Pester Lloyd, August 1913 (Jahrgang 60, nr. 181-192)

1913-08-01 / nr. 181

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Dukes Nachfolger A.-G., Wien, Woll­­zeile 9. — Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oesterreich wie im lande übernehmen Ankündigungen für den „Pester Lloyd“. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Hel­­ler, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller. Redaktion und Administration: V., Mária Valeria-uteza 12. — Manuskripte werden im keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen. >­ez Ar. 181 Budapest, 31. Juli. Mit der Festlegung des Statuts für Aibanien hat die Londoner Botschafterreunion eine ihrer bedeutendsten Aufgaben erledigt. Das neue albaniige Grundgejeg ist zweifellos eine wertvolle Errungenschaft. Es darf vom Standpunkte der europäischen­ Gemeinbü­rgs­chaft eberso freudig begrüßt werden wie von dem der Dreibundmächte und in ein­er Reihe Deiterreig-Ungarns. Unsere Mon­archie hat von allem Anfänge, übrigens in voller Ueder­­einstimmung mit dem gleich hervorragend interessierten Stafien, darauf gedrungen, daß, der künftige albanische Staat ein souveränes selbständiges Fürstentum sei, und daß er in absehbarer Zeit der ausftliehliche Herr und Meister seiner eigenen Geschice werden künne Worum es unserer Diplomatie hauptsätlich zu tun sein mußte, war ein ehejt­aldiges Definitivum, das dem neuen Staats­­wesen eine freie, äußeren Einflüssen tunlicst entrüd­e er und nationale Entwicklung verbürgen sollte. In er Verfolgung dieses Zieles haben Oesterreich-Ungarn und Italien freilich bedeutende Opfer gebracht. Wenn man in der russischen und französischen P­resse nicht müde wurde, den Dreibund zu verdä­ftigen, er gedienke ein von vornherein Lebensunfähiges Albanien zum offen­­kundigen Nachteile der Slawen auf dem Balkan zu er­richten, so haben sowohl das bisher bekannte Ergebnis der Verhandlungen über die Abgrenzung Nordalbaniens wie auch das soeben veröffentlichte Statut jene Behau­p­­tungen gründlich eigen gestraft. Bei der Schaffung des albanischen Staates ist den Shaven kein Haar gekrümmt worden, dagegen war man gerade auf festen Deiterreit- Ungarns sihtlif bestrebt, gewissen nationalen Remi­­niszenzen und Belleitäten der Verbündeten in einem Diode Rechnung zu tragen, das zur Stunde auf vielfac­he Widerspruch der albanischen G­egenstämme töpt.­­ — Nach dem Beschlusse der Botschafterkonferenzs vom 19.April wird die albanische Grenze­ im Norden ihren Ausgang von der Mündung der Bojana ins Adriatische Mir nehmen und­ dann dem Taliwege dieses­ Flusses­­te dem am rechten Ufer gelegenen Orte Goriza fol­gen. Von hier erreicht sie den Gipfel des den Bojanafluß vom Gjutatisee trennenden Gebirges. Dabei fallen die rein albanischen katholischen Stämme der Gruda und der Hoti an Montenegro, die Grenze, folgt sodann der gegen­­wärtig zw­ischen dem montenegrinischen Stamme Kuczi und dem­ albanischen , der Slementis bis, zu­ dem seit Jahren umstrittenen Territorium von Plava und Gusinje. Diese beiden Gebiete fallen mit ihren Dependenzen gleich­­falls an. Montenegro... Dann erreicht Die Grenze den Kamm des Hügels südlich von Djatovo, welche Stadt ebenfalls außerhalb Albaniens bleibt. Die Serben und in zwei Dritteilen von Albanien bewohnt sind. An Antenegro fällt auch­ Djatovo, wo selbst die eifrigsten französischen Publizisten, die kürzlih Albanien zu Städien­­zwecken Duch­kreuzten, weder Serben noch Montenegriner entdecken konnten. Wie man in Albanien über die Ab­­tretung der Beiden Malifforenstämme Gruda und SHoti denkt, darüber hat ich der augenblicklich in 3191 weilende albanische Franziskanerprior Ambrosius Marlastaj gerade gestern in durchaus bemerkenswerter Weise geäußert. Er hat die feste Ueberzeugung ausgesproc­hen, daß­ die Malij­­foren bis zum rechten Blutsteopfen kämpfen werden, wenn ihnen die montenegrinische Herrschaft auf die Dauer­ auf­­gezwungen­­ werden sollte. Genau so verhält es sich mit den mohammedanischen Albaniern von Blava und Gu­­sinje,­­die schon der Berliner Vertrag Montenegro ab­­liefern wollte und die auch damals die Ausführung dieses Beschlusses des europäischen Areopags doch einen heldenmütigen Verzweiflungstampf vereitelten. _ Troß alledem haben ich die Mächte, selbstverständlich mit Zustimmung und wiederholt auf Initiative Oesterreich­­Ungarns, veranlaßt gesehen, diese rein albanischen Gebiete, in denen Serben und Montenegriner entweder gar nicht vorkommen oder bloß eine versc­­windende Minderheit der Bevölkerung ausmachen, den Verbündeten im Balkan­­kriege zu überlassen. Man leß ich Dabei in den europäischen Staatskanzleien von der Emwägu­ng leiten, daß getvijte Hitorische Erinnerungen, die die beiden verbi­­iden. Staaten an jene Gauen knüpfen, an in der Zu­­kunft Gegenstand: Kriegernfer­e Auseinanderlegungen ze­i­­igen dem neuen Albanien und seinen bekanntlich nicht ganz­ zuverlässigen und treugläubigen Nachbarn bilden könnten. Nur um dem künftigen Staatsriesen eine un­behinderte friedliche und gedeihliche Entm­­dlung zu ver­­bürgen, haben si Die Regierungen Oesterreich-Ungarns und Italiens, zu so weitgehenden Zugeständnissen bequemt, auf die Gefahr hin, von einem sehr angesehenen Teile des albanischen Volkes desavouiert zu werden. Nun da Diese bedeutsamen Zugeständnisse an Die kämpfenden, benachbarten Balkanstaaten gemacht­ wurden, haben aber alle Mächte, und voran, die in Albanien­­ meistbeteiligten; Die, Bil, Harker zu walten, „Daß­ die Negierung des neuen albanischen Staates je eher in den unbestrittenen Besiß ihrer unumgänglichen­­ Béfannisse trete und das­ erblichn jombertine albanische Fürstentum so bald als möglich verwirklicht werde. Hier hat ess aller­­dings einen ziemlich harten Strauß mit den Vertretern Frankreichs und Rußlands anzufechten gegolten, die vielleicht nicht ohne jeden politischen Hintergedanken dem Gruncijate des laisser faire in Albanien Raum geben wollten und für ein Provisorium von unbegrenzter Dauer Dabei wird die internationale Kontrollcommisston adj­unt da von dem in der albanischen Angelegenheit jedesmal vorgeschobenen Frankreich für sie beanspruchte Not haben, nach freiem Ermeffen die Organe der aus­führenden Gewalt zu bestimmen. Die Verwaltung wird von den schon bestehenden einheimischen Behörden aus­ geübt und die Kommission wird bloß die Einzelbestim­­mungen des Gtatut3 für die einzelnen Verwaltungs­zweige auszuüben haben. Die Ablehnung des Antrages, die Rechte des albanischen Souveräns durch einen an die Spibe der Kontrollkommission zu stellen­­den Funktionär zu beeinträchtigen, bedeutet gleichfalls einen namhaften Erfolg der Dreibunddiplomatie, und wenn man vielfach auf die Bestellung schwedischer Offi­­ziere hinweist und darin eine dauernde Internationalis­­ierung Albaniens erbliden möchte, so muß demgegenrüber festgestellt werden, daß schon der erste Borsdhlag Oester­­reicher Ingatna und Italiens „eine nationale albanische Gendarmerie unter dem Kommando fremder Offiziere“ beantragte. Soweit wir uns an den Wortlaut erinnern, hieß es in jener Beoposition ausdrücklich, daß es Der Bottlasterreunion anheimgestellt bleiben soll, ob jenes Kommando schweizerischen, belgischen oder schhwedischen Offizieren übertragen werden soll. Die Bestellung öster­­reichiichr ungarischer und italienischer Offiziere wu­rde bloß nebenbei, mit Rücksicht auf die Tatsache ertrogen, daß unter diesen auch solche ausfindig gemacht werden könn­ten. Die der Landessprache mächtig sind und mit der Bevölkerung unmittelbar zu verkehren imstande wären. Mit dem albanischen Statut ist nun freili, zunächst nur erst wie eine Hälfte des angestrebten bedeutsamen Werkes erledigt. Es gibt nom vieles zu schaffen­­ und zu orönen, bevor das neue Staatswesen in aller Form ins Leben zu treten vermag. Vor allem im Geld erfor­­derlich, um die Maschine überhaupt in Gang zu bringen. Es wird sehr bald beschafft werden müssen. Allerdings nachdem vorher billigere, gerechtere und leichter ausführ­­bare Steu­ergelege Defretiert sein werden. Auch. Das Zustizwesen heirscht dringende Regelung. Vielleicht künfte das nach Ägyptischem Muster geschehen. Jedenfalls kann da bisherige, albanische Get­ohnheitsrecht, mit feiner­­ Bluteadde und dem m­ittelalterligen ins Augenblick in­­ Geltung bleiben. Dann kommen Kvegés und Eisenbahnbauten, wobei der Ausbau der Linien Balona— Monastir und Durazzo—Uesfüb nit lange 7 auf sich warten lassen kann. Das alles gehörig vorzu­­bereiten, wird Cache der internationalen­­ Kontrollfons­milsion sein. Sechs Monate genügen dazit. Dann aber muß das nur eine Ber­ettung grausamer welthistori­­scher Völkerkämpfe während ganzer zweier Jahrtausende in seiner ethnischen und kulturellen Entwicklung behin­­derte Urwolf Europas endlich seiner Feiseln entledigt sein. Nach Ablauf der sechsmonatigen Fruit muß Alba­nien den Albaniern gehören. . alionis feinen Trips: 1:7­ 0 Feuilleton. Der Dokel. Don Fulvns v. Ludafiy. "Sie trat raschen Schrittes aus Dent Schwarzspanier­­Haufe, wo die Testamentseröffnung stattgefunden hatte, auf den feuchten Dürnersteig,­ näherte sich ihrem Wagen und sah einen Augenblick bü­nzelnd zum bleigrauen März­­himmel empor, der sich über der Stadt wölbte und einen feinen, frijgen Regen niederrieseln leß.­­ „Fahren Sie wieder nach Hause“, jagte sie mit heller und anmutender Stimme: dem Kutscher, der bis dahin verschlafen, auf dem Bad gesessen hatte, nun aber sein ungefüges Angesicht mit derbem Lächeln der schönen rau zutwandte. Ete stieg ein, indem er, sich ganz umkehrend, einen BAT auf den rauschenden Saum­ ihres Kleides warf. Die Pferde fihn oben und zogen­ an Das Gefährte feste sich in Bewegung. Sie­ pichte­­ die­ vollen Lippen auf­­einander und blicte "stan auf das­ Getümmel, das an ihr vorübertragte. Nach einer Weile ward sie eines Dumpfen Angstgefühls inne. Sie öffnete ein Fenster und zog­ die würzige Lenzluft ein. Bald fühlte sie denn auch ihr Ge­müt beruhigt, doch war es ihr immer noch, als fünne ihr jeder die Stimmung ‚absehen, die in ihr lebendig war. Sie schaute in den Hein­en Spiegel, der ihrem Site, gegen­über im Sonnenlichte, glißerte, Streilich — es ließ­ ihr nicht Schlecht. Daß ihre Wangen in hellem Not brannten, daß ihre „Augen «in ‚tiefem ‚Blau blü­sten, das fügte sich wohl zu dem fehtweren „goldenen Haaxhelm­ und­ dem geogen Trauerhute mit dem wallenden sch­warzen Schleier. Sie­ hatte aber auf Grund, sich zu­ erhiben. Sie erbte nichts — nichts — nichts, Napa war­­ also unver­söhnlic gebwesen.­ Er hatte ihr sogar die­ Mitgift als Rrlichtteil angezeichnet. Seite Habe hatte er frommten­ken zugeswendet; er, der­ Arzt, der Freirenter,­ hatte, Mönche und Nonnen mit V­ermähtnissen bedarf, nur um er nichts zu‘ Hinterlassen — um sich ann ihr zu ‚rächen, rächen? Und motün? Dit ez nicht seltsam? Muttet ez o war es ja eigentlich nicht. Sie Hatte sie beschuldigt. Aber natürlich war das nit wahr getreten, und statt darüber froh zu sein, ließ er es sie entgeh­en. Ach, die Männer! Auch den besten it es nicht tot zu machen. Und was werden sich, denn nun die‘ Leute denken? Bei ihnen das hat der Tote immer recht. Sie werden sich nicht­ sagen,­ daß der alte Fern­­bad­ ein Furiofer fert war; sie werden nicht der­ Ansicht sein, daß seine fetzw­illige Berfügung nur das Ergebnis eines eigenartigen und vielleicht sogar verschrobenen We­­sens sein konnte. Die einen werden vielmehr meinen, sie sei enterbt­­ worden, weil sie Robert wider Willen­ des Vaters geheiratet habe. Die anderen werden sicherlich er­­zählen, Fräulein Eva Nerubach hätte zwingende­ Gründe gehabt, die väterliche Einwilligung nicht abzuwarten... Bor ihren Augen­ tauchte Die­­ wunderliche Gestalt des alten Arztes auf. Bon Kindheit auf hatte sie gesehen, wie umernü­dlich er si mühte. Lange mußte er ringen, ehe er in seinem Berufe auch­ nur einigermaßen ernst genommen wurde. Denn die Natur hatte sein Neuferes vernachlässigt. Schon als er auf der Schulbank lag, gaben ihm­ seine Freunde in knabenhaften Uebermute einen Spinamen. Sie nannten ihn den Dadfel. Nichts konnte boshafter,­ nichts treffender, sein, um­ den Cindrud zu senunzeichnen, den er betrinkte. Im feinen Anilipe, ‚dem eine lange, gerade zulaufende Nase ein eigentümliches Gepräge ‚gab, brannte eim Baar, Eiger , Dunkler Aigen von zümdendem Ausbruch. Aber er war verz­wergt von Wuchs; überdies­­ wiesen die zu Furz geratenen Beine eine deutliche Schweifung auf. Schon als reiferer Mann hatte er, sie gelegentlich eines medizinischen­ Kongresses , aus­ Deutschland eine Gefährtin­, mitgebracht. . Eva kannte ihre verstorbene Mutter nur aus den Bildern, Die , der­ Vater bewahrte. Krau Fernbach gehörte zur jenen merkwürdigen, an der Küste der Nordsee so häufigen Gestalten,­­ deren Rumpf glei unterhalb der Achsel­ abjekte; alles­­­ sprach dafür, das der Dadel die Mängel seiries.Wefens fü­r seine Radk­ommenschaft ausgleichen wollte, indem er ji eine dieser wunderbaren­ Zeistung erschöpft die Augen so gab. So mußte denn Fernbach, der seines Vaters geerbt Hatte. Auch Äehien er­­ gewilft, Dem pußigen Oheim zum Hohne, wie ein dünner Helm in die Höhe an­schieken. Robert Fernbachs Betragen Lied nichts zu wünschen übrig, solange er noch­ die Universität bes­­uchte. Er war bescheiden, still, rücksichtsvoll. Eigentümlich war dem Heranmwachsenden­ ein­ verbindliches Lächeln, das nie von seinen Lippen wich. Durch dieses Lächeln schied er. fi. von » jenen „ab, in ‚deren Gemeinschaft er lebte. Durch dieses Lächeln, hüllte er sich in et­was Ablehnendes und Frostiges, das seines M­enschen uüd Duchdringen konnte. Selbstverständlich tam er Erchen bald sehr reltsant und ‚mernwindig vor. "Aber in demselben, Make, in Den­ er fi das Herz des jungen, Mädchens gek­ann, verscherzte er. sidh ben. Dheint duch Anmokung.. Hatte er Dodh, , Taum zum Doktor geh­orden, an den alten derubadj, sogar „das Ansinnen gestellt, von ihm als Consiliarius seinen Rat zur erbitten. Einige Tage danach­ geschah, es. Dag Doktor Fern­bach unversehens das, Zimmer einer Tochter­ betrat. Er traf Daxin Robert, der gerade im, Begriffe. stand, ‚Eva zu füjsen. Zernbag. tat­ zunächst nichts dergleichen. Aber nach Tiihe Iud er den Neffen zu­ einer Umterredung in’ sein ‚Sim­mer. Evden wohnte ihr­ allerdings nicht bei; aber sie h­ate­n dag Heine Dhivan die Türe und HK h Y se 2 zi

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