Pester Lloyd, März 1913 (Jahrgang 60, nr. 52-64)

1913-03-01 / nr. 52

" «,W«..sss­ s«:sssx s· and un bei der Zeitungsfirma Saarbach, News Exchange in Mainz. 60. Jahrgang. _ MORGENBLATT — t ich. Einzeln : Horgenblatt in 12 F 3er, in der Provinz 14. Heller, Budapest Ő Heller, in der Provinz 8 keinem Falle Kir­kierte Briefe werden nicht angenommen, . Budapest, Samstag, 1. März 1913 Budapeft, 28. Februar. Schade, daß die Geschäftsordnung des Abgeordneten­­hauses eine Diskussion über die zu Beginn der heutigen Eitung abgegebene Erklärung des Abgeordneten Baron Nikolaus Sennyey in seiner Form zugelassen hat. Der Mann forwohl n­­e Das, was er sagte, würden es reich­­lich verdient haben, Daß auf diesen Aufschrei eines ge­quälten patriotischen Gewissens in ernster Weise reagiert werde. Wie ein dunkler Aeteroid, abgesprengt von der Kossuthpartei, brete dieser Abgeordnete im jüngster­­ Reit­buch den Himmelsraum der ungarischen Politik. Heute nun feni­t jene Bahn die Am­osphäre des Abgeo­rdneten­­hauses, das dunkle Sprengstück leuchtete Faktig auf, bald jedoch verschwand seine schimmernde Spur wieder vom neigen und die Sternschnuppe flog zurück in Die Dunkelheit, die sie bis nun geborgen. No war es, WwD- buch, Baron Cennyep betrogen­­­urde, heute im Parla­­ment zu erscheinen und vor der Tagesordnung das Wort zu ergreifen? Ein Bekenntnis wollte sich ihm entringen­­und­­ eine Beklemmung wollte er st vom Herzen herumter­­reden. Sein Bekenntnis war: er hat die Obiteuftion­ seit Ab­beginn getadelt, er hat ihre schädlichen Folgen für das Band vorhergesehen und er ist, da seine Partei auf der verfehlten Bahn nicht Umkehr machen wollte, schließlich aus dem Verband der Kosjuthpartei getreten. Mit mann­­hafter Offenheit, ohne­ Schönfärberei, von einer Wahrheits­­liebe geleitet, die nur dem eigenen Gew­issen gehorcht, legte Baron GSenmyey heute im Parlament diese Beichte ab. Das war­ sein Batt­erpfeil, den der Fliehende aus, dem­ Köcher der Rachsucht Holt; eine schmerzliche Absage war es an Freunde, die falsche und gefährliche Wege­rei entstehen zu lassen, wenn­gleich mit der Niederwerfung ed­­er wandeln und die man daher verlassen muß. Die Ob- Steuation hatte Baron Sennyey von jeher als eine ver­­hängnisvolle Bezirrung betrachtet, seine politischen Freunde vor­ ihren unseligen­ Folgen gewarnt. Seine P­rophezeiun­­en, mit denen er den Sinn­ der Kosiuthpartei, da noch 1 '­0 °. Parsival ne va plus. Ron U. Latte (Menton). 3 it gelungen! Die gesamte Kulturwelt, Die, wie es aus deutschen Journalen ersah, entrüstet war ob des pietät- und rücksichtslosen Unterfangens des Herrn Raoul Gunsboura, Tann beruhigt aufatmen. Das sakrosanfte Weihefestspiel Darf nir auf die profanen Bretter der Spielbant von Monte Carlo gezerrt werden, und den Rechtgläubigen bleibt der­ widerlige Anblick erspart, Leute, denen not Mmfortas Klagerufe in den Ohren klingen, tafch Fünf Lonis auf rouge oder noir verspielen zu sehen, bis "die elektrische Klingel in Klingsors Faber­garten est. " Ein einziges Mal wur minde hinter geschloffenen Türen eine flüchtige, wenig gelungene Probe über die Bühne gehebt, dann wanderten Dekorationen und Stortüme in Die Rumpelkammer; Sänger und Sängerinnen muchten auf die­ Geniation, in deren Strahlen sie für schon ge­­sonnt,­ verzichten; die Kugel it endgültig gefallen: Parsival ne va plus. So wollte es, wie man sagt, Der Geist des verstor­­­benen Meisters !­reilich "Hätte Der Geist allein id auch in diesem Falle nicht durchzuseßen vermocht. Ihne­ kamen seine Br­­‚ben, will jagen: die Erben der Waguerten Rechte (Geist vererbt sich nicht) tatkräftig zu Hilfe, und das einzig Be­­lustigende an dieser, im Chatten Hochliegender Stichworte geführten ‚Monepmalerangelegenheit war der Au­fmark­h der Kräfte und der postenhafte Abschluß, da Ni­chter im Drmat, Mdbofaten im­ Talar, der Direktor im­ wallenden­­ Mantel feiner Lünstleriiehen Meberzeugung auf einen Win aus der Höhe des nahen Fürstenthrendens zusammen­ Tlappten die seelenlose Maxionetten, die man nach der Borstellung an den Nagel hängt. Mie- Koh ging es am Mufana; Herr Herr Raoul Ginsbourg erklärte Fipp und Kar, er werde Den „Parsival” aufführen, mit oder ohne Einwilligung der Familie Wanne, das Sei if Loute méme chose, En Bordighera das feindliche Hauptquartier auf, und gebte vor allem ihren juridischen Apparat in Bewegung. Kein Geringerer als der neue Präsident­­ der Französischen Met­publik hätte als erster Anwalt der Société des Auteurs seine Beredsamkeit in den Dienst der guten Cache stellen sollen, und die vielfach erwähnte aesante Kulturwelt wird es ihm­ newig verübeln, daß er sich von der Lappalie seiner bevorstehenden Wahl davon abhalten l­ieß, nach Monte Carlo zu fahren. Mehr als sein entsandter Adlatus, der sich, auf Die wisige Bemerkung beschränkte, es sei dies das erstemal, daß er einen tor gegen die Aufführung seines MWerfes zu verteidigen habe; mehr als dieses Mot hätte Here Raymond Roincare in höchsteigener Person auch nicht leten Tönen. Dem Miberih-Gunsbourg, angeklagt, den Bayreuther Ehab, dessen Bejib alle Ber­­gfügungsreisenden aus England und Dollarita zur Stehentleistung zwingt, entführt zu haben, gab das Kleinod auf Befehl des Wotans von Monaco, vielleicht unter heim­­stem Abfingen des Fluchmotivs, wieder frei. Fürst Albert erhob die seigneuriale Rechte und nahm, was er vor wenigen Monaten selbst gegeben hatte, die Einmilligung zum Gralstaub­ wieder zurück. Barum? . . . ‚Weil, so hieß es geheimnisvoll, von allerhöchster Stelle zugunsten des wohlsagenden Bayreuth bei ihm interveniert worden war. „Bon allerhöchster Stelle”... Nächtliches Dunkel ummauerte die Persönlichkeit, Die, wie Urwala Erda, im fetten Mugenblich ihre warnende Gt­m­me er­hoben hatte. Allein ein imbisfreter Zufall enthüllte alsbald Nam’ und rt des geheimnisvollen Gralsbeschalters. Wenige Tage nach der unterbliebenen Gerichtsverhandlung in Monte Carlo ging dem­ Reichstage in Berlin das Gesäc um Staffung eines Barfival-Ausnahmegesäßes zu und­ trug als erste Unterschriften Die des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Deutschland. Danur folgten natürlich die Untersegriften der gesamten Kultum­welt. Denn das it das Merkwürdige, die Kultumelt it noch lange nicht befriedigt, weil es ihr gelungen ist, den „Barrival” aus dem „Druitkreis der Roulette“ zu­ befreien, wie findige Eischreiber, Die bei­­ ähnlichen Mulaflen beruflich die Kulturwelt­­ vertreten, : so schwunavoll Schreiben, : sie will au­ch dafü­r Sorge fragen, daß­ das Hefte Weiher­festspiel auf disnatjchj erloschener·’xSx· s ch­utzfrist ausschließlich dem— Dunstxkreise der profession­ellen k Wagnerin dusixvies-erhasftejn bleibe.«Das m­it Monte Carlo w­ar ja nur ein Spaß». Eine kleine,inter11e.K­raftprobe Unterd­erq-beteili·gte«n.» Von einer ernsthafften Konkurrenz konnte dw«.keine«Re­ds sein.Die Reise nach i.Monte-Carlo kostet­ jwno««wijbedeutens m­ehrsasls-«11aschBasyreutth und i die Hoteliers ders Côte d’Azur:ve11«tehensi­ ch noch-weit besser aufsz Pressemasispttakt die Quartiergeberuur»Wahnfried««.Beim Monte Carlo war keine ernste Gefahr.Web sich den»Pmsizva­l«bei Gui­­­bourgh anhört,kommt denmechs zu­ Wagners.Denn:­«alles« z1t sei«n"erZeit!Janviter ist die Rivierwtotschickk im Sommerhi1k gegen hat man inssayreuth zu seh­ ungssinn dieselben Zirkulsarkreditbriefe,die mit smHB deg jeweil fashionablenk Garagen zu esilens.­­ij Die Gäste aus Englan­ds sind EAm­erika,die autonmaan ,,1sH1’titwonderiul«sagen»,so oft Cooksmans irgend­­einen Namen oder eine ‚Ziffer in’ sie Hineinwirft, werden auch weiterhin getreulich nach Bayreuth wandern, denn nur von­­ dort, kann man Ansichtskarten mit Wagners Grab und Wagners Billa verihiden, und nur dort bes kommt man: die authentischen versilberten Lohengrins Schwäne, die einen Aschenbecher­­ zwischen den Flügeln tragen. (Das ist eben der „Dunstkreis‘, der kon serviert bleiben muß !) «--"" Die Gefahr droht von ganz­ anderen Seite Wenn mun wirklich etliche vorlaute Hoftheater weder Geld noch Mühe sehenen, Maschinen nicht und nicht Prospefte, um dem­ wirklich bedürftigen, will jagen, musikalischen Bubli­kum den Genuß des „Barfival“ zu ermöglichen, ohne sein Portemonnaie mit den Reifespesen nach und dei Ber­pflegungsfosten in Bayreuth zu belasten? Dann könnte er ja kommen, daß­ all die begeisterten Jünger, die wir rebt an Tagen von Tristanaufführungen um 3 Uhr nach­mittags schon vor der Theaterpforte hatten sehen mit Dex Bartitur in den oft blaugefrorenen Händen, ich auch den „Barfival” fetsten könnten! Sa noch mehr: es wäre jehn wohl möglich, daß auch wohlhabendere Enthusiasten, so es ihnen nie am. den Sımjtgenuk selbst, ohne jede "Zutat von Snobismus "und Pendleret zur till wäre, sic) nit Derz artigen exterritorialen „Parsival”-Abenden begnügen wmiüts den und c3 vorzönen, Denselben Genuk lieber Dreimal im a a "4 EN n Pr A , ‚+ r —— «

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