Pester Lloyd, Januar 1904 (Jahrgang 51, nr. 1-13)

1904-01-01 / 1. szám

. " 1904."——xu«.·1. Abonnement für die österr.-ungar. Mona: Für den „Pester Lloyd“ (Morgen­ und A (Erscheint auch am Morgen nach einem Feiertage). Für Budapest: Mit Ppostversei ’ blatt) | Heller Ganzjährlich ... 44 Kronen — Heller | Ganzjährlich --- #8 ie Halbjährlich... --.- 22 Kronen — Heller | Halbjährlich-- --- 24 en —_ ne Vierteljährlich ..- 41 Kronen — Heller Vierteljährlich „..- 12 —_ Er Monatlich -.- --- 4 Kronen — Heller | ‘Monatlich --- --- 4 (1 0 Heller Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Ifj) mehr. Man pränumerirt für Budapest in der Administration des I,P( _ Dorottya­utera Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelst Postanweise| Postämter. — Für Wien auch bei Herm. Goldschmidt (L,7, selbst einzelne Nummern zu haben sind, % 87 r Die Lloyd‘, durch alle le 6), wo- Inserate werden angenommen: Budapest "in der Administration des „PESTER LLOXYD“, ferner: in den Annoncen-Expeditionen Haasenstein & Vogler, A. W. Goldberger, A. Mezei, Bern­­hard Eckstein, I. Blockner, J. m. Fischer, Tenzer Gyula, Leopold Gyula, Rud. Mosse. Im Auslande: G. I. Daube & Comp. Frankfurt a. M. Com­­pagnie Generale de Publicitö6 Etran­­gere John F. Jones d Cie., Paris,31,rucdu Faubrg.Montmartre, Einundfünfsafter Iahraaue, Redaktion und Administration: V., Dorottya­utceza Nr. 14, E. Stock. Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Uni­ankirte Briefe werden nicht angenommen. Einzelne Nummern in Budapest #2 Heller, in der Provinz M­. Heiler in allen Verschleisslokalen. Inserate werden angenommen In Wien: Bei A. Oppelik, Grünanger­­gasse; Rudolf Mosse, I., Seiler­­stätte Nr. 2; Haasensteim , Vogler, I., Walfischgasse Nr. 10; M. Pozsonyi, IX., Hörlgasse 5; J. Danneberg, IL, Praterstrasse Nr. 33; Heinrich Schalek, L. Wollzeile Nr. 14; M. Dukes, I., Wollzeile Nr. 6— 8.­­ | i Freitag 1. Jänner, Abonnement für das Ausland (Morgen- und Abendblatt.) Vierteljährlich bei uns mit direkter Kreuzbandsend­ung: für Deutschland, Serbien und Montenegro 18 K., für den Sandschak u. Novi-Bazar 16 K., für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch aufgenommen für: Ilsist-lsaueb,d.uh­d.Po-tsmt.Unsre­.Osmi­ gsisists beiden Dei. Postämt. 15­ Frcs.98 Ots. ulgarien b. d. bulg. ern AN­n f 5­5 Deutschland b.d.deutsch,_ AM. 70 BE­rn MATER A sent tu­ Br Egypten beiden egyp. „ 17KFrem.dzOts. | geppi WO en Ba ÜGY Griechenlandb.PostamteTriest 18", 74 „ |serbien | Im­mserb. pi: 14Fres.18/008. Italien beiden ital.Postämtern 14 ,„ 80 “ |Sc­hweiz „„aschweiz,. 15 m 40 m Montenegro b. Postamte Cattaro 14K. 64H,­­ Türkeib.d.dort.öst.-ung.„ 18 „ 98 . Für Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal kann der "Pester Lloyd" durch Vermittlung der Postämter nicht abonnirt und muss derselbe direkt bei uns bestellt werden. Vertr. für Deutschl., Frankr., Engl., Italien etc. Saarbach’s News Exchange, Mainz. «.­­REM EIm GagEeERENEN GESEINENEETRREUEEEBEEE­­­­­­­ e. Zum es Teicht 1. Jänner 19045 Schwaben seien die besten Ungarn. "at Bor fünfzig Jahren — am 1. Jänner 1854 d ]ie Nummer des „Pester Lloyd“ erschienen, er­jenigen, welche dieselbe­ schrieben,­ weilt sein Einzo von Denjenigen, welche das Blatt am Zog Erscheinens gelesen haben, faum mehr hie und da Ce Muter den Lebenden. Die anderen sind alle Längst Hinibergegwenen dahin, ‚wo sein Tag mehr scheint, nur der Cocytus doch die Wüste weint". Heute mögen sie — wenn’ es aus den Gefilden der­ Seligen einen Ausblick gibt nach Diesem irdischen Jammerthal — vergniügt herniederschauen, denn das schwächliche Kindlein, an dessen halben Jahrhundert gestanden, ist mittlerweile zum kräftigen Manne herangereift und alle Anzeichen stellen ihm eine recht lange Lebensdauer in Aussicht. Vorgänger in der Redaktion mögen freuen, daß nicht wird Gut, das sich nebenbei wohl auch noch darüber sie Die Festartikel in den Schoß finten lassen, Wiegenlieder, frohes hängt, und flüsterten Kinderjandizen, ist, als belebten sich Wiege Unsere sie zu schreiben haben, ja dieselben nicht einmal zu lesen brauchen. Der­ Leer von heute aber wird nach Diessen einleitenden Zeilen das Blatt leise still‘ vor sie hinträumend er das Haupt neigen und durch seine Seele zittern ‚Klänge aus der Vergangenheit, längst vergessen geglaubte eine A Fluth von Erinnerungen aus der eigenen Jugend, welche mit der des „Beiter Lloyd“ zusammenfällt. Das feuchte Auge wendet sie dann der Wand zu, an welcher : das Bild des Vaters die ernsten Züge des Heimgegangenen, als bewegten sich die Kämpfe, welche wir­d geführt, behütet sie, wie­­ wieder erobert werden kann. Im Frühjahre 1853 wurde die Peter Lloyd-Gesellschaft gegründet ı und etwa drei­­ Vierteljahre später, am 1. Jänner 1854, trat ihr heute noch bestehendes publizistisches Organ ins Leben. In der Einleitung zu dem im rühjahre 1903 erschienenen Gedenkbuche der Bejter­ich in großen Zügen die Verhältnisse geschildert, unter denen zuerst die Gesellschaft, dann deren Journal das Licht der Welt erblicken. Je getreuer diese Verhältnisse — namentlich die damaligen Preßzustände — geschildert werden, mit d­er müssen sie heute Denjenigen erscheinen, nicht persönlich das Alles mitgemacht oder eigentlich miterduldet haben. Aber für uns gab es damals mich heute noch, wie mein Duretismus nichts zu lachen, d­e­er innere unvergeßlicher aufzurütteln war, Zreamd, in einer Nacht gleich einem Besessenen im Zimmer auf und ab rannte, als um Mitternacht aus dem Polizeibureaun Weisung aus Dent bereit fertigen Blatte eine Heime Notiz zu nehmen, was natürlich den Umsturz des ganzen bDejte To­­. Baron Sigmund Kemény, der damalige Redakteur des „Berti Naple“, ein Mann, der als personifizirtes Phlegma galt und nicht leicht aus seinem die der europäischen Kulturländer emporzuschwingen­ kam, der aus­­Blatt es zur­ Folge hatte. On Dieser Notiz wurde­ erzählt, daß im irgend einer italienischen Stadt ein Soldat felett Obersten ec­hofen habe. Die Notiz war von der­ Polizei gestrichen und­ die Nandbemerkung beigefügt: „Wegzitaten, könnte als böses Beispiel dienen.“ ch war zur­zeit, als der „Peter “logo" MS Leben trat, Hauptmitarbeiter des Kemeny’sehen „Betti Napló" und der­ Töröffchen „Magyar Sajtó". Mit dem „Bester Lloyd“ hatte ich zu jener Zeit seine Verbin­­dung, aber über das Me­rtyrium der ungarischen Blätter war ich genau unterrichtet und ich kam mir den­ken, daß die­ polizeiliche Zensur mit dem deutschen Blatte noch viel weniger Umstände machte. Die ungarischen Blätter wurden sehlieglich do Me in Ungarn gelesen und von Personen, welche der ungarnige, Space mächtig,­­ also mehr weniger denn doch Ungarn wien. Der reaktionärste Ungar war aber noch immer viel Fibend­er, als die Mitglieder jener czechischen Beamtenarmee, welche uns damals über den Hals gefsgllt wurde. Zudem wurde der „Peiter Lloyd“ auch von den Wiener Behörden geleen ; zwischen diesen und der Peiter Polizei wurde Jahre Hindurch ein ziemlich erbitterter Minenkrieg geführt und die Peter Polizei wußte recht gut, bab, wenn in einem, hiessen deutschen Blatte auch mir ein Wort enthalten i­, welches in Wien mißfällt, dort die Denunziationen sofort erfolgen und der „Rüppler” an die Hiesige Polizei nicht einen Tag uf sid), warten [assen werde. Weder alle diese Zustindeggk seich, wie gesagt, bereits zu wiederholten Malen eine Meige charakteristischer Einzelheiten veröffentlicht und wenn ich Hute wieder darauf zurückkomme, möge mir der eher dies Derz zeihen, allein es drängt sich mir umwilltinlich eine Yuth von Erinnerungen auf, wenn­ ich die exite Nummer­­ des „weiter Lloyd“ vom 1. Jänner­ 1854 zur Hand teime und die heutige Nummer vom 1. Jänner 1904 daneben Iige. Aus den eben gekennzeichneten Verhältnissen jener Zeit ergeben sich aber auch die Motive, von denen die 2 ji 2loyd-Gesellschaft geleitet war, als sie — kaum noch zur Welt gekommen — ihr Zeitungsorgan gründete. Alledings konnten diese Motive im Blatte selbst nicht nur nicht Elm gelegt, sondern nicht einmal slhüchtern angedeutet weden. Da nämlich das damalige Regime nicht nur gegen die vers­paffungsmäßige Freiheit Ungarns, sondern ganz direkt gegen deren begeistertsten Vertreter, gegen die ungarische Natio­­nalität gerichtet war, suchte das absolutistische System Abft­­verständlich in den Bewohnern nichtungarischer Zunge seine kräftigste Stüge. Es galt also den schädlichen Einfluß d­er­­ Bestrebungen auf die nicht ungarisch sprechende Bewölk­ung zu paralysiren, und das konnte nur durch ein deutsches Blatt erreicht werden, welches, wenn auch nicht direkt und nut der ‚dich die Umstände gebotenen Behutsamkeit auch in tiefen Schichten die Liebe zum ungarischen Baterlande wach erhielt, denn vorhanden war dieselbe und Ludwig Kossuth selbt Hat einmal den bezeichnenden Ausspruch gethan: die Binater Neben D diesem ver­­schleierten war der offen eingestandene Zweck der Grü­dung Beiter Lloyd“ die Pflege der industriellen und­­ kommerziellen Interessen des Landes, deren Vernachlässigung­­ die Hauptursache bildete, in Folge deren Ungarn nicht im­­ Stande war, aus seinem Halbastatenthum sich in die Reihe Diese beiden Zwecke, welche den Gründern des „Leiter Lloyd“ vorschwebten, Habe auch ich mir vor Augen gehalten, als ich nach Wiederherstellung der Berfaffung Ende 1867 die Leitung Dieses Blattes übernahm. Auch ich betrachtete es und betrachte es auch noch heute als die Doppelaufgabe Dieses Blattes, alle Schichten der Bevölkerung, daher auch jene nichtungarischer Nationalität mit anfrutiger Anhäng­­lichkeit an die ungarische Staatsidee zu erfüllen, ihren den Nachweis zu liefern, daß unter den heutigen eiur­opälischen Verhältnissen seine Kombination denkbar je, welche ihnen mehr Garantien für ihre freiheitliche Entwicklung und gleich­­­zeitig auch für die Wahrung ihrer Nationalisät bieten könnte, als ihre Zugehörigkeit zur Krone des heiligen Stefan. An­­dererseits war ich bemüht, im " Berein mit den ausgezeich­­neten Kräften, welche mir im meinem Redaktionsbureau zur­­­erfü­gung stehen, Die­ntereffen des­ Handels­ und der In­dustrie, wo immer sich­ hiezu Gelegenheit bot, kräftigst zu untersrügen. Und wenn sich im Laufe der besten Jahr­­zehnte die Ansichten des Auslandes­­ über­ die Bedeutung des ungarischen Handels und der ungarischen Industrie sehr zu unserem Vortheil geändert haben, so darf wohl von unserer Seite ohne Selbstüberhebung behauptet werden, daß in dieser Beziehung der , Better Lloyd" —— dessen Artikel in der gesammten europäischen Breite ich der schmeichelhaf­­testen­ Beachtung erfreuen — einiges D Verdienst für ich in Anspruch nehmen könne. Allen eben hiedurch hat unsere Aufgabe auch noch eine Erweiterung nach gewiisser Richtung hin erfahren. Solange unser Handel im Vergleich zu jenen der europäischen Sub­urstaaten num eine höchst untergeordnete Rolle spielte, die Resultate unserer industriellen Thätigkeit aber sich nicht über eine sehr beschränkte totale Produktion hinaus erstrebten, nahm man von Ungarn nur wie von einem „interessanten" Lande Notiz und Zopfte uns gnädigt sich auf Die Schultern, wenn wir hie und da etwas in ero­päischen Sinne Annehmbares Lieferten. Heute haben Ungarns Handel und Industrie allerdings noch lange nicht die höchste Stufe der Bollfommenheit erreicht, aber wir können uns in dieser Beziehung ungescheut den europäischen Kulturstaaten an die Seite stellen, und feit aus­ dem MAichenbrödel hie und da sogar ein recht gefährlicher Konkurrent geworden, hat sie auch die Zahl unserer­­ Neider und Feinde rapid ver­­mehrt. Und sie sdienen es mitunter nicht, auch mit unehr­­lichen Waffen in der auswärtigen Presse den guten Ruf Ungarns zu verdächtigen, dessen Fortschritt auf allen Ge­­bieten der Kultur, namentlich der Volkstwirthschaft zu ver­­feinern. Solchen Angriffen gegenüber betrachtet er Der „Bester Lloyd" als seine Aufgabe, gerade weil er in einer für ganz Europa verständlichen Sprache erscheint, mit aller Energie für das Renommee Ungarns einzutreten und dessen Lage in ihrem wahren Lichte erscheinen zu lassen. Wir könnten unzählige Beispiele dafür anführen, daß unsere dies­­fälligen Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. Was wir in dieser Beziehung bhaten, ist allerdings nur die Erfüllung einer Pflicht, allein wir dürfen behaupten, daß wir Diese Pflicht jederzeit auch gewissenhaft erfüllt haben. Was die politische Richtung des „Peter Lloyd“ betrifft, so konnte bis zum Beginn der Thätigkeit der gegenwärtigen­­ Redaktion von einer solchen überhaupt nicht die Rede sein, denn wenn es auch frü­her gewisse Nuancen gab, doch welche sich die einzelnen patriotischen Gruppen von­einander unter­schieden, so war doc das Streben Aller vor allem Anderen auf die Wiederherstellung der Verfassung gerichtet. Diese ist mit dem Ausgleiche von 1867 perfekt geworden und als ich damals die Redaktion des Blattes übernahm, fachte ich dessen politisches Programm kurz in zwei P­­nkten zusammen: Weithalten an dem Ausgleich mit Oesterreich, so lange dies unter Wahr­ung der Interessen Ungarns möglich ist, und eine im entschieden liberalen Sinne gehaltene Entwicklung unserer inneren Zustände. ch glaube, der freundliche Veser wird uns das Zeugniß nicht versagen, da wir seit 36 Jahren an diesem Programm unverbrüchlich festgehalten haben. Und da dieses Programm zugleich auch dasjenige aller Regierungen war, welche either an der Spite der Geschäfte in Ungarn gestanden, war der „Better Lloyd" auc­ — ohne Nachsicht auf die am Nudel stehenden Personen — regierungsfreundlich und wird es bleiben, so lange von oben her an der bis­­herigen Tendenz festgehalten wird. Man hat den „Peiter Lloyd“ öfter offiziels genannt, wir wissen nicht recht, was darunter verstanden wird. Daß auf die Haltung des Blattes irgend ein fremder Faktor, speziell die Regierung irgend einen Einfluß nehme, daß die Redaktion ihrer Mederzeugung aus was immer fir Niüdfichten Zwang auferlege und biete nicht jederzeit voll und ganz zum Ausdruck bringe, dagegen uns zu verwahren, erscheint uns nicht der Weihe werth, weil es ohnehin Niemand glaubt. Dagegen habe ich bereits erwähnt, daß der „Better Lloyd“ ohne Niüesicht auf die Person und ohne hiefür irgend einen, wie immer Namen habenden Vortheil zu beanspruchen, freiwillig und selbstlos jede Negierung unterfragt, deren Programm mit dem seinigen übereinstimmt. Daß dann die Negierung aus Er­­feintlichkeit für diese uneigennügige Unterfrügung unserem Blatte, die und da eine noch nicht veröffentlichte, interessante Mittheilung zukommen läßt, wird weder ihr, noch­ uns als Side angerechnet werden. Sollte jemals — für die Dauer i­ dies in Ungarn allerdings unmöglich, allein als vorüber­­gehende Erscheinung immerhin denkbar — sollte jemals in politischer, sozialer oder konfessioneller Richtung eine reaktionäre Strömung zum Durchbruche gelangen, dann wird der „Pester Lloyd“, getreu seiner Vergangenheit, stets im der ersten Reihe unter Denjenigen zu finden sein, welche sich dieser Strömung mit aller Entschiedenheit entgegen­werfen, gleichviel, wen er sich gegenübergestellt sieht und ohne Rücksicht auf Die Nachtheile, welche ihm selbst aus diesem Kampfe erwachsen könnten. Und mi will ich schließen. Er hat mir wohlgethan, mich dem Leser gegenüber, mit welchem ich seit mehr als vierthalb Jahrzehnten täglich in geistigem Rapport stehe, auch persönlich und Direkt aussprechen zu können. Ich über­­gebe jei das Wort einer ganzen Reihe von illustren Männern, deren meder in feinem Nesfort eine Autorität ist und deren Namen in der neueren Geschichte Ungarns für alle Zeit mit glänzenden Lettern eingeschrieben sind. Es ist eine Fülle von Geist und Willen, welche der „Peter Lloyd“ durch diese Artikel seinen Lesern als Neujahrsgeschenk darbietet. Für das Blatt selbst kann es kaum eine größere Aus­­zeichnung geben, als daß diese illustre Gesellschaft sich hier zusammenfindet; herzlich bedankt seien sie Alle, Die gefommen sind, uns diese Ehre zu ermetten. Für meine Bersen erbitte ich mir von dem gütigen Liefer nur zwei Dinge: die dort Dauer der mir gegenüber bisher geü­bten Nachricht, so lange es mir meine Thätigkeit beim Blatte fortzufegen vergünnt it, und ein freundliches Gedenken, wenn dereinst der zitternden Hand die Feder entsinkt, welche sie so lange geführt hat. Mar Falk. ED sie lette: Genießet vernünftig Die it Die Den nehr, eines vor einem Lippen und als Früchte welche jener habe ein rostbares verloren gehen, aber dann nur jedwer Lloyd-Gesellschaft ae 1 a Alte Uecberlisierung und neuer Glaube. Su nebelhafte Geschichtsferne versink­ Ge Zeit, in welcher Dieses Blatt gegründet wurde, und seine Brüde­rannt fid zwischen jener Periode E genwart. Es war einmal Absolutismus in Ungarn — Engt das nicht wie ein schauriges Märchen für politisc­hmindige? Kann unser jüngeres Geschlecht fid­ den Zustand in die Seele führen, von welchem Franz Deát sagte: „Ein Erbrechen war das Gefühl für Freiheit, ein Verbrechen die Abhänglichkeit an unsere Nationalität,‘ ein’ Verbrechen selbst und den Tagen unserer a | d. w­ o­ hei­en | 1­­­ 00 T­V NE die reinste Vaterlandsliebe" ? Und Doch: " seit die Tegten Lebensäußerungen­ der­ feindlichen­ Gewalt verzuchten, sind noch nicht vierzig Jahre dahingegangen, und beträchtlich ist noch­ im­mer die Zahl der Ämter, uns. Weilenden, ‚die all das Elend jener grausamen Zeit aus unmittelbarer Anfehnung fennen, wohl auch am eigenen Leibe, penwoll erfahren haben, — Zeugen der Götterdämmerung der Femdherrschaft und­ der Auferstehung des nationalen Gedankens, zumeist verwitterte Gestalten, von denen, wie von einer lebendigen Ehrenit der mächtige Wechsel­ unserer Verhältnisse abzulesen it. Wie diesen Männern in zawand­-beschaulicher Stunde, jegt jr Muthe sein mag? Ob sie gar nie und nie von der Sorge­­ beschlichen­ werden, es konnte wieder einmal ein verwastender Sturm in die blühende Herrlichkeit umseres Landes einbrechen? Wahrlich, sein Bolt weniger, als das ungarische, ist gegen politische Wetterstürze gefeit, und darum feinem Bolfe mehr als dem ungarischen ist die Treue gegen die Weberlieferungen der Männer, die feine Erlöser­ und Führer waren, unbedingte Lebensnothmendig­keit. Welcher Art sind Diese Weberlieferungen ? Wir brauchen, um dies zu beantworten, uns nicht in Abstraktionen zu ver­­lieren, wir mühten um die Thatjahhen zu Rathe ziehen. Als die Nation ner Dem schwersten Drude des Absolutismus daniederlag, da stand­ die Emigrantenpolitik in voller Blüthe. Von außen sollte die Befreiung kommen. "Ludwig Kosfuth’s wunderbares Genie erfannte Die B Zusammenhänge zwischen der­ inneren Polität Oesterreichs und den europäischen Pro­­blemen; er­ wußte, ahnte wenigstens, daß Diese Probleme ihren Inhalt ganz Direkt gegen das vielgestaltige Gefüge der alten habsburgischen Monarchie entfalten werden, und darauf baute er seine Hoffnungen, gründete er seine Aktionen. Ist es ihm gelungen, jenem Rolfe aus diesem Zus­ammen­­hange heraus die Erlösung zu bringen?. Nein — und nicht etwa an ihm lag die Schuld oder an der Unzulänglichkeit seiner Kraft und Einsicht, sondern an den europäischen Noth­­wendigkeiten, die durch keinerlei Agitation unmirksam gemacht werden konnten. Die Lösung der italienischen und in natür­­licher Folge alsbald auch der deutschen Frage war, nicht aufzuhalten, diese Lösung konnte sich mit zum Schaden des alten Oesterreich vollziehen, sie war gleichbedeutend mit der Abtrennung fostbarer Provinzen vom Leib der Monarchie auf der einen, mit der D­erdrängung der Monarchie aus einer alten Machtstellung auf der anderen Seite — und da es also den Anschein hatte, als wäre der Liquidationsprozeß Oesterreichs eingeleitet, mas konnte natürlicher extseheinen, als die Rückkehr Ungarns zu einer Unabhängigkeit, wie sie vor der­­ Katastrophe von Mohács bestand! Und das war gleichwohl ein schwerer Irrthum. Die­­ europäischen Kabinete waren für eine Unabhängigkeit Ungarns nicht zu gewinnen, denn sie betrachteten den Bestand des in seiner Sphäre allerdings eingeengten, aber die Bürgschaften einer Groß­­macht noch immer in sich­rchliegenden habsburgischen Reiches als ein unumgängliches Postulat der europäischen Ordnung. Die absolute Unabhängigkeit Ungarns mußte also ein Phan­­tasiegebilde bleiben. Dies erkannten Dedt und seine Mitarbeiter und danach richteten­ sie ihre Ihaten ein. 3hnen­­ galt es, die Konstitu­­tionelle Freiheit und ‚Selbstständigkeit des Landes mit den Bedingungen der europäischen Großmachtstellu­ng der Monarchie in Einklang zu bringen — nicht etwa darum, weil ihnen diese Großmachtstellung Selbstzwed ge­wesen wäre, sondern weil sie wußten, daß anders auch dem ungarischen Staate die Bürgschaft seiner Sicherheit, seines Bestandes fehlen wü­rde. Und da Hatten sie folgerichtig drei Momente ins Auge gefaßt: Critens, eine Verbindung herzustellen, nicht lediglich zwischen der ungarischen Nation und dem Träger der ungarischen Krone, sondern auch­ zwischen der ungarischen Nation und den konstitutionell regierten Völkern Oesterreichs, weil in dem dynastischen Motiv allein heutzutage geringere Machtgarantien gegeben sind, als in der Völker­solidarität. Zweitens galt es ihnen, bei stärkster Ausprägung der Freiheit und Selbstständigkeit Ungarns, als der aller­­ersten und über Alles wichtigen Bedingung, jene moralischen, politischen und materiellen Elemente zu kräftigen, von denen die Thatenfähigkeit und das Ansehen eines Staatswesens abhängt. Drittens strebten sie, die moralische Eroberungs­­fähigkeit Ungarns zu begründen, indem die Nation in die Kulturgemeinschaft Europas als ebenbürtiger Faktor ein­­geführt wird. Das it Die Heberlieferung Deafs, die sich seit vierzig Jahren am Lande zum Segen bewährt hat. Wie steht es heute nnn Diese Meberlieferung? Wie eine verklingende Neminiszenz nur stellt sie in manch wichtigen Beziehungen sid­ dar. Die Form ist unversehrt, sie it im Laufe der vierzig Jahre nicht vermorscht und groß­st noch­ heutigen Tages ‚die Gemeinde, die sie zu wahren und zu festigen sucht. Aber ihr Geist hat sich fast verflü­chtigt, ohne daß dieser Schwund uns so recht deutlich zum Bewußtsein gekom­­men wäre. Die Solidarität zunäcst zwischen der ungarischen Nation und den Bölfern Desterreichs ist zerstoben. Sagen wir es und zum Trosfe: nicht Ungarn trägt die Schuld daran. Von der liberalen Partei selbst abgesehen, die seinen Augenblick eine politische Gebietserweiterung auf Kosten des politischen­ Besitstandes Desterreichs anstrebte, so haben selbst unsere ertrefften Parteien sich von einer aggressiven Politik gegen die Nationen und Stämme Desterreichs ferngehalten, ja manche ihrer führenden Männer warben sogar um Ver­­bindungen mit einzelnen Stämmen, freilich nicht diesen zu­liebe, sondern weil sie mit deren Hilfe Die eigenen Ideen — mas man so in ihren reifen Ideen nennt — ausgestal­­ten wollten. Aber in Oesterreich macht man seit langer Zeit aus der Gehäffigkeit und aus der Scheelsucht gegen Ungarn ein politisches System, geradezu eine Sache des österreichi­­gen P­atriotismus und des österreichischen Ohrgefühles, und diese Saat mwirdierte in den Gemüthern Aller schnell, so riesig empor, daß darunter die Gefühle der Zusammengehörigkeit und der historischen Schiksalsgemeinschaft fast erstichten. Die direkten Wirrungen Dieses zerstörenden Systems wurden er­­gänzt durch indirekte, durch den Zusammenbruch des öster­­reichischen Liberalismus und duch die Uebermacht einer Reaktion in Staat und Gesellschaft, einer Reaktion, die zumal in der Gesellschaft hie und da barbarisch entartete. Dadurch­ wurden die feinen Fäden zerrissen, welche sich her­­über und hinüber zwischen den freien Geistern Oesterreichs und Ungarns gesponnen hatten und selbst die politische Soli­darität zu erregen vermochten. Unter dem Einflusse dieser aufwühlenden Kräfte aber schrumpfte hierzulande das Gefühl der Kulturgemeinschaft mit dem Westen zusam­me­n.Denn wie gering der geistige Gü­terverkehr zwischen uns im Oesterreich auch sein mochte, unser nächster westlicher Nachbar ist Oesterreich jedoch, und über die österreichischen Lande ging seit langer Zeit die Sttapenstraße,­welche die Kommunikation zwischen Ungarn und den europäischen Kulturzentren vermittelte.Diese Straße­­ wu­rde durch die öst­erreichische Feindseligkeit,welche hier natürlich­ keine milderen Gefühle auslösen konnte,ungangbar gemacht und das übte einen­ bedenklic­­en Rückschlag auf die Dispositionenl·­ierzuland­.Danach sind nun wiss der sich­ selbstgenügende­ Chk111vn11ism­its«;die schrankenlose Mani­­festation­Lic­k311ation­­ aletkTemperament-Ktratukz die Stelle der politisch andee,nur die Stelle selbst der nationalen Idee,das ist jeweils nationalen Gedankens,der sich ij­ stetigem Forrtschritt nationaler Bildu­ngd Gesitzung und ich P­flege der allen Völkern gemeinsamen Kulturarbeit bethätigt,nicht aber in den heißen Ausbrüchen der Leiden­­­schaft.Wir möchten dies anschaulich machen,indem wir einigermaßen ad hominem argumentiren.Meint man nicht, daß Stefan Szöwicthi soviel nationale Gesinnung besaß, wie Gabriel Ugron,Franz Deáksoviel,wie Ferdinand SzederkSI­rJiz Julius Andrássy soviel wie Bawnhaasz Josef Eötvök Zsoviel,wie Ludwig Holle,1md"Sigmund· Kemöny soviel,—wie Nikolau­s Bimka Manner gleiche um die nationalen medgebu­ngen jener Männer mit der nationalen Bethätigung der heutigen überlauten Wortführer : der nationalen­­ Idee und man wird willen, was wir meinen und eine weitere Auseinanderlegung, über dieses peinliche Kapitel ist überflüssig. Dieser Wechsel konnte seine Wirkung auf das polit­­ische Leben nicht verfehlen. Chauvinismus ist Trumpf, und alles Andere un werthlos. Was dies bedeutet? Mum denn, man stelle sich vor, daß zur Ende der sechziger Jahre die Mler­­ander Esity, Stefan Patay und Mlerander Csandoly, diese braven, ausgezeichneten, von nationaler Weißglähbige duchströmten Patrioten das öffentliche Leben beeinflußt. Die öffentliche Meinung gestaltet hätten — was müre aus Ungarn geworden! Und heute werden die Geschide des Par­laments und dadurch die Geschiete der Nation sehr unwesent­­lich von den, immerhin von der Kultur besser belebten direkten Rechtsnachfolgern der Patay, Daily und Csanddy bestimmt — wen soll diese Thatsache nicht mit tiefer Be­unuhigung erfüllen? Daß dies möglich geworden, das hat natürlich nicht blos individuelle Ursachen. So mächstig sind doch einzelne Persönlichkeiten nicht, daß sie Ernites auszu­­richten im Stande wären, wenn die Bollsneigung sie nicht begünstigte. Und allerdings­­ fliegen ihnen die Bolkesym­­pathien oft genug stürmisch zu, und Diese Erscheinung, wie unbequem sie auch sei, ist gleichwohl verheißungsvoll, denn sie zeigt, daß die Quellen der nationalen Kraft im Belte mächtig sprudeln und rauschen und nur von verständigem Sinn und Fundiger Hand aus der uferlosen Bewegung in ein ruhiges Bett geleitet werden müssen, damit Großes und Bleibendes erzielt werde. Fehlt es an solcher verständiger und Fumdiger Leitung? Nein , sie hat mir ihres Amtes unzureichend gewaltet, konnte bisher nicht wirksamer walten. Zwei der bewegenden Momente der Deafistischen Ueberlieferung sind also nahezu hinfällig geworden. Und darum mußte auch das­­ Verständniß für Die Großmacht­­stellung der Monarchie und deren Bedingungen mehr umd mehr verhümmern. Die Selbstgenügsamkeit und die Abkehr von der Welt führen zu Bereinsamung. So komnte es geschehen, daß an der gemeinsamen Mehrinstitution, der einzigen materiellen Stüße der Macht Oesterreichs und der Macht Ungarns, heftig und hartnädig gerüttelt wird, während andere Völker all ihr Mühen und Trachten an die Stärkung der Wehrfähigkeit wenden. Und da also die dedfistische Tradition auf der ganzen Linie umnseres Lebens brüchig geworden, ist es dann zu verwundern, daß die Zerstörung auch in die Volksvertretung eindrang und das Grundprinzip des Parlamentarismus zu Schanden machte? Da, ist es zu ver­­wundern, daß der Absolutismus, der vor vierzig Jahren aus dem Lande auswandern mußte, nun doch Die weiten Pforten des ungarischen Parlaments seinen Einzug hält, und wohl geme­ift der umleidlichste und gefährlichste Absolutismus, der im Namen des Volkes und im Namen der Berfalsung den B Wolfswillen terrorisirt und die Ber­faljung selbst brutalisirt? Bangt nun Niemandem vor der M­öglichkeit, daß die Trage aufgeworfen werden konnte, ob der kollegiale Absolutismus von zwölf Leuten achtens­­werther, berechtigter und Heilsamer ei, als der Einzel- Absolutismus, der doch durch das Gefühl der­ Verantwortung und durch Die drohende Sorge um die eigene Zukunft seines Trägers gemildert wird ? So hat­ die Abkehr von den schöpferischen und erhalten­­den Mederlieferungen Dent’s sich bitter gerächt. Nach außen hin wurde das reiche Gut verthan, das in vierzigjähriger müühevoller­­ Arbeit erworben worden it. Der gute Ruf Ungarns. In dem Verhältnisse zu Oesterreich nimmt die Entfremdung und Erhaltung überhand und went auch noch nicht in den Institutionen, jo Doch jedenfalls in den Gesinnungen it die Personalunion in schroffster Form auf­gerichtet, m­asnnern aber gedeiht übermäßig die nationale Selbstanbetung, fährt ein überschäumendes Kraftgefühl, dem die Welt zu eng ist und doch der eingeschränkte Gefichtskreis der Kirchthurmpolitik vollkommen genügt. Kann dies zum Guten führen? Kann es gelingen, die Lieberphantasien eines trankhaft erregten Organismus in Wirklichkeiten auszuprägen ? Die Entwicklungslinie einer solchen Bolitit geht nicht auf­­wärts, sie gleitet in niedriges sumpfiges Gelände und eu Süd fir wahr, wenn nicht in jenen­ Sumpf, in welchen Ungarn einmal verlunden ist. Und so ist denn der heutigen Staatsmännern Ungarns eine ungleich sch­werere Aufgabe gestellt, als allen ihren bisherigen­­­orgängern. Julius Andrássy hatte zu seiner Zeit den Staat von Grund auf zur organiscren, aber ihm half die Sehnsucht der Nation, oder doch ihrer Besten, nach der Schaffung und Sicherung einesarogden Familienheims, damit sie es Doch endlich auch so gut habe, wie andere Völker, und ihn forderte Das Ansehen, die beziwingende Autorität Franz Deáfs, vor dem selbst Die Gegner ver­­ehrungsvoll sich beugten. Die heutigen Staatsmänner dagegen risen den schon auf meite Streben erschütterten Staat gegen die unklare Sehnsucht manch entscheidender Bevölkerungs­­treife nach neuen Formen und Zielen des nationalen Lebens shngen und bewahren, sciügen mit den Nefzen statt ver­­brauchter­­ Regierungsmacht ıind nicht gefördert dich den Alles überstrahlenden Glanz eines großen Namens. Diese Aufgabe Heifcht nicht nur riesige Thatkraft, sie Heifcht auch­ ein großes Maß von Seibverleugnung und Opferfähigkeit. Und dennoch muß sie erfüllt werden, Demm — dies ist leider seine Vhrafe — das Vaterland ist von jener Gefahr bedroht, die in Fitzeren oder längeren Intervallen immer wieder zurückehrt, wie ein ewiger Fluch, von der Gefahr, doch den Zwist und Durch den Trog seiner eigenen Söhne ins Berderber gedrängt zur werdn. Doc tief in der Seele mnwurzelt uns trogdem und alledem der Glaube, daß Die unga­­rische Nation von ihrem guten Genius nicht verlassen wird und daß sie in einem einzigen Augenblicke der Besinnung und Erkenntniß fs aus der Verwirrung emporraffen und wieder in jener bemwundernswerthen Weisheit sich bewähren wird, die ihr unverlierbares Erbtheil bildet seit den Jugend­sjahren ihres Bestandes. Leo Beigelsberg.­­ a , £ Foo EEE SE ött Sinn REN a ER EREETE

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