Pester Lloyd, September 1911 (Jahrgang 58, nr. 207-219)

1911-09-01 / nr. 207

‚Für Budapest: G; ig 44%, halbjährig 22 K. visrtajkrig 11 Ke x natlich 4 K, Für das Inland: Ganz 18 K., halb. he ya separater P. — 2: . . # arater asskddnghihsixköW-ZKKEI«·L kvvmwchawd«mmkmsM-. Ausland. mit direkter Postämtern ent­­ ' England ·· panien und P. "besteht Postämter nicht und Für das­­ .. MORGENBLATT 09 dapest, Freitg, 4 September 10­­­­­­5 = . . 0 Budapest, 31. August ‚on Den vom Franz Kossuth geführten/Staffion Her „Amabhängigkeitspartei, ist_tvieder Blue die, vollständigste Einigung ausgebrochen. Die Partei hat in­ ihrer­ heutigen Konferenz» zweierlei beschlossen: die­ Fortlegung der DObe Iteuition an der Seite der übrigen obstruierenden Parteien und die Erlassung eines kurzen Manifestes an die Wähler­­a sac zu dem die Bestrebungen der Partei denjenigen, ‚die Darüber noch im Dunkeln , tappten, "zum Toundfjo=­­‚bieten Male klargestellt werden. Wir sind an der­ Hand ‚Des­­ parteioffiziös den Journalen zugemittelten Berichtes über: den. Berlanf ‚dieser K­onferenz frivol­ genug. Die Be­­hauptung s­tat. riskieren, daß sowohl der Beschluß der ‚partei und die Feststellung ihrer Einigkeit mit greifbaren. "Tatsachen im Widerspruch stehen, gleich wie das an Die­en gerichtete "Manifest mit der Wahrheit in­ Konflikt gerät, wenn es behauptet, Haft die ganze Partei, das allgemeine und gleiche Wahlrecht auf demokratischer Be hat sich wieder , ebenfalls" ein‘ ‚Gegner einer­ solchen Wahlreform­, richtete an­­ die Batteit tniglicheenpag: Ersuchen, ihre ‚gegenteiligen An- Partei unwörtlich nehmen, genau­ so, wie sie für. den. Ge­ ‚diejenigen, die überdies auch Mach das geheime Su­mm­­regt, wollen, daß jeder in seiner Weise ambder3; interpre­­tier, Syürwahr, dieses Charivari der Meinungen illustriert die Einigkeit dieser Fraktion in gut seltsamer Weise. Das hat sie Übrigens mit sich selbst abzumachen. Sie würde nur dem Trieb der Selbsterhaltung genügen, wenn sie für ihre Einheitlichkeit wirklich­­ sorgen könnte. Für­ die Cihid­­jale­ des Landes ist. das beinahe gleichgültig geworden. "7 &8 ei jedoch­ für den Mugenblid angenommen, daß es Franz Koffuth und dem Grafen Albert Apponyi ge­lungen sei, die Riffe und ge im ihrem S Fraktions­­­häusshen notdürftig zu verlieden. Wir wollen gleichfalls nur, für einen Yugenblich die heutige Kundgebung ‚der brauch der Deffentlichkeit appretiert festgestellt werden, daß die Baxter ‚ihrer Süngstvergangenheit verwidelt haben. Wie lange glaubt­e Franz Kosfuth die reife Deffentlichkeit Ungarns noch mit seinen verbrauchten,‘ abgeplatteten "Redensarten "Hinhalten zu können? Gerade heute hat man ins Abgeordnetenhause vernommen, wie er früher, wo vor sehr wenigen Jahren, über die Opstruktion dachte. Man halte damit seine bike ‚Jungen in der heutigen Konferenz der Station über dieses Kapitel zusammen und man wird ich­ ertaunt fragen, ‚woher ein leitender Politiker, der Führer einen Partei, den Wagemut hernimmt,­­ solche Ungereimtheiten über­ seine Stellung zur Obstreuation zu stammeln. Es ist politisch und­ parlamentarisch, theoretisch und puartitál einfach un­­zulässig, zu behaupten. Die Opitenftion­­fer in ‚Ungarn ‚etwas anderes als amberwärts. Sie­ht und bleibt hier n­ie andertoärts die Verleugnung der Grundfäbe des Parla­mentarismus; fie it und bleibt, was Franz Kosfuth heute sie wieder nannte: die parlamentarische Revolte, die Auf­­lehnung gegen „die parlamentarische Ordnun­g, . Und der­­‚selbe Franz Kossuth,­ der ‚als Minister des Königs zu jeder Kongession bereit gewesen, wir wiederholen, zu­ jeder Konzession in allen Fragen­ und gegen sein ursprüngliches Parteiprogrammm, darf einfocgii nicht behaupten, daß die Obstruktiion tr Ingarı Fein Webermurdern des Parteiinter­­esses bedeutet. Das gerade Gegenteil it die Wahrheit. Die Herren haben einmal die Prämie für ihre Obstruktion empfangen, und sie glauben nun, eine Gelegenheit er­­attert zu haben, um­ w­ieder in Deren Besitz zu gelangen. Einzig und allein aus­­ diesem Grunde bedienen sie sich abermals der parlamentarischen Revolte. Was sie sonst in Parteikonferenzen, in­ Manifesten, jagen mögen, ist eitel Wind. In einem einzigen Punkte hat Franz Kossuth die lautere Wahrheit gesprochen, als er in der Konferenz sagte, daß die Bestrebungen seiner Partei: Heute an manchen Orten nicht mehr jener» Zustimmung begegnen wie eher dem­. Mit erfünftelter Naivität fährt er die Ursache dieser verminderten Sympathien in dem vermeintlichen Umstande, daßs man an jenen Orten das Ziel nicht dar sieht, für I­gp Aud dann, muß Ahr Führer fid mit in Die Eraffeiten Widersprüche aucht denn der Abgeordnete das­ er und seine Martei fid echauffieren. Er bir fiebe Ein« falt! Wenn er das Gegenteil behauptet hätte, wäre ‚die Wahrheit seinen Lippen entströmt. Gerade weil man di Biele kennt, gerade weil er und seine Genossen in der Koalition sich so viele, niemals mehr verhüllbare, Blößen gegeben, begegnen seine Bestrebungen: nicht­ nur in ge­ringeren­, sondern in gar feinen Maße der Zustimmung der aus ihrer Betäubung erwarhten­ Deffentlichkeit. Im übrigen enthalten die Reden Koffuths und sein­­ Manifest nur den schwersten Rackfall in die Politik, diever als aktiver Minister auf den Plun der Pl under­worfen hat. Er will sich und seine Son­nen Deren dese mussnstch dadurch unter kein nem Motive in der Militärfrage an­ kämpfen will, wenn die Wahlreform­ erledigt sein wird. Wir erinnern uns genau des Tages, an dem’­ang Roj­­futh bereit geb­eten­­ wäre, alle jene Lasten für Me Ye zu übernehmen, die er heute als unerschtwingend und uner­­träglich bezeichnet. Derentswegen er den Kampf Wehrreform bis ans Messer, bis über die Erle Wahlreform hinaus fortlegen möchte, wenn man ihm mut nasi pe etwas von den Lappalien " zugebillt hätte, Die Berbleiden im Ante ermöglichen sollten. 63 bie il füllt ung fürs wahr menschlich, sehr fehre er, daran­ zu gemahnen. Weil aber Franz Kosjuth immer wieder den Anspruch­ erhebt, jene Sta­tion allein zu führen ,und den Willen­ bekundet, die Station abermals in die s Hon einmal banferott gewordene Katastrophenpolitik zu stürzen, trilt das Interesse Ungarns in die erste Linie, dem jedes andere untergeordnet werden­ muß. Hatte er doch zum Mederfuß, denjenigen einen Zu­tritt verlegen wollen, die über die Regelung der­ militäri­­schen­­ Fragen: anders denken als er; ihnen­­ imputiert, unter dem Drudle anderer Int hen Was sich heute abends begeben hat, das ist also eine mar­iose Unaufrichtigkeit gegen das ungarische Bolt, ee Partei und gegen die eigene Person, ist heute so wenig es nicht über sich, wie Franz Kofuty sei gegen die e et mnig, wie sie er geh­eim gewesen ist und wie sie morgen sein wird. Gie konperiert mit ber­ufe; a fraction and weiterhin in der Obstruction, sie benuzt , sagte, sich mit ihm zu vereinigen, ‚Für die politische und die Vorgänge in partei trob Het dort aufgebotenen” "Nedseligkeits und troß bes Senden lahmen Ptanifestes an die Wählerschaften nichts geändert. G Selbst die Proklamierung der Zur­ebung der Oestenftion it nur eine halbe Wahrheit. Denn in Wirk­ituation hat Er­lichkeit foll­ an die Stelle der technischen Obsteuftion, häufi­­ger intermittierend als bis­iebt. Die Totrednerei treten, es wird also wirklich im­ parlamentarischen Feuer,­ezerziert werden. Daraus erwächst für­ die Majorität die ernste Pflicht, sich an­ diesen­ Kämpfe mit allen ihr zu Gebote stehenden­ Mitteln zu beteiligen, daß sie fi are 0 bei Konferenz der Kojjuth- a­m­a · Air, RE sz x: a za 1do-Analysel * Herbert Silberer Mi Der Bsychologen ‚And Nicht, big in den Streifen , Merzte, sondern­, auch int gebildetet Publikum greift mehr “und mehr­ ein Streit um Den Wert und die Bedeutung der sogenannten Biucho-Melyse” um ff. Die Wiycho- Analyse it ein feelisches Vergliederungsverfahren, das in den FEN Jahren der­ geistreiche Wiener Nervenarzt P­ro­­fessor Dr. ©. Freud ausgearbeitet hat und das ich zur Aufdelung. .. der­ seelischen Ursahren nervöser und Hysteri­­fer Ersgeinungen in überraschender Weise geeignet­er­ 101e3. "Das Berblüffendste aber­ ist, daß eben dasselbe Ver­­fahren die Enträtselung der Träume ermöglicht, indem­­ es deren psychische Veranlassu­ngen aus tiefem Dunkel ans Tageslicht zieht." Der­ Begriff der „Traumdeutung“ hat damit eine Wiedergeburt erfahren. Frühen verstand man darunter das abergläubische V­oraussagen der Zukunft. Der moderne Traumanalytiker aben „deutet“ Gegenw­ärtiges aus dem Traum; aus dem scheinbar­­ unsinnigen Durch­­einander... das uns Morpheus vorgaufelt, erschließt er kunstvoll die, all. dem zugrunde liegenden Gedanken , und Bünstler der Traum is also, deutbar. Neitestens hat Freuds Schule mit einiger Kühnheit auch berjucht, ihr Meinzip der Geelenzergliederung auf Kuns­­twerse anzuimenden, in der Hoffnung, das Miejen des künstlerischen Schaffens auf diese Art errasen zu können. Von ihren­ Anhängern wird die Psycho-Analyse in den Simmel gehoben, von ihren Gegnern aufs härteste ver­­dammt. Ihr Charakterbild schwanzt sozusagen in der Ge­schichte.. Mankher­ erblicht, in­ dem Umstande, daß die steudischen­ Ideen aus den­ Merzterreifen immer mehr ins Bublitum dringen, ‚geradezu eine Gefahr, weil nämlich — was nit zu leugnen. it. — die Psycho-Analyse gerade jene Seelentiefen aufzuheben pflegt, deren sich der sittliche Mensch schämt. Die Psycho-Analyse it eine Art wissenschaftlich aus­­­­gestalteter Beichte, die dem­ seelischen Inventar des ihr unterzogenen Menschen mit unendliche Geduld bis im Die feinsten Berättelungen nachgeht. Man veranlagt die Bet­­uchsperson,­­ vom gegebenen­ Anknüpfungspunkten aus­­gehend, immer mehr zu erzählen und dabei „vom Hun­dertsten ins Tausendste” zu fommen; man wird dann in dem Wege des zutage tretenden Gedanken- und Erinnerungs­­materials geieilter­­ Knotenpunktte gewahr, die für das Gefühlsleben der betreffenden Persor dominierende Be­­deutung­ haben. Hier beginnt der Weg schm­ierig zu werden, denn er führt ins Intime. Die Geheimfächer der Seele sehen dem Eindringling (auf ohne Hinzutun der Bersuchsperson) eine kräftigen Widerstand entgegen. Ge­­rade dort sind aber sozusagen die minden Stellen der P­syche, auf die es bei der Untersuchung ankommt. Trot­zer Hemmungen unentwegt­ weiterforschend, legt man jene psychischen Wurzeln bloß, die juch im Dunkel des „Un­­bei­akten“ zu verstehen trachteten. . Die Licht seltenern Ele­­mente, welche man auf diese Art findet, entpuppen ich regelmäßig als das „Anstößige“; oder, genauen gesagt, als solche N­egungen und Gedanken, die dem sittlichen Wesen der betreffenden M Person unerträglich sind; also peinliche Erinnerungen, verbrecherische Tendenzen, sexuelle Triebe unliebsamer Art — furz alle jene Bestandstück des seelischen Inventars, aus denen sich der betreffende Mensch mühsa­n, „herausgearbeitet“, hat und von denen er sich nun frei wähnt. Sie müssen schweigen, weil sie Gegenjäbe des Charakters sind, den sich der betreffende Mensch­ anerzogen hat; und wenn sie, Die­ Unterirdischen, verjuchen, sich dennoch zu melden, so zwingt er sie sogleich in ihre Unter­­welt zurück: er erlaubt sich nicht, etwas zur denken, das zu sehr gegen ‚seine Anschauungen, seine Moral, sein Gefühl verstößt. Er­ läßt die Störenfriede, die in seinen eigenen Bauern wohnen, nicht zu Wort kommen. Die­ Störenfriede sind aber­ bloß, ne nicht tot. Sie gleichen den Titanen, die von den olympischen Göttern nicht zerschmettert, sondern bloß­ in die Tiefe des Tartaros gesperrt wurden. Dort warren sie des Augenblices,­ wo sie wieder emporsteigen können und ihre Häupter erheben in den Tag. Von ihren Versuchen, sich zu befreien, erbebt die Erde. Auch die titanischen Kräfte der Seele streben wuchtig empor. Und da sie sich im Licht des Bewuhrseins nicht ausleben dürfen, toben­­ sie im­ Finstern. Sie erzeugen Die­­­­ Träume und allerlei seelische Krankheiten (wie zum Beispiel handlungen, Plagangst ). Wenn­ davon die Rede ist, daß diese Lehre und ihre Verbreitung unter Nichtärzten schädlich wirken könnte, so ist wohl nur ihre Anwendung auf die Träume in Betracht zu ziehen; denn von den angefür durch die psycho-analytische Methode auffindbaren „unter­ irdischen“ Mächte der Seele sind nur die Träume Gemein­gut für die Irperimentierluft des Publikums. Betrachten wir also ein wenig den Traum und seine Analyse f­ührten Wirkungen der ‚Das Schwein träumt von Eichen, die Gans von Mais“, sagt ein Sprichwort, ‚Darin liegt die von Freud vertretene­ Lehre, beschaffen, dass Die, räumte Wunsch­­erfüllungen­­ sind, anchmal Erfüllungen von­­ banalen, alltäglichen Wünschen (wie wenn der Durstige von einem erfri­chenden XTrunk träumt), viel häufigen jedoch von „unterirdis­chen‘ Wünschen — um das fon. angewendete Bild wieder zu gebrauchen. Wer sich die Mühe nimmt, ernstlich und vorurteilslos Psycho-Analyse zu betreiben, wird dies bestätigt finden. Er wird­ auch draufformen, daß die scheinbaren­­„Sinnlosigkeiten“ des Traumes, nichts als Verkleidungen der ihm zugrunde liegenden Gebanten or Wünsch sind. » Einer Patientin Freuds träumt: „Ich will ein Souper geben, habe aber nichts vorrätig als etwas geräucherten Lachs. Ich­ denke­ daran, einkaufen zu gehen, erinnere mich aber, daß er Sonntag nachmittag it, wo alle­ Läden­ gesperrt sind. Ich will nun einigen Lieferanten telepho­ ""­nieren, aber das Telephon ist gestört. So Wund, ein Super zu geben, verzichten.“ Bei der Analyse erzählt­ die Träumerin nach leichtem Widerstreben, daß sie tags vorher eine Freundin besucht hat, auf die sie eifer­­süchtig it, weil ihr Mann diese Frau immer lobt. Zune Süd it die Freundin mager, während ihr Mann volle Körperformen liebt. Die Freundin sprach den Wunsch aus, stärker zu werden und fragte dann an: „Wann laden Sie uns wieder einmal ein? Man it immer so gut bei Ihnen.“ Eben hierauf bezieht sich das Souper des Traumes, der auf den Caf­es verhindert wird, kommt einer Wunsterfüllung im Sinne der Träumerin glei. Es spricht den durch die gute Lebensart natürlich unterdrückten Gedanken aus: „Ja freilich, Dich werde ich zum Essen laden, Damit ht bei nie . ;

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