Pester Lloyd, März 1914 (Jahrgang 61, nr. 52-64)

1914-03-01 / nr. 52

««Wcuommev.ls’tksmzkiks,uzl sämtlichen ausländischen ungew “­and.‘ Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfrma Saarbach, News Exchange in Mainz. MORGENBLATT Budapest, Sonntag, 1. März 1914 Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Hel­­ler, in der Provinz 14 Heller. t1 im Budapest 6 Heller, in der ta­kierte Briefe werden nicht Be 5% 61. Iahramıg. + . .« 7 |­1. 7) lu hama Sudapel, 28. Februar. Mach dem­­ heutiger Votum­ des Magnatenhauses fan die Wahlkreisvorlage füglich schon als Geseß am gesprochen werden; denn. Daß dem überemtiimenden Beichluffe Der beiden Häuser des Reichstages Die Sanf­­tion: Der­ Krone nicht vorenthalten bleiben wird, kann mit­ absoluter Gewißheit angenommen, werden. zalt in der gleichen Stunde,­­ da Diese­­ wichtige legislatorische Shöpfung dur; die Netorte der ersten Kammer ging, veröffentlichte Graf Julius Andrassy einen Artikel, der die Vorlage nachträglich einer übenden Kritik unterzieht. Mit strengem Stift rechnet Graf Andrasfy der­ Regierung nach, wie das ziffermäßige Ergebnis­­ dieser Wahlkreis­­einteilung si­e für das Ungartum stellen wird. Sein Urteil it absprechend. Er findet, das ungarische Elem­ent werde unter der Herrschaft Dieses Gesebes ein erheblich Zeit seiner Machtstellung im Parlament, vielleicht, Diese­anze Machtstellung selbst, einbüßen. Den Ziffernkolonnen, ie Graf Andrassy wie Heeressäulen, die zur Bernich­­tung, seiner­ Gegner kommandiert sind, aufmarschieren läßt, gehen wir nicht nach. Wir nehmen an, daß alles in seiner Berechnung kappt. Daß unter dem Regime des neuen Wahlrecht das Ungartum in der Tat so schlecht abschneiden wird, wie der Kaffandraruf des Grafen Anz­­­brásjy es dem Lande weissagt." Daß selbst, int aller­­günstigsten Sal, wenn nämlich in Hinkunft eine um­ nariihnationale Partei, die absolute Mehrheit in Abge­­ordnetenhause erlangen könnte, den 239 Stim­men dieser , Mehrheitspartei 144 rumänisch-slavische, und 94 ungarische oppositionelle gegenüberstehen­ wilden, so daß selbst in diesem gü­nstigsten aller‘ denkbaren Fälle, innerhalb der Opposition die­ führende Rolle, und die Uebermacht den Netion­alitäten ‚zufiele.. So richtiger D diese Kalkulation it, desto der untender muß ‚das ‚Urteil aller, vernünftig und patriotisch, Denkenden über­ das­ derzeitige Gebaren­ der­ ungariichen Opposition ausfallen. Ehe wie, daran, gehen, die hömus von demjenigen, des Ungartums abzuschreiben; er geht noch weiter und schlägt die Sozialistenpartei schlant­­weg der antinationalen Minderheit, also­ den Nationali­­tätenblod, zu. Dem muß auf einer Seite widersprochen erden, und auf anderer Seite, darf man ich) darüber höchlichst v­erwumdern. Der Widerspruch­* stüst fid). auf die­ empirischen D Tatsachen, die, das­­­ po­­litische Verhalten der Sozialdemokratie in Oesterreich seit ihren Einzüge im Parlament bieten. SIenseits der Leitha ist die Sozialistenfraktion in allen nichtnationalen Fragen einheitlich, in nationalen Fragen jedoch marschie­­ren ihre Mitglieder getrennt und schließen sich in Lebens­­fragen ihres W­ch­stums sehr häufig ihren Boltsgenossen an..­­ 63. ist salso offenbar unangebracht, bei. uns. vorweg anzunehmen,. Daß die ungarischen Cogialisten. auch. in nationalen Fragen. fi mit Haut und Haaren Dent Natio­­nalitätenblod verschreiben, ohne. eigenen: Willen. int: Kiek wahrer. des leßteren regeln. werden. Wen wir nun. darin dem Grafen Andrássy widersprechen, so können wir unsere Beri­umderung Darüber nicht unterdrücken, Daß Dieser illustre Führer der gegenwärtigen Opposition es, so lange mit seinen oppositionellen Freunden gehalten­­ hat, die bis in die jüngste Zeit jahraus,­ fahren um die Sunit “der­­ Sozialisten, gebuhlt, von­­ diesen den Eukturs ‚der­ Straße erbettelt, auf den Tribünen zahl­­reicher Volksversammmlungen mit den Sozialistenführern fraternisiert amtl­iche Wahlrechtselaborat, auf das sie sich feierlich festlegten, in "Webereinstimmung, mit­ der sozial­­demokratischen, Partei ausgearbeitet, mithin dabei sicherlich die Minimalwünsche. der­ lebteren berücsichtigt haben? Wenn Graf Mapraffy Die Mederzeugung Hat, daß die Sozialisten im­ ‚Zukunftsparlament mit den Mar­tionalitäten . marschieren , werden, warum Hat­ er es, geduldet, Daß, seine Freunde und. Gesinnungs­­genossen.. denjenigen­­, ostentativ in Die Hände gearbeitet ‘haben, die, er ‚heute ‚den­­ Senden der Nation beriecnet? Warum­ hat er gegen ‚diese V­erbrilderu­ng nicht ‚protestiert? Und i­enn sein: Proteit unberücsichtigt blieb, . wie: Tomte Leute nicht im­ Stiche zu affen? Wir wiederholen, nicht wir sind es, Die den zukünftigen sozialistischen. Algenrd­­eine ‚prinzipiell: ankillationale Haltung ‘zumuten. Es it vielmehr ı unsere , unerfchü­tterliche Meberzeugung, " dak der Nationalitätenblod in Fragen, Die nicht mit den Interessen der Arbeiterklasse , zusammenhängen, , und nam­entlic) in seinen­ Bestrebungen, „den nationalen Cha­­rakter des Einheitsstaates abzubauen, sie vergebens um die B­artenhilfe der Sozialisten bewerben werde. Aber daß, ras Andrassy, von dem es sich jebt herausstellt,. Dab­er ex seinem­ nationalen Gewissen das Opfer abtingen. Diese sinnungsgenossen erfahren hat,dass sei hiemit tiefer gehängt und der Verblüffung der­ öffentlichen Meinung preisgegeben­ ha « . Was man die Prognose betrifft, daß im Zukunftss­parlament selbst im allergünstigsten Falle ein und hun­dertfünfzigköpfiger Nationalitätenblod dem auf die Fahne des Nationalstaates eingeschworenen ungarisch-deutschen Bündnisse ‚gegenüberstehen­­ werden, so versagen wir es uns, an der Rechenfrist zu mäfeln, die dieses Ergebnis herausgebracht hat. Es sei, wie Graf Andrássy fi) Die Sache berechnet hat. Was ergibt fs nun Maraus, mit zipingender. Logit? Wohl mir das eine, daß der nation­­ale Selbsterhaltungstrieb des Ungartums die Opposition schon länalt hätte veranlassen sollen, den Wen "zu ver­lassen, den sie bisher gegangen At, und eine andere Bahn einzuschlagen,­­ die Bahn, Die die Möglichkeit eines zukünftigen Zusammenwirkens aller ungarischen Parteien schafft, um, wenn es Angriffe eines so starken, Gegners gegen die nationalen Attribute des Staates abzumehren gilt, doch solchen Zusammenschluf) Die­ drohende Gefah erfolgreich bergh­ören zu künnen. In den Berechnunge des Grafen Andrássy figuriert: ala: der günstigste 3 der, daß eine ungarisch nationale Partei mit 239 EG­­men noch ‚die absolute Mehrheit in Parlament 9 wird. Dieser für das Ungartum glücklichste Fall - das nicht bezeichnend und vielsagend? — imäre, de günstigste Für. die: ungarische. Opposition, die: ch bloß auf.92 Stimmen gebracht haben wirde, dieses A Zukunftsbild nicht Die ‚patriotischen Gewissen die Pflicht, ‚beizeiten auf Die künftigen Kämpfe be zu sein, in­ denen Die­ nationalen Güter die Gefahr: «= fen werden, von der schwungvollen , Unerbittlichkeit Des Nationalitätenblods über den Haufen geramnt zu zers­chen? Di­ Dieser Ausblick in die Zukunft für Die Oppos­­ition wicht. Grund genug, von einer Bostis abzuschwens« fen, die­ den ‚Graben, der sie von der Mehrheit trennt, zu einem Abgrund vertieft und geweitet hat, und: Darauf hinzuarbeiten, daß die hochlodernde Flamme des Halses erltscht, die­ Leidenschaften fi; abkühlen und der Gedanke eines Tünstigen­ Zusammenwirtens mit den heutigen Gegnern aufhört... an ein­ moralischy unüberwindliches Hindernis weh zu sein? .­Wahrlich, je Schwieriger die Berrananiife sind, von denen der prophetische Blid 003 Grafen Andrasiy Die Fünfzige­ Machtstellung des Ungar­tums im Parlament bedrägt sieht, Dello, wahnlvisigen mutet die von ihn gebilligte und untersu­chte Oppositions­­politik an, die auf die­ Aufpigung der Gegenfüße inner­halb des Ungartums, auf die Beschärfung der bestehen­­den BZeinwürfnisse hinarbeitet. Wenn der Nationalität en» blöd kommt, wenn er so satt sein wird, wie ihn Graf Andrási berechnet, wenn ihm auch noch Die Sozialisten sind, dam­it es eine nationale Ges des Zeus Olympios beizuzählen d netei Feuilleton. Akropolis. Von Borze­ Ms Magnus van Beclem, der Haarlemer Baumeister, zum erstenmal­ das Wunder des Dogenpalastes erblicte, rief er mit tiefer Mcberzeugung aus: , Aber h­er dies er­baut­ hat:" Der war ja betrunken, als er es entwarf! Denn mit reinem Kopf, faut man, so etwas, nicht ersin­­nen. Kurze, schlanke Säulen mit Dem­ Gewicht des­ unge­­­­heuren Oberbaus belasten: das ist erhabener Wahnsinn, er stühndet, eine wunderbare Harmonie des Maß Iojens ® .Die Akropoli-s­ aber,die als Fru­cht vonI Perikles’ berauschend­er Redekunst erstand,i«st.einleuchtendes Meisterwerk der Architektur. . Die ohnehin­ feurige geiechtische Seele wurde durch " Diese aufreizende Rede auf den hökgsten Siedepunkt ästhe­­‚tier D Begeisterung getrieben. Nur dieser Verkünder der siegheften ‚Gewalt, des üppigen Neichtums, des abgeflär­­ten Geschmads, der Schwärmerischen Baterlandgliede, der Kraft, Die nach, Dem eigenen Bilde Götter formt, Dieser­­ große Sohn Griechenlands, konnte die Akropolis‘ ver­­wirklichen. Ich zitterte förmlischt v­or dem ersten Eindruck des­­ Bi­ldes,das ich erblicken sollt­e.Ich fü­rchtete dienxzauber deerrgangenheit für mein töricchstes Herz Denn als mir zwischen den Sandhügeln von­ Eleus ist plötzlich.der hohe,heilige Gip­fel,Athetis glorreicher«este,entgegen­­stasrrte,«fühltcdchihiittcvnteitseits Rippekkeinst­urkrä- PocheuxDmm hob-fisc-fichini immer 1vrcisclndc11 Silhouetten v­on«d«em hinter ihr strahlenden weib dic11- blauen Hu­mmel ab,je nachdem,ob das Par«d­­enou,«das Wthero11.od­er die Propyläen in den Vordergrund traten.. «Ziwisichen"staubbedecktem,verw­ ildertem G­estrüpp,zwi­­s J·ch­en Unkraut Und Geröll vorwärtsstolpernd und gegen» die auf mich eindringenden Ansichtskartellverkäuffer und Dedselige­r Fremdenführer ankämpfendis,erreichte ichcticdslichs ,die Höh­e«der Akropoli­s.Ichi lehnte mich an eine sch­­anke Säule destrthenon Ein in Athen wothecher deutsch­er Gelehrter­ findet, daß, eigentlich Der gegenüberliegende tragenden Haube, die entzüdendste Aussicht über Die Um­gebung bewährt Natürlich Habe ich ihn nicht bestiegen, und zuvar Dant jener olympischen Trägheit, Die mir Die griechisschen Götter zum Lohn­ für meine Treue ver­­liehen haben, Nein, nein! Obgleich ich Das Summen der­ Bienen auf­ dem nahen Hymattos förmlich zu hören glaubte und mich der bunte Teppich Dev­ Berghalde erfreute. Ich be­gnügte mich später mit Dent duftenden Erzeugnis ihres Reißes, das­s wir abwechselnd mit der Spezialität englis­­cher Konservenfabriken, den „Jam“, auf Die mit Fui­cher Ziegenbutter beschmierten Schnitten eines aus ungarischen Mehl rotbraum gebadenen griechiischen Wedens strichen. Mag man von Der­ Afropolis auch. Seine erhabene Aussicht­­ genießen: ihre herrliche Wirkung bleibt, von ihrer Eaffischen Schönheit verliert sie Dadurch nichts. Wak­wit, der Berliner Gelehrte, Der mit uns zusammen zur hoh­en Nike emporflehte, gedachte Der heidnischen Tempel, die er im Vorjahre gesehen hatte, und der Ruinen: Des javanischen Brambanon, die ohne die tropische Vegetation nicht halb so hinreifend wären. Was wären, so meinte es, Die stillen Tempel des Gottes Niki, ohne Das feiert die Dilicht ihrer Kryptomerien, was der­ große Buddha von Kamasıra ohne das blaue Wasser­ der japanischen See? Auch die Gebäude des alten Byzanz wirken nur in ihrer märchenhaften­­ Umgebung, auf der Höhe von Stambul, macht auch nur die ungewöhnliche Lage Die Suleiman-Moschee so anziehend und auch der Turm von Galata wäre nichts anderes, als ein plumper Steingabe ohne Das Profil des Häufermeeres von Galata. Die Akropolis bedarf keines solchen Nahhamens, sie braucht feine Resonanz, damit die Töne ihrer Harmonie mit vollen Klängen in unsere Seele Fluten. Die Akropolis it wie ein großer Mensch, am alferstärksten ganz allein. Ueber der Landschaft von Attila liegt Stille­­ Däm­­­merung. Hinter den Bergen von Salami hängt der Sonnenuntergang purpurnflammende Vorhänge über Die Szenerie, auf deren Bühne Zeit, ein spätes­­ Geschlecht, uns jeufzend entgchhwundener­ Zeiten erinnern. Ich komm­en aus dem StadioI­,aus­ der prächtigen Festhalle,d­ie ein im Ausland reichs gewordenernerk girieichisscher sjitzender Hauptstadt seines Landes zums Kofabettot, Dieser Berg mit der Auftig zum­ Himmel Geldent gemarht hat, Mein Weg führt mich am­ QTempel oberen Teil des Parthenon. Das tote Gold der fintende We atta rauhen, pentheliischen Säulen. hl Und in meiner Geele erheben­ sich die großen Gere Italten meiner » Genmasialzeit: Miitindes, Kenustotfes, z. Aristides, Leonidas, Verikles; und Die uns ‚so gequält haben: Mischylos und Sophokles, diese ehredtichen alten Herren, blichen von den Stufen des Theaters auf und herab, und dort, westlich von der Ktropolis, von Dome des Rııyr, Demosthenes, der alte Demagoga Die Bewunderung für das alte Hellas führte mich so weit, Daß, neben der Anbetung ein ü­ppig, verzierte lernn­agyarischer Fluch aus meinem Herzen , herort und zwar an die Adresse Seiner Exzellenz, Lord §, der, trinken, von Zauber der ungeheuren Anbetung für die­ Antike, sich nicht genierte, von den Ornan­enten b PHidias auf der Akropolis alles, was seinen faden Geschmach entsprach, abzubrechen, ausz herauszustem­men, um es zu­m­hilf in jene kalte Heimat zu schaffen. Hier haben wir ı­ntauerstürmenden­ Kulturvandalen. Ich habe panischen Marmorstück gesehen; sie frieren ins Museum, An dem Tage, an dem­ ich .Diese vor mir Revue passieren ließ, kamnen um die­­ zwei Arbeiter in blauer Bluse und hoben di Gestalt: der Dreieinigen: Hindugottheit, Brah und, VBnichnu,­­auf eine Art Sänfte. Sie hobe staubten sie vorsüchtig ab, decken sie sorgfältig zu, fingen­ sie in die Reparaturwerkstätte. Dawohlt bisher sind weder Die Götter, noch die W Arbeiter zu geehrt. Nun,ichi hätte nicht übel Luft,die dorthin jenen ZierdenIder­ Akropolis ebenfal­ls wegzufijf zu uns,wo die Sonne ja doch schöner bexustet ,die Götzens ebenfalls bewundert und wo di,«­­ja auch nicht scharfsichtigxerfind. A Wie der­ Gelehrte Vakivib, Harfe an Sternen des Baedelers geführten fremde --' ya

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