Pester Lloyd, Juli 1911 (Jahrgang 58, nr. 154-166)

1911-07-01 / nr. 154

«.1ssi«ss««s-«e«.· »«dye-Ykssisdac«x..hssdjsdss« Abonnement: K., ährig 11 K., monatlich 4 K. jährig 24 K., vierteljährig 12 K. tlich 4 K. 40 K. Mit Pe­er Poskheisehding“ K., für alle übrigen Staate­­­en­en 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ent­­­gegengenommen. Für Amerika, England,­­Frankreich, Spanien und Portugal besteht „die Vermittlung der Postämter nicht und das Abonnement muss direkt “.Miissb­ruch:« Ganzjährig Administration Italien . .,mussxchaneeianaz. bei erfolgen. 48 K., halb­ in unserer Vertretung für Deutschland, Frankreich, England der Zeitungsfirma 58. Jahranng und Saarbach, _ III-MIN­­ÄH x , Jaulus &c Rud, Masse, . MORGENBLATT , „ en nn Kudapef, Samstag, 1. Juli 1911 al » an LE Bee Valeria-uteza12. — Man w keinem Falle zurückgest. gt Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen. Zr £ vé — .·, des menetele —e Sudapest, 30. Immun. Bolitit haben wieder einmal schlagende Wetter gehaust. : Stunden hindurch den Gedanken der Budgetverweigerung "In den unterirdischen Stollengängen der Kroatischen­ährend im der heutigen Giltung des Abgeordneten­­hauses der kroatische Abgeordnete Szefulics in einer durchaus maßvollen Rede den Standpunkt seiner Klub­­genossen in bezug auf, die Dinge darlegte, die jenseits der Drau als Beziehungen des ungarisch-Eroatiichen Au­s­­gleichs empfunden werden, konnte niemand im S Parla­­ment ahnen, daß die Abgeordneten aus Kroatien, in deren Namen dieser Redner die wärmsten patriotischen Töne für die Staatsgemeinschaft der­ Länder der Stefanzkrone an­­schlug, Töne, die auch in eine ausdrückliche Vertrautens­­tundgebung für die Regierung ausklangen, kurz zuvor ernstlich erwogen hatten, und kurz nachher abermals Stunden Hindurch fs abmühen würden, eine Stellung­­nahme zu­ vermeiden, die geradezu als ein Akt­enfreund­­binett Khuen-Hedervary, sogar gegen Ungarn hätte aes deutet werden en Vár ege Bra ie­es liegenden Blattes findet der Leser eine ausführliche Schil­­derung dieser überraschenden, befremdlichen Vorgänge, die heute im Klub der Reichstagsabgeordneten aus Kroatien fi abgespielt haben. Schon daß, die Strömung, den froatischen Wünschen durch das drastsicheste parlamentarische Mittel, durch die Budgetverweigerung Nachdruck zu ver­leihen, von der Eisegger Gruppe der Konten ausging, war eine starre und, wir wollen es nicht verhehlen, eine­­ schmerzliche Ueberraschung. Den Eiseggern wurde bisher­­ ‚stets ein entwickelterer Sinn für die Stantsgemeinschaft der Gesinnungen gegenüber dem Banaz und dem Ka­­. der Stefanskrone nachgesagt. Und nun erweist sich just ‚der slavonische Teil der­ gouvernementalen Laborpartei als Mitade ritten. Beide betonten, das Kabinett Mhuen-Heder­­Wetterwinkel, öimei Mitglieder dieser Eisegger Gruppe, die Abgeord­­neten Binterovics und Wapratovics waren es, die die­váry habe den im Laufe der Budgetdebatte geärgerten seoatischen Beschwwerden nicht genügende Beachtung ge­­scenzt, sich auf eine akademische Beteuerung seiner Aus­­tier -Seite angeführten Beziehungen des Troatiid-unge­­digesees in seinem einzigen Falle in­e majics nicht willfortmen Klangen, daß er darin eine bitett­egen seine Amtsführung gerichtete Seite erblichte, ist nur selbstverständ­t­. Nicht nur weil der Banus von Kroatien, jet­zc wer immer, stets dessen eingehend bleiben muß, daß er auf Vorschlag des ungarischen Ministerpräsidenten er­­nannt worden it; auch nicht etwa mit Nachsicht auf die Beziehungen persönlicher Freundschaft, die Hetri dr. To­­masics mit dem Grafen Khuen-Héderváry verbinden; bei dem hohen sittlichen und politischen Rnt, den der gegen­­­wärtige Banus in sein Amt mitgebracht hat, durfte er es fi­­reinen Augenblick­gang bieten lassen, daß die Beziehun­­gen zwischen Ungarn und dem Schweizerlande auf ja un­verantwortlich leichtfertige Art zerrüttet werden und die zeit­­weilig ohnehin nicht ganz einwandfreie Harmonie doch einen so brutalen Eingriff, dessen Folgen vorerst gar nicht­­ abzusehen wären, völlig zerstört werde. Der Banus hat denn auch angesichts dieser Balastrevolution das getan, zwar.er der Würde seines hohen Amtes, dem eigenen Ce­rvisten und der über alles zu stellenden Sache der staatli­­chen Einheit der Stefanz­rone schuldig war: er­ forderte vom Klub die Bewilligung des Finanzgesetes ohne Bor­­­behalt und erklärte, daß er, falls der Beschluß nir in solchem Sinne ausfiele, sofort demissionieren und an seiner Demission unweigerlich festhalten würde. Die Frucht dieses energischen Auftretens war der mit allen gegen die Stimmen der Herren Pinterovics und M­apratovics gefaßte Mlubbeschluß, das Finanzgeset zu­ beiw­illigen, bei dieser Gelegenheit die Wünsche der Kroaten bezüglich der Sanierung der ihrerseits behaupteten Aus­­gleichsverlegungen abermals zu betonen, gleichzeitig aber auch dem unverbrüchlich treuen Festhalten am Ausgleich und dem Vertrauen zur Regierung Ausbruck zu geben. Nach der Sibung des Abgeordnetenhauses, in der der Abgeordnete Szekulics in Ausführung dieses Beischlufses die bereits erwähnte Nede hielt, versammelte sich der Kroaten­­lob abermals zu einer Beratung, um darüber Schlüssig zu werden, in welchem Sinne die Oeffentlichkeit über diese Vorgänge zu unterrichten wäre. Die Aufgabe war nicht leicht, galt­ es doch den öffentlichen Meinung­­ des Schweizerlandes die Beruhigung zu gewähren, daß­ Die Reichstagsabgeordneten aus Kroatien ihre Pflicht dem eigenen Volke gegenüber in vollstem Maße erfüllt haben und andererseits Diese Verlaugtbarung in eine Form zu fleiden, die in tastvoller Weise der Stellung des Banus Oef­fentlichkeit eineuschminkte Darstellung­ des Vorgkts fal.­ene·nzu eben ungleichseitig das zutum waszyku.­.­. einer radikalen Heilung des nunmehr klar erfannten Uebels erforderlich ist; die Bildung einer en Partei mit dem Programm, den ungarisch-kroatischen Ausgleich intakt zu erhalten, die Sanierung der vermeint­­lichen oder wirklichen Verlegungen dieses Ausgleiche­­werkes nachdrücklichst anzustreben und der Kroatischen Landesregierung, sowie dem Grafen Khuen-Hederváry das Vertrauen entgegenzubringen, daß sie diese Bejchswerden Kroatiens berücksichtigen und die Abhilfe nicht­­ verjagen werden. « Ob die beiden Abgeordnetem die dejrismschen fall hervorgerufen,sich diesem Beschlusse an bemxeyten ste ift mindestens fraglich,hast aber nur­ sekundär’ezå­,Bedeu­­tung Die Essegger Gruppe,der sie«ange»kjö»renkzahltm ganzen­ acht Mitglieder,von denen vier überhmt kptabd·" wesendi waren,zwei aber sich für den vkzthnlizchpasstxw vermittelnden Standpunkt aktiv eingesetzlthem.». Wir möchten dennerfasslen Ichx«eg­ lxwer . . ER er ER Feuilleton, Entgleisungen. ‚Don A. Lakfv. München, Ende Juni. Und dräut der Winter noch so sehr mit troßigen „Gebärden, — einmal muß­ die Premierenflut Doc­ versiegen; und es kommt der Tag, an dem selbst die unerbittlichste Hoftheaterintendanz die Waffen niederlegt und feierlich­­ erklärt, dieses sei der unwiderruflich fette Streich der an Mißerfolgen überreichen Eaison. » Man sollte an einem solchen erklärten Beziehungs­­abend nicht nörglerisch aufgelegt ins Theater gehen. Ende schreibt auch Here Lothar Schmidt, der Berfaffer der als Kehtaus­gegebenen Komödie „Entgleisung“. 1 "Das heißt, er schreibt nur so, denkt aber eigentlich ‚anders. Seine Gedanken wären so übel nicht. Man merkt ‚gut — alles gut, sagt das Sprichwort; und so sagt und Dieser arme Zivilingenieur Kaltenborn hat ganz recht ‚mit feinen Gefühls- und ‚Zornesausbrüchen; es ist eine Schmach, wie schlecht es „Heutzutage“ den ehrlichen Men­­ü machen. Was Hilfts, daß man ein­ fleißiger Schüler und Student gewesen und jüdische Mitschüler heldenmütig aus den Klauen der Kam­eraden befreit hatte? Was Hilfts, daß man der Neigung des Herzens folgend, ein­ armes Mäd­­chen geheiratet, das nicht einmal einen Dntel im Aufsichts­­rat irgendeiner Fabrik, gesch­weige denn eine Mitgift hatte? Die faulen Schurken, die im D­ifferenzialrechnen stets um eine Antiwort verlegen­ twaren, haben den großen Vorsprung der Skrupellosigkeit und schnappen den ehrlichen $lalten­­borns jede fette Stelle vor der Nase weg. Was nüht­ es, daß die Kaltenborng dann Stolz auf ihre Bravheit poen 088, trot der unzähligen Blattheiten im Dialog und trot friedfertigen Einleufens gen Schluß, daß da eigentlich­ eine ganz respektable Bitterkeit am Werke getreten.­­ D' schen ergehen fan. Besonders wenn sie bloß ehrlich und [3ivilingentente sind, und weiter nichts. Mit ihrer Tüchtig­­e Zeit, die im Verborgenen blüht, is rein gar nichts zu dürfen? Auf ihren Be­pochen sie nicht, denn ber­­get Hit er umgekehrt: „ Das alles stimmt. Und es it begreiflich, wenn man unter solchen Um­­ständen die Ehrlichkeit ehrlich satt betontmt und den festen Borjach fakt, von nun an ebenfalls Schurfe zu werden. %&3 ist begreiflich, aber es it nicht Hug. Denn auch die sogenannten Schurken brehhen sie den Kragen, wenn­ sie eines Tages von der Schurferei genug haben und den Ohrlichkeitsfoller Fliegen. Bei der Ohrlichkeit werden sie er­wischt und retrospektiv entlarvt. Mit der Bravheit ists nicht anders. 63 fanıı eben sein Mensch aus seinen Haut fahren. Und so geschiehts dem Weh­vogel Kaltenborn ganz recht, da ihm sein Beruud, den Glühspilz zu spielen, ganz besonders schlecht bekommt. Er erleidet einen Eisenbahnunfall, ruft in dem Augenblick, da ihm wieder einmal ein in Au­ssicht gestellter Bolzen von einem unbegabten Protektionskinder weggesu­cht wird. Man will er das Glüh beim Schopf­ paden, wie man in solchen Fällen zu jagen pflegt, simuliert einen Nervenh­of, um sich vom­ Eisenbahnfiskus eine sastige Entschädigung oder eine anständige Lebensrente zu erschwindeln. Natürlich verliert er, nicht nur den Prozeß, sondern opfert diesem auch noch die wenigen Spargroschen der Sch­wiegereltern, denn — Eisenbahnfiskus, Sachverständige und Advokaten sind, nicht „von heute“, wie die Unanständigkeit des braven Kalten­­born. Kein Mensch glaubt dem Armen seinen Nervenchor, bis plößlich — ala die Not am größten — der erwähnte jüdische Mitschüler eingedent der Prügel, die ihm Kamerad Schaltenborn einst erspart, als Kommissionsrat Löb aus Frankfurt auf der Bildfläche erscheint, um in der dankba­­ren Rolle des dankbaren Cemiten dem Stüd einige Hei­­terkeit und dem schwergeprüften Helden eine neue Hoff­­nung zu verleihen. Aber es wird natürlich nichts. Denn der Aufsichtsrat, dem­ Herr Kommissionsrat Löb seinen einstigen Befreier bereits glücklich eingeredet. »Eriegt. int legten Augenblick Wind den, den „schweren Nervenleiden“ des Direktor­kandidaten und damit ist die Sache erledigt. Wenn jebt Herr Kaltenborn auch Hoch und Heilig versichert,­­gesund wie ein­ Fisch zu sein, man hält, seine Beteuerungen für die Heldenmütige Berstellung­ eines ‚Familienvaters, der um das Glüd seiner Familie kämpft, und der Aerimste darf fuoh sein. Sah ihm der mächtige Kommissionsrat in absprechen, aber andererseits auch vor einer allzu tragischen Wertung­ desselben warnen. Dass die sonst_ maßvolleren flavonischen Politiker sich diesmal zu folkd; Drastischer Stellungnahme bewogen fühlten, scheint darauf Hinzu­­deuten, daß die öffentliche Meinung in S­oatien Die tppische Koalitionskrankheit, die Vru­menvergiftung Durch Schlagwörter des nationalen und staatsretíti tűcten Radifas­sismus, nocj ae dem Make wie das ungarische Bolt verbwunden hat. Die Auflösung des Frontise age at kann nur eine Frage der Zeit sein, die Wähler dort mit Phrasen bearbeitet, die den leichtgläubigen an­ frit­tlosen Massen einreden möchten, dass Ungarn daran ausgehe, dem Froatischen Volke seine gejegliche Autonomie zu rauben, und daß jedermann, der nicht rüdsichte gegen die Regierung Stellung nimmt, anrüchig sei, diese Raubzug zu unterstügen. Die Eisegger scheinen nun sold Terrorismus entschlüpfen zu wollen; nur wählten, sie " den allerschlimmsten und a­le fächerlich­ ungeeigt Weg. Statt der öffentlichen Meinung zu beweisen, dab, Heber bewußt lügen, wähnten sie, jenen die Waffe zu ent­winden, indem sie selbst zu Radaumachern wurden. Bie’ leicht besinnen sie sich noch eines Besseren. Der de Beichluß ihrer Gefährten Hat ihnen wie der Niüchk sehr offen gelassen. Was aber auf i weiteres Verhalten sei, so hat der an sich unliebsame nur unerquidliche Zwischenfall sicherlich ein Resultat von m’ genügend zu würdigender Bedeutung gezeitigt: die un­verlässigen Elemente jener Partei, auf die der Banus bisher gefragt, sind vom­ gouvernementalen Zager­e sprengt und was dieses durch dem eventuellen , einiger Mitglieder einbüßt, wird reichlich auf gervo die innere Sonfofibierung, die Durch Die heutigen in der Partei des Banus Plab " gegriffen hat. 1 von einer nunmehr einheitlichen Partei, die über durch­ das Leben zu schleifen. Go fett die Komödie ein, und man rüd in feinen Lautenn­ zurecht, in der angenehm auf etwas sehr, sehr Unartiges, Mutiges, 3 brecherisches. Aber — Herr Lothar Schmidt hat an Unfall gehabt, eine „Entgleisung“: er hat zu mehr­­ Jahren mit einem derben­ Cihiwans „2­onfel“ in Berlin viel Geld verdient. Und sen­den das Glück immer wieder beim Schopf zu fallen,­­ sein armer Kaltenborn ! Er kann es nicht begre Leute von einigem Denkvermögen eben vom Ctar Asra sind, die ebensowenig ganz flag, al­tumpfimnig und ganz albern sein können, wo Kaltenborn auf einmal unehrlich. Und statt luftig Baumg zu Frazeln und den Braven die, Sn brechen, wie es einem Komödiendichter ziemt,­ er ja faum beim ersten Zweige angefommen, vor seiner Kühnheit,­ erinnert ich, daß Derfei unartige Turn stets wenig Beifall (und Tantiemen) finden, und ug hö­are zu ee Ő ‚Er bringt es fertig, Die hübsche Geschichte­­ : gebrochenen "Bein A die Moral austlinget.; „Anzeht Gut gedeiht nicht gut“ und „Ehrlich, mn TED Re ET, igen en m | je PS pr­u a 3­­ . a — s ,«—-Lp-"«·"".»­­ ei x ;

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