Pester Lloyd, Januar 1913 (Jahrgang 60, nr. 1-13)

1913-01-01 / nr. 1

" " , its-s««-aw44-tc.,m« ee er, és das Ausland mit direkter Kreuz­­dsendung vierteljährig . Für Deutsch­ 18 K., für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden­ auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ent­­gegengenommen. Für Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und­­ das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma Saarbach, News Exchange in Mainz, 60. Andranne. MORGENBLATT Ludapest, M­ittwoch, 1913 An Budapest, Hagy, Tail Leopo­er der Administration de­s co­me sakál, als Ich, Ant. Mez Jul, Tenzer, Jos. Schwarz. Generalvertretung des „Pester Lloyd" für Oesterreich und das gesamte a .M. Dukes Nachfolger A.-G., wloa,WollzsUsw­.— Auch alle anderen renommierten I­­eans in Oester­­reich wie im Auslande übernehmen Au Jer, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Kündigungen für den „Pester Lloyd". , Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Hal Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration: V., Mária Valeria-utera 42. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen. 1. Januar ee­­­ ­­ ­­­ A. 1 Budapest, 31. Dezember, Mit dem morgigen Tage tritt Der „Reiter Lloyd“in seinen siebzigsten Jahr­gang. € 3 geschieht mit Vorbedacht, daß wir e3 in so Ihh­ten, [mudlosen Worten ankündigen. Sie sollen an­­deuten, daß es nicht unser Wille ist, d­iesen Gedenktag mit dem Gepränge einer Jubelfeier zu begehen. Den neten Meilenstein, den wir auf unserer Lebensbahn soeben er­­reichten, wollen wir nicht mit festlichen Blumen umwinden. Freilich bringen wir es auch nicht über und, gleichmütig an ihm vorbeizugehen. Etwas Hält uns doch an, kurze Raft zu Halten, die nicht etwa vergnüglicher Erholung, sondern der Nachhchau auf den Ausgangspunkt und auf die zurüdgelegte Bahn, gewidmet sein soll. Sechzig Jahre unverdrofhenen Vorwärtsstrebeng, immer auf der gleichen Straße und immer nach dem gleichen Ziele hin, — eine Heizung, die das juft Hinten sich Hat, darf das rastlose Tagewerk einmal flüchtig unterbrechen, um alle Mühsal und alle Kämpfe der Vergangenheit in der Erinnerung eines weihevollen Augenblicks wiederzuerleben und daraus Ansporn zu schöpfen für unverzagtes Ausharren auf der selbstgesteckten Bahn. Die Männer, die vor sechzig Jahren den , Bettel Lloyd’ ins Leben riefen, gaben diesem Blatte einen Beruf, dem er all die Zeit her mit seiner Ehre und seinem­ Gewissen verschrieben war. Dem er Staate­n ihres Wertes empfangen hat, der Nation durch Die­ gei­­­stigen und die materiellen Güter, die sie schuf, reichlich vergolten Hat, so wird Dieser Zeitung das BVerdienst, diese Ent­wicklung nach besten Kräften gefördert zu haben, selbst von der Cheersicht, nicht abgesproc­hen werden können. Der Freisinn der­ ungarischen Nation, der Der mofratische Grun­­g unseres Staatsiwesens, der Kultur­­drang unserer Gesellschaft, alle‘ diese Emanationen des ungarischen Genius sind duch die Bürgerschaft gepflanzt, zum steimen gebracht, mit Liebe und Verständnis gehegt und gepflegt worden. Der­­ schönste­­ Ruhmestitel Dieser Zeitung aber besteht eben darin, diesen Bestrebungen stets in eifrigster Weise sich dienstbau gemacht­ zu haben. Die ersten, anderthalb Jahrzehnte ihres Wirkens galten der Vorbereitung der deakistischen Politik, die Die ‚staats­­rechtlichen' Borbedingungen des seither verlaufenden Ber­jingungsprogresses ' schaffen sollte; und in der ganzen m­askelnen Zeit war ihre Tätigkeit darauf­ gerichtet, auf dem Boden der Ausgleichsidee ohne Zaudern mann­­haft auszuharren, weil die Freiheitsgüter und die Kul­turerrungenschaften dieser Nation einzig aus’ Diesem Bo­­den, die m­ährenden Säfte ziehen konnten, tigen Frage einen namhaften Teil der öffentlichen ‚ Mei­­­ ­­ ragi E k. M­ahdrud verboten.) Lambert. Bon Emanuel Wertheiner, Ein Bug über Schubert !") Weib un­widerstehlicher Eingang, davor Halt zu machen, es zu öffnen, einzutreten ! 948 Genie wird uns da in einer ganz­ anderen Beleuch­­tung vorgeführt als duch Lombroso, für den es ohne geistige Defekte Feine Crvica, feine Britinische Stapelle, feinen Moses von Michelangelo geben künnte, Welcher Vandalismus also, ein­ Gebreten, statt zu züchten, es ausrotten­ zu wollen,­ den nächsten Generationen feinen Michelangelo, Shakespeare, keinen Beethoven mehr zu gönnen! Aber Lombroso iitt: die Genies leiden an einem an­ anderen Uebel, an ihren Mislegeln, zu­ denen — mit achorud jet es gejagt — Dadmz nicht gehört ! Während „andere Kinder “schreiend die Bühne dieser Welt betreten, muß Schubert fi als Antrittsrolle ein Geburtstagsliedi­en gewählt haben. Es scheint: Die Natur selbst erteilte ihm Unterricht in­ der Mufik, denn „als Snabe schon wendete er sich den verschiedenen Komposi­­tionen zu, und bereits mit dreizehn Jahren vertraute er seinen Chiefgenossen unter dem Siegel der Verschwiegen­­heit an, daß er seine musikalischen Gedanken öfter nieder- “. Nur eine Hauptschwierigkeit war noch zu lösen: te. Herbeischaffung des fehlenden Notenpapiers, denn schon damals konnte man ohne Geld nichts Taufen. Noch mehr, da er sich erlaubte, gegen den Willen des Vaters Genie zu hefiten, wurde ihm später das Betreten des elterlichen Hauses­ verboten. Labruyere fragt­ richtig: „Wer rennt­ einen großen Mann am unwenigsten? Seine Ber­­annten.“ 1813 entstanden vier Streichquartette; es waren nicht die­ ersten, die er schrieb. 1814 komponierte er bes­reits Unsterbliches — das „Greichen. am­­ Spinnrad“, natürlich eine Menge anderer Liedern nebenbei, wie „Scä­­ters Klagelied“ von Goethe, ® L­ x­gen Mäzenaten. Und noch eine hohe Gönnerin besaß er­ die Natur; sie gab ihm Genie gleich für einige Un­sterblichkeiten mit. So faunte die Erfindung seinen Stillstand. Der Gesang streömte unablässig, die Melodien drängten Fi an ihn heran, nahmen sein Ende, imm­er Flut, nie Ebbe, Ja, in diesem Kopf ist viel musiziert worden; selbst im Traum müssen die Melodien sich zu­ ihm geschlichen haben. Sie wußten, were sie fi anver­­trauten. Dieser Krösus­ je mehr er­gab, Desto mehr besaß er, seine Verschwendung bereicherte ihn nur. Da gab es nie Leitmotive aus Mangel an Motiven. 1814 trat er als­ Gehilfe in die Schule seines Bat­zers. Er übernahm die ABC-Schalen. Später beklagte er sic: „Wenn ich Dichtete, ärgerte mich Diese kleine Bande so sehr, daß ich regelmäßig aus dem Konzept kam. Natürlich verhaute ich sie tüchtig.” Troßdem war das Jahr 1815 an Werken das reichste seines Lebens. Bier Opern oder­ Singspiele, 144 Lieder,­­zwei Sin­fonien, z­­ei Messen und eine Anzahl kleinerer Kirchen­­musik- und Chorwerke, ein Streichquartett, zwei Klavier­­sonaten und einige K­lavierstüde. Ein bloßer Abschreiber hätte an „Nebenbeschäftigung“ auch nicht mehr leisten können. Dieser Atemzug wurde in Musil gejest. Mit welcher Leichtigkeit dieses Genie geschaffen, erzählt ganz reizend Anna Fröhlich. Es betrifft Schuberts Ständchen, das sie für ihre Schülerin als Geburtstagsüberraschung brauchte. Sie ging zu Grillparzer. „Ich sagte ihm: Sie, lieber Grillparzer, ich kann Ihnen nicht helfen, Sie sollten mir doc ein Gedicht machen für den Geburtstag der Gosmar. Er antwortete: Mo, ja, wenn mir was einfällt. Ich aber: No, schauen’s Halt, daß Ihnen was einfällt. In zwei Tagen gab er mir das „Ständen“: „Leise Klopf’ ich mit gefrümmtem­ Finger...“ Und wie dann bald der Schubert zu uns gekommen, it, hab­­ ich ihm gesagt: Sie, Schubert, Sie müssen mir, das in Mufit jegen. Er, Nun, geben Sie s einmal her." Ans Klavier gelehnt, rief er ein über das andere Mal aus: Aber, wie’ das [dhön vit — das it Schön!­ Er’ sah 10 eine Weile auf das Blatt und sagte endlich: Sp, er it schon fertig, hata Thon... mar er ganz verklärt und fegte: Wahrhaftig, nicht gedacht, daß er so schön műre." Rubinstein bemerkte einmal: nur an Worten, sie schwebt frei darüber... nur in ver­hältnismäßig seltenen Fällen vermengen sich Wort und Ton bei ihm zur einem so unauflöslichen Bunde, daß die­ Melodie vom­ Terz nicht zu trennen wäre, ohne in ihrem Sinn und Wesen, Erhebliches einzubüßen.... Er scafft eine neue Lyrik, das Lyrisch-Romantische in der Musik, da üt er mir er Schafft auch das kleine Klavierstück, und d » am unerklärlich stett.Ja,so­ einz«ig«k.«·—"Liebe«ist,zs«so einzig ist er in seinem gantzen Schaffen.«"·­­"­­Aus jedem Geräuschs vernahm s«er ein Mas­iv,ckuz jedem Gedicht hörte er’ eine Melodie Heraus. Nicht nur Gott, auch das Genie macht aus jedem Chaos eine Welt. Und heute...? macht mal aus einer halben Melodie eine ‚ganze Oper.­­ «­­Mit achtzethahren schrieb er,den,Erlkönig!­Das Alter spielte bei in Melodien.Nicht an Note 11,ihm fehlte essntweif seiner künstlerischen Entwicklung fast seine Rolle. Alles bedeute­ er mit Mufii. Alles füllte’ee Notenpapier.Mangels anderer Texte,hätte er selbst siche Logarithmen in Mufii gefebt. Doch vielleicht «hat die Natur ihn nur deshalb so früh’ zurückberufen, um wenige­­r andere zu retten, denn wo ein paar Jahrzehnte solchen Schaffens, und er höti­stens einige Melodien auch die ganze Mufik erschöpft, alles wegkomponiert, seinen einzigen noch schlummernden Wohllaut anderen zurück­­gelassen­. .. . . Alles vergoldete er.Und doch so armt Aber saz Genie ist genügsam,es ist schon froh,­nach seinem Tode leben zu können.So arm?l­ei1t,wer ihn dafür fiel, wußte nicht,was reich sein heißt Wenige Menchetx' schwelgt e ihiit ähnlichen Genüssen z­u ‚ Wenn man untertags ‘zu ihm: tanz, erzählt Morig v. Schwind, fegte Schubert nur:­­ Grüß” Dich Gott, wie geht‘3?. und schrieb: weiter, worauf man sich wieder entfernte. Als Hüttenbrenner ihr zum ersten, Male im­ Winter‘ besuchte, fand ver. Schubert in einem halbdunklen, feuchten und ungeheizten Kämmerlein, in einen alten A + s­t all “ l« s) Verlegt bei Schuster u, Löffler, Berlin und Leipzig, 1912, Mit 280 Bildern, 8­­ AP

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