sind. Alle Anträge, in welche eine Ausmessung der bereits ein­­gewanderten galizischen Juden und andere drakonische Maßnahmen betreffen, wurden unter dem Eindruckk der wahrhaft patriotischen und objektiven Neden Edmund Barta­s, Bilítor Hagaras und des Referenten abgelehnt. Eine Auen Sektion behandelte die beit der Regelung des Au­swanderungsmwessens auftauchenden Wünsche- Referent Barnabas Buday ,erörterte den bezüglichen Beschluß­­antrag­s in eingehender Weise. Er fordert Die legislative in dieser Frage, für welche er" zahlreiche beachtenswerthe Vorschläge macht, melche nach langer interessanter Diskusion zur Y Annahme gelangten. In der Nachmittags um 4 Uhr stattgehabten Wienarfikung fanden die von den Sektionen gestellten Ab­träge angenommen. Graf Robert ZielenBfy morciate die Thätigkeit des Kongressses und sprach dem Präsidenten Edmund Misles Dank aus, der hierauf in einer äußerst beifällig aufgenommenen Rede auf die weiteren Aufgaben hinwies, die auf diesem Gebiete noch der Erledigung harren. Er dankte den Präsidenten, Vizepräsidenten, die auch allen Anderen, die an der Arbeit de Kongresses theil­­genommen, insbesondere der Presse und Schloß unter stürmischen Sirenrufen den Kongreß, Nachmittag und +­tionen eingebracht werden. Bir Drlegationen, Ungarische Delegation. Er ist ein prinzipielle Gegner jeder Erhöhung des Präsenzstandes und nimmt die Vorlagen schon deshalb nicht an, weil die Heeres­­verwaltung wieder­ auf die zweijährige P Dienstzeit eingeht, noch­­ bei Die ungarische Delegation wollrte heute anläßlich der Annahme des Ostupationskredits und der Ablehnung des Nakonsky’schen Antrages “auf Entsendung einer parlamentarischen Untersuchungs­­kommission dem Minister Kallan unter lebhaften Gijeneuten Anerkennung für die Verwaltung Bosniens und trat hierauf in die Verhandlung des Heeresbudgets ein, welches Referent Münnich ziffermäßig beleuchtete, indem er sich dabei gleichzeitig auf die Gefd­ünfrage erstrebte und alle mit dem Budget zusammen­­hängenden mächtigeren Fragen eingehend erörterte. Graf Johann Zichy erklärte, den außerordentlichen und den Nachtragskredit meber aus Vertrauen, noch vom Gesichtspunkte der Leistungsfähigkeit der Nation annehmen zu können. Da die politischen Konjunkturen überaus günstig sind, sei die Steigerung der Nützungen ganz überflüssig, wenn der Dreibund wirklich den Frieden so fest verbürge, müsse man vielmehr auf eine Verabießung der N­üstungen hinwirken. Franz Bolgár zollte zunächst der Armee Anerkennung für ihre Kriegstüchtigkeit und gab nur dem Wunsche Ausdruck, daß die Heeresverwaltung auf die Auffassung des Volkes mehr Nachsicht nehme. Für die angesprochenen Mehrkosten, melde Redner, wenn auch schweren Herzens, votirt, misse die Verantwortung der Kriegs­­minister tragen, von dem Redner fonstatirt, daß er in dieser Frage behutsam und sparsam vorgehe. In der Frage der Verheiligung der ungarischen I­ndustrie an den Heereslieferungen konnte die Heeres­­verwaltung über das Duotenverhältniß hinausgehen, da wir in dieser Hinsicht in früheren Jahren Oesterreich gegenüber im Nachtheile waren. Was die Frage der Erhöhung des Präsenzstandes betrifft, so gehört diese Frage wohl vor den Reichstag, aber Nedner bemerkt schon hier, daß er es lieber gesehen hätte, wenn man gleich mit der Revision des Wehrgeieges hervorgetreten wäre, da man dann gleich die erforderlichen Konzessionen für diese größeren Blutopfer verlangen könnte. Graf Friedrich Wilczer vermahrte sich Dagegen, daß die militärischen 2aften fortwährend erhöht werden, ohne daß auf die materielle Lage der Nation Rücksicht genommen wiürde. — Die Landeskommission, welche auf Grund des ©.-%X. IV . 1898 entsendet wurde, um die Regelung der Orts­­namen nach Munizipien durchzuführen, hat bisher das Material von zehn Komitaten aufgearbeitet, do­rt das Resultat dieser ihrer Thätigkeit noch nicht bekannt. Nun hat sich die hauptstädtische Sektion des Siebenbürgischen Karpathenvereins mit der Bitte an den Minister des Innern gemeldet, er möge Die bisher fertig­­gestellten Arbeiten der erwähnten Kommission amtlich­ veröffentlichen und die festere im Interesse der definitiven Regelung zu einem zascheren Tempo anspornen. Die Sektion betont, daß die Regelung der Ortsnamen nirgends so nom­menledig sei, die in Siebenbürgen, wo in dieser Hinsicht die größte Unorientirtheit bereit. Auch es die auf die Pflege der Touritis und des Fremdenverkehrs gerichtete Thätigkeit des Vereins derzeit gehemmt, da vor der Regelung der Ortsnamen seine neuen Landkarten ausgegeben werden können. — == Finanzminister Ladislaus L­utács hat, wie „Bol. zt." meldet, an sämmtliche Finanzdirektionen einen Grlaß gerichtet, in melden er sie verständigt, Daß er den von der Steuergebahrung handelnden ©.­A. XLIV . 1883 einer­ Reform Breit will und sie deshalb auffordert, ihr Gutachten innerhalb eines Präflusiv­­termins dem Ministerium zu unterbreiten. Dabei sollen namentlich die Fragen der Steuerevolation und die Anforderungen des präkti­­gen Lebens berücksichtigt werden. Auch soll der Finanzminister im Rahmen der allgemeinen Steuerreform einen besonderen Entwurf für die Steuerbemessung ausarbeiten lassen­ — Zweiter Tag. — Miskolcz, 1. Juni. Die Sektionen beendeten heute ihre Berathungen, worauf die zweite­­ Plenarfigung stattfand, in welcher der Kongreß geschliffen wurde. Die Forítsektion — Präsident Aristid Szmrecsányi, Referent Emerich Ghilläny , acceptirte nach kurzer Debatte einen Beichlußantrag betreffend die «Beforstung von Deeflächen und die Schaffung von Schußforsten. In der Sektion für Traubenk­ultur führte Graf Alexander Andrásfy den Porsig. Ladislaus Szabó legte einen Rekorutiortsantrag vor, welcher "Die, Hebung des Konsums im Ge­lande, die­ Zurückeroberung des Aaslandes und überhaupt eine Förderung der Trauben- und Weinverwerthung bezieht und von der Sektion­ angenommen wurde. Die Sektion für Kultur und Arbeiterwesen setze ihre Berathungen fort, und erhob die auf die Schaffung von Mäßigkeitsvereinen und auf die Entwicklung der landwirthschaftlichen Organisationen bezüglichen Anträge zum Beschlusse. Die Sektion für In­dustrieverwert­ung und Verkehr befaßte sich eingehend mit Der Frage der Genossenschaften, die Sektion für Beiisßpolitif mit Grundbuchsfragen und mit dem Erbrechte. Die Sektion für Cin und Auswanderung mefen verhandelte unter Dem Borsige Zoltan Kallay's den von Ladislaus Nagy begründeten Beichlußantrag, in­ welchem aus»­gesprochen wird, die Bermaltungsreform sei mit dem Ernennungs­­­­ Der Ä Auswanderungs-Fangreh, Bildjaf Midnel Panel § Der ungarische katholische Episropat it nicht lange vollzählig geblieben. Kaum wurden die Lücken, welche der Tod vor etwa zwei Jahren in diese Körperschaft gerissen hat, ausgefüllt, ist wieder eine neue entstanden:­ der­ griecisch-katholische Bischof von Nagyvárad, Geheimrath Mihal Bável ist, wie aus Máramaros-Sziget gemeldet wir, am Samstag Nagts um La Uhr auf seiner Falu-Szlatinaer Befitung, wo­­hin er sich vor zwei Wochen zur Erholung zurückgezogen, unerwartet an derzidhlag aus der Neihe ber­gebenden geshtreden Mehr als fünf Jahrzehnte lang wirkte er auf der geistlichen Laufbahn, auf welcher er­­ vermöge seiner hervorragenden Eigenschaften sehr rasch eine hohe Stufe der Hierarchie erreichte. Als Seelsorger Igon bes­mährte er sich als treuer Sohn seiner Kirche, aber auch für das Vater­­land wußte er bei seinen Gläubigen und Konnationalen das Gefühl der Anhänglichkeit und Liebe zu ermeden, das er selbst fon im Jahre des Freiheitskampfes in selbstlorester Weise bethätigte. Als Bischof war er stets ein wahrer Vater seiner Diözese, immer bestrebt, Frieden und eintrage , zwischen den Konfessionen und Nationalitäten herzu­­stellen und zu erhalten. Seine grenzenlose Bescheidenheit äußerte sich bei jedem Anlasse, namentlich aber vor einigen Wochen, da auf seinen Munsceh die fünfzigste Jahresmende seiner Priesterweihe in aller Stille begangen wurde und die Diözesangeistlichkeit sie damit begnügen mußte, ihrer aufrichtigen Liebe und Verehrung für den Oberhirten in einer einfachen Adresse und in Dankesgebeten Ausdruck zu geben. Pavel hat seine schwierige Aufgabe immer ernst genommen und zum allgemeinen Wohle zu lösen getrachtet. m I­nteresse des Vaterlandes und der Kirche ist es zu wünschen, daß sein Nachfolger auf diesem erpani­ten Bosten von demselben Geiste befeelt sei. Michael Bável ist am 8. September 1827 in génárdfalva (Szatmárer Komitat) geboren. Er absolvirte seine Gymnasialstudien in Nagybanya und Szatmár, die­ Philosophie in Raskau, wo er als einer der besten Schüler im Fön. Konvitt. Verwendung fand. Das Sabı 1848 fand ihn im Wiener Zentralseminar. Dieses verließ er bei Ausbruch des­ Freiheitskrieges und schloß sich der ungarischen Sache an. Im Frühjahr 1852 wurde er in Ungvar zum Priester geweiht. Brnügst wirkte er als Konsistorialnotar an der Seite des Bischofs Basıl Popovicz ; nach vier Jahren wurde er als Hilfs­-Seelsorger nag Alid- Apja ernannt. Von hier ward er nach zwei­ Jahren vom Szamos­­päter Bischof Johann Aler­ zum ersten Konsistorialnotar berufen. Im Dektober 1859 wurde er auf sein eigenes Ansuchen als Seelsorger nach Szlatina verlegt. Hier ward er später Erzdechant, dann bischöf­­licher Bifar. Er war einer jener Männer, die ihre Pflichten gegen ihre Nationalität und gegen das Vaterland stets in Einklang­ zu bringen gewußt haben. In Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete des Unterrichtsunwesens wurde er im Jahre 1870 von Sr. Majestät durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz­osen-Ordens ausgezeichnet ; einige Jahre später wurde er auf den Bischofssis­cher Stagyvárader Griech.-Tath. Diözese erhoben. Bischof Pavel war geheimer Rath, römis­cher Graf, Thronassistent Sr. Heiligkeit des P­apstes; seit 17. März 1902 Besiter des Ordens der Eisernen Krone I. Klaffe. Der verblichene Bischof führte eine sehr einfache, fast putie­tanische Lebens­weife. Al es vor mehreren Jahren in Nagyvárad Demonstrationen gegen die Rumänen gab, fühlte sich Bischof Bável, der — mie erwähnt — stets seinen guten Patriotismus befundet hat, schmerzlich betroffen. Nach den Demonstrationen wurde der Bischof bei Gelegenheit der Manöver vom König gefragt : — Wann gehen Sie nach Nagyvárad ? — Dorthin kann ich nicht gehen, Majestät, denn man hat mein Palais zerstört. Dies war nun eine Uebertreibung, denn das bischöfliche Palais war nur von einigen Stein­würfen getroffen worden, aber bei der damaligen erregten Stimmung war diese Antwort des Bischofs begreiflich. Später verwilichte die Zeit diese unangenehmen Erinne­­rungen und der Bischof selbst bot Alles auf, damit das gute Ein­­vernehmen zwischen den Ungarn und den Rumänen wieder hergestellt werde. Der verblichene Bischof lebte gern in Belenyes, wo Jedermann freien Zutritt zu seinem Hause hatte. Den Sommer verbrachte er zumeist in Bihar-Füred oder in Anna-Szlatina. Der bischöfliche Vikar August Lauran empfing Sonntag Mor­­gens 8 Uhr die telegraphische Nachricht von dem Ableben des Bischofs. Die Todesnachricht brachte lebhafte Bestürzung hervor, denn der Bischof hatte sich in letter Zeit wohl befunden. Im März dieses Jahres zelebrirte der vereinigte Bischof seine goldene Messe, und zwar in der Heinen Dorfkirche zu Anna­ Szlatina, weil er sie allen Ova­­tionen entziehen wollte. Später ging er nac Budapest, um Gr. Majestät für die ihm gewordene Auszeichnung zu danken. Am 26. April reiste er, anscheinend im besten Wohlsein, nach Szlatina, wo ihn vorgestern der Tod ereilte. Der Bischof wird einem wieder­­holt geäußerten Wünsche entsprechend dort beigefegt werden, wo ihn der Tod ereilt hat, also in Szlatina. Die Nachricht von dem Ableben des Bischofs Bável hat in der Stadt Nagyvarad, deren Ehrenbürger er war, lebhafte Theilnahme hervorgerufen. Mit seiner Stiftung von 10.000 Gulden war Bischof Pavel der Begründer der dortigen Wasserleitung. Der Bischof hatte für kulturelle und humanitäre Zwecke eine freigebige Hand; man schäst die Summe seiner Stif­­tungen und Spenden auf 6 Millionen Kronen. Das Kapitel verständigte von dem Mobleben des Bischofs die Kabinetskanzlei des Königs, die Mitglieder der Regierung und des Episkopats. Das Kapitel lat. Ritus hat gestern im vermaisten bircöflichen Palais Bondolirt; dem Kardinal-Bischof Schlau ist aus Nachsicht auf dessen Gesundheitszustand die Todesnachricht nicht mit­getheilt worden. Telegraphische Kondolenzen sind im Laufe­ des gestrigen Tages von der Kabinetskanzlei im Auftrage des Königs, vom Minister Wlassics, vom Fürstprimas Baßary, vom Bischof Radu und Anderen eingelaufen. Ein Testament wurde nit vorgefunden. Bon Nagyvárad begeben sich mehrere Deputationen zum Zeichenbegängnisse nag Szlatina.

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