Pester Lloyd, November 1906 (Jahrgang 53, nr. 280-293)

1906-11-16 / nr. 280

— 1906, — gr. 280. |. , ; Unfrankirte Briefe werden nicht angenommen. . Einzelne Nummern in Budapest in der Provinz 8­44 Heller in allen Verschleisslokalen. . . 4. 3­1 j ‚Abonnement für die­ österr.-ungar. ‚Monarchie, . Dür den „Pesten Lloyd“ (Morgen und Abendblatt) (Erscheint auch am Morgen nach einem Feiertage). '/' Für Budapest: - Mit Postversendung: Ganzjährlich „.. 48 Kronen — Heller Ganzjährlich „.- 44 Kronen — Heller Halbjährlich...­­-. 22 Kronen — Heller Halbjährlich... ... 24 Kronen — Heller Vierteljährlich ..- A1 Kronen :— Heller­­­ Vierteljährlich „.. 22 Kronen — Heller Monatlich ..- --- 4 Kronen — Heller Monatlich „.. ... " 4 Kronen 40 Heller Mit separater Festversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Kronen mehr. Man pränumerirt für Budapest in der Administration des , Pester Lloyd‘‘, Dorottya­utera Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelst Postanweisung durch alle ‚Postämter. — Für Wien auch bei Herm. Goldschmidt (I., Vollzeile 11), wo­­selbst einzelne Num­mer“ zu haben sind, „Inserate werden angenommen, Budapest in der Administration des „PESTER LLOYD“ ferner, in den Annoncen-Expeditionen Haasensteim , Vogler, A. ,v. Goldberger, A. Mezei, B. Eckstein, I. Blockner, J. D. Fischer, Tenzer Gyula, Leo­­­­pold Gyula, Winter - Nagy, Josef Schwarz, Rud. Mosse. Im Auslande: Daube & Comp., Berlin. John FF. Jones & Cie., Paris, ‚31, rue du Faubourg Montmartre. / Dreiundfünfzigster Jahrgang. Redaktion und Administration: V., Dorottya­ntera Nr. 14, I. Stock. Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. 1. 72 Heller, : Inserate werden angenommen In Wien: 4418 Boi JI. Danneberg, IL, Praterstrasse Nr. 33; M. Dukes,­­ I., Wollzeile­r Nr. 9; Haasenstein , Vogler, , Kärntnerstrasse 18; Eingang Neuer Markt 3; Rudolf Mosse, 1., Seiler­­stätte Nr. 2; A. Oppelik,­­Grün­­angergasse; .M. 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Postamt, 15 Fres. 98 Ots. u­ ­ . : gi ‚un » ; Staat und Hauptstadt, Von Dr. Franz Heltai,­ ­ ER oa) Budapest, 15. November. Atraceura . . . Schwere, drühende, Sorge lastet auf ‚den­ Gemüthern :der leitenden | Männer. der Hauptstadt Buda­­pest. “Aus Anlaß der Feststellung des Voranschlages. für 1907 ist es unmöglich, einer gründlichen Untersuchung und radikalen­­ Besserung , der finanziellen Lage der­ "Hauptstadt aus dem Wege zu­ gehen. ; nn Laut­ der Schlußrechnung für das „Jahr 1905 bilanziere die vorjährige Gebahrung­­ mit einem effektiven Fehlbetrage von 378.810 Kronen; im laufenden Jahre wird das Defizit -- insoweit­ man­ nach­ den bisherigen Ergebnissen urtheilen kann — noch weit größer sein, da die wichtigsten Einnahms­­posten, ‚wie die Gemeindezuschläge zu den Staatssteuern und die Miethzinskelfer im Vergleiche mit dem Voranschlage einen bedeutenden Rückfall aufweisen. : = Die von dem Magistrat und der „Stadtvertretung nunmehr. seit act Jahren betriebenen Künsteleien “ müssen ein Ende nehmen. In dem Voranschlage für das „Jahr 1907 wird der effektive Fehlbetrag zumindest 22­ bis 25 Mil­lionen Kronen ausmachen, ohne daß für den Theuerungs­­"beitrag oder­ für die Gehaltsregulirung der Beamten auch "nur­ der­ geringste Betrag präliminirt werden könnte. Dieses unvermeidliche Defizit wird von Jahr zu Jahr wachsen, bis in nicht ferner Zeit die vollständige Zerrüttung unserer hauptstädtischen Finanzen eintreten wird, eine Even­tualität, auf welche ich schon vor Jahren aufmerksam. AIN­­ habe.. Die Bevölkerung der Hauptstadt Budapest it nicht im Stande, die materiellen Mittel zu liefern, welche“ zur Aufrechthaltung des heutigen Standes und der öffentlichen Einrichtungen unbedingt erforderlich sind, um von einer Entwicklung ganz zu schweigen.­­­­ Das ist die Wahrheit. Würde das Defizit sich nur im Haushalte der Stadt zeigen, so würde ich das nicht als ein 10. großes Uebel betrachten, dessentwegen wir verzweifeln müßten. Die in der Leistungsfähigkeit der Bevölkerung sich zeigende vollständige Erscöpfung jedoch ist die eigentliche schwerwiegende, Besorgniß erweckende Erscheinung, Besorgniß erregend umso mehr, als jene Ursachen, welche die heutige Lage herbeigeführt haben, künftig noch in gesteigertem Maße auf die Anämie der Stadt einwirken werden. Seit Jahren ist keine einzige große Fabrik­­ in Buda­­pest erweitert worden. Seit Jahren ist auf dem Gebiete der Hauptstadt keine­­ einzige größere Industrieunternehmung ent­standen. Die mit Unterstüßung der Regierung errichteten Industrieunternehmungen haben die Hauptstadt konsequent gemieden. Unsere industriellen Arbeiter haben­ „ sich wegen Mangels an Beschäftigung zu­­ Tausenden“ nach­­ allen Ge­­enden des Landes zerstreut, oder jenseits des Ozeans eine treue 'Heimath' gesucht. : =­­ | GASTG “Einzelne Zweige des Handels­ haben gänzlich auf­­gehört; sie haben entweder neue Richtungen eingeschlagen o oder sind zugrunde­ gegangen. "Welchen­ Theil in dem „wirthschaftlichen­­ Leben der Hauptstadt immer , wir. “ untersuchen, nirgends erbli>en wir ein­ Zeichen der Entwicklung. Die Zunahme­­ der Bevölkerung ist eine langsame­. Das­ befremdliche, ja ernüchternde Ergebniß der legten statistischen Konskription war nur für jene über­­raschend, welche die auf die Bewegung der Bevölkerung bezüglichen Daten nicht mit Aufmerksamkeit verfolgen. Die Zahl der Eheschließungen stagnert seit einem Jahrzehnt, die Zahl der Geburten zeigt einen Rückgang, die Besserung des Sterblichkeits-Koeffizienten, welche im vorigen Jahrzehnt so freudig konstatirt wurde, hat ‚aufgehört, troßdem unsere Sanitätseinrichtungen — Kanalisirung, Wasserleitun­g, Pflaste­­rung — eine bedeutende Ausdehnung erfahren haben. Die Wohnungsverhältnisse zeigen eine stetige Ver­­schlechterung. ‚Die Zahl der überfüllten, demnach ungesunden und unsittlichen Wohnungen wird immer größer. In­ den Statistiken des Auslandes werden die Wohnungsverhältnisse von­ Budapest unter den Großstädten Europas als ein ab­­schre&endes Beispiel behandelt. Die Vertheuerung der Mieth­­zinse lähmt die Kaufkraft der­­ Bevölkerung und­­ führt in Verbindung mit den steigenden Preisen der Lebensmittel zur Einschränkung des Konsums. Der Fleischkonsum, welcher im Jahre 1895 noch 55 Kilogramm per Kopf ausmachte, ist im lezten Jahre schon auf 45 Kilogramm gesunken. In Berlin betrug nach­­ den Berechnungen des dortigen statistischen Amtes im Jahre 1903 der Fleischkonsum 7555 Kilogramm, d. i. um nahezu 70 Perzent mehr als in Budapest. Die Aenderungen in dem Verbrauche der übrigen Lebensmittel­ sind nicht nach­­weisbar, doch kann aus den zur Verfügung stehenden Daten festgestellt werden, daß der Konsum nicht zugenommen hat. Aus den Ausweisen­ über die Konsumsteuern geht Hervor, daß z. B. Hühner und Tauben (diese beiden Artikel sind „mit dem gleichen Steuersatz belegt, daher sind sie zusam­m­en ausgewiesen) im Jahre 1895 4.391.333 Stü ein­­geführt worden sind ; zehn Jahre später, im Jahre 1904, nur 4.390.102 Stü>, was im Verhältnisse­­ zur Bevöl­­kerungszahl einen bedeutend geringeren Konsum bedeutet. Die Entwirkung Budapests ist gelähmt, in künstlicher Ich will nicht sagen in böswilliger­­ Weise unter­­bunden. Und die Stadtverwaltung war kurzsichtig genug, volksthümlichen Schlagworten zu folgen und sich jenen anzuschließen, die dazu die Hand boten, die Fabrik­industrie von Budapest­ abzulenken, deren Vorbedingungen­ im­ Hinblick auf die enorm hohen Konsumsteuern in Budapest­ ohnehin ungünstiger sind als anderwärts. Darin liegt eine der wichtigeren Ursachen des besorgnißerregenden Defizits. Die andere ist in jener drohenden Last von staatlichen Steuern zu suchen, welche die Bevölkerung Budapests zu tragen“ hat, und welcher es zuzuschreiben ist, daß die Bevölkerung nicht im Stande­ ist, eine entsprechende Kommunalsteuer aufzubringen. 4 Weiter unten wollen wir die­­ Ziffern über die auf der Bevölkerung Budapests­­ lastenden staatlichen­­ Steuern "mittheilen, Ziffern, die jetzt zum ersten Male­ veröffentlicht werden. „Diese ' Ziffern» stimmen mit jenen“ nicht überein, welche das hauptstädtische statistische Amt von Jahr zu Jahr mittheilt, indem das statistische Amt die Daten genau so­ veröffentlicht, wie­ es­ dieselben von den die Steuern ab­­führenden Aemtern erhält, ohne sich erst von der Zu­ver­­lässigkeit der „Datenlieferung zu überzeugen. Die hier mit­­getheilten Ziffern sind unter der gefälligen Mitwirkung, der hauptstädtischen Hauptbuchhaltung und des hauptstädtischen Steuerrechnungsamtes festgestellt worden. Sie sind un­­bedingt­­ glaubwürdig und dürfen daher auf das allgemeine verläßliche ie. Heiner als normal, können daher keiner Untersuchung zu Grunde, gelegt werden. vs Bi Wir mußten unserer Untersuchung " die Vorschreibung der direkten Steuern zu Grunde * legen, weil man bei unserer veralteten Steuermanipulation nur so viel feststellen kann, wie viel von den einzelnen Gattungen der direkten Steuern vorgeschrieben wurde, wie viel in jeder Gattung die Summe der Steuerschuldigkeit beträgt. Wie viel auf die einzelnen Steuergattungen eingezahlt wurde, kann jedoch nicht festgestellt werden, nachdem die eingezahlten direkten Steuern in einer Summe verbucht werden. Die staatliche Schußrechnung publizirt demnach die auf die direkten Steuern geleisteten Abstattungen nicht auf Grund des­ kassen­­mäßigen Resultats, sondern auf Grund einer mathematischen Berechnung. Die Hauptsumme­ der eingelaufenen direkten Steuern wird im Verhältnisse der Vorschreibung unter­­ die einzelnen Gattungen der direkten Steuern aufgetheilt. Diese­­ Grundfehler der Manipulation der direkten Steuern stammen noch aus der Zeit des österreichischen Regimes­­; in Oester­­reich hat man sie natürlich längst ausgemerzt, wir aber hatten noch­ seine Zeit, uns damit zu beschäftigen. 7 Nach diesen Abschweifungen wollen wir min die Daten sehen. Wir nehmen sechs“ Kategorien der direkten Steuern an, sehen von der Bergwerkssteuer als einer ganz über­deutenden ab. Die Gewinnsteuer ist eigentlich keine Steuer, wir können sie daher außer Acht lassen. Ferner sehen wir von der Kapitalszinssteuer­­ ab, welche die bei den Geld­­instituten­­ angelegten Kapitalien belastet, endlich auch die Eisenbahntransportsteuer, als solche Steuergattungen, bei welchen das Steuersubstrat individuell nicht festgestellt werden kann. Wir legen unseren­­ Untersuchungen jene sechs Steuergattungen zu Grunde, welche nach der allgemeinen Auffassung als direkte Steuern gelten, und zwar: die­ Grund­­steuer,­­ die­­ Haussteuer,­­ die Erwerbsteuer, Die Steuer der zur Öffentlichen Rechnungslegung verpflichteten Unternehmun­­gen und Vereine, die Kapitalszins- und Rentensteuer, inso­­weit sie individuell vorgeschrieben in, und den allgemeinen Einkommensteuer-Zuschlag. j 3 Bei den direkten Steuern­ beziehen sich die das Land umfassenden Daten nur­ auf­ das diesseits der Drau­ gelegene Ungarn, mit Fiume, ohne Kroatien-Slavonien. Die für Die Provinz­­ ausgewiesene Steuervorschreibung enthält nicht die auf dem Gebiete der Hauptstadt vorgeschriebenen Steuern. Die­ beiden Vorschreibungen zusammen gelten die für das Land geltende Hauptsumme. In der Gegenüberstellung der für das­ Land vorgeschriebenen Steuern und der für die Hauptstadt erfolgten Vorschreibungen sind die für das Jahr 1902 geltenden Ziffern die folgenden : Die für­ die Mitte­­ des Jahres berechnete. Bevölkerung der Provinz betrug 16.374.574, die der Hauptstadt 751.177 Seelen, „die Bevölkerung­ der Hauptstadt betrug­ daher 4­51 Berzent. der. Bevölkerung “der Provinz. Laut­ diesen Ziffern, an deren Zuverlässigkeit nicht der „geringste Zweifel sich­ heranwagen kann, betragen die zu Lasten der­ "Hauptstadt vorgeschriebenen " direkten Steuern 20­ 85 Perzent jener direkten "Steuern,­­ welche für die Pro­­vinz­ vorgeschrieben­­ wurden, während die Bevölkerung der Hauptstadt nur 4,58 Perzent der Bevölkerung der­ Provinz ausmacht. Bei dieser Berechnung ist auch die Grundsteuer in Betracht gezogen, von welcher die Bevölkerung der Haupt­­stadt doch nur­ sehr wenig bezahlt, auch nicht bezahlen kann, nachdem es hier landwirthschaftlich kultivirbaren Boden kaum gibt. Wenn wir­ die Grundsteuer außer Acht lassen und in den übrigen direkten Steuern die Leistung­­ der Hauptstadt der Leistung der Provinz­ gegenüberstellen, dann gestalten sich Die Ziffern folgendermaßen: mit Ausnahme der Grund­­steuer zahlt das Land 89.557.202 Kronen­­ an direkten" daw hu Die Steuern, die Hauptstadt. 31.469.615 Kronen, Hauptstadt Leistet 35; Berzent der vom.ider. provinz'bezahlten Steuern s: Aus diesen Ziffern, laut, welchen die Hauptstadt, mehr. als "ein Fünftel der, von der, Provinz mit Einrechnung der Grundsteuer bezahlten gesammten direkten Steuern liefert, die Konsequenzen abzuleiten, ist nicht unsere Lage; wir wollen zu diesen Schlußfolgerungen nur die ziffermäßigen Daten liefern. Von diesen sechs Gattungen direkter Steuern entfallen Helfer, während auf dem Territ auf jeden­­ Einwohner der Hauptstadt jährlich 42 Kronen 3­torium des ganzen Landes (ohne die Hauptstadt) die durch­­schnittliche Belastung per Kopf 9­­ Kronen 24 Heller per Kopf ausmacht, d. h. die aus der direkten Steuer stammende. Belastung beträgt in der Haupt­stadt viermal so viel als in der Provinz. im Durchschnitte Diejenigen, die der Bevölkerung der Hauptstadt miß­­günstig sind, könnten darauf­ erwidern, daß die im Zentrum ansässigen großen Aktienunternehmungen und­ Institute es sind, welche die Summe der Steuerleistung der Hauptstadt dermaßen in die Höhe treiben, während die Steuer der­­selben nicht als individuelle Belastung­­ angesehen werden kann. Wir wollen auch diese Einwendung berücksichtigen, obgleich sie nicht berechtigt ist, weil ein ansehnlicher Theil dieser Institute mit dem Kapital von Budapester Einwohnern arbeitet, so daß die von ihnen gezahlten­ Steuern eigentlich Steuern der Budapester Bevölkerung sind.­­ Die , Steuern­­ sämmtlicher in Budapest­ besteuerten, zur öffentlichen Rechnungs­­legung verpflichteten Unternehmungen und Vereine, die Steuer der Oesterreichisch-Ungarischen Bank und der Südbahn mit­­inbegriffen, betragen sammt dem allgemeinen Einkommensteuer­ Zuschlage 6.686.008 Kronen, so daß nach Abzug dieser Summe die Belastung Budapests mit direkten Steuern 24,988.164 Kronen, das ist 33 Kronen 41 Heller per Kopf aus­macht. Für die Provinz können diese Ziffern nicht ausgewiesen, wohl aber­ mit annähernder Genauigkeit berechnet werden. Nun der Provinz betragen­­ hie­ gesammten Steuern der zur öffentlichen Rechnungslegung­­ verpflichteten Unternehmungen und Institute sammt dem allgemeinen Einkommensteuer­­zuschlage 5.890.183 Kronen, wenn man diese Summe außer Betracht läßt, so bedeutet das in der Provinz eine Verminderung der Belastung an direkten Steuern um 87 Heller per Kopf, das heißt, daß selbst bei dieser in seiner­ Weise­­ begründeten Berechnung eine­ direkte Steuerlast von 8 Kronen 37 Hellern einer Belastung von 33 Kronen 41 Hellern gegen­­übersteht. Der­ Ausweis über die direkten staatlichen Steuern wäre nicht vollständig, wenn wir nicht in Kürze von dem sogenannten Krankenverpflegssteuerzuschlage sprechen wollten, welcher eine immer drückendere Belastung der städtischen Bevölkerung wird. Im Jahre 1902 wurden in der Provinz unter dem Titel dieser Steuer 3.957.716 Kronen vorge­­schrieben, in Budapest 997.927 Kronen; die aus dieser Steuer stammende durchschnittliche Belastung beträgt in Budapest 1 Krone 33 Heller, in der Provinz 24 Heller. Als Endresultat kann demnach festgestellt werden, daß aus den direkten Steuern stammende die staatliche Belastung in der Provinz durch­schnittlich 9 Kronen 48 Heller, in Budapest 43 Kronen 36 Heller ausmacht. Größeren Schwierigkeiten begegnet die Feststellung der aus den staatlichen Konsumsteuern stammenden öffentlichen Belastung, troßdem über die Ergebnisse der Konsumsteuern alljährlich amtliche Daten veröffentlicht werden. Es­ kann nicht festgestellt werden — zumindest nicht aus den zur Ver­­fügung stehenden Daten —, wie viel­ von den im Jahre­­ 1904 eingeflossenen 37,062.527. Kronen Zudersteuer und­ 11,427.935 Kronen Mineralölsteuer auf die Hauptstadt und wie viel auf die Provinz entfällt, weil beide Steuergattungen „4... “ . . Die Borsdreiz Vorschreibunen BSR im Baha , ' ' . . . | Dr. Ladislaus Layer. Bon Dr. Julius Wlassics, Präsident des Ver­waltungsgerichtshofes. Mit warmer Empfindung bewahre an die aufrichtige Freundschaft, Fayer, meinem, mögen, sind Feuilleton. — Ein Gedenkblatt. = welche unvergeßlichen Professorenkollegen verband. Nicht allein den hervorragenden Wirkens­feste des Menschen, muthigte,. EH - Lehrer die­ Erfolge gemeinsamen Ohne Gleichgewicht des Intellekts "". Eine Lücke läßt er auch auf dem Lehrstuhl, . im Ser­minar, im. Juristenverein,, , in­­ der Literatur zurüc; den schwersten Verlust aber erleidet die Jugend, die er so­ sehr liebte, die die­ Wärme seines edlen Herzens, die Unmittelbarkeit jener schwärmerischen Liebe nicht mehr fühlt, welche seine dem künftigen Wohle der Jugend gewidmete Thätigkeit bis zur Selbstaufopferung steigerte, s­­­ich und Anfänger unterstüßte, jeden die Erinnerung mich mit Ladislaus seiner selbst vergessend und vornehmen Adepten der rechtsunwissenschaftlichen Literatur schäßte ich hoch an ihm.­­ Nicht allein die Gemeinsamkeit des wissenschaftlichen Zummelplages, auf dem wir zumeist für die gleichen Ideale stritten, knüpfte das Band enger zwischen uns. Obwohl die Mühsal und zwischen­­ Männern herzustellen wer­­Eigenschaften welche uns dauernd anziehen und wahrhaft gewinnen, des Herzens, ohne Vornehmheit der Seele und Güte des Herzens können wir schwerlich jemanden wahrhaft liebgewinnen . . . " Seine edlen menschlichen Eigenschaften: die hingebungs­­volle Begeisterung, mit der er, jeder humanen Idee sich be­mächtigte, jeden Zagenden für Andere Alles that, ‚dem Neide fremd, in Anderen , alles Gute anerkannte, sein Leben. lang dankbar war für das geringste Gute, das man ihm er­­wiesen, den eigenen Werth nicht in­ der Ceringachtung An­­derer suchte, dagegen für die Schwächen Anderer stets Worte der Entschuldigung fand, seine­ mit mannhaften Selbst­­bewußtsein gepaarte seltene Bescheidenheit, seine unverdrossene, ausdauernde Liebe für die erkorene Laufbahn, seine väterliche Fürsorge für die Jugend, die seinen Unterricht genoß, — das sind die Eigenschaften, welche in meinen Augen jene aufrichtige Freundschaft­­ zu dem kostbarsten moralischen Werthe erhoben, die auf dem­­ gemeinsamen Arbeitsgebiete und im Dienste gemeinsamer Ziele zwischen­­ uns entstan­­den war. Tief empfinde ich die Lüge,­­ die sein Scheiden in meiner Seele zurückgelassen. 278 | Oft werde­ ich mich jener Zeiten­ erinnern, da wir zusammen die leitenden Gedanken unserer Wissenschaft be­­sprachen und — bald in kühneren, bald im­ vorsichtigeren Strichen — das künftige Bild­­ des­­ Strafrechtes zeichneten. Das­ Grundprinzip­ des­ heutigen Strafrechtes, die individuelle Verantwortlichkeit, hielt er für unerschütterlich. Einen Angriff­­ auf die große Bürgschaft­­ der individuellen Freiheit erklinte er in den Uebertreibungen der neuen Lehren, welche zur Vernichtung der individuellen strafrechtlichen Verantwortlich­­keit führen. Troßdem war er von einer frischen Empfäng­­lichkeit für jede lebenskräftige Idee und­ hatte einen überaus regen Sinn für allen, Fortschritt. Er verschanzte sich keines­­wegs bequem hinter den erlernten und früher gelehrten Theorien und Lehrtagen. Er gehörte zu jenen Auserwählten, die mit den Ideen der Zeit sich verjüngen, aber mit­ der Weisheit der Erfahrung, die Begeisterung für die als­ richtig­ erkannten­­ Reformen ergänzen. Er­ war weit entfernt von Allem, was man Orthodoxie, verknöcherte Katheder­­starrheit nennt. Wir können auch von ihm sagen, daß er in der Reihe Derjenigen stand, welche die gewohnten, mit der Wucht der Autorität auf ihnen lastenden herrschenden Ideen zu korrigiren wußten, wenn das in ihnen verborgene tradi­­tionelle Element der Wahrheit nicht mehr entsprac. Aber er schrie es nicht in unbedachter Weise hinaus, daß der Baum abgestorben sei, wenn er Risse zeigt, oder die Rinde abtrocknet. Von der heutigen Entwilungsstufe des Straf­­rechtes dachte und lehrte er, was ein großer italienischer Schriftsteller in dem folgenden treffenden Bilde ausdrückte: „Ihr saget, meine Freunde: wir können im Schatten dieses „Baumes ausruhen, aber. «die­ Rinde ist schon brüchig; der Baum wird absterben, lasset uns anderwärts ein schattiges Obdach suchen. 'Der Baum wird aber nicht verdorren ; "hättet Ihr Ohren, Ihr müßtet das Knistern der neuen Rinde hören, die sich jezt bildet und einst gleichfalls brüchig werden wird, weil wieder eine neue Rinde sich an ihre Stelle sezen wird. Der Baum selbst aber stirbt nicht ab, der Baum wählt... .“ Er wußte, daß die strafrechtliche Evolution an der Schwelle einer­­ Umgestaltung angelangt ist, wo selbst die kühnste neue Idee nicht ungeprüft von der Hand gewiesen werden darf. Er begriff nicht nur, sondern fühlte auch jene Unvollkommenheiten und sah ganz al jene finsteren Schatten, welche auf unserer heutigen Kriminalgeseßgebung lagern. Niemand verkündete mit stärkerer Ueberzeugung als er, daß in dem Kampfe gegen die große soziale Krank­­heit, gegen die Kriminalität, das blanke , Herauspugen der dogmatischen­­ Begriffsbestimmungen und die dialektischen Künste, wirkungslose Waffen sind. Wichtiger als selbst das vollkommenste­ Strafsystem ist heute schon die Aetiologie des Verbrechens, die Ausforschung­ der die Kriminalität erzeugenden Faktoren und Ursachen und die wirksame Bek­kämpfung dieser Ursachen.­­ "Er wußte, er­ fühlte, daß, wenn in den einzelnen Kriminalfällen der nach materieller Wahrheit strebende Nichter die unerkannte, in­­­ dem Individuum oder in­ dem Milieu gelegene, Ursache des Verbrechens klar sehen könnte, er die Justiz nicht in der­ starren Anwendung der Strafe suchen müßte. Er fühlte, wie oft die Strafe, die wir heutzutage auf Grund des Gesetzes als gerecht und human bezeichnen, un­­gerecht und inhuman ist. Solche Urtheile preisen wir oft als wahre juristische Kunstwerke, indeß würde im Lichte der tieferen Erforschung der Gründe dieses Urtheil „nur ein urtheilsloses Verdikt, ein Raisonniren, ohne Raison sein“. Wie viele unzurechnungsfähige Menschen gerathen bei der Anrechnungsdoktrin der heutigen positiven Gefege und bei" Beobachtung aller Vorschriften , des materiellen " und formalen Rechtes zwischen die Mauern der Kerker­ : Wie viele Unschuldige werden die Opfer des schematisirenden, den I­ndividualismus außer Acht lassenden Strafsystems ! Aus wie vielen jugendlichen B­erirrten erzieht der Justiz übende Staat bei’ «Befolgung, der direkten, aber verfehlten , Weisungen­ des­­ heutigen positiven Rechtes verstodte Sünder, bösartige und gefährliche­­ Feinde der Rechtsordnung und des Friedens der Wie oft verhängt das derzeitige positive Strafrecht eine unverhältnißmäßige Strafe unter dem Titel einer mit irgend­­welcher dogmatischen Doktrin nachweisbaren Verhältniß­­mäßigkeit! Wie viele Interessen schüßt das heutige Straf­­recht, welche im Geiste unserer Zeit nicht die Sanktion des Strafrechtes zu schützen­ berufen­ ist! Und wie viele Interessen läßt "unsere „"Strafgeseßgebung ohne Schuß oder ohne­ gebührende Bewerb­ung, jene Gesetzgebung, welche hinter der­ mit "neuen Ideen " gesättigten großen gesellschaftlichen Um­­gestaltung unserer Zeit weit zurückgeblieben ist! Diese und ähnliche Fragen waren am häufigsten die Gegenstände seiner Betrachtungen. Mit diesem Ideenkreise hängt Alles zusammen, was er geschaffen, was er gethan, um was er gekämpft hat. Deshalb kritisirte und analysirte er unser Strafsystem und die Art seines Vollzuges. Deshalb war er ein begeisterter Fürsprecher der Institution der be­­dingungsweisen Berurtheilung, die er mit der Gloriole der ungarischen Ueberlieferung umgab. Deshalb lenkte er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung Ungarns auf die bis zur Grausam­­­keit überstrenge Ahndung einiger Fälle des qualifizirten Diebstahls. Deswegen kämpfte er im Interesse der Korrektur der Justizirrthümer mit so zäher und achtungswerther Aus­­dauer und mit so vielen Erfolgen zu Gunsten des Sieges der Unschuld. Immer und überall waren sein lebhafter Sinn für den Fortschritt, seine warme Nächstenliebe und die humanste Denkweise die treibenden Kräfte seiner inneren Persönlichkeit. Keine mitleidige Sentimentalität, sondern das Ideal der Ge­­rechtigkeit begeisterte seine Lippen und seine Feder. Es konnte auch nicht anders sein... Wer, wie er mit seiner scharfen Beobachtungsgabe, seiner umfassenden Bildung in die geheimsten Winkel der Strafrechtswissenschaft­­ hinein­­blickte, der hat schon jene Tiefen gesehen, welche so manche der sogenannten ewigen Wahrheiten­­ zu verschlingen drohen, die gleichsam die Grundpfeiler des positiven Rechtes der­ Staaten sind. Darum war er in den Fragen der Auslegung und Anwendung­ des geschriebenen Rechtes in der Regel ein eifriger Apostel der milderen und wohlwollenden Beurtheilung. Er kannte die Schwachen und wankenden Säulen, auf welchen die menschliche Rechtspflege formalen Rechte ruht. Er wußte, sowohl im materiellen, wie im, daß die ganze Geschichte der strafrechtlichen Entwicklung eine Serie von Wahrheiten von Jahrzehnten wechseln­ ist, die oft in dem Zeitraume Wahrheit verkündet Was einst als unabänderliche, ewige „wurde, hat sich im Lichte neuer Ideen, neuer Beobachtungen als eine­ Chimäre, als ein Nebelbild erwiesen. Doch ein Gebiet hat es gegeben, auf dem er die größte Strenge forderte. Er gerieth schier in Entrüstung, wenn er davon sprach, daß unser geschriebenes Recht den moralischen Gütern nicht den nothwendigen und zmweltdienlichen Schuß angedeihen läßt. Bekannt sind seine Vorschläge, die er im Interesse des strafrechtlichen Schutzes , der Fraueneh­re gemacht hat. Er war stets ein Fürsprecher der strengsten Auffassung auch in jenen Fällen, in welchen es sich “um die„ richterliche“ “Beurtheilung­ der von“ Kindern gegen ihre Eltern verübten.­­ Fasulien - - Geseßzes. .. handelte.­­Sorglich" "zerpflückte­­ er ' jene paragraphen, welche * in diesen Fragen : die­ gebührende Ahndung außer Acht ließen. Freudig wies er in diesen Fällen, wie auch in vielen anderen Fragen auf sein His. zur­­ Schwärmerei verehrtes kodifikatorisches Ideal hitkt auf den Strafgefäßentwurf aus dem Jahre 1843, welcher auch auf den strafrechtlichen Schutz der moralischen Güter besonderes­­ Gewicht legte. Nicht nur deshalb — sagte er oft — ist mir der­ 1843er Entwurf theuer, weil in seinem­ Strafsystem­­ das­­ Minimum des Straffaches fehlt, sondern­­ auch Deshalb, weil Franz Decik und seine Genossen in dieser Kodifikation einen regen Sinn für die kostbarsten Interessen des Staates und der Gesellschaft, für die moralischen Güter, bekundeten. Diese wenigen Züge der Denkungsart des u­ngelehrten Kriminalisten rücken seine allgemeine Weltanschauung, seine achtungsweithe intellektuelle und seelische Persönlichkeit, in das schönste Licht. Unsere größte und aufrichtigste Sym­­­­pathie, unsere Dochihagung und unvergängliche Liebe breiten , von: wir als Bahrtuch über sein in Arbeit vollbrachtes, edlen Ideen geleitetes 'Leben. Seinen Werth wollen wir mit jener Liebe einschätzen, mit welcher er alle Jene zu achten ver­­stand, die im Zeichen des Fortschrittes und der "Menschen- Liebe wirkten. " Bande es bod nur, die moralischen. ex­­Gesellschaft.“ strafrechtliche Regelung oder

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