Pester Lloyd, Februar 1909 (Jahrgang 56, nr. 39-50)
1909-02-16 / 39. szám
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Goldberger, Györi & Nagydas & Co., Jul. Leopold, Ant. Mezel, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. In Wien: bei gyó HA ei DRENEDETE, Mr. Du Haasenstein r, Bud sy, u Rafael & Witzek, H. Schalek. Im Auslande: Berlin: Rudolf Mosse, Daubs & Co.; Paris : John F. Jones & Co. Einzeln : Norgenblatt in Budapest 12 Hek ker, in Freedh 44 Heller. Abendblatt im Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration : V., Mária Valeria-uteza 1%. — Manuskripte werden im keinem Falle zurückgestellt. — Unfranckierte Briefe werden nicht angenommen, Nr. 39. · 56. Jahrgang Budapest, 15. Februar. Die äußerlichen Anlässe, die zu dem Sturze Kiamil Bajdjas führten, haben durch die bisher in Die Deffentlichkeit gedrungenen Mitteilungen nur eine unzureichende Erklärung erhalten. Man weiß, daß Die ziemlich brüste Entlassung des riegs- und des Marineminister die jungtürkischen Mitglieder des Parlaments zu einer energischen Aktion gegen Kiamil Pascha studierte. Ob aber wirklich ein Komplott gegen die Dynastie die Maßregelung der beiden Minister notwendig machte, oder ob der alte Großvezier zu einer drastischen Straftprobe sich entschloß, um die Macht der Jungtürken voll zu ergründen — das sind Fragen, die erst in dem von Jamil Bajcha in Aussicht gestellten Rechtfertigungserpose ihre Antwort erhalten dürften. Tatsachheit, daß die Singtürfen mit Shiamil Palha nicht zufrieden waren. Dieser gehegte Diplomat schien ihrer Sache nur lau ergeben. Nicht, daß er ein Anhänger des alten Regimes wäre. Allein der Sechsundachtzigjährige konnte sich zu Dem stürmischen Raditalismus, ohne welchen eine Revolution, und sei sie noch so friedlich in ihren Mitteln, unmöglich erfolgreich werden kann, nicht aufraffen. Er war in Dieser Sturmund Drangperiode das mäßigende Element, er wirkte retardierend und das mochte den Vorwurf gegen ihn be zeitigt «haben, nicht voll und gang dem neuen G System ergeben zu sein. Diese eher psychologische Abschweifung ist notwendig, wenn man die Z Tatsache Destürfischen Stabinettowechsels ihrem vollen Wert nach einjrägen will. Da das jungtürkische Element heute zweifellos Die Führung der türkischen Geschäfte besorgt, it es von ausschlaggebender Bedeutung‘ nir nur für die Erledigung der zur Diskussion stehenden Fragen sondern für die Stabilität des heutigen Regimes überhaupt, ob der neue Mann das Vertrauen vorfindet, das ihn zur erfolgreichen Fortführung der Geschäfte befähigt. Es ist hier zunächst Festzustellen, daß Hilmi Bajda auf den Warnfch der jungtürkischen Führer aus Mazedonien nach. Konstantinopel berufen wurde, um Dort das beérantmortungaz reiäörte . Relfort, Das des Innern,zu»tellen.Hussein Hilmi, der seine Beamtenkarriere in weiter Entfernung von den Korrupten Zentrum durchlief, war auch seither eine geachtete Person im Rate der Jungtürken. Im Kabinett war er der erste, der die Entlassung der beiden Minister mißbilligte und als ihm eine zureichende Erkärung vorenthalten wurde, seine Demission gab. Diese Stellungnahme war nur geeignet, den Namen Hilmi Bajhas im Sreife der Singtürfen noch volkstümlicher zu machen und wenn er nach seiner Betrauung mit der Kabinettsbidung erklärte, nur einem rein jungtürkischen Kabinett vorstehen zu wollen, so war dadurch die Absicht ausgedrückt, sie in seiner Negierungstätigkeit voll und ganz auf diese Partei tinben zu wollen. Erst nicht unsere Aufgabe, die türkischen Parteiverhältnisse, Die vornehmlich eine innere Frage des osmanischen Reiches sind, in diesem Augenblick zu erörtern. Uns interessiert Hauptsächlich der Einfluß, den der Stabinettswechsel auf die auswärtige Politif der Türfei im allgemeinen und auf die laufenden Unterhandlungen im besonderen auszuüben geeignet ist. Hilmi Palcha hat sie auf diplomatischem Gebiete wohl nie betätigt; er hatte aber als Generalinspektor in Makedonien Gelegenheit, den Vertretern der einzelnen Mächte näherzutreten und auch Die Ziele und Beweggründe der Orientpolitik Der einzelnen Europamächte tennem zur fernen. Er bringt demnach einen großen Schab persönlicher Erfahrungen in sein neues Amt mit und wird demnach vollauf befähigt sein, die Bolitit Nifaat, Palchas, der aus London kommt, um das Wartefeuille des Neußern zu übernehmen, verständnisvoll, zu begleiten. Für unsere speziellen Beziehungen zur Türkei ist es wichtig zu betonen, daß Hilmi Baja in Makedonien die friedlichen Ziele unserer Orientpolitik kennen lernen und sich überzeugen konnte, daß diese Monarchie für die Integrität des Reichstandes der Türkei unerschütterlich eingetreten ist. Es heißt auch, daß, Áilmi Balida im Ministerrate für die Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen zu unserer Monarchie plädierte und daß er im Laufe der Verhandlungen der rasschen und friedlichen Ausgleichung der Differenzen seine Stimme gab. Alle Vorbedingungen weisen also darauf hin, daß Der neue Großvezter das von seinem Botgänger übernommene Erbe anerkennen und die Vereinbarung mit unserer Monarchie ihrem endgültigen Abschlufse entgegenführen werde. Es handelt es heute in um einige von unserem Auswärtigen Amte vorgeschlagene Aenderungen, welche die prinzipiellen Grundlagen des Uebereinkommens nicht beeinträchtigen. Es ist also sein vernünftiges Argument zu erkennen, das auch unter den geänderten Machtverhältnissen gegen die Vereinbarung herangezogen werden könnte. Selbst wenn man Die OOpposition in Betracht zieht, die in der Kammer gegen das Uebereinkommen mit unserer Monarchie mit künstlichen Mitteln angeworben wurde. Es sind das zumeist Elemente, Die zur junatürkischen Wartet nıre Iofe Regierungen unterhalten: Albanesen aus Altserbien, über deren politische. Bemläßlichkeit Hilmi Balga aus eigener Anscheuung völlig im Harem ist. Die Vorbedingungen zu‘ einer weiteren friedlichen Entwicklung der Dinge sind also gegeben, der logischen Entwicklung ist Die Linie vorgezeichnet. Eigentlich stellt die jetzige Aendeumg den interessantesten aller bisherigen Versin whe dem Die Regierungen waren nicht rein jungtürkissch;sorung es zu begründen sein,daß die eigentlichen Urheber der Umgestaltung von einem gewissen Misstrauen erfüllt waren,das 111 Kabinett Männer saßen,die ihre überzeugte Anhängerschaft an die Verfassunguoch nicht vollgültig bewiesett hatten.In diesem Sinne betrachtet,laut der jungtürkischen Kontrolle, die man als Nebenregierung betrachtett möchte,immer's,in eine gewisse Berechtigungzu1.Allerdings war dieser Zustand insofern schädlich,als man mit einer offiziellen und einer tatsächlichen Macht zu rewitten hatte,«dere 11 Anschauungen und Handlungen oft weit auseinanderliefen.Nun aber,da das Kabinett ein ausgesprochen jungtürkisches it, fehlt jenem „Bwitterzustand jeglicher Rechtstitel. Es wird eine einheitliche Anschauung Pla greifen müssen, die im rechten Grunde auch zu einer klaren Ausgestaltung der Parteiverhältnisse in der Kammer führen muß. Mit anderen Worten: in dem Augenblickk, in dem Hilmi Palha dem Parlament sein Kabinett vorstellt, ist die jungtürkische Politik aus dem Bereich verantwortungsloser Stonventitel in das volle Licht parlamentarischer Verantwortlichkeit gestellt, sie wird sich in Haren Formeln ausdrücken,und auch den internationalen Beziehungen eine feste Grundlage geben müssen. Ist die Formel einmal 10 geprägt, so man es seinem Zweifel unterliegen, daß der neue Kurz Die Stardinalprinzipien, die der Diplomatisch geschulte Kiamil Bajdja festgelegt hat, auch weiter, befolgen wird. Die vornehmste Existenzbedingung der neuen Türkei it, den äußeren Frieden zu sichern, und das bes deutet im gegebenen Falle die Perfektionierung der Unsterhandlungen, die mit unserer Monarchie und Bulgarien in Schiwebe sind. Das Uebereinkommen mit unserer Monarchie it ein glattes Geschäft, gegen das eine ernste Stimme in der Türkei sich bisher nicht erhoben hat. Anders steht der Fall mit Bulgarien. Hier ist eine dritte Macht zwischen die beiden Parteten getreten und es läßt sich nicht leugnen, daß Kiamil Pajdja den russischen Vorschlag , nicht ohne Urache zum Gegenstand einer gründlichen Erwägung gemacht hat. Er hatte Die für die Türkei ziemlich ungünstige finanzielle Seite zu prüfen und auch die Möglichkeiten zu studieren, die sich infolge der russischen Aktivität auf dem Balkan ergeben könnten. Wenn Kiamil Bajda an Die Eventualität eines Protektorats gedacht hat, so mag solches Bedenken im M Widerspruche stehen zu den ruffischen Erklärungen, aber nur völlig haltlos erscheinen, wenn man die historischen Erfahrungen in den Dienst der Gegenwart stellt. Der ruffiiche Bor ferlag ist von den Sumgtürken mit kaum verhehltem Mißetrauen aufgenommen worden, es ist also nur unmahrscheinlich, daß der S Kabinettsmechtel die türkisch-bulgarischen Verhandlungen in einem retardierenden Sinne beeinflussen wird. Auch hier dürfte der endgültige Abschluß der Vereinbarung mit unserer Monate Türkei von bedeutendem Vorteil sein. Einmal Datum, weil derart die Pforte größere Freiheit gewinnt, indem sie auf der einen Seite die Bahn frei macht und dann, weil der günstige Abschluß des einen Verhandlungsmaterials auch die Negoziationen nach der anderen Seite hin günstig beeinflussen muß. Zusammengefaßt: ein Kabinett Hilmi Palcha muß, wenn die Dinge, sich logie entiideln, das verantwortungsvolle Regime der Junge türfen bedeuten. Das it insofern mit Befriedigung zu begrüßen, als damit die in manchen Fällen zweideutige MBolität der bisherigen Stabinette einer Haren Haltung weichen muß. Die Singtürken werden nun auf der einen Seite Gelegenheit haben, ihre Befähigung, die Geschäfte im modernen Sinne zur leiten, darzutun, während sie auf der anderen Seite für die Geschte der Türfer man allein die Verantwortung werden zu tragen haben. Für die internationale Politit wird der weite Aufwand den «e.de13,»»«, Feuilleton, Stefan Esok. Von Viriene Alezgandre, Direktor des Balais de Gompitane, Paris,Im Februar. Die ungarische Kunst übt auf die Seele mehr als eines Franzosen (wir sprechen aus persönlicher Erfahrung) einen ehr gewaltigen, seher süßen und sehr geheimnisvollen Zauber aus. Ein seltsamer Hang von Natur, von Freiheit, und von Liebe weht uns aus dieser Schule entgegen. Um dies besser ausdrücken zu können, wollte ich, es wäre mit vergönnt gewesen, die Literatur, das Leben, Die gewaltigen Landschaften, die menschlichen Typen dieses großen und schönen Landes näher zu studieren. Em fure Besuch in Budapest hat mir, mehr an Intensität als an Ausdehnung, unausleihliche Eindrücke Hinter Waffen, die ich jedoch nur bhög mit unvollklommen zu verarbeiten imstande war. Vielleicht it es aber sogar besser so, denn schließlichh ist es ja das Wesentlichste, starfe Sensationen zu empfinden, wenn man ein Land als Kunstwerk genießt, oder ein Kunstwerk wie eine wechselvolle, leuchtende und reiche Landschaft bewundert. Die Analogse, die allzu genaue Kenntnis der Dinge brächte dem Berstande zweifelsohne ein heiseres Licht, das Herz und die Sinne jedoch wären minder befriedigt; und welc; nachträgliche Kenntnis Ungarns und der ungarischen Stünftler mir aug noch vorbehalten sein mag, so fühle ich doc, daß ihre Kunst vor allem doch das Herz und die Sinne gewosfen werden muß. 3 ich duch Budapest schlenderte, Durch diese glänzende und lebhafte Stadt, am Ufer des schönen und mächtigen Stromes, durch die schönen, schattigen I Anlagaır, durch jene Donauinsel, Die für genußreiche ITräumereien tief geschaffen scheint, Durch die KRümme jener Museen, die man bei uns so wenig rennt, und die mit ihrer Külle bedeutender Schäbe do wahrlich gefannt zu werden verdienten — überall gewann ich den gleichen Eindruck eines Lebens,das lautisk,aber nicht schreiend wie das unsere,leidenschaftliche,aber keinesjwegspervers, frei,aber nicht ungezügelt,und durch ein schönes Vorrecht fähig,gleichzeitig Werke des Willens und Werke der Phantasie hervorzubringen. Auf ähnliche Art, nur noch farbiger und geheimnisvoller, brachte Die Ausstellung ungarischer Malerei auf der Weltausstellung 1900 dem Sensationshungrigen. Bernhauer Den seltsamen und ehr reizvollen Genuß, einer traumhaften und zugleich sinnlichen Sensation. In Dent absichtlichen . Helldunkel, das der sehr künstlerische Be Ihmad der Arrangeurendieser- Sektion 10. gewollt hatte, erschien das Ganze wie ein Blumenbeet, das man glöblich im Chatten erblicht. Von diesen Werken, welche sie verschiedensterr Temperamente verrieten, konnte man ditwegs jene Mischung von poetischem Gefühl und mugitischen Instinkten feststellen, welche mit das glücklichste Merkmal ungarischer mit zu sein scheint. Grandiose historische Darstellungen wechselten mit ernten, innnigen, fast religiösen Bildern ab, mit Arbeitern im Feld, und man Hätte nicht zu sagen gewußt, ob es jene Strieger waren. Die mit ihren Lanzen und Schmertern unbekannten ‚Sinten den Boden, Der Welt bereiteten, oder ob nicht vielmehr Diese D Bauern mit ihren Harfen und Senfen Krieg mit der Erde führten, und die Helden einer gewaltigen aber stummen Geschichte seien? Der Krieger und der Landmann sind immer Brüder auf diesem tapferen Stüc Erde, ebenso wie dort Die Liebe und die Tat immer eng verknüpft sind, und in jeder Frau, je nach den Verhältnissen, der Stoff zu einer Brinzeffin, einer Sturkitane oder einer Bäuerin liegt. Man fühlt, daß seine dieser Kräfte sich jemals Hall gibt, und man konnte in der ungarischen Abteilung feststellen, daß Die Künstler dieses Landes nichts Kleines schaffen können noch wollen. IH Hätte, Luft, auf Die bedeutendsten Meister, Die wir auf Diese Art kennen lernten, etwas näher einzutgehen, doch ich will Heute, lieber ausführlich von einem wahrhaft originellen, anziehenden und stairen Künstler sprechen, von Stefan EsHf, den ich fett mehreren Jahren beobachte und der zweifelsohne einer von jenen ist, die Ungarn auf unseren alljährlichen Gemäldeausstellungen am kräftigsten und glängendsten vertreten. Da die künstlerischen Anfänge Cats ziemlich weit zurückiegen, hätte bei uns sein Mensch daran gedacht, daß er tatsächlich zur jungen Garde gehörte. Eines seiner Erstlingswerfe, die dramatische Geschichte Elisabeth BarthorYys, sdien und aus der Entfernung die Arbeit einer jener temperamentvollen und pittoresken Meister zu sein, die ihre Modelle glänzend zu kostümieren und Die Berchauer leicht zu ergreifen mußten, und Denen umfrere , Bravoz' bei der Weltausstellung im Jahre 1889, oder gar 1878, zuflogen. Nun denn — es war im Gegenteil die Zeitung eines ganz jungen Menschen, dem CHE ist am 13. Februar 1865 in Pupta-Egres geboren. Er absolvierte jene Studien an der Kunstsonufe von Buddheit, und es it nicht überraschend, daß er anfangs den damals herrschenden Traditionen folgte, Die. so viele Künstler berühmt gemacht hatten. München bedeutet Die zweite Etappe seiner Entmdlung. Die lebte Station seiner Lehrlingszeit — wenn man Diesen Ausbruch bei einen Künstler gebrauchen darf, der frühzeitig seine Berufenheit zum Meister zeigte — war Paris, wo man gezwungen it, eine mehr oder minder geheiligte Nichtung anzunehmen, will man Zutritt zu einem Wielter gewinnen. Borauerean und Tony Robert Sleacy waren es, deren Ehider er wourde, oder zur werden schten. Wie bei allen wirklich persönlien Malern war es nie die Mesthettt eines ‘Meisters, die ihn beeinflußte; was er suchte, war vielmehr Die Leichtigkeit der Arbeit, Die’ jener ihm bieten konnte,: Die Mimosphäre gemeinsamer Studien, die ist entbehrlich ist. Dies alles fand sich viel bequemer bei den Meistern der alten Schule, andererseits aber hängt man heute weniger an der Persönlichkeit des D Meisters selbst, so daß man vielleicht viel rascher seine eigene Individualität herausgearbeitet. So erging es SH bei den oben genannten beiden ehrwürdigen Akademifern, . « . _