Pester Lloyd, April 1910 (Jahrgang 57, nr. 90-102)

1910-04-16 / nr. 90

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Die Refolutionen des Kabinetts Asquith, Die num in der Komiteeberatung­ angenommen und dem Unterhause auch formell schon vorgelegt wurden, beziehen sich auf die Reform des Oberhauses und auf die Abkürzung der Man­­datsdauer der Commons. Die Betoresolutionen sprechen zunächst aus, daß die Commons die Regelung der Be­ziehungen ihres Hauses zu den Lords wünschen. Dem Oberhaufe soll es in Zukunft versagt sein, inanzbills zu sidzuiweilen. Gelesesvorlagen anderen als finanziellen Charakters sollen ohne Rücksicht auf die Lords‘ Gehebes­­traft erlangen, wenn sie in drei, aufeinanderfolgenden Vessionen vom­­ Unterhause angenommen worden waren. Bedingung ist jedoch, daß, vom Tage der, ersten Unter­­breitung der­­ Bill bis­ zur dritten Abstimmung zumindest zw­ei Jahre wertfoffen seien. Der Primeminister und die Mitglieder­ jenes Kabinetts haben in wiederholten öffent­lien Reden Die Ueberzeugung verfochten, daß die Reso­­lution­ geeignet sei, die Macht der Repräsentativfarmer­ zu stärken, ohne das 3iweitammersystem zu beeinträchtigen. Diese Ueberzeugung ist jedoch, genau erwogen, nur als ein Kompromik anzusprechen, das die beiden in der Re­gierungsm­ajorität einander befehdenden Anschauungen aus­­gleichen soll. Die Radikalen, die Arbeiterpartei und die Nationalisten sähen es an­­­iebiten, wenn die zweite Kam­­mer­ überhaupt abgeschafft würde; die eigentlichen Whigs hegen Bedenken, das Haus der Lords aus dem englischen Berfaffungsleben zu streichen, doch wünschen sie eine Ein­­schränkung seines "Kompetenzkreises, vornehmlich seiner Betorechte, "deren Ausü­bung durch die Lords die Geseh­­gebung liberaler Regierungen erfahrungsgemäß am emp­­findlichsten trifft. Die von Mr. Asquith den Commons unterbreiteten Betorefohrtionen, die geitern in der Komitee­­beratung angenommen wurden, sind vermöge ihrer, zweifel­ 108 geschichten Salfung geeignet, beide Teile zu­­ befriedige­r. Die Frage it, jedoch, ob sie, in­ das Behfassungsleben ein­­geführt,­­ und mir" einem ‚der­ ihnen zugrunde liegenden ‚Smede zu entsprechen vermöchten ?­­­« Ko­mpromisse dreimal durchzufegen. Gerade aus Dent Be­sichtspunkte der Liberalen, betrachtet, ist diese Art der Re­­form nur als ein Auskunftsmittel anzusehen, das dem­ äußeren Scheine nach geeignet ist, die im Wahlkampfe abgegebenen Versprechungen einzulösen, aber praftisch ge­­nommen wide sich das Verhältnis zwischen Commons und Lords, selbst für den ausgeschloffenen Fall, daß die Resolutionen Gefeb würden, kaum als ein dem Ul­ter­­haufe, günstigeres darstellen. Der einzige Vorteil, den Die Commons daraus hätten, wäre, daß ihr dreimaliger Be­schluß, das Haus der Lords aus dem englischen Ber­­affungsleben zu streichen, nach drei Jahren­­ Geieg werden könnte, ohne daß eine gewaltsame Berfaffungsänderung einzutreten hätte. Da jedoch ein solcher Vorschlag selbst in den Commons seine Majorität fände, ist diese Seite des Problems nur von akademischer Bedeutung. Es ist Ela, daß Die Vetoresolution der Absicht nicht entspricht, Die Macht der Commons zu stärken. Trogdem­it sie geeignet, die Bedeutung der Lords gleichsam auf Null’ herabzer­­drücen. Einmal it der Sinn, der Resolution zu pratek­haft, um daraus Zar entnehmen zu können, wie das Verhältnis sich gestalten würde, wenn das Oberhaus eine Bill­e nichtfinanzieller Natur Bloß abändern und nicht vermwerfen wü­rde. In diesem Falle­önnten die Commons über die ursprüngliche Vorlage dreimal abstimmen und derart auch das Abänderungsrecht der Lords illwjorisch gestalten. Dann bliebe dem Oberhaufe überhaupt kein anderes Recht und nur die Möglichkeit, die Arbeit des Unterhauses­ zwei Jahre hindurch­ lahmzulegen. Im besten Grunde würde die Gejegwerdung der Resolution nur den praktiichen Erfolg haben, daß­ das englische Parlament auf eine Kammer reduziert würde und daß diese eine Kammer temporär arbeitsunfähig wäre. ·Diese E­rwägungen lassen die beabsichtigte Ober­­hausreform des Kabinettss Asquith als ein völlig­ aus­­sichtsloses Unternehmen disch einem Wennnundchn­ 1tern1in­ t­stchr.Winston­ Churchill von der bedingungs- FälsM OberResolution„ Mitteilungen“ einfach abgelehnt Sie können zurückgewiesen werden ohne überhaupt zur Be­ratung, vorgelegt zu werden. Und wenn die Lords bes­­onders höflich sein­­ wollen, so können sie immerhin auf die Tatsache Hinweisen, daß die zweite Kammer sich mit dem aus ihrer Mitte Hervorgegangenen Reformvorschlage des Lords Rosebery befasse. Dann füge also der ange­kündigte „Ratschlag an die Krone“. Was­­­ieser Ratschlag bedeutet, it, wie Mr. Balfour dies gestern ausgedrückt hat, nichts anderes als „die Ernennung von fünfhundert für diese Würde nicht geeigneten­ Gentlemen zu Beers“. Schon heute zählt die zweite Kam­mer ‚weit, über 600 Mitglieder. Wozu diese Zahl beinahe verdoppeln, wenn das Haus der Lords ohnehin praktisch ausgeschaltet werden soll. An Diesens Widersprüche läss es sich ermessen, welche Aussichten dem „Ratschlage an die Krone“ beschieden sind. Mr. Asquith scheint sich in diesem Betracht nicht allzu­­ optimistischen Hoffnungen hinzugeben. Darauf weis eine tleine Ein­­haltung in seiner gestrigen Rede hin, die seine früheren Heußerungen­­ wesentlich ändert. Noc­ im­‘ Dezember des Vorjahres erklärte der Primeminister­ in seiner Alberthall­­rede, Daß die Regierung sofort zurücktreten wü­rde, wenn sie die von ihr geforderten Garantien nicht erhielte. Gestern kam nach dem Worte „abdanfen“ der Nachrat, „oder das Parlament auflösen“. Hat sich die Situation­­ geändert? Mr. Asquith rechnet nun offenbar mit der Möglichkeit, das Budget zu verabschieden. In diesem Falle würde je Regierung sich den Vorteil der Wahlleitung selbst sichern und in diesem Falle auch mit günstigeren Chancen in den Kampf­­ eintreten können. Sie wäre in der Lage, auf die geordnete Finanzlage hinzu­weien und sie tönnte auch in der Apathie, welche die­ englische Wahlbürgerschaft heute zweifellos gefangen hält, Nusen ziehen. Daran it jedoch räumt zu, denken, daß­ der bevorstehende Wahlgang das Lager der Regierung genügend zu stärken vermöchte, ant­ike Die­ Beherrschung der parlamentarischen Situation zu ermöglichen. Die Stimmen der Iren werden auch weiter der Liberalen Verhängnis bleiben. Das englische Barlaz­ment nähert sich einer Periode, in der es mit den Nationa­­läten als ausschlaggebendem­ Faktor zu 4 wird. De tiefer Diese Erkenntnis in der englischen Wah­­bürgerhaft durchrinnt, umso verhängnisvoller wird sie den Liberalen werden. ER ® es a ea So = er > 3 fa­ z a 150 1­3 a 8 A a ie ar % = r a SS 10 E­ i e =. Alm 23 as a je Don Tape Budapest, 15. April, Audienz des Grafen Ah­renthal beim König. .. .. ° Untionultheater. LouissduidrnPapillotr,dcrSteiutuctz..s» «BynsMaxR-ttttayithhsuser. einst dem Lenten nicht. Er trug zu jeher, den Stempel '­­,,Dap"ierre«de touche«heißt eine satirischeKo­mödies von Emile-­Augier.Der Brüsste im Dis Goldis probe.Ein realistisches­ Stück aus­ romantischen-Zeit.«­Die Ms gic­t es eines·frischen­,frohanuischen,ders unverhofft der Erbe­ eines großen Vermögens wird.Das Geld­ macht einen schlechtet­ Kerl aus ihm.Die Beweisführung war psychologisch Duchaus , forrest, aber das Thema gefiel der­ Lebenswahrheit. Heute würde­ „Die Goldprobe“ ganz Sicher dem­­ Geschmach der Wirklichkeitsfanatiker­ entpre­­chen; ‚allein, heute, spielt man, Augier nicht, mehr. Der schien nur den. Antoines von vor. fünfzig. Jahren mo­­dert. Heute entdeckt man realstische Talente: vom Schlage Louis Bonieres. ‚Und ,wenn ..es seine, Nichtigkeit ‘damit hat, Dach. .. Papillon, der Steinmet“ in Paris monate­­lang ‚allein den Spielplan­ eines Barifer ‘Theaters aus:­gefüillt ‚Hat, jo, toix‘, der strengere Kritiker daraus, nur den Schluß auf ein­ starkes Sinten des Geschmaches, auf ein merkwürdiges , Herabschrauben , der literarischen Ansprüche stehen­­ künnen. Die ‚Idee is. im wesentlichen . die . näm­­liche wie die Angiers: ein armer Teufel wird über Nacht reich, und weiß eine Weile nicht, wie er sich zu der neuen Situation­ stellen­ soll. Dann richtet er fi ein. und­­ lebt nac­h seiner­ alten Weile­ das­ neue Leben fort. . Was it darau­f überraschend? Der Gegensat zwischen Wohlstand und Armut,­­ zwischen guter Erziehung und wild - gez­wehsener ,bäuerlicher Manier; der Zwang, der die­­ im Aeberffuß­­ Aufgewachsenen zu zühnetnirjcjender Sklaven­­ des Hungerleiders macht; Die Sriecherei der Bornehmen und Me­taivität, der Kinder aus dem Wolfe, das­­ Wett­­rennen ame das goldene Kalb, ein Laufen und Halten, an ,dem­ die Menschen ohne Unterschied des Standes und des Alters­ teilnehmen: das­ ist Tomisher Stoff zu. Hanf. bejonde­rn Anfang, bei der Einführung, in die­­ sonder­­are Erbschaftsgeschichte der Falli und die Mitgift Berthes braucht. Madame Berillac hat die Partie ausgeklügelt. Denn diese Heirat entspricht ihrem speziellen Adelsstolz. (Meine Ahnen sind zwar nicht adelig, aber ‚gearbeitet Haben auch. sie nicht, ‚denn sie waren alle Beamte ! — jagt die Dame) und Berthe, die nicht­ zu den Klügsten­ ihres Geschlechtes zählt, glaubt „allen Exnftes daran, daß der Marquis­ de Sandıay sie aus eiter Liebe heiraten, will... Mit einem Male kommt die Wandlung. Ein Testament des seligen oder unseligen ‚Destouches ‘t­­ ent­­deckt worden. Als Universalerbe wird­ ein fremder, Mensch bezeichnet: . Jules Papillon, ein unehelicher­­ Sohn­ des Er­blasters. Seine Mutter war die Wirtschafterin Destouches’­­gewesen; das andere ‚kam von selber. Kurz vor seinem ‚plöglichen Tode machte der natürliche­ Vater die Belaunt- Achart seines Sohnes, sah ihm, auf der Strafe Pflaster­­steine Flopfen und Hatte ,icyts Eiligeres zu­ tun, als ‚Bapillon, den Stemnmes, zu­ legitimieren und­ zu seinem Erben einzufegen. Ein­­ pisbübiicher Notar fest Papillon im Kenntnis und plöglich, erscheint der frische, frohe, derbe Sohn, einer Magd im Hause der geschniegelten Leute, und seine Rechte geltend zu machen. Die Citation it. drollig genug. Die Familie, des Gerichtspräsidenten it. der Verzweiflung nahe ‚und muß freundliche Aiene. zu Der seine­rer 4 sz soll ein­ Wilderer bestraft werdett.Ev»h­at feinert·H­jøn"zisi1is der­ Schlinge gefangen.Der Exglutsherx wollt såquxeumek statuieren.Decnene Herr aber schenkt ihm dext Hixsemgcbts ihnesc­1ie«Pfeife Tabak dazu und kanzelt—.d.cu,­Waldhegers herunte«r.Papillon,Schteinmetz,und PeItUU,­d.e«rchiTuer;» habe­ reine gemeinschaftliche Mutter gehabt:-diesNot.k-»sDaZ-·· vergißt-der Millionenerbe auch in den SUm demjeiljen, Glücksnicht.Ein sym­pathischer Zug,-wiedenn-Mohem der­ erste Akt: Dinge verheißt, die nicht kommen.­­ Die Figur des­ Papillon, jeder glücklscch eingeführt, enthüllt­­ später kaum mehr. et­was, ‚das, uns überraschen. könnte. ‚Die Vor­gänge, ‚haben ihn zwar zum Mittelpunkt, allein midgt ep its, der uns beschäftigt. Die Jagd um sein Geb De ginnt. Madame Berillac will Bapillon für Berthe-Böden, allein Lowise, die Schwester des Marquis, de Sandray mit in den Wettbeiwerb ein und da sie den Steinmeß­­s an der empfindlichsten ‚Seite zu paden weiß, Interesse für­ sein­ Handwerk bekundet, sind die Aussichten­­ der­­ Familie Berillac recht­ trübe. Berthe­it ohnedies nur fdjiver zu den Bräutigamstausch zu bewegen . Die Seite,­ in der Mama Berillac ihr Töchterlein Firre macht,­ ist, nebenher, bemerkt, wirflich wilig —, dann folgt jedoch. eine­­ Kompli­­kation,, die. Die. Handlung in die Bahnen. des wohlfeilen Bolksitüdes lenzt. Papillon . hat. eine Geliebte, Balbine Birette, und mit Balbine einen hübschen kleinen Jungen. Während die beiden Fantilien sich um ihn taufen, dann sogar ein Bündnis Schließen, um ihm­­ sein Geld abzu­­nehmen, läßt Papillon seine Zeutchen ins Schloß kommen. . Mans. findet und sofort selber vorschlägt, Bérillacs Be seg 77 a Ki E A AN re

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