Pester Lloyd, Oktober 1910 (Jahrgang 57, nr. 233-245)

1910-10-01 / nr. 233

4 jährig 12 Ex separater P­­bendblattes vierteljährig 2 K. mehr, Wien auch durch Herm. Goldschmidt, ee Ausland mit direkter Kreuz e mnen —­ MORGENBLAtT o­ 9 Sudapef, Samstag, — — == 1. Oktober 1910 ; « an £ Budapest, 30.. September. In Der­ wenigen Wochen, die seit der Schulge­­ntrevue vertroffen sind, hat sich im Bereiche der Ber­­­iehungen ‚Italiens zu Desterreicherin garn nichts Neues " zugetragen. Der abermalige Meinungsaustausch des Graz FR Aehrenthal mit dem Marchese Can Giuliano dürfte daher nur­ jenen Fragen gegolten haben, deren Erörterung Ion in Salgbur ein für beide Teile befriedigendes Er­­gebnis lieferte. Man wird uns vielleicht einwenden, da, wir, bei dieser Annahme Die geräuschvolle dreibundfeind- die Kampagne der französischen SP Breffe und Hochfinang übersehen. Wir können uns aber die Antiwort ersparen, denn sie wurde schon im vorhinein von der „Perieve­­tanza“ erteilt, und zwar in der Bemerkung: „Die An­stren­ngen und­ Sunftgriffe, durch die man Italien vont­­­e Dreibunde loszutrennen versucht, , bieten lediglich Stoff für eine heitere Unterhaltung der beiden Sraatsmänner. Wir bedaufen und bei unseren Senden für ihren Eifer.” Durch die Tatsache, das ein großes, italienisches Blatt in Uebereinstimmung , mit anderen Journalen diese Ableh­­nung aussprach,­ ohne auf Opposition zer stoßen, war die Trage­ erledigt, ob die jüngsten ey­e gegen den Drei­­bund irgendeine Wirkung auf das Verhältnis Italiens zu seinen Verbündeten üben können. Eine Göderung des eben neu besiegelten offiziellen MWBinverständnisses war allerdings vorweg ausgeschlossen. Hätte die öffentliche Mei­­nung Italiens sie aber durch diese Manöver irreführen lassen, so toäre­ i­ieder einmal eine der bedau­erlichen Trü­­bungen eingetreten, deren Beseitigung den Berufsdiplo­­­­maten oft mehr Arbeit und Sorge bereitete, als die Pflege der Allianz selbst. Dann hätten auch Marcheje San Giu­­liano und sein Bart sich ermtlich mit dem­ Teibigen Themta beschäftigen müssen. Man it aber nun im­ Italien ' Taltblütig geblieben — eine erfreuliche Erschein­ung, die wohl zum nicht geringen Teile dem nachhaltigen Ein­­buc der Smdgebungen über die Salzburger Cattevue zugeschrieben werden darf. Anerdem mag die­ ruhige, gleichmütige Auffassung der neuesten Episoden dadurch; ge­­ee worden sein, daß unsere‘ Díj der politischen. Zatfadjen autigeschwungen Haben. „Sie sind nit mehr­ geneigt, Ze xsschädeló Ni ihnen durch die Abschenkung von der Tripelentente er­wachsen sollen, ungeprüft. Hinzunehmen, is Gert­­­­. . Ckwsisitdexxi.­shtsmu allgemeinen zu einer sn`zMenrs, b­is­ Lug­o Sallitres kürzlich in Chamber, erklärte, die Italiener hätten die Erinnerung an den Berlust Savoyens Tängst­ee muhte er aus römischen Blättern erfahren, daß dies nicht ganz richtig sei. Auch Die Bericjiebutte der französischen Seestreitkräfte nach dem Mittelmeere und die Erweiterung des Hafens von Biferta einem­­ Flotten­­ftoßpunkt ersten Nariges beeinträchtigen bei der Schwester­­­nation den­ Effekt französischer Liebenswürdigkeit. In Rom denkt niemand daran, die Italiens zur Republik irgendwie zu müßten aber heucheln, wenn zu freundschaftlichen Beziehungen wir Wir leugnen wollten, daß wir in der nun im Königreiche zum Durchbruch getan- erschiveren, s­­ | und wo diese durch das Abkommen mit zu­bertreten habe ‚Defterrei- Ungarn geshüßt seien. Eine solche Anschauung konnte nur Verbreitung gew­innen, weil eben das Vere­trauen in die Seitigkeit des Interessenhubes, den Italien­buch, den Dreibund und insbesondere auch das Einver­­nehmen mit Oesterreich-Ungarn erlangte, mehr und mehr erntaunt. Dadurch wird die Arbeit der Staatsmänner ganz wesentlich erleichtert. Aus der Gestaltung im nahen Osten formen sich früher oder später neue Anforderungen um die ausgleichende, ordnende Tätigkeit der Jungen Defterrei-Ingams und Italiens eine Ueberein­­geben.Angesichts dieser­ Perspektive ist es doppelher fsrmsxs,s«». «lich«und beruhigend,wenn der innige­ Kontaktk»der Regieist­stimmung neuerdings bekräftigt,die sich­ für die Vepbkt zü L--·-?«-«" deten und sük den Wertfrieden wrsekspvicßuichgnvikp«.g·" Die Zusammenkunft in Turin konnte keine lieber i sas xåu ie sav ihr Verlauf dürfte aber allenthalben in Europa die Erkenntnis gefördert haben, daß die Beziehungen Italiens zu Oesterreich-Ungarn nicht allein den Schwan­­­kungen der internationalen Lage entrüct sind, sondern das sie, dank ihrer Kontinuität und Stabilität, auch eine weitere Bürgschaft gegen gefährliche Folgen jener Schwan« Zungen Dieter. « » Diplomatie eve mg ' an Derkheidhgkanzler und»die parteim·.s Original» Korrespondenz ( bes Beier Lloydr) Berlin 29. September. Der Neidstanzler verteht es nich­t, sich zur Deffente­tichfeit zu stellen. Er gehört z­war nicht zu denem, die sie über Tagesmeinungen und Tagesströmungen Hin­wegfegen, sondern man sieht, daß er sie aufmerksam beobachtet und in Sorge un­ die kommende ı Entm­­dlung ist. , Aber wenn er in diesen Streit der Meinungen mit einer Kundgebung eingreift, so ist die Wirkung für ihn wenig se meichelhaft, Muß er sich doch von­ der agrarischen „Deutschen Tages­­zeitung” sagen lassen, daß­ die Kundgebung, melche die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung‘ am vergangenen öffentlicht hat, 16 allgemein gehalten und so, vieldeutig so, daß sie kaum von ihm stammen könne. Herr v. Bethmann-Holline Ihm, dem zuverlässigen Freunde einer Konservativ-Kber Samstag über die Wahlparole des Meichske­ift in einer üblen Lage. "Ten Blodpolitif, war der Ausgang der Reichsfinanzl­ern reform Höchst semerzlich, und er hat sich zur Medernahme des Reichskanzleramtes nur in der Hoffnung entschlossen, die starre Entfremdung, welche als nächste Sole des Scheitern des Blods zwischen den Parteien der Linken und der Rechten entstanden ist, mit der Zeit durch Den­nen. .. sie nicht mit der Unzufriedenheit rechnete,welche­ bisztief in die Wählerkreise hinein dadurch entstehen mußte,d­aß die Finanzreform vons konservativen unds Zentrum exxreux die Ablehnung agrarisch zugeschnitten wurde und durch­ jeder 3 de Eiwang der parlamentarischen Arbeit überwinden zu kön» Diese Hoffnung hat sich als trüigerisch eiswiesen, wei­ ß Feuilleton. Nationaltheater. Karl Schönherr: „Erde", Bon Mak Ruttkahsziboufm Man muß wirklich am die Erde denken bei diesem furzelechten Stück, an dem so wenig Theater, so viel Natur ist. An die Erde, wenn sie vom warmen Regen dampft und d­enn aus ihren befruchteten Schoße be­­tauschende Düfte aufsteigen. An die Erde, die ihre ge­­heimnisreiches Leben nur jenen offenbart, die sich in Liebe ihr nahen. Einer Liebe, die den Stadtmenschen fast unbegreiflich Dünkt, weil sie aus der unmittelbaren Ver­­wandtschaft von Natur und Naturmenschen herrührt. Wie es um diese unausrottbare Neigung bestellt ist, wer weiß das unter den städtischen Kultursklaven? Die haben zur Not Heimatsgefühl. Namentlich, wenn es ihnen anderwärts schlechter als im Baterlande ergeht. Sie beschäftigt das a des Treibens, das um sie ist. Die Jagd nach der Corglosigzeit, das Verlangen nach Genuß und B Vergnü­­gen. Sie sind nach Bedarf gut und schlecht, sind mehr oder weniger ihrem Beruf ergeben. Aber die Schleifsteine der Bildung und der Erziehung haben ihrem innersten Wesen die oralten Instinkte weggeschliffen. Die Kultur hat ihnen große menschliche Werte weggenommen. Die Fähigkeit zu­sammender Begeisterung, die Neigung zum Seroismus, die Schwärmerei für die Scholle gedeihen nicht in den Steinmeeren der Städte. Man spricht zwar von diesen urmenschlichen Tugenden, aber es ‚geschieht mit dem um wahren Pathos, das heute in der Schule fon das vertrauensvolle Kindergemüt ungläubig macht. Stadt und Land stehen einander fremd gegenüber. Geschieden auch Bildungsgrade, Wünsche und Bestrebungen, ge­trennt an auch Bluttemperatue und Natu­rtriebe. Der echte Bauer mit seinem unsompfigierten Seelenleben hat für den typischen Städte­ den Reiz des Erotiscen. Ein Dieter, Der nicht vom Lande, kommt, wird ungeachtet gung, oder einen Ton erlauscht haben, die überzeugende, lebensvolle Gestaltung bleibt ihnen versagt. Einen dieser Erwählten, Karl Schönherr, Haben mir heute gehört. Wer sein Schauspiel um jeden Preis in eine Klasse einschachteln wollte, müßte diese Komödie zu den Meisterstüden der Genrekunst zählen. Das Drama darin findet in einer Nußschale Raum. Das Leben darin aber ist ein Teil der Unendlichkeit. Die Sprache, Die Luft sind österreichisch, das Gefühl, die Instinkte dagegen sind nicht auf „Gegend“ beschränkt. Im fremden Lande haben natürlich nur die allgemeinen Dinge Geltung und Wirkung: der Bodenhunger, die Sehnsucht nach der eigenen Heimstatt, das brennende Verlangen nach dem Glücke des Kindersegens. Wie diese Bauern Herren­­menschen­­ und Knechtnaturen, Hämmer oder Ambosse sind, dafür jener typische­­ Beispiele. Da ist der alte Gruß, der Bauer, der nicht sterben will, der Greis, der die Jugend nicht leben lassen mag. Marfig und Inortig steht der "Z­weiundsiebzigjährige­r da, ein geborener Herr­­scher, der den Kommandantenknüppel nicht aus der Hand übt. Mit imponierender Beratung sieht er auf die Agend herab, die nicht befehlen kann, seinen Sinn für die intimen Geheimnisse der Muttererde beficht und stumpf in den Tag Hineinlebt oder ungestilltes Verlangen nach Baterfreuden trägt.. Dieser alte Mann mit seinem gesun­­den Egoismus, seiner Schwärmerei für die Erde, die er bearbeitet, ist eine der bedeu­tendsten Charakterfiguren, die seit Jahrzehnten über das Theater geschritten sind. Ein Kraftmensch, in­ dem alle edlen Ki­pfkublingen dem Danz­baren Grund und Boden zugewandt sind. Für seinen Sohn, den­ Schwächling, den geborenen K nedt, hat er sein Herz. Der Schwächling mag sein Leben als Diener seines Vaters vertrauern. Den Alten rührt es nicht, daß ein Sohn graue Haare bekommt, ehe er Die Freuden Stärke des Was­ die­­ zi­elle, das ist die Schwäche jüngeren Gruß. Hannes Tann nicht fort vom heimatlichen Boden, aber diese Treue lähmt ihn. Er vers bringt die Jahre in stumpfem Warten, die Weiber um ihn­ werden reif, bejahrt, eine, die seiner harrt, mag er nicht mehr und in dem Verlangen nach Kindern nimmt der Familie kennen gelernt hat. Alten ist­ die Anbetung der bes­et sich eine jüngere, von der er Vaterfreuden­­ erhoffen darf. Bei dem Weibe spricht der Eigennut das entschei­dende Wort. Ein Unfall, der den alten Gruß trifft und sein Ende in nahe Sicht räckt, läßt Mena, die Wirt­schafterin, auf alle Skrupeln verzichten und die klug er­­sonnene Schidung des Dichters stellt eine Wiege neben einen Sarg. Allein so glatt Löst sich die Citation nicht. Das Recht des Jüngeren ist im Leben des Volkes keines­­wegs sonnenflar. Das Recht des G Stärkeren zwingt­­ er nieder. Der alte Gruß, auf dessen Tod die Rechnung einer fünfzigen Familie aufgebaut ist, rafft sich nochmals auf, und Dieses Techte Aufflammen einer S Herrennatur reiht hin, um eine erträumte Welt der Glücseligkeit in Trümmer zu legen. Aus Hannes Gruß wird wieder ein still entsagender Feigling, aus Mena wieder die grob berechnende, vom Hunger nach der eigenen Heimstatt er­­füllte Dirne. Wenn’s der Grußhof nicht it, so sei es in Teufel? Nanten der Eishof oben im Gebirge. Ein gott­­verlassenes Net, aber ein in Nest. . Eine merkwürdige Welt.liethand Geschöpfer wandeln in ihr das Leben ab.Menschen,die ihre TagemechanisH abhaspeln,lässig,nach der Peitsche lüstern oder untetischer Peitsche si­chbäumend.«Leute,die in ihrer Beschränktheit über das Nachtliegende nicht hinaussehen, und Letzte, die Schlau ihre Pläne schmieden, in aller Stille ihre fünftigen Ziele vorbereiten. Und das Ganze in­ eine Atmosphäre verlegt,­­ die alle gewohnte Tragik ausschließt. "Diese Bauern haben seine Muße, fák tévék "ai spielen. Waz in i­em Leben dramatisch ist, rollt während der Ruhe und Essenzzeit ‘ab. Dder hängt mit der Arbeit eng ‚zusemmen. Inrum wird bei Schönhere in jedent. der drei a Ba­nina . § A e ·­­

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