Pester Lloyd, November 1913 (Jahrgang 60, nr. 259-270)

1913-11-01 / nr. 259

- UK ponoQO4K«j.k’ ·"" Gansschkzg Glich­«­­ILWJK WIWZISK monatlich E"­­*K.40h. Mit separater Postversendung des Abendblattes Mas rog SE: ee Für Wien auch durch Herrn Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuz­­bandsendung vierteljährig.­ Für Deutsch­­­­land 18 K., für alle übrigen Staaten 21 ° E. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ent­­gegengenomm­en.­­ Für­­ Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht­ und das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsarma Saarbach, News Exchange in Mainz. MORGENBLATT °­­­­­­­­­ezi ns­kierte Briefe werden nicht angenc Rama 60. Inhranng. Budape, Samstag, L November 1913 BTL Die Eimenin­in der Bisris habeanien. "Vom Geheimen Rat, Reichstagsabgeordneten Ludvig v. Novay. Budapeijt, 31. Dftober. Die­ Ansichten, die ich im Interese der Verstaatlichung der Verwaltung verfüchten­­ habe, wurden vom Grafen Julius Andrálly in den September und Oktoberheften des „Budapestt Szemle" auf einer­­ bei ihm gewohnten hohen­­ wissenschaftlichen Grundlage und, aus philosophis­­chem Gesichtswinter , einer Kritik unterzogen. Graf Andrisfy strebte in seinen Darlegungen nach voller Objektivität und vermied überhaupt die Einbeziehung der Frage in­ die Ereignisse­­ der Tagespolitik. Dasselbe Streben hat auch mich geleitet, denn meiner Ansicht nach ist die Bertraftungsreform eine Frage von viel zu großer Tragweite, ala Daß man bei, deren Beurteilung den­­ Tagesereignissen und Augenblicksimpressionen entscheiden­­den Einfluß gestatten dürfte. Andrasfy gibt js als ein begeisterter Bejchtiger der Autonomie, dadurch er, den Anscein. exr­webt, als ob ich die Not « · Unentbehrlichkeit der Selbstverwaltmi Diese Annahme besteht Indes nicht da nomleinlpiemendex Stutzper ex der gesellschaftlichen «zzmhett und des burgerlichen Fortschritte-werte sogegen Ichaberstellung N­ahm das­ warenda unter dem Namen .Autonomie s1ch verbergenden Bestrebungen diememner Meinung nach dem Wesen und den Ausgaben des modernen Staates widersprechen das rechte Geltend­machung des einheitlichen Staatswillens von dem auto­­­­nomen Willen der Teile, von deren Genehmigung‘ ab­­hängig machen. Solle ich einerseits mich Dagegen aus­­­gesprochen habe, daß die staatliche Allgewalt das ganze Gebiet des öffentlichen Lebens absorbiere, und dadurch die­­ Gesellschaft , gleichsam ; unter ihre ne telle, ebenso und ich andererseits wieder für notwendig, daß innerhalb­­ des , dem Staate zusommenden Regierungs­­" wirfungssteifes das Imperium , nach Mögligk­eit geschmälert zur Geltung komme, wenn ich also jenen gegenüber, die mit heute neg “in­ dep, tern räbinter "den Komitate, die Haupte fählichste Bürgschaft unserer Berfafjung e­rbliden, den Grundmaß verkündet habe, daß seit der Einführung der parlamentarischen Regierungsform die Bürgschaft unserer , Betfaffung in erster Reihe in der Kraft des ungarischen Estaates, beziehungsweise in dem den nationalen Willen ausdrü­denden Parlament zu suchen. jet, so habe ic hiemit „nicht gegen die Freiheit der Gesellschaft Stellung genommen, sondern vielmehr gegen die Auffassung, die auch heute noch die Rechte der Nation von der Suaft des Staates gefähret sieht. Ich habe diese Auffassung einen Anachronismus genannt, weil ich es in der Tat für einen Anachronismus halte, wenn eine staatsbildende Nation die höchste Verkörperung ihrer rationalen Existenz und Kraft mit Miktrauen begleitet. Demgegenüber behauptet Andesfjy, daß auch bei uns das Recht auf Widerstand nicht deu­ted, verfolge, die totalen Behörden über das G­efeb au­f­stellen, sondern as­­tell den, die ‚Wirt­samkeit des Gefebes zu sichern. An die neue Ver­­­waltun­gsreform muß aber‘ dem med dienen, die Herr­scaft des Gefebes sicherzustellen und "die Martenvilítät zu mäßigen. Das, was ich vorgebracht habe, könnte nach alledem nur dann als Argument gegen eine breitere Autonomie dienen, wenn ich unter Staat die Regierung verstände, wenn­­ ich in dem Regierungswillen jenes summum jus. erblidte, daß unbedingt wirksam werden muß. Daß Die Begriffe ey und Regierung ji nicht decken, daß der Staat als Organismus weit mehr be­­deutet als jedes seiner einzelnen Organe­n für No, das bedarf wirklich nicht der näheren Begründung. Die Ein­­heit des Staatsorganismus widerspricht­­ den Nifus, die Regierung dem Staate gegenüberzustellen. Seiner Organen gegenüber kann der Staat niemals eine dritte (fremde) Person sein, im­ Gegenteil, der Staat kommt in der Zuständigkeit der Organe zum Ausdruch. Indem ich also von der Wirksamk­eit der ausübenden Gewalt des Staates spreche und den Teilen gegenüber auf die dem Ganzen zustehende Oberhoheit verw­eite, tt es zweifellos, daß ich hier unter Imperium Die von der Regierung das heißt jene Gewalt verstehe, Die der Staatsregierung in der Verwaltung zusteht. Dieser meiner Auffassung gegenüber betont Andrasiy Die Ge­fahren einer Supertrophie Der Crefativ gemalt und weist mit unzweifelhaften Scharfsinn, ‚auf jene Mißstände hin, die mit dem übertriebenen Zentralismus zusammenhängen. Andräfig hat ‚darin gewiß recht, daß die moderne Entwicklung mit, der Theorie von­ der Mitnaht der Re­­gierung im Gegenjaß steht und Dap die Teilnahme der unabhängigen Elemente der­ Gesellschaft an der Bernwal­­­tung immer mehr Raum gewinnt. 34 habe niemals das­­ Gegenteil behauptet. Aber ich habe die Behauptung auf­gestellt, daß Die moderne Entwicklung des Staates der ländischen Auffassung widerspricht, die doch­ eine Atomi­sierung des staatlichen Imperiums die Möglichkeit der einheiikäen Wirksamkeit des Staatswillens organisch­­ gez­fährdet, Ich habe behauptet, . Daß das Neffen Der Komitate heute auch deshalb nicht mehr als die höchste Bürgschaft unserer Verfassung , betrachtet werden kann, weil die Stodung der, durch­ die Nomitate vermittelten Verwaltung in erster Reihe, zu­­ einer Schädigung der Nation. Führen­­ würde, ohne, daß sie als politis­he Waffe ernste, Erfolge aufgreifen könnte. Damit im Zusammen­­hange. verwies ich, auf die Erfahrungen, der Jahre 19051909. Bei diesem Punkt nun erhebt a gegen mich den Vorwurf, daß ich einseitig bloß die Ab­­hängigkeit der Gesellschaft unter das Seziermesser ge­nommen und nicht in Betracht gezogen hätte, daßı im diesem Kampf aich die Regierung viele Wunden erhalten habe. Es ist nicht zu leugnen, daß Die Lage der Regie­­rung den resultierenden Stomitaten gegenüber sch­wierig war und das mit der Verschärfung des Widerstandes auch die Regierung zu solchen Mahregen greifen mußte, die ihre Unvolkstümlichkeit noch steigerten. Aber meiner Ansicht nach schlug der Kampf dennoch, für die Komitate , ungünstiger, aus, w­eil sie einem energischeren­­ Auftreten der Regierung gegen­über nach instande taten, die Fa der Nefizienz zu steigern. Noch vor dem im­me­r 1906 erfolgten Austandekommen des Battes mit der & war das Beamtenforo der Stomitate und seine Stelle hatten andere eingenommen, die, am Kommandowort des Obergespans und zum Schaden­­ Komitatsautonomie die Versehung der Te­e­geschäfte übernahmen. Gegenüber diesen Maßnahmen der Regierung erwiesen sich die Komitate ohnmächtig, un wenn Die Gesellschaft die „Irabanten“ auch Ed jo war sie dennoch gezwungen, damit zu weh­ren, da sie bei der Besorgung ihrer verschiedenen An­­legeweite auf deren Unterstüung angewiesen sein oles.­­ 'Was aber das Zustandekommen des April­friedens betrifft, so teile auch ich die Ansicht Andrásiya; bab wor diesem Kompromiß auch der von Den Komitaten jene Widerstand zum Ausdruck gelangte. Aber meinen. Erachtens bloß in seiner „negativen édemes s“ , das heißt in seiner Erfolglosigkeit Denn von alledem, t wofür der von den SKomitaten unterstüßte nati Kampf im Wesen eintrat, hat ja der her gar nicht eingelöst. Die Ernennung der parlamentarischen Regie­­rung aber­­ bedeutete für sich allein bloß eine, „restitutio in integrum“, deren Möglichkeit in der Minute eintrat, als "die­ "patriotische, von der großen Mehrheit der Nation gebilligte Einsicht der Führer Die DEN re gr feierlicheren Lösung des Konflikts gezeitigt "hatte, es wäre gewiß seither manches anders gekommen, we die Nation die Lehren des Paktes vom April 1906 ‘bes­chächtiger entrogen und wenn sie bei der Feststellung der Resultate des von den Komitaten betriebenen nationalen Kampfes immer die nötige Objektivität beobachtet hätte. Andrafig erblicht übrigens gegen­­ die Wiedergriffe RE Negierung in erster Reihe im­ gerichtlichen Chub A wirffame. Remedium, und hiermn it niemand fompetentet als ‘er, der doch die ‚Schaffung des 6.A,. IX: 101: an Die praktische Wirfsamkeit "dieses Prinzips sicher­gestellt hat. Die große Bedeutung, den“ be­hasfungsrechtlichen Wert dieses Gefeges wird niemand in Zweifel ziehen, wie auch ıdh jietS betont Habe, daß man euch im Falle der Erweu­ttung der Beamten fr die 4. Chaffung eines solchen Digans sorgen m­üsse, das die Geltendmachun­g des Leichtwerderechtes zu jeder Zeit möglich. und für Die Komitate wirkjan in sdch gaube auch daß bei der Restindee Verwan­tung in det emcuodet andetenzzorm sich gewiß Modaitat das uxwud finden lassen daß det versas ums­ me Beruf der Kom­tate bei dIeerOrage » ne » schmale umaouer leiden braucht Haststellterzøråe­­rung, an der die Nation festhalten muß. Mit der Er­de der Beamten wird die Exekutivgestalt des Staa­tsverfellos zunehmen, ich exblide aber hierin int Gegen. m zu Andean­y eine Gefahr. Amdrássy anerkennt übre­gens bei der Analyse des gegenwärtigen Systems selbst, daß unsere Autonomie heute nur mehr dem NmennaØj besteht daß namentlich Unsere Beamtenschaft trotzdem en ihre, Wandate Date Durch Wahl erhält, dennoch gegenüber der.­­ | ausgeübte Gewalt, ‚uns: | — «7. A­N LA a ő A , Es Feuilleton, Ueber Ruinen. — Das Haus der Piaristen wird abgetragen. — Bon Borzó. Neue Ruinen. Künstliche Ruinen, nicht von Dem­ bekannten eisernen Zahn der Zeit vermundet, sondern vom der gierigen Cpibshade der Gegenwart zu dem Edgutthaufen‘ der Vergangenheit geworfen, jener Ver­­gangenheit liebevollen Angedenkens, in der wir uns noch auf der Weiten Ebene behaglich­­ taten und noch nicht in jenen engen Schacjt strebten, wm. in einem Zim­­mer genannten Käfig drängend und drüdend das auf­zufinden, was der Dichter ein füßes Heim zu nennen liebt. Unsere rasch emporstrebende Hauptstadt ist heute ein Mischbild von, Aufbau und Niederriß. Wir aber bleiben sinnend, stehen, Entschwundenen, dann vor dem­ Neuen. Dem Entschwundenen Jawohl Bonsolchetql­t ist der stamm­ge mit warmengeschmückte alte Palatdoxt aus dem emnsngen Stadthausplatz dem noch d­er Ingeren Treiheits­­platz,wo jeckzt das Ordenshaus der frommen Vener ab­­getragen wird, mit gangbarerem Wort: das Haus Der Biaristen. Bares, Újváry, Szepejiy, Schirfhuber, Cserbay, Horväth, Kepler, Sunse, Hanát, Sümeghy, Ederer, Somhegyi-Schröd. Borher rufe ich mit diesem Hinkenden Distikon die Namen unserer damaligen Lehrer in meine Erinnerung ‚zuwend. In Den­­ Reihen der patriotisch gesinnten Duden später tauchte so mancher seinen­ uralten deutschen oder slavischen Namen auf einen ungarischen ein. Das tat, auch Kranz Schröd, der noch in unseren Zeiten Sonthegys wurde. Er war, uns allen der Liebste, ein temperamentvoller, , beredsamer, Sch­wungvoller liberaler " Bjaffe, Der ein Yah später Die Gefoligte "Der Französi­­schen Revolution fraürich in Die Saaläite unserer Ver­dämmerung jener bewußten Freiheit, von deren Ruf es schon in der ganzen Stadt junmte? Begeistert, wollten wir zu den Waffen” greifen, um aus dem Diner Zeughaufe des Taiserlinen militärischen Gouverneurs Baron Lederer Iovenen ı Freiheitskampfes einschaltete. Bielen. von uns floß während seines V­ortrages die Träne. Vielleicht sogar auch dem vortragenden hochinwürdigen Herrn Rrofessor. Dazu war seinerzeit eine gute Dosis - Tapferkeit vonnöten, wenn wie bedenken, daß wir bis über die Ohren in Bad und Thun taken, was gleichbedeutend war m­it Reaktion und Kamarilla. Doc freilich bin ich ja nech Diesseits jener Epoche. Borderhand will ih­­r jn Stätte unseres jugendlichen Tollens Unfhan halten. "Unsere Slate, Die fünfte, „Die Rhetorik“, war in dem Edsaal, der auf die Steidergasse mündet. Die beiden Eden wurden von Erbauer des breiten, großen Ge­bäudes zu einer Art von Donjon, einen Basteiturm m­it Eifer, geformt. Wir schauten aus dem Fenster des nach Westen bildenden T­reimmes herab, als plößlich Bat­ie bleierne Wolle eines Barfrühlings schüttelte feinen schneeigen Regen auf das Menschengewimmel. Die es tun konnten, begeisterten sich unter einem Schiene. Ein junger Mann, fast noch ein Milchgesicht, auf seinen roten Boden spießte damals der erjte Flaum, fegte mit einer einzigen Bewegung vom Obstpult der zu­­nächstt hobenden Frau „Mahm“ die sorgfältig in Häufchen geordneten roten Aepfe u­nd die von Borjahr gebliebenen, ihr angejahrten rungeligen Bitten... Und er sprang auf den „Stand“ — so wurde damals auf gut Ungarisch das Bett des Obsthändlers genannt — und deklamierte mäch­­tig schmetternd, seinen Arm drohend gegen Ofen schüttelnd, daß Dieses Elsenzufen keinen Pfifferling wert sei, sondern es gelte sich Speere und Langen verschaffen und Slinte und Säbel dazu und damit Oesterreich niederhauen. Im­ Arsenal auf­ dem Naradeplah gibt es deren „gerung“. Su, unseren vierzehnjährigen Seelen erblühte­­ eine große Stüchefigkeit, Gelt, das i­ Die vielerwähnte Morgen, Lanzen, Slimten und die zur vollkommenen Errung zum der Freiheit , tauglichen übrigen Baffen zu holen. oe gar bald jagte man uns nach Hause, denn zivischen uns trat Stepanet, Internist des Gymnasiums, braver Jun” Hovalijche, der uns spierte nad, ob wir nicht Spagier eh­ch, se i­­t feine Zigarren Br­and in jet "Saferkähle nir meinen ie Bene mit einer Zigarre beitadh. . Die Prophezeiung­ der hochwürdigen Bäter- Beinabi heftete sich an diesem Jungen. „Dieser Chlapez kämpft. sich, noch zum Haushören hinauf.“ Wie er ja in der Tat, dem­ aneifernden NE der hoch­würdigen Väter­­ folgend, seinen Namen auf Kazot (Kämpfer) veränderte und HL’BEE. Rottenhilfergafte als dreistochoher SEEN seine Pladi­zi­­smdertage beendete. Von meinen Kommilitonen­­ bei uagls viele Lander, ja sogar Weltberühmtheiten. li« ersteinenneuljeienschlankem schon mnarm­­baren JunalIng,der bereits mit der Zier eme Svollen- Ratte-Im-senielleberlezenhett suhlen laßt Wie demx;« nichts konnte er sich­ doch schon eitlesl BesItzes brusten,.s der mip allen noch vorenthalten war Lijvar Horwed. gewesen,ein Freihettpheld Alsemounge von kaUUL fünfzehn Jahren war er unter die Soldaten gegangen und bei ‚Siabeg verk­undet worden, auf­ dem Hügel, KR , ‘so viele im euer ‘der österreichischen Geiwehre nieder­brachen. Um uns windige Knirpfe Fuammierte er ha­­gar, und es fehlte da wahrhaftig nicht viel, und al hätten zu den Waffen, gegriffen, wenn : unser , ‚Hüter Stepanek uns nicht nach Haufe jagt, fünfzehn wate vor den gegen die Osfrrteicher­er Auffen:­en ag­erst über dem­ ungewohntes Glienschreien zu. uns heraufbraufte 1­7­2­­­­5

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