Pester Lloyd, März 1907 (Jahrgang 54, nr. 52-78)

1907-03-01 / 52. szám

. .---s « —- Be } " Abonnement für die österr.-ungar. Monarcone. Für den „Pester Lloyd“ (Morgen- und Abendblatt) (Erscheint auch am Morgen nach einem Feiertage): Für Budapest: Mit Postversendung: Ganzjährlich ... 44 Kronen — Heller Ganzjährlich ... 48 Kronen — Heller Halbjährlich.. .­.­ 22 Kronen — Heller | Halbjährlich.. ... 24 Kronen — Heller Vierteljährlich ..- 21 Kronen . — Heller Vierteljährlich ... 12 Kronen — Heller Monatlich „.. --- 4 Kronen — Heller Monatlich a... a.s 4 Kronen 40 Heller Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Kronen mehr. Man pränumerirt für Budapest in der Administration des „Pester Lloyd“, Dorottya­utera Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelst Postanweisung durch alle Postämter. — Für Wien auch bei Herm. Goldschmidt (l., Weltzeile 11), wo­­sind, selbst einzelne Nummern zu haben " Inserate werden angenommen: Budapest in der Administration des „PESTER LLOYD“ ‚ferner: in den Annoncen-Expeditionen Hoansenstein , Vogler, A. W. 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Leber‘) Wenn das­ Resultat der heute wieder aufgenommenen Ausgleichsverhandlungen " den­ Vorbereitungen zu denselben "entsprechen wird, so ° Könnten. "die Tangen Minister­­berathungen, welche: den Verhandlungen Haben „und drüben vorangingen, recht erfolgverheikend sein. Allein die Geschichte des Ausgleichs. Die langen und schweren Geburtswehen bei seiner­ jedesm­aligen Erneuerung lehrten uns, die Erwartungen auf ein jeher bescheidenes Maß herabzudrücken. Gern wollen wir jedoch anerkennen, daß die in unserem heutigen Morgen- Blatte zum Ausdruch gekommene "Auffassung der Wiener maßgebenden politischen­ Kreise, wonach bei den heutigen Verhandlungen die Form Hinter das Telen zurück­­zutreten hätte, einigermaßen als grünstiges Symptom dieser Verhandlungen erscheinen mag. In der That könnte Diesen Verhandlungen kein glücklicheres Leitmotiv gegeben werden, als daß man dem Wesen zuliebe manches normale Bit­oniere. ft doc Die ganze lange Geschichte des Dualismus und der P­ragmatischen Sanktion dieser Monarchie nichts Anderes, als die fortlaufende Entwiclungsfette eines von steten Kompromissen durchlegten Lebensprozesses der beiden Staatlichen Individualitäten. Jede neue Phase schafft ein neues Leben, und gleichwie es in der ganzen vorganischen Natur kein neues Leben gibt, welches nicht den Verbrauch einer gemilsen Kraftsumme, also ein Opfer an Daseins­­formen zur Bedingung hätte, so erfordern auch staatliche Neugestaltungen die Preisgebung veralteter Form­en, sobald ss zeigt, daß sie der Entfaltung der neuen Keime hinder­ch geworden­ ist. Jede Erneuerun­g des Ausgleichs zwischen uns und Oesterreich, ja der erste Ausgleichsgednnte selbst war ein Kompromiß, und dasselbe Schickal steht an dem jegt in Verhandlung stehenden Ausgleiche bevor, v der muß sich sagen, daß. Hat es zur jegigen Aufrollung der Mausgleichsfragen überhaupt kommen müsen? Wer für das mirthlschaftliche Zehen Desterreichs und Ungarns eine Periode der Ruhe und der Ordnung herbeimitnicht, die Einschränkung der Ausgleichskämpfe. Die Abkü­rzung der Kampfperiode des Ausgleiches bei seiner jedesmaligen Er­­neuerung ganz d­emselben Zmwede dient, den man heute in Oesterreich durch einen langfristigen Ausgleich erreichen zu wolsen vorgibt. Dies zugegeben, muß man nur lebhaft bei­dauern, daß man auf österreichischer Seite wegen der Form:­fahhe der Neubenennung des Zolltarifs das ganze Wesen des Ausgleichs aufwarf und Die wirthschaftliche Gemein­­samkeit vor die Frage des Seins oder Nichtseins stellte., Wir wollen indessen allen Dekriminationen über geschehene Dinge aus dem Wege gehen und uns lieber an den auch mit unserer Auf­fassung vollkommen übereinstimmenden Fingerzeig halten, wonach die Form Hinter das Wesen zu treten Habe. Uns schwebt einzig und allein das Ziel vor Augen, daß ein Ausgleich zu Stande komme, bei dem beide Staatsgebiete der Monarchie ohne Opfer an staatlicher Selbstständigkeit wirthschaftlich ihr­­ Auslangen finden können. Uns liegt "nichts daran, ob die Geltungsdauer des Ausgleichs eine Türzere oder Tangere ist. Die Frage der Zeit i­st für uns von geringem Belang, wenn nur der Ausgleich unseren wirthschaftlichen Interessen dient und unsere staatsrechtliche Selbstständigkeit mwahrt. Eine Lösung der Frage wird unseres Erachtens nur dann gefunden’ werden können, wenn man den Ausgleich als wirthschaftliche Staatsfrage allerersten Ranges haben und drüben aus allen taktischen und nebensachlichen partei­politischen Spielen gänzlich ausschaltet. Der Wirsgleich sol­l um feiner selbst willen geschaffen und erneuert werden. Für den österreichischen Kompaniszenten muß die Frage einfach die sein: bedarf die österreichische Industrie des ungarischen freien Abfabgebietes oder nicht? Wenn, wie nicht anders zu erwarten ist, die Trage bejaht wird, dann muß man *) Von einem Mitgliede der Berfaffungspartei, fich in SDesterreich mit der im Derzeitigen ungarischen Abgeordnetenhaufe die Unabhängigkeits-P­artei in der Mehrheit ist. Diese Regierung unterzog sich wohl der Aufgabe, die Geschäfte auf der Ausgleichsgrundlage zu lesten, und die Wahlen vom vorigen Mai gaben diesem Unternehmen des Kabinets die verfassungsmäßige Sanfktion. Mit dieser Kabinetsbildung hat die Parlamentsmehrheit aber nur auf die Derzeitige Durchführung ihres bekannten Parteiprogramms verzichtet, das legtere jedoch nicht für alle Zeiten verleugnet. Eine völlige Verleugnung ihrer Parteigrundlage wurde von ihr auch gar nicht verlangt. Wenn daher für Oesterreich der Kardinal­­punkt des Ausgleichs der ist, daß das ungarische Abjagebiet der österreichischen Industrie nach wie vor erhalten bleibe, dann muß es für Desterreich­­ eine reine Vormsache sein, ob die ungarische Parlamentsmehrheit mit oder ohne Verleugnung ihrer Parteigrundlage diesen Ausgleich annimmt. Dann muß Desterreich die Form des Zolltarifs ohne jedes Bedenken preisgeben, wenn­ nur Das Wesen desselben für beide Staaten in gleicher Weise bindend bestehen bleibt. Sir Ungarıt Hinmieder muß Die Frage die sein: bedarf die ungarische Landwirthschaft einer Ausdehnung oder einer Einengung­­ des freien Abtaggebietes? Im ersteren Falle liegt das ‚Zustandekom­men des Ausgleichs im Inter­­esse Ungarns. Dann aber möge man dies offen eingestehen und nicht mit leeren Schlagworten um sich werfen, Die eder unsere Freunde eines Befseren belehren, noch unseren Feinden auch nur im allergeringsten Furcht einjagen. Wer Thatsache abfinden, Daß ‚hingegen ‚die Einengung des freien "Abjatgebietes für. Die ungarischen landwirthschaftlichen Produkte fordert, der muß mit sich im Neinen sein’darüber, daß mit­ dieser Einengung­­ eine Devalvirung der Bodenrente und Folglich ein Sinten der Bodenpreise naturgemäß Hand in Hand gehen mrüste. Wir wollen das Bild einer solchen Devalvirung nicht weiter ausmalen, wir k können aber einfach betonen, was jeder Wirthcchaftspolitiker in diesem Lande, Der nicht alles Ver­ständniß für die geschichtliche Entwicklung Ungarns verloren hat, sehr gut weiß, Daß eine der Grundlagen jedes Wohl­­standes in diesem Lande der Grund und Boden ist. Eine Wirthichaftspolitik, welche die Zerstörung dieses Fundaments be­whrten würde, wäre verhänguigvoll. Eine jluge ungarische Wirthischaftspolitik kann weder die Land­wirthischaft, noch den Handel, noch die Industrie hinopfern, sie muß jeden dieser Pfeiler unserer wirthschaftlichen Wohlfahrt aufrecht­­halten und Stärken. Bei diesem wesentlichen Bostulate unserer Wirthschaftspolitik muß aller Formelkram beiseite geschoben werden. Haben und drüben in Einsicht, Einkehr, Mäßigung und ein klares Erfassen des Bieres vonnörden, um den Ausgleich, den die Lebensinteressen beider Staaten erfordern, möglich zu machen und endlich unter Dach zu bringen. »­­­ ­­­ Die Ausgleichquer sind langen. (Telegramme des»Petter Lloyd«.) "­." Wien,28.Feber. Die Begegnungen,dies heute Vormittags zwischen den beiden Ministerppräsidenten und im Laufe des Tages zwischen den­ einzelnen österreichischen und ungarischen Ressortministern stattfanden,können als der taktische Au­f­­marsch für die meritorischen Berathungen,als Vorbereitung für die entscheidenden Verhandlungen bezeichnet werden.Nur der f­achmitta­gig­en Begegnuung der beiden Minister-Präsi­­denten,die von 3 bis 71X 4 Uhr,also länger als vier Stunden,währte,wird in politischen Kreisen schon sachliche Bedeutung beigemessen.Man hat diese Begegnung mit der Audienz irr-Zusammenhang gebrach­t,die Minister-Präsident Freiherr v.Beck um 1 Uhr beim Monarchen hatte,umd die eine volle Stunde dauerte.Dieser Zusammenhang wird an unterrichteter Stelle bestritten und darauf hingewiesen,daß der österreichische Premier schon vor zwei Tagen um diese Fundamente der wirthschaftliche­n Beziehungen der­­ Audienz nach­gesucht habe.Das­ soll nicht angezweifelt werden.. Alleins in der Oeffentlichkeit läßt man es sich nicht nehmen dab an dem Tage, an dem die­­ ungarischen Meinister in Wien sind, um mit dem österreichischen Kabinet­t b­­eiden Staaten zu berathen, die­­ Gedanken des Monarchen von diesen Fragen sicherlich so erfüllt sind, daß sie sich von selbst auf die Lippen drängen, wenn " der Leiter der üster­­reichischen Volitit beim Kaiser in Audienz erscheint. Daß die Einfangnahme des Motarchen auf den Gang der Verhand­­lungen fie nur in der Richtung des Zustandekommens einer Vereinbarung bewegen kann, begreift sich von selbst. Von dieser Hohen Warte aus, von der man die Gesammtinteressen der Monarchie und ihre Stellung im Konzert der Mächte überschaut, fan nur der Wunsch ausgehen, daß Die Diffe­­renzen überbrüdt werden und eine Ausgleichung erfolge.­­,Es wird versichert, daß die gleiche Disposition bei allen betheiligten Faktoren die verwaltende sei. Auf österreichischer wie auf ungarischer Seite sei man, bestrebt, zu einem Kompromiß zu gelangen. Auch auf Österreichischer. Denn die in Ungarn mehrfach­ verbreitete Ansicht, als sei man hier in maß­­gebenden Streifen­­ geneigt. Durch absichtlich übertriebene Forderungen die Dinge auf die Seite zu treiben, ist sicherlich ungerechtfertigt. Schon die einfache Katson des Staatserhaltungstriebes , spricht gegen solche Annahmen, An der Stelle, an der Die­ Geschide der Ministerien entschieden werden, will man nicht Kampf und Zwist und, Scheitern der Verhandlungen, sondern Nähe, Ordnung und Vereinbarung. " Die Stellung seiner Negierung wird durch Mißerfolge gekräftigt, nur "positive Defiritate können ihre Position stärken. Man meint darauf­ bin, Daß in der vierstündigen Unterredung, die heute zwischen den beiden Minister-Präsidenten stattfand, der ungarische Premier sich davon über­zeugen konnte, Daß gerade vo wie in Ungarn, 10 aug hier Der bee WAHL she, zu einem befriedigenden Abkommen zu ge­langen. Es ist begreiflich, daß über Die "Details dieser Ber­sprechung Feine Mittheilungen gemacht werden künnen. Nur so viel verlautet, daß nicht eine einzelne Frage zwischen den beiden Premier zur­­ Erörterung gelangte, sondern daß alle Angelegenheiten, in denen sich bei den Ver­­bandungen der Fachkommissionen größere Meinungsver­­schiedenheiten ergeben haben, Den Gegenstand mehgfel ‘seitiger VAeußerung gebildet haben. Diese soll sie nicht auf rein wirthschaftliche und finanzielle Fragen, also etwa auf Zolltarif, Handelsvertrag und Berzehrungs­­­steuern beschränkt haben, sondern es sollen auc­h finanz­­politische PVprobleme, wie die Bank­frage, Die Blockrente, die Aufnahme­ der Baarzahlun­­gen in den Kreis der Erörterungen gezogen worden sein, ja es ‚heißt, daß vaud) Die Duotenfrage davon war. Im Diskussion mag wohl die rage des langfristi­gen Ausgleich 8. gestanden­­ haben, eine­ Frage, auf " Dies man hier, weil sie ‚Nähe und Ordnung auf längere Zeit schafft, großes Gewicht Iegt. Auf ungarischer­ Seite sol man and diesem Blaue nicht unbedingt ablehnend gegenüberstehen, nur ist man bestrebt, in solchem Falle neue Sicherungen­ festzulegen, die von 1917 ab eine stärkere Entwicklung der ungarischen industriellen Produktion ermöglichen. Daß zu diesem Behufe für jene Epoche die Ein­­führung von­ Zwischenzöllen­ statuirt werde, gilt österreichischerseits für ausgeschlossen. Dagegen it es nicht ausgeschlossen, daß ein Modus­ gefunden werde, der, nicht mit dem Oaium der Zwischenzölle bei Fortdauer der Holleinheit behaftet, für gemwiste Industrieartikel, allgemeinen die nicht mit der landwirthschaftlichen Produktion zusammen­­­hängen, für Ungarn Entwicklung­ schaffe.Kommt es diesbezü­glich zukkfinkser Frage des kurzfristigen "Vereinbarung und tritt Die » Ausgleichs in den Vordergrund,dann recken sich von selbst" die Problem­e der Verlängerung des Bank­­privilegiums und des Münz-und­ Währ­ungs-s­vertrages in die Höhe,Probleme,deren Lösung keinest "wegs leichter ist,als die Schaffung der Voreinssetzungen für den langfristigen Ausgleich.«Uebrigen­s ist es begreiflich, daß he1­te die Erörterung der beiden Minister-Präsidenten nicht bis ins letzte Detail dieser Fragen sich erstreckte,M ja bei der ersten meritorischen Diskussion­ die alleräußersten Absichten nicht aufgedeckt zu werden pflegen.Daß­ jedoch­ die Diskussion beiderseits nicht den Eindruck machte,achseien disc Vorhandct­en Gegensätze von vornherein unü­berbrü­ckbar,das­­geht aus der Thatsache hervor,daß morgen Vormittags JOUHT die beidetk Prem­iers,die beiderseitige­n­ Ressortm­inister der Finanzen,des­ Handels und des Ackerbaues,die hierIanss­wesenden ungarischen Staatssekretäre dieser­’Ressorts,sowie die betreffenden österreichischen Sektiontschefs«zu­­ kirce"r gemeinsammen Berathung zusammentreten und, was beson­­ders bezeichnend ist, daß morgen Nachmittags 3 Uhr Die beiden Minister-P­räsidenten ihre heutige Besprechung fort­­legen werden. Das äußere Bild der V­erhand­­lungen r­echtfertigt vorläufig den schwarzen Pessimismus ai­, mit dem man im­ Budapest die Dinger ansieht. Zu einer optimistischen Auffassung der Situation­ ist freilieg. vorläufig auf wenig Grund vor­­handen. Man braucht also noch nicht zu hoffen, man braucht aber auch nicht zu verzweifeln. Die Heutigen V­orkonferenzen. Wenn auch die heutigen Pourparlers bei den Meinister-Präsidenten und den beiderseitigen z­wischen Dei Ressort­­ministern vorwiegend einen Höflichkeitscharakter hatten, so kann doch angenommen werden, daß in diesen Besprechungen auch das Wesen der Ausgleichsfragen berührt wurde. Dabei sol sich­ gezeigt haben, daß die Gegenzüge doch nicht so ganz unsiberbrächbar sind, wie in manchen­ Kreisen voraus­­gejegt wurde. Es kann konstatirt werden, Daß die geringen Hoffnungen, mit denen von beiden Seiten an die Wieder­­aufnahme der Verhandlungen “geschritten wurde, fich fen im Laufe­ des heutigen Tages einigermaßen besserten. Die hier mweilenden ungarischen Minister beschäftigten sich den ganzen­ Tag mit den Ausgleichsfragen. Minister-präsident Weferle verbrachte den Nachmittag bei seinem öster­­reichischen Kollegen Freiherrn v. Bech und begab sich dann zum­ österreichischen­ Finanzminister v. Korygtomsti, wo auch Staatssefretäer Bopovics den Konferenzen eine Zeit lang beimwohnte, während beide Minister bis 8 Uhr bei­­sammen­ blieben. Handelsminister Franz Kossuth und Aderbauminister Ignaz Darányi statteten dem Minister des Aeufsen Baron Aehrenthal einen Besuch ab und kührten dann in das ungarische Haus zurück, wo sich der Aderbanminister mit dem Staatsjelretär Mezösly und dem Ministerialratd DttliE zu einer längeren Berathung zurückzog, während Handelsminister Kosjuth und Staats­­seretär Szterenyi sich bald darauf zum österreichischen Handelsminister Sort begaben, wo sie bis 64­ Uhr Abends verblieben. Morgen um­ 10 Uhr Vormittags Beginnen Die gemeinsamen Ministerkonferenzen, an welchen die beiden Minister-P­räsidenten und die Ressortminister theil­­nehmen werden. Es ist noch nicht bestimmt, ob auch die hier weilenden ungarischen Staatssekretäre und Die b­e­treffenden Sektionschefs der österreichischen Neinisterien Diesen Verhandlungen zugezogen werden. Ueber den Stand der Ausgleichsfragen wid auf beiden Seiten das strengste Stillschweigen beobachtet, da feine der Parteien sicher­­t, alle Forderungen durchzufegen, die sie im ersten Moment „aufstellten und jeder Anlaß zu Agitationen vermieden werden sol. In erster Reihe dürfte F «Uicht«»a"1«1­»·J geschlafen Vordergrundeder" die Möglichkeit besserer -,"«­...-«,1.i.—-s-·s««-.«..F-:s;«.ss-«s-.«...««»«..s-«.s»«.-.sx..»,s-.-.­.-ss«-.-.«««-.-.·-»di:««,--«,.—«.-»-..s,-.i­ NR­ETENT .-»«—«,i.­.---.».s-....-·--·-..»s-—-.«...-..-ss«-.F«.-.«2-.k--..«-«.«-..«.s.-..««-.««.««.-.«.»««,-.s.....-.i.- 1 . Feuilleton. Ludwig Gauglhofer. Don Wilhelm Goldhann. Er is­­t ein Unbekannter in Budapest. Bei einem­­ Schrifttellerbanfet, das auswärtigen Gästen „vom Bau“ vor etwa anderthalb Jahrzehnten veranstaltet wurde, brachte­­ er einen ihmwungvollen Toast auf den „ungarischen­ Victor Hugo“, auf Moriz Fölkai aus, und­ der greise große ‚Romancier tauschte­­im Angesicht der jubelnden Corona mit ‚dem in blonder , Yugendfülle stragenden, Bajuwaren den ‘Bruderkuß. Es war in der Zeit, da in der internationalen Volitit das Wort „Berbrüderung“ nur die russisch­­-französischen Gegenseitsbesuche von Toulon und Kronstadt einen ‚unheimlichen Klang bekam. Auf dem französischen­ Admirals­­shi „Bothuan” wurde im Hafen von Stronstadt dem ‚selbstherrlichen Graz die revolutionäre­ Marseillaise vor­­­gespielt, dieweil etwa gleichzeitig im Budapester Redouten­­janle im Zeichen Victor Hugo’s das magyarische mit dem deutschen Schriftstellert­um bei einem sehr viel weniger wichtigen, aber sicherlich aufrichtigeren und impulsiveren Symposton sich „verbrüderte". Was hatte doch einst Victor Hugo in seiner schneidenden Dichtung „Napoleon le Petit“ dem Staatsstreic-Kaiser in den ZTllilerien zu dessen Serie ‚zeichnung zugerufen ? ,«. .,«c’.estdst,.c’estfait,­c’estdåor6t6·,»c’es·t.­canonn6. Und:cun"war«Frankreich­,»das republikanische Frankreich.in :.d.i.e’offenen Arm«e des sCrcuscntthems hinübergeglitten.·Victor ·.Hn«goaber­ war am Ufer der Donau,dort,wo siecmt «schönsten ist,zum Pathen einer anderen,idealerm»Ver-. .­.brüderung«­,der zwischen magyarischem­ und deutschen Schrift­­steller b­unt geworden. Von Kontrasten lebt nicht blocs die Geschichte,sondern­ auch die Dichtung.Nur daß die Romane,welche der G­e­­schichtsschreiber zu erzählen­ hat,und die Geschichten des Romanschreibers sichsr einander Verhalten wie Völker­­verhängnisse zu Einzelschicksalen. Von jener Schriftstellerverbrüderung im Budapester­­ Nedoutensaale lenkt der Bi­fi­ u­m willkürlich hinüber zu einer andern Szene im Nürnberger Schlosfe. Da schreitet ‚an­ der Seite des Deutschen Kaisers ein Schriftsteller dnd­­ den Wintergarten auf und nieder, und der Laiser schüttet dem Schriftsteller sein Herz aus in einer beweglichen ‚Philippina gegen die „Schwarzseher" in feinem Weiche. „Es sol der Dichter mit dem König gehen, denn Beide tehen auf der Menschheit Höhen.” Und der Schriftsteller sist der Nämliche, der damals im Budapester Redoutensaale mit Moriz Hótai den Bruderfuß getauscht hat. Moriz Sótai it inzwischen gestorben, der Andere aber ist noch immer blond und schlanz und­ aufrecht, obwohl er nun auch schon Die, Fünfzig­ überschritten Hat. Wie von selbst, rüden in meiner­ Vorstellung Die beiden Szenen an­einander, da­ ich in einer unscheinbaren Beitunge­­notiz lese: „Ludwig Ganghofer wird in den nächsten Tagen in Wien zum Besten der „Comcordia” eine Verlefung halten." Ludwig anghofer it nämlich der Schriftsteller von damals aus dem Budapester Redoutensaal und von neulich aus dem Wintergarten des Nürnberger Schlosses. Und weil mich selbst intimste freundschaftliche Beziehungen mit ihm verknüpfen, werden in mir schöne Erinnerungen lebendig, die mir unabweislich in die Feder fließen. Gerade aber auf in Budapest, will mir scheinen, sinde sie ein freundliches Interesse zu ermeden geeignet, vorerst wegen jener „ Ber­brüderung“ mit Moriz Yokat, sodann aber auch, weil Gang­­hofer’s Gattin eine gebürtige Budapejsterin it. Da ist der sechsundzwanzigjährige Poet aus München nach Wien gekommen, von Sauer als Dramaturg an das Singtheater berufen. Er hat bereits ein gutes Theilchen Nuhm in jenem Tornisterz sein Boltsstüd „Der Bildschinger von Oberammergau” schreitet im Siegeszug über Die Der Dramaturgenherrlichkeit macht Die schauerliche Brandkatastrophe des Singtheaters sehr bald ein­­ Ende; dafür‘ aber hat sich die Liebe­ des Dichterherzens bemächtigt. Eine schöne Fuge Schauspielerin hat­ ihm an­­gethan. An jenem Schanerlichen Abend des Ringtheaterbrandes, angefichts. der Lebensgefahr, "in der­­ auch sie geschwebt,­­ werden die Beiden sich ihrer Zusammengehörigkeit bewußt und sie verloben sich, "um wenig päter sich vor dem Altar ihr Hawort zu geben. Und nun wohnen sie, bescheiden und einfach, draußen im „Nagenstadel“, wo einst die Billa Kaunig Stand, des Golfstroms wartend, der ihnen zur Liebe und zum Ruhm mit auch den Wohlstand ins Haus renfen sol.­­ Damals war es mir beschieden­ die persönliche Be­­kanntschaft Ludtm­annshofer’s zu machen.Wobei sich sest­­sagen in memoriam ein sonderbarer Z­­ischenfall ereignete. Der junge Dichter war von­ einem literarische­n Verter an einer Vorlesung eingeladen.Er las aus dem Manuskripte eine seiner neuen Novelle 11,aber­ plötzlich,schier mittelt«in einem Satze,steckte er.Das Man­uskript war zu­ Ende,die Novelle nicht.Der Rest des Manuskriptes war aus Ver­­sehen dabeijeigeblieben.Erwartungsvolle Pause.Es gibt fü­r den Vorleser nu­r eine Alternative,entweder nachhause zu eilen und den heimtückischen Manuskriptrest herbei­­zuschaffen oder aus dem Gedächtniß Die Novelle bis zum Ende vorzutragen. Und geistesgegenwärtig, ent­­scheidet sich Ganghofer für das Tetere. Sägerstückein. : AS es ‚gelungen, ohne daß das Auditorium von der Noth­ des Augenblides­­ etwas gemerkt hat, bricht herabgeeilten Dichter doch ein ichluchzt mie ein Kind dem­alt vom Bodium Thränenstrom. aus den Augen, ver ‚am Halse seiner erschrochenen Gattin. Er hat dann­ noch zehn Jahre in Wien verbracht, bis ihm der­ jühe­ Tod eines Lieblingskindes den Aufenthalt in der österreichischen Haupt­­stadt verleidete und seine Heimkehr von der Donau zur Jar erfolgte. Zehn arbeitsame schöpferische Jahre, in denen er das Fundament seiner schriftstellerischen Erfolge unablässig beseitigte. Sein­­ Dominium ist die baitische Hochlands­­geschichte und dieses Dominium in ihm­ unbestritten. Da nun aber jede wirkliche Dichter-Individualität auf einer ganz persönlichen Beson­derheit beruht, so fragt man begreiflichermaßen, welches it nun die Besonderheit Ludwig Ganghofer’s? Die Antwort ist in diesem Falle leicht gegeben. Ludwig­ Ganghofer erlebt seine Hochlandsgeschichten, bevor er sie schreibt. Er ist Duck­ Lebensgang, Wafften und Lebung mit seinem­­ Dawifschen Hochlande mie zusammen­­gehörig verwachsen. Und wo er auch sein mag, sucht er mit der Seele sein bairisches Hochland. In einem Förster- Dause des Allgäu, zu Kaufbeuren, stand seine Wiege. Als er das Gymnasium absolvirt hatte, solte er Maschinenbauer wer­­den, aber unwiderstehlich 309 es ihn zur Literatur herüber, und ihr ergab er sich, nachdem er in Leipzig zum Doktor der Philosophie promovirt worden war. Dann aber war er mit der ganzen leidenschaftlichen Zähig­keit seines Naturells nur noch Dichter und Jäger.­ Dichter sozujagen von mütter­­licher, Jäger von­ väterlicher ‚Seite her. Man Fan auf ihn ohne­ Reiz den Goetheischen Vers anwenden­; Vom Vater hab’ ich die Natur, Des Lebens ernstes Führen, vom Mütterchen, die Frohnatur Und Luft zu fabuliren. Der Baier stieg hoch empor, wurde als Ministerial­­rath geadelt und Chef der gesammten baierischen Forstver­­waltung. Die Mutter war eine heitere Frau voll sprudelnder Freude am Geschichtenerzählen mit künstlerischem­­ Einschlag, eine Tochter des Architekten, der­ das Bompejanum in Aschaffenburg­ baute. Selten liegen die Quellen so offen, auf die eine besondere Dichterische Begabung zurü­ckweist. Wenn Bauen und Dichten verwandte Künste sind, so darf man sagen, daß eine Quelle von Ganghofer’s Begabung sogar bis ins XV. Jahrhundert­­ zurückreicht, denn ein Ganghofer, des Bornsmens Sarg, war der Erbauer der Drünchener Frauenliche, des gothischen Wahrzeichens der bajuvarischen Metropole, und ihn, den Baumeister von damals, nennt der Dichter von heute mit Stolz seinen Ahnen. Doch das Waidmwerk ist mehr als die­ Baukunst zu einem Theil­ des Lebensinhaltes Ludwig Ganghofer’S ge­worden; der bestimmende Theil aber ist die Dichtkunst. Aljährlich verbringt Ludwig Ganghofer die Sommerszeit im Wald und in den Bergen. Brüher, mar er das Berchtes­­gadener „Landl“, das­ er mit der Büchse auf der Schulter durchwanderte, dann das Wettersteingebirge bei­­­ Parten­­kirchen, auf dem er, die Gemse verfolgend, umher­ketterte.­­ Set­raut er im Sagdichlosse Hubertus zwischen den Oberinnthaler Bergen und der Zugfolge, wo er als Bachtnachfolger des Herzogs Philipp von Orleans kauft. Aber auch in der ungarischen Rußta ist er nicht selten ein Gast, von dort hat er etliche zwanzig Hirsche nach­ seinem Alpenheim verpflanzt, deren Gedeihen er mit zärtlicher Sorgfalt überwacht, was nicht ausschließt, daß er mitunter auf auf hohem Berggipfel tagelang ausharrt, um mit seiner Büchse einen Adler aus den Lüften herunterzuholen. Seine Romane „Edelweißkönig“, „Hubertus“, „Der Klosterjäger" sind Etappen Dieses zwischen Waidwerf und dichterischem Schaffen geteilten Meanneslebens. Koäme es mir auf eine literarische Würdigung des Lyrikers­, Dramatikers und Erzählers Ludwig Ganghofer an, so wu­rde ich durch die ganze Neihe seiner Werke Hin, Die jegt in einer stattlichen Gesammtausgabe erscheinen, zu zeigen haben, wie sehr vor Allem der innige Zusammenhang mit der­ Natur fen Schaffen bestimmt. Es haben schon vor ihm und gleich­­zeitig mit ihm bairische Erzähler, wie Hermann Schmid und Maximilian Schmidt, aus dem bairischen Hochlande ihre Stoffe geholt. Aber keinem von ihnen Hat sich dasselbe so ganz enthüllt, in keinem von ihnen­­ hat es sich so ohne Reiz abgespiegelt, wie in ihm... Er­ ist,­­ könnte man "sagen, ‚seine dichteriiehe Personifikation. RN Sudesfen mehr, von ‚ihm ,als von seinen Werken zur erzählen, ist meine Absicht. Zu ihrem Nechte kommt die „literarische Physiognomie“ doch immer erst, wenn die Ber­sünlichkeit des Schaffenden selbst gleichsam die Rolle des Führers durch seine Werke übernimmt. So oft es mir vergönnt war, Die persönliche Bekanntschaft mit einem be­­deutenden Dichter zur machen, Habe ich mich mehr ‚bereichert ‚gefühlt als durch alle zünftige Konstruktion aus den Ein­­drü­ten seiner Dichtung . . . ‚Da deoben vor dem­­ Jagdhaufe Hubertus, anderthalb, tausend Meter über dem Meeresspiegel, fibhe ich als Gast des Freundes. Bor mir, fahl zum Himmel aufsteigend, das Massiv der Hohen Munde, von südmärts her in Das wilde Gaisthal hereinblidend der Bredigerstuhl des Wetter­­steingebirges. Und fast mit bloßem Auge gegenüber an der Bergwand sehe ich eine Schaar üjender Gemsen. Es ist ein herrlicher, Harer, frischer Augustmorgen. Da fehrt Gang­­hofer von der Frühpürih heim; ein „Sager” Folgt ihm mit der Beute auf dem Rüden. Scherzend haben fest schritt er mirflic) mie ein Abbild des Nibelrungenhelden daher. Und wie Patienten im Barzimmer eines gesuchten Arztes warte seine Autographen­­sammler beiderlei Geschlechts, Die auf dem Wege von oder zu der Zugfoige in Hubertus Halt machen. Er it ANen ‚oft einen „Siegfried“ genannt­ ‘deutschen Bühnen. ES ist ein wahres, wir ih x«v—"..-».«.s,...-.».«-.s.«..-.s«,«.».«»..-.«.-...».....-.s..xm««,»...»».-»»,«.-. 7

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