Pester Lloyd, Oktober 1912 (Jahrgang 59, nr. 244-257)

1912-10-16 / nr. 244

»III-MkI«1·"««c:«).78mg . Die auswärtige Situation. (Telegramm Des ‚Beiter Lloyd) Wien, 15. Oktober. Die Meldung , von der Unterzreinung des Friedens in Dudy ist hier mit der größten Genugtuung aufgenommen worden. In den politi­­schen Sreifen wird daran erinnert, daß Oesterreich-Ungarn schon.in einem früheren Stadium der zwischen der Türkei­­ und Italien ausgebrochenen Konflikte auf die in den ‚Interessen der beiden Staaten begründete Notwendigkeit ‘ eines diebaldigen, für beide Teile ehrenvollen Friedens­ Schlusses ‘hingewiesen habe. Die ungünstigen Nachrichten, "Die in den legten Tagen aus Duchy Famen, die ıb­erivat­­­ tete. Verzögerung­ des so­­ lange erwarteten Er­eignisses ver­­stärfeım noch den Eindruck der nunmehr vollzogenen hoch erfreulichen Tatsache. Es ist damit von Europa, das du­rch ‚den­ türkisch-italienischen Waffengang so vielfach in Mit­­­­leidenschaft gezogen und in beständiger nervöser Spannung gehalten war, ein schwerer Druck genommen. Allerdings entbehrt die Meldung vom türkisch-italieni­­schen Friedensschluß auch nicht eines bitteren Bei­­geschmads. Denn man muß daraus, dab die Pforte sic­h enti­loß, ihren Unterhändlern in­ der Schweiz die Er­­laubnis zur Unterfertigung , des Friedensdokuments zu je die logische Folgerung ziehen, daß­ sie dabei den T­od einer furchtbar ernsten Stunde gehorchte; der Stunde, da die Würfel über Krieg und Frieden schon im „Becher geschüttelt werden und­­ der volle Ausbruch des­­ staaten Balkankrieges unmittelbar bevorsteht. Noch weiß man nicht, wie die Türkei sich gegenüber den ihre überreichten Noten, der­ Balkan verhalten wird. Genaue­r Kenner der Situation. Die zugleich mit den Intentionen der maßs­gebenden Seite in S Konstantinopel wohlvertraut sind, sind der Meinung, daß die Pforte­,die Note entweder überhaupt nicht oder mit einer entscheidenden Handlung, der Abberu­­‚tung­ ihrer Vertreter­­in, den Balkan­­hauptstädten beantworten werde. Auch die ‚aus den Balkanhauptstädten vorliegenden­­ Nachrichten ‚lassen erkennen, daß man daselbst auf eine solche Stellung­­‚nahme der Pforte gefaßt ist. So drängen die Ereignisse ‚zur letten Entscheidung, und [den in der aller­nächsten Zeit werden wir mitten in einem Kriege stehen der die Empfindungen der europäischen Belfer in ihren Tiefen auf­wühlen wird. , Die Balkanstaaten haben eine schwere Verantiwortung auf sich geladen. Aber da dieser Krieg nun einmal nicht mehr aufzuhalten ist, liegt fortan auch auf Europa der­­ Strnd einer großen moralischen Verantwortung. Es darf nichts gesagt und darf nichts getan werden, wodurch die „eben erst gek­onnene Zuversucht der europäischen Wölfer­­ erschüttert “­erden könnte, da die Kabinette der Großmächte an jener­ Einigkeit "fest­halten werden, die den Schubwall zw­isschen dem in Slämm­en stehenden Balkan und dem übrigen Europa bildet. ‚Leider scheint es, daß die aus­­dieser Verantwortung fr­­eigebenden Pflichten nicht überall genügend umer­­kannt­ werden. Noch it der Krieg nicht offiziell erklärt und­ schon flattern allerlei Gerüchte auf, die die offen­­fundige­ Tendenz verfolgen, die Großmächte untereinander zu verlegen. Schon heute wird bald England, bald Ruß­­land, bald­ Oesterreich-Ungarn - Europa als jene Macht vorgestellt, die an der Entfesselung des europäifschen Krieges jEulde trägt und die ihre eigensüchtigen Interessen dem europäischen Gesamtinteresse nicht unterordnen und ss zu seinerlei Konzessionen versehen wird. Es ist ein trattriges Zeichen der Zeit, da­ es notwendig it, exit ausdrücklich zu erklären, daß alle diese Dar­stellungen unbegründet, daß sie jedenfalls nicht in den Dispositionen der europäischen Kabinette be­gründet sind. Das gegenseitige Vertrauen zwischen den Großmächten ist uner­haft­tert und deswegen Hoffen sie auch heute noch, daß­ Groß aller Schwierigkeiten, welche die Si­­tuation nach dem­­ Balkankriege gewiß bieten wird, die Grundlage zu finden sein werde, die ein allseitiges Einvernehmen und eine friedliche Lösung ermöglicht Der gute Mut, mit dem speziell unsere öffentliche Meinung diesbezüglich in die Zukunft blickt, Hat seine Duelle gewiß auch in dem guten Ger­issen, das Oesterreich-Ungarn haben Darf ala jene Macht, die bisher alles vermieden hat, was die Erregung in Europa hätte steigern können. Er­st aber ruhig war die Sprache unserer reitenden Staatsmänner, voll Rücksicht Die Art der parlam­entarischen Behandlung der militärischen Bedürfnisse, und auch die Tatsache, daß Oesterreich-Ungarn, obwohl in erster Linie von den möglichen Matwirkungen des Baltanfonflifts bedroht, Eeimerlei militärische Maßnahmen getroffen hat, wird die Monarchie sich als eine verdienstliche Enthaltssamkeit vor Europa gutschreiben dürfen. MWeberall, 00. man an unsere Haltung den Makstab der Objekti­­vität­ und Loyalität anzulegen gewilli tt, wird man ans erkennen müssen, daß Vorwürfe in der Richtung, als ob Deiterrei-Ungarn doch den Plan eines wilden Uhr­­geizes den Frieden des Erdteils irgend­wie gefährden wolle, Ducchaus unbegründet seien und nur markante Zatsachen widerlegt werden. Wir besigen ein Anrecht darauf, daß, Europa j­ung Vertrauen hat, so wie wir Vertrauen zu allen Mächten haben, und da die wertvollen, unziweideutigen ‘sriedens­­erklärungen ihrer leitenden Politiker in dem Geiste akzep­­tiert werden, in dem­ sie gegeben wurden. Auf diesem Ver­­trauen beruht die erstaunliche Nähe, die unsren Publikum gegenüber der Balkankrise bewahrt, Natürlich kann Diese Zuversicht Feine Bürgischaft gegen alle Eventualitäten bieten, die der Krieg plönlich aus den Tiefen hervorsteigen lassen kann. Aber das Vertrauen in die Solidarität des euro­­päischen Konzerts bietet uns allerdings eine Gewähr dafür, daß allein betreff­ dver Ballonange­­legenheiten fünfzig von den Mächten zu unternehmenden Einshritte von jener Ob­­jektivität und Besonnenheit inspiriert sein werden, die geeignet erscheinen, un­angenehme Leberrajigungen auszuschal­ten, wie sie in einem Teile des europäischen Buclifung bald erwünscht und bald­ befürchtet werden. Wir haben seinen Grund, anzunehm­en, ja wir Dürfen nicht annehmen, dab die Erklärungen aller­ europäischen Kabinette über die Aufrechterhaltung des Status quo und über das zu voll bringende Reformmerk in der sTürfer nicht von demselben Geiste der Aufrichtigkeit eingegeben waren, der die Haltung unserer­politis kennzeichnet. Wir haben zu einen solchen Einweifel um­so weniger Anlaß in dem­ Augenblick, in dem die französische Molitif d­urch die Anregung der Idee einer Konferenz von neuem sowohl die eminente Frieden­liebe der Republik als aug ihren festen Glauben auf die dur di K­riegsereig­nisse nicht zu erschütternde Fertigkeit des Konzerts bekräftigt. ; " ’ § .­.. Mittwoch, 16. Oktober 1912 '. ’ sp-Verzrieg. B"u.dapest,15.Oktober­. Dis-Eceigc1­isse gerne den Pessimistenrecht,und wenn auch viele selbst gegen­ die tief innerste Ueberzeugungs noch immer eine friedliche Beilegung­ der schweren Differenzen erhofften—es ist ni­cht and­ers.Was csifchy kaum einen TaMsa­rsch von unserer süd­lichsten Grenze abspielt,ist» ganz­ ernster Krieg«;freilich bloßt der Anfang des Krieges« aber für den Weginn isteserttst.get1ugs. « Da«ßs»es Montenegro wich­,das detrs Anfa­ng mach­te,ist»nur nat­ürlich.Seine Mobilisierung wvsac in einigen Tag­en beendet,da der ganze Vorgang sich­ auf die Verlautbarung des Mobilisierungsbefehls und die darauf erfolgte Einladung der Mannschaft beschränkte. Große Trains, Heeresanstalten usw.,­­deren Aufstellung und Berz­­chiebung bei anderen Armeen viel­­ Zeit erfordert, begibt Montenegro nicht, und so standen die vier Divisionen bald kampfbereit da. Diese mum untätig versammelt zu Halten, zu verpflegen, bis die in der Mobilisierung viel langsameren Staaten Serbien und Bulgarien ihre Schlagfertigkeit er­langt haben, das hätte nicht nur eine­ finanzielle Schädi­­gung Montenegros bedeutet, es, wäre auch ein Fehler ge­­bwesen sowohl vom­ Standpunkte des Balkanb­undes, wie auch ganz speziell von Standpunkte Montenegros, "den wußte, daß ihm gegenüber nur schwache türkische Kräfte standen, und Dag es diesen andy nach der um so vieles später durchgeführten türkischen Mobilisie­­rung noch immer überlegen sein wird. Das Operations­­objekt — die Ebene und die Küste von Ciutari —, im dessentwillen es zu Felde zog, lag vor ihm und konnte vor­aussichtlich in einigen Wochen erobert sein. Von den be­­teiligten Balkanstaaten hat Montenegro, als der finanziell ärmste, am Dringendsten das militärische Ariom fich vor Augen zu halten, daß man den Krieg und damit den größten Teil der Kriegslasten auf feindliches Gebiet zu tragen sic) bestreben soll. Im Interesse des Balkanbundes s­ar es, daß, Montenegro, früher Totschlage, weil man dadurch die Türkei zu verleiten hoffte, daß­ sie Kräfte gegen Montenegro verschiebt und so Die Chancen "des großen, entscheidenden Kampfes zwischen dem­ türkischen Heer und den voraussichtlich vereint auftretenden Truppen Bulgar­­iens und Serbiens zugunsten der leiteren verbessert. Diesen Gefallen hat die Türkei den Verbündeten wohl nicht erwiesen, sie muß aber dafür nun dulden, dass die Lebermacht der Montenegriner mehr oder minder blutige Siege über die vereinzelten türkischen Bosten und Sarnisonen erringt. Montenegro hat seine Hauptkraft offenbar gegen Sfutart in Berregung gelöst, während General Bufotics vierzig Kilometer nordöstlich der auf 14. Oktober ge­­fallenen Feste uzi in das Q­uellgebiet des Lim einge­brochen ist, aber bei dem am Blavasee gelegenen Gusinje auf hartnädigen Widerstand stieß. Einer Dritten monte­negrinischen Gruppe fiel offenbar die Aufgabe zu, noch weiter nördlich, bei Berane, die Grenze zu­­ überschreiten und im Sandikat Novibazar die türkischen Truppen feste­zuhalten und mit Unterfrügung der serbisch gesinnten eci die m­ontenegrinische Herrschaft dort auszu­­reiten.­­ Sinfonien und Sonaten. Seine Geldverhältnisse nötigten ihn aber nach Hannover zurückzukehren, wo er schließlich­­ ein zurückgezogenes Leben führte und sein berühmtestes Wort, den „Umgang mit Menschen“ schrieb. Es gelang ihn, „eine hannoversche Staatsanstellung zu er­­halten. Er wurde zum Landcrost, Oberhauptman­n und­­ Scholachen in­ Bremen ernannt, wohin er 1791, fon. Owerfranf, übersiedelte. Dort bewahrte er sich seine Schaffenslust, die Heiterkeit seines Gemüts und seinen föstlichen Humor bis zu seinem Tode. Noch nicht vier­­aundbierzig Jahre alt, starb er; seine sterblichen Weberreste " manrerishe , Knigge gewesen sein sol, “haufen einen Gedächtnisstein wirden in der Domfirche zu Bremen beigefest. Eine frei­ Cette, die „Unbekannten“, deren Stifter errichtete ihm­ in Nenters­­mit der Inschrift: „Zum­­ Andenken des v. Knigge von den Unbekannten.“ Er war also ein vielgewandter, höchst­­enntnisreicher, vorurteilsloser und Scharfsinniger Mann, der als sein Standard-Wort „Umgang mit Menschen“ verfaßte. Leber die Absicht, die ihn dabei leitete, spricht er ih in der Vorrede zur dritten Auflage seines Buches also aus: „Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß. Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar eine gefährliche Politäk sein sollen, so müssen sie auf die vielen von den Pflichten gegründet sein. Die ih­r allen Arten von Merz jen Schuldig sind und wiederum von ihnen fordern zu können glauben, das heißt ein Gystem, dessen Grund­­pfeiler Moral an Weltklugheit sind, muß­ dabei zugrunde biegen. Sollte­ man an meinen­ Büchlein das tadeln dürfen, daß es mehr feiltet als der Titel verspricht, so könnte man dem Weber auf einmal abhelfen, wenn man diesem­ Werke dan die Ueberschrift gäbe: „Vorschriften, " die der Mensch ich zu verhalten hat, um in dieser Welt und in Gesellschaft glücklich und vergnügt zu leben und feinen, Nebenmenschen glücklich und froh zu machen.“ Meber alles und jedes plaudert Knigge. In seinen­ um­­fangreichen Werk finden wir Borschriften für den Umgang mit allen Kreisen. Er versucht es, den Menschen von­­ innen heraus zu bilden, indem er’ und die­ Welt zeigt, wie sie ist, und die Notwendigkeit dartut, sich mit dieser vorhandenen Welt in ein gutes V Vernehmen zu jeßen, “ohne das gute Vernehmen mit sich selbst­ aufzuopfern. Dan hat nun dene Berfaffer den Vorwurf gemacht, daß seine Anleitungen mehr der Weltklugheit als den Geseben der echten Moral huldigen. Doc­h­ dies nädgt der Fall. Wenn­ er auch niemals die Regeln der Klugheit außer Augen läßt, so­lt doch die ganze Anlage seiner Chrift derart, daß zuerst der Sittlichkeit Gehör gegeben wird, ehe die Klugheit ihren Not erteilen darf. Uebrigens wollte er auch sein Systen der Moral und Ethik, sondern lediglic ein Buch von unmittelbaren, praktischen Noten schreiben. áb­ unserer vielfach pietätlosen Zeit, two die Jugend das Alter nicht mehr so ehrt, wie dies einst der alt war, wird man mit Interesse die Mahnungen des Berfaffers an die Jugend lesen, Ohrfucht vor Dem Alter zu haben. „Endlich dürft­ er mich so idön, so edel, dem, welcher nun nicht lange, mehr die Schäße und Freuden dieser Welt schmeden kann, den Rest seines Lebens, im welchent ge wöhnlich Sorgen und Sümmernisse wachsen und Der Genuß vermindert wird, so leicht wie möglich zu machen, daß ich mein Bedenken trage, dem Jünglinge und Knaben zugurufen: „Bei einem grauen S Haupte sollst Du auf­­stehen ! Ehre das Alter! Suche den Umgang, älterer Kluger Leute! Verachte nicht den Mut der F älteren Vernunft, die Warnung des Erfahrenen!. Tue den Greife, was Du willst, daß man Dir tun solle, wenn einst Deiner Scheitel Haar versilbert sein wird! Pflege feiner und verlaß’ ihn nicht, mein, die wilde, leichtfertige Jugend ihn Flieht.““ Sehr anziehend ist das Kapitel über „Umgang unter Eheleuten“ mit seiner Fülle scharfsinniger Beobachtungen und Erfahrungen. . Wer wird wohl nicht runterschreiben wollen, was der Berfaffer über die Langweile in­ der Ehe sagt? „Wichtig ist die Corafalt, welche Eheleute an­wenden müssen, wenn sie sich täglich sehen und sehen müssen und also Muße und Gelegenheit genug haben, einer mit den anderen Fehlern und Launen bekannt zu werden. Wichtig it es, Mittel zu erfinden, sich dan­n nicht gegenseitig lästig und langweilig, nicht fair und gleichgültig gegeneinander zu werden, oder gar Esel und Abneigung zu empfinden. Hier it also weise Vorsicht im Umgang nötig... Ohne sich fremd zu werden, sorge man dafür, daß man doch oft wiederholte Gespräche ü­ber Dieselben Gegenstände nicht langweilig sei, da man si­ nit so auswendig lerne, dass jedes Gespräc­h der Eheleute unter vier Augen lästig scheint und man sich nach fremder Unterhaltung stehnt... Wer gute Bücher Nachdents Tuzi gefallen,wobei sechs Batail­lon­e Nizmas(Infanterie erster Lin­ie)in Kriegsgefangenschaft gerieten,ist der Weg na­ch Skutari von Norden her frei; die Ebene von Skutari wird jedoch von dem die Stadt im Westen in 600 Meter überhöhenden Berg Tara­­bo3 beherrscht. Gegen­­ diese Höhen kämpft der m­onte­­negrinische General Martinovics vorläufig ohne entschei­­­­denden Erfolg. Wit dem Falle der auf diesen Höhen liest, Geseilschaften besucht und nachdenkt, der wird ja leid täglich neuen Stoff zu umziehenden Gesprächen finden, aber freilich reicht dieser nicht zu, wenn man den ganzen­ Tag müßig einander gegenüber ist, und man darf sich daher nicht wundern, wenn man solche­­ Ehe­­leute antrifft, die, um­­ dieser tötenden Langweile aus­­zuweichen, wenn gerade Terme andere Gesellschaft auf­­zutreiben ist, miteinander halbe Tage lang Bikett spielen . . . Es gibt eine feine, bescheidene Art, sich rar zu machen, zu veranlassen, daß man sich nach uns sehne. Diese soll man studieren. Auch im­ Neufern soll man alles ent­fernen, was zurückscheuchen könnte. Man soll sich seinen Gatten, seiner Gattin nicht in unsauberer­­ Kleidung zeigen, sich zu Hause nicht so viel Unmanierlichkeiten er­lauben, — das ist man ja von sich selber schuldig, wenn man auf dem Lande lebt, nicht verbauern, nicht pöbelhafte Sitten, noch­ widrige, plumpe Außdrüche im Neden annehmen. Denn sche­st es möglich, daß­ eine F­rau, die immer an ihrem Mann unter allen , übrigen Menschen, mit welchen sie umgeht, amt meilten ‘Fehler ‚wahrnimmt, Denselben vor allen anderen gern sehen, fchäßen und lieben könnte.“ D le Zwistigkeiten unter Eheleuten sollten unter vier Augen ausgemacht werden. Fremde­riedensstifter und ihüßer des leidenden Teil machen immer das Uebel ärger.“ Sehr feinsinnig spricht Knigge über die Kunst, Wohl­taten zu üben. Die Art, wie man Wohltaten erzenne, sagt er, ist oft mehr wert als die Handlung selbst. „Gib gern ! Es ist seliger Genuß. Es ist Wohltat, geben, zur Freude anderer etwas beitragen zu dürfen. Gib also gern, aber verschtrinde nach deiner Wohltat, sei dienstfertig, bereit­willig, aber­ dränge niemandem deine Dienste auf, rechne nicht, ob­ es erkannt und belohnt werden wird, brauche doppelt Schonung im Umgang mit denen, welchen du Gutes eiiwiesen, aus Zucht, sie möchten argwöhnen, du wolltest dich für deine Mühe bezahlt machen,­­ sie dein Uebergewicht fühlen lassen, dir größere Freiheit gegen sie erlauben, weil sie aus Dankbarkeit schweigen­ müssen ! . . . Dränge den Leuten Feine Gesdhenke oder andere Wohltaten auf, wenn du voraussehen daunst, daß ihr Ehrgeiz oder ihre Eitelkeit ihnen nicht erlauben wird, dergleichen , ohne Erwiderung anzunehmen.“ ·

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