Pester Lloyd, März 1912 (Jahrgang 59, nr. 52-64)

1912-03-01 / nr. 52

Abonnement: sp Pakapsenr Geiste 4a halbst beie­lj ährig 17 K., monatlich 4 K. "Für das Inland: Ganzjäh­rig 48 K., halb­ rif nt Ti szárotjanáe 18 Fé; namen Italien« bei der News Exchange 59. Iahrgang. _ MORGENBLATT -­­Sudapeft, Freitag, 1. März 1919. Rud. Mosse, J. Rafael, H. Schalek Im A : Berlin : f Moss; Dresden : Invaıldendank ; Paris; ion -£ - dones Einzeln : Morgenblatt in Ba. 12 Hel­­ler, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration: V., Mária Valeria-uteza 12%. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen nr. 52. — . ha . tede um Budapeft, 29. Februar: Was gestern eine gefürchtete Möglichkeit­ war, ist heute zur furchtbaren Tatsache geworden. Der englische Riesen­, streif it ausgebrochen. Die Minen sind geschlossen. “Das­ Gespenst der Lomb­ardie durchhsanst grauenerregend Das dreieinige Königreich. Seit den Tagen des großen­ Bauern­­krieges vor fast sieben Jahrhunderten hat es seine so verhängnisvolle Ar­beiterrevolte gegeben. Auf damals imimallohn und Arbeitsdinter­ gestritten. In hellen Erhaten zogen Aderbauchbeiter und Webergesellen nach London. Auf Bladheath, der dunklen Heide,­ hatten sie ihr Lager aufgeschlagen. Sie entboten den König vor . fi. Richard II. kam die Themse entlang und als die Verhandlungen fehlschlugen, flüchtete er mit dem Erzbischof von Canterbury auf den Tower. Den erstürm­ten die Aus­­ländischen am 14. Juni 1838, und jebt erst erließ der König das berühmte Arbeitsgefett, das „dreißig Schreiber tagelang­ beschäftigte“. Der arbeiterfeindliche E­rzbischof ward inzwischen getötet. Doch was waren die 20.000 Land­­arbeiter, die diesen denkwürdigen Umsturz vollzogen, gegen jene Millionen, die in den nächsten Tagen in England, Schottland und Wales die Arbeit niederlegen werden? Mit seiner jüngsten Rede in Manchester hat Sir Edward Grey den drohenden Streik die größte nationale Katastrophe ‚genannt, De England in seiner Geschichte jemals gesehen habe. Der Gab it­ei geiferlos richtig. Die Kohle it die eigentliche wirtschaftliche Währung Englands. Auf Kohlen­­bergwerfen und Eisenerz gelagert, hat Großbritannien seine Industrie ins Unermeßliche erweitert und­ nur diese sodann einen Ciegeslauf um die Welt, angetreten. Seine Kohlenproduktion beträgt fast ein Drittel der ge­­samten Weltausbeute. Die englische Kohle erhält: Die Riefeniierstätte der gewaltigsten Industrie des Exrdfreifes im Betriebe. Mit Kohle bezahlt das englische Bolt einen guten Teil seiner Alltagsbedingnise­ gegen­ Kohle tauscht es seine unentbehrlichsten­ Nahrungsmittel ein. Die Miners Federation of Great Britain it überdies _ Die geschlossenste und mächtigste Organisation.­ der englis­­c amtliche Kohlenarbeiter, die Zahl ihrer Mitglieder je eine Million. Ein Kohlenarbeiterausstand in England febt­ jedoch gleich mehrere Millionen Arbeiter auf das Pflaster. Im Jahre 1910 betrug die Zahl der Grubenarbeiter im Ber­­geinigten Köttigteicje 830.000, Hottischen Arbeiterschaft. Sie ur­faßt . beinahe der Oberfläche t waren att herden­ 190.000 Menschen im­ Kohlertbergbau beschäftigt. Unmittelbar betroffen erscheinen aber bei einem derartigen Ausstande auch noch 950.000 Textil- und 60.000 Metall­arbeiter. Dann folgen in unheimlichen Nacheinander die Eisennwerfe und Zementfabriken, die Eisenbahnverwaltungen und Nähfadenbetriebe. .Es­ gibt seinen Zweig menschlichen Erwerbfleißes, der duch einen allgemeinen Kohlenausstand in England nicht empfindlich betroffen würde. Ein Reserve­­fonds von 50 Millionen Kronen ermöglicht eine mehr­­wöchige­­ Arbeitsfeier. Zu alldem käme auch noch der Sympathiestreit der ausländischen Genossen. Der drohende Nierenstreit überschattete seit Wochen alle anderen Ereignisse. Ein Berg von Kohlen wurde aufgestapelt. Der Preis der Kohle begann unheimlich in 1 bie. Opbe quofinelen und bene, von. 2 auf 0 Si­ling zu steigen. Die Grubenbefiter haben dabei vielleicht die Prämie auf den :Gfreik: verdient.» Die­ frierenden ' Armen Londons standen jedoch schon in den rechten Tagen ‚der Verzweiflung , nahe. Die­ Ziwiic­enhändler mit Kohle trugen: zur allgemeinen »Berwirrung bei, indem sie den unheilversündenden: Zwist:zu weiteren Preistreibereien auswüßten.: Die Stimmung in der Bevölkerung war zu Ende der festen Woche: derart : erhibt, : daß; viele zu der Ansicht : neigten, : e3 set: vielleicht am besten, wenn der­­: Streit ehestens , Scharf­ und Turz ausgefochten würde. Das unbeteiligte große Publikum stand und steht dabei nicht gerade: auf Seiten der Arbeiter, trot der rührigen Agita­­tion, die ihre Führer (Enoch), Edwards und­­ Abraham entfalteten. Um Hungerlöhne handelt es fü­r einestwegs. Die Bewegung rwar indes schon von langer Hand­­ vor­­bereitet und tam keineswegs überraschend. Sie w wurde von Fernerbildenden schon seit­ dem Sabre­ 1909 voraus­­gesehen. Damals ward der achtstündige Arbeitstag in den englischen Kohlenwerken eingeführt! Dun Diese Zeit und Arbeitsfühzung erlitten­­ die Bergarbeiter seine beträchtliche Einbuße­­ am­ bisherigen «Einkommen, nachdem füch ihre M Wochenlöhre Schon, in­ der „Zwischenzeit, seit 1901,­­ ohnehin un 200.000 Pfund Sterling verringert hatten. Im Jahre 1909 ‚erfuhren die­ Wocenlöhne eine­ weitere: ‚Abnahme um 56.000 Pfund. Me. Asquith­ hat selbst­ zugegeben, daß sich die Erwerbsfähigkeit des Grubenarbeiters­­ inner­halb einer Dekade durchschnittlich um­­ 48 Prozent ver­­mindert­ habe. Das alles nährte die von der unabhängi­­gen Arbeiterpartei eingeleitete wiljte Agitation im Inter­­esse der Einführung und gegeblichen­­ Festlegung eines Mindestlohntages ohne Rückkühr auf das geförderte Er­zeugnis.. . nf " Am 12. Januar: 3. war die dreitägige Abstimmung unter den Mitgliedern der großen­ Gewerkschaft der ohlen­­arbeiter in England, Wales und Schottland zu Ende ge­kommen. Die mit Ja oder Nein zu beant­wortende Frage lautete: „Sind Sie dafür, das zur Durchseßung des grund­­füßlichen Minimallofnes für jeden Mann und­ Halb­­ae der, in dem Bergiwerk­­ arbeitet, gekündigt wird?” Am­ nächsten Donnerstag mire das Ergebnis in Birmingham verkündet. Die erforderliche Amtidrittelmehrheit war vorhanden. Die Kündigungen er­folgten­ in allem Pristriktem und traten Heute in Kraft. Mehr als­­ z­weitausend Bergarbeiter " in Chesterfield und Derbyshire " haben schon , Montag die Arbeit niedergelegt. Seither waren alle Blice auf die legten Konferenzen. Der Minenbesitzer und Bergarbeiter­­­ delegierten mit den Ministern Asgquith, Grey, Burton und auf den unermüdlichen Friedensstifter Sir ©. NR. Asquith geheftet. Der englische Ausbruch minimum vage ist inso­­fern nicht ganz deutlich, weil es sich hier nicht so sehr um die Garantierung eines bestimmten Einkommens, als viel­­mehr um den von den Arbeitern einmütig geforderten­­ Bruch mit dem bisherigen System der Pfordlöhne han­­delt. Große Bruchteile der englischen Kohlenarbeiter unter Grund beziehen schon rebt feste Löhne. Hingegen sind die Häuer, die im Bergiverte die gelernte Arbeiterschaft dar­stellen, in der Regel im Stück­hm beschäftigt. Der Minimal Town sollte nicht­ für das­ ganze Land derselbe sein, sondern distriktweise­­ festgestellt werden, beziehungsweise zwischen­ 6% und 8 Shilling variieren. Sie Stubenhefiker­en sie allmählich­­ zur grundfäßlichen Anerkennung Dieseg Minimaltages­ herbeigelassen,, forderten aber ihrerseits Bürgschaften­ gegen Faulheit, Böswilligkeit und Lästigkeit einzelner Arbeiter und stellten dem Verlangen nach Mindest. Löhnen ihrerseits­ die Forderung: der Garantie einer Mindest­­arbeitsleistung ‚von Seiten der Arbeiter entgegen.­­Der springende Punkt lag i­n der letzten Zeit in Südos­twales. Die Mittel der dortigen Grubenbenölierung er­schienen duch den längeren Ausstand der­­iebten Jahre erschöpft. ». Troß des­ Entgegenkommens der. Grubenbesiter in der’ Frage der Mindestlöhne am fehmv­erigen Förderungs- Stellen, wollten die Gewerfvereinler dort­ von einer Betz­erten ar ‚Großbritannien­­. s­. — ee máma .­ « . A feülleton. Königliches Opernhaus. . Das Műöchen des Bettena" Oper in­ drei Aufzügen. Ort von­­ Civinini und G. Zangarimi. Mufik von Giacomo Puccini. Bon August Beer. Puccini liebt»«in«seine 11 neueste 11 Opertt die Stau­­p­lätze,die Bedicktveit,gleich ein paar tausends Kilometer, von dem alten Europa und seiner ehrwürdigen Kultur entfernt liegen. In seinem legten Dreiafter it er nach dem­ fernen Diten gezogen, bis in das Reich des Mikado, um sich für eine tragische Geisha zu begeistern, die großen Schmerzen der Kleinen Butterfly zu besingen. Und um sich bei Dieser Gelegenheit auch ein bißchen an japanischer Bolfsmufti, an den verschiedenen Plikantterien der Ganz­­donttala zut erfrischen. Vielleicht hat ihn jett der Reiz des Erotischen, mufikalisch und zertlich genommen, nach der anderen Richtung gelobt, nach Kaliforniens Goldminen, nach dem Wildiwest Amerikas. Wo es von zweifelhaftem­, aus allen Weltgegenden zusammengefegtem, Bolte mim­melt, wo noch ein Nachklang indianischer Boltsgesänge in der Luft zittert. Auch die vielerörterte Annahme it nicht von der Hand zu weilen, der in die Komposition Aristice Dankbarkeitsmotive hineinspielten. Den Ameri­­kanern, die ihn stets mit offenen Armen oa men, seiner früheren Mufii zujubelten, als Gegenges dient eine Oper, die auf ihren­ ureigenen Boden spielt, so recht nach ihrem Geldmach zubereitet it. Und ein Amerikaner hatte ihm den geliefert, der vielbeliebte David Belasco, der Son mit­ seinem Dramolet ‚Madame Butterfly” den Maestto zu der gleichnamigen Oper angeregt hat und ihm nun auf sein unzählige Male gegebenes Sensotionsitid „Ihe „Girl, of, the golden West“ für musikalische, Einkleidung. überließ. Der amerikanische Schriftsteller tat sogar ein­ übriges, inszenierte selbst die Uraufführung im Netwyorker Metropolitan-Theater,­­wobei er seine genauen kalifornischen Kenntnisse von Zand und Leuten mit Glanz auf der Opernbühne verwerten konnte. Here Belasco war auch sonst nicht engherzig, be­­stand nicht im geringsten auf der strengen Legart seines Originaldramas, gestattete tiefgreifende Aenderungen in der Handlung, im dramatischen Aufbau, wie sie den Text verfassern und natürlich auch dem Komponisten selbst am zuträglichsten erscheinen mochten. Der Schlukakt der Oper wurde sogar gänzlich ausgew­echselt. Aber so­lwhe so ist ein Banditenstück daraus geworden, Treib- und Hebjagd auf einen Räuberhauptmann, der jene unm­irtliche Gegend um die Mitte des vorigen Jahrhunderts unsicher machte, und auf dessen Kopf ein hoher Preis ausgefest­et. Alle Ban­ditenroman iit mit dem gewinlten­baren Stich ins Boule­­vardm­äßige,­­mit grellen, jeher abenteuerlichen, bis ins Krafte ersonnenen Vorgängen. Mit dich aufgetragenen Farben, mit Rühr- und Schrecensszenen, wo die Mitleids­­träne­ friert oder der Atem des Zuschauers zu stehen be­­ginnt. Mit geradlinig eingestellten Figuren, denen eine tiefere psychologische Zeichnung mangelt und die man so nehmen muß, wie sie eben getwachsen sind. Weder das Textbuch noch das Drama selbst dürfen auf literarische Wertung Anspruch erheben. Das sei gleich vorweg fest­gestellt. Wer aber da weiß, wie oft das Forresteste „Lite­­rat“ in Harmlosigkeit oder Lange­eile umschlägt, der­­ nicht um jeden Preis an manche Dinge feinen Witz oder ironische Ba Bunt hängen will, muß Docd gi geben, daß­ es in diesen Grade an theaterwirifanten, an padenden und überraschenden Vorgängen keineswegs fehlt. Da haufen die Goldaraber, in einer einsamen Agente. Das ist in diesen Bergen, für sie, ein unentbehrliches Lokal, Zusammenkunftsort, Berpflegsanstalt, Spielhölle, Tangboden­ und Schule. Ia wirklich auch­ eine Schule. 12a Hoden sie und. Taufgen. den Offenbarungen ihrer Unemde,­ Bei argen Wind und Wetter wird Minnie vor Johnson in ihre Hütte begleitet, wo ein Indianerpaar die Bedienung besorgt. Zwischen der Hausfraw, und ihre Gatte gibt es bald verliebte Aussprache, zärtliche Er­armung. Draußen heult immer wilder der Schneefkur Minnie, will den­ Geliebten nicht fortlafen, überläßt ich ihr­ eigenes Bett, zieht vorsorglich die Gardinen zusam­men, bereitet sie beim Kamin ein Nachtlager. Da tritt t Scherif mit­ einigen Leuten in Die Suche, Ex­it auf b \

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