Pester Lloyd, April 1913 (Jahrgang 60, nr. 77-89)

1913-04-01 / nr. 77

: ,.k«.:.«-.-’».— «- II m Bee 1 Bet ERS -. Abonnement: Für Budapest: Ganzjährig 44 K., halbjährig 22 K., vierteljährig 11 K., monatlich 4 K. ‘Für das Inland: Ganzjährig 48 K., halb­­jährig 24 K., vierteljährig 12 K., monatlich 4 K. 40 K. Mit separater Postversendung­­ des Abendblattes vierteljährig 2 K. mehr, Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit direkter Kreuz­­bandsendung vierteljährig : Für Deutsch­­­land 18 K., für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ent­­gegengenommen. Für Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung­ der­ Postämter nicht und das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma Saarbach, News Exchange in Mainz, 60. Inhramg. .’ N­­­­­BR. . MORGENBLATT Sudapest, Dienstag, 1. April 1913 Inseratenaufnahme: In Budapest, in der Administration des Pester Lloyd“ und in den Annoncen- Sureaus J. Blockner, B. Eckstein, Győri & Nagy, Jaulus , Co. Sign. Lenkel, Julius Leopold, Ant. Mezei, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. Generalvertretung des „Pester Lloyd“ für Oesterreich und das gesamte Ausland ; M. Dukes Nachfolger A.-G., Wien, Wollzeile 9. — Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oester­­reich wie im Auslande übernehmen An­­kündigungen für den „Pester Lloyd". Einzeln : Morgenblatt in Budapest 1% Hel­ler, in der Provinz.34 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz & Heller. Redaktion und Administration: V., Mária Valsr­a-utera 12. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen. Az. 77- Budapest, 31. Min. 63 it sehr schwer, das Beispiel von Leidenschafts-­losigkeit nachzuahmen, das die Diplomatie ung in diesen Tagen bietet, und sehr schwer, nur mit einem Opfer­ aller Instinkte des gesunden Menschenverstandes ringt man es fie ad, Teu­te Satire zu schreiben. Es vor zwei Tagen das „Reutersche Bureau“ die Meldung brachte, Monte­­negro Habe Die Beschiekung von Clutart wieder­ auf­genommen, war man zunächst geneigt, ein Mißverständnis anzunehmen und an Webereilung der Informatoren des englischen Nachrichtenbureaus zu glauben. Darin wurde man eher noch bestärkt durch die überaus vorsichtige Hal­tung, in der von Wiener amtlicher Stelle das Ereignis mitgeteilt wurde. Man höre, so hieß es in Der betreffenden Auskunft, in der Richtung von Skutari Kanonendonner. Die Vorsicht, He aus solchen Gehörseindrücken nicht so­­gleich den Eichruf, auf eine Fortlegung des Bombarde­­ments gestatten zu wollen schten, ut allerdings kaum mehr zu überbieten. Nun aber ist jeder­ Zweifel geichtwur­­­den. Die Montenegriner selbst erklären mit einer gewvissen Buversichtlichkeit, Daß ihre Geschüte "wieder in At­tion geteten sind. Freilich fügen sie entschuldi­­gend und erklärend Hinzu, sie seien zu ihrem Vorgehen Dud Efiad Balta, den Kommandanten der Festung von Sfutari, genötigt worden, der mit dem Feuern wieder angefangen habe. Wir begreifen es, daß man, wie unser Wiener Mitarbeiter heute abends mitteilt, in den dortigen diplomatischen Kreisen in die Genauigkeit der monte­negrinischen Darstellung einige Zweifel fett. Die monte­­negrinishen Berichte, die und im Laufe Dieser Sinfe be­ Ssert­ wurden, werden einmal die V­erzweiflung der Hi­­storiker bilden. In Djakova wurden f­atholische Dörfer, die seit undenklichen Zeiten mit der ganzen­ Zähigkeit religiöser Ueberzeugung in dem vom­ Nationalismus noch niet angekränkelten Orient an ihrem­ katholischen Glauben hängen, gewaltsam zur Orthodoxie befehrt.­­ Die Neud­­losigkeit wird­ bekannt, Montenegro zur Rede gestellt und nachdem­ ein­ paar Tage verflossen sind, erhält man die erstaunliche Alufklärung, die Leute, hätten ich­rer orthod­­oren Kirche geradezu aufgedrängt, die­ montenegrinijen Behörden seien darüber außer sich gewesen und­ hätten die zum Abfall Bereiten eindringlich beschm­oren, von ihrem Wunsche abzustehen,­ ja, sie hätten sogar den Erz­­bischof von Preigren herbeigeholt,­­ um­ den Leuten ins Gewissen reden zu lassen, und exit als dies alles nicht gefruchtet, sei ihnen nichts anderes übrig geblieben,­ als den Medertritt der Katholiten duldend zu ertragen. Desterreich-Un­­gar­r in seiner Langmut, in seiner von Europa seit einigen Monaten vielleicht Thon zu sehr, zu häufig behwunderten Langmut nötigte Montenegro bloß, eine Untersuchung der empörenden Vorfälle zu gestatten. &3 wird­ nicht die erste Untersuchung in­­­ieser Krise sein, nicht das erstemal, daß das Bathos der w­eltgeschichtlichen Vorgänge dieser Monate in ein zivilprogessuales Satyrspiel von Tatbestandaufnah­­men, Zeutgenverneh­mungen und Protofollierungen sich auflöste. Auch fest kommt uns Montenegro, zwei Tage nachdem er die Ungeheuerlichkeit einer Fortgebung der Be­­lagerung von Sfutari gefragt, mit einer Erklärung, Die fi tvie­der bare Hohn ausnimmt.­ Diesmal erfahren aber nit nur wir, erfährt ganz Europa die Annehmlichkeiten eines Verkehrs mit den interessanten Staatsmännern, die so merkwürdige Methoden haben, si durch ein noch so dichtes Neb ernster Anklagen durchzui­inden. Wird auch Europa­ sich in die Langwierigkeiten einer­ an, daß Eljiad Bajdja, der mit seinen todmüden Truppen Untersuchung einlassen,­­da doch die Schuld M­ontenegros sonnenklar­ zutage ‚liegt? Nehmen wir das Unglaubwürdige die gewiß nicht unuwill­ommene P­ause in­ dem nerven­­aufreibenden Verteidigungswert genoß, Die ihm Die öster­­reichisch-ungarische Demarche verschafft­ hatte, nehmen­ wir an, daß, er ungenötigt, aus purem Uebermut das Feuer auf Die Belagerer wieder eröffnete,­ so bleibt es doch wahr, das ‚die Belagerer in jenem­ Augenbild vor der Festung fanden,, von deren Mauern der Wille Europas se hin hat Oesterreich-Ungarn, die Zurückziehung Der Belage­­run­sarmee, die Einstellung der Feindseligkeiten Hat Europa von Montenegro und von Serbien verlangt. € hat in den Hauptstädten der beiden Serbenstaaten­­ in ernster und feierliche Weise verkündet, daß es sich über die Grenzen des künftigen autonomen Albaniens geeinigt hat, daß er nicht mehr Feindesland, sondern ein Gebiet u­, in Europa bereits den Frieden und die Freiheit zugesichert, auf dem Montenegro und Serbien heute: De militärischen Künste Spielen Taffen. Nach dem Willen Eutropas dürfte heute vor Skutari sein Mann serbischer oder montenegrinischer Truppen stehen,­ müßte Ejjad vers­chwendung treiben will, in Die leere Luft schieken. In Getinje ist den Mächten auf ihren­ Sprit geantwortet worden, der montenegrinische Minister­­rat werde versammelt werden, um Guropa, die Antiport zu geben. Bisher haben Bajdja, wenn er aus unbegreiflichen Gründen Munitions­­wir von dieser Ant­­wort nichts zu­ hören bekommen, nur­­ Kanonendonner aus der Richtung von Clutari. Hat das „Reutersche Bureau“ recht gehabt, ab­­­er mit Meldung in Edward Grey die und Awig wird leichter Ironie: seine Worte kleidete, Montenegro "habe­­ den Möchten doch, die Wiederaufnahme des Bomberdements geant­wortet die Radantwort Cırtopas lautend. Der­ britische Staatssetretär des Aenkern Sir hat im Unterhause erklärt, wen Serbien und Montenegro in ihrem Widerstande beharrten, wür­­den sie in einer einigen Aktion Europas gegenüber­­­ sehen. Die „Norddeutsche W Allgemeine Zeitung“ hat it alfo Schon fo gut fchlüffen­der Mü­tte fundgegeben. Auch Rußland hat sich damit einverstanden erklärt, daß Skutari selbst im Falle der Eroberung zu Albanien geschlagen werde, daß es zu dieser Eroberung gar nicht kommen dürfe. Der Wille Eu­ropas it also da, er braucht bloß zur Tat zu werden. Wir halten es vorderhand, für unmöglich, Ddak Europa im jo fritischer Zeit einstimmige Beischlüffe akt, Beschlüffe, Die ihm so notwendig seinen, hab es zugleich die Möglich­­keit einer Bereithung seines Willens und Die Unver­­meidlichkeit einer Erolution in seine Rechnung einstellt und im entscheidenden Moment seine Entfehlünfe im­ Stiche lassen, seinen Willen verhöhnen lassen könnte. Geweih, den panflavistischen Hebern, Die Montenegro und Ser­­bien zu einem Abenteuer ermutigen, das endlich all­­gemein in seiner­ ganzen Gefährlichkeit erfannt ist, machen europäische Besschlüsse wenig Kopfzerbrechen. Sie haben dafür das einfache Rezept der Nichterfüllung. Aber it es denkbar, daß der Gedankenau­stausch, zu dem das Vorgehen Montenegros die Mächte sei zwingt, mit der Konstatierung endet, daß Europa einen Willen nur in­­solange hat, als ihm nicht von einem beliebigen SStie­­densstörer Widerstand entgegengelebt wird? Die Probe auf die Zuverlässigkeit und den Ernst der europäischen Politik wird in­­ diesen Tagen gemacht, und es wird si jecht zeigen müssen, ob Erklärungen europäischer Negie­­rungen mehr wert sind, als der gegen Papier, auf dem sie­ niedergeschrieben werden. ES wil. ich einweisen­­ müssen, ob im Verfeht der europäischen Großmächte noch das Prinzip von Teen und Glauben gültig ist, oder ob die Voraussebungen geschwunden­ sind, von­ denen nir nur im privaten­­ und kaufmännischen Leben . Die Möglichkeit jeglicher Vertragspolitik abhängt. Wir tagen nicht, daran zu zweifeln, daß Europa Die Probe bestehen wird, aber der gegenwärtige Anlaß, erscheint und­ geeignet, Europa auf eine Tatsache aufmerksam zu­­ machen, deren Erkenntnis für die richtige Beurteilung­ der ganzen Kinie von entscheidender Bedeutung ist. In dem Augenblicke, da wir alle glaubten, daß. Die Durch den Balkankrieg­­ entstandene Krise ihrem Ende zugebe, ‘hat Europa an einem Beipiele von überaus lehrhafter Deut­­lichkeit ersehen können, wie ungeheuer die Schwierigkeiten vetresen sind, mit denen Oesterreich-Ungarn in­ den­ lebten M­onaten zu kämpfen hatte. Was König Nikolaus von Montenegro jeht unternimmt, Dieses trobige Y Alufbäumten gegen den Willen der Monarchie, das zugleich eine höhnt­­fe Ablehnung europäischer Kundgebungen­­ und Bes iohlüffe it, bedeutet doch nur die rechte Steigeru­ng; jener Bolitit, deren Antriebe zusammengelebt, sind aus Dem be­­greiflichen und auch­ von uns unterstüszen Wünsche nach Landgereinn und Der unbegreiflichen Luft, Die, gegen Die Türkei errungenen militärischen Erfolge zur politischen Mißerfolgen Oesterreich-Ungars umzustendeln.­­ Monte­negro wagt es groß aller Mahnungen und Warnungen, Btutati, über das die Monarchie ihre fwingende Hand ge­breitet, weiter zu berennen und versucht es noch in rechter Stunde, die den Albaniern zugeb­rochenen Städte in seine Gewalt zu bekommen. Am eigenen­­ Leibe spitzt jebt Europa, welche und wie groß die Widerstände sind, die Oesterreich-Ungarn Hat überwinden missen, um bisher in : — Diese | Feuilleton. Giovanni Borcaccio. — Bur 600. Wiederkehr seines Geburtstages. — Von Ernst Goth. Zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts hatten Die Geschäfte des Kauf und Wechslerhauses der Bardi in Slorenz bereit einen so gewaltigen Umfang angenommen, daß Tie fi. vom Stammhause aus weder­ leiten noc­h überbliden ließen. Man be­floß, eine Filiale in Paris zu­ eröffnen, und als man sich nach einem geeigneten Mann umflah, der dieser neuen Unternehmung vorstehen sollte, einigte man sich rasch darüber, daß hiezu der junge Kaufherr Boccaccio alle Erfordernisse begibe, da er nicht nur in den Braktiten und Kniffen­ des Handelsfaches, sondern nicht minder in der Sprache und den Umgangs­­formen der vornehmen Welt wohlbehwandert war, was für den Chef eines Pariser Hauses damals ebenso von­­nöten schien t wie heute. Boccaccio war gern bereit, den Antrag anzunehmen, und man darf, ohne ihm Unrecht zu tun, annehmen, daß er dabei nicht minder an die üppigen Vergnügungen der französischen­­ Hauptstadt date wie an Die Slommerzverhältnisse 063 dortigen Marktes. Ob er nun in Paris den Reichtum der Bardi erfredlich mehren half, wissen wir nicht. Dagegen hat es die Miederlieferung aufbewahrt, daß er sich mit Gefhhd und Erfolg um die Gunst mehr als einer M­ariserin be­­warb, und daß er — ganz so wie Dies vermügende junge Handelsleute auch heute noch oft tun — seinen wahren Stand und seine Abstammung gern hinter dem Gebaren und der­ Mederreise ein­es edelblütigen. Nobile verbarg, was ihn bei seiner shlanten Gestalt und seiner gelenkigen­­ Zunge leicht genug gelang. So­ fand er auf das Gefallen­ einer schönen und anmutigen WWitfen.­­ Die feinen begehrlichen Drängen­­ freilich erst nafaab, als er ernste Erklärung untersteigen, indem sie nicht nur Die rackhaltlose Bestimmung Deutshlands ausspraf, sondern auch unverhohlen die Androhung von Zwangsmaßregeln hinzufügte. Wir haben ferner schon vor einigen Tagen gehört, daß die Botschafterreunion, die den Mächten die Dentarhe in Cetinje und in Belgrad empfahl, ich auch Schon mit der Möglichkeit einer Auflehnung gegen den Willen Europas beschäftigt und diesen all die An­­wendung von Zwangsmaßreg ünig und Auge ge­­faßt hat. Die Rüdlantivort Europe wie formuliert. Sie braucht nur no, ausgesprochen zu werden. Der Wille Europas hat sich nicht leift und nicht so weit, aber dann in zweifellos einstimmigen Be­iler bei der heiligen Madonna geschiuoren hatte, sie­ zu ehelichen. Es war nicht der erste Schwur solcher Art, den Meffer Boccaccio tat, und er dachte diesen so wenig zu halten wie irgendeinen der früheren. Wie man denn nie­­mals behaupten darf, daß sein Charakter zuverlässig und ernsthaft gewesen sei. Dies­­ zeigte sich auf, als nach Jahresfrist ihn die schöne Wittib mit der Kunde über taszte, daß ihre Liebe wenngleich von seinem Brieftet, so doc von Gott gesegnet worden sei und sie sich an­­schicke, Mutter zu werden. Den G­alan machten diese Worte wenig Freude. Und er war leichtsinnig und gewviltenlos genug, um man die Frau ihrem Schiksaf zu üb­erlassen und in aller Eile wieder nach Florenz zurückzukehren. Erst einige Jahre später erreichte ihn ein Bote aus Paris, überbrachte ihm die legten, vorwurfsvollen Grüße seiner einstigen Geliebten, die in Armut verstorben war, und führte ihm einen hübsten Knaben, seinen Sohn, zu, der zu Paris anno 1313 zur Welt gekommen. Aus diesem Knaben wurde später der hochberühmte Danteerklärer und der noch berühmtere Dichter Giovanni­ Boccaccio, und er­st wie ‚eine hübische, Symbolische­ Fü­­gung, daß der Erzähler so vieler leidenschaftlicher, leicht­­sinniger und wehrhafter Liebesabenteuer auch einem solchen sein Leben zur verdanten Hat. Man man zum Streife seiner wunderbaren Begabung gar nichts Besseres sagen, als die nacte Tatsache sagt, daß, heute, sechshundert: Jahre nach seiner Geburt, noch immer in ihn gestritten­­ wird wie, um einen der jüngsten Lebenden. Daß auch heute noch Leute von kleinlicher und unsauberer Sinnes­" art ihn beschimpfen und begeifern, daß ängtliche Zen­soren die Sugend vor ihm in Bhuß nehmen, Daß " aber Menschen von freier und Fröhlicher Sinnesart immer noch ihr helles Entzüden an der" hohen“ Erzählerfunft, dem Reichtum an Bib und Lebenserfahrung, an der un­­versiegbaren­­ Lebenskraft und Frü­he seines ' belatintesten Buchhes,‘ des ',Decameron“, haben. Dieses Buch,­­5a8 : er: übrigenz "erst als «reifer: Mann von vierzig Jahren’ schrieb, it, wie man weiß, eine Sammlung von hundert Ge­schichten, ein jeher bunter, stark duftender Strauß, der selbst wieder vom Bande einer Erzählung­ zusammen­­­­­ gehalten wird. Zehn junge Leute, sieben junge Damen und drei Zünglinge fliehen vor der Zeit des Schres 1348 auf ein Landgut in die Nähe von Florenz und fürzen sich dort die ‚Zeit nicht nur mit Gesang und Tanz, son­dern vornehmlich durch das Erzählen aller­­ seltsamen, huftigen, belehrenden oder auch rührenden Geschehnisse, Abenterter und Chidjale, die jeder von ihnen gehört, erlebt, gelesen hat. So reihen sich vielerlei Begebenheiten aneinander. Markhe sind Französischen, manche Deutschen, andere m­orgenländischen U­rsprungs, manche entstander auf der Gall, andere amf Hofe oder in EHlöstern und s Klöstern. Sie erzählen von der Liebe, der Wolhaft,­ der Schlauheit der Frauen, von den Sitten der Fürsten, der Priester, der Handwerker, Csoldaten und Seefahrer, Kauf­leute, Dinen und Dichter treten auf — das ganze aber, im­ Gemwande der edelsten Florentiner Broja, Die jemals geschrieben­ wurde, it so harmonisch und ebenmäßig, ala jet alles einem Hirn und einem Gefühl entsprungen. Und da solchermaßen Dieses Buch das gesamte Leben, jegliches menschliche Tun seiner Zeit bespricht und getreulich wider­gibt, so Durfte es nicht Heuschleich und verscümt an dem­ Duell der allermeisten Freuden und Nöte, an der Liebe vorbeigehen. Und da Liebe für Boccaccio, anders als für seinen Freund Petrarca, nur die sinnliche Bes­ziehung der Geschlechter bedeutete, da er in einer Zeit und in einem­­ Lande lebte, wo das Blut warn und die erit viel Später erfundene Parüderie unbekannt war, und da die­­sem­ ersten realistischen Dichter die Wahrheit und Arsschau­­l­reit höchstes Gebot Dünkte, so ‚gibt es in feinem „Decameron“ vieles, was nach den Begriffen unserer Tage anstößig' genannt werden muß. Und deshalb nennen Leute, ‚die nur Diese Geschichten oder nur einmal‘ diese’ kennen, das­ Bú gern ein‘ unanständiges‘ und unflätiges. “ Diese Gestrengen können fi Freilich auf ‘sehr alte, ölfne" Ur . : .

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