Pester Lloyd, Februar 1912 (Jahrgang 59, nr. 40-51)
1912-02-16 / nr. 40
-.97xi,:Y-«,i—v-.k.,»»Es-III. . Ld — .—.-7-«!2«.1k!«:-.p-«’IEE . . «-..-c».-'--!. ran al, be ei) 8 # ét IR . PESTER LLOYD ? | Reifereitung des Ministerpräsidenten in mod Sam der Situation in den Händen der Majorität !i Der Heutige Tag war von bester Vorbedeutung. Die Majorität war bis auf wenige Írante oder in weiter Ferne weilende Mitglieder vollzählig versammelt und siel das Versprechen geleistet, in der nächsten Folge stets in imponierender Stärke den Verhandlungen des Reihetages beizumahnen. Wir fennen die Psyche des ungarischen laments aus einer fast vier Jahrzehnte langeneobachtung. An der ungarischen Gefäßgebung machte nichts so tiefen Eindruck, als Entschlossenheit und Aus Dauer. An Diese appellierte Graf Khuen-Hedervary in der Heutigen Konferenz der Majorität gleichfalls und sie wurden ihm duch das laute Echo, das seine Worte wecten, freudig zugesagt. Darum sind wir ohne Sorge für die Zukunft. Darum teilen wir die Zuversict, die der Ministerpräsident am Schlusse seiner Rede, ausgesprochen hat, dab der Sieg der Mehrheit des Parlaments zufallen mühe, weil das Grundgeiet des Parlamentarismus fordert, daß, der Wille der Majorität endlich nach schweren, bangen, Teid vollen zehn Jahren um jeden Preis zur vollen Geltung durchgejeßt werde ! « ; ae als vordem die Aebergengund, "daß der befindet. ® e. 20. Freitag, 16. Februar 1912 "valtımg Selambs? Toric, daftir, Dah die England und Deutschland. Budapest, 15. Februar: ‚Für die Wortkargheit der englischen Thronrede wird und wird Die geradezu sensationelle Schrehkehuie in den beiden Häusern des Parlaments reichlich entschädigt. Wenn der Führer der Opposition im Unterhause Bonar tam der Regierung einen Vorwurf daraus machte, daß der Beziehungen zu Deutschland in der königlichen Rede seine Erwähnung geschah, troßdem sie jeden Engländer lebhafter als die persische Frage berühren, so hatte er insofern um ze, als das derzeitige Verhältnis Großbritanniens zu ‚ Deutschland völkerrechtlich durchaus normal und fortert ist und eine separate Kennzeichnung desselben in der Thronrede gerade das Gegenteil dessen vermuten ließe. Daß man in London einer solchen Auffassung in weiten Bogen aus dem Wege gehen wollte, beweist eben die dbenswürdige Debatte, die sich aufbiese, wie es scheint, durchaus willkommene Anregung des Leaders der Unionisten im Hase der Gemeinen wie in jenem der Lords über die deutschenglischen Beziehungen entspann. Dem obpositionellen , Standpunkte Bonar Laws entsprach es freilich, wenn er sich zunächst jenen Mitton zunage machte, den die bekannte Glasgower Rede Winston Churchills eine Weile in Die Harmonie der Beratungen Lord Haldanes mit den allerkompetentesten bdeutichen Persönlichkeiten zu mengen geeignet erschien. Ebenso entspricht es aber echt englischem Brauche, wenn man in solchen Fällen, und solange Unstimmigkeiten von der Art derjenigen deutsch-englischen nicht gänzli aus der Welt geschafft werden, zwei Eisen im euer zu haben beliebt. Wenn auch Londoner Depeschen Darüber zu berichten willen, da es wegen der vielgenannten Rede des Lords der Admiralität zu Araeinandersehungen zwischen diesem und dem Premierminiter Asquith gekommen sei und teoßdem die dem Ministerpräsidenten sehr nahestehende „Westminster Gazette“ mit sichtlichem Eifer bestrebt ist, Churchillis Rede ganz auf seinen Konto zu jegen, dürfte man dennoch nicht ehlgehen, wenn man auch diese anscheinend unergründete nbgebung von jenem alten Brauche der britischen Diplomatie eingegeben und geboten betrachten wollte. Nicht nur um mit Bonars Law zu sprechen,in diesem Zweige der englischen auswärtigen Angelegenheiten,auch in einer ganzen Reihe wichtiger agen der inneren Politik bestehen,anscheinend b weite untere,bisher nicht recht aufgeklärte Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitiedern des Ministeriums Asquith.Wenn beispielsweise «Thronrede bloß von»Maßnahmen für einebesserve nicht nur zwischen Liberalen und Inländern, sondern auch im Code des Kabinetts Asquith ergeben haben, noch immer fortbestehen. Es dürfte übrigens einem späteren ‚Zeitpunkte bejedstehen bleiben, zu erraten, warum derselbe Marineminister Churchill gerade die Belfaster Metropole der protestantischen Unionisten auserkoren hat, um in derselben Ulster Hall in beredten Worten für Homerule einzutreten, wo sein berühmter Vater Lord Randolph Churchill vor einem Menschenalter die Schlachteufe Ulster will flight und Ulster will be right gegen Homerule ausstich. So wie der Homeruletag in Belfast verlief, bedeutete er eher einen Protest gegen als eine Demonstration für die völlige Autonomie Irlands. Kurz vorher waren 50.000 Presbyterianer aus dem Norden der grünen Insel erschienen, um den Marineminister vorweg zu desanouieren. Alle Redner betonten, daß die Presbyterianer den Katholiken Irlands unter seiner Bedingung eine herrschende Stellung zugestehen können. Nach all dem, was ich in Belfast zutrug, läßt sich eben nur schwer behaupten, ob der infolge seiner politischen Luftsprünge weithin bekannte Winston Chuxhill, tcop seiner intimen Freundschaft mit Lloyd George, ein aufrichtiger Vorkämpfer oder ein veritodter Gegner der irischen Selbstverwaltung sei. Eine ähnliche zweideutige Haltung soll der Lord der Admiralität auch in der Frauenstimmmechtsfrage befunden, und da wäre es durchaus nicht ausgeschlossen, wenn er, der Zweiseelentheorie zufolge, in Glasgow anders gesprochen hat, als Lord Haldane in Berlin zu wirken bestrebt war. „ 7. » Die Aeußerungen des Premierministers Herbert Asquith sind demgegenüber votr ungleich größerer Bedezktung.Mr.Asquith gab ganz freimütig zu,daß die Mission Lord Husldanes nicht nur im Einvernehmen mit der englischen Regierung erfolgt ist,sondern auch von dem aufrichtige anItschedhec leitenden englischen Staatsminister begleitet war,eine dauernde Verständigung zwischen Deutschland und England herbeizuführen.Gerandezu dematisch wirkt die Stelle in der Rede des Premiers,an der er gegen die Zmmutung protestierte,Großbritannien hätte im Sommer oder im Herbst des letzten Jahres eine Istmgriff auf Deutschland in Erwägung gezogen oder gar vorbereitet. Mit dem Brustton der Ueberzeugung eines een Kulturmenschen sprach der englische Minsterpräsident Die denkwürdigen Worte: „Ich schäme mich fast, einer so wilden und weitschweifenden Einbildungskraft zu widersprechen. Die ganze Erzählung ist eine reine Erfindung.“ Dieser Sab aus dem Munde des britischen Regierungschefs wird weit in die Welt schauen und sicherlich auch, die Betroffenen darüber Hinwegtrösfen, daß sie das Aulistengetöte eines diplomatischen Schauspiels für das Fanfarenzeichen eines grausamen Bölterschlachtens zu halten geneigt waren. Wenn Mr. Asqquith Dabei auch, der Mederzeugung Ausdruck verlieh, daß die besonderen Beziehungen, in denen Deutschland und Frankreich, zu anderen a fcht das eingelagender Beiweis ı gen Wunfe) jedes rechtig empfindenden Engländers hin a ffin stellte. In einem durchaus freundlichen Schlußafford Klangsiegelbewahrers Marquis of Creme aus. Sie darf gewissermaßen als sodann die Rede des Lord-Geheimeine Ergänzung und bedeutsamen er und Vervollständigung Aeußerungen de Mr. Mequitt angesprochen werden. Auch er bestätigte, daßs Lord Haldane auf Initiative des englischen Kabinetts nach Berlin reiste, und daß zwischen dem britischen Kriegsminister und den Vertretern der deutschen Regierung wichtige Besprechungen „ohne Vorurteil and mit größter Offenheit und größtem Freimut” stattgefunden haben. Nach Dem durchaus glaubwürdigen Beugnisse des edlen Lord-Geheimsiegelbewahrers hat man dem Abgesandten der Britischen Regierung in Berlin freundlichstes Entgegenformen befundet. Auch in der deutschen Hauptstadt zeigte man sich von dem Wunsche beseelt, alle bedauernswerten Mißverständnisse zu zerstreuen. Auch in Berlin wolle man „etwas wirklich und solidates" erreichen, ohne dadurch die beiderseits bestehenden Freundschaften und Verpflichtungen verschiedener Art irgendwe zu beeinträchtigen. Besonders wichtig in der Mode Lord Creiwes it aber der Cat, dass auch „der Anerkennung der Ansprüche, auf die Pläne in der Welt“ seinerlei ernste Hindersnisse und Bedenken im Wege stehen. Um diesen Punkt wurde eben bisher am heftigsten gestritten. Ihn behandelt auch die ministerielle „Westminster Gazette“ in ihrem offenbar eingegebenen Artikel. Das Blatt meint, die englische Doktrin sei nicht glückkich als Seeherrschaft bezeichnet worden und dürfe nicht in Ausdrücken definiert werden. Die eine fremde Macht beunruhigen, die Mistrauen in die englische Politik fett. Andererseits könne aber mich die Deutsche These von einer Flotte, Die start "genug, wäre, um England zu verhindern, seine Flotte zu gebrauchen, und Englands Suprematie aufs Spiel gehen würde, nicht aufgestellt werden, ohne unter den Engländern Unruhe und Mißitrauen zu erregen. . . « Aus Diesen Süben des mit den Intentionen der englischen Regierungsmänner genau vertrauten Artikel» Schreiber3 kann man ersehen, daß es trot allen noch so manches Hindernis zu beseitigen und so manches Mißverständnis zu zerstreuen gilt. Das wichtigste dabei wäre, daß es, wie Dies auch die Ausführungen des deutschen Reichskanzlers v. Bethmann-Holliweg beweisen, an gutem Willen in Berlin ebenso wenig mangelt wie in London. Die Verhandlungen, die Lord Haldane in der deutschen Hauptstadt geführt hat, waren zweifellos seine streng offiziellen und konnten einstweilen seinen anderen Wi haben, als den durchaus erfreulichen Stimmungswechsel, der und aus den denfiwirdigen Debatten in den beiden Häusern der beitlichen Gesetgebung so wohltuend entgegenklingt .»en Homerules und Augen wie eine verwunschene Prinzessin, sie mächst wohl der egeterggestr gy mitten aus dem Herzen, sie blüht in der Luft und hat einen heißen Atem, kommt gärtlich näher, legt eine heike, feuchte Frauenhand auf ‚unsere Stirn und hat viele, fleischige, giftig süße Blätter, zehn, zwanzig, hundert, tausend . . . Du wirst wirr und betrunken, willst hat sie alle zählen — — die sonderbare Blume it aus einer Wand gestiegen, aus einer ganz ruhigen, ehrlichen, gejitteten Wand. (Es war nur, weil wir damals das Fieber hatten, das uns in diesen Wänden nutzte . . . darum Haben die schönen, botanisch regelrechten Blumen an der Mauer b tolle Streiche gemacht und hätten uns am Ende noch ja fer verstrict und betäubt, daß wir noch unter ihnen verjunfen und vergangen wären, die Blumen, die im Krankenzimmer an den Wänden wuchsen, an Wänden, die seltsam schaufelten und wanften. Wie das nun wieder ist. Vier Wände. Von einer penetranten Fröhlichkeit, von einer Lichten, seitlichen Anmut, mit wißigen Schnörfeln durchwirkt, geradezu darauf ‚ausgehend, einem das Leben beföndlich und genußvoll zu gestalten. In der Ehe ein schönes, gutmütiges Bild — und viele fröhliche Dinge über gepolsterten Stühlen, und Doc, am Diesen Wänden Elebt ein fomischer, entjelicher Schmerz, etwas wie eine Tragödie zwischen vernügten Ohmaffen. Er war einmal ein Zahnarzt, der hatte eine so penetrante Fröhlichkeit in den Tapeten. "Der runde Ring des Lebens schlingt sich schließlich durch Hundert Zimmer, von denen über vielen Nichtigkeiten und Wichtigkeiten der inneren Zurichtung immer als das Dauerhafteste eine der vier festen Mauern in der Erinnerung geblieben it; als ein breiter, gutmütiger ‚Riese, an dem Die Heinen Geister der Stimmung herumklettern können, wenn sie aus der Pandorabüchse tausendfältiger Eindrücke befreit, ins Berwußtsein Hinausflattern. Man vergißt die himmelblaue Tapete nicht, die einmal das Bett über eine selige Stunde spannte, vergißt niemals Farbe und Beichnung, die über jene Wände glitten, an denen die Geufter atemloser Liebeszeiten unruhvoll zerbrachen; niemals die traurige Schmwüle armseligen Prunfes, der die Wände kleiner Dirnenkabinette bekleidete, und nicht Die nüchterne Ebenfäligkeit frierender Hotelwände, die haftende Neifende in Falter einfamfeit beherbergten. Siebenundzwanzig gleichförmige Sterne waren in einer langweiligen Reihe an den Wänden, die jenes Binunter begrenzten, in dem man mit einem zappeligen, gierigen Herrn die ersten Dummbheiten auf kurzstiftige Wechsel machte, und zwei wirkend edelbraune, schreclich langweilige Streifen an den Mauern, unter deren feudalem Schub man Halbe Tage lang antichambrierte, ehe man vor hochgestrenge Großmächtige treten durfte. Und ein seliges blaues Meer, von Kränzen und Rosen überträgt, rauscht über die Wände, in denen du zu Hause bist, wo du dein Heim mit einer Frau und einem Slinde teilst. In der Heimatlosigkeit dieser Wandertage täuschen die vier braven, starren Mauern mit ihrer abschliegenden, befejütenden und begrenzenden Fertigkeit Ziel und Heimat und Ufer in der großen wirren See vor. Darum sind sie vielleicht das Bleibende in den Erinnerungen, wenn Der Schauplat und die Begebenheiten des Lebens unsicher und wartend geworden sind. Darum soll auch feiner ohne feierliche Teilnahme an den zerbrödelnden Mauern vorübergehen, doch die eine bunte Tapete, ein Gtad bemalter und Schimmert und von den Menschen zu erzählen weis. Zumindest feiner, der es als etwas Rührendes spürt, wenn mit den tiefen Wänden die kleinen, eng umhegten Heimstätten fallen, von denen menschliche Untreue, der Spishaden der Demolierer nichts übrig ließ als eine verschämte, von Hundert persönlichen Dingen überhauchte und von vielen Geheimnissen gefragte Mauer. Aus dem Reichstage «" B’udaspest,15.Febrnar Dasngnwtenhqungste meinen agwbschen Charakterzugs zur Schau trug«zeigte herzste,daß wir in nicht geringerent Maße auch eine Juristennation sind.Von zwhI Vorlagen,die unsere erste Kammer in einem Zeitraume von etwas mehr als zwei Stunden texledlich waren sieben juristischer Natur und«dagabesch«erdret·en wahrhaftige Debatten.Der frühere Sckaatssekretär im Justizministerium und nachheriger zweite Präsident der königlichen Kurie Geheimer Rat Gazwvs.B·etnksth unterzog die Novelle zur Justizorganisation einer scharfen Sheitil. Teoßdem der Nedner , dem guten Willen des Justizministers Anerkennung zollte, verurteilte er dennoch die Struktur und mehrere Bestimmungen des Entwurfes, von denen er durchaus nicht die versprochenen Wirkungen erwartet. Sehr eingehend behandelte der Redner die Advokatenfrage, zu deren Sanierung er als einziges Mittel den numerus clausus bestrachtet. Der Justizminister Dr. Franz Szétely hatte Leichtes Spiel, die Bedenken des Vorredners zu entkräften. Dem Magnatenhaufe gereicht es jedenfalls zum Ehre, das. es dem Justigzminister zustimmte, als er erklärte, den numerus clausus im Prinzip nicht zu billigen und nur als äußerstes Mittel annehmen zu wollen. «Die anderen zwei Redner der heutigen Sitzung rektruktiertes sich aus dem katholischen Episkopast.Bischof Arpád Vårady unterstützte die quasi des Mädchenhandels abgeschlossene Konvention und empfahl der Aufmerksamkeit der Regierung die Tätigkeit der ungarischen St.-Ladislaus-Gesellschaft, an deren Spike der Redner seit Jahren‘ erfolgreich wirkt. " Bischof Julius Glattfelder aber benütze die Konvention ‘gegen Die Pornographie als Gelegenheit, um die Regierung sit ersuhren, die gegen diese Auswüchse der Literatur bestehenden gejeglichen Verfügungen streng zu handhaben. Beide Redner fanden lebhafte Zustimmung. Fofita , der diamantenen Hochzeit desrzherzogs Rainer. Schließlich gedachte der Vizepräsident Baron Samuel Vizepräsident Baron Samuel Yófita eröffnet die Sigung des Magnatenhauses um 30 Uhr nachmittags. Schriftführer: Graf Viktor Szechenyi, Graf Bartholomäus Széchényi. Von der Regierung ist erschienen: Justizminister Dr. Franz Szétety. . Der Einlauf. Präsident meldet,Baron Bala Tallian habe die die Alters-und die Vermögensqualifikation beweisenden Dokumente mit dem Ersuchen um Aufnahme in die Mitgliederliste des Magnatenhauses unterbreitet.Das Gesuch wird an den Verifikationsausschuss geleitet. Die Tagesordnung. Folgt die Verhandlung der Novelle zur Justizeorganisation. Geheimer Rat Géza Bernáth findet den Gelegentwurf eigentlich für überflüssig, wenn der Justizeminister die neue Zivilprogehordnung am 1. Januar einzuführen ses . . Se