Pester Lloyd, April 1913 (Jahrgang 60, nr. 77-89)

1913-04-01 / nr. 77

«­. Jst-CLA­ EEE BE KA »«, PESTER LLOYD der Front der europäischen Politik an der Lösung Der Krise mitzuarbeiten, welch unmenschliche Opfer der Zurück­­haltung und der Geduld Desterreicheringarn den Forde­­rungen des guten Europäertums gebracht hat. a .2 ° Die Friedensverhandlugen, KZelegramme des ‚VBeiter $10yb".) Die Demarche in Konstantinopel. Bien, 31. Mär. Für heute nachmittags 3 Uhr war die Kollektiv­­e Demarde der Mächte in Konsta­ntinopel angesagt, doch Die der Pforte Die bekannten Strebensbedingungen der Mächte mitgeteilt werden sollen. Cs it bier nichts davon bekannt, daß, nie Konstantinopler Meldungen bejagen, die Pforte die Ablehnung der europäischen Borsc­hläge beschlossen hätte Man nimmt hier im Gegenteil an, Daß sie auf den Borschlag einer Grenzlinie Enos—Midia und die Forderung der Einstel­­lung der Feindseligkeiten eingehen werde. Konstantinopel, 31. März. Die Kollektivnote der Mächte imi­be dem Veinijier des Weißern duch den österreichisch-ungarischen Botschafter Markgrafen Vallavicini, in Gegenwart der anderen Botschafter heute überreicht. In der Note wird als Grenze die direkte Linie Enos-— Midtap vorgeschlagen und nicht, wie man früher glaubte, Die Linie längs des Laufes der Marica und des Ergeneflusses, € s heit, mag die Mächte in der Note erklären, sie könnten die Forderung nach einer Kriegsentschädigung, welche die Verbündeten erhoben haben, nicht unter üben. Die übrigen Punkte sollen mit der den Ver­­bündeten gemachten Mitteilung­­ identisch sein. In der Note wird die Einstellung der Feindselig­­keiten von der Annahme der Friedensgrundlagen an verlangt. Nach der Demarche: Konstantinopel,dt. Mar. Nach der Ueberreichung der Kollektiv­note empfing der Minister des Meußers den eng­lischen und s­odann den russischen Bot­schafter; sämtliche Botschafter begaben sich hierauf zum Großvezier, mit dem sie eine Unterredung hatten. Die Ueberreihung der Note rief an der Börse einen günstigen Gindrud hervor. Türtüdje Sonfols stiegen. Unmittelbar nach dem Kollek­tivschritte der Botschafter ging der Minister des Reußern mit­ dem Unterstaatssekretär an die Abfassung des Entwurfes der Antwortnote der Pforte, deren Grundzüge be­reits in dem vorgeitrigen Ministerrate festgelegt worden waren. Dieser Entwurf wird ummerbreitet werden und man morgen dem Ministerrate hält es für möglich, daß die Antwort der Pforte übermorgen den Botschaften werde übermittelt werden. Io ganz Schluf des Friedens glaube And den Kreisen scheint Diese Üe­erzeugung vorbereichend zu sein. Das Blatt , Alemdar", das gegenwärtig die­ Ylit-­schauungen des jungtürkischen Komitees niedergibt, fündet mit Genugtuung, tigen politif ver­­in der ausl­ärt­­ein überaus­­ in: Konstantinopel, 31. März, die ‚lügenhaften. Erzählungen! Die Regierung ergreift trenge Machnahmen, um zu verhindern, daß die Ruhe und Deidnung durch Verbreitung f falscher Gerüchte ge­­stört werde Der Kommandant von Konstanti­­nopel veröffentlicht ein Communique, welches besagt:­­ Täglich werden in Konstantinopel falsche Nachrichten verbreitet. I den lechten Tagen sind ins­­besondere über die Armeen, solche Gerüchte verbreitet worden, dab in Konstantinopel blutige Ereignisse zu ge­wärtigen seien. Der Stadtkommandant erklärt, Ddak. Die Armee mit Gottes Hilfe mit der Verteidigung der Tihataldihalinie und von Bulak­ beschäftigt it und bak Vorbeugung­ und Repressivmaßnah­men gegen jede Even­tu­alität ergriffen worden sind. Die Nation darf den von unseren Feinden erfundenen Lügen seine Auf­­­erksamkeit schenken. Von heute ab werden Diejenigen, die fortfahren, falsche Nachrichten zu verbreiten, die Erregung hervorzurufen und die Ruhe der Bevölkerung zur stören geeignet sind, aus dem Gebiete, für das der Be­lagerungszustand gilt, abgeschafft werden. Das Com­­munique erwähnt, bag ein Reporter, der im „Sedam“ die erfundene Nachricht veröffentlichte, daß der Großvezier dem Direktor des kaiserlichen Schachamtes zu sich berufen und ihm Weisungen erteilt habe, nach Angora ver­bannt worden sei. « Es verlautet,­der erste Eindruck,der sich aus­ der Aufnahme ergibt, den die Note der Mächte gefunden hat, sei der, Daß Die Pforte die Friedensgrund­lagen im ganzen annehmen dürfte, über die Details aber zu verhandeln wünsche. Ein Zwischenfall, , Köln, 31. März Ein Berliner Telegramm der „Kölnischen Zeitung” zur­ Lage bemerkt gegenüber einer Meldung des “Bariser „Journal” über besondere Zwischenfälle in einer Sittung der Botschafter in Konstantinopel, wobei juige Worte zwischen dem deutschen und dem wufsis­­chen Botschafter gefallen sein sollen, daß über einen der­­artigen Zwischenfall in Berlin nichts bekannt sei. Die Verbündeten und die Friedensbedingungen. Sophia, 31. Mär. Morgen soll die legte Note der Großmächte beantwortet werden. Die Verbündeten akzep­tieren die Linie Midia—Enos als Grundlage neuer Friedensverhandlungen, verlangen die Abtretung aller Inseln (an wer, wird nit gejagt), bestehen auf dem­ grundläglichen Zugeständnisse einer Kriegs­­entschädigung, deren Höhe in der Finanzkonferenz zu bestimmen­­ ist und verlangen die Uebergabe aller westlich der Linie Midia—Enos stehenden türkischen­ Truppen. Mit dieser legteren Forderung ist die U­eber­­gabe Sfutaris gemeint Werden alle obigen Bedingungen von der Pforte angenommen, so sollen Die Feindseligkeiten eingestellt werden. Der Inhalt der Antwort der Verbündeten. Die Antwort Der Verbündeten auf, Die Borjaskihze der Mächte wird wahrscheinlich morgen überreicht werden. Lon­do 11,81.V­ärz. Wiedtrs»Reut·ersche Bur­eau«erfährt,beinhalte die Antwort der Verbündeten,die sich auf dem Wege nach London befindet,eine­ prinzipielle Uebereinstimmung mit dem Vorschlage Ch­ris Mächthwrdzju­gs mit bedeutenden Vorbehalten­­ Hidz­ Wlich­ S­kutaris,der AegäischenJ11s84M-2«der Kriegsentschädi­­gung und der tü­rkis­chs bulgarischen Grenzlinie.Man.11ehnten-11,daß die von den offiziellen Kreisen der Pforte offen, Daß man dab sich erklärt man an einen raihen der Türkei in jeht Ab- poli- pe . ! - & nr eat. Mi: Dienstag, 1. April 1913 Mächten vorgeschlagene Grenzlinie Enos-Midia nur mit Abänderung jener Punkte angenommen werde, welche diese Linie zwischen Enos und Midia bes führen soll. Troß Dieser Vorbehalte besteht der Eindruck, daß, Die bg ess eine einem baldigen Friedens“ endung nehme. Schluffe günstige Die albanische Trage. (T­elegramme des ‚„Better 2LIoup“) Fortlegung des Bombardements auf Sfutart, Getinje, 31. März. Aus amtlicher montenegrinischer Quelle wird mitgeteilt: Die Türken haben um 9 Uhr vormittags von der Seite des Tarabord einen Angriff ausgeführt Die montenegrinische Infanterie ist in Aktion getreten. Ein heftiges Bom­­bard­ement von beiden Seiten dauert am („Ung. $..K..B.") Wien, 31. März. Die Kertießung des Bombardements auf Sfutari wird nunmehr auch von montenegrinis­­cher Seite offiziell bestätigt. Allerdings wird in Getinje behauptet, man sei zu dem Bombardement Ges­wungen worden, da die türkische Beladung mit dem Feuer wieder begonnen habe. Im unterrichteten Streifen wird diese Begründung mit einer­­ gewoissen Stepsis auf­genommen und Darauf Hingewiesen, daß die Meldungen von einem neuerlichen montenegrinischen Bombardem­ent bereits vom­­ Samstag datieren, Die montenegrinische Mes­sierung also eine erstaunlich lange Zeit gebraucht habe, um eine Erklärung für ihr Vorgehen zu liefern, das, wie sie genau wislen konnte, allgemein einen befrendenden und peinlichen Eindend hervorrufen mußte. Lieberdies woürde selbst dann, wenn sich in diesem Augenblick die Stichhaltigkeit der montenegrinischen Version, erweisen ließe, dadurch nichts aít der Situation geändert werden. Denn Montenegro wäre auch in diesem Satze nicht der Beranttwortung ledig, die es dadurch auf sich geladen, das es entgegen der einmiütigen Willenskundgebung der Mächte die Belagerung nicht aufgehoben, sondern fortgelebt hat. An dem einmütigen Willen der Mächte, der darauf ges­­ichtet it, Der Belagerung von Sfutari ein Ende zu machen, sei uno weniger zu zweifeln, als heute Die bereits wiederholt angekündigte Mediationsdemarde im Stonstantinopel stattgefunden hat, in der ja ebenfalls Die Forderung auf Einstellung der Feindseligkeiten enthalten ist. Selbstverständlich bezieht sich diese Forderung nicht etwa bloß auf die militärische Situation an der Tscha­­taldichalinie, sondern auf Die kliegerischen Operationen auf sämtlichen Kriegsschauplagen, also auch vor Sfutari, "Die Börschafterrelation and Montenegro. "­­London,81.März­" .Die Botschafter traten heute nachmittag unter"Bet­­sitz des S­taatssekretärs Sir Edwinds Grey imsz Auss­wärtigen Amte zueistechsprechung zusammen.Au­ch der russische Bots­chafter«,jdevtik der letzten Zeit indisponiertnxax«,«wohnt­e der­ Sitzung­ a­n. Vorher sprascht der griechische Gesandte und der griechische Friedensdelegierte inv Auswärti dhe Amte vor. London,­31.März. Die Botschafterreunion beschlug, ihre nächste Konferenz Mittwoch, abzuhalten. Wie verlautet, haben alle Mächte einer Flotten­demonstration gegen Montenegro zik gestimmt, Es dürften jedoch nur alle Mächte daran teilnehmen. Beschließung einer Flottendemonstration der Mächte, London, Bl. März Bureau” meet: Sämtliche Dieser Umschlag in der Wertschäbung der Kirche und­ in herrlichen Beifen befragte­ der Kirchengläubigen­it wie das Spiegelbild einer an­­deren, weit­ unbegreiflicheren Wandlung, Die der, Tichter während seines , zweiundsechzigjährigen Lebens , durch­­machte. Man muß, um Diese betrachten zu­ können, näheres von diesem Leben rennen und muß namentlich willen, welche Rolle­ darin die Frauen spielen. Denn obgleich Boccaccio keineswegs der Wüstling und Wilk­­­ling gewesen, als den man ihn später verschrie, so fing da sein Herz, leicht Feuer, und seine Empfänglichkeit für­ heiße Blide war ebenso groß, wie seine Bereitschaft, die Sprache dieser Blide zu verstehen und ihre zu fol­en. Man wird Dies umso eher verstehen, wenn man aran denkt, dass er seine Fünglingsjahre in Neapel am Hofe des Königs Robert und der Königin Johanna verliebte, in einer Umgebung also, an der Die üppigsten Laster so Heimisch waren, wie sonst nirgend. An diesem Hofe, an dem, niemand mehr imstande war, echte Kinder von Ballarden,­­oder Edelfrauen von Buhlerinnen zu unterscheiden, lernte er auch Donna Maria, eine natür­­liche Tochter des­ Königs,kennen,die,fvie1vol­l wiede1m Namen eines Grafen von Aquitto trug,dem Di­chter lange Zeit"in­ leidenschaftlicher Liebe anhing.Diese Liebetwar sicherlich Boccaccos größtes Erlebn­is.Sein­e gan­ze Kunst galt Jahre hindurch einzig der­ Verherrlichung Toiitaduliarias,die er als sein­e»Fiametta«in unge­­zählten Oktaven und Terziucn nicht minder schwär­­merisch,sie nicht minder göttergleich verkläre sich besang. Wie Dante seine Beatrice oder Petrusca seine LaureL Undnmm man­ von diesen Gesängen heute nich mehr spricht,so liegt dies nur daran,daß sie eben­ von­ der Dichtkunst sowohl Dankes als auch Petercasso beein­­flußt sitt,dasz später mciten sie als zu wenig eigew­­Irtigeirgonenverse verwarfen­.Ueber ein Jahrzehnt hatte Boccaccios Lichesglück gewäh­lt,als der Tod sein­es Vaters,dem er immer fremd undyhile jede kindliche Ehrerbietung gegenüber­stand,ihn na­ch Florenz zurück­­rief. Hier oblag er nun, vorwiegend gelehrten­ Studien, vertiefte sich besonders in Dantes „Gommedia“, schrieb in Haffiichen Latein mancerlei Abhandlungen und hatte zwei Jahre lang den­­ Griechen Leontius Pilatus bei­ sich zu Gaste, um ich auch­ im­ Hellenischen zu vervoll­­kommmen. Damals verfaßte er auch den „Deraneron“, und wiewohl er nun exit in D diesen Eude die reichen Eindrücke, die vielfachen Erfahrungen seiner ‚bewegten Neapler Zeit niederlegte, war er­­ Dod­, bereits ein­ wir­ Diger, geseßter Herr geworden, Der von­­ seinen Henten lebte, ein Haus führte und sr ein­ Bäuchlein wachen ließ. Dieses. Bündhlein verschuldete dann "mancherlei.­­ Denn — ala Sich der Dichter, der­ am Ende wo s ein alter Mann war, einer hübschen Dame begehrlich näherte, Iodte diese ihn tüdisch und fofert in eine Falle und verspottete ihn dann vor allen ihren Freunden: wegen des „gran­ sasso“ seines Bauches. Das konnte Boccaccio nie verwinden und er nahm ,an der Schönen und ihrem lanzen Geschlecht wütend Race, in­­dem­ er mum­ sein Buch „Il Corpaccio" schrieb. Dies Buch verdient wohl eher als seim „Decameron“ , den stehen werden. Ir Bum Glüd hat Boccaccio selbst nicht mehr imstande, sein Werk und­ seine Kunst vor der Mit und Nachwelt so herabzufegen, wie er es in jener relefanten a­ls feines letter Sahrzehnts zu tun versuchte. Er bleibt für alle Zeiten der Tochter des „Decameron“, worunter längst nicht mehr ein wunderreich,­­ begabter Faibulist, sondern schlechthin der erste moderne Novellist zu verstehen ist. Und wenn man sich zum eilen immer noch scheut, seinen Namen als vollwertig neben die beiden Grö­ßten der Frührenaissance, neben Dante und Petrarca, zu Stellen, so jet an das hübsche Wort Jakob Burkhardts erinnert, der da schrieb: Dante wird beh­undert, Petrarca gerühmt, D­occaccio aber wird gelesen. Was schließlich da nicht von, vielen, sechshundert , Jahre alten Dichtern gejagt werden Zaun­­ 3 szesz smzantg

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