Pester Lloyd, Oktober 1910 (Jahrgang 57, nr. 233-245)

1910-10-01 / nr. 233

§ . EITH­­ZU in F- w­ ir ER e , PESTER LLOYD­ame „Unzufriedenheit, ist nicht fünstlich gemacht, Ta­ven Blätter es li belieben, sondern sie ist ie" ganz natürliche Reaktion gegen ein schweres Unrecht, Daftichem Eigennuß ge­boten ist und dem man daher, mit Worten nicht bei „da[ aus politischem und wirt] — kommen fonn. In­­ konservativen und in Bentrums­­„blättern bekommt der­ Neichstanzler gerade aus Anlah n ee araeten ER ekágit et don Der Ei er , Re in der „Norddeutschen“, in on DEL­­gierung Die Rede ist, nach Möglichkeit Fürsorge zu treffen, daß nicht ein blinder Mikmut, eine ungestüme politische Verhegung des Boltes , eine­ gefährliche innere Lage schaffe, Schwere Vorwürfe zu hören.. Die Fürsorge, von der hier die Rede ist, erbsict darin, daß die Regierung durch ihre Organe beichten und­­ Tendenzen das Bolt­­ aufs ‚Mißdeutungen . und... Entstellungen zuriüc­­weisen und vor allem Die Finanzreform und die von der neuen Mehrheit beschlossenen, neuen Steuern verteidigen soll. Hier kommt das Schuldbew­ußtsein der Konservativen und des Zentrums ie Ausdruck. Man über ihre ich alle diese Steuern­­ weiß­ jeder gut, daß die Regierung ‚nur­­ widerw­illig hat aufzwingen lassen, und man ist ver­bürgert, daß Here­ d v. Bethmann-Hollweg es, zurü­ckweist, „ji doch ein offenes Eintreten für diese Steuerpolitik, der Konservativen und des Zentrums jede Möglichkeit einer­­ Wiederannäherung an Die „herzen und­ um den Rest des politischen Ansehens zu Parteien der Linken zu ver­­­bringen, welches er genießt. Man bedenke: Dieselbe Regie­­rung, welche Die Nachlaßsteuer aus Gründen der­ Geredh­­„tigkeit eingebracht und ihre Ablehnung für einen­ [chweren politischen Fehler gehalten­­ hat,­­ die soll die­ Ablehnung dieser­ Steuer verteidigen und ein Zoblied auf alle die­­ idifanösen Steuern singen, welche die konservativ-klerikale Mehrheit ihr als Erlab Dargebracht hat. Täte Herr v. Beth­­mann-Holliweg das, so wäre das gleichbedeutend mit dem Gelöbnis, fortan sich allein auf, die parlamentarische Mehr­­­­heit der Reichsfinanzreform zu­­ stoßen und gegen den Liberalismus zu regieren. Man braucht si das nur vor­­zustellen, um zu begreifen, daß dadurch der gesamte Libe­­ralismus, erst ver in eine Kampfstellung­ gedrängt und daß Diese Bolitit die nächsten Wahlen nicht überdauern “würde. 7 Was soll Here dr. Bethmann-Holliweg also tun? Er­­ selber gibt darüber seine Auskunft, Tem­ex versichert in der­ „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” nur, er halte , es für seine­ Hauptaufgabe. Die Reichsgeschäfte so zu füh­­ren, hab das der Nation zum Gedeihen ihres Erwerbs­­lebens ebenso wie zu ihren militärischen Stube Notwen­­­­dige gesichert und ihre stetige, kulturelle Entwickung ge­wahrt werde. Das ist ein schönes Programm, welches jede Partei auf ihre Sahne schreiben­ kann, eben darum aber der Zugkraft­ entbehren muß. Die Unzufriedenheit laßt ich nicht mehr dund. Worte besänftigen, dazu behol­­zen. Taten. Besorgte Patrioten, wie sie im konservativen „Reichsboten” zu Worte kommen, willen ‘an, was zu tun it. Sie verlangen, daß der Reichsfangler mit einer­­‚Reichsteuer an­ den Reichstag herantritt, um­ mit ihr die Kosten der Veteranenfürsorge und zugleich die Ausfälle zu deden, welche die glorreiche Finanzreform des vorigen B­ahres gebracht hat. » Der Plan, durch eine nachträgliche Einführung der Nachafsteuer die Sünden der Con­fed­er ‚ tiv-Hlerifalen Reichsfinanzreform ei­va wieder gutzumalen, it so alt wie die Reichsfinanzreform selbst, aber­ er it anz­­ichtslos. Die agrarische und die Zentrumspresse­ hat ihn ‚von­ Anfang an zurückgewiesen und ad mittelparteiliche Parlamentarier, die bei den­ Führen der neuen Mehrheit „angeklopft­ haben, Haben eine Abweisung­ erfahren. "Eine politiche Partei, Die et­was auf fi hält, kann sich­ aug in Dieser Weise. auf ein pater peccavi nicht­­ einlaffen, sie muß ichon durchhalten und sehen,­ wie sie bei den öble damit abschneidet. Die „Deutsche­­ Tageszeitung“ | — 2 úg 2­ethmann tett sich auf solche Dinge einlaffe. So bleibt Herrn v. Bethi » nachsteht­ Auswe,zusvesischen,,weitliikstensvezng der Liberalen zur fi heranzuziehen und für die Wahlen ein Zusammengehen zwvischen Chiefen und den­ Konserva­­­­­tiven und dem Hentriu­m zu vereinbaren. In dieser Rich­tung bemüht sich iwie,befannt Herr. v. Bethmann seit Mo­­naten; ob er Erfolg haben wird, das muß Die Zukunft lehren. Wahrscheinlich ist es nicht, und wenn der Erfolg si einstellen srollte, so weiß man noch nicht, ob Die Wähler schließlich gutheißen, “was Me­führer vereinbart haben. . Wahrscheinlicher aber­­ als der Erfolg ist der­ Miß­­erfolg, denn die Unzufriedenheit, die duch Die Neid­e­­finangreform und Die damit zusammenhängenden Vor­gänge hevorgerufen it, sucht nach einem sichtbaren Aus­bruch, und das einfachste Mittel dazu ist der Stimmzettel, G3 sind gewiß nicht, alles Sozialdemokraten, die in diesen Tagen sozialdemokratische Stimmzettel abgeben, aber es hat eine und mit begütigenden Worten : ist Dagegen nicht auf­­zukommen. „ Vielleicht daß,­­ wenn den nächte Reichstag, der im Her­bst 1911 zu wählen “lt, sich­­ infolge­­ der orthodoxen Verbohrtheit der­ Sozialdemokratie als unfähig zur praktischen Arbeit erweist, ein Umschlag eintritt, umd die Wählerschaft dann bereit­et, sie unter einer gemein­­sam­en Parole gegen die Sozialdemokratie und ihre Helfer zu wenden. &3 fragt sich aber, ob Herr v. Bethmann- Hollweg der Mann ist, mit sicheren psychologischen Blid diesen Zeitpunkt zu erspähen oder auch herbeizuführen, den die Dinge entwickeln sich nicht immer von ‘selbst, auch die Personen spielen dabei eine Rolle. Nur dessen müssen fit­ alle Beteiligten jetz schon versichert hab­en: die ein­­seitig konservativ-£ sor­fale Politik der­jenigen Mehrheit muß­ ihr Ende finden, wenn­ das Vertrauen zur Regierung zurückehren soll. Die immer schroffer werdenden, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gegenjäbe erhei­chen eine Aussöhnung. Fürst Bülow­ ersann zu Diesem, Yiwede die konservativ-Elek­tale Blodpolitit und ei­ne besten Wege zum Erfolg. Im irgend­einer S­orm , wird diese Blodpoliit ihre Auferstehung feiern , m­üssen, wenn Staat und Rei vor schweren Erschütterungen, wie sie Per der jetige Reichskanzler Tonmen sieht, betwahrt bleiben DU: 7 man nämli , Häten, wie Die Ton­­fen: | droht Herrn v­­­ann-golliven in der Tat Art Taumel die Wähler ergriffen * auf­ dem # “Sergei Saflonow. Budapest, 30. September. Der zum Nachfolger Iswolstis als russischen Minister­­des Reußern Diäten Kammerherr Sergei Dimitrijewitsch Saffjonow­ gilt als geschichter Diplomat und als An­­­hänger der nationalistisgen Richtung in der auswärtigen Politis Rußlands. Er ist mit den Hervorragenden Führern der flavophilen Bewegung in Rußland eng befreundet, jedoch ein beg­onnener und überlegter Diplomat, der stets­­ den realen Interessen Rechnung trägt. Er wurde­ am 29. Juli 1860 im­ Gouvernement Rjäsan geboren, steht somit gegen­­wärtig im fünfzigsten Lebensjahre. Seine Familie gilt als enorm reich. Er absolvierte im Jahre 1883 das Mlerander- Lyzeum in Petersburg und trat sofort als Volontär in die Kanzlei des Auswärtigen Amtes ein. Nach seinen bor­züglichen Berichten über­ den russischen Einfluß in Zentral­asien wurde Dafjonow im Jahre 1886­ zum zweiten und ein Jahr darauf­­m ersten Sekretär der Kanzlei ernannt. 1 In dieser Eigenschaft verblieb er in Petersburg bis zum Jahre 1890, worauf er zum Botjáajtájetretát in London « I | de mr An fdon damals all ein, warmer Anhänger einer Bea­gl Stolypins und eine Schwester des Neid­grats«­mitgliedes v. Neidhant­­en | " |««;« « Budapesft,30.Sept-mber,x­­"-Daszzoicsget und’qu Finanzexposekurton. Nach den ung zugehenden, Mitteilungen hat sie die Zusammenstellung­ des Budgets und die Drudlegung des» selben dermaßen verspätet, Daß Tauım Aussicht vorhanden it, ‚das­­ Budget im­ Abgeordnetenhause vor dem 10. Oktober „zu vielleicht Enge, unterbreiten und. Demnach wird Finanzminister Ladislaus dr. Lufacs vor, diesem Zer­­nine kaum in der Lage sein. Die Vorlage sogar , des Budgets mit einem Erpose über die Finanzlage zu begleiten. . Die technische Herstellung des Budgets ist derzeit noch so, weit zutüd, ‚daß­ man ‚mit der Möglichkeit rechnen­ muß,.e8 werde die Vorlage des Budgets im Ab­­geordnetenhause­ erst während der Tagung der Delegationen erfolgen. ‚Dem Herkommen chend wird Finanzminister v.ıQufacs entspre­­vor Der Unterbrei­­tung des Staatsvoranschlages im­ A­bgeordnetenhause in Audienz vor dem König erscheinen, um­ zu Dem Budgetgefeg die sogenannte Borjanation. einzuholen, Angebliche Demission des Unterrichteministers. , Ein Heutiges Abendblatt­­ bringt Di­száby., der Kultus- und Unterricsm­inister, Graf Johann 1a am jüngsten. Samstag in­ Wien mission überzeigt habe. Das ‚ling. Zip gewesen ‘und den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinmand empfan­­Mutter, zu ‚begeben. Der Unterrichtsminister, war demnach­­ Tönen und­­ stereotypen Geften Staat machte, ersehien Orus von einem jerrigen Pferde erhält, der Motor aller Bereichungen. Was der Dichter dazu tut, das ist die prachtvolle satirische Beleuchtung, der tragikomische Kontrast der Charaktere, der reife Hauch, einer wehmütigen Poesie, die über manche der Szenen­ ausgegossen liegt, Poesie? Gibts das unter. Bauern? Gewiß, Sungriecht dieses rührende versonnene Menscenkind, das bei Soh­merzzeit einen E­idbaun auf dem Marktplate in voller­ Blüte gesehen haben will. Das­ Lerchenziwitichern ‚and den Flügelschlag, nachjagmt, diese unentiwidelte, erstichte . Nolle des Dorfidioten. Moetenseele spielt in der bäuerlichen Gemeinschaft die Und wenn. Hannes Gruß, von­­ seiner­ unendlichen Liebe ji Stindern Hingerisfen, mit den Dörfler ein: Zeichen der Schwäche. Steinen des Cishofbäuerlein. Hudepad spielt, Pferdchen und Wiegen schnibt, so­­ll das in den Augen feiner Man. ‚regt ich nicht ‚allzu sehr auf in dem Schönherrschen Bergtale. Nur­ die Schmälerung der Herrenrechte des alten Grub führt zu­ dynamic­hauteren Auseinanderlegungen,. Die Empfin­­dungen, Die Die Handlungen dik­ieren, sind einfach, leicht begreiflich: der Borteil­ ist das Entscheidende für die niedrigen Leute, der Herrschertrieb das Motiv für die bedeutenderen. Men macht­ aus natürlichen Dingen nicht viel Auf­­­­hebens, . Der Tod hat seine Schreden für die Menschen, die um sich die Natur fortwährend sterben und wieder neugeboren sehen. Das erklärt auch den von Erotik fast freien Verkehr zwischen Männern und Weibern. Seine­­ Spur von Liebe im schmachtenden Beistande des Wortes, . Der Mann will Kinder um sich s chen und die Frau vers­­teht sich zu der Unbequemlichkeit, weil sie davon eine Stärkung ihrer Position im Hause erhofft. Wenn dann aus der Position nichts wird und nur um ein uneheliches , Kind mehr, in der Welt herumläuft, so fügt man sich eben ins­ Unabänderliche. Hätte die Mena fie mehr Freunde auf dem Hofe erworben, so blieben ihr sicher auch die Heinen Bosheiten erspart, die ihr der Crokinedt auf die Reise nach dem Eishof mitgibt. Dann täten die Leute wie der­ Eishofbauer, der in Gottes Namen ‚auch ein Kudud sei mit ins Mest nimmt, weil ex. bie zu dürfen."Wer das nicht als"Verk gnüen gelten läßt,für sein gewohnte wild die gewohnte åammng­snerve"n­­erregendie Mnge,schier unlösbare Verwicklungen haben will,der wird befremdet vor dieser kleid­en Komödie des Lebens stehen und nichts von ihrem warmen Hausch ver­­spüren.Wohl auch mißmutig fragem w­as derlei Stücke auf der ungarischen Bühne zu suchen haben.Und die Antwort ist doch so unei­dlichx einfach Derlei Stücke sind die besten Lehm­eister unserer Schauspieler.Aus solchen Stücken lernen sie das Schwerste,Schli­chtheit und Wahr­­heit.Die Rollen drängen sie dazu,auf alles Komöd­ianten­­tum zu verzichten zwingen ihn­ en den höchst:Schatz der modernen­ Schauspielerei auft die Awicku­ng vor dem erke des Dichter, die Unterordnung unter seine Pflichten. Da ist das Sprachliche Moment gar nicht entscheidend. Die österreichische Mundart, nicht der lette Netz des Cdön­­herrichen. Stüdes, geht bei uns natürlich verloren, obzswar der Ueberfeger Eugen Faragd seine Sache famos gemacht, den rustikalen Ton der Komödie überall getroffen hat. Aber ihr Wesen hat mit Nationalität nichts zu schaffen. Das mußte in Ungarn ebenso herauskommen, wie es in jedem fremden Lande heraustäme. Und unser Nationaltheater, das sich verjüngt, auf den Atemzug der Zeit horchen, die gefunden Strömungen fremder Literaturen zu uns Herüberleiten will, hat recht daran getan, uns schönhere zu bringen. Das Bublitum ‚hatte für den österreichischen Dichter vorläufig ‚nicht viel mehr als Beweise der Achtung, allein auf dem Theater war die wohltätige­ Wirkung seiner Eigenart augenfällig. Manche der Künstler waren wie ausgew­echselt, Auf dieser Bühne, auf Der man vordem so gern mit phonographierten bis­­weilen täuschend echtes Leben. Die Aufgaben zwangen den Schauspielern Natürlichkeit ab.­­ Das ist so hoher Namen, daß er auch die Aufführung eines minder wertvollen Werkes rechtfertigen würde. Manche waren nicht zu er­kennen. Am ehesten Herr Bál aló alter Grab. Man durfte Freude an ihm haben. Der greise Kraftmensc hatte alle Büge der Lebenstreue. Bis zu dem Augenblick, in dem die Komödie ,selbst, dem Theater eine Konzession einräumt. Das geschieht im dritten Akte, wo der alte Gruß, die Sippihait, auf, der Wage, zum besten hält. Bis­ dahin hatte aber der Künstler­ eine Ueberfülle guter Einzelheiten­­ auf die­ Szene gestreut:,, ‚bei lebendigen ein Lieber schwacher die Kraftmeierliche Rede, mit, Dem die Szenen mit­ dem Gohne,­ die fostbare Auseinanderlegung mit dem Tijchler, der­ dem alten Grub m. Zeibe den Sarg anmift. Den Hannes machte Herr Pethes gut, Ein Kind mit grauen Haaren, den Humor mit dem besten Juftinkt, dem Verlangen nach Familie. ‚Die rauen­ hatten sich, selbst zu überr­inden, traf­ den Grundton bäuerlicher Selbstsucht, holte auch in den Szenen mit dem Eischofbäuerlein der Situation heraus. Bis zur äußersten Gelbtverleugnung brachte sie es nicht. Man verstand nicht recht, warum der Eischofbauer ihr, zuredete, „die, Stridnadeln mit der Heugabel, zu ber­­tauschen. Serena S-Fay; Lehrte das Altjüngferliche, ener­gischer hervor, Dann sah mar eine Reihe, brillanter Epi­­soden aufmarschieren: Nözjahenyi als mittleren Knecht, den jungen : Sugar als Hauptnecht, Gabänyi als Kovács , als Demjén als verkniffenes Totenweibel, Tischler, Frau Eine Aufführung, die Anspruch darauf erheben dürfte, von allen gesehen zu werden. Ein lauter Erfolg wurde nicht aus dem Abend. Aber die Leute hatten auch seine Zeit, sich zu langweilen. Bis er so weit tant, war die Komödie zu Ende. Sie hat noch ein anderes Gift: Írast ihrer inneren Qualitäten vom Tagesgeschmach unabhängig zu sein, er, sie gilt nit. Der­­; Totenzweibel, und Heroine Denid, ohne Herrengefühl, aber abzustreifen. Provinzarzt, Gentim­entale Marie. K.-Hegyelt Bartos als Altínedt, |

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